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Legenda Major

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Die anfängliche allgemeine Aufmerksamkeit, die ich erregt habe, hat sich gelegt und ich genieße es, zu essen, wie ein ganz normales junges Mädchen. Auch Ramon scheint Hunger zu haben und so essen wir, ohne etwas zu sagen. Nach den Aufregungen dieses Tages bin ich froh, dass ich einfach nur meinen Gedanken nachhängen kann.

Das war tatsächlich ein aufregender Tag. Dabei beschäftigt mich vor allem das Verhalten meines Vaters. Zum Glück habe ich Ramon vertraut und bin mit ihm geflohen. Hätte ich gezögert und mich erst nach einem ausführlichen Gespräch mit meinem Vater dazu entschlossen, wäre es womöglich zu spät gewesen.

Dass mein Vater trotz allem die Garde hinter mir hergeschickt hat, um mich zu ergreifen, ist für mich das Schlimmste, was mir an diesem Tag widerfahren ist. Selbst er fürchtet meine Magie, die ich noch gar nicht besitze, so sehr, dass er sich offen gegen mich stellt. Dabei ist noch gar nichts sicher.

Was wäre gewesen, wären wir seinen Leuten nicht entkommen? Vermutlich würde ich nun im Kerker des Schlosses sitzen und darauf warten, was andere über mich entscheiden. Vermutlich würden sie mich töten.

Nun aber sitze ich in einem Raum mit Menschen, die mir eigentlich alle fremd sind und doch fühle ich mich viel sicherer als im Kreise meiner eigenen Familie. Ich sollte mich einsam oder allein fühlen, aber genau das tue ich nicht. Ich fühle mich hier wohler und ungezwungener, als ich mich je im Schloss gefühlt habe.

Als ich meinen Teller aufgegessen habe und richtig schön satt bin, lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und beobachte Ramon. Er hat sich noch einmal eine kleinere Portion nachgelegt und ist noch am Essen.

„Was schaust du?", erkundigt er sich.

Er hat gerade geschluckt und schiebt sich danach auch schon wieder eine Gabel voll in den Mund. Seine Augen mustern mich jedoch eingehend.

„Ich überlege, warum ich und vermutlich auch niemand sonst in meinem Reich von diesem Gebiet weiß. Ich hätte nie gehört, dass mein Vater jemals davon gesprochen hätte."

„Er weiß auch nichts davon. Wir achten sehr darauf, dass niemand entdeckt, dass es diese Welt gibt."

„Aber die Garde, die uns verfolgt hat. Die wird sich doch fragen, wo wir abgeblieben sind?"

„Sie werden glauben, wir hätten ihnen einen Streich gespielt."

„Kam es nie vor, dass ein Nichteingeweihter gesehen hat, wie jemand von euch in den Tunnel geschlüpft ist?"

„Bisher ist das nicht vorgekommen", verneint er. „Das konnten wir verhindern, notfalls mit Magie."

„Wer lebt hier?"

„In diesem Gebiet leben Menschen mit magischen Fähigkeiten und ihre Nachkommen."

„Du hast gesagt, du hättest keine magischen Kräfte?"

„Nein, ich nicht."

„Warum du nicht?"

„Eltern mit magischen Fähigkeiten müssen nicht zwangsläufig diese an ihre Kinder vererben. Immer wieder kommt es vor, dass die Kinder ohne solches Können auskommen müssen. Oft werden einige Generationen übersprungen und die Kräfte kommen erst später wieder zum Vorschein."

„Dann sind die meisten Menschen hier im Raum ganz normal?"

„Ich verstehe, was du meinst und du hast damit recht. Die meisten bei uns haben keine besonderen Fähigkeiten. Aber für uns sind Magier auch ganz normale Menschen."

„Oh, so war das natürlich nicht gemeint", wehre ich ab. „Für mich ist das alles noch neu und ungewohnt."

„Das verstehe ich", grinst Ramon. „Unseren jungen Menschen geht es ja nicht anders."

„Aber wie erkennt man, wenn jemand magisch begabt ist?", erkundige ich mich. „Wie hast du es bei mir gemerkt?"

„Bei dir ist es einfach. Du hast Haare, so schwarz wie die Nacht, und Augen, so strahlend blau wie der Sommerhimmel."

„So wie du das sagst, klingt das, als käme es aus einem Werbeprospekt", lache ich.

„Dieser Spruch wird bei uns schon den Kindern beigebracht. Aber nicht bei allen ist es so eindeutig, wie bei dir. Die Haare sind manchmal auch etwas heller und die Augen etwas weniger blau oder sogar eher grau", erklärt er. „Es ist sogar eher selten so offensichtlich, wie bei dir. Je stärker die Merkmale ausgeprägt sind, umso mächtiger ist man."

„Das würde also bedeuten, dass ich mächtig bin?"

„Sehr mächtig sogar. Wohl auch deshalb hatte der Vorsitzende heute Nachmittag so viel Nachsicht mit dir."

„Aber was heißt, wenn jemand mächtig ist?", frage ich.

„Das hängt davon ab, welche magischen Fähigkeiten der Betreffende besitzt."

„Ja und was kann das sein?"

„Meist können sich Menschen mit magischen Fähigkeiten in Tiere verwandeln. Man nennt sie dann Gestaltenwandler. Das kann ein Eichhörnchen sein, ein Hund, ein Wolf oder auch ein Drache. Je gefährlicher das Tier ist, in das er sich verwandeln kann, umso mächtiger ist dieser Mensch."

„Ein Eichhörnchen ist nicht mächtig?", frage ich.

„Nein, wohl eher nicht", grinst er. „Mächtig sind ein Wolf, ein Löwe oder ein Drache. Der ist sogar etwas ganz Besonderes."

„Warum ein Drache?"

„Er ist groß, stark, kann fliegen und ist im Kampf ein kaum zu überwindender Gegner. Soweit mir bekannt ist, kann einem Drachen nur ein Artgenosse gefährlich werden."

„Dann ist der Vorsitzende sehr mächtig", überlege ich.

„Er ist der größte Drache, den es derzeit gibt."

„Was für magische Fähigkeiten gibt es sonst noch?"

„Es gibt noch die Fähigkeit eines der fünf Elemente zu beherrschen. Das sind die Bändiger."

„Fünf?", frage ich überrascht. „Ich kenne nur Feuer, Erde, Wasser und Luft."

„Das sind die vier Grundelemente. Es gibt aber noch das Element Geist."

„Damit kann man was?"

„Gedanken lesen, die Gedanken der anderen beeinflussen, auslöschen und noch so einiges mehr. So genau weiß man das nicht. Seit Menschengedenken hat es niemand mehr gegeben, der dieses Element beherrscht."

„Ein Element, hast du gesagt, kann man beherrschen?", erkundige ich mich. „Gibt es auch jemand von euch, der zwei oder mehr Elemente beeinflussen kann?"

„Der Legenda Major nach soll es irgendwann sogar eine Person geben, die alle fünf Elemente beherrscht. Das wird aber von den Gelehrten für eine Übertreibung gehalten. Es gibt derzeit niemand, der auch nur zwei Elemente beherrscht. Allerdings erzählt meine Großmutter immer, dass ihr Vater zwei Elemente beeinflussen konnte."

„Der Mann, der am Eingang aufgetaucht ist, als du gepfiffen hast, der beherrscht das Element Erde?", überlege ich.

„Das hast du richtig erfasst."

Einen Moment kehrt Schweigen zwischen uns ein. Ich muss erst einmal die Informationen verarbeiten, die ich gerade gehört habe. Ich könnte ein Element beherrschen oder eine Gestaltenwandlerin sein.

„Wie kann ich erfahren, welche Fähigkeiten ich besitze, wenn ich überhaupt über solche verfüge?", frage ich schließlich.

„Du wirst dich etwas gedulden müssen. Die magischen Kräfte zeigen sich erst nach dem 18. Geburtstag. Du hast gesagt, bei dir ist es in einer Woche soweit?"

„Genau genommen in fünf Tagen."

„Gut, dann warten wir ab. Danach wird dir der Vorsitzende einen Lehrer oder eine Lehrerin zur Seite stellen, mit dem oder mit der du trainierst und versuchst, deine Fähigkeit zu finden und zu entfalten."

„Kann ich Pupso bitten, mir jetzt schon jemand zur Seite zu stellen, damit ich schon vorher die Theorie lerne? Dann könnte ich mich besser vorbereiten. Ich habe viel aufzuholen, weil ich von alledem so gut wie nichts weiß und unzählige Fragen habe. Immer wieder tauchen neue auf."

„Du bist aber eifrig bei der Sache", lobt er.

„Ich versuche nur, mich vorzubereiten."

„Du darfst nicht vergessen, du musst hier auch arbeiten. Auch das nimmt dir Zeit weg."

„Das kann ich nebenbei machen."

„Für eine Prinzessin bist du überraschend fleißig."

„Hast du eine Ahnung vom Leben einer Prinzessin", sage ich gespielt tadelnd. „Man muss immer nur lernen und hat ständig Unterricht. Jede Minute ist damit ausgefüllt. Freizeit zu haben, bin ich nicht gewohnt."

„Ist das nicht öde. Darf eine Prinzessin nicht auch einmal spielen?"

„Spielen? Mit wem? Mit Freunden? Die gibt es nicht. Niemand ist gut genug, um mit einer Prinzessin spielen zu dürfen. Mit Puppen? Das hat doch keinen Nutzen. Mit den Eltern? Die sind ständig bei der Arbeit und haben keine Zeit."

„Warum träumen dann alle Mädchen davon, Prinzessin zu werden?"

„Weil sie keine Ahnung davon haben, wie das wirkliche Leben einer Prinzessin aussieht. Außenstehende sehen nur die schönen Kleider und den Luxus, in dem sie leben. Dass das Leben einer Prinzessin aber auch aus vielen unangenehmen Dingen besteht, das bleibt hinter den Schlossmauern verborgen."

„Dann wollen wir mal schlafen gehen. Morgen, wenn du beim Vorsitzenden bist, damit er dir eine Arbeit zuteilt, fragen wir ihn, ob er dir bereits jetzt eine Lehrerin oder einen Lehrer zur Seite stellen könnte."

„Kannst das nicht du sein?", frage ich. „Mein Lehrer, meine ich."

„Ich bestimmt nicht. Das muss jemand sein, der selbst über magische Fähigkeiten verfügt und deshalb weiß, wie man diese erkennen und beherrschen kann."

„Das leuchtet ein", überlege ich.

Ramon begleitet mich noch bis zu meinem Haus. Er verabschiedet sich und lässt mich dann allein. Ich schaue mir noch einmal das Haus von außen an. Es ist nicht groß, aber für mich reicht es. Außerdem finde ich es schnuckelig. Es ist mein erstes eigenes Zuhause.

Ich blicke mich noch ein wenig im Garten um. Auch der ist nicht groß, aber unglaublich schön. Überall blühen Blumen und unter einer Weide steht ein Tisch mit einer Bank und zwei Hockern. Hier kann man draußen sitzen, wenn man Lust dazu hat und natürlich Zeit.

Nach einiger Zeit betrete ich das Haus. Im Erdgeschoss befinden sich eine kleine Wohnküche und ein größeres Wohnzimmer. Ich gehe davon aus, dass man auch selbst kochen kann, wenn man Lust dazu hat. Allerdings müsste man in diesem Fall auch kochen können, was bei mir leider nicht gerade der Fall ist.

Da ich müde bin, beschließe ich gleich hinauf in den ersten Stock zu gehen, wo ich das Schafzimmer vermute. Tatsächlich gibt es in diesem Haus zwei davon, sowie ein Bad. Ich besitze mein eigenes Gästezimmer, überlege ich vergnügt. Dann kann ich sogar eine Freundin einladen, sobald ich eine habe.

Ich habe endlich die Chance ein normales Leben zu führen. Ich hoffe so sehr, dass ich eine Freundin finden werde. Meine erste Freundin! Mir kommt ein Gedanke. Ich werde Pupso fragen, ob ich eine Lehrerin bekommen könnte. Sie könnte dann auch meine Freundin werden, wenn alles gut läuft. Mit solch schönen Gedanken schlafe ich schließlich ein.

Kapitel 4

Die Sonne kitzelt mich an der Nase. Ich habe herrlich geschlafen und niemand hat mich geweckt. So schön kann das Leben ohne Kammerzofe sein, überlege ich und ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht.

Ich strecke mich ausgiebig, gehe ins Bad und fröne ausgiebig der Morgentoilette, bevor ich hektisch überlege, wo wohl meine Tasche sein könnte, die ich im Schloss noch schnell zusammengepackt habe. Soweit ich mich erinnern kann, habe ich diese bei meiner Ankunft nicht vom Pferd genommen. Ich hatte sie hinten an den Sattel gebunden. Als der Wachmann mein Pferd an sich genommen hat, hatte ich so viele Dinge im Kopf, dass ich an die Tasche einfach nicht mehr gedacht habe.

Etwas missmutig über dieses Versäumnis, öffne ich gedankenverloren den Schrank und schaue erst einmal völlig überrascht drein. In meinem Schrank befinden sich alle Kleider, die ich in meinem Zimmer im Schloss zurücklassen musste. Ganz unten steht zudem auch meine Tasche. Alles ist da, mehr als ich jemals gehofft hatte, mitnehmen zu können. Das muss Zauberei sein.

Wohl eher Magie, überlege ich und muss wie von allein lächeln. Wieder voller Mut ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zum Frühstück. Im Gemeinschaftsraum schaue ich mich um und setze mich schließlich an den Tisch, an dem ich gestern mit Ramos saß.

„Kaffee oder Tee?", erkundigt sich das Mädchen, das wohl heute servieren muss. „Du kannst auch Schokolade haben."

„Kaffee bitte", sage ich schüchtern.

„Kommt sofort!", meint sie freundlich. Dann ist sie auch schon wieder verschwunden.

Ich schaue ihr noch gedankenverloren hinterher und bewundere die Lebensfreude, mit der sie ihre Arbeit verrichtet. So will ich auch versuchen zu sein.

„Aurora?", reißt mich eine freundliche Stimme aus meinen Gedanken.

„Ja?", frage ich.

Als ich mich umdrehe, steht ein junges Mädchen neben meinem Stuhl. Ich würde sagen, sie ist etwa zwei oder allerhöchstens drei Jahre älter als ich. Sie macht einen freundlichen Eindruck. Was mir auffällt ist, sie hat dunkle Haare und hellblaue Augen. Wenn ich gestern die Erklärungen von Ramon richtig verstanden habe, dann müsste sie magische Kräfte besitzen.

„Hallo! Ich bin Nina, ich wurde dir als Mentorin zugeteilt."

„Wie geht das denn?"

„Hast nicht du darum gebeten?"

„Ah, doch, irgendwie schon. Ich wundere mich nur, dass du mir bereits zugeteilt wurdest bevor ich den Vorsitzenden darum bitten konnte", versuche ich hastig meine Verirrung zu erklären.

„Ramon hat sich heute früh beim Vorsitzenden gemeldet und deinen Wunsch schon vorab deponiert."

„Das ist aber lieb von ihm."

„Dein Argument war überzeugend und so hat der Vorsitzende mich gebeten, ob ich diese ehrenvolle Aufgabe übernehmen könnte."

„Du hast zugestimmt, nehme ich an", lächle ich sie an. „Allerdings frage ich mich, was daran so ehrenvoll sein soll, einem völlig untalentierten Mädchen, das von nichts eine Ahnung hat, etwas Sinnvolles beizubringen. Das nenne ich eher eine Herausforderung."

Nun lacht auch sie. Mir fällt auf, dass Nina ein sehr offenes und herzliches Lachen hat. Sie ist mir auf Anhieb sympathisch.

„Du bist eine Prinzessin", meint sie.

„Nicht hier und ich bin, wenn ich ehrlich bin, auch froh darüber", sage ich. „Hast du schon gefrühstückt? Setzt du dich zu mir?"

„Gerne."

Sie setzt sich und in diesem Moment werden mein Kaffee und eine Auswahl an Speisen für das Frühstück gebracht. Ich biete zunächst Nina an, sich zu bedienen. Zunächst zögert sie, als ich sie aber ein zweites Mal auffordere, nimmt sie sich schließlich doch etwas.

„Hat der Vorsitzende auch gesagt, für welche Arbeit ich eingeteilt bin?", erkundige ich mich.

„Er hat gemeint, du sollst dich auf deine Ausbildung konzentrieren und bist deshalb von einer Arbeit befreit."

„Das will ich aber nicht. Ich bin nichts Besseres und werde meine Arbeit machen, wie jeder hier", beharre ich.

„Aber du bist mächtig und wirst Probleme haben, deine Kräfte zu beherrschen."

„Das ist noch kein Grund, nicht auch meinen Beitrag für die Gemeinschaft zu leisten. Ich gehe nachher zum Vorsitzenden."

„Wenn du meinst", lenkt Nina ein.

Während des Frühstücks plaudern wir über belanglose Dinge. Es ist unglaublich schön für mich, endlich mit einer ungefähr Gleichaltrigen über Themen zu sprechen, die Mädchen in meinem Alter eben interessieren. Einfach zu plaudern, das gab es in meinem bisherigen Leben nicht. Immer war alles ernst und wichtig. Ich genieße es deshalb unglaublich.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Vorsitzenden. Zunächst will man uns nicht vorlassen, aber meine Hartnäckigkeit zahlt sich aus. Wenn ich am Hof meiner Eltern eines gelernt habe, dann ist es, mich durchzusetzen. Einige meiner Lehrer und Lehrerinnen waren dabei ganz schön harte Brocken, weshalb ich mich hier nicht sonderlich anstrengen muss, doch vorgelassen zu werden.

„Herr Vorsitzender, ich habe gehört, dass ich keine Aufgabe bekommen soll. Damit bin ich ganz und gar nicht einverstanden", komme ich gleich zum Punkt.

Der Vorsitzende schaut mich zunächst etwas überrascht an. Dann schweift sein Blick zu Nina, die sich schüchtern mit leicht geröteten Wagen ein Stück hinter mir hält, und fängt dann an zu schmunzeln. Was ist daran bitte so lustig?

„Guten Morgen, Aurora. Wie ich sehe, scheint es bei dir ein grundlegendes Problem zu sein, Autorität anzuerkennen."

„Es geht nicht um Autoritäten, sondern um Entscheidungen", stelle ich klar.

„Ja, ja, dann sind es eben die Entscheidungen. Aber ich glaube, es ist wichtiger, wenn du deine Kräfte entdeckst und lernst sie zu beherrschen, als dass du eine Arbeit verrichtest."

„Das kann ich beides gleichzeitig."

„Nicht, wenn du dich nebenbei auch auf deine Aufgabe konzentrierst. Ich glaube nämlich, dass du sehr schnell über deine Magie verfügen solltest. Ich habe eine Vorahnung, dass du die Einzige sein wirst, die die Welt retten kann."

„Trotzdem will ich meinen Beitrag leisten", beharre ich. „Wie wäre es mit halbtags? Das wäre doch ein Kompromiss."

Der Vorsitzende schaut mich an, blickt dann zu Nina, die betreten dreinschaut und nur mit den Schultern zuckt. Anschließend wandert sein Blick wieder zu mir. Noch immer scheint er gut gelaunt zu sein. Ein Schmunzeln umspielt seine Mundwinkel. Ich habe ihn also nicht verärgert, noch nicht.

„Gut, auf halbtags kann ich mich einlassen. Was möchtest du tun?"

„Was braucht es?", stelle ich eine Gegenfrage.

„Wir bräuchten am Abend jemand zum Abspülen. Genau genommen fehlen uns dabei zwei Personen."

Ich höre, wie Nina hinter mir aufstöhnt. Als ich mich zu ihr umdrehe schaut sie mich an, als könnte sie nicht glauben, was gerade passiert.

„Ich hatte einen so schönen Job in der Schreibstube", höre ich sie ganz leise und eigentlich auch nur zu sich selbst sagen.

„Wir übernehmen das Abspülen", sage ich schnell. „Komm schon Nina, das wird Spaß machen, wenn wir zu zweit sind."

„Wenn du meinst", seufzt sie. Allerdings scheint sie trotz meiner Aufmunterung nicht sonderlich begeistert zu sein.

„Darf man seine Magie dabei anwenden, wenn man sie entdeckt hat?", frage ich den Vorsitzenden.

„Wenn du niemandem damit schadest, von mir aus", meint er und zuckt mit den Schultern.

Damit sind wir entlassen. Pupso hat immer noch ein belustigtes Lächeln auf den Lippen und langsam habe ich den Eindruck, er mag mich.

„Du bist aber frech", meint Nina, als wir zur Tür hinaus sind.

„Wieso?", frage ich ganz erstaunt.

„Du hast mit dem Vorsitzenden gefeilscht, als wärt ihr auf einem Bazar."

„Ja und? Macht ihr das nicht?"

„Nein, wo kämen wir da hin. Wir akzeptieren seine Entscheidungen."

„Und wenn ihr anderer Meinung seid?"

„Egal. Er wird schon wissen, was gut für uns ist."

„Mann, er hat doch die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen."

Nina schaut mich leicht schockiert an, zuckt dann aber mit den Schultern und wir machen uns auf den Weg zurück.

„Wohnst du bei mir oder ich bei dir?", frage ich.

„Du hast ein eigenes Haus?"

„Ja, das wurde mir zugewiesen."

„Dann wird es das Beste sein, wenn ich zu dir ziehe. Hast du ein Doppelbett oder so etwas?"

„Ich habe sogar ein Gästezimmer. Da könntest du einziehen", biete ich an.

„Du hast ein was? Ein Gästezimmer?"

„Man wird wohl schon gewusst haben, dass ich ein Pflegefall bin und ständige Betreuung brauche", lache ich vergnügt.

„Das wird es sein", grinst nun auch Nina.

Den Vormittag verbringen wir damit, Ninas Sachen zu mir zu bringen. Bevor es am Abend zur Arbeit geht, verbringen wir den Nachmittag im Garten unter der Weide. Nina will mir ein erstes Grundwissen über Magie und meine möglichen Kräfte vermitteln. Dabei wiederholt sie weitgehend das, was Ramon mir bereits über die möglichen Fähigkeiten erklärt hat.

„Du wirst in wenigen Tagen 18, hat mir der Vorsitzende erklärt. Kann es sein, dass du bereits deine Kräfte spürst?", meint sie.

Sie reißt mich damit aus meinen Gedanken. Um ehrlich zu sein bin ich mit meinem Denken etwas abgeschweift und habe ihr nicht mehr richtig zugehört, als mir klar war, dass sie mir nichts Neues erzählt.

„Was soll ich?", frage ich überrascht.

„Deine Magie spüren. Es könnte sein, dass du das Element Luft beherrschst, hat der Vorsitzende gemeint."

„Wo? Wie? Ich?"

„Du weißt nicht, wie man Magie spüren kann?", meint sie. Es ist eher eine Feststellung. „Mein Fehler, ich hätte wissen müssen, dass dir das noch keiner erklärt hat."

„Wäre ich hier aufgewachsen, wüsste ich vermutlich, wie ich meine Magie spüren kann, nehme ich an", antworte ich ein wenig beschämt.