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Magische Welten 03

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„Gut siehst du aus!", meint sie und umarmt mich.

„Du schaust abgekämpft aus", entgegne ich.

„Danke für das Kompliment", lacht sie. „Aber wer ist der junge Kerl an deiner Seite. Ich dachte, du hast die Schnauze voll von den Männern?"

„Darf ich vorstellen, das ist Arinor. Wir kennen uns seit ein paar Tagen", stelle ich die beiden einander vor. "Bei mir hat sich nicht nur das verändert. Ich habe eine neue Aufgabe und, wenn du es so willst, ein völlig anderes Leben."

„Das klingt aber spannend. Erzähl!"

„Ich würde vorschlagen, wir gehen zu mir nach Hause und reden dort. Ich muss dir einen Vorschlag unterbreiten."

„Willst du mich abwerben. Du weißt, ich habe es nicht mit dem Landleben und der Natur."

„Komm einfach mit. Bitte!", sage ich.

„Aber nur, weil du es bist", grinst sie.

Wir machen uns auf den Weg. Als wir auf das Haus zugehen wird mir bewusst, dass dort seit Wochen keiner mehr aufgeräumt hat. Also wünsche ich mir, dass der Staub verschwindet und die Räume gelüftet sind.

Im Wohnzimmer biete ich Gerda Platz an. Sie setzt sich und ich eile ich die Küche, um uns etwas zu trinken zu holen.

„Erzähl endlich", meint sie. „Wie geht es deiner Verwandten?"

„Serina ist gestorben und ich habe ihren Betrieb geerbt. Wobei es ein spezieller Betrieb ist. Es ist ein ... Königreich", sage ich unsicher.

Gerda schaut mich an, als hätte sie sich verhört, dann wechselt ihr Blick und mir ist klar, sie zweifelt an meinem Verstand. Dann beginnt sie nachzudenken.

„Wo gibt es denn heute noch ein Königreich? In Thailand, aber da regiert doch der komische Typ da, der zwischendurch in Bayern ist. Bist du mit dem etwa verwandt?"

„Nein, Gerda, es ist ein Königreich, das hinter einem magischen Portal liegt. Dort gibt es drei Reiche. Aus einem kommt Arinor."

„Jetzt sag mir nicht, dass du eine Königin bist."

„Doch, das bin ich und genau deshalb bin ich hier. Ich möchte dich in mein Königreich holen, damit du dort eine Schule für Krankenpflegerinnen und Ärztinnen aufbaust und leitest."

„Aufbauen und leiten? Gibt es dort so etwas noch nicht?"

„Nein, dort gibt es Heiler, die nur mit Tees und Salben arbeiten."

„Oh, das ist aber sehr rückständig."

„Dafür ist dort die Umwelt noch intakt und die Luft herrlich."

„Gibt es dort Elektroautos?"

„Nein, dort gibt es gar keine Autos. Deswegen gibt es auch keine Luftverschmutzung."

„Wie, keine Autos. Sag nur, die haben keine Flugzeuge, keine LKW und so. Wie bewegen die sich fort? Nur zu Fuß und mit dem Fahrrad?"

„Zu Fuß und auf einem Drachen", sage ich. Dabei beobachte ich meine Freundin genau.

„Mit einem Drachen", lacht sie laut auf. „Guter Witz."

„Komm mit, ich muss dir etwas zeigen."

„Divina, kommst du hinter die Buchen?", nehme ich Kontakt zu meinem Mädchen auf.

„Bin schon unterwegs."

Ich ziehe Gerda aus der Couch hoch und gehe mit ihr in den Garten. Sie ist nicht so begeistert.

„Muss das sein? Wo willst du denn hin? Ich bin müde!", quengelt sie.

„Ja, es muss sein. Sonst glaubst du mir das nie!"

„Was denn?"

„Das musst du sehen", beharre ich.

Widerwillig dackelt sie hinter mir her zu den Buchen. Wir durchqueren den kleinen Wald und als ich zwischen den letzten Bäumen hervortrete, ist der Hügel da.

„Soll ich sie erschrecken?", meint Divina.

„Nein, um Himmels willen nicht!", wehre ich ab. „Gerda soll mir glauben und nicht schreiend davonlaufen."

„Spielverderberin", schmollt mein Mädchen.

„Kindskopf!"

„Was ist das für ein Hügel?", will Gerda wissen. „Da war doch sonst keiner."

„Das ist Divina, mein Drachenmädchen", sage ich.

Bei diesen Worten gehe ich auf sie zu und streichle die Nüstern. Sofort kommen kleine weiße Wölkchen hervor und oben gehen die Augen auf.

„Amy! Was ist das?"

„Komm her, das ist Divina, habe ich dir ja gesagt."

„Das ist ein Monster!"

„Vertrau mir und komm her!", sage ich entschlossen.

„Spinnst du?"

Da nehme ich ihre Hand und ziehe sie näher an meinen Drachen heran. Sie sträubt sich zwar, schafft es nicht gegen mich und ich lege die Hand auf die Nüstern.

„Sie tut dir nichts, vertrau mir!"

Gerda schaut sich hilfesuchend um und entdeckt Arinor, der uns gefolgt ist und gelassen hinter uns steht. Er lehnt an einem Buchenstamm.

„Traust du dem Vieh?"

„Das ist kein Vieh, das ist ein Drache und natürlich, ich traue Divina. Sie würde alles tun, um Amy zu beschützen."

„Ist das ihr Drache?"

„Divina ist nicht nur mein Drache, sie ist meine Seelenverwandte. Wir verstehen uns, auch ohne Worte."

„Hast du auch einen Drachen?", will sie von Arinor wissen.

„Ja, den habe ich. Soll ich ihn rufen?"

„Nein besser nicht. Ein Drache reicht mir."

Trotz ihrer Zurückhaltung geht sie nun von sich aus näher an Divina heran und streichelt sie. Gerda hält dabei zwar die Luft an, aber ich erkenne, dass die Neugier gesiegt hat.

„Du hast gesagt, ihr fliegt auf den Drachen?"

„Ja, möchtest du eine Runde drehen?"

„Ich steige doch nicht auf einen Drachen", meint sie empört.

„Meine Mutter fand es super."

„Ach ja, genau, wo ist denn deine Mutter? Die war sonst doch immer zuhause."

„Sie ist mit mir durch das Portal geflogen und lebt nun dort."

„Deine Mutter?!"

„Ja, meine Mutter ist auf Divina geflogen, zusammen mit mir. So schwer kann es also nicht sein."

Gerda schaut mich an und scheint dabei zu überlegen. Dann gibt sie sich offensichtlich einen Ruck.

„Komm, lass uns fliegen", meint sie. „Was muss ich tun?"

Divina erhebt sich, was natürlich Gerda erschrocken einen Schritt zurücktreten lässt. Dann aber lässt sie sich überraschend leicht überreden, auf den Fuß zu steigen und sich am Nacken vor mir zwischen zwei der Zacken zu setzen. Dann erhebt sich mein Mädchen auch schon in die Lüfte, fliegt eine Runde und durch das Portal.

„Ich fliege über das Königreich hinweg", erklärt sie mir.

„Wo sind wir?", erkundigt sich Gerda.

„Über meinem Königreich", sage ich schmunzelnd.

„Wahnsinn!", bringt sie nur hervor.

Wir fliegen eine größere Runde und ich bemerke, wie meine Freundin sich zusehends entspannt und den Flug genießt. Nach etwa einer halben Stunde kehren wir zurück in die Welt der Menschen und landen wieder bei den Buchen.

„Na, wie hat es dir gefallen?", erkundige ich mich. Dabei rutsche ich von Divina und Gerda folgt mir.

„Das ist unglaublich. Und du möchtest, dass ich mitkomme."

„Ich brauche eine gute Ärztin, die junge Menschen ausbildet, um anderen zu helfen. Kein großes Krankenhaus, nur Krankenstationen sollen aufgebaut werden."

„Das wäre eine Herausforderung", meint sie nachdenklich. „Ich mach´s."

„Ohne es vorher gesehen zu haben?", frage ich skeptisch.

„Wenn du es mir zutraust, dann passt das."

„Dir ist aber schon klar, dass sich dein ganzes Leben verändert."

„Mir gefällt es hier nicht mehr. Seit du nicht mehr da bist ist alles nur noch langweilig und öde."

„Naja, Aufregung hast du in meinem Reich sicher mehr", lache ich.

Wir gehen zurück ins Haus und ich gebe Gerda die beiden Bücher, damit sie sich etwas einlesen kann. Sie soll sich ein Bild von meiner Welt machen.

„Kann ich bei dir schlafen?", erkundigt sie sich.

Ich führe sie ins Gästezimmer und auch Arinor und ich gehen schlafen. Als wir am nächsten Morgen Gerda beim Frühstück treffen, strahlt sie.

„Ich komme mit. Lass mich heute kündigen und meine Sachen packen. Dann fliegen wir am Abend in dein Reich!", meint sie voller Begeisterung.

Kapitel 22 -- Dringende Hilfe

Gerda hat Wort gehalten. Sie hat einen Tag gebraucht, um ihre Angelegenheiten zu regeln und hat nochmal bei uns übernachtet. Im Morgengrauen sind wir dann in mein Reich geflogen. Meine Freundin hat die Bücher offenbar ebenfalls in dieser einen Nacht gelesen. Sie war ganz aufgeregt und wollte unbedingt den Geheimgang sehen. Beim Hindurchgehen schaute sie zwar etwas ängstlich, vor allem als sie das Fiepen der Mäuse vernahm, aber sie blieb tapfer.

Als wir nun aus dem Gang treten, überlege ich kurz. Es ist Zeit fürs Frühstück. Das wäre eine gute Gelegenheit, sie meinen Freunden vorzustellen.

„Lass die Koffer hier stehe, das ist unser Zimmer. Wir gehen zum Frühstück."

„Euer Zimmer?", erkundigt sie sich. Die linke Augenbraue geht nach oben und ein Grinsen macht sich in ihrem Gesicht breit.

„Das ist so gekommen", winke ich schulterzuckend ab und mache mich auf den Weg zum Speisesaal.

„Eure Majestät", grüßen die Wachen vor dem Speisesaal. Sie verbeugen sich dabei.

„Die nennen dich Eure Majestät?", staunt sie.

„Ich bin die Königin", sage ich schmunzelnd.

„Ich kann das immer noch nicht glauben."

Mir ist klar, dass sie bisher nicht wirklich mitbekommen hat, dass ich eine gehobene Stellung einnehme. Ich habe ihr zwar erzählt, dass ich die Königin bin, wir hielten uns aber bisher unter normalen Menschen auf oder waren allein. Nun jedoch die Verehrung, die mir entgegengebracht wird, so hautnah zu erleben, ist für sie dann doch etwas anderes.

Als ich die Tür öffne, werde ich von den anderen freudig begrüßt. Erst in einem zweiten Moment fällt ihnen auf, dass noch jemand bei mir ist.

„Darf ich vorstellen, das ist Gerda, meine beste Freundin aus der Welt der Menschen und Ärztin. Sie wird die Ausbildung der neuen Sanitäter leiten", sage ich und wende mich dann an Gerda. „Das sind Ferina, die Kanzlerin des Reiches, Bella die bei uns so etwas wie der Finanzminister wäre und Xerimus, der Hauptmann der Wache."

„Hallo!", meint Gerda schüchtern.

Wir setzen uns an den Tisch und essen. Dabei berichten mir Ferina und Bella, was in meiner Abwesenheit geschehen ist und ich kann beruhigt feststellen, dass alles läuft.

„Du müsstest langsam Gericht über den Mann von Serina halten", erinnert mich Xerimus.

„Der wird ja eh zum Tode verurteilt", meint Bella. „Da braucht es keine lange Gerichtsverhandlung."

Gerda verfolgt das Gespräch mit zunehmend größer werdenden Augen. Diese huschen zwischen Xerimus, Bella und mir hin und her.

„Du sollst einen Mann zum Tode verurteilen?", erkundigt sie sich schockiert.

Ferina erzählt ihr die Geschichte meiner Vorgängerin. Gerda wird zunehmend blasser. Ich weiß, dass sie gegen die Todesstrafe ist. Als ihr jedoch sehr detailliert berichtet wird, wie sehr die junge Frau unter der Vergiftung gelitten hat, wird meine Freundin zunehmend trauriger. Die Kanzlerin hat das Leiden der Königin aus nächster Nähe miterlebt und auch mir wird erst jetzt klar, wie sehr auch sie die Situation belastet haben muss.

„Dieser Mann hat tatsächlich keine Gnade verdient", meint nun auch Gerda.

„Auch ein anderer Mann wartet noch auf sein Urteil", fügt Xerimus hinzu. „Der frühere Kanzler."

„Was hat denn der verbrochen?", will Gerad wissen.

„Er hat versucht Amy zu ermorden."

„Man hat versucht, dich umzubringen?", erkundigt sie sich. Der Schreck ist ihr ins Gesicht geschrieben.

„Hat man", sage ich nur.

„Er wollte sie mit einem Dolch ermorden. Aber unsere Amy hat ihn selbst entwaffnet", berichtet Xerimus stolz.

„Sie hat auch gekämpft, mit dem Schwert", erzählt Ferina.

„Du hast gekämpft?", will Gerda staunend wissen.

„Wie eine Löwin", antwortet Bella stolz.

„Wenn ihr so weitermacht, dann werde ich noch verlegen", lache ich.

„Deine Freundin ist eine mutige und entschlossene Frau. Sie hat bereits vieles verändert und wird vom Volk dafür geliebt."

„Sie wird geliebt und doch versucht man sie umzubringen?", staunt Gerda.

„Ach, lassen wir das. Du wirst schon noch sehen, wie es bei uns zugeht", versuche ich von mir abzulenken.

Da wir zu Ende gefrühstückt haben, besprechen wir den Tagesablauf. Ich muss wieder zur Audienz.

„Läuft das noch ab, wie im Buch beschrieben?", erkundigt sich Gerda.

„Willst du mitkommen?", biete ich an.

„Das wäre cool", meint sie.

Zusammen gehen wir zum Thronsaal. Als ich die Tür öffne und wir hineingehen, höre ich, wie sie hörbar Luft holt. Als ich den Kopf nach ihr umdrehe, stelle ich schmunzelnd fest, wie sie mit weit aufgerissenen Augen und heruntergeklapptem Unterkiefer in die Runde schaut.

„Mund zu, es zieht!", raune ich ihr belustigt zu.

„Ach du heilige Scheiße. Hier hältst du Audienz?"

„Ich bin die Königin", stelle ich belustigt fest. „Das ist mein Arbeitszimmer."

Xerimus, der uns begleitet, führt Gerda zu einem Stuhl in der ersten Reihe. Dann ruft der Zeremonienmeister die erste Delegation auf. Es ist ein Adeliger, der offenbar noch nicht verstanden hat, dass sich die Zeiten geändert haben. Nach der üblichen Begrüßung und Verbeugung bringt er sein Anliegen vor.

„Ich verlange einen Betrag des Reiches, um mein Schloss zu erweitern", fordert er.

„Ihr verlangt? So, so!", sage ich.

„Ich habe schon gehört, dass Ihr von den alten Traditionen abweicht. Aber ich bestehe darauf."

„Lord Pimmelturm, äh, Verzeihung, Lord Pummelor, mit welchem Recht wollt ihr darauf bestehen?"

„Ich bin ein Lord und als solchem stehen mir Beiträge für solche Bauarbeiten zu."

„Dann erzählt mal, was ihr erweitern wollt."

„Ich brauche einen neuen Ballsaal, der alte ist zu klein geworden."

„Ihr seid der Meinung, dass ein größerer Ballsaal unglaublich wichtig ist?"

„Natürlich ist er das. Viele Gäste bedeutet, dass der Gastgeber wichtig ist."

„Es geht also um Euer Ego, ich verstehe."

„Aber Eure Majestät, es ist doch auch im Interesse des Reiches, wenn ich eine wichtige Position einnehme und diese auch verkörpere."

„Ach so, Ihr nehmt eine wichtige Rolle ein. Was macht Ihr denn so Bedeutendes?"

Ich blicke zu Gerda, die mit wachsender Belustigung unserem Wortgefecht folgt. Sie zwinkert mir zu und zeigt mir verstohlen den aufgerichteten Daumen.

„Ich bin ein Lord", meint er empört.

„Ja, das weiß ich. Aber was leistet Ihr Besonderes?"

„Wie meint Ihr das?", will er verunsichert wissen.

„Mein lieber Lord Pummelor, mir reicht es nicht, dass Ihr ein Adeliger seid und große Ländereien besitzt, auf denen andere Menschen arbeiten und damit Euren Lebensunterhalt verdienen. Macht Euch nützlich und helft auf den Feldern, dann braucht ihr auch keinen größeren Ballsaal, weil Ihr dann am Abend müde seid und gerne zu Bett geht, um Euch auszuruhen."

„Das muss ich mir nicht bieten lassen", empört er sich.

„Früher, mein lieber Lord, hat der Adel Gebiete verwaltet und den Menschen in seinem Bereich geholfen. Er hat für Ausbildung gesorgt, sich darum gekümmert, dass Wege instandgehalten werden und dass diese auch sicher sind. Das waren tatsächlich wichtige Aufgaben. Aber heute kommen nicht mehr alle diesen Pflichten nach. Sie liegen faul auf der Haut und überlegen sich, wie sie die Zeit mit Bällen, Jagden und anderen nutzlosen Dingen verbringen können. Mir ist schon klar, dass auch das ab und zu sein muss. Aber es kann nicht der einzige Lebensinhalt sein."

„Ihr seid der Meinung, ich tue zu wenig", braust er auf.

„Geht in Euch und kommt wieder mit einer Liste, aus der ich ersehen kann, dass Ihr Euren Pflichten nachkommt. Dann reden wir weiter."

„Das ist doch unerhört", schimpft er.

„Eure Audienz ist beendet. Kommt gut nach Hause, Lord Pummelor."

Verärgert macht der Mann auf dem Absatz kehrt und geht von dannen. Auch er wird es noch lernen.

Die nächsten Delegationen bringen durchaus vernünftige Anliegen vor. Nach Rücksprache mit Bella, die wie üblich auf dem zweiten Thron sitzt, gewähre ich Zuschüsse oder genehmige Projekte.

„Als letztes kommt eine Abordnung aus Armogren", meint der Zeremonienmeister.

„Lasst sie eintreten", fordere ich ihn auf.

Auch dieses Mal kommt Hildgrund. Allerdings ist sie allein. Schon von weitem erkenne ich, wie müde und abgekämpft sie ist. Ich stehe auf und eile auf sie zu.

„Hildgrund, wie geht es dir?"

„Nicht so gut. Bei uns wütet eine Krankheit. Unsere Heiler sind völlig überfordert. Sie wissen nicht, was es sein könnte."

Ich setze mich auf einen Stuhl in der ersten Reihe und biete ihr Platz neben mir an. Gerda ist gleich daneben.

„Wie äußert sich die Krankheit?"

„Die Menschen bekommen hohes Fieber, Gliederschmerzen, Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Einige klagen über Schmerzen in der Brust. Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen."

„Das ist die Grippe", sage ich zu Gerda. „Mit Lungenentzündung. Kannst du nach Armogren fahren?"

„Hast du Antibiotika da?", erkundigt sie sich.

„Komm mit!", sage ich. Dann wende ich mich an Hildgrund. „Und du wartest hier!"

Ich eile mit Gerda in mein Büro. Dort wünsche ich mir eine Arzttasche mit den notwendigen Medikamenten herbei.

„Wie hast du das gemacht?", will Gerad wissen, als die Tasche plötzlich vor mir steht.

„Du hast von der Gabe der Königinnen gelesen?"

„Ja, habe ich", meint sie überlegend. „Sag nicht, du hast die auch?"

„Ja, ich bekomme alles, was ich herbeiwünsche. In dieser Tasche findest du alles und in ausreichender Menge, was du in Armogren brauchen wirst. Die Arzneien werden dir nicht ausgehen."

„Das ist aber praktisch. Willst du so auch die Krankenstation einrichten?"

„Du hast es erfasst", grinse ich.

„Na dann, kann es ja losgehen."

Mit diesen Worten nimmt Gerda die Tasche und wir eilen zurück in den Thronsaal. Hildgrund schaut uns überrascht an.

„Das ist meine Freundin Gerda, sie ist Ärztin wie ich. Sie kommt mit dir und wird die Kranken behandeln."

„Ist das nicht gefährlich für sie?"

„Sie macht das schon", beruhige ich Hildgrund.

„Na komm, wie sollten uns beeilen", meint Gerda und nimmt Hildgrund unterm Arm. Zusammen verlassen sie den Saal.

„Nimm Merenia mit! Dann kann sie gleich etwas lernen", rufe ich ihr noch hinterher.

Kapitel 23 -- Schwerverbrecher

Die Audienz ist damit beendet. Es stehen noch zwei Urteile an, die sind aber bald gefällt. Dies ist auch der guten Zusammenarbeit mit dem Ankläger zu verdanken.

„Ich möchte mir Serinas Mann anschauen. Kommt Ihr mit?", frage ich den Ankläger. „Wir werden ihn vor Gericht stellen müssen."

„Geridun verdient die Todesstrafe, da besteht für mich kein Zweifel", meint er.

„Schauen wir mal. Ich möchte ihn sehen."

„Ihr wollt hinunter in den Kerker?", staunt er.

„Was ist daran so verwunderlich?"

„Ich glaube, noch nie ist eine Königin dorthin."

„Nun, ein König hat das Verließ schon besucht", grinse ich. „Er sitzt sogar ein."

„Ja, der schon", meint er irritiert.

„Na also", grinse ich ihn breit an. „Dann kann ich als Besucherin, versteht sich, allemal hinabsteigen."

Wir machen uns auf den Weg. Xerimus begleitet mich. Auch ihm ist nicht ganz wohl beim Gedanken, dass ich mich unter die Verbrecher begebe. Für mich aber ist es nicht nur die Gelegenheit, den Mann von Serina zu sehen, ich möchte mir auch ein Bild vom Verließ selbst machen.

Von der großen Eingangshalle des Schlosses führt ein Treppe nach unten. Sie ist ähnlich breit gebaut, wie die Treppe, die nach oben führt. Allerdings sind die einzelnen Stufen ausgetreten. Das kommt vermutlich von den schweren Stiefeln der Wachen.

Im ersten Untergeschoss stehen wir vor einer schweren Eisentür. Zwei Wachen stehen davor und springen von ihren Stühlen auf, als sie uns kommen sehen.

„Willst du wirklich da hinunter?", vergewissert sich Xerimus.

„Ich will auch diese Seite meiner Arbeit sehen. Ich verurteile die Menschen und sollte wissen, wohin ich sie schicke."

Nun öffnet der Hauptmann selbst die schwere Tür. Mir schlägt ein moderiger Geruch entgegen. Hinter der Tür befindet sich ein einziger, nicht sehr breiter, aber ausgesprochen langer Raum. Er wird von einem Mittelgang gebildet der links und rechts von Steinsäulen gesäumt wird, welche die Decke tragen. Zwischen den Säulen befinden sich schwere Metallgitter. Auch führen von den meisten Säulen Metallabsperrungen bis zur Wand. Sie trennen die einzelnen Zellen voneinander ab. Zu meiner Überraschung sind diese aber leer.

Hier ist es noch einigermaßen erträglich, denn in den Wänden am hinteren Ende der Zellen befinden sich am oberen Rand kleine Fenster, die zwar vergittert sind, aber dennoch Luft in den Raum lassen.