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Krieg und Liebe: Fernöstliche Liebe

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Meine beiden Mädchen gaben sich mit meinem Statement vorerst zufrieden und schliefen in meinen Armen ein. Ich hingegen war noch stundenlang wach, in meinem Kopf drehte sich wirklich alles.

Drei Monate später war immer noch nichts Entscheidendes geschehen. Wir kleine deutsche Standortbesatzung gingen in bester 08/15-Manier unserem inhaltlich ziemlich nutzlosem Dienst nach, seit Weihnachten hatte sich kein einziges deutsches Boot in unserem Hafen sehen lassen. Der Kontakt zum Chef im Südraum bestand aus einem wöchentlichen Anruf, bei dem wir kurz über unsere Lage berichteten und einige, wenige Informationen erhielten. Immerhin erfuhren wir auf diesem Weg, dass die Amerikaner die Philippinen zurückerobert hatten und nun eine erste japanische Insel attackierten. Der Name ‚Iwo Jima' sagte uns aber nichts. In Südostasien herrschte eine gespenstige Ruhe, die nur von gelegentlichen britischen Bomberangriffen gestört wurde, die angesichts der japanischen Luftabwehr vergleichsweise wenig Schaden anrichteten. Nachrichten aus der Heimat waren noch spärlicher, wir wussten nur von einem japanischen Nachrichtenoffizier, dass die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug war.

„Wir haben an Eurem Weihnachtsfest von unserer Zukunft gesprochen", griff Lian unsere Weihnachtsdiskussion kurz vor dem Osterfest auf, ein Datum, dass ich bis dahin nur beiläufig registriert hatte. „Ich denke, jetzt wird es Zeit zu handeln! Hast Du die letzten Monate genutzt, um einen Plan für unsere gemeinsame Zukunft zu schmieden?"

Ich stotterte als Antwort ziemlich unbeholfen, womit ihr und Chen klar wurde, dass ich unverändert keinen Plan besaß.

„Das haben wir uns gedacht", setzte Lian spöttisch-provokativ ihre Ansprache fort. „Und deshalb haben wir einen Plan."

Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute zu den beiden Frauen, die halbnackt vor mir standen, hoch. „Und?"

„Chens Familie hat nach Aussagen ihrer Mutter ein Versteck für sie aufgebaut, in dem sie notfalls für viele Monate unentdeckt untertauchen kann und vor Japanern sicher ist, wenn ihr uns nicht mehr schützen könnt."

„Und warum soll ich Euch nicht mehr schützen können? Hat doch bisher auch funktioniert."

„Weil die Japaner davon reden, dass sie Euch internieren werden, wenn Euer Deutschland den Krieg verliert und sie allein weiterkämpfen."

Ich war wie vom Donner gerührt. Natürlich hatten Martin, ich und unsere vier verbliebenen Soldaten darüber spekuliert, in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Zumindest gab es für uns keinen Rückweg in die Heimat. Aber das uns unsere Alliierten festsetzen würden, hatte bisher keiner von uns erwartet. „Woher wisst Ihr das?"

„Weil die japanischen Offiziere in ihrem Freudenhaus ganz offen darüber reden, was sie mit Euch ‚Versagern' und ‚Feiglingen' machen, wenn Deutschland kapituliert. Und das soll ziemlich bald passieren."

„Oh." Meine Überraschung war echt und verwandelte sich in echtes Entsetzen. In japanische Kriegsgefangenschaft wollte ich unter keinen Umständen. In meinem Kopf tanzten tausend Gedanken, vollkommen unsortiert. Lian hatte Recht. Ich hatte monatelang meinen Kopf in den Sand gesteckt und nicht nachgedacht. „Und nun?" stellte ich nach einer längeren Pause eine ziemlich dämliche und zugleich hilflose Frage.

„Wie gesagt, für Chen hat die Familie eine Lösung, bei der Du aber mitwirken musst."

„Was soll ich tun?" Ich schaute jetzt wechselweise zwischen den beiden Frauen hin und her.

„Du fährst mich übermorgen ganz offiziell in Deinem Dienstwagen zur Gießerei", antwortete Chen direkt. „Damit vermeide ich, von der japanischen Militärpolizei kontrolliert und erneut verschleppt zu werden. Und dann verschwinde ich. Aber ich habe vorher einen Wunsch an Dich, den ich Dir nachher erzählen werde."

Ich nickte verwirrt und schaute wieder Lian an. „Und Du?"

„Das hängt ausschließlich von Dir ab. Ich gehe entweder zusammen mit Chen, was bedeutet, dass Du uns beide nie wiedersehen wirst." Sie holte tief Luft, ging vor mir auf die Knie und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Oder wir fliehen gemeinsam in ein absolut sicheres Versteck, in dem wir so lange zusammen leben können, bis Frieden herrscht und wir frei sind."

„Hm." Meine im Kopf herumtobenden Gedanken bekamen nun Ordnung und Struktur. „Würden wir zusammen mit Chen fliehen?"

„Nein. Nacheinander ist sicherer. Insbesondere, wenn Du mich begleitest, weil Chen und wir dann unterschiedliche Ziele haben."

Ich dachte nach, während sich Chen neben mich auf die Bettkante setzte und mir über den Rücken strich. „Bei uns heißt so ein Absetzen von der Truppe ‚Fahnenflucht' und wird mit dem Tode bestraft", sprach ich die Tatsache aus, um die jetzt meine Gedanken kreisten.

„Dazu müssten sie Dich erst einmal kriegen. Und das ist sowohl für die Deutschen, die sich ohnehin nicht mehr für Euch verlorenen Haufen interessieren, oder für die Japaner unmöglich."

„Wenn ich Dich begleite, bedeutet dies, dass ich meine Kameraden hier im Stich lasse."

„Und von den Japanern gefangengesetzt wirst. Chen und ich lassen uns von diesen widerlichen Menschen kein zweites Mal festsetzen und wie ein Stück Lustvieh benutzen. Du hast die Wahl. Und zwar jetzt!" Lian wirkte extrem entschlossen.

Schließlich klatschte ich mit beiden Händen auf meine Oberschenkel, wobei ich auch auf Lians Hand schlug, was sie mit einem kleinen Aufschrei quittierte. „Wir machen das. Wann soll ich Chen fortbringen?"

„Am Sonntag. Ist alles vorbereitet." Lian beugte sich vor und umarmte mich, während Chen dasselbe von der Seite machte. Für einen Moment verharrten wir drei in dieser intimen Position.

Dann drehte ich mich zu Chen hin. „Du hast von einem Wunsch gesprochen?"

„Ja", lächelte sie mich an. „Ich gehe allein, aber will etwas von Dir mitnehmen."

Ich schaute sie ziemlich verständnislos an. „Und was?"

„Ganz einfach. Wir machen jetzt gleich ganz intensiv Liebe und Du spritzt Deine Sahne ganz tief in mich hinein. Am besten zwei Mal. Und morgen früh noch einmal. Und das nehme ich mit, weil ich davon vermutlich schwanger werde." Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mich. „Lian hilft heute nur, ich bin die Hauptperson."

Folgsam und zugleich erregt erfüllte ich Chens Wunsch. Und um möglichst effektiv zu sein, arbeiteten wir uns zuerst mit einem Cowgirl-Ritt über unsere Orgasmusklippe hinaus. Dann gaben mir die beiden Frauen kuschlige Minuten zur Erholung bevor Lian mich mit einer liebevollen Mund- und Kehlenbehandlung ein zweites Mal zur Hochform brachte und mich Doggy-Style hinter ihre Kusine und Freundin platzierte. Diesmal wurde es richtig heftig. Die erste Entspannung hatte eine deutliche Erhöhung meines Stehvermögens zur Folge und ich fickte Chen dreimal zu einem laut herausgeschrienen Orgasmus bis ich sie erneut bis an den Rand flutete. Kaum hatten wir total durchgeschwitzt unser Endziel erreicht, rollte sich Chen in einer Art Embryohaltung zusammen und drückte mit ihren Oberschenkeln ihre Pussy zusammen. „Heute verliere ich keinen Tropfen von Deinem wertvollen Geschenk", murmelte sie leise. „Morgen früh noch einmal, dann war das unsere letzte Chance." Lian und ich kuschelten uns an sie und so schliefen wir zu dritt ein.

Der nächste Morgen verlief wie verabredet. Später am Vormittag fuhr ich mit meinem mittlerweile deutlich strapazierten Dienstwagen japanischer Bauart wie so oft zur Gießerei Liang, Chen hatte sich auf der Rücksitzbank zusammengekauert, um möglichst wenig gesehen zu werden. Dort übergab ich sie nach einer schnellen Verabschiedung ihrer Mutter, dann war sie in der Tiefe des Gebäudekomplexes, der die Privatwohnungen der Großfamilien Liang und Cheng samt der Gießerei und den Werkstätten beherbergte, verschwunden.

Zurück in unserer Villa beobachtete ich, wie Lian bereits diskret Vorbereitungen für unsere Flucht traf. „Jetzt erzähle mir bitte im Detail, wie das mit uns beiden vor sich gehen soll", nahm ich sie in unserem Schlafzimmer an die Hand. Dies war der einzige Raum im Haus, in dem wir gefahrlos und ungestört miteinander reden konnten. Bis dahin hatte ich nur eine ungefähre Ahnung von Lian Plänen für uns beide.

Lian hatte ein sehr ernstes Gesicht aufgesetzt und schaute mich mit ihren wunderbaren Mandelaugen durchdringend an. „Du hast gesagt, dass Du mir und meiner Familie vertraust. Und wir haben sehr intensiv an dieser Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft gearbeitet." Sie machte eine lange Pause, behielt aber den direkten Augenkontakt. „Du hast mich aus dem japanischen Bordell, in das ich hineingezwungen wurde, befreit. Ich liebe Dich und will nie mehr von Dir getrennt werden."

„Mir geht es genauso", bestätigte ich ihr. Aber meine Annäherungsversuche wehrte Lian zunächst ab.

„Wenn Du von George Town aus in Richtung der Berge schaust, ragt aus dem Wald eine stattliche Pagode in die Höhe." Ich nickte, denn ich hatte die Pagode oft auf meinen Fahrten durch die Stadt gesehen. Ich war aber nie dorthin marschiert. „Die Pagode gehört zum Kek Lok Si Tempel, einer chinesisch-buddhistischen Tempelanlage, die auch ein großes Kloster beherbergt. Diese Anlage wurde in den letzten 60 Jahren errichtet und immer mehr erweitert. Die hohe Pagode selbst ist weniger als zehn Jahre alt."

Ich schaute meine Geliebte ratlos an. „Und was hat ein buddhistischer Tempel mit uns zu tun?"

„Das ist unser Fluchtziel", nickte Lian. „Unsere Familie hat diese Tempelanlage und das dazugehörige Kloster vom ersten Tag an mit vielen Spenden finanziell unterstützt. Und nicht nur das, mein Onkel Kim, der Bruder meines Vaters, ist in jungen Jahren als Mönch in das Kloster eingetreten und dort quasi die rechte Hand des Venerable Yuan Ying, der der höchste Priester dort oben ist. Dies Kloster wird unser neues Zuhause, zumindest bis der Krieg vorüber ist und wir uns wieder ohne japanische Militärpolizei und in Freiheit bewegen können."

„Und wie kommen wir in das Kloster hinein? Ich bin kein Buddhist."

„Das haben meine Eltern bereits arrangiert. Es gibt aber eine Reihe von entscheidenden Voraussetzungen, die wir für die Mönche erfüllen müssen, damit sie uns ihren Schutz gewähren."

„Und das wäre?"

„Zuerst müssen wir ein richtiges Ehepaar werden. Das bedeutet, dass wir zuerst nach buddhistischen Regeln offiziell Mann und Frau werden."

Sie holte ein paar Mal tief Luft und schaute mich herausfordernd an. Dann setzte sie ihr schönstes Lächeln auf, bei dem ich regelmäßig hinschmolz. „Nach unseren Traditionen musst Du Deine zukünftige Frau fragen. Umgekehrt geht nicht."

Jetzt hatte ich endgültig verstanden. Lian wollte mich heiraten beziehungsweise von mir geheiratet werden. Und ich wollte das auch. Ganz klassisch rutschte ich von der Bettkante auf mein Knie, nahm Lians Hand und schaute sie an. „Liebe Liang Lian, willst Du meine Ehefrau werden und mit mir gemeinsam einen uns unbekannten Weg in eine gemeinsame Zukunft gehen?"

Lian beugte sich vor, umarmte mich, zog mich zu sich hoch und küsste mich. „Ja! Ich habe keinen größeren Wunsch, als den Weg des Lebens mit Dir gemeinsam zu gehen."

„Gut. Und dann?"

„Werden wir ins Kloster eingelassen, beziehen gemeinsam in einem separaten Teil, der nicht von Mönchen bewohnt wird, eine Zelle und nehmen unsere Arbeit in der Klostergemeinschaft auf. Ich soll die Schneiderei übernehmen, hat mir meine Mutter bereits berichtet. Und Du wirst bis auf Weiteres als ein Mönch getarnt und arbeitest in der Gemeinschaft mit. Was immer anliegt, ob im Bau oder in den Gärten. So sind wird sicher."

Ich nickte nachdenklich. Ich, Leutnant zur See der Deutschen Kriegsmarine, tauschte mein Offiziersdasein gegen ein buddhistisches Mönchsleben ein. Teilweise zu mindestens, denn ich hatte eine liebende Ehefrau an meiner Seite. Die Alternative würde Kriegsgefangenschaft bedeuten, ohne Lian und mit sehr ungewissem Ausgang. Ich nickte noch einmal und erwiderte dann Lians Kuss. „Dann lass uns ins Kloster gehen."

Vier Wochen später trug ich als Zivilkleidung ein orangefarbenes Mönchsgewand, hatte meinen Kopf kahlrasiert und meinen seemännischen Vollbart abgenommen. Ich besaß praktisch nichts mehr, meine persönliche Habe inklusive meinen Papieren hatte bei unserer frühmorgendlichen Flucht in eine kleine Reisetasche gepasst. Aber ich musste mir bereits nach einigen Tagen eingestehen, dass ich nichts vermisste. Ich hatte Lian, die wie ich begonnen hatte, sich in den arbeitsreichen Klosteralltag einzufügen. Und ich hatte eine extreme freundliche, zutiefst menschliche Umgebung, die uns beiden das Gefühl von Sicherheit in sehr unsicheren Zeiten gab.

Auf der anderen Seite waren wir nun nahezu vollständig von jeglichen Nachrichten über das Weltgeschehen abgeschnitten. Die Kapitulation Deutschlands erfuhren wir erst Monate später, die japanische Kapitulation nach den beiden Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki registrierten wir dadurch, dass am 2. und 3. September plötzlich britische Kriegsschiffe unter Führung der HMS Nelson im Hafen von Penang auftauchten und britische Marines Stellung in George Town bezogen. Die Insel Penang war damit nach knapp vier Jahren wieder unter britischer Herrschaft, was mir wenig weiterhalf.

„Ich will genauso wenig in britische Gefangenschaft wie ich in japanische wollte", erklärte ich Lian und ihrem Onkel Kim. „Ich fühle mich nach unseren fünf Monaten als Teil der Gemeinschaft hier und bin begierig, jeden Tag mehr über diesen Glauben und seine Wurzeln zu lernen." Mein Alltags-Chinesisch war mittlerweile so gut geworden, dass ich wirklich alle Lektionen und Unterrichte voll umfänglich verstand und viele Gespräche mit den Priestern und Mönchen führen konnte. Ich begann langsam, in Chinesisch zu träumen, ein sicheres Zeichen, dass in meinem Kopf grundlegende Veränderungen vor sich gingen.

Der Venerable akzeptierte die Fortsetzung unseres Aufenthaltes im Kloster, hatten sich Lian und ich sich doch als tatkräftige und mit der Fabrikantenfamilie im Hintergrund trotz Hyperinflation und fortgesetzter Repressionen als spendenfreudige Helfer erwiesen. In einem Punkt hatte ich mich im Kloster als wertvoller Helfer erwiesen. Mit der Disziplin einer deutschen Offiziersausbildung war es mir gelungen, viele Arbeitsabläufe im Kloster umzuorganisieren, zu straffen und damit effektiver und ertragsreicher zu machen.

Zum Jahreswechsel 1945/46 - zumindest nach europäischer Zeitrechnung, denn im Kek Lok Si Tempel galt der chinesische Kalender - registrierten Lian und ich, dass wir ein neues Problem bekamen. „Ich glaube, ich bin schwanger", überraschte mich Lian am Abend in unserer kargen Zelle, als wir uns zur Nachtruhe betteten.

Ich war schlagartig glockenwach. „Schwanger? Wie das?"

Lian lachte leise. „Du weißt schon wie. Wir haben ja auch genügend geübt. Und jetzt hat es geklappt."

„Ganz sicher?"

„Ja." Lian strahlte mich in unserer aus nur einer Lampe schwach erleuchteten Zelle an. „Und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich unbändig. Du wirst zum zweiten Mal Vater."

Jetzt wurde ich noch mehr verwirrt. „Wie? Was? Warum zum zweiten Mal? Ist doch Dein erstes Kind."

„Richtig, mein Lieber. Aber die gute Chen war mir dank Deines Abschiedsgeschenks viele Monate voraus. Und wie ich von Onkel Kim übermittelt bekommen habe, hat Chen letzte Woche einen gesunden, properen Jungen zur Welt gebracht."

„Oh", konnte ich auf die doppelte Offenbarung nur noch antworten. Dann blieb ich stumm und dachte nach. Die Monate in einem buddhistischen Kloster hatten mich nachhaltig verändert. Ich war ruhiger, bescheidener, ja, wie mir meine Ehefrau bestätigte, liebenswerter geworden. Und jetzt dies: zwei Kinder von zwei Frauen, die zudem derselben Großfamilie angehörten. Damit stand für mich fest, dass ich diese chinesische Gemeinde in Südostasien nie wieder verlassen wollte. Meine Zukunft und die meiner Familie sollte hier auf der malaiischen Halbinsel, vielleicht sogar auf der vorgelagerten Insel Penang liegen.

„Aber wie stellen wir das an, dass wir als Familie in Frieden und in Freiheit leben und arbeiten können, ohne dass die britische Kolonialverwaltung einen späten deutschen Kriegsgefangenen interniert und irgendwann allein nach Deutschland zurückführt?" Um diese Schlüsselfrage drehte sich in den kommenden Wochen unsere gesamte Abendunterhaltung. Lian hatte beschlossen, zu ihrer Familie zurückzukehren, sobald sich ihre Schwangerschaft nicht mehr vor den Mönchen geheimhalten ließ. Aber ich?

„Wir finden eine Lösung", war Lian optimistisch. „Meine Eltern standen vor dem Krieg auf gutem Fuß mit der britischen Verwaltung in George Town und Penang. Wir sind wieder Teil der Strait Settlements und damit eine direkte Kronkolonie. Ich würde vorschlagen, dass meine Eltern Deinen Fall in ihre Hand nehmen und ohne Angabe Deines Aufenthaltsortes eine Lösung für Dich aushandeln." Sie lachte mich an. „Chinesen lösen solche Probleme meist mit Geld. Und Engländer nehmen gerne Geld. Verstanden?"

Ich hatte verstanden.

Lian verließ das Kloster im Frühjahr als ihr Bauch für jedermann sichtbar rund geworden war und kehrte in ihre Großfamilie zurück. Ich war nun für einige Wochen allein. Wir hatten verabredet, dass mich zur Aufrechterhaltung meiner Tarnung kein Familienmitglied besuchen sollte, solange Familie Liang mit den Behörden über meine Zukunft verhandelte. Immerhin bestand weiterhin das Risiko, dass man mich als deutschen Soldaten und damit als potenziellen Kriegsgefangenen identifizieren würde.

Sechs Wochen später kam plötzlich Lians Mutter ins Kloster, um zuerst mit ihrem Schwager und dann mit mir zu sprechen. „Wenn Du willst, kannst Du morgen zu uns umziehen und wieder mit Deiner Ehefrau unter einem Dach leben", sprach sie mich ganz direkt an und überreichte mir zwei in chinesischer Sprache verfasste Dokumente. Das erste war ein nationalchinesischer Reisepass, in dem sogar ganz korrekt ein Passbild von mir montiert war - ich war total irritiert, wie die Familie daran gekommen war - und in dem mein korrekter Name mit richtigem Geburtsdatum und Geburtsort aufgeführt waren. „Shanghai ist wieder eine freie chinesische Stadt", erläuterte mir Liang Jinjin, Lians Mutter. „Und wir hatten vor dem Krieg sehr gute Geschäfts- und Familienbeziehungen dorthin. Da wohl alle behördlichen Unterlagen die japanische Besetzung unbeschadet überstanden haben, konnte man Deine Geburtsurkunde ausfindig machen. Der Rest war ganz einfach und hat nur eine kleine Gebühr gekostet", sie lächelte hintergründig, so dass ich die Einstufung ‚kleine Gebühr' richtig interpretierte. Damit besah ich mir das zweite Dokument: basierend auf meinem ‚neuen' chinesischen Pass war dies eine Aufenthaltsgenehmigung der Kolonialbehörde der Kronkolonie mit eingetragenem Wohnsitz an der Adresse der Familie Liang. „Du bist ein freier Mann, KaWe", lachte mich Jinjin an. „Ich heiße unseren Schwiegersohn, der mir meine Tochter zurückgebracht hat, herzlich in unserer Familie willkommen."

Zwei Tage später hatte ich meine geringe Habe zusammengepackt, eine normale chinesische Zivilkleidung angelegt und mich vom Venerable Yuang Ying, Onkel Kim und den zahlreichen Mönchen, die mir im Laufe des einjährigen Aufenthaltes im Kloster gute Freunde geworden waren, verabschiedet. Dann machte ich mich auf den Fußweg den Berg hinunter und erreichte nach eineinhalb Stunden, in denen mich ein kräftiger Frühjahrschauer gut durchnässt hatte, mein zukünftiges Zuhause. Lian war außer sich vor Freude, mich in ihrem Elternhaus begrüßen zu können und stellte mich umgehend allen Großfamilienmitgliedern vor. Hierunter waren auch Chens Eltern und Geschwister.

Chen und unser gemeinsamer Sohn, dessen tatsächliche Vaterschaft niemandem bekannt war, waren jedoch nicht anwesend. „Unsere Tochter, die Sie so gut umsorgt haben", berichtete mir ihre Mutter, „ist mit einem Cousin auf die andere Uferseite übergewechselt. Sie hat ihren Cousin, der im Krieg seine Frau verloren hat, noch vor der Geburt ihres Sohnes geheiratet. Jetzt ist alles gut." Natürlich wusste die Mutter, dass ihre Tochter ihre Schwangerschaft aus ihrer Zeit in unserer Offiziersvilla mitgebracht hatte. Aber sie hatte schnell und mit Geschick verstanden, hier eine neue, nach chinesischen Maßstäben ordentliche Familie entstehen zu lassen.