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Magische Welten 03

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„Du bist schlimmer als die Inquisition. Es geht auch um ihren ... Haushalt", lüge ich schnell im letzten Moment. Wobei, so falsch liege ich dann auch wieder nicht. Irgendwie geht es ja um ihren Haushalt, im erweiterten Sinne zumindest.

„Du willst dich um ihren Haushalt kümmern?"

„Ich muss einige Dinge für sie regeln. Wie gesagt, sie ist krank."

„Und wo wohnt diese Verwandte?"

„Es ist etwas weiter weg. Muss selbst erst schauen, wo genau ich hinmuss", antworte ich. „Hältst du es ohne mich überhaupt aus?"

„Es wird schwer werden, aber ich könnte es eventuell überleben, wenn ich großes Glück habe", antwortet sie und kichert. Mein Ablenkungsversuch scheint zu funktionieren und wir reden dann nur noch über Krankenhaustratsch.

„Ich muss zurück in die Notaufnahme. Bis später!", sage ich. Ein Blick auf die Uhr hat mir gezeigt, dass ich in wenigen Minuten dort sein muss.

„Mach´s gut!", ruft mir Gerda noch hinterher.

„Divina, ich habe Urlaub bekommen. Können wir heute Abend das Fliegen üben?", versuche ich Kontakt zu meinem Drachen aufzunehmen.

„Natürlich können wir", grinst sie. „Bin schon gespannt, ob du mutig bist."

„Mir zittern schon die Knie, nur wenn ich daran denke."

„Es ist wunderschön, wenn man es einmal gemacht hat."

„Wir werden sehen. Bis heute Abend."

„Bis heute Abend. Wir treffen uns bei den Buchen."

Dann bin ich schon in der Notaufnahme und mache mich an die Arbeit. Der Tag vergeht quälend langsam. Zu aufregend ist das, was mich am Abend erwartet. Einerseits habe ich fürchterliche Angst davor, auf einem Drachen zu fliegen, andererseits reizt mich der Gedanke hoch am Himmel meine Kreise ziehen zu können. Bevor noch meine Fantasie mit mir durchgeht, versuche ich mich auf meine Arbeit zu konzentrieren und mir keine Gedanken mehr über das Fliegen zu machen, vorerst zumindest.

Als ich endlich Feierabend habe, verabschiede ich mich von Gerda, die mir eine gute Reise wünscht und schon mache ich mich auf den Weg. Wenn die wüsste! Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Ich glaube nicht, dass sie sich meine Reise so vorstellt, wie diese tatsächlich sein wird. Wer fliegt denn schon mit einem Drachen durch ein Portal in eine vollkommen unbekannte Welt. Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht. Ich freue mich.

Ich bin kaum zuhause, ziehe ich mich blitzschnell um und schon bin ich wieder auf dem Weg zu den Buchen. Ich hoffe, dass Divina bereits dort ist.

„Natürlich bin ich schon da", grinst mein Drachenmädchen.

„Gut, jetzt weißt du, dass ich komme", antworte ich leicht genervt.

Ich bin es eben nicht gewohnt, dass jemand meine Gedanken kennt. Andererseits finde ich es auch wieder schön, jemanden zu haben, mit dem ich derart eng verbunden bin.

„Mir geht es gleich", grinst Divina. „Ich bin froh, dass wir uns gefunden haben."

Nun muss auch ich grinsen und fange sogar an ein Lied zu summen. Ich bin gut aufgelegt und voller Tatendrang. Zu wissen, dass ich bald etwas machen werde, das bisher kein Mensch in dieser Welt je vor mir gemacht hat, ist schon aufregend.

„In deiner Welt hat es noch keiner gemacht, bei uns ist es normal", kontert Divina.

„Ja, ja, lass mir doch die Freude."

Ich muss lachen, bin aber bereits bei den Buchen und durchquere das Wäldchen. Als ich die letzten Äste zur Seite schiebe, steht groß und mächtig mein Drache vor mir. Bei diesem Anblick fällt mir das Herz in die Hose und mir kommen Zweifel. Ich soll da hinauf?

„Denk dran, wir fliegen. Da ist es einerlei, ob ich einen Meter größer oder kleiner bin", kichert mein Drachenmädchen.

„Auch wieder wahr", antworte ich kleinlaut. „Wie oft bist du schon mit einem Reiter geflogen?"

„Noch mit keinem."

„Wie mit keinem?"

„Du bist meine Reiterin. Ich fliege doch nicht mit jedem."

„Dann hast du keine Ahnung, wie das ist?"

„Na hör mal, ich bin ein Drache und fliege, seit ich klein bin. Ob da noch ein Menschlein draufsitzt oder nicht ist doch egal und außerdem, du bist eh nur eine halbe Portion."

„Was heißt hier eine halbe Portion?"

„Was wiegst du? 55 Kilo?"

„So in etwa."

„Na also!"

„He, du etwas größer geratene Eidechse, das gibt dir noch lange nicht das Recht, mich als halbe Portion zu bezeichnen."

„Eidechse, du nennst mich eine Eidechse?"

„Eine etwas größer geratene Eidechse, ja. Was bist du sonst?"

„Ist das jetzt unser erster Streit? Und das ausgerechnet vor unserem ersten Flug?"

„Sieht so aus", antworte ich und muss lachen.

Nun lacht auch Divina. Ich kann ihr nicht lange böse sein. Dazu habe ich sie bereits zu lieb.

„Ich dich ja auch."

„Was soll ich nun tun?"

Sie hebt mir ihre rechte Vorderpfote entgegen. Im ersten Moment schaue ich etwas irritiert drein, weil ich nicht verstehe, was sie damit will.

„Klettere einfach auf die Pfote. Ich hebe dich hoch, dann musst du nicht so weit hinaufklettern."

„Und was mache ich oben?"

„Du setzt dich im Nacken zwischen zwei Stacheln, schaust, ob es dir passt und hältst dich fest", grinst sie.

Ich klettere auf die mir dargebotene Pfote, sie hebt diese in die Höhe und ich kann fast eben zu ihrem Nacken wandern. Ich versuche eine Stelle zwischen zwei Stacheln zu finden, die passen könnte und setze mich hin. Etwas verkrampft halte ich mich am Stachel vor mir fest.

„Gut so?"

„Geh einen Stachel zurück. Dort wo du gerade sitzt, bewegt sich der Hals im Flug noch etwas stark. Einen Platz weiter hinten dürfte es ruhiger sein."

„Das ist ja fast wie im Kino. Die besten Plätze sind in der Mitte."

„Was ist Kino?"

„Du weißt nicht, was ein Kino ist?"

„Ich bin ein Drache, schon vergessen?"

„Ach ja. Entschuldige. Das ist ein großer Saal mit einer großen Leinwand und dort werden Filme gezeigt."

„Ein großer Saal? Groß genug für einen Drachen?"

„Nein, eher nicht", gestehe ich.

Während unseres Gesprächs erhebe ich mich und setze mich nun zwei Stacheln weiter hinten wieder nieder. Ich rutsche etwas mit meinem Hintern hin und her und mir kommt vor, es passt.

„Bereit?", will Divina wissen.

„Ja, von mir aus kann´s losgehen. Sei aber bitte etwas vorsichtig."

„Ich bin immer vorsichtig."

Divina breitet ihre Flügel aus und erst jetzt wird mir bewusst, wie imposant diese sind. Sie stößt sich vom Boden ab schlägt kräftig mit den Flügeln, wir gewinnen rasch an Höhe und ich habe fürchterliche Angst. Als wir abheben, entkommt mir sogar ein spitzer, kurzer Schrei, ich schließe die Augen und hoffe innständig, dass alles gutgeht.

Ich kann das Schlagen der Flügel spüren, klammere mich fast panisch am Stachel vor mir fest und versuche keine Angst zu haben. Das ist allerdings nicht so einfach, wenn ich mir vorstelle, wie ich auf einem Drachen sitzend in den Himmel fliege. Mit der Zeit wird mir bewusst, dass Divina unter mir ruhiger wird, sie schlägt nicht mehr so oft mit den Flügeln und doch spüre ich den Gegenwind. Wir scheinen die richtige Höhe erreicht zu haben und nun durch die Luft zu gleiten, wie ein Segelflugzeug.

Mit der Zeit siegt bei mir die Neugier über die Angst. Ich öffne die Augen und schließe sie gleich wieder. Mein Gott, ist das hoch! Weit unter mir erkenne ich Lichter, die von der Stadt stammen müssen. Weit über mir sind ebenfalls Lichter, das hingegen sind die Sterne. Ich fliege! Mein Gott, ich fliege wirklich und das auf einem Drachen!

„Ja, du fliegst auf einem Drachen. Ist das so schlimm?", will Divina wissen.

„Wenn ich ehrlich bin, nein."

Ich öffne die Augen erneut und diesmal lasse ich sie auch offen. Ich schaue mich neugierig um. Ich habe es bisher geschafft, auf dem Drachen zu sitzen und zu fliegen, also wird es kein Problem sein, dies auch weiterhin unbeschadet hinzukriegen.

„Klingt logisch, aber nicht mutig", kichert meine Drachenmädchen.

„Jetzt hab doch auch einmal Verständnis. Du fliegst, seit du Klein bist -- wobei, wie klein warst du als du klein warst?"

„Etwas größer als du, wenn du das Fliegen meinst", kichert Divina. „Aber auch ich habe noch kleiner angefangen. Als ich aus meinem Ei geschlüpft bin, war ich in etwa so groß, wie du bei der Geburt."

„Du bist dann wohl etwas schneller gewachsen als ich."

„Ich bin auch etwas älter als du."

„Wie alt bist du?"

„Ich bin 412 Jahr alt."

„Wow, so alt?"

„Was heißt hier alt? Ich bin noch jung für einen Drachen. Ein junges Mädchen in den besten Jahren."

„Jung? Dann habt ihr definitiv die längere Lebenserwartung als wir."

„Das ist wohl wahr."

Mit Divina zu reden lenkt mich ab und gibt mir Sicherheit. Ich sitze inzwischen deutlich sicherer auf ihr und blicke mich neugierig um.

„Was passiert, wenn ich runterfalle?", frage ich.

„Dann fange ich dich wieder auf."

„Das geht?"

„Das geht locker. Wir könnten es üben."

„Wie üben? Spinnst du?"

„Ich werfe dich ab und fange dich dann wieder auf."

„Bist du dir sicher, dass das klappt."

„Wenn nicht, hast du Pech gehabt", grinst sie.

„Na bravo. Dir ist wohl egal, ob ich draufgehe oder nicht?"

„Natürlich ist mir das nicht egal. Du bist meine Seelenverwandte. Ich würde dich immer auffangen, denn sonst leide ich auch."

„Wie leidest du?"

„Zwischen einem Reiter und seinem Drachen besteht eine so große Bindung, dass sie ohne einander nicht glücklich sein können. Stirbt einer, ist der andere für immer traurig."

„Echt jetzt?"

„Ja, das kannst du mir glauben."

„Dann könnten wir es tatsächlich versuchen."

„Ich werde dich abwerfen. Versuch dann aber gleich in den Schneidersitz zu kommen, damit du auf deinem Hintern landen kannst."

„In der Luft?"

„Ja, in der Luft musst du die richtige Position einnehmen."

„Mein Gott, warum tue ich mir das nur an."

„Weil du eine gute Drachenreiterin werden willst, weil es dir im Blut liegt."

„Ich frage mich echt, warum ich das alles mache."

„Weil du neugierig bist?"

„Wahrscheinlich!"

„Bereit?"

„Nein, eigentlich nicht. Aber von mir aus. Versuchen wir´s!"

Von Divina kommt noch ein aufmunterndes Lachen, dann kippt sie zur Seite und ich stürze in die Tiefe. Mein Gott, ich stürze zu Boden! Ich würde zerschellen und von mir würde nur noch Matsch übrigbleiben. Ich bin doch erst 25 Jahre alt, viel zu jung, um zu sterben.

„Definitiv zu jung", grinst Divina.

Sie ist bereits unter mir und ich lande mit einem leichten Bauchklatscher auf ihrem Flügel unweit der Stacheln. Schnell robbe ich zu meinem Platz und halte mich ein wenig panisch am Stachel vor mir fest.

„Das geht besser!"

„Du hast leicht lachen. Du kannst fliegen."

„Nochmal und diesmal geh in den Schneidersitz."

„Ach ja, da war noch was", grinse ich.

Erneut kippt Divina zur Seite, ich falle und diesmal bemühe ich mich in den Schneidersitz zu kommen. Es gelingt mir halbwegs gut und ich lande sitzend auf meinem Mädchen.

„Noch einmal, diesmal landest du zwischen den Stacheln genau auf deinem Platz."

„Du spinnst. Dabei werde ich aufgespießt."

„Keine Widerrede! Du kannst das"

Sie lässt mir keine Wahl. Sie fliegt höher, kippt zur Seite und überlässt mich erneut der Erdanziehung. Ich gehe in den Schneidersitz und kann feststellen, dass es diesmal schon um einiges leichter klappt. Divina ist wenig später unter mir und ich lande diesmal tatsächlich genau auf meinem Platz.

„Geht doch!"

„Ja, ja, jetzt sag aber nicht, dass du das von Anfang an gesagt hast."

„Habe ich doch!"

Sie grinst und ist mit mir zufrieden. Das spüre ich und zum ersten Mal wird mir bewusst, wie die Verbindung funktioniert. Ich bin stolz darauf, dass Divina mit mir zufrieden ist und sie weiß, dass ich stolz bin. Dabei müssen wir gar nicht erst miteinander reden. Wir verstehen uns auch so.

„Wollen wir durch das Portal fliegen?"

Die Frage meines Drachenmädchens überrascht mich. Es war meine Absicht, ins Schattenreich zu reisen. Aber heute Abend noch? Warum eigentlich nicht? Ich kann fliegen und bin bereit.

„Darf ich mich noch von meiner Mutter verabschieden?"

„Natürlich. Ich lande direkt hinterm Haus, dann musst du nicht so weit laufen."

„Das wäre super. Aber, wenn dich jemand sieht."

„Ich bin ein Schattendrache. Mich sieht nachts kaum jemand."

„Darf dich meine Mutter sehen, wenn sie sich von mir verabschiedet und mir zuschauen will, wie ich auf einen Drachen steige?"

„Du hast ihr ja schon von mir erzählt."

„Du meinst, dann ändert es nicht mehr viel, wenn sie dich auch sieht?"

„So ähnlich."

Divina kichert und geht in den Sinkflug über. Sie landet direkt hinter dem Haus, legt sich hin und ich kann problemlos von ihrem Rücken hinunter auf die Erde rutschen.

„Ich bin gleich wieder da."

„Ich warte."

Ich laufe auf die Hintertür des Hauses zu, suche meine Mutter und finde sie im Wohnzimmer. Sie sitzt zwar auf der Couch und strickt, ich kann ihr aber deutlich ansehen, dass sie angespannt ist.

„Na, bist du geflogen?"

„Ja und es war einfach der Wahnsinn. Ich bin auf einem Drachen durch die Luft gesegelt und habe auf die Stadt heruntergesehen. Ich habe mich unglaublich frei gefühlt", plappere ich drauflos.

„Und nun?"

„Ich wollte mich verabschieden. Ich werde für ein paar Tage ins Schattenreich reisen, so wie du es mir geraten hast."

„Willst du das wirklich?"

„Ja, Mutter. Ich möchte das."

„Dann sei vorsichtig. Ich liebe dich!"

Meine Mutter steht auf und kommt auf mich zu. Sie breitet die Arme aus und drückt mich fest an sich. Ich kann ihre Sorge und ihre Unsicherheit fühlen. Sie ist aber auch stolz auf mich, auch das kann ich erkennen.

„Ich muss das machen. Du kennst mich."

„Ja, ich kenne dich", lächelt sie. „Du weißt aber auch, dass du mir das Liebste auf der Welt bist."

„Du mir ja auch, Mutter!"

Ich eile nach oben in mein Zimmer und packe schnell eine Reisetasche. Ich nehme vor allem bequeme Kleider, etwas Unterwäsche und das Nötigste an Hygieneartikel und Schminkzeug. Ich schminke mich kaum, aber einen Liedstrich oder einen Lippenstift verwende ich dann schon.

Keine fünf Minuten später eile ich schon wieder hinunter und verabschiede mich nun definitiv von Mutter. Wir drücken uns noch einmal und schon bin ich zur Hintertür wieder hinaus.

„Das ging aber schnell", meint Divina.

„Ich hasse lange Abschiede."

Damit steige ich auf die mir dargebotene Vorderpfote und klettere auch schon wieder auf den Rücken meines Drachens. In dem Moment geht die Hintertür auf und meine Mutter schaut uns an. Sie schlägt die Hand vor den Mund. Vermutlich, um nicht zu zeigen, wie ihr die Kinnlade heruntergefallen ist und sie mit offenem Mund dasteht. Ich muss grinsen und winke ihr zu. Sie winkt verhalten zurück.

Ich kann in ihren Augen erkennen, dass sie verwundert, aber auch unglaublich stolz ist. Ihre Tochter sitzt auf einem Drachen und fliegt mit ihm davon. Welche Mutter kann das von ihrer Tochter schon sagen?

Kapitel 4 -- Die Reise

Divina hebt wenig später ab und wir fliegen auf die Buchen zu. Ich fühle mich inzwischen wohl auf meinem Mädchen. Auch, wenn es erst mein zweiter Flug ist, kommt es mir so vor, als hätte ich nie etwas anderes gemacht.

Als wir auf den kleinen Wald zufliegen, frage ich mich, wo denn das Portal sein soll. Ich kann nichts erkennen.

„Ich weiß, wo es ist."

„Das hoffe ich."

Wir grinsen beide und plötzlich spüre ich kleine Blitze in der Luft um uns herum. Es ist ein leises Zischen, das ich immer wieder höre. Dann ist auch das vorbei. Mit dem Bewusstsein, das Portal hinter uns gelassen zu haben, hat sich auch die Landschaft verändert, über die wir fliegen. Da ist nicht mehr unser Garten, da ist nicht mehr meine Stadt, über die wir fliegen. Wir befinden uns über einer ganz neuen Welt.

„Die magische Welt."

„Die aus den Büchern?"

„Ja, wir fliegen zu Gordin, Dort werden wir übernachten und machen uns morgen früh auf den Weg zum Geheimgang."

„Warum erst morgen?"

„Du kannst so spät am Abend nicht die kranke Königin besuchen."

„Das leuchtet ein. Aber wie soll ich den Geheimgang finden? Der ist doch nur der Königin und dem König vorbehalten."

„Du bist schon fast Königin. Da wirkt der Schutzzauber nicht."

Mehr kann ich nicht fragen, denn schon setzt Divina zur Landung an. Es ist eine leicht abfallende Wiese inmitten einer großen Lichtung. Ganz oben steht ein Haus. Das muss Gordins Haus sein.

Mein Drachenmädchen landet so, dass wir in der Nähe des Hauses aufsetzen. Als ich zur Bank schaue, die davor steht, kann ich einen alten Mann erkennen. Das muss Gordin sein.

Ich lasse mich von Divinas Rücken gleiten und gehe auf den Mann zu. Ich muss lächeln. Es ist alles genau so, wie es in den Büchern beschrieben ist.

„Natürlich ist alles so, wie es beschrieben ist", meint der Mann.

„Ich weiß, du kannst Gedanken lesen und du bist Gordin. Sei mir gegrüßt."

„Königin Amy aus der Welt der Menschen. Ich freue mich, Euch zu treffen."

„Ich bin keine Königin. Ich bin nur Amy und Ihr könnt du zu mir sagen."

„Dann sagst du aber auch Gordin zu mir."

„Es ist mir eine Ehre."

„Du bist gekommen, um Königin Serina zu sprechen. Du solltest dich beeilen. Sie hat nicht mehr lange zu leben."

„Das weißt du?"

„Ich habe Visionen und kenne zum Teil die Zukunft. Deshalb weiß ich auch, dass du das Amt der Königin antreten wirst."

„Das ist bereits entschieden?"

„Die Entscheidung triffst nur du. Aber ich kenne sie jetzt schon."

„Da weißt du mehr als ich."

Auch der alte Mann lächelt bei meiner Bemerkung. Dann klopft er mit der Hand auf das Holz der Bank neben sich. Ich verstehe die Aufforderung und setze mich neben ihn.

„Du kommst also aus der Welt der Menschen", stellt er fest. „Wie ist es da?"

„Ich dachte, du weißt schon alles", necke ich ihn.

„Das ist so nicht ganz korrekt. Ich weiß vieles, aber nicht alles. Zum Beispiel kenne ich die anderen Welten nicht und kann mir auch kein Bild darüber machen."

„Aber du kannst meine Gedanken lesen, meine Eindrücke sehen und meine Erlebnisse abrufen."

„Ich möchte aber auch deine Meinung kennenlernen."

„Nun ja", sage ich nach kurzem Nachdenken. „Die Welt der Menschen ist schön. Ich habe keinen Vergleich zu den anderen Reichen, da ich diese noch nicht gesehen habe. Aber ich kann es mit der Umgebung hier vergleichen und muss dir sagen, dass ich von der vielen Natur und der guten Luft begeistert bin. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein."

„Ist sie das bei euch nicht?"

„Da ist schon lange nichts mehr in Ordnung. Die Luft ist verschmutzt, die Böden und Meere sind verseucht und verdreckt und die Erderwärmung wird immer schlimmer und bedrohlicher."

„Und was tut man dagegen?"

„Nichts, leider tut man bei uns nur wenig dagegen. Ich würde sagen, es ist so gut wie nichts."

„Wurde das Problem noch nicht erkannt?"

„Oh doch, das Problem wurde erkannt. Aber einige Menschen wollen es nicht wahrhaben und andere schreien nach Maßnahmen, die aber nicht sie betreffen sollen, sondern nur die anderen. Alle wollen zurück zur Natur, aber keiner will dabei zu Fuß gehen, lautet bei uns ein Spruch, der die Situation recht gut beschreibt."

„Aber was sagt bei euch der König oder die Königin dazu?"

„Wir haben keinen König oder Königin, die über das gesamte Reich herrscht. Wir haben viele Länder, die unterschiedlich regiert werden."

„Deshalb auch die Uneinigkeit?"

„Jeder tut, was er für richtig hält. Doch nicht immer sind die Ziele, die verfolgt werden, dieselben. Daran sieht man, dass jede Regierungsform auch ihre Schwachstellen hat"

„Wie meinst du das?"

„Alle glauben, die Demokratie sei die beste Form, ein Land zu verwalten, weil das Volk bestimmt, wer regiert."

„Du bist nicht davon überzeugt?"

„Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich glaube vielmehr, jede Regierungsform ist gut oder schlecht. Es hängt immer davon ab, wer an der Macht ist. Ein guter König ist besser als schlechte Politiker, die dem Volk etwas vorgemacht haben, um gewählt zu werden. Leider streben in allen Regierungsformen oft auch Menschen an die Macht, die nicht das Interesse der Gemeinschaft zum Ziel haben."