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Krieg und Liebe: Die Plantage

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Elisabeth atmete tief und hörbar durch. „Karl ist mit seinem so kriegswichtigen Betrieb und der Versorgung der Schutztruppe als auch mit seinen Gesprächen mit Gouverneur Schnee und der Kolonialverwaltung so ausgelastet, dass er nicht die geringste Zeit für mich gehabt hat. Ich habe mich die letzten Monate nach der liebvollen Behandlung Eurer afrikanischen Liebhaber regelrecht verzehrt." Elisabeth grinste. „Ihr könnt Euch vermutlich gut vorstellen, dass es dafür in der Hauptstadtgesellschaft keinen Ersatz gibt."

Gerhild und Rose lachten ganz undamenhaft laut auf. „Das können wir uns in der Tat gut vorstellen. Uns reicht schon zu wissen, dass man sich in bestimmten Gesellschaftskreisen der Kolonie ganz schön laut das Maul über uns zerreißt. Aber wir sind weit weg von der Klatsch- und Tratschfront und können uns das Leben so gestalten, wie wir es wollen."

Elisabeth durfte bereits am zweiten Abend die besondere Qualität der afrikanischen Liebhaber genießen und hatte sich erneut mit dem jungen Jomo einen besonders liebvollen Partner für die Nacht ausgewählt. Jomo war ein ‚Pussyeater', der es ganz unafrikanisch liebte, seine Partnerin bis zur vollständigen Erschöpfung oral und mit seinen Händen zu befriedigen. Seinen durchaus prächtigen Schwanz brachte er erst dann zum Einsatz, wenn seine Partnerin nahezu willenlos danach verlangte, um endgültig fertiggemacht zu werden.

„Ich glaube, ich will hier nie mehr wieder fort", gestand Elisabeth am darauffolgenden Tag ihren beiden Gastgeberinnen. „Jomo ist ein Gottesgeschenk für jede Frau, insbesondere für mich."

„Ja", grinste Rose. „Hat viel Mühe gekostet, ihn auszubilden. Aber wir sind stolz auf ihn, weil er bereit war, zu lernen, was einer Frau gut tut. Bei afrikanischen Frauen führt das zu massiver Verwirrung, weil diese nicht auf eine solche Behandlung gefasst sind. Aber wir lieben ihn alle für diese einfühlsame Eigenschaft." Sie nickte ein paar Mal. „Er ist wirklich großartig."

„Darf ich ihn heute Abend wieder zu mir einladen?" Elisabeths Augen strahlten bereits vor Vorfreude.

„Herzlich gerne. Wenn Du ihn mehrere Abende hintereinander aushältst, bist Du vermutlich bereits wieder gesund. Und deshalb bist Du ja hier." Alle drei Frauen brauchen erneut in schallendes und wissendes Gelächter aus.

In der Tat entwickelte sich zwischen Elisabeth und Jomo eine Art Dauerverhältnis, dessen sexuelle Intensität auch ohne den sonst im Haupthaus der Plantage üblichen Kokainverbrauch kaum zu steigern war.

Elisabeths Besuch dehnte sich auf viele Monate aus. Ihr Ehemann hatte ihr geschrieben, dass er jetzt im Zuge der umfangreichen Versorgungsaufgaben für die Schutztruppe öfters verreisen müsste. „Insofern ist es aus meiner Sicht ausgesprochen günstig, dass Du Dich bei guten Freunden in einem für Dich deutlich besseren Klima aufhältst."

Das Weihnachtsfest 1915 verlief sehr friedlich und ruhig, aber jedermann hatte das merkwürdige Bauchgefühl, dass sich die Situation langsam, aber sicher zum Schlechteren veränderte. Gerüchte über einen schrittweisen Rückzug der Schutztruppe Richtung Süden machten die Runde; zudem war die Nachrichtenversorgung am Westrand der deutschen Kolonie praktisch nicht existent. Die immer noch wöchentlich erscheinende Ostafrikanische Zeitung berichtete unter den Zensurauflagen nur spärlich vom Kampfgeschehen in der Kolonie und hatte praktisch keine aktuellen Meldungen vom Kriegsverlauf in Europa. Mit der erfolgreichen Zerstörung der Hauptfunkstation in Daressalam infolge der Beschießung durch britische Schiffe, gab es praktisch keine freien Informationskanäle in die Heimat mehr.

Die Gerüchteküche wurde zum Ende der Regenzeit im April 1916 immer heftiger. „Die Engländer drücken mit belgischer Hilfe mit weit überlegenen Soldatenzahlen unsere Schutztruppe Richtung Süden", war auf der monatlichen Zusammenkunft der deutschen Kolonialbewohner am Tanganjikasee eine weit verbreitete Aussage.

„Und was bedeutet das für uns?" fragte Gerhild ihren langjährigen Freund, Eisenbahndirektor Andreas Henschel, ganz direkt.

Er zuckte leicht mit den Schultern. „Ich werde als Reserveoffizier Uniform anziehen und meinen Dienst an der Bahn mit dem Dienst fürs Vaterland eintauschen."

„Und wir Frauen?"

„Ich denke, dass man versuchen wird, alle Deutschen Richtung Süden zu evakuieren. In sichere Landesteile."

„Und wir werden dann wie im Dreißigjährigen Krieg der mitmarschierende Tross?" Gerhild lachte zynisch auf. „Meine Schwester und ich als Marketenderinnen und Lustweiber für die bedürftigen Soldaten? Was für eine Herausforderung!"

„Soweit ich es weiß, wird niemand zum Abmarsch gezwungen. Aber sich dem vorwärtsmarschierenden Feind zu ergeben, hat sehr großen Risiken. Denkt daran, was die Engländer mit den Frauen, Kindern und Alten im Burenkrieg gemacht haben. Sie haben Konzentrationslager eingerichtet, in denen viele Buren gestorben sind. An Hunger und Krankheit."

Jetzt zuckte Gerhild mit ihren Schultern. „So, wie sich dieser Krieg bisher entwickelt hat, wird er noch Jahre dauern. Und ich werde nicht jahrelang wie ein Flüchtling durch Ostafrika vagabundieren. Da lass ich mir etwas anderes einfallen."

Gerhilds trotzige Haltung führte über die nächsten Wochen zu vielen Abendgesprächen der drei Frauen auf der Plantage.

„Vor den Engländern habe ich nicht so viel Angst", positionierte sich Rose eindeutig. „Schließlich bin ich mit einem Lord verheiratet und habe einen britischen Pass."

„Hm", brummten Gerhild und Elisabeth im Chor, „du hast gut reden. Und wenn die Belgier mit ihren berüchtigten schwarzen Kongo-Soldaten zuerst hier auftauchen, was machst Du dann?"

„Die werden einen Union-Jack am Flaggenmast mit Sicherheit respektieren."

„Wie meinst Du das?"

„Ganz einfach. Ich nähe in den nächsten Wochen diskret und zurückhaltendeinen einen Union Jack. Und wenn unsere Schutztruppe tatsächlich den Schwanz einkneift und abrückt, wird aus dieser Plantage halt ein britischer Besitz. Ich kann nun mal wirklich beweisen, dass ich Lady Lochbird bin."

„Interessante Idee. Dann müssten wir aber in aller Heimlichkeit entsprechende Dokumente vorbereiten, die das auch beweisen. Nur mit einer Fahne kannst Du vielleicht eine wenig gebildete Einheit Soldaten beeindrucken. Aber Dein lieber Ehemann zum Beispiel ist ein erfahrener Verwaltungsmann. Der wird mich als Erstes enteignen, um sich die Plantage selbst unter den Nagel zu reißen."

„Darum müsste die Plantage am besten gleichrangiger Familienbesitz sein."

Gerhild dachte nach. „Wir müssen im Prinzip zwei Probleme lösen, wenn wir uns nicht dem abrückenden Tross der Deutschen anschließen wollen. Erstens unsere unmittelbare Sicherheit, wenn die ersten feindlichen Soldaten hier auftauchen. Und zweitens unsere langfristige Sicherheit und die Sicherung unseres Besitzes, wenn denn der Feind tatsächlich über längere Zeit unsere Region und unsere Plantage besetzt."

Für eine Zeit herrschte absolute Ruhe am Abendessenstisch. Alle drei Frauen dachten intensiv nach.

„Soll ich vielleicht nach Daressalam zurückkehren, damit ich Euch nicht zur Last falle?" fragte schließlich Elisabeth mit einem sichtbar ratlosen Gesicht. „Die Bahn fährt noch regelmäßig und störungsfrei hat mir unser lieber Eisenbahndirektor erzählt."

Gerhild beugte sich zu Elisabeth vor. „Ich weiß nicht, ob er oder besser wir für Deine Sicherheit sorgen können. Wenn die Feinde unsere Region besetzen, haben sie mit Sicherheit auch die militärische Kraft, entlang der Küste die größeren Städte und Häfen zu erobern. Und wie Dein Mann schrieb, ist er primär in Diensten der Schutztruppe. Der wird sich kaum um Dich kümmern können."

Wieder herrschte eine gespannte Stille am Tisch. Plötzlich nahm Gerhild einen kleinen Löffel zur Hand und schlug an ein Glas, was einen hellen Ton von sich gab, ganz so als ob sie eine Rede halten wollte. „Ich will nicht zur vagabundierenden Marketenderin mutieren. Wenn ich sterben muss, dann hier. Diese Plantage ist mein beziehungsweise unser einziger Besitz. Militärisch werden wir ihn mit unseren paar Jagdwaffen nicht verteidigen können, auch wenn ich mir über die Loyalität unserer Afrikaner absolut sicher bin."

„Ich denke, niemand will von uns auf die Flucht gehen", stimmte Rose zu. „Wenn ich unsere Situation so durchdenke, sollten wir drei Dinge tun." Sie klopfte wie zur Bekräftigung ihrer Worte mit den Fingerknöcheln auf den Tisch. „Erstens: ich nähe meinen Union-Jack fertig und wir beschaffen uns zweitens heimlich Dokumente, die belegen, dass diese Plantage zumindest zur Hälfte im englischen Besitz ist. Dazu bringen wir in den kommenden Wochen die Jagdhütte oben in den Bergen auf Vordermann und rüsten sie mit Vorräten aus." Sie schaute jetzt Elisabeth an. „Für Deine Sicherheit schlage ich vor, dass Du mit Jomo und einigen anderen Begleitern in die Jagdhütte gehst, sobald Gefahr im Verzuge sein sollte. Mit aller Ausrüstung zur Jagd und zur Selbstversorgung aus der umliegenden Natur. Es gibt sauberes, frisches Quellwasser an der Hütte, selbst zum Ende der Trockenzeit nie versiegend. Da oben findet Dich kein feindlicher Soldat."

Elisabeth nickte langsam. „Ja. Ich denke, Jomo wird mich bewachen und beschützen." Sie holte tief Luft. „Und wie lange sollte ich mich da verstecken?"

„Bis wir Dich wieder zurückholen. Wir müssen sicherstellen, dass Du nicht als Deutsche interniert wirst."

„Ich könnte mich gegebenenfalls als Schweizerin ausgeben. Immerhin bin ich in St. Gallen geboren, auch wenn ich deutsche Eltern hatte."

„Wäre ein Versuch wert."

Die drei Frauen verteilten untereinander die Aufgaben für die kommenden Wochen. Elisabeth wollte mit Jomo und Begleitern umgehend zur Hütte aufbrechen, sobald der abklingende Frühjahrstropenregen diesen Marsch durch die hochgelegenen und immer weiter ansteigenden Wälder zuließ. Dann wüsste man von dieser Inspektion, was man für den Ernstfall alles vorbereiten müsste.

Mitte Juni hatten Gerhild, Rose und Elisabeth alles vorbereitet, um im Falle des Rückzugs der Schutztruppe aus Kigoma so gut wie möglich vorbereitet zu sein. Es war gerade rechtzeitig. Fünf Wochen später war der militärische Druck der von Norden auf die Mittelbahn und ihre Bahnstationen vorrückenden englischen und belgischen Einheiten so groß geworden, dass Oberst von Lettow-Vorbeck die Selbstversenkung der Goetzen in der Bucht von Kigoma als auch den Abmarsch der Schutztruppeneinheiten und mit ihnen eines großen Teil der deutschen Bevölkerung befahl. Praktisch alle deutschen Freunde und Bekannten Gerhilds und Roses verließen gehorsam Kigoma und zogen Richtung Süden. Die drei weißen Frauen auf der Plantage setzten ihre Vorbereitungen um und warteten dann mit wachsender Spannung. Lediglich der holländische Missionar und Arzt Dr. Willem van der Merwe hielt ebenfalls seine Stellung auf seiner Missionsstation. Elisabeth Bräunlingen marschierte am 1. August unter Führung Ihres vertrauten Dauerliebhabers Jomo und zweier afrikanische Dienerpaare durch den mittlerweile trockener gewordenen Tropenwald zur Berghütte.

„Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", verabschiedete sie sich von den beiden Schwestern. „Ich komme mir ein wenig vor wie die großen Afrikaforscher vor fünfzig, sechzig Jahren. Ich hoffe nur, dass meine jetzige Afrikaexpedition in den Bergdschungel vom Gombe gut ausgeht."

„Ich vertraue Jomo", entgegnete Gerhild. „Er wird Dich beschützen und sich um Dich sorgen. Ganz bestimmt."

Trotzdem sahen Gerhild und Rose der kleinen Expedition mit sehr gemischten Gefühlen nach, als diese ihren Weg zur Berghütte begannen. „Bin gespannt, wann und wie wir uns wiedersehen", sagte Gerhild nachdenklich, als sie mit Rose ins Farmhaus zurückging.

Nachdem die Nachricht vom Abzug fast aller Deutscher aus Kigoma die Plantage erreicht hatte, warteten Gerhild und Rose mit wachsender Nervosität auf das Kommende. Ein Teil ihrer afrikanischen Dienerschaft hatte so große Angst vor einem möglichen Erscheinen der mit einem schrecklichen Ruf versehenen Kongosoldaten unter belgischem Befehl, dass sie sich in der Nacht in unbekannte Richtung absetzten. Nur die loyalsten afrikanischen Männer und Frauen blieben an der Seite der Plantagebesitzerinnen, hatten sich aber in ihren Wohnquartieren ebenfalls vorbereitet. Rose hatte am 3. August den selbst genähten Union Jack am Flaggenmast vor dem Farmhaus hochgezogen, selbst auf die Gefahr hin, dass noch einmal deutsche Schutztruppeneinheiten auftauchen würden.

„Die Schutztruppe ist so diszipliniert organisiert, wenn es heißt abrücken, dann rücken sie auch vollständig ab", hatte Rose mit leichtem Optimismus die Lage eingeschätzt.

Sie sollte recht behalten, denn am 5. August tauchte am frühen Nachmittag eine erste Gruppe belgisch-kongolesischer Soldaten unter der Führung eines einzigen weißen Unteroffiziers auf der Plantage auf. Der klein gewachsene Wallone reagierte sichtlich überrascht, als er zuerst die schlaff am Mast hängende britische Flagge registrierte und dann im Hauseingang zum Haupthaus auf zwei weiße Frauen traf, hinter denen Tatum und ein weiterer afrikanischer Diener standen.

„Wer sind Sie?" fragte der belgische Unteroffizier unwirsch, fast ärgerlich auf Französisch.

„Ich bin Lady Rose Lochbird, Ehefrau von Major Lord Lochbird, der im Dienst Seiner Majestät in Britisch-Ostafrika steht und sich vermutlich gar nicht so weit von unserer Plantage mit seiner Einheit aufhält." Rose hatte ihm erst auf Englisch geantwortet. Als sie erkannte, dass die Englischkenntnisse des Belgiers augenscheinlich miserabel waren, hatte, sie sich auf Französisch wiederholt. „Sie befinden sich auf britischem Besitz", setzte sie nach.

Der Unteroffizier war sichtlich verwirrt. „Seit wann gibt es britische Plantagen in einer deutschen Kolonie? Wollen Sie mir einen Bären aufbinden?"

Rose war gut vorbereitet. „Wenn Sie mir nicht glauben wollen, kann ich es Ihnen beweisen." Sie präsentierte Ihren griffbereiten britischen Reisepass, den sie kurz nach ihrer Heirat bekommen hatte.

Der Unteroffizier nahm das Papier, studierte es mit einer Mischung von Neugierde und Ungläubigkeit und gab dann Rose den Pass zurück. „Trotz alle dem! Wir sind im Krieg und requirieren die Plantage im Namen des Königs von Belgien. Sie sind bis auf Weiteres unter Hausarrest. Meine Soldaten werden erst einmal die Plantage auf feindliche Waffen und mögliche Fallen und Hinterhalte untersuchen. Dann werde ich weitersehen." Der Unteroffizier erteilte seinen insgesamt acht Soldaten Befehle, die sich sogleich paarweise an die Durchsuchung des Anwesens machten. Dann wandte er sich wieder an Rose und Gerhild, die bis dahin vollkommen stummgeblieben war. „Wir sind hungrig und durstig. Erteilen Sie Ihrer Küche die Anweisung, mich und meine acht Soldaten mit einem guten warmen Mahl und ordentlich Getränken zu versorgen. Wir nehmen bevorzugt Bier, Wein, Cognac, dazu sauberes Wasser."

Mit hochgezogenen Augenbrauen gingen die Schwestern in die Küche des Farmhauses, um den Versorgungsbefehl weiter zu reichen. Dort angekommen, registrierten sie, dass bereits zwei Soldaten bei ihrer Durchsuchung die Speisekammer und den Weinkeller gefunden hatten und bereits mit der spontanen Eigenversorgung begonnen hatten.

Bis in die Abendstunden fraßen und soffen die belgisch-kongolesischen Soldaten ohne Unterbrechung. Die beiden weißen Plantagebesitzerinnen hatten sie in ihre jeweiligen Schlafzimmer eingeschlossen. Die Bemerkung des Unteroffiziers - „Was wir mit Ihnen machen, muss ich mir noch überlegen" - hatte bei beiden ernsthafte Sorgen ausgelöst. Würde der Belgier ihre Behauptung des britischen Besitzes schlucken und respektieren? Würde er genug Autorität haben, seine kongolesischen Soldaten im Zaum zu halten, erst recht, wenn alle betrunken waren? Sie hatten viele schaurige Gerüchte gehört.

„Aber wir haben uns entschieden, hier zu bleiben", erzählte Gerhild sich immer wieder, ohne die Gelegenheit zu haben, mit ihrer Schwester zu reden. „Jetzt müssen wir hier durch. Koste, was wolle."

Eine erste Antwort erhielten Gerhild und Rose in den frühen Abendstunden. Plötzlich wurde Gerhilds Schlafzimmertür aufgerissen und drei augenscheinlich schwer angetrunkene Soldaten drangen ein, griffen sie an beiden Armen und schleppten sie zum Schlafzimmer ihrer Schwester, in dem sich weitere Soldaten aufhielten und Rose bereits weitgehend die Kleidung vom Körper gerissen hatten. Gerhild erlitt nun dieselbe Behandlung. Dann wurden die beiden Frauen nackt auf das große Bett geworfen, wechselweise hielten Soldaten ihre Arme und Beine fest und vergewaltigten die beiden Schwestern der Reihe nach. Rose und Gerhild hatten sich kurz zugerufen, dass sie sich nicht wehren würden, um überhaupt eine Chance zu haben, zu überleben. Von dem belgischen Unteroffizier war weit und breit nicht zu sehen und zu hören. Die Schwestern sollten später erfahren, dass dieser volltrunken auf einem Sofa eingeschlafen war.

Rose und Gerhild wären durchaus harte Sexgefechte, mehrfache, auch harte Ficks mit mehreren Afrikanern hintereinander gewohnt. Aber diese Gruppenvergewaltigung war etwas anderes, denn sie hatten beide Angst, was noch passieren könnte.

An diesem Abend hatten sie Glück. Als alle Soldaten sich befriedigt hatten und mehr oder weniger in ihnen beziehungsweise auf sie abgespritzt hatten, ließen sie sie einfach in Rose Schlafzimmer liegen und wandten sich wieder den reichlichen Getränkevorräten zu. Sie fühlten sich so sicher, dass sie noch nicht einmal ordentlich organisierte Wachen aufstellten. Sie machten es sich in den Wohn- und Gesellschaftsräumen des Hauptfarmhauses bequem und ließen nur reihum einen Soldaten wach bleiben, sofern dieser nicht ebenfalls volltrunken einnickte.

Tief in der Nacht tauchte plötzlich Tatum in Roses Schlafzimmer auf und weckte die beiden Frauen.

„Wo warst Du?" fragte Gerhild erstaunt.

„Wir haben uns erst einmal sicher versteckt, als dies Gelage losging. Die Soldaten sind bewaffnet und wir nicht." Tatum holte tief Luft. „Jetzt hätten wir eine Chance, sie alle zu töten. Die sind so betrunken, dass sie sich nicht richtig wehren können. Aber sie könnten immer noch schnell genug schießen."

Gerhild schüttelte den Kopf. „Das ist nur ein Teil einer Kompagnie. Die anderen Belgier und Kongolesen werden in unmittelbarer Nähe sein. Wenn die mitbekommen, dass wir ihre Soldaten erfolgreich bekämpft haben, sind wir alle des Todes."

„Nein", ergänzte Rose, die bisher ruhig zugehört hatte. „Ich hatte in den letzten Monaten gehört, dass die Engländer das Oberkommando in diesem Feldzug haben und auch die Belgier diesem Oberkommando unterstehen. Wir müssten eine Nachricht zu den Engländern bringen, dass die Belgier die Ehefrau von Lord Lochbird auf ihrer Plantage festhalten und unehrenhaft behandeln. Auf solche Nachrichten reagieren britische Offiziere sehr gereizt."

Gerhild nickte nur. „Dann schreiben wir jetzt eine Nachricht an der englischen Kommandeur. Und Tatum versucht, diesen mit dieser Nachricht zu finden. Ich denke, es ist unsere beste Chance."

Rose setzte Gerhilds Idee umgehend um. Eine halbe Stunde später schlich sich Tatum aus dem Farmhaus, den kleinen Brief in seinem Gewand versteckend, und machte sich auf den Weg Richtung Nordosten, wo ein Teil der südwärts marschierenden englischen Einheiten vermutet wurde.

Der schwer verkaterte, aber wieder wache belgische Unteroffizier hatte zumindest so viel Autorität, dass seine Soldaten keine zweite Gruppenvergewaltigung der beiden weißen Frauen versuchten. Dafür mussten am Nachmittag und Abend der nächsten Tagen einige afrikanische Frauen für die erzwungene Befriedigung Ihres Sexualtriebes herhalten. Dies war dem Unteroffizier vollständig gleichgültig. In Unkenntnis der Vorgänge der Vornacht machte er sich tatsächlich ernsthaft Gedanken über Roses Erklärung, dass die Plantage in britischem Besitz sein sollte. Aus Furcht vor ernsthaften Konsequenzen im Falle seiner Fehleinschätzung vertrieb er seine kongolesischen Soldaten aus dem Farmhaus und ließ sie vor dem Farmhaus ihr Biwak aufschlagen. Da er noch keine neuen Marschbefehle erhalten hatte, befahl er sich selbst, die Wache im Haus vorzunehmen, wobei er sich primär den Cognac- und Whiskyvorräten widmete, sich jedoch nicht im Geringsten um Rose und Gerhild kümmerte. Die sollten nach seiner Anweisung weiter in ihren Zimmern unter Hausarrest stehen.