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Legenda Major - Generatio Proxima

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„Ihr wart allein unter einem Dutzend Männer, wie war das?", erkundigt sich Samantha. Damit reißt sie mich aus meinen Gedanken.

„Ach, wenn man sich durchzusetzen weiß, sind die Kerle nicht so schlimm", antworte ich.

„Ihr seid ohne Zofe?"

„Bei meiner Flucht gab es keine Gelegenheit eine mitzunehmen."

„Vermisst Ihr es nicht, dass Euch jemand behilflich ist?"

„Doch schon, aber unter den gegebenen Umständen bin ich froh, mit dem Leben davongekommen zu sein."

„Das ist wohl wahr", meint sie schnell.

Mir ist klar, dass sie sich wohl still dafür rügt, die Situation verkannt zu haben. Es entsteht eine Pause. Ich schlendere weiter und Samantha bleibt an meiner Seite. Ihr Gesicht ist voller Sorgen.

„Ihr könnt mich gerne fragen, was auch immer Euch interessiert", biete ich an.

„Das ist lieb von Euch. Meint Ihr, ich dürfte eine Zofe mitnehmen?"

„Natürlich, das fragen wir gar nicht. Das haben die Ritter zu akzeptieren."

„Ihr seid eine sehr selbstsichere Frau. Ich glaube, wir werden uns gut verstehen."

„Das hoffe ich, die Reise ist lang und wir Frauen müssen zusammenhalten."

„Ihr sagt es."

Erneut entsteht eine Pause. Ich bleibe an einem Teich, in dem sich zahlreiche bunte Fische tummeln, stehen.

„Wir könnten auch eine Zofe für Euch mitnehmen", schlägt Samantha nach einiger Zeit vor.

„Das wäre machbar?"

„Wenn ich meinen Vater darum bitte. Sie könnte dann bei mir bleiben und ich hätte am königlichen Hof zwei Zofen aus der Heimat."

„Könnten wir Lili nehmen? Sie scheint freundlich und zuvorkommend zu sein."

„Sie ist die zweite Zofe meiner Schwester", wirft Lady Samantha ein.

„Ich will nicht alles durcheinanderbringen. Es war nur ein Vorschlag."

„Nein, nein, ich frage Brunhilde."

„Das wäre nett von Euch. Wo habt Ihr eigentlich den König kennen gelernt, wenn ich fragen darf."

„Ich kenne ihn nicht, mein Vater hat ihm die Ehe vorgeschlagen."

„Oh", entkommt mir als Reaktion.

Ich bin schockiert. Der Graf hat seine Tochter einfach verhökert. Samantha scheint meinen Blick richtig zu deuten.

„Ich bin nur eine Last für meinen Vater. Für ihn zählt nur mein Bruder, der zum Grafen wird. Den einzigen Nutzen, den er aus mir ziehen kann ist, wenn ich einen einflussreichen Mann heirate."

„Und wer wäre einflussreicher als der König", ergänze ich.

„Ihr sagt es."

„Und Ihr habt einfach zugestimmt?"

„Was hätte ich denn tun sollen. Hätte ich mich geweigert, hätte mich mein Vater mit Schimpf und Schande aus dem Haus gejagt."

„Ihr seid seine Tochter!"

„Das ist doch meinem Vater egal."

Ich sehe, dass sich Tränen in ihren Augen sammeln. Aus einem Impuls heraus, nehme ich sie in den Arm. Sie versucht sich zwar zurückzuhalten, aber als ich ihr beruhigend über den Rücken streiche, brechen die Dämme.

„Ich war noch nie etwas wert", bringt sie unter Schluchzen hervor.

„Ihr seid eine wunderbare junge Frau", sage ich. „Ihr werdet Euren Weg machen, wenn Ihr mit Mut und Zuversicht ins Leben geht."

„Ihr glaubt, ich soll mich meinem Vater widersetzen?"

„Ihr müsst Euren eigenen Weg finden. Der könnte auch sein, mit erhobenem Haupt zur Königin zu werden und Euch dafür einzusetzen, dass die Welt ein kleines Bisschen besser wird."

„Ich soll den alten Sack ...", beginnt sie.

„Ich rate Euch nur, Euren Weg zu finden."

„Ihr habt vermutlich recht. Ich werde eine gute Königin und dort meine Frau stehen. Hier werde ich immer nur das unerwünschte Kind sein."

„Sollten wir nicht allmählich die Förmlichkeiten lassen und uns beim Vornamen ansprechen?", schlage ich vor.

„Das wäre mir eine Ehre, Serena", meint sie. Bei diesen Worten schenkt sie mir ein zaghaftes Lächeln. „Du bist mir in dieser kurzen Zeit schon mehr Stütze gewesen als meine gesamte Familie in den letzten Jahren."

„Du bist nicht allein, das sollst du wissen."

„Danke!"

Samantha wischt sich die Tränen aus den Augen und hakt sich bei mir unter. So schlendern wir zurück und plaudern dabei, was wir alles mitnehmen sollten. Sie bietet mir auch an, dass ich mir unter den Kleidern, die sie zurücklässt, aussuchen kann, was ich möchte. Ein sehr großzügiges Angebot.

Beim Abendessen berichtet mir Samantha, dass sie mit ihrem Vater und Brunhilde geklärt habe, dass Lili als meine Zofe mit uns auf die Reise gehen wird. Ich bin von dieser Nachricht erleichtert und umarme sie.

„Freundinnen halten zusammen", meint sie und lächelt mich dankbar an.

„Wir sollten früher schlafen gehen. Morgen ist der Tag der Abreise und das wird vermutlich anstrengend", rate ich ihr.

„Kommst du noch zu mir, um dir die Kleider auszusuchen?"

„Wenn ich darf."

„Natürlich darfst du, komm mit!"

Wir verabschieden uns von den anderen und machen uns auf den Weg. Samanthas Zimmer ist groß und geräumig. Es gleicht sehr dem Zimmer, das ich bewohne. Wie zwei alte Freundinnen schauen wir uns die im Schrank verbliebenen Kleider an. Immer wieder zieht sie eines hervor, hält es mir hin und gibt ihren Kommentar dazu ab, ob es mir stehen würde oder nicht. Am Ende des Abends liegen fünf wunderschöne Kleider über einen Stuhl gelegt da. Diese soll Lili nachher abholen und für mich einpacken.

„Danke Samantha, jetzt fühle ich mich wieder als Frau", schwindle ich.

Eigentlich kann ich es kaum noch erwarten, wieder eine Hose und ein Hemd anzuziehen, damit ich es auf der Reise bequem habe. Aber da ich meine Rolle zu spielen habe, freue ich mich natürlich über die Kleider. Die sind ja wirklich schön. Wenn Lady Rosa diese fünf, die wir ausgesucht haben, sehen könnte, würde sie vor Neid zerspringen.

Ich verabschiede mich von Samantha und mache mich auf den Weg in mein Gemach. Auf dem Gang dorthin treffe ich Lord Rasmus.

„Morgen geht´s los", meint er.

„Ich bin schon gespannt. Wie lange werden wir brauchen?"

„Ich denke zwei Wochen, wenn alles glatt läuft."

„Hast du Bedenken?"

„Die Räuber, die es auf dich abgesehen haben, sind keine Räuber. Ich habe Informationen aufgeschnappt, dass es eine Gruppe gibt, die eine Rebellion anzetteln will. Ich fürchte, genau diese haben es auf dich abgesehen."

„Auf mich? Aber warum?"

„Das weiß ich noch nicht. Wir sollten allerdings auf der Hut sein. Wir werden deshalb auch nicht den üblichen Weg von hier zur Hauptstadt nehmen."

„Du hast Angst, dass sie uns auflauern?"

„Ich bin mir sogar sicher."

„Kannst du ein Schwert für mich organisieren?"

„Du kannst damit umgehen?"

„Ich habe es gelernt."

„Gut, es kann nicht schaden, wenn du dich verteidigen kannst."

„Genau das denke ich auch. Bis morgen, gute Nacht."

„Dir auch eine gute Nacht."

Wir sind inzwischen bei unseren Gemächern angekommen. Wir wünschen uns eine gute Nacht und ich blicke Peter noch hinterher, wie er in seinem Zimmer verschwindet. Hier in der Burg von Aarenberg habe ich viel zu wenig Zeit mit ihm verbringen können. Auf jeden Fall weniger, als ich gerne mit ihm verbracht hätte.

In Gedanken öffne ich die Tür zu meinem Zimmer. Überrascht stelle ich fest, dass eine Tasche breitsteht, in der wohl meine wenigen Habseligkeiten verstaut werden sollen. Lili springt überrascht von einem der Sessel auf. So wie sie aussieht, hat sie es wohl verschlafen.

„Verzeiht, Lady Serena", stammelt sie.

„Es war gut, dass du dich etwas ausgeruht hast", lache ich.

Sie jedoch schaut mich nur verblüfft an. Dann aber mischt sich immer mehr Trauer in ihren Blick und ich habe eine Vorahnung, was der Grund dafür ist.

„Es ist unser letzter Tag, wir haben nur noch wenige Stunden hier in diesen Mauern", sage ich.

„Ihr werdet mir fehlen", gesteht sie. Ich kann sehen, wie leid es ihr tut.

„Das denke ich nicht."

„Doch, Ihr wart immer gut zu mir, habt nie geschimpft."

Ihre Augen werden ganz feucht. Als ich sehe, wie eine Träne langsam ihre rechte Wange hinunterkullert, bringe ich es nicht mehr übers Herz, sie länger im Ungewissen zu lassen.

„Das ist es nicht, Du wirst mich nämlich nicht vermissen können, weil du mit uns kommst. Du wirst noch deine Sachen packen müssen."

„Ich kann mitkommen?"

„Als meine Zofe."

Ein unbeschreibliches Strahlen schleicht sich auf ihr Antlitz. Sie weiß nicht, was sie machen soll, was sie sagen soll. Ich sehe ihr an, dass sie mir am liebsten um den Hals fallen würde.

„Na komm schon her!", fordere ich sie auf. Dabei strecke ich ihr meine Arme einladend entgegen.

Zaghaft kommt sie auf mich zu, bis ich sie zu greifen bekomme und in eine feste Umarmung ziehe. Da beginnen die Freudentränen zu fließen.

„Ihr wisst nicht, wie glücklich Ihr mich macht", bringt sie stotternd hervor.

„Du kannst Serena zu mir sagen, wenn wir unter uns sind und uns keiner hört."

„Echt?"

„Ja, echt."

„Wie kommt es, dass ich Euch begleiten darf."

„Dich begleiten", korrigiere ich sie.

„Ja, dich zu begleiten. Aber sag schon, wie kommt das?"

„Samantha hat mir angeboten, eine Zofe für mich zu stellen und da habe ich gleich an dich gedacht."

„Und Brunhilde hat dem zugestimmt?"

„So hat es mir ihre Schwester erklärt."

„Ich glaube, sie ist froh, dass sie mich los ist."

„Das ist doch egal! Du willst von ihr weg und das passiert morgen."

„Dank dir!"

„Wir Frauen müssen doch zusammenhalten", sage ich.

Lili hilft mir noch schnell beim Entkleiden und macht sich dann auf den Weg zu ihren Räumen. Beim Verlassen meines Zimmers dreht sie sich noch einmal um und formt mit ihren Lippen ein stummes „Danke".

Kapitel 7

Unsere kleine Reisegruppe, sowie die Ritter, die uns begleiten, sammelt sich auf dem großen Platz vor der Burg. Lady Samantha wird in einer Kutsche reisen, die beiden Zofen können hinten aufsitzen. Ich hingegen habe mich dazu entschieden, zu reiten. Ich bin noch nie in meinem Leben in einer Kutsche gefahren und werde nicht damit anfangen. Ich finde der Raum in so einem Gefährt ist beengt und liebe die Freiheit auf dem Rücken eines Pferdes. Manchmal musste ich für Lady Rosa etwas aus der Kutsche holen und war schon da immer wieder froh, diese enge Kiste verlassen zu können.

Ich werde von den Umstehenden etwas irritiert gemustert, als ich mich neben mein Pferd stelle, aber schlussendlich muss ich das tun, was mir am besten zusagt. Sobald wir durch das Tor geritten sind, haben mich die Leute hier sowieso schon wieder vergessen.

Um das Bild zu wahren habe ich ein Kleid angezogen. Deshalb sitze ich dann, wenn ich aufgestiegen sein werde, vermutlich etwas umständlich auf meinem Pferd. Ich halte allerdings meine Kleidung, die ich auf dem Ritt nach Aarenberg getragen habe, bereit. Mit Hose und Hemd fühle ich mich deutlich wohler und werde mich umziehen, sobald sich die erste Gelegenheit dazu bietet.

Alle verabschieden sich herzlich von uns. Ob es ehrlich gemeint ist oder sie nur froh sind, dass sie uns wieder los sind, kann ich nicht beurteilen. Mir fällt einzig auf, dass Kunibert mich auch zum Abschied keines Blickes würdigt und es tunlichst vermeidet, in meine Nähe zu kommen. Ich nehme das aber nur schmunzelnd zur Kenntnis.

Ich beobachte, wie Samantha sich verabschiedet. Ihre Mutter und die Schwester ziehen sie in eine lange und sehr innige Umarmung. Der Vater reicht ihr gerade mal die Hand und ermahnt sie, ihm keine Schande zu bereiten. Ich bin mir sicher, dass er sich für dieses Geschäft, denn etwas anderes ist es nicht für ihn, eine Gegenleistung der Krone erwartet.

Kunibert dagegen winkt seiner Schwester halbherzig zu und verschwindet dann in der Burg noch bevor wir losreiten können. Ein herzlicher Abschied von seiner Schwester, die er möglicherweise nie mehr zu Gesicht bekommen wird, sollte anders ausfallen.

Samantha kommt mit Tränen in den Augen auf mich zu. Sie schenkt mir einen dankbaren Blick. Ich begleite sie zur Kutsche und helfe ihr beim Einsteigen.

„Meine Mutter und Brunhilde werde ich vermissen."

„Die anderen sind es nicht wert, dass du ihnen hinterhertrauerst", sage ich offen und ehrlich.

„So sehe ich es inzwischen auch. Danke, Serena."

Ich nicke ihr nur zu und schließe die Tür. Dann gehe ich wieder zurück zu meinem Pferd und steige auf. Dies sehen die anderen als Zeichen des Aufbruchs und machen es mir nach. Wenig später verlassen wir Aarenberg.

Kaum, dass wir außer Sichtweite der Stadt sind, bleibe ich etwas zurück, verschwinde hinter einem Busch und komme ohne Kleid, dafür mit Hose und Hemd bekleidet wieder hervor und galoppiere den anderen hinterher. Mir fällt auf, dass Peter in meiner Nähe geblieben ist. Er kennt mich offenbar recht gut.

Bei unserer Aufholjagd reitet er direkt neben mir. Er schaut dabei immer wieder zu mir herüber und lächelt wissend.

„So fühlst du dich wohler", sagt er feststellend.

„Und wie!"

„Ich weiß, wie du dich noch wohler fühlst."

Bei diesen Worten grinst er schelmisch. Als ich ihm einen fragenden Blick zuwerfe, weil ich keinen blassen Schimmer davon habe, was er damit meinen könnte, dreht er sich zu seiner Satteltasche um und kramt dort herum.

„Was machst du da?"

„Dich gleich glücklich", lacht er.

Ob er über mein dämliches Gesicht oder über seine Worte lacht, kann ich nicht sagen. Ich bin zu verwirrt und verstehe wirklich nicht, was er damit meint. Doch genau in dem Moment scheint er gefunden zu haben, was er gesucht hat. Er zieht ein Schwert hervor, das in einer an einem Gürtel festgemachten Scheide steckt.

„Das ist für dich", meint er vergnügt. „Aber schneide dich nicht."

Ich bin sprachlos. Er hat mir tatsächlich ein Schwert besorgt. Als er es mir herüberreicht, bin ich immer noch nicht in der Lage etwas zu sagen. Ich nehme es an mich und schaue es an, als wäre es das achte Weltwunder.

„Danke", bringe ich hervor.

„Serena sprachlos? Dass ich das erleben darf", grinst er hinterhältig.

„Glücklich sprachlos, sprachlos glücklich", ergänze ich.

Ich lasse die Zügel los und binde mir den Gürtel um, sodass das Schwert an meiner linken Seite herabhängt. Zum Glück haben wir das Tempo gedrosselt, als er begonnen hat, zu suchen. Andächtig ziehe ich das Schwert aus der Scheide und lasse es ein paar Mal prüfend durch die Luft sausen.

„Du kennst mich echt schon gut. Das ist genau das, was ich mir gewünscht habe."

„Ich habe es am Markt gesehen und wusste sofort, dass es wie für dich gemacht ist. Ich musste es kaufen."

„Du bist ein Schatz!", sage ich mit bewegter Stimme. „Du hast mir eine unglaubliche Freude gemacht und ich weiß nicht, wie ich dir danken kann."

„Das brauchst du nicht."

„Oh doch!"

Ich beuge mich zu ihm hinüber und ziehe ihn in eine Umarmung. Auf dem Rücken der Pferde ist das zwar etwas umständlich, aber es ist mir ein Bedürfnis. Ich schaffe es sogar, ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen.

Als wir daraufhin der Gruppe wieder hinterhereilen und die Kutsche in Sicht kommt, sehe ich die beiden Zofen, die hinten auf einer kleinen Bank sitzen und die Beine baumeln lassen. Es ist nicht die schlechteste Art zu reisen, aber auf dem Rücken meines Pferdes fühle ich mich dennoch deutlich wohler.

Als wir ganz nahe an der Kutsche sind, beginnt Lili zu winken und zu deuten. Als sie eine Handbewegung macht, als würde sie ein Schwert führen, wird mir klar, dass sie meine Waffe entdeckt hat. Ich lächle sie glücklich an und sie erwidert es.

Als wir am Abend Halt machen, sind alle müde. Samanthas Zofe hat alle Hände voll zu tun, um ihrer Lady alle Wünsche zu erfüllen. Etwas verzweifelt kommt sie zu mir.

„Ist es möglich, dass Lady Samantha ein Bad nehmen kann?", erkundigt sie sich unsicher.

„Ich mache das schon", beruhige ich sie.

Wie soll das arme Ding ihrer Herrin klar machen, dass sie ihr diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Deshalb übernehme ich diese Aufgabe. Ich gehe auf die Kutsche zu, steige ein und setze mich Samantha gegenüber hin.

„Wie geht es dir?", frage ich.

„Die Reise war anstrengend. Meine Zofe organisiert ein Bad."

„Das wird nicht machbar sein. Wir sind in der freien Natur. Wenn wir an einem Abend in einem Gasthof nächtigen können, dann gibt es auch wieder ein Bad."

„Aber bis dahin stinke ich doch."

„Das wird sich nicht vermeiden lassen", beruhige ich sie. „Da aber alle stinken, fällt das nicht sonderlich auf."

„Gibt es wirklich keine Möglichkeit?"

„Samantha, reiß dich am Riemen. Ein Bad ist etwas sehr Angenehmes, aber es ist keine Katastrophe, wenn du einmal nicht baden kannst. Könnte ja auch sein, dass wir unterwegs einen See oder einen Fluss erreichen. Darin könnten wir uns dann waschen."

„In einem See oder einem Fluss? Igitt! Ist das nicht kalt?"

„Angenehm frisch", korrigiere ich sie. Dabei lächle ich belustigt.

„Könntest du nicht zumindest ab und zu in der Kutsche mitfahren? Es ist so langweilig."

„Sei mir nicht böse, eine Kutsche ist nichts für mich. Aber du könntest den Zofen erlauben, bei dir in der Kutsche mitzufahren. Dann könntet ihr euch unterhalten und es wäre nicht mehr so einsam hier drinnen."

„Mit Zofen? Ich soll mit Zofen sprechen?", meint sie empört.

„Wenn du etwas weniger eingebildet wärst, würdest du sehr schnell merken, dass Zofen genauso Menschen sind und mitunter überraschend klug."

„Meinst du?"

Zu meiner Verwunderung, übergeht sie meinen kleinen Tadel, eingebildet zu sein. Vielmehr schaut sie mich nachdenklich an und scheint über meine Worte nachzudenken.

„Es könnte einen Versuch wert sein."

Wie ich es von früheren Nachtlagern kenne, macht sich eine Gruppe auf, um zu jagen, die anderen bereiten ein dürftiges Lager vor.

„Wo ist mein Zelt?", will Samantha wissen.

„Zelt? Es gibt kein Zelt. Wir schlafen alle unter freiem Himmel. Du kannst bei mir auf dem Bärenfell liegen. Das ist weich und warm."

„Auf einem was?", meint sie geschockt.

„Auf einem Bärenfell."

„Dann schlafe ich lieber in der Kutsche."

Mein Blick kreuzt sich mit dem von Lili. Sie verdreht die Augen, was ich nicht kann, weil mich Samantha immer noch erwartungsvoll anschaut.

„Dann musst du eben in der Kutsche schlafen", antworte ich lapidar.

Was soll ich sonst sagen. Wir haben kein Zelt dabei und es würde zu viel Zeit verschlingen, es jeden Abend auf- und am Morgen wieder abzubauen. Etwas beleidigt zieht Samantha ab und gibt ihrer Zofe zu verstehen, ihr zu folgen. Sie werden wohl eine Übernachtungsmöglichkeit in der Kutsche vorbereiten. Lili hingegen schlendert zu mir herüber.

„Du bist das harte Leben gewohnt?"

„Dort, wo ich herkomme, war das Leben nicht nur angenehm und außerdem habe ich auf der Reise nach Aarenberg schnell gelernt, dass man unterwegs nur wenige Annehmlichkeiten kennt."

„Kann ich dir etwas helfen?", bietet Lili an.

„Nein danke, ich habe alles, was ich brauche."

„Ich bin also extra als Zofe mitgekommen, um nun arbeitslos zu sein?", kichert sie.

„Hauptsache weg von Brunhilde."

„Ich wäre aber durchaus bereit, eine Aufgabe zu übernehmen."

„Genieße es einfach mal, nichts zu tun und frei zu sein. Sobald wir in der Hauptstadt sind, wirst du zur zweiten Zofe von Samantha. Da heißt es dann wieder arbeiten."

„Das macht mir nichts aus. Ich arbeite gerne und außerdem ist Samantha nicht so schlimm wie ihre Schwester."

„Willst du bei mir auf dem Bärenfell schlafen. Die Zofe sollte das Schicksal mit ihrer Herrschaft teilen", grinse ich.

„Au ja, das wäre schön. Du bist so freundlich."

„Kannst du reiten?"

„Nicht besonders gut."

„Hättest du Lust?"

„Du meinst ..."

„Anstatt da hinten auf der Kutsche zu hocken und die Füße baumeln zu lassen. Das wäre doch eine Abwechslung."

„Darf ich in deiner Nähe bleiben? So gut bin ich beim Reiten dann doch nicht."

„Natürlich kannst du bei mir bleiben. Ich organisiere dir für morgen ein Pferd. Wir haben ja ein paar Ersatztiere dabei."

Ich nehme mein Bärenfell und suche mir eine ruhige Ecke. Dort breite ich es aus. Als Lili bemerkt, was ich tue, kommt sie mir sofort zu Hilfe. Anschließend machen wir uns auf den Weg zum Lagerfeuer und setzen uns hin. Das Fleisch brutzelt bereits über dem Feuer und verbreitet einen angenehmen Duft.

Nach einiger Zeit gesellen sich auch Samantha und ihre Zofe zu uns. Allmählich scheint sie verstanden zu haben, dass sie wohl auf Luxus verzichten muss. Wir plaudern alle vier recht angeregt. Ich erfahre, dass Samantas Zofe Rebecca heißt und ebenfalls 16 Jahre alt ist, wie Lili.

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