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Krieg und Liebe: Fernöstliche Liebe

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Ein deutscher U-Boot-Offizier lernt die Liebe einer Chinesin.
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Krieg und Liebe: Monsun U-Boote in Fernost

© JoeMo1619 - Mai 2024 ff.

Ort: überwiegend Penang, Malaysia 1943 - 1945

Vorwort: In „Krieg und Liebe - Atlantikwetter" erzähle ich die irrwitzige Geschichte zwei deutscher Wettersoldaten der Kriegsmarine an der nordamerikanischen Atlantikküste. In entgegengesetzter Himmelsrichtung, im malaysischen Penang, welches zusammen mit vielen anderen Ländern Südostasiens 1941/42 von den Japanern erobert worden war, errichtete die deutsche Kriegsmarine unter abenteuerlichen Bedingungen sogar einen richtigen Marinestützpunkt, von dem aus deutsche U-Boote Feindfahrten im Indischen Ozean, in der Arabischen See und in indonesischen Gewässern durchführten. Den dort stationierten Marinesoldaten, die ihren meist tödlichen U-Boot-Einsatz überlebten, wurde am 8. Mai 1945 mit der deutschen Kapitulation das zweifelhafte ‚Vergnügen' zuteil, von ihren verbündeten Japanern, die den Zweiten Weltkrieg fortführten, interniert zu werden, sofern es ihnen nicht gelang, sich dieser Internierung zu Wasser oder zu Land zu entziehen.

  1. Eine typisch-deutsche Vorgeschichte

Ich erblickte am 1. Oktober 1923 im chinesischen Shanghai das Licht der Welt und wurde drei Tage später auf den Namen Klaus-Werner Nordmann getauft; bereits in den ersten Familienbriefen hatte ich das lebenslange Kürzel ‚KaWe' als alltäglichen Rufnamen weg. Meine Eltern waren der Bremer Kaufmann Friedrich Nordmann und seine englische Ehefrau Helen, die sich erst ein Jahr zuvor in China kennengelernt und bereits nach nur drei Monaten geheiratet hatten. Meine Mutter, in der britischen Kronkolonie Hongkong aufgewachsen, entstammte der weitverzweigten englischen Adelsfamilie Mosley. Nur fünf Jahre nach Kriegsende hatte ihre Hochzeit mit einem deutschen Kaufmann in ihrer Familie einige Wellen geschlagen und sie für viele Jahre zum ‚Schwarzen Schaf' der Familie gemacht.

Mein Großvater hatte meinen Vater nach dem Ende des Großen Krieges zum frühestmöglichen Zeitpunkt nach China entsandt. Das Bremer Handelshaus Nordmann & Cie. hatte seit der Jahrhundertwende in Shanghai eine sehr profitable Niederlassung betrieben, die mit dem Kriegseintritt Chinas am 14. August 1917 beschlagnahmt worden war. Nun war es die Hauptaufgabe meines Vaters, an den Vorkriegserfolg anzuknüpfen.

Durch diese familiären Umständen verbrachte ich etwas mehr als zehn Jahre in der turbulenten chinesischen Metropole, besuchte ab dem 6. Lebensjahr eine englische Schule und sprach als Zehnjähriger Deutsch, Englisch und Chinesisch fließend. Deutsch war für mich eher eine erste Fremdsprache, insbesondere im Schriftlichen, was ich in meiner gymnasialen Jugend noch heftig zu spüren bekam. Ende 1933 starb überraschend mein Großvater und mein Vater wurde samt Familie nach Bremen zurückbeordert, um als sein Nachfolger die Geschäftsführung unseres Handelshauses zu übernehmen. Seine zehn Jahre in China waren für ihn als Kaufmann, aber auch als Familienvater ein großer Erfolg gewesen. Mit mir kehrten auch meine drei jüngeren Geschwister in die sehr fremde ‚Heimat' zurück. Drei Monate später wurde ich auf einem altehrwürdigen Bremer Gymnasium als Sextaner eingeschult. Mit dem Latein- wie auch sonstigem Fremdsprachenunterricht hatte ich genau wie mit den übrigen Fächern keinerlei Probleme. Jedoch kämpfte ich neun Gymnasialjahre lang erbittert um wenigstens ein „ausreichend" in Deutsch.

Während mein Vater politisch eher der nationalliberalen, hanseatisch-weltoffenen Tradition nahestand, war meine Mutter seit unserer Rückkehr zu einer glühenden Nationalsozialistin mutiert. Rückblickend betrachtet wurde dies vermutlich durch die faschistische Neuausrichtung erstaunlich breiter Schichten des britischen Adels begünstigt. Immerhin war ihr entfernter Vetter Oswald Mosley, ein ehemaliger Labour-Politiker, seit 1932 Gründer und Führer der British Union of Fascists, der viele Adlige angehörten und die durchaus Sympathien beim britischen Thronfolger, dem späteren Kurzzeitkönig Edward VIII., genoss. Jedenfalls sorgte meine Mutter ab 1934 für eine ordentliche Eingliederung ihrer Kinder in die Jugendorganisationen der NSDAP. Mich brachte dies altersbedingt direkt ins Deutsche Jungvolk, den sogenannten Pimpfen und ab 1937 in die Marine-Hitlerjugend, die bei der Seefahrtstradition der Hansestadt in Bremen besonders stark war. Den zweimal wöchentlichen Pflichtdiensten am Mittwochnachmittag mit allgemeiner und politischer Schulung und am Samstag mit sehr viel Sport sowie den kameradschaftsorientierten Wanderungen, Kanufahrten und sonstigen Ereignissen folgte ich durchweg positiv gestimmt. Wir wurden mit großem Geschick auf allen drei Lebensebenen, dem Elternhaus, der Schule und der HJ zu ‚guten', folgsamen und gläubigen Nationalsozialisten erzogen.

Bei Kriegsausbruch am 1. September 1939 besuchte ich die Obersekunda, war ein leidlich guter Schüler (Ausnahme schriftliches Deutsch, was meinen Deutschlehrer fast zum Wahnsinn trieb) und sah meine Zukunft nach dem Abitur in der Deutschen Kriegsmarine, was durch die unglaubliche Heldenverehrung der ersten, erfolgreichen U-Boot-Kapitäne wie Günter Priem zusätzlich Motivation erfuhr.

Genauso kam es. Mit dem Abitur meldete ich mich als Kriegsfreiwilliger bei der Kriegsmarine und wurde sofort als Offiziersanwärter eingestuft. Grundausbildung, dann Spezialausbildung mit Dienst an der U-Boot-Schule in Pillau; ein Jahr später ging es am 1. April 1943 zur Marineschule in Mürwick, bis dahin ein kriegsfernes, von vielen Geschichten und Heldentaten der Kriegsmarine und der deutschen U-Boote geprägtes Umfeld, in dem auch das ‚Absaufen' der U-Boote der ersten ‚Weltkriegshelden' Günter Prien oder Joachim Schepke nur unzureichend in unsere Gedankenwelt vordrang.

Eine Woche vor dem offiziellen Lehrgangsende, mein Ausbildungszug und ich bereiteten uns bereits auf die Versetzung zur U-Boot-Schule in Pillau vor, wo wir auf die in Ausbildung befindlichen U-Boote zur Vorbereitung auf unseren zukünftigen Kampfeinsatz verteilt werden sollten, wurde ich plötzlich aus dem Unterricht heraus in das Büro von Kapitän zur See Hellmich, dem für Personalfragen zuständigen Offizier beim Befehlshaber der U-Boote, bestellt.

„Fähnrich zur See Nordmann", meldete ich mich ordnungsgemäß.

„Rühren Sie und nehmen Sie Platz." Kapitän Hellmich wies mit der Hand auf den vor seinem Schreibtisch stehenden Stuhl. Er hatte vor sich eine aufgeschlagene Personalakte liegen - meine.

Mir schossen tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. Warum hatte man mich zum Stab des BdU gerufen? Mir war nicht bewusst, dass ich irgendetwas ausgefressen hatte.

„Sie haben eine sehr gute Beurteilung hier auf der Marineschule erfahren", begann Kapitän Hellmich das Gespräch und sah mich unmilitärisch freundlich an, fast wie ein wohlwollender Großvater.

„Danke Herr Kapitän."

Er blätterte ein Blatt in der Akte um, studierte einige Eintragungen und schaute mich dann wieder an. „Nach Ihrer Akte sind Sie wahrhaftig ein sprachgewaltiger junger Offizier. Sprechen Sie all die hier aufgeführten Sprachen fließend?"

„Weitgehend, Herr Kapitän. Englisch und Latein sind weitestgehend fließend. Ich bin bis zum zehnten Lebensjahr in eine englische Schule gegangen."

„Und Ihr Chinesisch?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. „Als wir aus Shanghai nach Bremen kamen, war ich sicherlich fließend. Jetzt ist es vermutlich etwas eingerostet, ich habe es eine Zeitlang nicht mehr genutzt."

„Wir haben nicht viele Marineoffiziere, die fließend Chinesisch sprechen", kam Kapitän Hellmich auf den Punkt. „Die Kriegsmarine baut in Zusammenarbeit mit unseren japanischen Verbündeten einen eigenen Stützpunkt in Südostasien auf, um von dort Feindeinsätze im Indischen Ozean und in der Arabischen See zu fahren. Der erste Standortkommandant, der zuvor eines unserer U-Boote an die Japaner überführt hat, hat dringend um Unterstützung durch Offiziere mit fernöstlicher Erfahrung und Sprachkenntnissen gebeten." Er schaute mich jetzt direkt und durchdringend an. „Sie beenden heute Nachmittag hier in Mürwik Ihren Lehrgang." Er griff zu einer weiteren Mappe, die auf seinem Schreibtisch lag und entnahm ihr ein Blatt. „Stehen Sie auf und nehmen Haltung an." Ich folgte seinem Befehl, er erhob sich gleichzeitig. „Fähnrich Nordmann. Auf Befehl des Befehlshabers der U-Boote ernenne ich Sie hiermit zum Oberfähnrich zur See. Meinen Glückwunsch, Herr Oberfähnrich. Rührt Euch. Und nehmen Sie wieder Platz."

Kapitän Hellmich entnahm der Mappe ein weiteres Schriftstück und reichte es mir. „Dies ist Ihr Marschbefehl zum U-Boot-Stützpunkt in Lorient. Melden Sie sich am 1. Juli bei Korvettenkapitän Junker auf U-532. Das U-Boot läuft wenige Tage später mit mehreren Einheiten zu unserem neuen Standort auf der malaysischen Halbinsel aus. Sie dienen auf dieser Fahrt als dritter WO und melden sich dann nach Ankunft beim Standortkommandanten für Ihre weitere Verwendung. Gute Reise."

Ich packte umgehend meine Ausrüstung zusammen und nahm noch am Nachmittag den Zug von Flensburg nach Bremen. Ich hatte einen Tag Zeit, mich von meinen Eltern zu verabschieden.

Korvettenkapitän Ottoheinrich Junker hatte mit U-532 bereits eine ausgedehnte Feindfahrt im Nordatlantik absolviert und war zuvor einer der Torpedoexperten der Kriegsmarine gewesen. Er feierte neun Tage nach dem Auslaufen an Bord seinen achtundzwanzigsten Geburtstag und zählte damit zu den älteren und umsichtigen U-Boot-Kommandanten.

Ende August hatte Junker sein Boot und seine Crew umsichtig und vorsichtig durch die gefährliche Passage im Mittel- und Südatlantik geführt, ohne ein einziges Mal einen aktiven Angriff ausgeführt zu haben. Zu stark und gefährlich war die Luftüberwachung durch Engländer und Amerikaner insbesondere von der Insel Ascension, die wie ein unversenkbarer Flugzeugträger auf halbem Weg zwischen Afrika und Südamerika lag. Das Kap der Guten Hoffnung wurde mit weitem Abstand passiert. Im Indischen Ozean setzte das Boot zunächst seine Fahrt bis zum Treffpunkt mit dem Tankschiff Brake östlich von Madagaskar fort, tankte dort auf, versorgte sich mit zusätzlichem Proviant und fuhr dann in sein erstes Einsatzgebiet an der Südspitze Indiens und um die Insel Ceylon herum. Dort angekommen begann das Boot die Suche nach Angriffsobjekten und versenkte innerhalb von zwanzig Tagen drei allein fahrende Frachtschiffe und unternahm einen erfolgreichen Torpedoangriff auf einen gesicherten Konvoi, was der Besatzung zum ersten Mal die beängstigende Erfahrung eines Gegenangriffs mit Wasserbomben bescherte. Der letzte Angriff auf einen Tanker erzeugte zwar ein gigantisches Feuer, aber die Engländer waren in der Lage, das schwer beschädigte Schiff in einen indischen Hafen zu manövrieren.

Nahezu ohne Torpedos und mit reduzierten Treibstoffmengen lief U-532 am 30. Oktober 1943 an seinem Zielort in Penang ein.

  1. Ein deutscher Kriegsmarinestützpunkt in Fernost

Gemäß meines Marschbefehls, den Korvettenkapitän Junker natürlich bestens kannte, meldete ich mich bei ihm zügig nach dem Einlaufen ab und meldete mich beim deutschen Dienststellenleiter Kapitänleutnant Grützmacher. Dieser war kein U-Bootfahrer, sondern war als Kommandant des Hilfskreuzers Michel nach Penang gekommen, dessen Mannschaft zusammen mit der Crew von U-511, dem U-Boot-Geschenk an die japanische Marine, die wesentliche Besatzung des Marinestandortes darstellte.

„So, Sie sind der versprochene Wunderoffizier, der fließend Chinesisch spricht?" begrüßte mich der KaLeu frohgestimmt. „Warum beherrschen Sie die Sprache?"

„Ich bin in Shanghai als hanseatischer Kaufmannssohn geboren und dort meine ersten zehn Lebensjahre aufgewachsen."

„Sehr gut. Das heißt, dass Sie gewöhnliches Alltags-Chinesisch verstehen und sprechen?"

„Ja. Ist zwar bestimmt etwas eingerostet. Aber ich habe mich nach unser Rückkehr immer mit unserer Köchin und unserem Hausmädchen, die meine Mutter von Shanghai nach Bremen mitgenommen hatte, auf Chinesisch unterhalten."

„Sehr gut!" klatschte der KaLeu in seine Hände. „Wirklich sehr gut."

„Darf ich fragen, warum Sie ausgerechnet nach einem Marineoffizier mit Chinesisch-Kenntnisse gefragt haben?"

Kapitänleutnant Grützmacher wurde ernster und beugte sich über beide Ellenbogen auf seinem Schreibtisch nach vorn. „Weil wir unser Schicksal und unsere Arbeit hier in Penang in unsere eigene Hände nehmen müssen. Dies war bis 1941 ein englischer Marinehafen, eine Festung sogar, genannt George Town; die Japaner haben den Ort in Tojo-To umgetauft als die ganze malaysische Halbinsel und Singapur erobert haben. Sie werden die japanische Offiziere beim Begrüßungsbankett noch kennenlernen. Sehr gute Kameraden, aber eben Japaner, also die neuen Herren. Wir werden von ihnen versorgt, angesichts der offensichtlichen Versorgungsprobleme der Bevölkerung hier sogar gut versorgt. Aber um unsere Boote wieder einsatzfähig zu machen, fehlt es praktisch an allem, außer Treibstoff. Hier auf der Insel Penang, aber auch auf der anderen Seite des Festlandes sind Handel und Gewerbe fest in chinesischer Hand. Seit Jahrhunderten. Und daran haben auch die ethnischen Restrukturierungsmaßnahmen, die die Japaner nach der Eroberung vorgenommen haben, wenig geändert. Die Malaien stellten drüben auf dem Festland die Oberschicht, das war das Sultanat Kedah, bevor die Briten die Region zur Kronkolonie gemacht haben."

Ich muss den Kapitänleutnant etwas ungläubig angeschaut haben, denn plötzlich reagierte er etwas unwirsch. „Man hat Ihnen anscheinend bei ihrem Marschbefehl nichts darüber gesagt, was Sie hier tun sollen, wie?"

„Ehrlich gesagt, nein. Man hat mich auf der Marineschule in Mürwik plötzlich aus dem Unterricht geholt, meinen Lehrgang für „erfolgreich beendet" erklärt und mir mitgeteilt, dass ich mich eine Woche später in Lorient an Bord von U-532 zu melden habe, um nach Penang abzureisen. Das ist eigentlich alles, was ich weiß."

„Großartig, wirklich großartig." Kapitänleutnant Grützmacher lachte laut auf. „Unsere Marinekriegsführung handelt immer überlegt und mit guter Vorbereitung." Er lachte weiter. „Genau das ist der Grund, warum wir einen Mann wie Sie hier so dringend brauchen. Für die Zusammenarbeit mit den Japanern haben wir ganz ordentliche Dolmetscher. Aber wenn wir versuchen, über unsere Verbündeten beispielsweise etwas in einer chinesischen Werkstatt herstellen zu lassen, weil wir dies Ersatzteil nicht auf Lager haben", er lachte wieder laut, „und das ist bei vielen Teilen der Fall, dann kann man das vergessen. Der passive Widerstand unter Nutzung der Sprachbarriere ist gewaltig. Für einen japanischen Offizier ist es unter seiner Würde, Chinesisch zu sprechen. Und mit Repression und Gewalt bewegt man gar nichts. Mein Plan ist, dass wir uns in Zukunft für alles was wir brauchen, selber kümmern können. Und das wird Ihre Aufgabe sein: Beschaffung von allem und jedem, was wir benötigen." Er deutete mit dem Zeigefinger auf mich. „Bauen sie uns ein Beziehungsnetz zu den chinesischen Manufakturen und Händlern auf und besorgen Sie uns, was wir für unsere Boote und ihre Crews benötigen. Wenn sie so wollen: von aus dem Vollen gedrehte oder gefeilte Teile für unsere Schiffsdiesel bis hin zu freundlichen asiatischen Mädchen, die wir für unsere jungen Crews bei ihrem mehr oder weniger kurzen Landurlaub benötigen. Verstanden?"

Ich nickte. „Und wie?"

„Sie gehören ab sofort zu meinem Stab und beziehen ihr Büro direkt auf der anderen Seite vom Korridor." Er lachte mich an. „Und dann kann ich Ihnen versichern, dass ihre Arbeit sich schneller auf ihrem Schreibtisch stapelt als sie sich vorstellen können."

„Gut. Ich werde tun, was ich kann." Kapitänleutnant Grützmacher drückte einen Knopf und es erschien sein Adjutant. „Zeigen Sie bitte Oberfähnrich Nordmann sein Quartier, damit er seine Ausrüstung von Bord holen kann." Er schaute mich an. „Und Sie sehe ich in zwei Stunden zum Dienstantritt."

Damit war mein Stellungswechsel vom aktiven Marineoffizier zur See in die Verwaltung eines Marinestützpunktes besiegelt.

Das Begrüßungsbankett für die Mannschaft von U-532 war in der Tat freundschaftlich-kameradschaftlich mit reichhaltigem Essen und genügend Bier und Schnaps. Dies war insbesondere für unsere Crew nach mehr als 120 Tagen auf hoher See ziemlich herausfordernd. Trotzdem zog ein nicht kleiner Teil der Mannschaft unter japanischer Führung in die etablierten Freudenhäuser von George Town, die die japanische Armee für ihre sogenannten ‚Comfort Women' eingerichtet hatten.

„Sind diese Bordelle tatsächlich von der Imperial Army organisiert?" fragte ich einen jungen Leutnant zur See des ehemaligen Hilfskreuzers Michel, der unter dem Kommando von Kapitänleutnant Grützmacher mit in Penang geblieben war.

„Und wie", lachte Leutnant Victor Hageboom mich an. „Militärisch organisiert und überwacht. Soll das Risiko von Spionage, ungebührlichem Verhalten von Soldaten gegenüber Zivilisten sowie Krankheiten vermindern. Das heißt, dass die japanischen Feldärzte die Frauen häufig kontrollieren. Zudem organisiert die Armee den ständigen Zustrom an frischen Damen."

An diesem Abend sollte ich noch viel über die Organisation unseres japanischen Verbündeten lernen. Wir waren nach dem Bankett gemäß unseren Dienstgraden in drei Gruppen aufgeteilt worden: Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Genauso waren auch die Comfort-Women-Häuser aufgeteilt - als Oberfähnrich zur See war ich als unterster Dienstgrad im Offiziershaus zugelassen. Unerfahren wie ich war, blieb ich zunächst in einer passiv-beobachtenden Haltung und registrierte verblüfft, dass sowohl die japanischen Offiziere als auch die deutschen Offizierskameraden, die anscheinend schon länger die ‚Spielregeln' in Penang kannten, sehr schnell aus dem Angebot von unterschiedlichen asiatischen Frauentypen auswählten. Es gab im Grundsatz drei Frauentypen: Chinesinnen, die ich sofort anhand ihrer Sprache identifizierte, malaysische Frauen, die problemlos an ihrer dunkleren Hautfarbe identifizierbar waren und andere Asiatinnen, die ich nicht näher zuordnen konnte.

Ich war jetzt gerade zwanzig Jahre alt, hatte einen ‚Erfahrungsschatz' von gerade zwei Besuchen in Hafenbars und Bordellen in meinen deutschen Standorten hinter mir und war nun inmitten eines professionell organisierten Bordellbetriebs, der mich in diesem Moment absolut überwältigte. Aber wir waren von unseren japanischen Alliierten eingeladen und niemand, erst recht nicht ich als jüngster Offizier, konnte sich dieser Einladung entziehen. Irgendwann schaltete sich mein Gehirn mehr oder weniger aus und genoss die anziehenden und anmachenden Berührungen zweier junger Chinesinnen, die sich rechts und links von mir platziert hatten.

Inmitten dieses Bordelltrubels hatte ich plötzlich einen irgendwie erleuchtenden Bewusstseinsblitz als sich die beiden mich umschmeichelnden Frauen mit wenigen Worten kurz unterhielten. „Ich verstehe ja, was sie miteinander sprechen!"

„So ein feiner, junger Deutscher", hatte die eine Frau zur anderen gesagt. „Ob der ein richtig guter Liebhaber sein wird?"

„Wäre schön. Die Japaner behandeln mich immer wie ein Stück Fleisch."

Jeder Außenstehende hätte diese leise gesprochenen Sätze nicht verstanden, weder sprachlich noch inhaltlich. Aber ich erahnte zum ersten Mal meinen ungeheuren Vorteil, von Kindesbeinen an mit dieser Sprache vertraut zu sein.

Ich war der letzte Verbliebene unserer Gruppe von insgesamt zwölf Offizieren, der den Weg vom allgemeinen Kontaktraum in ein räumlich sehr begrenztes Separee mit einer auf dem Boden liegenden Matratze antrat. Aber ich hatte den ‚Vorteil', dass beide Chinesinnen mit mir mitgingen. Es war ein merkwürdiges Erlebnis, dass ich erst im Laufe der kommenden Jahre verstehen sollte. Die japanischen Soldaten - egal welchen Dienstgrades - behandelten die Comfort-Women fast immer wie Fickfleisch. Vergewaltigungsartiger, dominant-beherrschender Sex mit Schlägen und offener Brutalität waren häufig die Norm, insbesondere wenn es sich bei den Frauen um Chinesinnen oder Koreanerinnen handelte. Und ich unerfahrener, jungenhafter Deutscher wollte nun erotisch stimuliert und verführt werden. Das ging gehörig daneben, denn meine beiden Begleiterinnen wussten nicht so richtig, was sie mit mir anfangen sollten.