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Lara

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Fest stand für mich nur, dass es so nicht weitergehen durfte. Ich musste offen mit ihr darüber sprechen. Sie war immerhin meine Freundin. Und wenn sie Hilfe brauchte, dann war bisher ich zu egoistisch gewesen, das zu erkennen. Doch dazu gehörte vor Allem, dass ich mich von ihrem Spiel, ein demütigender Ausfluss ihrer abstrusen Angstphantasien, befreien musste. Wenn ich nur diesen Abend mit ihr, der Nächtlichen, durchbrachte, so war ich mir sicher, würde sie mir im Morgenlicht dafür danken.

Ich ahnte nicht, dass das einsame Mädchen heute ganz ähnliche Gedanken umhergewälzt hatte, auch wenn einiges mehr an Tinte in ihrem Heft von Tränen zerweichte, bis sie müde darüber zusammensank.

Als die Sonne untergegangen war duschte sie ausgiebig, und verbrachte die Stunde bis ihr Besucher zurückkehren würde vor dem Schminkspiegel. Sie parfümierte sich. Sie hatte ein rotes Kleid gewählt.

*

Ihr Empfang im Treppenhaus erschien mir wie eine getreue Wiederholung der ersten Abends. So getreu, dass mir bange wurde. Sie öffnete die Tür mit dem selben freudig überraschten Grinsen, als sähe sie mich zum ersten Mal seit Wochen. Auch war sie wieder aufgebrezelt wie zum Galaabend: Seidiges gekämmtes Glitzern auf den fließenden braunen Haaren, dezent dunkelgesäumte Augen und nun erkannte ich, dass sie doch Lippenstift trug, aber hatte sie heute noch einen draufgelegt: Neben ihren obligatorischen schwarzen Stilettos trug sie diesmal ein lachsrotes Kattun-Kleid, das knapp auf dem Oberschenkel in schwarze Strumpfhosen überging.

Ihr Dress machte auf mich einen noch überzogeneren Eindruck als beim ersten Mal, wo ich nun schon zwei Tage bei ihr gewohnt hatte. Ich beobachtete ihr Gesicht genau, aber hinter der jovialen Fröhlichkeit schaute sie ganz normal aus. Daher sparte ich mir den Kommentar zu ihrer Aufmachung, enthielt mich aber auch jeglichen Kompliments.

Dass draußen wieder das frühe Herbstdunkel Einzug gehalten hatte, demonstrierte sie mir, indem sie mir prompt mit freundlich aufforderndem Lächeln das geöffnete Lederhalsband entgegenhielt, das bisher oben auf der Garderobe gelegen hatte. Meine Gedanken rasten -- das hatte ich doch vermeiden wollen!

»Ist denn schon wieder Schlafenszeit?« stammelte ich flapsig. Ein misstrauisches Glitzern sprenkelte in die Munterkeit ihrer Augen.

»Nein, natürlich nicht!« lachte sie, während sie es wieder über den Mänteln platzierte und ich meinen dazuhängte, »Ich dachte nur -- na, ist ja auch egal.« Und sie kreiselte mit munterem Schwung in die Küche. Beeindruckte mich damit, wie sicher sie ihre Hochhackigen über den Fliesenboden drehte.

»Wir können heute kochen!« rief sie in den Flur zurück, wo ich noch meine labberigen Straßentreter abstreifte, »Und haben dann immer noch Zeit für deinen Indiana-Jones-Film!«

Ich täuschte ein kühles Lächeln vor, auch wenn sie es nicht sah. Das war alles, was ich von einem netten Abend unter Kommilitonen erwarten konnte. Schade nur, dass ich es heute gar nicht auf einen derart normalen Abend abzielen durfte.

Denn nach dem fröhlichen Beisammensein in der gemütlichen Bude würde sie mich ebenso freundschaftlich ins Bett geleiten, aber nur, um mich dort für einen weitere Nacht anzuketten wie einen bissigen Hund. Aber am nächsten Morgen würde sie wieder die Scham über sich selbst, das nächtliche Selbst, zu verdrängen suchen und den Vorabend mit umso forscherem Auftreten wettmachen. Wenn sie nicht wieder über irgendeinen Aspekt meines dem ihrigen entgegengeformten Jungenkörpers in Heulkrämpfe geriet, heißt das.

Na großartig, dachte ich, während sie munter um die schummrige Flurecke mit Töpfen und Pfannen zu werkeln begann, Streit und Tränen waren vorprogrammiert. Ich fühlte mich, als müsste ich dem sprichwörtlichen Kind den Lutscher wegnehmen, wegen Karies. Und so.

Aber erst einmal konnte ich genauso gut ein wenig Zeit mit ihr genießen, dafür war ich schließlich hergereist. Es schadete auch nichts, die Freundschaft zu vertiefen, bevor ich anfangen müsste, die Opposition anzuleiern.

Das Kochen plante sie aufwändiger, als ich ihr (oder eher uns) zugetraut hatte: Wir buken einen Quiche. Ich diente nur als ausgemachter Amateur, aber mittels der liebenswürdigen Befehlsgewalt, mit der sie mich sonst auch aus dem Bett geworfen hatte, ging es denn doch ganz unkompliziert; und bald schon mampften wir einträchtig den käsig-spinatigen Blätterteig.

Der unverhoffte Moment, von dem diese Nacht und vielleicht noch mehr abhängen sollte, erreichte uns dann später, als wir schon länger auf dem Sofa beisammengesessen hatten vor dem Fernseher. Es war in einer Pause des Films, dass sie aus der Küche wiederkam und so lange im Türrahmen stehenblieb, bis ich auf sie aufmerksam wurde.

Sie stand dort, die High-Heels hatte sie schon lange irgendwo gelassen, und starrte mich mit großen Augen an, als würde sie sich versichern wollen, ob es den Weihnachtsmann denn wirklich gäbe oder woher die Babys kommen.

»Aber später«, betonte sie, »ziehst Du dann schon das Halsband an, oder?«

Ich seufzte. »Eigentlich wollte ich genau darüber mit dir sprechen.« Ich sah, wie sie sofort in den Verteidigungsmodus wechselte.

»Was gibt es denn da schon zu besprechen?« meckerte sie.

Kurz überlegte ich, sie zu mir aufs Sofa zu bitten, aber wenn sie das ablehnte, hätte ich wieder einen Satz verschwendet, bevor sie sich endgültig verschloss.

Also unverblümt -- Und jedes meiner Worte sah ich als Eindruck von Verletzung in ihre Augen stechen:

»Lara, es geht um Dich. Wie Du bist,«

»...Wie ich bin, was laberst Du?«

»...Tag und Nacht, Lara, wie Du mich behandelst!« Mir sollten schon fast wieder die Worte ausgehen, doch mir kam eine Idee: »Ich schnüffele nicht an Schuhen.«

»Was?«

»Ich schnüffele nicht an Schuhen.« stellte ich klar.

»Ach das.« meinte sie. Ihre Stimme klang jetzt immer verlorener. »Das war doch nur n Witz...«

Ich beharrte. »Und ich möchte auch nicht ans Bett gefesselt werden, niemand möchte das. Und hätte ich dich noch vor wenigen Stunden gefragt, Du hättest zugegeben, wie albern das ist.«

»Ich hätte -- wir hätten darüber gelacht!« Aber ich hatte schon weitergesprochen:

»Ich will Dir helfen, Lara, damit fertigzuwerden, irgendwas ist doch da -- nicht, stimmt da nicht. Dass Du nicht schlafen kannst, dass Du vor mir Angst hast, vor mir! Wir --«

Ich verlor den Faden. Kurz vor der Schwelle zum Tränenausbruch wandelte ihre Miene sich in blanke Feindseligkeit und ihre Augen loderten mich an.

Ich erkannte, wenn ich jetzt mit dem Psychologen herausrückte, würde ich alles kaputtmachen. Vielleicht hatte sie so ein Gespräch schon einmal geführt oder gar öfter. Und die Angst vor dem Kranksein, der Behandlung sich tief in sie eingebrannt.

»Es ist ja nur -- Wir sollten es einfach mal eine Nacht ohne Halsband versuchen, hm? Ich weiß, dass Du mir morgen beim Frühstück dankbar sein wirst. Und Du weißt es auch.«

Eine Pause. Ich sah es in ihrem Kopf rattern. Dann senkte sie den Kopf und stierte zu Boden. Ihr Blick war gebrochen, ihre Schultern hingen.

»Ja.« flüsterte sie rau. »Ich denke, das wird das beste sein.«

War sie gerade durchgebrochen? Die echte sie? Die tägliche? Auf einmal fühlte ich mich berauscht. Mein Redeschwall hatte mich mitgenommen. Ich hatte eine Kontrolle über die Situation erlangt, auf die ich nicht vorbereitet gewesen war! Der erwartete Widerspan war ausgeblieben.

Dort hing sie mehr wie Laub in einem Spinnennetz, als aufrecht stehend; und ich spürte, dass sie von mir erwartete, nun den Rest des Abends zu diktieren. Der Fernseher hatte sich indes automatisch abgestellt.

Als meine Reaktion auf ihr Nachgeben ausblieb, krächzte sie: »Dann geh ich uns noch n Tee machen.« und verschwand mit einer schnellen Drehung aus dem Türrahmen.

Es wurde ohnehin bald spät und keiner von uns beiden war wohl allzu scharf darauf, noch mitzuverfolgen, wie Indiana Jones nun den heiligen Gral nicht rettete. Ein warmer Tee würde genau das richtige sein, um uns beide ins Bett zu senden. Und diesmal ohne Fesseln und Fisimatenten!

Was für ein Erfolg -- Ich hätte innerlich frohlocken können -- wäre da nur nicht die Gebrochenheit in ihrem Blick gewesen, eine stille Mahnung auf den Zorn, der noch kurz zuvor in ihren Augen stand und über den ich mich so erhaben gefühlt hatte, als ich ihn ignorierte.

*

»Hier.« Sie hielt mir eine dampfende Tasse hin, mehr ein breites Schälchen mit Henkel. Ihre Augen waren wieder etwas glasig und ich fragte mich, ob sie es geschafft hatte, in der kurzen Zeit unbemerkt zu weinen, in der ich ihr noch nicht gefolgt war. Den Tee hatte sie schon fertiggehabt, als ich schüchtern, aber über meine neue Position sehr bestimmt, zu ihr in die Küche trat. Ihre Stimme war sanft.

Sie schwieg wieder und in der summenden Stille schniefte sie nur ab und zu in ihren Hagebuttentee. Ihre Blicke aber, die mich einhellig fokussierten, beschossen mich über den verschwiegenen Mund mit Botschaften, Worte, die ich nicht entziffern konnte. Ihre Augen blieben dunkel und der Rest des Gesichts schwelgte in Müdigkeit, oder eher Erschöpfung.

Was für ein Ausklang -- eine buntschäbige Studentinnenküche, zwei pochende warme Körper in der Distanz des Raumes, zwei Erinnerungen an zwei merkwürdige Tage und nur das Schlürfen von Tee und das Knarren der Anrichte, gegen die wir, in gebührlichem Abstand zueinander, lehnten.

Zwei zarttraurige Mädchenaugen, die zu einem verklemmten Jungengesicht im Halbdunkel aufsahen, und einen Springquell von Gier einschossen, als er die Tasse an den Mund nahm. Auf einmal touchierten ihre Ellenbogen nicht mehr ihre ängstlich atmenden Rippen, ihre Schulter drängte sich nicht mehr nur ein Stückchen zu hoch um ihren Nacken und ihr freier Fuß, in einem dicken rosa Strumpf über der schwarzen Strumpfhose, begann aufgeregt um den Knöchel ihres Standbeins zu reiben.

Wärme schwemmte ihren Körper von innen und bereitete sich bis auf ihre Gesichtszüge in lichte Vorfreude aus, in der sie ein wenig hastiger ihren Tee ausschlürfte und ein wenig provokanter ihre eben noch so gestauchte Brust in den Raum wölbte, indem sie ihn beobachtete, wie seine Augenlider langsam zu sinken begannen, noch während er wach war. Seine Tasse leerte sich.

»Boah, Lara, ich glaube, das war ein anspruchsvoller Abend --« sagte er gutmütig während seine Gesichtszüge erschlafften.

Sie wartete, lauerte.

»Ich bin so müde, dass ich es wohl nicht mal merken würde, wenn Du mich fessels -- fesseltest. Nicht, dass Du das tust, Lara, bitte, ehrlich.« Und der Ernst in seinem etwas strengen Blick war für heute der letzte Wachheitsfunke, der noch in diesen Augen aufglimmen sollte.

»Ach Gott, warte, ich bringe Dich ins Bett!« Das Mädchen regte sich in mütterlicher Zuneigung, führte den Taumelnden sanft und sicher aus der Küche. Und noch im unbeleuchteten Flur, da sich seine Lider gesenkt hatten, hauchte sie ihm einen süßen Kuss auf seine geschlossenen Lippen.

Er fiel in ihre Arme und seine Wange drückte sich auf ihren rechten Busen. Für einige Sekunden erlaubte sie sich, den knetenden Abdruck seines Mundwinkels in ihren erwachenden Warzenhöfen zu genießen. Dann zog sie den betäubten Jungenkörper ins bereits festliche erleuchtete Schlafzimmer.

*

Diese Nacht zerfloss in ein Wirrwarr aus feuchten Schemen, höhlenden Schatten, schweißduftende Umschließung und völlig musterlosen Schmerzen. Kitzelnde Haarspitzen auf meinem Kinn.

Ich hatte auch geträumt: Ein lichter Sommernachmittag auf einem Landhaus, die Bienen flirrten und die Sonne heizte. Es gab eine ausladende Veranda aus groben dunklen Holzlatten und dort ging meine Mutter umher, aber mit nackten, fülligen Busen. Die dufteten in den lauen Schatten des säulengestützen Panoramabalkons über uns. Sie grüßte mich und stellte mich vor das Problem, ob ich noch klein genug sei, dass sie mich an ihrer Brust stillen dürfe? »Eine Frage der Einstellung.« beschied sie. Alternativ müsste ich wieder hinaus in die Hitze wandern, denn ziemte diese unbegründete Nacktheit sich aber mal so gar nicht vor mir...

Die einzige reale Erinnerung schloss an diesen Morgen an -- ein furchtbarer Kater. Ich erwachte mit der konfusen Überzeugung, überrascht zu sein darüber, dass ich mich frei bewegen konnte. Verwirrte mich über verschiedene wunde Stellen meines Körpers, insbesondere meines Pos, aber auch seltsamen Orten wie knapp über meiner linken Hüfte oder unter der Innenseite meines Knies; und über den dauerhaften Geruch von -- irgendetwas schwitzigem, nussigen, fischigem, menschlichem; der mir nicht aus der Nase zog, wie lange ich auch noch im blendenden Tageslicht dahindämmerte.

Kopfschmerzen -- erst beim zweiten Versuch schaffte ich es, meinen Kopf aus den Kissen zu heben und die Spätherbstsonne prallte trotz ihrer schwindenden Kraft herein und versetzte mir Nadelstiche. Langsam kam wieder Leben in meine Glieder. Sie hatte mich heute nicht geweckt, es musste lange über Vormittag sein.

Kurz erschrak ich bei dem Gedanken, sie könnte es nicht ausgehalten haben mich frei schlafen zu lassen und abgehauen sein -- schließlich hatten wir das gestern besprochen, nein bestritten hatten wir das -- aber irgendwie konnte der gestrige Abend nicht so verlaufen sein... Irgendetwas, das mit mir zu tun hatte und der seltsamen Geschundenheit meines Körpers, als sei ich gestern zwischen eine Wikingerbesäufnis geraten.

Sie spähte kurz auf, als ich in die Küche trat. Sie saß am Tisch und lag zwar locker in ihrer Lehne, doch irgendwie ungemütlich, als wäre sie in Entspannung auf einmal verkrampft. Tiefe Augenringe lagen auf ihren Wangen, ihre Lippen blutleer, denn sie klemmten dauernd zwischen ihren Zähnen. Sie sah, wenn überhaupt möglich, noch schlimmer aus, als ich mich fühlte:

Irgendwie von Grund auf Niedergeschlagen, sodass der stumme Ernst in ihren traurigen Augen mich beunruhigte. Es lag ein Kalkül darin, etwas, das sich über die dummen Emotionen der Teenagerin erhoben und zu etwas neuem, weltloserem aufgeschwungen hatte; von dem ich verprellt spürte, dass es mir nicht gefallen sollte. Als hätte sich ihre Verletzlichkeit gewandelt in eine Stahlwand aus Verletzung.

Ich bedachte ihr Grübeln mit einem gemurmelten Morgengruß und bereitete mir das unabdingliche Müsli zu.

Irgendwann wurde es mir aber doch zu bunt, schließlich befand ich mich selbst nicht in bester Verfassung. »Waschn los, Lara?« fragte ich.

Da wandte sie den Kopf zu mir, als nähme sie mich erst jetzt wahr (was nicht stimmte) und für einen Moment flog ein schon kindisches Grinsen über ihre Trauermiene, das aber irgendwie entsetzlich falsch aussah, so als hätte sie Augen und Mund vertauscht, wobei die Augen aufreißend die Zähne zeigten und der Mund sich nur verkniff. Es verlosch bevor ich mich wundern konnte.

»Ich erinnere mich an alles.« proklamierte sie, bedeutsam, als verläse sie den ersten Satz eines Romans.

Als ich dieses Postulat mit Schweigen missachtete, fügte sie, wieder sehr gesetzt, hinzu: »Du nicht?« Jetzt stierte sich mich an wie in einem adretten Kaffeeklatsch in einer höflichen Nachfrage eingefroren.

Mein Körper schien sich an irgendetwas zu erinnern.

»Also Gut.« Es war gruselig. Als würde sie sich selbst als Tape abspielen und anhalten, wann immer sie sich an mich richtete. Ihr Stimme war zart wie immer, aber mit Kälte.

»Ich werde ohnehin eine Entscheidung treffen und es ist sicher besser, wenn du sie verstehst, als wenn Du sie nur zu spüren bekommst.« Jetzt starrte sie durch die Tischplatte hindurch und ich war mir sicher, dass sie vor dem inneren Auge die schmerzende Stelle just über meiner linken Hüfte fixierte.

»Du bist verkatert.« stellte sie fest, nun wieder in leutseligem Plauderton, wie wenn sie sich gleichzeitig einen Löffel Müsli reinschob und über den Scherz eines Sitznachbarn schmunzelte. Ich selbst hatte angesichts dieser grausig sprunghaften Szene meinen Müslilöffel wieder vorsichtig zurückplatziert, sonst hätte ich mich an ihren folgenden kühlen Worten schwer verschluckt:

»Ich habe dich betäubt. Geroofiet.« Und im Redeschwall, der sich wie eine kalte Hand um meinen Nacken legte, behielt sie diese gefühllose Starre bei, einzig ein paar Haspler verrieten das verhärmte Frauenzimmer dahinter.

»Ich küsste Dich. Vielleicht erinnerst Du dich wenigstens daran noch.« (Ein fraulicher Vorwurf?) »Dann brachte ich dich in dein Bett. Fesseln musste ich dich nicht mehr, da du dich ja nicht mehr bewegt hast. Ich versuchte deine Augen zu öffnen, aber du hieltest sie verkrampft geschlossen. -- Ich habe mich trotzdem vor Dir ausgezogen, gestrippt habe ich.« Ein schwankender Blick hinunter auf ihren beuligen Pullover, als erwarte sie dort nichts als Stofffetzen. »Aber Du hast das gar nicht zur Kenntnis genommen. Ich hab mir Mühe gegeben, hatte mir vorher ein Video angeguckt... Also bin ich wütend geworden und habe dich geschlagen. Auf den Arsch, und an alle möglichen Stellen, die ich dir ausgezogen habe. Einfach so, wie nichts. Da hast Du dann endlich doch n bissl gestöhnt. Ich habe Dich angebrüllt und meine... meine Titten vor Dir gerieben, nachdem ich dich gespankt hatte. Und ich saß auf Dir drauf und dein blöder Schw... Dein B-Penis war zu nichts zu gebrauchen. Und dann hab ich mich halt auf dein Gesicht gesetzt, die Backpfeifen kamen von wo Du deine Zunge nicht rausstrecken wolltest, so wie aus den anderen Videos. Und dann hab ichs halt mit deiner Nase -- mich darauf rumgerieben und gestöhnt hab ich wie -- wie ein Pferd!«

Ein seltsamer Eindruck: Wie sie die Worte setze, als passte hier einfach ein weiterer Tränenausbruch hin, während sie aber völlig kalt blieb und weiter ernst mein Mienenspiel studierte und ihre Oberlippe in Rage zu flattern begann.

Ich dagegen... Die Situation entzog sich ohnehin meiner Begrifflichkeit -- Was war passiert?!

»Was auf deinem Gesicht, wenn das klebt, dann ist das mein -- meine...« Und sie griff tatsächlich hilfesuchend zu ihrer verhüllten Möse hinunter, »meine Mösenfeuchte, ja genau!« stieß sie schließlich hervor und wischte sich endlich mit ihren Pulloverärmeln die Röte in die Backen, aber die unsichtbaren Tränen davon. Stur starrte sie mir weiter in die Augen, den Mund zu einer provokanten Schnute verzogen.

Ich saß wie eine Statue vor ihr, aber innerlich drehte sich alles, als wäre ich in eine Drechselbank gespannt und in den Schwüngen langsam mein Kernholz freigeschabt.

»Und ich möchte, dass Du mir verzeihst.«

Was?

»Verzeihst Du mir, dass ich Dich geroofiet habe?« Wenn bei diesem Aufbitten kurz ein Rest der alten freundschaftlichen Zuneigung aufblitzte, war er kurz darauf schon wieder restlos sublimiert.

»Warum?« stammelte ich.

»Weil ich es Leid bin, immer zwei Personen zu sein. Ich muss mich entscheiden.«

Als ich wieder keine Worte fand, nur in meinem Stuhl herumächzte und hilfesuchend in die Küche umherblickte, ging ein Ruck durch ihren Körper, von ihrem Gesicht fiel etwas wie ein enttäuschtes Verständnis und mir schwante, dass nun der ungute Teil des Gesprächs folgte, auf den sie es die ganze Zeit angelegt hatte:

»Begehrst Du mich?« fragte sie mit spitzen Lippen.

»Was?«

»Meinen Körper. Ob er dich aufgeilt. Ob ich dich rollig mache.«

»Ey Lara, das ist doch...«

Sie zog kurzerhand ihren Rollkragenpulli über den Kopf und hakte den blasslilanen BH hinter ihrem Rücken auf, klappte ihn hoch, sodass ihre Brüste offen in den Raum standen. Zwei tropfenförmige weiße Hügelchen, gekrönt von den zwei Knospen ihrer blutroten Brustnippel. Die Morgensonne warf ihren samtenen Gelbschein auf die ruhenden Konturen ihrer Haut.

»Begehrst Du das?« fragte sie.

»J -- j, ja.« stotterte ich mit Mühe.

Ein zufriedengestelltes Schnauben. »Dann tu, was ich dir sage. Du gehst jetzt zurück ins Schlafzimmer und ziehst dein Halsband an. Entledigst dich deiner restlichen Kleidung und krabbelst auf allen Vieren hierhin zurück, von da an will ich kein Wort mehr von dir hören. Du wirst auch nicht mehr aufstehen. Und bring deine Unterhose wieder mit -- nur nicht mit den Händen!«