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Magische Welten 03

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„Was dann?", erkundigt sich Gordin überrascht.

„Es geht um wirtschaftliche Interessen, es geht um das eigene Ego oder manchmal auch nur um die Macht an sich. Der Mensch ist nicht perfekt."

„Das klingt aber nicht gut."

„Du hast mich um meine Meinung gefragt."

„Das ist wohl wahr", gibt Gordin zu. „Was hast du nun vor?"

„Darf ich diese Nacht bei dir verbringen? Ich würde morgen ins Schattenreich gehen und mit Königin Serina sprechen."

„Das ist ein guter Plan."

„Was hat sich bei dir verändert. Ich kenne die Situation, wie sie in den Büchern beschrieben wird. Aber wer lebt noch hier? Wer regiert die Reiche?"

„Es ist tatsächlich sehr viel Zeit vergangen seit Siena regiert hat. Ich bin inzwischen ganz allein. Gerivin, Sofie und Keribim sind schon lange gestorben. Der Junge hat nie eine Frau gefunden und damit auch keine Kinder mehr in die Welt gesetzt. Damit bin ich allein noch übriggeblieben."

„Das tut mir aber leid."

„Sie waren Menschen, nur das Blut meiner Mutter, die Magierin war, ermöglicht mir ein sehr langes Leben. Aber so allein ist es auch nicht mehr das, was es einmal war."

„Aber floss nicht auch in den Adern deines Enkels das Blut der Magier?"

„Bei ihm war es zu wenig, um die Gene des langen Lebens zu erwecken."

„Wie sieht es in den Reichen aus?"

„Da musst du Serina fragen. Ich hatte schon lange keinen Kontakt mehr zu den anderen Welten. Königin Yara hat mich noch regelmäßig besucht. Aber auch sie hat die magische Welt vernachlässigt und die Königinnen nach ihr sowieso. Serina, aber auch ihre Mutter, waren nicht ein einziges Mal bei mir."

Ich blickte nachdenklich drein. Es hat sich nicht nur bei uns vieles zum Schlechteren verändert. Auch in dieser Welt ist nicht mehr alles so, wie es sein sollte. Ich werde mich wohl um einiges kümmern müssen, wenn ich wirklich Serina auf den Thron folge.

„Lebt Horx noch?", erkundige ich mich.

„Natürlich lebt der alte Schwerenöter noch. Die magischen Wesen besuchen mich regelmäßig und nur sie haben mein Leben hier lebenswert gemacht."

„Ich würde ihn gerne besuchen."

„Du kennst den Weg? Ich bin nicht mehr so gut zu Fuß, um ihn dir zu zeigen."

„Wenn er noch immer gleich ist, wie in den Büchern, dann traue ich mir zu, die Höhle zu finden."

„Dann zeige ich dir zuerst dein Zimmer, dann kannst du kommen, wann immer du möchtest. Ich gehe meist früh schlafen."

Mit Mühe steht er auf und schlurft vor mir ins Haus. An der Treppe bleibt er stehen. Mir ist klar, dass er es nicht schaffen würde, die Treppe hinaufzusteigen.

„Wenn du in den ersten Stock gehst und die zweite Tür links nimmst, dann bist du in deinem Zimmer."

„Danke für alles", sage ich.

Schnell steige ich die Treppe hinauf und betrete das Zimmer. Es ist klein, aber sauber und das Bett ist frisch bezogen. Ich wundere mich, wie das sein kann. Der alte Mann ist sicher schon lange nicht mehr hier heraufgekommen.

„Es war Horx, der alte Magier. Er lässt einen Spruch los und schon ist alles perfekt", antwortet Gordin, ohne dass ich gefragt hätte.

„Ich kann Gedanken lesen. Schon vergessen?"

„Ja, das habe ich für einen Moment vergessen. Ist dieses Zimmer immer vorbereitet?"

„Nein, aber ich wusste, dass du kommst. Ich hatte eine meiner Visionen."

„Verstehe. Ist das das Zimmer?"

„Das ist das Zimmer der Königinnen", lacht er. „Darin haben Aurora und Siena gewohnt. Yara war nur kurz bei uns, bevor sie ihre Ausbildung an der Schule der Drachenreiter begonnen hat. Sie war die letzte, die hier gewohnt hat."

„Und nun bin ich da."

„Die nächste Königin. Du weißt nicht, welche Freude du mir damit machst."

Ich stelle schnell meinen Koffer ab und eile nach unten. Gordin steht noch immer am Fuß der Treppe. Ich biete ihm meinen Arm an und führe ihn zu seinem Sessel am Kamin.

„Ich zweifle, ob ich es schaffe, in die Fußstapfen von so großen Frauen treten zu können."

„Genau das ist es, was eine gute Königin ausmacht."

„Was? Meine Zweifel?"

„Weniger die Zweifel als vielmehr die Demut. Wenn du die beiden Bücher gelesen hast, ist dir sicher aufgefallen, dass sowohl Aurora als auch Siena ihr Amt mit Demut und im Dienst des Volkes ausgeübt haben. Yara war da schon anders. Da war der Hochmut bereits im Ansatz vorhanden. Voll durchgebrochen ist er dann bei ihrer Tochter."

„Möglicherweise wäre es besser gewesen, wenn meine Urururgroßmutter nicht auf den Thron verzichtet hätte."

„Das kann schon sein, aber es war ihre Entscheidung."

„Die ich natürlich respektiere", füge ich an.

Einen Moment herrscht Schweigen. Wir hängen wohl beide unseren Gedanken nach. Ich frage mich, wie mein Leben verlaufen wäre, hätte meine Urururgroßmutter den Thron bestiegen und wäre Königin geworden. Ich wäre vermutlich in dieser Welt aufgewachsen. Hätte das etwas geändert? Möglicherweise hätte ich keine so schöne Kindheit gehabt. Meine Eltern haben mich immer Kind sein lassen und mich bei allem unterstützt, was ich machen wollte.

„Kann ich dich alleine lassen?", frage ich.

„Ich bin doch inzwischen alt genug und auch sonst meist allein. Geh ruhig!"

Damit wendet er sich dem Feuer zu und ich mache mich auf den Weg. Mein Gott, ich treffe den Magier und bin dabei allein. Siena hatte Sofie, die ihr die magischen Wesen vorgestellt hat und Aurora hatte Leara zur Unterstützung. Ich hingegen muss mich ganz allein auf den Weg machen. Zumindest kenne ich die Bücher und bin damit schon vorbereitet.

„Danke Divina!"

„Gern geschehen."

Kapitel 5 -- Die magische Welt

Ich verlasse das Haus und mache mich auf den Weg zur Höhle des Magiers. Ich bin gespannt, ob er wirklich eine Sternenmütze trägt. Ich eile die Wiese hinab, biege in den Wald ein und schon bald erblicke ich die drei Tannen. Keine Ahnung, warum ich sofort weiß, dass es die richtigen Tannen sind, schließlich stehen sehr viele im Wald herum. Doch diese drei sind speziell.

Als ich mich an einen der Bäume lehne und neugierig nach vorne blicke, sehe ich das Licht und höre die Musik. Ich bin richtig! Eilig mache ich mich auf den Weg zum Eingang. Ich gehe, neugierig um mich blickend, den Tunnel entlang und komme in eine große, bunte Höhle. Es ist alles, wie in den Büchern beschrieben.

„Willkommen Hoheit!", höre ich eine piepsige Stimme.

„Piepsig?", beschwert sich jemand.

Als ich mich umdrehe, steht ein kleiner Mann vor mir, der aussieht, wie ein Gartenzwerg. Allerdings trägt er statt der roten Mütze eine blaue, über und über besetzt mit gelben Sternen.

„Gartenzwerg? Das wird ja immer schlimmer", echauffiert er sich.

„Entschuldige, du musst Horx sein, der Magier."

„Der oberste Magier!"

„Gut, der oberste Magier. Du musst mich entschuldigen, ich komme aus der Welt der Menschen und habe noch nie einen echten Magier gesehen."

„Aber einen Gartenzwerg", lacht er. „Deine Vorgängerinnen haben mich immer als komischen Kauz bezeichnet. Das ging ja noch. Aber ein Gartenzwerg zu sein, ist schon bitter."

„Ich habe doch nicht gesagt, du wärst ein Gartenzwerg. Ich habe nur gedacht, du siehst aus wie einer."

„Was ist denn da der Unterschied?"

„Man soll Menschen und magische Wesen sicher auch, nicht allein nach ihrem Aussehen bewerten."

„Oh wie wahr", grinst er. „Du hast gerade noch die Kurve gekriegt. Was führt dich zu mir?"

„Du weißt, wer ich bin und welche Entscheidung vor mir liegt?"

„Ja, ich weiß es, Prinzessin."

„Ich bin keine Prinzessin. Ich bin eine Notärztin, die erfahren hat, dass sie in irgendeiner Thronfolge die Nummer eins ist. Das alles in einem Reich, von dessen Existenz sie keine Ahnung hatte und nicht weiß, wie es überhaupt aussieht."

„Keine leichte Entscheidung, das sehe ich ein. Trotzdem hoffen wir magischen Wesen, dass die alten Traditionen wieder aufleben."

„Gordin hat mir schon erzählt, dass die letzten Königinnen nie in die magische Welt gekommen sind."

„Sie haben ihre Wurzeln vergessen. Sie wurden engstirnig und oberflächlich."

„Dein Urteil ist hart."

„Aber zutreffend."

„Ich habe in den Büchern gelesen, dass es eine Grotte gibt, in der alle Königinnen und Könige begraben liegen."

„Nicht alle. Seit einiger Zeit werden sie auf einem Friedhof innerhalb der Schlossmauern beigesetzt. Siena ist die letzte Königin, die in der Grotte der Königinnen ruht."

„Würdest du mich dorthin bringen?"

„Was zu tun?"

„Ich weiß es nicht genau. Ich denke, ich möchte die Magie spüren, die von diesem Ort ausgeht, an dem so viele große und wichtige Menschen beigesetzt wurden."

„Na dann, komm mit!"

Der Magier reicht mir seine Hand, die ich ergreife. Wenig später dreht sich alles um mich, die Höhle verschwindet und ich komme mir vor, wie im Auge eines Tornados. Dann wird wieder alles klar und wir stehen in einer anderen Höhle. Sie ist genau, wie sie in den Büchern beschrieben ist. Sie ist groß und eher dunkel. Nur schwach wird sie von zahlreichen Fackeln beleuchtet, die an den Felswänden angebracht sind. Ich bin beeindruckt.

Schüchtern blicke ich mich um und gehe schließlich auf eine der Nischen zu. Ich lese zwei Namen, die mir nichts sagen. Deshalb wandere ich weiter, bis ich auf einem Schild die Namen Aurora und Axos lese. Demütig senke ich den Blick und fühle mich plötzlich ganz klein und unbedeutend. Vor dem Grab so wichtiger Personen zu stehen, ist ein besonders Gefühl. Ich habe den Eindruck, ihnen ganz nahe zu sein.

Nur langsam löse ich mich von der Nische und gehe zur nächsten. Auch die Namen, die ich dort lesen kann, sind mir bekannt. Siena und Serinor liegen hier. Erneut senke ich ehrfürchtig den Blick.

„Ich glaube nicht, dass ich das kann", sage ich leise.

Mir ist selbst nicht ganz klar, ob ich mit mir selbst spreche, mit Siena oder mit Horx. Ich spüre nur, wie schwer diese Entscheidung auf mir lastet.

„Dass du was nicht kannst?", erkundigt sich der Magier leise. Auch er will die Ruhe der Toten nicht stören.

„Ich weiß nicht, ob ich würdig bin, den Thron zu besteigen. Ich bin nicht Aurora und ich bin auch nicht Siena. Ich bin nur Amy, eine unbedeutende Notärztin, die noch nichts wirklich Großes in ihrem Leben geleistet hat."

„Natürlich bist du nicht Aurora oder Siena. Du bist aber ganz bestimmt nicht unbedeutend, sonst würdest du nicht hier stehen. Und wer sagt, dass du noch nichts wirklich Großes in deinem Leben geleistet hast. Ich wette, du hast als Notärztin bereits vielen Menschen geholfen oder gar das Leben gerettet."

„Das ist etwas anderes."

„Ich glaube, ich muss meine Magie heraufbeschwören", sagt Horx.

Ich spüre, wie er sich anstrengt und frage mich, was er vorhat. Da flimmert die Luft neben dem Sarkophag von Siena und eine wunderschöne Frau kristallisiert sich heraus. Sie kommt zu mir herüber.

„Du musst Vertrauen in dich haben. Noch fühlst du dich schwach. Mir ging es damals nicht anders."

Erschrocken blicke ich die Frau an. Wie ist das möglich? Wir waren doch allein in dieser Grotte. Aber vor allem, wer ist sie.

„Ich bin Siena, du kennst mich aus dem Buch."

„Königin Siena?", hauche ich voller Ehrfurcht.

Plötzlich kommt eine zweite Frau aus der danebenliegenden Nische. Auch sie ist wunderschön und hat eine starke Ähnlichkeit mit Königin Siena.

„Du musst zu uns nicht Königin sagen. Du bist eine von uns", meint Siena. Dann wendet sie sich der zweiten Frau zu. „Hallo Mutter!"

„Königin Aurora", staune ich.

„Ja, meine Liebe. Wir sind hier, um dich zu bitten, die Herausforderung anzunehmen. Wir haben für unser Reich gelebt und uns immer bemüht, das Beste für das Volk zu tun. Leider mussten wir in den letzten Jahrzehnten miterleben, dass unsere Nachfolgerinnen unsere Ideale zusehends aus den Augen verloren haben. Es ging ihnen meist nur um sich selbst", sagt Aurora.

„In dich setzen wir unsere ganze Hoffnung. Du hast das Zeug dazu, eine ganz große Königin zu werden, eine von uns", ergänzt Siena.

„Wenn ihr euch da nur nicht täuscht", werfe ich ein.

„Uns ist klar, dass für dich alles neu und verwirrend ist. Noch nie stand ein Mensch in dieser Grotte, außer uns. Nur wir durften mit den Ahnen kommunizieren und wir sind Horx sehr dankbar, dass wir mit dir sprechen dürfen", sagt Siena.

„Du hast deine Gabe noch nicht entdeckt und die Elemente müssen in dir erst noch erwachen. Aber dennoch, du bist eine sehr mächtige Frau und wirst dies mit der Zeit erkennen. Hab also Vertrauen in dich! Wir können dich im Moment nur bitten, das Richtige zu tun", fügt Aurora hinzu.

„Wir vertrauen dir und legen unser Reich in deine Hände. Du weißt, wie wichtig es uns ist. Wärst du nicht würdig, unsere Nachfolge anzutreten, würden wir dich nicht darum bitten", übernimmt wieder ihre Tochter.

„Nun müssen wir gehen. Horx gehen allmählich die Kräfte aus. Amy, wir sehen uns, wenn auch deine Zeit gekommen ist. Sei bis dahin dem Land eine gute Königin", schließt Aurora.

Dann verblassen die beiden Figuren und ich stehe wieder alleine da. Ich starre noch eine ganze Zeit lang auf die Stelle, an der die beiden Frauen noch vor wenigen Minuten standen. Ich kann es nicht glauben. Ich habe die großen Königinnen des Schattenreiches getroffen und sie haben mich darum ersucht, ihre Nachfolge anzutreten. Sie trauen es mir zu. Warum? Ich traue es mir doch selbst nicht zu.

„Sie tun es, weil sie deine Macht kennen, weil sie wissen, dass du eine reine Seele hast, wie nur sie sie gehabt haben."

„Die reine Seele", wiederhole ich nachdenklich.

„Ich habe in meinem ganzen langen Leben nur bei drei Menschen eine absolut reine Seele gesehen."

„Bei Aurora, bei Siena und bei wem noch?"

„Bei dir!"

„Bei mir? Ich glaube, da täuschst du dich."

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. Er sieht etwas müde aus. Offenbar hat ihn die Verbindung mehr Kraft gekostet, als ich gedacht habe.

„Sollten wir nicht zurück?", frage ich.

„Machen wir", stimmt er zu. „Zuvor möchte ich dir noch etwas sagen, ihr drei habt nicht nur eine reine Seele. Euch verbindet auch eine nie dagewesene Macht. Aurora und Siena waren für große Aufgaben vorherbestimmt und du wirst es auch sein."

„Ich, für etwas Großes bestimmt? Ich denke wohl eher nicht."

„Du bist die einzige Chance für die Welt, die Menschen, die Drachenreiter, die Drachen und für alle anderen magischen Wesen. Wenn du nicht alles rettest, dann droht die Welt, so wie wir sie kennen, unterzugehen."

Nachdenklich nehme ich die Hand, die er mir entgegenstreckt. Ich bekomme die Reise zurück in die Höhle des Magiers nur am Rande mit. Ich bin zu sehr mit dem Erlebten beschäftigt.

„Darf ich dir noch die magischen Wesen vorstellen?", höre ich Horx sagen.

Damit reißt er mich aus meinen Gedanken und ich blicke mich um. Wir sind umringt von Wesen, wie ich sie bisher noch nie gesehen habe. Ein Werwolf steht neben einem Troll, eine Fee schwebt über ihnen und schaut hinüber zu einem Vampir. Unzählige solcher Wesen stehen um uns herum und Horx stellt sie mir alle der Reihe nach vor.

„Entschuldige, wenn ich alle zusammengerufen habe und dich damit ein wenig überfalle, aber wir haben keine Zeit. Ich muss dir zeigen, was es zu erhalten gilt und wie viele Wesen auf dich zählen."

„Wenn ich sie nicht rette, sind sie verloren", wiederhole ich sinngemäß die Worte, die Horx in der Grotte der Königinnen und Könige zu mir gesagt hat.

„Wir werden dich unterstützen, wo wir können", versichert der Werwolf.

„Du kannst immer auf uns zählen", meint der Troll.

„Königin Amy, sei mutig!", sagt die Fee. Sie lächelt mich unsicher an.

Ich blicke in die Runde und mir wird warm ums Herz. Das sind die Freunde, die Aurora und Siena gefunden hatten und die immer zu ihnen gestanden sind. Wie soll ich diese Wesen enttäuschen, wie könnte ich die großen Königinnen dieser magischen und auch so faszinierenden Welt enttäuschen?

„Ich werde mein Bestes geben. Aber ich zähle auf eure Hilfe", rufe ich den Wesen zu.

Jubel bricht aus und alle kommen vorbei, um mir zum Dank die Hände zu schütteln. Einige umarmen mich, so auch die Fee, Jerina heißt sie. Ein wunderschönes Mädchen, das seine Größe verändern kann.

„Ich wusste, dass du eine der großen Königinnen sein wirst", lächelt Horx wissend.

„Noch bin ich nicht Königin", wehre ich ab.

„Aber bald, sehr bald", kommt prompt seine Antwort.

Kapitel 6 -- Die Begegnung mit der Königin

Nachdem ich mich von den magischen Wesen verabschiedet habe, gehe ich langsam zurück zum Haus und direkt hoch in mein Zimmer. Gordin scheint bereits zu Bett gegangen zu sein. Im Haus ist alles dunkel und still. Ich mache mich bettfertig, lege mich auf die harte Matratze und liege einige Zeit wach.

„Divina, mein Mädchen. Glaubst du, ich habe mich richtig entschieden?"

„Ich bin froh, dass du dich so entschieden hast. Wie die magischen Wesen, werde auch ich dich unterstützen, wo ich nur kann."

„Das weiß ich und das war einer der Hauptgründe, dass ich zumindest einen Funken Hoffnung habe, es zu schaffen."

„Du hast doch die großen Königinnen gehört. Du bist mächtig und ich füge noch hinzu, dass du auch klug und besonnen bist. Du wirst alles schaffen, was du dir zum Ziel gesetzt hast."

„Ich habe dich lieb, Divina."

„Ich dich auch, mein Menschlein."

Ein Kichern hallt durch meinen Kopf. Divina ist mir tatsächlich ans Herz gewachsen und ich könnte mir kein Leben mehr ohne sie vorstellen. Mit diesem Wissen schlafe ich schließlich ein und sinke in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Es sind die ersten Sonnenstrahlen, die mich am Morgen wecken. Es könnte aber auch mein knurrender Magen sein. Mir fällt ein, dass ich seit dem Mittagessen gestern in der Kantine nichts mehr zu mir genommen habe.

Ich ziehe mich hastig an und eile nach unten. Gordin sitzt wieder auf seiner Bank. Als er mich sieht, lächelt er.

„Du hast eine Entscheidung getroffen, das ist gut."

„Ja, die habe ich getroffen, ganz wie du es vorhergesagt hast. Aber im Moment habe ich andere Probleme, mich quält der Hunger. Es wäre schön, wenn hier ein Tisch mit allerlei Köstlichkeiten fürs Frühstück stehen würde."

Wie aus dem Nichts steht ein Tisch vor Gordin und ist voll mit allem, was sich das Herz für das Frühstück wünschen könnte. Auch ein Stuhl ist dabei, auf den ich mich setzen kann.

„Es geht doch", grinst Gordin von einem Ohr zum anderen.

„War das Horx?", frage ich, überrascht vom Auftauchen des Tisches.

„Das warst du, mein Fräulein", meint der alte Mann.

„Ich? Unmöglich!"

„Ja, du hast eine ähnliche Gabe, wie deine Vorbilder."

„Du meinst das ernst und gehst davon aus, dass ich das herbeigewünscht habe?"

„Hast du eine andere Erklärung?", lächelt er. „Und jetzt iss. Schließlich hat das Fräulein Hunger."

Als würde er antworten wollen, knurrt mein Magen und das Wasser läuft mir im Mund zusammen. Ich liebe es ausgiebig zu frühstücken, aber so etwas Üppiges habe ich noch nie gesehen. Selbst bei Tagungen in Luxushotels gab es auch nicht annähernd ein so tolles Frühstück, wie hier mitten in der Natur.

Ich nehme mir eine Tasse Kaffee und schmiere mir zunächst ein Honigbrötchen. Es schmeckt unglaublich lecker. Auch Gordin greift zu. Der alte Mann isst mehr, als ich ihm zugetraut hätte.

„Ein so tolles Frühstück richte ich mir nie. Da muss ich es ausnützen, dass ich eine angehende Königin mit einer wunderbaren Gabe meinen Gast nennen darf."

Ein Lachen strahlt über das ganze Gesicht des alten Mannes. Er wirkt beinahe zehn Jahre jünger als noch gestern Abend.

„Wohl eher 100 Jahre", kichert er. „Zehn Jahre würden bei meinem Alter nicht viel ausmachen."

Ich stimme in sein Lachen ein und wir essen weiter. Keiner sagt ein Wort. Zu gut schmeckt es uns. Erst als ich den letzten Bissen verdrücke, kommen mir wieder unzählige Fragen in den Sinn.

„Wie kann ich meine Elemente entdecken?"

„Das ergibt sich, wenn es soweit ist. Dann aber solltest du zu mir kommen, damit wir sie trainieren können."

„Wie lange wird das dauern?"

„Bei dir haben wir nicht viel Zeit. Du wirst bereits in wenigen Tagen zur Königin gekrönt. Ich würde vorschlagen, du kommst immer am Abend zu mir und wir üben für ein paar Stunden."