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Legenda Major

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„Sie werden dich mit Sicherheit nicht fragen, ob sie das dürfen", kontert er.

„Aber fliehen kann ich."

„Du hast einen Plan?", meldet sich nun Nina.

Eigentlich waren die Worte nur für mich bestimmt. Aber da es ganz still im Raum ist, klingen ihre Worte lauter als gewollt und jeder kann sie verstehen. Als Nina bewusstwird, dass sie im Rat gesprochen hat, ohne, dass man ihr das Wort erteilt hatte, wird sie knallrot und weiß nicht, was sie tun soll. Sie entscheidet sich dazu, sich ganz klein zu machen und sich hinter mir zu verstecken.

„Du hast recht, Nina, ich habe einen Plan. Ich gehe hin, verlange Ramons Freilassung und werde, wenn er in Sicherheit ist, entkommen."

„Weil das so einfach ist?", meint der Vorsitzende.

„Ich kenne mich im Schloss aus. Ich weiß jeden Geheimgang, sogar einige, von deren Existenz kein anderer auch nur den Hauch einer Ahnung hat."

„Ja klar, die Prinzessin weiß alles", spottet Sigur.

„Hast du eine Ahnung, wie langweilig das Leben einer Prinzessin sein kann. Da geht man schon mal auf Entdeckungsreise und wenn man erfinderisch ist, findet man mehr, als man gesucht hat."

„Trotzdem, so einfach entkommt man dem König deines Landes nicht", hält Sigur dagegen.

„Hat jemand einen besseren Plan?", frage ich provozierend.

Sigur schaut mich lächelnd an, als ich mich im Saal umschaue und mein Blick auf ihn fällt. Inzwischen haben sich auch einige Zuschauer eingefunden, darunter auch Antonia, Ramons Mutter. Sie lächelt mir dankbar zu.

„Wir tauschen Ramon nicht aus", meint der Vorsitzende bestimmend.

„Das wird schon meine Entscheidung sein", gebe ich sofort Kontra. „Ramon hat mir das Leben gerettet. Da werde ich ihn nicht hängen lassen. Das würde mein Gewissen niemals zulassen."

Antonias Gesichtszüge wechseln von besorgt und wütend, während der Vorsitzende seinen Entschluss bekanntgibt, hin zu Dankbarkeit, für meine Wortmeldung.

„Du kannst nicht alleine gehen", meldet sich Sigur.

„Und ob ich das kann!"

„Ich begleite dich!"

„Das hast nicht du zu entscheiden", beharre ich.

„Oh doch!"

Langsam wird mir dieser Streit zu blöd. Ich greife nach meiner goldenen Magie und dringe in seinen Geist ein. Ich kann die Entschlossenheit spüren. Aber da ist noch etwas anderes. Ich sehe Sorge, aber auch eine sehr starke Zuneigung. Er mag mich? Da entscheide ich mich, mit ihm direkt zu kommunizieren und Klartext zu sprechen.

„Bist du dir sicher, dass du dieses Wagnis eingehen willst?"

Seine Augen weiten sich schlagartig. Er schaut mich überrascht an. Er hat mich also verstanden, zweifelt aber noch daran, ob ich das laut gesagt habe. Er hat nicht gesehen, dass ich die Lippen bewegt habe. Ich spüre seine Gedanken und finde es beinahe amüsant, in seinem Kopf herumzuspionieren.

„Ich kann im Geist mit dir kommunizieren. Denk einfach, was du mir mitteilen willst."

„Du hast die fünfte Gabe?"

„Wie du siehst."

„Dann kannst du auch die Gedanken und den Willen anderer beeinflussen?"

„Ich denke schon."

„Deshalb bist du dir so sicher, dass du entkommen kannst."

„Das ist mein Vorteil."

„Wie sieht es mit kämpfen aus?"

„Ich bin die Beste am Hof meines Vaters."

„Ramon hat mir einmal erzählt, dass es ein Mädchen gibt, das unglaublich gut ist im Schwertkampf, im Bogenschießen und im Messerwerfen. Das warst du?"

„Vermutlich schon."

„Warum hat er nicht gesagt, dass er von der Prinzessin spricht?"

„Das musst du ihn fragen und dazu müssen wir ihn da herausholen."

„Du hast wir gesagt?"

„Du gibst ja doch keine Ruhe."

„Da könntest du richtig liegen."

Ich sehe, wie er schmunzelt. Dabei fällt mein Blick auf seine Augen und ich versinke darin. Es ist kaum zu glauben, wie ehrlich und aufrichtig sein Blick ist. Wie könnte ich diesem Mann widerstehen?

„Dann ist es beschlossen, niemand von euch beiden geht", sagt der Vorsitzende.

Damit reißt er mich aus meinen Träumereien. Aber auch Sigur scheint von der Feststellung seines Vaters überrascht zu sein. Offenbar hat auch er sich von unserem kleinen Plausch ablenken lassen.

„Wie kommt ihr jetzt zu einer solchen Entscheidung?", frage ich.

„Wir haben das besprochen."

Dabei macht der Vorsitzende eine Handbewegung in die Runde. Oh Kacke, die haben weitergeredet, während ich mich mit Sigur in Gedanken unterhalten habe.

„Ich habe schon gesagt, dass ich gehe und wenn Sigur mitkommen will, dann wäre das für mich in Ordnung", sage ich.

„Du gehst nicht!", fährt mich der Vorsitzende an.

„Wir gehen doch!", sagen Sigur und ich, wie aus einem Mund.

Wir schauen uns an und fangen an zu lachen. Ich finde es schön, mich mit jemandem so gut zu verstehen. Ich, die am Hof keine Freundinnen hatte, weil die einen in den Augen meiner Lehrer meiner nicht würdig waren und ich die anderen, die mein Vater mir als Freundinnen zur Seite stellen wollte, einfach nicht ausstehen konnte. Das waren alles so eingebildete Schnepfen, die sich für Dinge interessiert haben, die ich einfach nur als sinnlos empfunden habe. Deshalb habe ich mich immer weiter zurückgezogen und wurde zur Eigenbrötlerin. Hier jedoch fühle ich mich einigen Menschen sehr verbunden und finde das unglaublich schön.

„Ich komme auch mit", meldet sich Nina.

„Das geht nicht. Sie wollen mich. Wenn ich mit Sigur komme, dann wird sie seine Anwesenheit stören, aber sie sperren Sigur auch in den Kerker und die Sache ist erledigt. Es leuchtet ein, dass man mich nicht allein gehen lassen wollte.

Wenn ich nun aber mit einer ganzen Gruppe anrücke, dann wittern die, dass es ein Plan ist und werden vorsichtig. Sei mir bitte nicht böse, aber es ist sicher besser, wenn nur Sigur mich begleitet."

Ich schaue Nina dankbar an und nehme sie dann in den Arm. Ihr Blick ist traurig, aber sie lehnt sich an mich.

„Wenn du es so willst", haucht sie.

„Du bist eine wunderbare Freundin. Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen."

„Dabei sollte ich auf dich aufpassen."

„Das tust du. Du hast mir so viel beigebracht und wirst mir noch viel mehr zeigen, wenn ich wieder zurück bin."

„Du kommst aber wieder!"

„Natürlich kommen wir wieder. Glaubst du, ich lasse mich so schnell unterkriegen?"

Nun muss sie kichern und drückt sich noch einmal an meine Brust. Ich bemerke, dass ihr eine Träne die Wange hinunterrinnt.

„Ich hatte noch nie eine so gute Freundin. Und dann ist es ausgerechnet die Auserwählte."

„Man kann sich seine Freunde eben nicht immer aussuchen", kichere ich.

„Ich beklage mich ganz sicher nicht", meint sie und lächelt schon wieder.

Kapitel 7

Sigur und ich sitzen beim Frühstück. Nina ist bei uns. Wir wollen gleich nach dem Essen los. Stallburschen bereiten derweil die Pferde vor. Wir nehmen bewusst nur alte Klepper, weil wir nicht wissen, ob wir bei unserer Flucht unsere eigenen Tiere wieder mitnehmen können. Furioso zurücklassen zu müssen, würde mir das Herz brechen. Sigur scheint es mit seinem Hengst ähnlich zu gehen. Deshalb hat er meine Idee auch sofort aufgegriffen und auch für sich ein fast wertloses Tier gewählt.

Der Rat hat sich unserem Willen schlussendlich beugen müssen. Vor allem der Vorsitzende wollte uns nicht gehen lassen, musste am Ende jedoch nachgeben. Mir ist immer noch nicht klar, um wen er sich mehr Sorgen macht, ob um seinen Sohn oder um mich, die Auserwählte.

„Gibt es einen zweiten Ausgang?", frage ich Sigur.

„Was meinst du mit Ausgang?"

„Na, die Verbindung zwischen dieser und meiner Welt."

„Es gibt insgesamt vier Verbindungen", meint er. „Aber warum sollten wir nicht den Haupteingang nehmen? Das wäre der kürzeste, um zum Schloss deines Vaters zu gelangen."

„Weil sie diesen kennen oder zumindest ahnen können, dass in der Schlucht ein verborgener Zugang sein muss. Schließlich sind dort Ramon, seine Leute und ich einfach verschwunden. Das würde mir zumindest zu denken geben und ich würde davor lauern. Damit würden sie uns sofort erwischen. Das hat nicht nur den Nachteil, dass sie uns gefangen nehmen, sie wissen dann auch mit Gewissheit, dass sich in dieser Schlucht ein Eingang zu unserem Versteck befindet. Sie werden nicht gleich annehmen, dass es dabei um das Land der magischen Wesen handelt, aber sie wüssten, dass hier irgendetwas ist. Das wiederum könnte uns eines Tages zum Nachteil gereichen."

„Mit dem Eingang hast du recht, aber warum willst du nicht, dass sie uns sofort gefangen nehmen? Am Ende kommt es dann doch wieder auf das gleiche hinaus."

„Ich will erhobenen Hauptes zum Schlosstor hineinreiten und allen zeigen, dass ich mich freiwillig stelle und nicht der Garde in die Hände gefallen bin, wie ein flüchtiger Verbrecher, nach dem man gesucht hat."

„Du bist ein kluges und stolzes Mädchen", grinst er.

„Ich bin eine Prinzessin und zur Königin erzogen worden. Dazu gehört auch strategisches Denken."

Bevor Sigur mir antworten kann, tritt Antonia an unseren Tisch. Neben meinem Stuhl fällt sie auf die Knie und wirft sich auf den Boden.

„Ich danke dir von ganzem Herzen, Auserwählte. Mein Sohn bedeutet mir alles. Du bringst dich für ihn in große Gefahr."

Sofort rutsche ich vom Stuhl, gehe neben der Frau in die Hocke und ziehe sie auf die Knie. Dann nehme ich sie in den Arm.

„Du musst mir nicht danken. Jeder von uns sollte für den anderen einstehen und da will ich ganz bestimmt keine Ausnahme bilden. Wenn ich Ramon retten kann, dann tue ich es auch. Das verspreche ich."

„Das würde nicht jeder hier machen", schluchzt Antonia.

„Dann gehen wir beide eben mit gutem Beispiel voran."

Ich ziehe sie auf die Beine und die Umstehenden schauen uns irritiert an. Ich greife nach meiner Magie und schaue in die Köpfe der Leute, was sie denken. Ich bin eben auch nur ein Mädchen und damit neugierig. Die meisten sind von mir positiv überrascht. Dennoch gibt es einige Zweifler. Sie wollen erst glauben, dass ich etwas Besonderes bin, wenn Ramon wieder zurück ist.

„Es wird alles gut werden!", versichere ich Antonia.

Auch wenn ich selbst noch nicht weiß auf was wir zugehen und nicht sicher sein kann, dass unsere Mission von Erfolg gekrönt ist, so will ich ihr doch Mut machen. Sie braucht jetzt Zuversicht und die will ich ihr schenken.

„Komm gesund zurück und bring mir meinen Jungen wieder. Ich glaube fest an dich", beteuert die Frau.

Ich setze Antonia auf meinen Stuhl, denn wir müssen langsam aufbrechen. Ich ziehe Nina in eine feste Umarmung und verabschiede mich herzlich von ihr.

„Komm ja wieder, sonst versohle ich dir den Hintern", meint sie todernst.

Ich muss lachen und verspreche ihr, wiederzukommen. Dann gehen wir zum Stall, holen unsere Pferde und Sigur übernimmt die Führung. Diesmal reiten wir in eine ganz andere Richtung als die, aus der ich mit Ramon und seinen Männern gekommen war.

Wir reiten einen halben Tag bis wir an einen Felsen kommen. Ein Erdbändiger öffnet uns den Tunnel, der von einem riesigen Stein verlegt wird. Als wir auf der anderen Seite den Berg verlassen, verschließt sich dieser sofort wieder und wir stehen vor einer großen Ebene.

„Das ist genial, wir kommen von der anderen Seite. Niemand wird erwarten, dass wir aus dieser Richtung kommen. Man wird uns nicht behelligen. Ich denke, kein Mensch wird hier zwei Fremden Beachtung schenken", freue ich mich.

Wir müssen einmal übernachten und finden dazu eine schöne Lichtung in einem Wald. Das Lagerfeuer entfacht Sigur spielend mit seiner Magie und da sich in der Nähe ein See befindet, beschließe ich, hineinzuspringen. Sigur wirkt unentschlossen, zieht sich dann aber ebenfalls aus und springt mir hinterher.

Er hält sich brav auf Abstand und scheint sich nicht in meine Nähe zu wagen. Ihm ist es wohl etwas peinlich, weil wir beide nackt sind. Ich hingegen bin zu Späßen aufgelegt. Ich tauche unter, schwimme unter Wasser zu ihm hin, tauche direkt vor ihm auf und spritze ihn sofort mit Wasser voll. Zunächst wischt er sich das Gesicht ab und schaut etwas überrascht, dann aber wirkt er entschlossen.

„Na warte!", meint er.

Damit ist der Kampf eröffnet. Er versucht mich unter Wasser zu drücken, aber ich weiche aus. Dafür ziehe ich an einem seiner Beine, er verliert das Gleichgewicht und taucht unter. Als er prustend wieder nach oben kommt, erwischt er mich und nun bin ich es, die unter Wasser gedrückt wir.

Wir albern eine ganze Weile herum. Dabei muss ich einiges an Wasser schlucken, aber auch er kommt nicht ungeschoren davon. Wir schenken uns beide nichts. Mir fällt auf, dass er mehr Kraft besitzt, ich dafür mit Wendigkeit und Schnelligkeit punkten kann.

Er hat im Laufe des Tobens seine Zurückhaltung abgelegt. Er nimmt mich offenbar in diesem Moment nicht als Frau, sondern als Gegner, wahr. Er zeigt auch keine Berührungsängste mehr.

Als wir schon ganz schrumpelige Haut haben, beschließen wir, wieder an Land zu schwimmen. Auch, wenn er mich keim Kämpfen, immer wieder unabsichtlich - sagen wir -- an auch etwas weiblicheren Körperstellen berührt hat, so scheint er sich nun plötzlich doch wieder Gedanken zu machen, wie das nun vor sich gehen soll, wenn wir an Land gehen und dabei nackt sind.

„Wir gehen nacheinander raus, du drehst dich um, sodass wir uns den Rücken zukehren und guckst auch nicht heimlich. Ich trockne uns ab und wir ziehen uns an", erkläre ich unser Vorgehen.

„Wie willst du uns abtrocknen?", erkundigt er sich irritiert.

„Warts ab."

Er geht vor mir an Land und stellt sich so, dass er mich nicht sehen kann, wenn ich aus dem Wasser steige. Kaum, dass ich draußen bin, greife ich nach meiner Luftmagie und lasse eine warme Briese um unsere Körper streichen. Im Nu sind wir trocken und ich beginne mich anzuziehen.

„Wie hast du das gemacht? Dein Element ist doch Wasser", meint er.

„Und Geist."

„Ja, das anscheinend auch", meint er. „Das war aber kein Geist."

„Aber Luft."

„Du willst mir aber nicht sagen, dass du drei Elemente kontrollieren kannst?", meint er überrascht.

„Nein, das will ich nicht sagen, ich beherrsche fünf Elemente."

„Es gibt doch nur fünf."

„Ja, richtig, dann sind es wohl alle", lache ich vergnügt auf.

Ruckartig dreht er sich zu mir um und schaut mich entgeistert an. Ihm scheint dabei egal zu sein, dass er noch immer nackt ist. Ich habe mich schon angezogen, sodass er von mir nichts zu sehen bekommt, obwohl mir auch das egal wäre.

„Das glaube ich dir nicht."

„Dann lass es eben", antworte ich gespielt beleidigt.

Ich lasse mir nichts anmerken und lächle, damit er weiß, dass ich es nicht so ernst meine. Dass er mir nicht glaubt, ärgert mich aber doch. Deshalb greife ich nach dem grünen Strang in meiner Magie und lasse den Samen eines Baumes, der unter Sigur unbeachtet am Boden liegt, wachsen. Der Keimling kommt hervor, windet sich in die Höhe und wird zum Setzling, der immer weiter in die Höhe wächst und sich im Hosenbein meines Begleiters nach oben windet. Ich muss über meine Fähigkeiten grinsen.

Sigur bemerkt dies nicht sofort. Erst als er die Bewegung der wachsenden Pflanze in seinem Hosenbein spürt, beugt er sich nach unten, um nachzuschauen. Als ihm bewusstwird, was da in sein Hosenbein vor sich geht, schaut er mich mit großen Augen an. Der kleine Baum hat inzwischen seine Körpermitte erreicht.

„Lass das", schimpft er.

Ich lasse den Baum los und Sigur schafft es mit etwas Mühe, sich zu befreien. Allerdings greife ich nun nach dem roten Faden in meiner Magie und konzentriere mich darauf, dass die Flamme des Lagerfeuers in die Höhe wächst und sich zum Gesicht seines Vaters formt. Dann lasse ich die Flamme hin und her tanzen, als ob ein Mensch sich zum Takt zur Musik bewegen würde.

„Wie machst du das? Das ist unglaublich!"

Nun lasse ich das Feuer los und es fällt in sich zusammen. Zurück bleibt nur das kleine Lagerfeuer, auf dem noch immer der Hase brutzelt, den Sigur auf dem Weg mit einem Speer erlegt hatte.

„Glaubst du mir jetzt, dass ich alle fünf Elemente bändigen kann?"

„Wie sollte ich jetzt noch daran zweifeln? Trotzdem ist es unglaublich. Selbst in den Legenden ist nie von einer Magierin die Rede, welche gleich alle fünf Elemente beherrscht", verteidigt er sich.

Wir essen und legen uns schlafen. Sigur besteht zunächst darauf, Nachtwache halten zu wollen. Ich aber sage ihm, dass dies nicht nötig ist. Ich habe meine Geistmagie ausgesandt und festgestellt, dass sich weit und breit kein anderer Mensch aufhält. Gefährliche Tiere gibt es in diesem Teil des Waldes auch nicht. Wozu also sollte er sich die Nacht um die Ohren schlagen?

Am nächsten Tag setzen wir unseren Weg fort. Sigur verhält sich mir gegenüber nun doch etwas anders. Ich meine nicht, dass er mich vorher für ein hilfloses Mädchen gehalten hat. Er hat mich, da kann ich wirklich nicht klagen, immer ernst genommen und mit Respekt behandelt. Allerdings hatte ich bisher in seinem Verhalten und in seinem Blick die Sorge bemerkt, die ihn geplagt hat. Nun spüre ich Zuversicht.

Als wir am Abend ungehindert den Palast erreichen, bleiben wir mit etwas Abstand stehen. Sigur schaut hilfesuchend zu mir herüber.

„Da wären wir. Was nun?"

„Wir reiten hoch erhobenen Hauptes durch dieses Tor. Überlass das Sprechen mir."

„Hier kennst du dich besser aus. Ich folge dir."

„Gut, dann los!", spreche ich uns Mut zu. „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens."

Wir treiben unsere Pferde an, reiten aus der Gasse heraus, in der wir Halt gemacht haben, überqueren den großen Platz und reiten Seite an Seite auf das Tor zu. Die Wachen dort scheinen entspannt zu sein. Als sie uns sehen, lassen sie uns passieren. Erst als wir schon durch sind, höre ich, wie einer ruft, dass ich ja die Prinzessin sei. Damit kommt plötzlich Hektik in die Burschen.

Wir aber sind inzwischen am Haupttor zum Schloss angekommen. Ich lasse mich lässig vom Pferd gleiten und Sigur macht es mir nach. Die Zügel lasse ich los und gehe auf die beiden Wachen am Eingang zu.

„Führt uns zum Thronsaal!", befehle ich

„Ja, Prinzessin. Wie Ihr wünscht", meint einer der beiden.

Dabei verbeugt er sich sogar. Mir entkommt beinahe ein Lachen und als ich zu Sigur blicke, spielt auch um seine Mundwinkel ein deutliches Zeichen von Belustigung.

Der Wachmann ist es wohl einfach noch immer gewohnt, die Prinzessin mit dem nötigen Respekt zu behandeln und hält mir das Tor auf, um mich eintreten zu lassen. Sigur folgt mir.

Ich warte aber nicht lange auf den Mann. Ich weiß schließlich, wo sich der Thronsaal befindet, wie ich dorthin gelange und marschiere deshalb einfach los. Neben mir schreitet Sigur, der Wachmann hat Mühe, uns in seiner Rüstung und mit den Waffen zu folgen.

„Ich weiß jetzt, was du vorhattest", meint Sigur.

„Wann?", frage ich irritiert.

„Als du hoch erhobenen Hauptes durch das Schlosstor reiten wolltest."

„Wir sind keine Gefangenen, das war der Plan."

„Und er klappt, wie am Schnürchen", grinst er.

Wir erreichen die Tür zum Thronsaal. Auch hier stehen zwei Wachen davor. Wenn mein Vater seine Gewohnheiten in den letzten Tagen nicht geändert hat, dann müsste der Saal voll sein, weil er Audienz hält. Jeder, der Rang und Namen in diesem Reich besitzt, sitzt in diesem Moment in diesem Saal, um dem Geschehen zu folgen.

„Öffnet die Tür!", befehle ich den Wachen.

„Ja, Prinzessin!", antwortet die Wache.

Auch hier wird mir die Tür geöffnet und ich gehe erneut los. Ich schreite durch den freien Mittelgang vor zum Thron. Sigur geht direkt neben mir. Alle Blicke sind überrascht auf uns gerichtet. Schon in dem Moment, als die große Tür geöffnet wurde, haben sich alle ruckartig umgedreht. Es kommt sonst nie während einer Audienz vor, dass die Tür des Haupteinganges geöffnet wird. Der König darf nicht gestört werden. Wenn jemand den Saal verlassen oder betreten muss, dann macht er das ganz still und leise über einen Seiteneingang.

Ich aber will den ganz großen Auftritt. Jeder soll sehen, dass die Prinzessin keine Gefangene ist, sondern als freie Frau hier erscheint.

Direkt vor dem Thron bleibe ich stehen. So nahe darf sonst niemand dem König kommen. Aber ich bin hier, um bewusst Grenzen zu überschreiten.

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