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Legenda Major - Generatio Proxima

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Als wir das Fleisch überreicht bekommen, schaut mich Samantha etwas überrascht an, beobachtet, wie ich es mache und ohne ein weiteres Wort zu verlieren, knabbert auch sie das Fleisch von den Knochen.

„Das schmeckt gut!", meint sie.

Mir ist aufgefallen, dass wir Mädchen jeweils vom Hasenfleisch ein Stück bekommen haben. Das zähe Wildschwein bekommen die Ritter, die sich darüber aber nicht beklagen.

Mit mir zusammen lauschen auch die anderen drei Frauen nach dem Essen den Geschichten der Ritter. Da ich die Erzählungen teilweise bereits von unserer bisherigen Reise kenne und zudem davon ausgehe, dass sie etwas geschönt und aufgebauscht sind, höre ich zum Teil gar nicht mehr hin und hänge ein wenig meinen Gedanken nach. Samantha, Lili und Rebecca hingegen entkommt immer wieder ein „Ah" oder ein „Oh", ein „Nicht wahr" oder ein anderer Überraschungslaut. Sie hängen gebannt an den Lippen der Ritter.

Als es lange schon dunkel ist, machen wir uns auf den Weg zu unseren Nachtlagern. Lili geht mit mir zum Bärenfell. Sie wundert sich etwas, dass Lord Rasmus ganz in unserer Nähe sein Lager bezogen hat, kuschelt sich aber dennoch wohlig in das weiche Fell und schläft wenig später auch schon ein.

Ich liege noch einige Zeit wach und denke über meine Situation nach. Ich frage mich, wann ich wieder zu einem normalen Mädchen werde und nicht mehr die Lady spielen muss. Solange Samantha bei uns ist, werde ich wohl weiter meine Rolle beibehalten müssen. Wie lange das ist, kann ich noch nicht sagen, denn es ist auch unklar, wann wir die Hauptstadt wieder verlassen können, sobald wir die junge Braut abgeliefert haben.

Nach einiger Zeit dämmere ich dann aber doch in einen etwas unruhigen Schlaf, aus dem ich allerdings mitten in der Nacht hochschrecke, weil ich ein Geräusch wahrnehme. Angestrengt blicke ich in die Nacht. Ich schaue kurz zu Lord Rasmus, kann ihn aber wegen der Dunkelheit nicht sehen. Dafür allerdings höre ich sein leises Schnarchen. Na super, wenn man ihn braucht, dann verschläft er alles.

Vorsichtig nehme ich mein Schwert und schleiche mich im Bogen zu der Stelle, an der ich das Geräusch vernommen habe. Da Neumond herrscht, ist die Sicht äußerst schlecht. Trotzdem kann ich Umrisse vor mir erkennen. Ich schleiche darauf zu und überwältige die Person, der ich von hinten das Schwert an die Kehle halte.

„Wer bist du und was willst du?", frage ich energisch.

„Ich ... ich ... bin ... Samantha. Bitte ... nichts ... tun", stottert sie.

Als mir klar ist, dass es unsere Reisebegleitung ist, lasse ich natürlich sofort das Schwert sinken. Ein wenig ist mir die Sache peinlich.

„Du solltest nicht nachts durch das Lager schleichen. Warum bist du nicht in der Kutsche?"

„Ich wollte mich nur zu dir aufs Bärenfell legen. In der Kutsche liegt man fürchterlich."

„Dann komm und entschuldige, dass ich dich nicht erkannt habe."

„Keine Sorge, ich hätte denken können, dass es nicht gut ist, in der Dunkelheit herumzuschleichen."

Zusammen gehen wir zum Bärenfell. Zum Glück ist es groß genug, dass wir zu dritt Platz haben. Samantha kuschelt sich an mich und so schlafen wir wieder ein.

Geräusche vom lebendiger werdenden Lager wecken mich. Samantha hält Lili eng umschlungen und schläft mit dem Kopf auf ihrer Brust. Beide schlafen noch selig und ich muss heimlich grinsen. Als Lili wenig später erwacht und die Tochter ihrer Herrschaften erkennt, die sich an ihr festgekrallt hat, schaut sie mich hilfesuchend an.

„Was soll ich machen?", erkundigt sie sich, bewegt dabei aber nur überdeutlich die Lippen, ohne einen Ton von sich zu geben.

„Samantha, es ist Zeit aufzustehen", rufe ich.

Die Angesprochene schreckt etwas aus dem Schlaf und schaut sich noch immer etwas benommen um. Als ihr klar wird, dass sie halb auf meiner Zofe liegt, löst sie sich hastig von dieser.

„Oh", meint sie nur.

„Keine Sorge, wir sind unter uns. Auf so einer Reise gelten etwas andere Regeln", versuche ich sie zu beruhigen.

Wir stehen alle drei auf und gesellen uns zum Lagerfeuer, um ein einfaches Frühstück zu uns zu nehmen. Langsam, langsam erwacht das Leben im Lager und alle sind auf den Füßen.

Bei unserem Aufbruch wechselt Lili, wie bereits am Abend besprochen, von der Kutsche auf ein Pferd. Rebecca darf zu Samantha in das Gefährt, da sich ihre Herrschaft wohl nach etwas Unterhaltung sehnt.

Lili bleibt brav in meiner Nähe und ich habe ständig ein Auge auf sie. Sie hat gemeint, sie sei keine besonders gute Reiterin, hält sich aber trotzdem ganz gut im Sattel. Ich habe ihr bewusst ein ruhigeres Pferd zuweisen lassen. Doch mir fällt auch auf, dass sie sich mit dem Lauf der Zeit immer sicherer im Sattel fühlt.

Während ihre Gesichtszüge am Vormittag noch recht konzentriert und angespannt sind, ja fast schon verbissen, entspannt sie sich zusehends. Als sie dann am Nachmittag immer mehr plaudern will und auch Witze macht, lasse ich meine Aufmerksamkeit sinken. Als sie gegen Abend sogar vor zur Spitze unseres Trupps reitet und damit meine schützende Nähe verlässt, schaue ich ihr zunächst irritiert hinterher, lasse sie dann aber mit einem Lächeln ziehen. Ich denke so bei mir, dass das Küken wohl inzwischen flügge geworden ist.

Abends am Lagerfeuer schwärmt Lili davon, wie schön es ist, auf dem Pferd zu reiten. Mir fällt auf, wie Samantha immer interessierter zuhört.

„Serena, glaubst du, ich könnte auch reiten?", erkundigt sie sich schließlich.

„Wenn du das möchtest, warum nicht?"

„Es ist aber nicht ganz standesgemäß", wirft sie ein.

„Wir sind mitten in der Wildnis. Ich denke, da kann man darüber hinwegsehen. Die letzte Etappe zum Schloss des Königs wirst du dann allerdings wieder in der Kutsche zurücklegen müssen, oder den letzten Teil zumindest. Dann fährst du dort standesgemäß vor."

„So machen wir das. Besorgst du mir ein Pferd?"

„Das mache ich", antworte ich lächelnd.

„Du bist die Beste!", jubiliert sie.

Dabei fällt sie mir um den Hals und drückt mich fest an sich. Als sie sich schließlich löst, wendet sie sich um zu ihrer Zofe.

„Was ist mit dir?", will Samantha wissen. „Kannst du reiten?"

„Nicht sehr gut", meint Rebecca zögerlich.

„Du wirst sehen, es macht Spaß", ermutigt sie Lili. „Mehr Spaß als in der Kutsche zu sitzen bei dem ewigen Rattern."

„Es zwingt dich keiner. Nur, wenn du möchtest, besorge ich dir ein ruhiges Pferd", versuche ich ihre aufsteigende Panik zu bremsen. „Und ich würde auch auf dich aufpassen, so wie ich es bei Lili getan habe."

„Sie ist eine super Reiterin!", wirft Lili ein. „Auf Serena kannst du dich verlassen."

„Auf Lady Serena", meint Samantha tadelnd.

Ich lege ihr beschwichtigend eine Hand auf den Arm und sie versteht sofort, dass ich unterwegs wenig Wert auf Förmlichkeiten lege. Rebecca aber schaue ich aufmunternd an.

„Ich kann es ja versuchen", meint sie tapfer.

Ich sehe, dass es sie einiges an Überwindung kostet. Sie will aber auch nicht als Einzige in der Kutsche fahren müssen. Dabei ist es für eine Zofe vermutlich nicht unüblich, dass sie nur wenig oder gar keine Übung auf einem Pferd hat. Bei uns war ich die einzige Magd, die das Reiten lernen durfte. Ich hatte den Vorteil, dass sich Lukas mit mir angefreundet hat, bevor ich eine Magd wurde und ich damit viel mehr Freiheiten genoss. Mädchen, die schon immer als Mägde dienen mussten, haben Pferde nur vom Boden aus gesehen.

Als wir uns an diesem Abend zur Ruhe begeben, wird das Bärenfell langsam voll. Auch Rebecca liegt nun bei uns und so müssen wir jeden Zentimeter Platz ausnützen. Mir fällt aber auch auf, dass die drei sich deutlich sicherer fühlen, weil sie eng aneinander gekuschelt daliegen. Oder liegt es an meiner Nähe?

Vor dem Einschlafen werfe ich Lord Rasmus noch einen entschuldigenden Blick zu und er lächelt zurück. Ich vermisse unsere Gespräche und seine Nähe. Doch seit dem Aufbruch in Aarenberg muss er noch mehr auf die Sicherheit der Gruppe achten, ich hingegen habe die Aufgabe übernommen, mich um die Damen zu kümmern. Das war keine abgesprochene Entscheidung, dies hat sich einfach so eingeschlichen.

Am nächsten Morgen stehe ich schon zeitig auf und gehe zu einem nahegelegenen Bach, um mich zu waschen. Das Wasser ist zwar kalt, aber das macht mir nichts. Ich suche mir eine zwischen Sträuchern geschützte Stelle und ziehe mich nackt aus.

Als ich ein Geräusch vernehme, tauche ich bis zum Kopf unter Wasser. Es ist zwar verdammt kalt, schützt aber vor neugierigen Blicken.

„Wer ist da?", rufe ich.

„Oh Verzeihung, störe ich", höre ich einen Mann sagen.

„Bist du es Peter?"

„Ja. Bist du es, Serena?"

„Und ich bin nackt im Wasser. Also versuch ja nicht zu gucken!"

Ich höre ihn auflachen. Seit ich weiß, dass es Peter ist, bin ich beruhigt. Trotzdem bin ich mir nicht sicher, ob er nicht doch einen kurzen Blick wagen könnte.

„Bade ruhig weiter. Ich achte darauf, dass dir niemand zu nahe kommt."

„Du schaust aber auch nicht, du Schelm."

„Nein, keine Sorge, ich bin ein Mann mit Anstand", kontert er. Sein Lachen wirkt aber ein wenig ertappt.

Trotzdem tauche ich wieder auf und wasche mich zu Ende. Dann klettere ich aus dem Wasser und trockne mich mit einem mitgebrachten Handtuch notdürftig ab, bevor ich wieder in die Kleider steige.

Auf dem Rückweg komme ich an Peter vorbei, der hinter den Sträuchern steht. Von dieser Stelle aus konnte er nichts sehen, stelle ich beruhigt fest.

„Die Damen sind ganz schön anhänglich", meint er.

„Du hast aber auch mehr zu tun. Ich vermisse unsere Gespräche", gestehe ich.

„Mir fehlt deine Nähe auch."

Zu meiner Überraschung legt er den Arm um meine Taille und so schlendern wir zum Lager zurück. Dabei bitte ich ihn um zwei Pferde.

„Dann brauchen wir die Kutsche gar nicht mehr?", erkundigt er sich.

„Doch, für den großen Einzug ins Schloss", sage ich vergnügt.

„Ach ja, der muss natürlich standesgemäß vonstatten gehen", grinst nun auch er.

Zusammen setzen wir uns ans Lagerfeuer und nehmen uns ein Frühstück. Wir plaudern noch einige Zeit über belanglose Dinge. Mit der Zeit allerdings gesellen sich immer mehr Leute zu uns ans Lager und so verliert sich unsere Zweisamkeit wieder, was ich sehr bedaure. Aber unsere Aufmerksamkeit wird auch zunehmend von anderen in Anspruch genommen. Ich muss mir jedoch eingestehen, ich habe die kurze Zeit mit Peter sehr genossen.

Kapitel 8

Wir sind schon wieder vier Stunden nach unserer Mittagsrast unterwegs. Rebecca macht sich überraschend gut auf dem Pferd, Samantha als Tochter eines Grafen ist das Reiten sowieso gewohnt.

Plötzlich bleiben die Reiter an der Spitze stehen und ich nehme an, dass wir wohl das Lager für die Nacht aufschlagen. Trotzdem kommt es mir noch etwas früh vor. Wir hätten noch gut zwei Stunden Tageslicht.

Wie ich näherkomme, höre ich laute Stimmen. Es sind zum Teil, mir unbekannte Männer, die sprechen. Sie haben einen ungewohnten Akzent.

„Bleibt ihr drei hier, ich gehe nachschauen, was da vorne los ist", rufe ich den Frauen in unserer Gruppe zu.

Da sie mir alle zunicken, mache ich mich auf den Weg an die Spitze. Beim Näherkommen erkenne ich Peter, der einer Gruppe unbekannter Männer gegenübersteht. Sie sind schwer bewaffnet, aber zu Fuß.

„Gebt sie uns raus, dann muss keiner sterben", ruft einer der mir unbekannten Männer.

„Wir denken nicht im Traum dran!", antwortet Peter.

„Wir wollen nur die Frauen!", kontert der andere.

Ich schaue etwas überrascht drein. Natürlich kann Peter nicht einfach uns Frauen ausliefern. Das würde gegen alle Regeln des Anstandes und seiner Pflichten als Ritter verstoßen.

„Überlegt es euch. Hier kommt ihr sowieso nicht durch", ruft der Mann, der wohl der Anführer des feindlichen Trupps ist.

Peter gibt seinen Rittern den Befehl, unsere Gruppe nach allen vier Seiten hin, zu sichern und vor allem an der Spitze vorsichtig zu sein. Dann dreht er seinen Rappen um und will zurückreiten. Als er mich erblickt, wird er leicht blass.

„Du hast alles mitbekommen?"

„In groben Zügen. Sie wollen uns Frauen."

„Das lassen wir nicht zu."

„Natürlich lässt du das nicht zu, das weiß ich doch. Trotzdem sollten wir einen Ausweg suchen", sage ich entschlossen.

„Hast du einen Plan?"

„Was sind das für Männer?", wechsle ich das Thema.

„Ich fürchte es sind Rebellen."

„Die haben es wohl auf mich abgesehen?"

„Nicht unbedingt. Sie könnten auch wegen Lady Samantha hier sein. Sie ist immerhin die zukünftige Königin."

„Egal, wen sie wollen, sie dürfen weder sie noch mich in die Finger bekommen", sage ich eher zu mir als zu ihm.

„Ich bin ganz deiner Meinung."

„Könnt ihr sie bis zur Nacht hinhalten?"

„Was hast du vor?"

„Ich mache mich in der Nacht mit den drei Frauen aus dem Staub und wir treffen uns dann im Schloss des Königs."

„Warum nur die Frauen?"

„Es wäre zu auffällig, wenn die gesamte Gruppe verschwinden würde. Außerdem braucht es euch, um die Rebellen hier zu beschäftigen und hinzuhalten, bis wir in Sicherheit sind. Ihr müsst sie so lange hier festnageln, bis sie unseren Spuren nicht mehr folgen können."

„Ich kann euch doch nicht alleine losreiten lassen", meint er entsetzt.

„Warum nicht?"

„Ich kann als Lord nicht vier wehrlose Frauen alleine losziehen lassen."

„Dann gib uns Waffen mit und wir sind nicht mehr wehrlos."

„Wie stellst du dir das vor. Du kennst dich in dieser Gegend doch nicht aus."

„Dann gib mir einen deiner Ritter mit, der sich auskennt."

„Einen Ritter, der allein kann euch auch nicht schützen", jammert er. „Natürlich werden wir versuchen, sie so lange wie möglich aufzuhalten. Aber was ist, wenn sie euch dennoch auf die Spur kommen? Dann hilft dir ein einzelner Ritter auch nicht mehr viel."

„Er soll mir nur den Weg zeigen", halte ich dagegen.

„Mensch, Serena, du verlangst echt viel von mir."

„Weil ich dich bitte, mir zu vertrauen?"

„Hast du eine Ahnung, was der König mit mir macht, wenn die Aktion schief geht? Lady Samantha ist die Zukünftige des Königs."

„Vertrau mir! Bitte!", flehe ich ihn an. „Das ist unsere beste Möglichkeit heil aus der Sache herauszukommen."

„Was hast du vor?"

„Wir schlagen ein Lager auf, deine Ritter verteidigen nach allen Seiten und die Frauen bringen wir zwischen den Bäumen so unter, dass keiner sie von außen sieht. Damit wird den Rebellen nicht auffallen, wenn wir morgen früh nicht mehr da sind."

„Und wie willst du entkommen?"

„Wir binden Tücher um die Hufe der Pferde und führen sie in der Dunkelheit in Richtung der Berge dort drüben. Da gibt es sicher eine Schlucht, die nach oben führt."

„Die gibt es und weiter?"

„Wir wandern den Berghang entlang und kommen viel weiter vorne wieder auf den Weg zurück."

„Da müsste euch jemand begleiten, der sich in der Gegend verdammt gut auskennt."

„Hast du so einen Mann?"

„Ja, den hätte ich, Pascal."

„Dann nehme ich den mit. Hast du auch ein paar Messer oder Dolche, damit wir Frauen uns verteidigen können. Ich muss Samantha fragen, ob sie mit dem Schwert umzugehen versteht. Die beiden Zofen können das sicher nicht."

„Was wäre dann meine Aufgabe?"

„Du sollst so tun, als würdest du Zeit gewinnen wollen und dich nicht von der Stelle rühren. Tu so, als würdest du uns schützen wollen und zögern, uns auszuliefern. Lass ihnen die Hoffnung, du könntest nachgeben. Wenn sie irgendwann die Geduld verlieren, angreifen und wir weg sind, können sich deine Leute viel besser auf den Kampf einlassen, weil sie kein Auge auf uns werfen müssen."

Nachdenklich schaut mich Peter an. Ich kann es an seinem Gesichtsausdruck sehen, wie er hin und her gerissen ist. Einerseits leuchtet ihm mein Plan ein, andererseits weiß er, wie ich übrigens auch, dass es unser Ende wäre, wenn sie uns doch erwischen.

„Redest du mit Lady Samantha?", erkundigt er sich. „Wenn sie einverstanden ist, dann machen wir´s so, wie du gesagt hast."

Erleichtert, mache ich mich auf den Weg zurück. Ich erkläre Samantha aber auch den anderen beiden, warum wir Halt gemacht haben und welchen Plan ich ausgeheckt habe.

„Ist das nicht gefährlich?"

„Das ist es sicher. Wenn sie uns erwischen, sind wir vermutlich geliefert. Aber wenn wir hierbleiben, sieht es auch nicht besser aus. Ich gehe davon aus, dass die Rebellen bereits weitere Kräfte zusammenziehen, damit es für die Ritter kein Entkommen mehr gibt."

„Dann wären wir auch geliefert", resümiert Lili.

„Es ist gefährlich zu gehen, ich glaube aber, es ist gefährlicher zu bleiben", fasse ich die Situation kurz zusammen.

„Gut, dann verschwinden wir."

„Samantha, dieser Ritt wird kein Spaziergang. Das solltest du dir bewusst sein."

„Ich hänge an meinem Leben, nicht aber am Luxus", meint sie entschlossen. „Wenn ich stinke, wie ein Iltis, weil ich mich nicht waschen kann, wenn ich mir den Hintern wundreite und wenn ich friere, dann ist das immer noch um vieles besser, als tot zu sein."

„Das nenne ich eine gesunde Einstellung", grinse ich. „Also los. Wir tun so, als würden wir uns dort in dem kleinen Dickicht ein Lager aufbauen."

Wir geben uns keine große Mühe dabei, da wir die Sachen in der Nacht schnell wieder zusammenpacken müssen. Noch während wir dabei sind, so zu tun, als würden wir das Lager errichten, kommt ein junger Mann auf uns zu.

„Hallo, wer ist Lady Serena?"

„Das bin ich."

„Lord Rasmus hat mir gesagt, ich soll mich bei Euch melden. Ich bin Pascal und soll die Gruppe führen."

„Du kannst Serena zu mir sagen. Die nächsten Tage werden gefährlich sein und da will ich mich nicht mit Förmlichkeiten aufhalten. Lord Rasmus hat dir erklärt, was der Plan ist."

„Er ist gewagt."

„Das weiß ich selber."

„Aber vermutlich die einzige Lösung, um halbwegs heil aus der Sache herauszukommen", ergänzt er.

„Das nenne ich eine klare Meinung", antworte ich grinsend. „Dass aber eines von Anfang an klar ist, ich habe das Kommando."

„Lord Rasmus hat mir schon gesagt, dass ich nicht zu glauben brauche, ich würde nur wehrlose Frauen begleiten."

„Dann ist ja gut", kichere ich. „Wir sollten die Pferde vorbereiten und Proviant zusammenpacken. Ihr drei bleibt hier."

Zusammen mit Pascal mache ich mich auf den Weg, um die Pferde auszusuchen, die geeignet sind, auch mit schwierigem Gelände zurechtkommen, dazu auch noch ausdauernd und schnell sind. Sobald wir unsere Wahl getroffen haben, umwickeln wir die Hufe mit Stoff. Ich hoffe Samantha, Lili und Rebecca kommen mit den ausgewählten Tieren zurecht.

Nachdem wir diese vorbereitet und gesattelt haben, packen wir auch schnell die Satteltaschen. Wir versuchen diese Vorbereitungen, so gut es geht, vor unseren Feinden geheim zu halten.

Als Pascal und ich fertig sind, hat die Dämmerung bereits eingesetzt. Deshalb gehe ich zu Peter, um noch die letzten Details der Mission zu besprechen.

„Könntest du einen Kundschafter ausschicken, der den sichersten Weg für uns suchen könnte."

Ohne ein weites Wort dreht sich Peter zu einem seiner Leute um und gibt ihm den entsprechenden Auftrag. Dann wendet er sich wieder mir zu.

„Ich muss dir noch die Waffen geben. Komm mit!"

Er geht mit mir zu einem der Pferde und sucht in den Satteltaschen. Er überreicht mir schließlich vier Dolche und ein Schwert.

„Noch etwas?"

„Danke, das müsste passen."

Einen der Dolche binde ich mir am rechten Unterschenkel an die Außenseite. Peter beobachtet mich dabei mit einem Grinsen im Gesicht.

„Pascal hat gemeint, er würde das Kommando führen."

„Diese Hoffnung hat er schnell begraben", grinse ich.

„Das kann ich mir vorstellen", lacht auch er.

Wir schauen uns an und langsam wechselt die Stimmung. Aus einer heiteren wird langsam eine ernste. Wir schauen uns tief in die Augen.

„Du wirst mir fehlen", sage ich.

„Du mir auch."

„Wir sehen uns beim Schloss des Königs, da bin ich mir ganz sicher!", sage ich entschlossen.

„Ich hoffe es."

Aus einem inneren Bedürfnis heraus, lege ich meine Arme um seinen Hals und drücke mich fest gegen seine Brust. Die Rüstung ist dabei etwas störend, aber es geht nicht anders. Ich lege mein Gesicht so gut es geht in seine Halsbeuge und atme den mir inzwischen vertrauten Geruch ein. Bevor ich ihn wieder loslasse, hauche ich ihm ein keusches Küsschen auf die Wange.

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