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Jugendliebe 2.0

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Wie war sie so schnell an der Tür? Sie muss irgendwie darauf aufmerksam geworden sein, dass wir kommen. Die Frau kann unmöglich an der Tür gewartet haben, dass jemand kommt. Ich vermute, dass mit dem Öffnen des Gitters ein Signalton im Haus ertönt.

„Hast du Hunger?", will Gerry wissen.

„Ja schon, aber mich würde doch zuerst die Wohnung interessieren."

„Du bist neugierig, na gut. Dann schauen wir uns zuerst die Wohnung an", wendet er sich an die Haushälterin.

„Wie Sie wünschen."

„Komm, dann wollen wir!"

Er geht voraus auf eine Tür im Eingangsbereich zu und öffnet sie. Dahinter führt eine Treppe nach unten. Den Koffer hat er einfach neben der Eingangstür stehen lassen.

„Du kannst diese Tür auch absperren, wie ich dir schon gesagt habe", informiert er mich. Dabei deutet er auf den Schlüssel, der innen steckt.

„Ich glaube nicht, dass das nötig ist."

Ich folge ihm die Treppe nach unten und wir erreichen einen Vorraum. Er ist überraschend groß, hat aber kein Tageslicht. Von hier gehen vier Türen ab. Eine moderne Lampe erhellt den Raum. Sie muss mit einem Bewegungsmelder gekoppelt sein. Wie praktisch!

„Schauen wir uns zuerst das Wohnzimmer an", schlägt er vor. „Die Wohnung verfügt über ein Bad, ein Wohnzimmer und zwei Schlafräume. Eines davon kannst du natürlich auch als Arbeitszimmer oder was auch immer nutzen."

Er dreht sich um und öffnet eine der Türen. Wir betreten ein großes, gemütlich eingerichtetes Wohnzimmer mit einer riesigen Fensterfront. Die Aussicht ist unglaublich schön. Gerry geht auf die Scheiben zu und schiebt einen großen Teil davon zur Seite. Damit öffnet sich der Raum nach draußen.

„Du hast eine Vorliebe für große Glasfronten", stelle ich fest.

„Warum?"

„Im Büro und nun auch hier. Die Räume, die du mir bisher gezeigt hast, sind alle mit herrlichem Blick ins Freie"

„Dann solltest du mein Haus anschauen", grinst er. „Gefallen dir Fensterfronten nicht?"

„Doch, doch, sie sind alle atemberaubend. Immer anders aber immer schön."

„Wie meinst du anders?"

„Im Büro hat man einen einmaligen Blick über die Stadt und hier liegt einem die Natur zu Füßen."

„Ich mag es, wenn ich mit der Außenwelt optisch verbunden bin", meint er. „Wie gefällt dir das Wohnzimmer?"

Ich lasse meinen Blick schweifen. Das Wohnzimmer ist geräumig, hat einen Kamin aus Sandstein und davor steht eine riesige Couch. Es fehlt eigentlich nur noch das Bärenfell, um dem Klischee zu entsprechen. An einer Seitenwand hängen mehrere Schränke und Regale. Diese bieten sicher ausreichend Platz für alles, was man in einem Wohnzimmer unterbringen will. Trotzdem wirkt alles so leicht und fügt sich irrsinnig gut in den Raum ein. Vermutlich liegt es auch daran, dass die gesamte Einrichtung in den Farben des Sandsteins gehalten ist. Alles andere ist weiß und der Boden besteht aus Terrakottaplatten.

„Sehr schön. Auch die Einrichtung gefällt mir."

„Du kannst gerne alles ändern. Da hast du völlig freie Hand", bietet er an. „Komm weiter."

Die Küche ist eher ein großer Koch-Ess-Bereich. Sie ist modern und unglaublich schick eingerichtet. Am Tisch finden locker acht Personen Platz. Das ist viel mehr, als ich jemals brauchen werde. Auch die Kücheneinrichtung selbst ist ein Traum. Sie entspricht genau meinem Geschmack und verfügt über alles, was man sich nur wünschen kann.

Gerry führt mich weiter ins Bad, das mehr Luxus bietet, als ich mir jemals erträumt hätte. Neben einem Doppelwaschbecken beeindruckt mich die riesige freistehende Wanne. Darin haben locker drei Leute Platz. Auch die übergroße Dusche ist ganz nach meinem Geschmack. In einem Nebenbereich ist sogar eine Sauna mit allem, was dazu gehört, geschickt ins Bad integriert.

Die Schlafzimmer sind geräumig und schön eingerichtet. Auch hier sind die Möbel modern. Sie gefallen mir.

„Die Wohnung ist wunderschön. Sie ist aber ein wenig groß für mich."

„Warum?"

„Ich brauche nicht so viel Platz und außerdem muss ich das ja auch allee sauber halten."

„Daran habe ich allerdings nicht gedacht. Dabei könnte dir sicher Isabella zur Hand gehen, wenn du das möchtest."

Er wirkt überrascht. Natürlich hat er nicht daran gedacht, dass man diese Räume auch putzen muss und, dass so etwas Zeit braucht. Er hat schließlich eine Haushälterin, die ihm sogar kocht.

„Ich hätte eine andere Idee", meint er plötzlich. „Komm mit!"

Er geht wieder zurück nach oben. In der Eingangshalle steht noch immer mein Koffer. Er lässt ihn aber auch dieses Mal einfach stehen und geht daran vorbei auf eine breite Treppe zu, die in den ersten Stock führt.

„Du könntest in einem der Gästezimmer wohnen und die Räume unten mitnutzen. Dann hast du den Vorteil, dass dich Isabella bekocht und dein Zimmer aufräumt. Du brauchst dich um nichts mehr zu kümmern."

„Das ist jetzt nicht dein Ernst!"

Er bleibt vor einer Tür abrupt stehen und schaut mich irritiert an. Er checkt nicht, was ich damit sagen will. Das kann ich überdeutlich an seinem Blick erkennen.

„Das wäre doch die ideale Lösung. Aber, wenn du nicht willst, kannst du dich gerne anders entscheiden. Ich möchte dir nur alle Möglichkeiten, die in Frage kommen, zeigen. Auswählen kannst du dann natürlich ganz frei nach deinen Vorstellungen und Vorlieben."

„Es ist schon ausgesprochen lieb von dir, dass ich die Einliegerwohnung haben kann. Das ist viel, viel mehr, als ich jemals erhofft habe. Allerdings müssen wir über die Miete reden."

„Miete brauchst du nicht zahlen. Die Wohnung steht doch sowieso leer", antwortet er. „Aber was spricht gegen die Lösung mit dem Gästezimmer?"

„Das geht doch nicht!"

Er schaut mich nachdenklich an. Er versteht echt nicht, was ich meine. Plötzlich jedoch reißt er die Augen auf und hebt die Hände abwehrend nach oben.

„Ach so nein, entschuldige", meint er. „Ich wollte dir nicht zu nahetreten. Deine Privatsphäre wird natürlich gewahrt. Das steht außer Diskussion."

„Was? Ach nein, das ist es nicht", wehre ich nun ab.

„Was dann?"

„Ich kann mich hier doch nicht ins gemachte Nest setzen."

„Warum nicht? Was spricht denn dagegen? Wir arbeiten schließlich auch zusammen."

„Das schon, aber du bist mein Boss."

„Jetzt schau es dir zumindest an."

Er öffnet die Tür und lässt mich eintreten. Das Zimmer ist atemberaubend. Groß, modern eingerichtet, genau mein Geschmack. Es hat ein eigenes Bad, das dem in der Einliegerwohnung in nichts nachsteht und es verfügt über einen begehbaren Kleiderschrank. Genau genommen ist es ein Zimmer, das vom Schlafzimmer abgeht und komplett mit Schränken und Regalen ausgekleidet ist. Dieses Gästezimmer ist ein Traum. Jede Frau würde sich glücklich schätzen, so ein Zimmer zu haben.

„Lass uns Essen gehen", meint er plötzlich. „Dann kannst du es dir noch überlegen."

Für mich völlig überraschend bricht er die Besichtigung ab. Er wendet sich zum Gehen und notgedrungen folge ich ihm die Treppe wieder nach unten. Ich verstehe nicht, warum er nun plötzlich gehen will.

Im Erdgeschoss angekommen, führt er mich auf eine wunderschöne Terrasse. Das Haus thront, wie ich bereits vermutet hatte, auf einem Hügel. Eine wunderschöne Landschaft liegt uns sozusagen zu Füßen. Der Ausblick ist einfach nur atemberaubend.

Von der Terrasse aus kann ich die Lage der Einliegerwohnung ausmachen. Sie liegt etwas abseits, an das Haupthaus angebaut und ist in den Hügel eingelassen. Alles passt sich perfekt in die Landschaft ein. Der Architekt hat wunderbar auf die Natur Rücksicht genommen und doch alles gebaut, was notwendig war.

Am Fuße des Hügels erstreckt sich ein See. Er ist überraschend groß. Ich kann ein Bootshaus mit Steg erkennen. Hier wohnen muss ein Traum sein. Und genau diesen Traum könnte ich leben. Für mich kommt alles unglaublich überraschend.

„Überleg es dir", meint er.

„Was?"

„Das mit der Wohnung und dem Zimmer."

„Ah, das."

Er ist also wieder bei diesem Thema. Langsam verstehe ich, warum er die Besichtigung oben abgebrochen hat. Offenbar wollte er mir zeigen, was ich verpasse, wenn ich nicht das Gästezimmer wähle. Er ist ein schlauer Fuchs.

Wir setzen uns an den Tisch und Isabella serviert die Vorspeise. Es ist Bündnerfleisch mit Rucola und Parmesankäsesplitter. Es schmeckt köstlich.

„Warum kommst du mir dermaßen entgegen?"

„Du erinnerst mich an eine Studienkollegin."

„Oh, wenn ich jetzt frage, ob du sie geliebt hast, ist das wohl zu indiskret."

„Ich habe sie geliebt", antwortet er. „Aber ich kann das trennen."

„Offenbar nicht ganz."

„Na gut du hast einen Bonus bei mir. Du brauchst aber nicht glauben, dass du dich nicht im Job beweisen musst. Und mir ist sehr wohl klar, dass du nicht sie bist. Keine Angst, wie ich dir schon gesagt habe, ich kann trennen."

Ich bin erstaunt, wie offen er mit mir darüber spricht. Er wirkt nachdenklich aber absolut aufrichtig. Ich muss das Gesagte erst mal verdauen und so essen wir schweigend weiter.

Das Essen schmeckt umwerfend. Auch die Hauptspeise ist ein Traum. Als ich das Dessert fertig habe und den Löffel weglege bin ich pappsatt und zufrieden.

„Das wäre schön, öfter zu haben."

„Das kannst du ja. Ich habe es dir angeboten."

„Gerry, so etwas kann ich unmöglich annehmen!", beharre ich.

„Warum nicht? Ganz uneigennützig ist das Ganze von mir ja auch nicht. Isabella hat nicht viel mehr Arbeit. Das Gästezimmer muss sie sowieso für den Fall sauber halte, dass Gäste kommen. Da macht es wenig aus, wenn sie auch noch das Bett machen muss. Und ob sie nur für mich oder gleich für zwei Personen kocht, macht überhaupt keinen Unterschied. Dafür komme ich in den Genuss deiner Gesellschaft. Glaub mir, manchmal ist es ganz schön langweilig, wenn man immer alleine essen muss."

„Das kann ich mir vorstellen", antworte ich nachdenklich. „Da drängt sich mir eine Frage auf. Warum ist ein Mann wie du überhaupt solo?"

„Ich glaube, ich suche immer noch nach der richtigen Frau für mich. Allmählich beginne ich daran zu zweifeln, dass es sie überhaupt gibt."

„Das klingt irgendwie traurig."

„Eigentlich nicht. Es ist besser alleine zu sein, als mit einer Frau ständig zu streiten."

„Da hast du auch wieder Recht."

„Hast du Lust einen kleinen Spaziergang zu machen?"

„Sollten wir nicht entscheiden ..."

„Wenn, dann musst du entscheiden und nicht wir. Außerdem habe ich Isabella bereits den Auftrag gegeben, das Gästezimmer herzurichten. Da die Wohnung erst geputzt werden muss und du sowieso nirgendwo anders schlafen kannst, wirst du diese Nacht wohl oder übel im Gästezimmer verbringen müssen. Das gibt dir Zeit, nachzudenken."

„Du denkst voraus."

„Ich bin es gewohnt, Probleme erst gar nicht aufkommen zu lassen und da Isabella gleich nach Hause gehen wird und ich nicht sonderlich gut darin bin, Betten zu beziehen, war das die einzig sinnvolle Lösung."

Ich muss grinsen. Gerry hat einen derart schelmischen Gesichtsausdruck, dass ich nicht anders kann. Ich mag ihn. Er ist ein sehr liebevoller Mensch. Die Frau, die ihn einmal bekommt, kann echt sich glücklich schätzen.

„Du hast auch immer eine Antwort parat."

Er lächelt vergnügt. Wir sind inzwischen aufgestanden und schlendern über die Wiese hinunter zu See. Die Sonne nähert sich dem Horizont und verleiht dem Wasser einen ganz besonderen Schimmer. Mir kommt es vor, als bestünde die Oberfläche aus flüssigem Gold.

„Danke!", sage ich.

„Wofür?"

„Heute früh war ich verzweifelt. Das Bewerbungsgespräch bei Euch war zwar ein Lichtblick. Aber erstens zerschlug sich das recht schnell und auch, wenn ich den Job bekommen hätte, ich hätte trotzdem nicht gewusst, was ich bis zum ersten Gehalt hätte tun sollen. Ich bin komplett pleite", spreche ich über das, was mir gerade durch den Kopf geht und mich bewegt. „Und jetzt spaziere ich hier mit dir an einem See entlang, der schöner nicht sein könnte. Ich habe einen tollen Job und ein wunderschönes Zuhause."

„Wenn du noch einen Vorschuss brauchst, dann ist auch das kein Problem."

„Danke, du bist mein Retter. Was täte ich ohne dich."

„Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Können Sie dich nicht unterstützen?"

„Ich habe schon vor Jahren mit meinen Eltern gebrochen. Sie wollten, dass ich in ihre Eisenwarenhandlung einsteige. Kannst du dir das vorstellen, ich zwischen Stahlträgern und Schrauben?"

„Ich bin mir sicher, dass du dem Laden neuen Schwung eingehaucht hättest", antwortet er. „Aber ich bin mir auch sicher, dass es nicht das ist, was dir Spaß macht. Das Leben ist viel zu kurz, um es nicht mit dem auszufüllen, wofür man brennt."

Er lächelt. Es ist so erfrischend ehrlich. Überhaupt, Gerry ist nicht nur ein immer noch äußerst attraktiver Vierziger, er ist ein wundervoller Mensch. Ich weiß echt nicht, warum er allein lebt.

„Amy, die eiserne Lady", scherze ich.

„Das könnte ich mir ehrlich gesagt wirklich nicht vorstellen", prustet er los und reißt damit auch mich mit. Es gibt kein Halten mehr. Wir lachen beide und für mich ist es ein sehr befreiendes Lachen. Nach den vielen Sorgen und Anspannungen der letzten Wochen und Monate fällt endlich alles von mir ab. Erstmals seit ewigen Zeiten blicke ich voller Zuversicht in die Zukunft.

„Aber das ist doch kein Grund, um miteinander zu brechen", meint er, als wir uns allmählich wieder fangen.

„Meine Eltern haben mich vor die Wahl gestellt. Entweder ist übernehme den Laden oder ich soll selber schauen, wie ich mein Studium finanzieren kann."

„Echt?"

„Ich habe es am Anfang auch nicht geglaubt und gehofft, dass sie zur Vernunft kommen, wenn sie sehen, wie ernst mir die Sache ist. Meine Mutter hätte mich vielleicht noch verstanden und wäre mir möglicherweise entgegengekommen. Aber bei meinem Vater lag ich komplett falsch und habe auf Granit gebissen. Der blieb bis zum Schluss stur, wie ein alter Gaul. Am Ende musste ich Farbe bekennen."

„Und du hast dich für das Studium entschieden. Nicht schlecht! Das nenne ich einen starken Willen."

„Keine Ahnung, ob ich damit einen starken Willen bewiesen habe. Auf jeden Fall bin ich nach München gezogen und habe mein Studium begonnen. Seit diesem Tag habe ich nie mehr etwas von ihnen gehört."

„Krass!"

„Ich habe danach jeden Kontakt abgebrochen und auch sie haben sich nicht bei mir gemeldet. Ich nehme an, oder hoffe zumindest, dass meine Mutter gerne angerufen hätte, dass es ihr mein Vater aber verboten hat."

„So ganz allein, muss es hart gewesen sein, das Studium zu finanzieren und dann auch noch so gute Noten hinzulegen."

„Ich habe mich mit Jobs über Wasser gehalten. Das war nicht immer leicht, aber ich habe es geschafft. Ich wollte es schaffen, um jeden Preis Es ging ja auch alles gut und am Ende hatte ich mein Diplom in der Hand. Nur mit der Suche nach einer passenden Arbeitsstelle habe ich mich dann echt nicht leichtgetan. Die wurde zu einer echten Herausforderung."

„Nun hast du ja auch dieses Problem gelöst."

„Allerdings nur dank dir und deiner Jugendliebe", necke ich ihn.

„Naja, dann war die Jugendliebe wohl doch nicht ganz umsonst."

„War sie deine ganz große Liebe?"

„Ich denke schon."

„Willst du mir von ihr erzählen?"

„Du bist ganz schön neugierig."

„Das sagen meine Freundinnen auch immer."

„Ich kann das nur bestätigen", meint er trotz allem gut gelaunt. „Wo wohnen deine Eltern."

„Sie stammen beide aus München. Allerdings hat mein Vater, da war er etwa 25, die Eisenwarenhandlung seines Onkels geerbt. Verkaufen wollte er sie nicht und ist deshalb mit Mama nach Augsburg gezogen, wo ich etwa zwei Jahre später geboren und dann auch aufgewachsen bin."

„Und für das Studium bist du dann wieder zurück nach München gekommen?"

„Genau! Das war auch gut so, weil ich nach allem was vorgefallen war, den Abstand brauchte."

Wir schlendern noch etwas weiter am Seeufer entlang. Langsam senkt sich die Dämmerung herab und es kommt ein kühler Wind auf.

„Wir sollten umkehren", meint Gerry.

Er zieht seine Jacke aus und legt sie mir über die Schultern. Es ist eine ausgesprochen liebevolle Geste und sie berührt mein Herz. So etwas hat noch nie ein Mann für mich gemacht. So etwas ist bei den jungen Männern wohl nicht mehr in. Gerry dagegen ist immer noch ein Kavalier der alten Schule und das imponiert mir sehr.

Wir hängen beide unseren Gedanken nach, während wir zum Haus zurückkehren. Schweigend betreten wir auch das Haus. Vor meiner Zimmertür bleiben wir schließlich stehen.

„Gute Nacht", meint Gerry. „Schlaf gut."

„Danke für alles. Gute Nacht", antworte ich.

Ich mache einen Schritt auf ihn zu, stelle mich auf die Zehenspitze, gebe ihm einen Kuss auf die Wange und verschwinde in meinem Zimmer. Ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Einerseits ist es mir hinterher ein wenig peinlich und andererseits fühlt es sich einfach richtig an.

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Mein Handywecker nervt, ich bin ihn nicht mehr gewohnt. Doch, wenn ich ehrlich bin, muss ich froh sein, dass er endlich wieder nerven darf. Schließlich habe ich heute meinen ersten richtigen Arbeitstag und ich freue mich wirklich drauf. Ich habe einen Traumjob, um den mich viele beneiden würden. Ich denke dabei an meine Studienkolleginnen. Einige von den versnobten Zimtzicken würden vermutlich vor Neid platzen. Dass ausgerechnet ich, das Landei, so viel Glück habe, würden mir sicher einige von ihnen nicht gönnen. Schließlich war ich meist die Außenseiterin, auch weil ich nicht immer zu den Feten gehen konnte.

Ich schlage die Augen auf. So gut habe ich schon lange nicht mehr geschlafen. Das wird sicher auch zum Teil daran liegen, dass ich endlich ohne Sorgen und ganz entspannt einschlafen konnte. Das hatte ich in den letzten Jahren nicht oft. Irgendetwas war immer. Aber auch das Bett ist herrlich und nicht so hart und unbequem, wie das, auf dem ich jahrelang im Studentenwohnheim geschlafen habe. Am liebsten würde ich mich umdrehen und mich noch einmal in die Kissen kuscheln. Ich tue es aber nicht, weil ich genau weiß, dass ich dann verschlafe und genau das will ich ganz und gar nicht.

Ich quäle mich also aus den Laken und schleppe mich ins Bad. Isabella hat alles bereitgestellt, was eine Frau braucht. Ich fühle mich, wie in einem Luxushotel. Ich gehe zunächst unter die Dusche. Das Duschgel schaut teuer aus und riecht himmlisch. Bei den Deos steht mir eine Auswahl der gängigsten Produkte zur Auswahl. Selbst alles Nötige zum Schminken steht bereit. Es ist unglaublich! Der Hammer ist aber, dass gleich fünf Fläschchen der bekanntesten Damenparfüms mir zur Auswahl stehen.

Ich habe mich noch nie so herausgeputzt. Für mich ist es ein wahrer Luxus. Als arme Studentin konnte ich mir gerade so das Allernötigste und auch davon nur das Billigste leisten, um mich einigermaßen zu schminken. Doch hier steht mir wirklich alles, was ich brauchen kann, in bester Qualität zur Verfügung.

Als ich fertig bin gehe ich die Treppe hinunter. Zum Glück läuft mir Isabella über den Weg. Ich habe nämlich keine Ahnung, wohin ich gehen soll.

„Guten Morgen, Isabella."

„Guten Morgen, Frau Geringer", grüßt sie zurück. „Gut geschlafen?"

„Ja herrlich. Am liebsten wäre ich noch liegen geblieben. Aber sagen Sie mir doch bitte, wo darf ich frühstücken?"

„Kommen Sie, ich habe im Esszimmer gedeckt. Draußen ist es heute nicht so schön."

Sie gibt mir zu verstehen, dass ich ihr folgen soll und führt mich in ein geräumiges Esszimmer. Auf dem Tisch liegen zwei Gedecke. Etwas abseits befindet sich ein zweiter Tisch, auf dem wie bei einem Buffet alles Mögliche bereitsteht, um sich selbst zu bedienen. Erneut komme ich mir vor, wie in einem Spitzenhotel.

„Trinken Sie lieber Kaffee oder Tee?"

„Kaffee bitte", antworte ich. „Wo ist Herr Weigler?"

„Der müsste in wenigen Minuten hier sein. Er trödelt heute. Das ist sonst nicht seine Art."

„Ich möchte auch Ihnen für die sehr freundliche Aufnahme danken."

„Aber warum denn? Es ist eine wahre Freude für mich. Herr Weigler hat seit dem Tod seiner Eltern keine Gäste mehr hierher mitgebracht, die nicht mit dem Geschäft zu tun hatten."

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