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Legenda Major - Generatio Proxima

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„Leichter als einer Magd, willst du damit sagen."

„Das ist einfach so und ich kann da nichts dafür."

„Schon gut, ich habe dich ja verstanden", beruhige ich ihn. Dann wechsle ich die Tonlage, so wie es Lady Rosa immer getan hat, wenn sie ihren Stand besonders hervorherben wollte. „Bringt mir also den nötigen Respekt entgegen, Lord Rasmus."

Da ich dabei ein wenig grinsen muss, nimmt er es mir nicht übel. Ebenfalls lächelnd dreht er sich zu seinen Männern um und erklärt ihnen, dass ich ab sofort Lady Serena, die Tochter der getöteten Lady Rosa und von Sir Balthasar bin.

Dann drückt er seinem Pferd die Fersen leicht in die Flanken und reitet auf die Stadt zu. Die Ritter und ich folgen ihm. Ich reite neben ihm und erst am Stadttor bleiben wir stehen. Die Wachen geben uns zu verstehen, dass wir anhalten sollen.

„Wer begehrt Einlass?", will der Hauptmann wissen.

„Lord Rasmus und Lady Serena. Wir werden vom Grafen von Aarenberg erwartet", antwortet Peter.

Aus dem lockeren Begleiter ist ein ernster und gebieterischer Lord geworden. Der Hauptmann zeigt sofort den nötigen Respekt und gibt seinen Leuten zu verstehen, dass sie uns passieren lassen sollen.

Peter setzt sich wieder in Bewegung und ich folge seinem Beispiel. Wir halten auf die Burg zu und im Hof werden wir erneut gefragt, was unser Begehr sei. Die Antwort ist die gleiche.

Wir werden gebeten, kurz zu warten. Während wir absteigen und unsere wenigen Habseligkeiten von den Pferden nehmen, kommen Stallburschen daher, um die Tiere in Empfang zu nehmen und zu versorgen.

Wir brauchen auch nicht lange zu warten, da wird schon das Tor geöffnet und ein junger Mann, nur zwei oder drei Jahre älter als ich, kommt heraus.

„Lord Rasmus und Lady Serena, ich heiße Euch im Namen meines Vaters, des Grafen von Aarenberg willkommen. Darf ich Euch zu Euren Gemächern führen?"

„Wir bedanken uns, hier sein zu dürfen, Graf Kunibert", grüßt Peter. Er scheint den jungen Mann zu kennen.

„Wir danken für den freundlichen Empfang", antworte ich.

„Darf ich vorgehen?", erkundigt sich der junge Graf.

„Ich bitte darum", antwortet Peter.

Kunibert führt uns in die Burg und eine wuchtige Treppe hinauf. Danach geht es einen mit Fackeln beleuchteten Gang entlang. An den Wänden hängen Porträts, ich nehme an von Verwandten des amtierenden Grafen. Manche sind ganz gut getroffen, andere blicken finster von der Wand.

An einer Tür bleibt der junge Graf stehen und schaut uns unsicher an. Ich sehe, dass ihm etwas auf der Zunge liegt, er sich aber nicht ganz traut zu fragen.

„Was bedrückt Euch, Graf Kunibert?", erkundigt sich Peter.

„Ich bitte tausendmal um Entschuldigung. Ich weiß nicht, ob ihr zusammen seid oder getrennte Zimmer benötigt", bringt er leise und etwas abgehakt hervor.

„Ich habe Lady Serena drei Tagesritte von hier aus den Händen von Räubern befreit. Dabei sind ihre Eltern und ihr Bruder ums Leben gekommen und deshalb habe ich sie mit genommen, da sie sonst ganz allein wäre in dieser Wildnis."

„Wie edelmütig von Euch", meint der junge Mann.

Ich bin mir nicht sicher, ob der junge Graf dies ehrlich oder spöttisch meint. Das hämische Grinsen, das kurz über sein Gesicht huscht, lässt eher zweiteres vermuten. Das macht ihn für mich sofort unsympathisch. Doch es ist nur ein ganz kurzer Augenblick und er macht auch sofort weiter.

„Dann ist dies Euer Zimmer, Lady Serena. Eine Zofe wird gleich bei Euch und Euch zu Diensten sein."

Während er diese Worte spricht, öffnet er die Tür und tritt zur Seite, damit ich eintreten kann. Das Zimmer ist hell und geräumig. Neben einem Himmelbett, einem Schrank und einer Kommode, ist es auch mit einer kleinen Sitzecke vor dem Fenster ausgestattet. Für mich als Magd ist dies der pure Luxus. Selbst die Zimmer im Herrenhaus waren nicht so schön, wie dieses. Lady Rosa würde vor Neid erblassen, könnte sie sehen, wie ich untergebracht werde.

Ich bedanke mich hastig beim jungen Grafen und verschwinde ins Zimmer. Als wenig später die Zofe kommt und sich bei mir erkundigt, ob ich ein Bad nehmen möchte, lasse ich mir das natürlich nicht entgehen. Kurz eilt sie davon und wenig später kommen junge Bedienstete, die eimerweise dampfendes Wasser in einen Nebenraum tragen. Durch die geöffnete Tür kann ich sehen, dass sie damit einen Badezuber füllen. Noch nie im Leben war ich in so einem drinnen.

„Darf ich Euch beim Entkleiden helfen?", erkundigt sich die Zofe.

„Ja bitte"; antworte ich. Da mir auch auffällt, dass ich nicht wie eine edle Dame gekleidet bin, füge ich schnell hinzu. „Beim Überfall durch die Banditen konnte ich nur das erstbeste Kleid greifen und anziehen, das in der Nähe lag."

Diese Erklärung ist nicht ganz unglaubwürdig. Da es Sonntag war, als ich gezüchtigt werden sollte, trug ich mein bestes Kleid. Auch, wenn dies nicht ganz an die Kleider heranreicht, die ich als Tochter von Lady Rosa tragen würde, so könnte es durchaus plausibel sein, dass ich in der Eile nur ein Kleid erwischt habe, das ich für Arbeiten im Garten verwenden würde.

„Ich werde Lady Samantha fragen, ob sie ein oder zwei Kleider entbehren kann. Am Hofe wird sie sicher mit schönen und edlen Kleidern überhäuft", meint die Zofe.

Sie hilft mir aus meinem Kleid und führt mich zum Badezuber. Dort stellt sie mir sogar einen kleinen Hocker hin, damit ich leichter hineinsteigen kann. Etwas sonderbar ist die Situation für mich schon. Ich bin es nicht gewohnt, mich nackt zu zeigen, auch nicht anderen Frauen gegenüber. Auch, wenn die Zofe etwa 16 Jahre alt ist, spüre ich doch, wie eine leichte Wärme in meine Wangen schleicht.

„Wie heißt du?", frage ich.

„Ich bin Lili, Mylady."

„Danke, Lili", sage ich.

Das Mädchen schaut mich verblüfft an. Sie bekommt sogar eine leichte Färbung auf den Wangen.

„Wofür dankt Ihr mir?", will sie wissen.

„Dass du dich so fürsorglich um mich kümmerst."

„Das ist doch meine Aufgabe."

„Trotzdem bin ich dir dankbar."

Etwas verwirrt verlässt sie das Bad. Ich liege entspannt in der Wanne und genieße zum allerersten Mal in meinem Leben ein warmes Bad. Als Magd musste ich mich immer am Brunnen im Waschraum reinigen oder im Sommer am Bach. In beiden Fällen gab es nur kaltes Wasser. Vom Luxus eines warmen Bades konnte ich Zeit meines Lebens nur träumen.

„Mylady", sagt Lili und räuspert sich verlegen.

Ich muss eingenickt sein und schrecke hoch. Das warme Wasser muss mich träge gemacht haben. Dazu kommen die anstrengenden Tage im Sattel. Als ich meine Zofe anschaue, muss ich lachen.

„Kein Grund rot zu werden", sage ich zu ihr.

Sie hat offenbar Sorge, ich könnte es ihr übelnehmen, dass sie mich geweckt hat. Ich weiß genau, wie unsicher man als Bedienstete ist. Vor allem, wenn man die Person, mit der man es zu tun hat, nicht genau kennt und damit nicht weiß, wie diese denkt. Bei Lady Rosa war es dann noch schwieriger, die war unglaublich launisch. Was tags zuvor gepasst hat, war plötzlich untragbar oder umgekehrt. Bei ihr wusste ich nie genau, woran ich war.

Es ist für mich ein unglaubliches Gefühl, plötzlich die Seiten gewechselt zu haben. Von der Magd bin ich über Nacht zur Lady geworden. Trotzdem will ich nie im Leben so werden, wie Lady Rosa.

„Es ist bald Zeit fürs Abendessen", informiert sie mich.

„Dann sollten wir uns beeilen. Danke, dass du mich geweckt hast."

„Ihr müsst Euch nicht immerzu bedanken", meint sie etwas verschämt.

„Doch, das gehört sich so, wenn jemand freundlich und hilfsbereit ist."

„Wenn nur alle so denken würden", meint Lili leise. Ich vermute, es war eher an sie selbst gerichtet als an mich.

Das Mädchen reicht mir ein weiches Handtuch und hilft mir beim Abtrocknen. Dann kämmt sie mir mit sehr viel Feingefühl die Haare und macht mir im Handumdrehen eine perfekt zu meinem Kopf passende Hochsteckfrisur.

„Ich habe Euch zwei Kleider von Lady Samantha geholt. Darf ich sie Euch zeigen."

„Danke, ja."

Sie reicht mir ein Unterkleid, damit ich das Bad nicht nackt verlassen muss. Sie ist ausgesprochen aufmerksam.

Im Zimmer liegen zwei wunderschöne Kleider auf dem Bett zur Auswahl bereit. Selbst Lady Rosa hatte nicht so prächtige Stücke. Allein der Gedanke, eines tragen zu dürfen, versetzt mich in freudige Erwartung.

„Welches darf es sein?", erkundigt sich Lili.

„Welches würde besser zu mir passen? Was sagst du?"

„Ich?"

„Du hast sicher eine Meinung dazu."

„Ja, das habe ich. Aber ich bin es nicht gewohnt, dass man mich um meine Meinung fragt."

„Ich würde es gerne wissen."

„Dann würde ich das hellbraune Kleid wählen. Das grüne würde Euch etwas blass machen."

„Ganz deiner Meinung. Wir nehmen das braune."

Damit ist die Entscheidung gefallen. Lady Samantha scheint in etwa meine Statur zu besitzen. Das Kleid passt wie angegossen.

„Wusste ich es doch?", jubiliert Lili.

Als ihr bewusst wird, dass sie sich einfach hinreißen hat lassen, sich selbst zu loben, legt sie sich hastig die Hand auf den Mund. Sie schaut mich schuldbewusst an und erneut steigt ein rosa Schimmer auf ihre Wangen.

„Nein, nein, du hast es wirklich perfekt getroffen. Ich danke dir herzlich."

„Mylady, Ihr seid so gut und verständnisvoll zu mir."

„Du machst doch auch eine ausgezeichnete Arbeit. Ich kann das beurteilen", antworte ich.

Wenn die wüsste, warum ich das so gut beurteilen kann, denke ich bei mir. Doch ich werde jäh aus meinen Gedanken gerissen. Eine Träne kullert über die Wange des Mädchens.

„Was ist denn los?", erkundige ich mich.

Dabei nehme ich sie in den Arm. Es ist eine ganz spontane Geste. Ich kann es nicht ertragen, wenn jemand traurig ist, da muss ich diese Person trösten. Das ist wie ein Zwang.

Lili ist die Umarmung anfänglich wohl sehr unangenehm. Sie versteift sich im ersten Moment, lässt sich dann aber fallen und gibt sich ihren Tränen hin. Erst nach einiger Zeit beruhigt sie sich langsam.

„Was ist denn los?", frage ich erneut.

„Ihr seid so gut zu mir", bringt sie unter Schniefen hervor.

„Aber deswegen musst du doch nicht weinen."

„Ich bin sonst die zweite Zofe von Lady Brunhilde, der Schwester von Lady Samantha und die behandelt mich als sei ich dumm und ungebildet. Sie nennt mich einen Trampel, eine hirnlose oder gar wertlose Person. Wo sie nur kann, schikaniert sie mich."

„Vorerst bist du mir zugeteilt und danach schauen wir weiter", versuche ich sie zu beruhigen.

„Wie lange seid Ihr da?"

„Wir werden wohl nur wenige Tage bleiben, dann geht es weiter."

„Dann muss ich zurück zu Lady Brunhilde", meint sie traurig.

„Komm, lass uns zum Essen gehen bevor wir zu spät kommen."

„Oh ja. Sonst bekomme ich am Ende noch eine Strafe."

„So weit lassen wir es schon nicht kommen", beruhige ich sie.

Kapitel 6

Da ich inzwischen fast fertig bin, ich muss nur noch kurz das Kleid glattstreichen, das unter der Umarmung etwas gelitten hat, machen wir uns wenig später auf den Weg. Im Flur wartet Peter auf uns.

„Lord Rasmus, schön, dass Ihr auf mich gewartet habt", grüße ich ihn.

„Das ist doch selbstverständlich, Lady Serena", kontert er.

An seinem Schmunzeln kann ich erkennen, wie belustigt er von unserem förmlichen Umgang ist. Zusammen folgen wir Lili, die uns zum Speisesaal führt. Als wir eintreten kommt ein Mädchen auf meine Zofe zu und faucht sie an.

„Ihr seid zu spät!"

„Entschuldigt, Mylady, aber ich habe nach der langen Reise etwas getrödelt, meine Zofe trägt keine Schuld daran", springe ich Lili zur Seite. „Darf ich mich vorstellen, ich bin Lady Serena. Erfreut, Eure Bekanntschaft zu machen."

Die 15-jährige schaut mich mit großen Augen an. Mein Eingreifen hat ihr offenbar die Stimme verschlagen. Innerlich muss ich lachen, äußerlich bleibe ich ruhig und gelassen.

„Ich bin Lady Brunhilde, die Schwester von Lady Samantha und Graf Kunibert."

Sie reicht mir die Hand und ich nehme sie ganz leicht in die Hand, um sie sachte zu schütteln. So viel weiß ich, dass man die Hand einer Dame nicht mit Kraft zusammendrückt.

„Meinen Bruder kennt Ihr ja schon", meint sie. „Darf ich Euch Lady Samantha vorstellen."

„Lady Samantha, es freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen. Wir werden auf dem Weg in die Hauptstadt ja noch einige Zeit zusammen verbringen."

„Ich bin hoch erfreut, dass Ihr dabei seid, Lady Serena. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste alleine mit den Rittern reisen", meint die Braut des Königs. Dann aber legt sie erschrocken die Hand auf den Mund. „Oh ich vergaß, dass es für Euch kein erfreulicher Anlass ist, der Euch hierherführt. Schließlich habt Ihr Eure Familie verloren."

„Es war schrecklich!", hauche ich und spiele Trauer vor. Ich schaffe es sogar, eine kleine Träne hervorzudrücken.

Samantha ist mir auf Anhieb sympathischer als ihre jüngere Schwester. Sie hat zwar auch dieses adelige Gehabe und ich frage mich, wie sie sich auf der Reise wohl schlagen wird, wenn sie unter freiem Himmel schlafen muss, aber ich bin froh darüber, dass ich nicht zusammen mit ihrer Schwester reisen muss.

„Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir zwei Kleider zur Verfügung gestellt habt. Ich musste mir wegen des Überfalls der Räuber einfach das nächstbeste Kleid überwerfen, das ich greifen konnte. Ich habe auch nur das mit, was ich am Leibe trug."

„Das muss fürchterlich sein", zeigt Samantha Mitgefühl.

Am Ende werde ich noch den Eltern vorgestellt. Graf Hilbert von Aarenberg und seine Frau Lady Liliana schätze ich auf Mitte 40. Sie zeigen gerne, dass sie von adeliger Herkunft sind. Vor allem er prahlt den ganzen Abend über, wie gut er die Ländereien verwaltet.

Eigentlich verläuft das Abendessen ganz angenehm. Die Speisen sind köstlich und es wird über die unterschiedlichsten Dinge geplaudert. Vor allem werden Tratsch und Geschichten ausgetauscht. Es sprechen vorwiegend der Graf, sein Sohn und Peter. Ich halte mich, wie es sich für eine Lady gehört, zurück und antworte nur, wenn ich gefragt werde. Das ist mir auch sehr recht, da ich sowieso oft keinen blassen Schimmer davon habe, von wem gerade die Rede ist.

Am Ende des Essens, als wir den Speisesaal verlassen wollen, zieht mich der junge Graf zur Seite. Geschickt drängt er mich beim Verlassen des Raumes in eine Ecke, in der sich sonst keiner aufhält.

„Ich komme später zu dir und wir haben etwas Spaß zusammen", raunt er mir ins Ohr.

„Wofür haltet Ihr mich?", antworte ich empört, aber ebenfalls nur so laut, dass außer ihm keiner etwas mitbekommt.

„Ach komm schon, du willst es doch auch", bleibt er dabei. Sein Ton ist ausgesprochen herablassend.

„Ich bin ein anständiges Mädchen."

„Noch unerfahren?"

„Zum Glück!"

„Dann ist das doch die beste Gelegenheit, ich zeige dir, was Spaß macht. Ich wette, danach willst du, dass ich jede Nacht zu dir komme."

Bisher bin ich höflich geblieben, auch wenn es mich einiges an Überwindung gekostet hat. Langsam aber reicht mir seine Unverfrorenheit.

„Mein lieber Kunibert, wenn du willst, dass ich dir dein Gemächt abschneide und es zum Fenster hinaushänge, dann kannst du gerne später vorbeikommen. Glaub aber ja nicht, dass du Spaß daran haben wirst", fauche ich ihn an.

Da packt er mich an den Schultern und drückt mich fast schon brutal gegen die Wand. Ich bin zunächst so überrascht, dass ich keine Gegenwehr leisten kann. Erst als ich sehe, wie er mit einer Hand an meine Brüste fassen will, kommt wieder Leben in mich.

„Du miese kleine Schlam ...", meint er.

Weiter kommt er nicht, denn da hat er auch schon mein Knie genau zwischen die Beine bekommen. Mit voller Wucht ramme ich mein Bein nach oben und treffe perfekt.

„Uff!", macht er nur.

Sämtliche Luft entweicht seiner Lunge und die Augen treten aus den Höhlen. Dann fasst er sich mit beiden Händen an die Körpermitte und sackt auf die Knie. Er schafft es gerade so, nicht laut aufzuschreien. In seinem Gesicht kann ich aber deutlich lesen, wie unglaublich schmerzhaft mein Tritt für ihn gewesen sein muss. Kurze Zeit bekommt er keine Luft.

Ich bleibe bewusst stehen. Ich will nicht den Eindruck bei ihm erwecken, ich würde davonlaufen. Erst nach einiger Zeit schafft er es mich wieder anzublicken. Dabei funkelt er mich hasserfüllt an. Das ist nun der Moment, um meinen Triumph voll auszukosten. Ich gehe neben ihm in die Hocke und flüstere ihm ins Ohr.

„Du solltest mir die nächsten Tage besser aus dem Weg gehen. Der Tritt hat schon weh getan. Aber das ist gar nichts. Wenn ich dir deine Bälle abschneide, dann erst wirst du Schmerzen spüren. Glaube ja nicht, ich würde zögern."

„Schon gut, ich habe verstanden", gibt er daraufhin klein bei.

Was glaubt der kleine Pisser wohl, wer er ist. Er ist arrogant, aber offenbar hält sich sein Mut, wenn es wirklich darauf ankommt, in Grenzen. Ein wenig Gegenwehr und er knickt ein. Ich werde mich zwar in Acht nehmen, da ich ihm zutraue, aus dem Hinterhalt heraus eine Aktion zu starten, doch ich hoffe, dass es nicht dazu kommt.

Ich erhebe mich und folge den anderen. Als ich Peter erreiche, schaut er mich fragend an.

„Ich habe nur noch etwas mit Graf Kunibert geplaudert, ein wirklich netter junger Mann", sage ich.

Peter mustert mich eingehend, dann scheint ihm ein Licht aufzugehen. Er kennt mich offenbar bereits besser, als ich gedacht hätte.

„Alles in Ordnung?"

„Ich denke, wir konnten alles klären", antworte ich freundlich.

Er begleitet mich zu meinem Zimmer, wo wir uns eine gute Nacht wünschen. Im Zimmer wartet bereits Lili auf mich, um mir beim Ausziehen behilflich zu sein. Da ich nicht ganz einschätzen kann, ob Kunibert sich nicht doch an mir rächen will, schließe ich hinter Lili die Tür ab, bevor ich mich ins Bett lege.

Ich kann nicht sofort einschlafen und denke über die letzten Tage nach. Peter kümmert sich rührend um mich. Er hat sein Versprechen mehr als eingehalten und passt jede Minute auf mich auf. In seiner Nähe fühle ich mich sicher und wohl.

Ein Klopfen weckt mich am Morgen. Ich klettere aus dem Bett und öffne die Tür. Es ist Lili, die mich für das Frühstück zurechtmachen will. Dankend lasse ich mich frisieren und mir beim Ankleiden helfen. Da nicht alle gleichzeitig das Frühstück zu sich nehmen, begegnen wir nur Peter, der bereits dort sitzt.

Nach dem Frühstück beschließen wir, die Stadt zu erkunden und über den Markt zu schlendern. Da Peter sich auskennt, lasse ich mich von ihm führen, mir die Sehenswürdigkeiten zeigen und genieße das mondäne Leben. Es kommt mir zwar ein wenig falsch vor, wie eine Lady über den Markt zu stolzieren, aber ich muss meine Rolle spielen und das wohl noch eine ganz schön lange Zeit.

Nach dem Mittagessen, das wir wieder mit der gesamten Familie des Grafen einnehmen, begebe ich mich in den Garten. Mir ist aufgefallen, dass mich Kunibert keines Blickes mehr würdigt. Allerdings kann ich in seinen Augen auch erkennen, dass er Angst vor mir hat. Ich bin wohl die erste Frau, die ihn das Fürchten gelehrt hat und hoffe, dass ich damit zahlreichen anderen Frauen erspart habe, dass sie sich gegen ihn zur Wehr setzen oder sich gar seinem Willen beugen müssen.

Der Garten ist wunderschön. Zahlreiche, zum Teil auch sehr exotisch wirkende, Pflanzen sind dort zu finden. Ich bewundere die vielen ungewöhnlichen Formen und Farben der Blüten. Wenn ich ehrlich bin, ist für mich fast alles ungewöhnlich und faszinierend. Lady Rosa hatte nur wenig für Blumen und Pflanzen übrig.

Ich bin da ganz anders. Als Heilerin bin ich natürlich fasziniert von Pflanzen. Allerdings interessiert mich deren Wirkung mehr als die Schönheit. Trotzdem bin ich nicht abgeneigt, wenn ich schöne Gewächse bewundern kann.

„Darf ich Euch stören, Lady Serena?", sagt plötzlich jemand hinter mir.

Mir ist nicht aufgefallen, dass sich mir jemand genähert hätte. Ich war wohl etwas zu sehr in Gedanken versunken. Als ich mich umschaue, erblicke ich neben mir Lady Samantha.

„Ja, natürlich, Lady Samantha", antworte ich freundlich.

Ungewohnt ist für mich immer noch, dass ich als Lady angesprochen werde. Doch allmählich gewöhne ich mich daran. Am Anfang habe ich etwas gebraucht, um darauf zu reagieren. Inzwischen blicke ich nicht mehr neugierig umher, um zu schauen, wer wohl damit gemeint sein könnte. So etwas ist mir nur einmal passiert und war mir fürchterlich peinlich.