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Marion: Roxys Geheimnis 18

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Marion schaute Roxy leicht sorgenvoll an. „Hey Roxy, bitte sei mir nicht böse, aber ich fürchte gerade, du hängst dich zu sehr in die Schicksale anderer Menschen rein. Bitte pass auf. Lass deren Probleme bei sich. Du musst sie nicht lösen."

Roxy legte das Besteck weg und nahm Marions Hände. „Ich kann deine Sorgen verstehen. Das ist tatsächlich manchmal mein Problem. Ich kann halt nicht wegsehen, wo ich etwas tun kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, ich kenne meine Grenzen. Mir begegnen viele Menschen, die ganz unten angekommen sind. Aber es gibt nur wenige, bei denen ich fest daran glaube, dass sie es mit meiner Hilfe schaffen. Alex ist quasi mein persönliches Sozialprojekt. Und eine Win-Win-Situation ist es für beide Seiten."

Marion schüttelte ungläubig den Kopf und streichelte Roxys Wange. „Roxy, Roxy. Du bist einfach unglaublich. Manchmal denk ich echt, du bist nicht von dieser Welt."

Die kleine, großartig Hexe strahlte über das ganze Gesicht. Dann kam wieder das schelmische Grinsen. „Ja sag ich doch. Ich komm aus der Heavy-Metal-Hölle und scheiß auf Anstand."

Marion wollte noch etwas erwidern, als Roxys Augen sich auf den Eingang zum Bistroraum richteten. Dann stand sie auf und winkte. Marion drehte sich um und schaute auch in die Richtung.

Der Raum hatte sich mittlerweile gefüllt. Es war nur noch knapp jeder zweite Tisch frei. Die Frau mit den zerrissenen Jeans und dem Batikhemd hatte eine Schürze umgebunden und bediente jetzt offensichtlich. Auch Lotta huschte gerade zum Ausgang, wo sich eine hochgewachsene, ziemlich schlanke Frau mittleren Alters angestrengt im Raum umschaute.

Neben ihr stand eine deutlich kleinere, jünger wirkende, rundlich gebaute Blondine, die ihr beim Umschauen half. Keine Sekunde später schnappte sich die Größere ihre Freundin bei der Hand und sie kamen schnellen Schrittes direkt auf Marion und Roxy zu.

Das mussten dann wohl Susanne und Anja sein. Die Ältere Susi. Sie war eine elegante Erscheinung. Modisch gekleidet, etwas exzentrisch mit verschiedensten Lilatönen und einem wehenden Halstuch. Das kastanienbraune Haar im Nacken kurz, ansonsten unterschiedlich lang und kunstvoll drapiert. Ihre Gesichtszüge drückten Selbstsicherheit aus. Sie war auffällig geschminkt, passend zu ihrer auffälligen, aber eleganten Erscheinung.

Anja wirkte dagegen etwas blass, was wohl nicht nur an der hellen Haarfarbe und ihrem nur dezent geschminkten Teint lag, sondern auch daran, dass sie deutlich kleiner war sowie unauffälliger, weil weniger körperbetont und weniger bunt gekleidet. Und von Susi quasi im Laufschritt hinterhergeschleppt wurde.

Roxy war mittlerweile um den Tisch herum auf Susi zugegangen, die ihr nun in die Arme fiel und ihr einen Kuss direkt auf den Mund gab. Marion war leicht mulmig zumute ob Susannes besitzergreifender Art und blieb erst einmal sitzen, um das weitere Vorgehen zu beobachten.

„Hi, Roxy-Maus. Na, das ist doch mal eine Überraschung, dich mal wieder zu treffen. Toll siehst du aus."

„Hi Susi. Danke, du auch. Aber hey, du brauchst dich nicht zu verstellen. Ich weiß, dass Rosi dir geschrieben hat."

Ohne eine Entgegnung der leicht perplexen Frau abzuwarten umarme sie kurz Anja und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Dann wirbelte sie zu Marion herum, nahm sie bei der Hand und zog sie zu den beiden anderen Frauen, wo sie dann ganz eng ihren Arm um Marions Hüften schlang.

„Das ist Marion, meine ultimative Traumfrau. Marion, das sind Susanne und Anja, das ultimative Traumpaar hier bei Rosi."

Susanne lachte offen über beide Backen und schlang nun ihrerseits den Arm eng um Anja. „Hach, Roxy-Maus, das hast du aber schön gesagt." Dann streckte sie Marion die Hand aus und lachte sie offen an. „Marion. Freut mich sehr, dich kennen zu lernen."

Marion ergriff die Hand und drückte sie vorsichtig. Etwas zu vorsichtig, denn Susannes Händedruck war fest und sprach von Selbstsicherheit. Währenddessen schaute ihr Marion in die blau-grauen Augen. Sie waren klar und wirkten sehr offen. Darum herum bildeten sich deutliche Lachfalten. Sie war bestimmt schon Ende vierzig. Aber von schöner Eleganz.

Anjas Händedruck und Blick dagegen waren sanft und weich. Sie sagte nichts. Ihr Gesicht drückte bereits deutlich aus, dass ihr das Kennenlernen Freude machte.

„Habt ihr noch zwei Plätzchen an eurem Tisch frei?" flötete Susanne nun. Obwohl Marion gewettet hätte, dass Susi das rein rhetorisch meinte, wartete diese geduldig darauf, eingeladen zu werden. Nachdem Roxy still blieb, reagierte Marion:

„Klar, gern. Setzt euch doch!" Sie zog den zweiten Stuhl einladend unter dem Tisch vor. Da Susi sogleich um den Tisch herum auf die Eckbank zusteuerte, setzte sich Anja auf den Stuhl neben Marion. Diese rückte ihn ihr ganz gentlemanmäßig zurecht, als Anja sich setzte. Dann wartete Marion ab, bis sich auch die anderen beiden nebeneinander niedergelassen hatten, bevor sie dann auch Platz nahm.

„Tja, ich hätte Lust auf'n Bier. Was ist mit euch?" eröffnete Susi das Gespräch. Anja stimmte umgehend zu. Marion schaute abwartend zu Roxy, die meinte:

„Susi, nee, wir bleiben besser bei unserem Saftschorle. Weißt du, wir zwei haben heute zusammen schon ne ganze Flasche Champagner geköpft." Die kleine Hexe grinste schelmisch Marion zu. Diese musste breit grinsen, zumal ja das Wenigste aus der Flasche tatsächlich in den Kehlen der beiden gelandet war...

„Hey, nobel geht die Welt zu Grunde! Gab's denn was zu feiern?" fragte Susi neugierig. Bevor Marion eine beschwichtigende Antwort geben konnte, posaunte Roxy schon heraus, dass Marion in den Vorstand ihrer Firma aufrücken werde. Marion war leicht peinlich berührt, da es ganz und gar nicht ihre Art war, mit beruflichem Erfolg zu prahlen. Aber sie ließ es so stehen, denn Roxy schien wahnsinnig stolz zu sein.

„Na dann herzlichen Glückwunsch!" strahlte sie Susi an.

„Vielen Dank! Aber eigentlich ist es noch nicht offiziell" hob Marion beschwichtigend die Hände.

„Och, das ist sicher nur noch Formsache. Darf ich fragen, in welcher Branche du arbeitest?" Susi war ehrlich interessiert.

„Ja, klar. Ich bin Wirtschaftsjuristin in der Elektronikbranche. Hi-Tech-Sensorik hauptsächlich."

„Okay. Lass mich raten. EBC-Elektronics?"

Marion war überrascht. „Du kennst uns?"

„Ja, wir hatten mal ein gemeinsames Projekt. Der Geschäftsführer hieß..." Susi schnippte mit den Fingern, während sie angestrengt überlegte „... Gerd...Schneider?"

„Schäfer, Gerd Schäfer" half Marion aus und wunderte sich, dass es da wohl gemeinsame Berührungspunkte gab. „Was war das denn für ein Projekt? Was machst du beruflich?"

„Oh, ich bin in einer ganz anderen Branche. Ich war damals Kuratorin für ein Kunstprojekt, das EBC sponserte."

In Marions Gedächtnis begann es zu rattern. Sie wusste, dass ihre Firma talentierte Newcomer unterstützte. Aber ein förmliches Projekt gab es in ihrer Zeit nur eines, und das lag circa drei Jahre zurück. „Ja, ich glaube ich erinnere mich. Es ging irgendwie um... computerunterstützte Kunstwerke. Bilder, Plastiken, Musik..."

„Genau. ‚Intelligente Künstlichkeit' -- Junge Künstlerinnen und Elektroniknerds bringen Maschinen dazu, Kunstwerke zu erschaffen. Künstliche Intelligenz mal anders gedacht. War ein Traumprojekt!" freute sich Susi, schüttelte gleich aber nachdenklich den Kopf. „Leider seiner Zeit noch etwas voraus..."

„Na, das sind deine Fans und Studenten ja von dir gewohnt" klinkte sich Roxy nun in das Gespräch ein. „08/15 und Plagiate waren noch nie dein Ding."

Das Gespräch entwickelte sich nun zu einer angeregten Diskussion über die Moderne, also die Auswirkungen des technischen Fortschritts auf Gesellschaft und Kultur. Roxy und Susi waren ganz in ihrem Element. Und auch Marion brachte sich interessiert mit ein, wenn auch eher aus technischer und finanzieller Sicht. Nur Anja beteiligte sich kaum am Gespräch. Sie schien aber interessiert zuzuhören.

Marion beobachtete die blonde Frau unauffällig. Sie war hübsch, blaue Augen, ein angenehm rundliches Gesicht, sinnliche Lippen. Ihre natürlichen Wimpern hatten einen schönen Schwung. Genauso ihre dunkelblonden Augenbrauen. Sie war nur dezent geschminkt, ein Kajalstrich um die Augen und dunkelrot lackierte Fingernägel. Sie hielt oft mit beiden Händen ihr Bierglas umklammert und schaute Susanne bewundernd an, wenn diese sprach. Marion fiel aber auch auf, dass sie unaufdringlich Roxy und wohl auch sie selbst musterte.

Die Stimmung in der Runde wie im ganzen Lokal war fröhlich und gelöst. Es hatte sich jetzt ziemlich gefüllt, Geschirr klapperte, Stimmengewirr übertönte die nun rockiger werdende Musik. Marion fühlte sich wohl und beschwingt. Sie musste sich eingestehen, dass sie schon lange nicht mehr in so froher Runde saß.

Sie war auch angenehm überrascht von Susi, denn nach Roxys Schilderungen hatte sie sich die Frau anstrengender und dominanter vorgestellt. Und irgendwie hatte sie immer mal wieder das Gefühl, die Frau irgendwoher zu kennen. Wahrscheinlich von dem Kunstprojekt, von dem sie eingangs erzählte.

Als Susanne ihr zweites Bier zur Hälfte geleert hatte, meinte sie:

„Ich geh mal raus, eine rauchen. Marion, kommst du mit?"

„Oh, du nee danke, ich rauche nicht."

Kaum gesagt, spürte Marion schon einen leicht schmerzhaften Stoß am Schienbein. Irritiert schaute sie Roxy ins Gesicht, deren Blick ihr eine subtile Aufforderung signalisierte. Marion brauchte einen kurzen Moment, bevor sie begriff und schnell sagte:

„Äh ja, aber ich komm gern mit, etwas frische Luft schnappen."

Draußen war es jetzt doch recht kühl. Die zwei Frauen standen beisammen, Susanne hatte sich gerade eine Zigarette angezündet. Mit leicht zittrigen Fingern nahm sie einen ersten, tiefen Zug, und atmete den Rauch dann deutlich entspannter zur Seite hin aus. Marion überlegte noch, weshalb es Roxy wohl so wichtig war, dass sie allein mit Susi rausgehen sollte, da eröffnete diese auch schon das Gespräch.

„Marion, ich weiß ich bin ziemlich direkt und rede ungern um den heißen Brei herum. Du bist eine wunderschöne, intelligente, couragierte Frau. Kein Wunder, dass die Kleine hoffnungslos in dich verknallt ist."

Marion war freudig überrascht, konnte sich aber nicht bedanken, denn Susi sprach einfach weiter.

„Du bist das, was unsere Roxy mindestens verdient hat. Aber die Kleine ist einfach einzigartig auf dieser Welt. Deshalb warne ich dich: wenn du ihr irgendwie wehtust, dann reiß ich dir den Kopf ab."

Marion wollte protestieren, aber Susanne schnitt ihr einfach das Wort ab.

„Ich bin noch nicht fertig. Ich kenne euch karrieregeilen Businessweiber. Es scheint gerade mal wieder schick zu sein, ein bisschen auf queer zu machen, und sich eine junge, hübsche Geliebte zuzulegen. Was die Herren der Schöpfung können, kann die Frau von Welt heute schließlich auch." Susannes Ton und Gesichtsausdruck triefte vor giftiger Ironie und Provokation.

Die so unfair Angegangene spürte den Ärger in sich aufquellen. Einen Moment war sie drauf und dran, Susanne eine Ohrfeige zu verpassen. Sie konnte sich jedoch mit einem tiefen Atemzug soweit beruhigen, dass sie gefasst kontern konnte.

„Also ich weiß jetzt wirklich nicht, ob du nur mal Opfer einer dieser karrieregeilen Businessweiber geworden bist, oder ob du es selbst immer so handhabst..."

Susanne setzte zur Verteidigung an, doch jetzt blieb Marion hart:

„Nein, jetzt red ich! Ob du's glaubst oder nicht, ich hab selbst schon gemerkt, dass Roxy etwas ganz Besonderes ist. Und ich bin ganz ehrlich; wenn jemand vor eine Woche behauptet hätte, ich würde mich in eine junge Frau verlieben, dann hätte ich denjenigen für verrückt erklärt. Ich hab keine Ahnung, wie ich das meinen Eltern beibringen soll. Und ich hab auch mächtig Schiss davor, dass meine Karriere schon zu Ende ist, bevor sie richtig begonnen hat, wenn das in der Firma rauskommt. Also mach mich nicht so blöd von der Seite an!"

Marion schaute Susanne angriffslustig in die Augen und erwartete nun den Gegenangriff.

Ihre Kontrahentin war knallrot angelaufen. Marion deutete dies als Wut, denn Susanne starrte ihr unnachgiebig in die Augen. Doch dann bekam ihr Blick ein unsicheres Flackern und wurde ganz glasig.

„Tschuldige, Marion. Ich..., das...tut mir leid, das war nicht so gemeint." Susanne wischte sich schnell über die Augen und nahm fahrig einen weiteren Zug von ihrer Zigarette.

Sofort tat es Marion leid, dass sie so schroff zurückgeschossen hatte. Womöglich hatte sie mit ihrer ersten Vermutung gleich Susis wunden Punkt getroffen. Instinktiv legte sie ihr entschuldigend die Hand auf den Oberarm.

„Sorry Susi, ich hätte nicht so pampig sein dürfen."

„Schon okay." Sie umarmte Marion und drückte sie. Marion erwiderte die Geste, indem sie ihr die Hand auf den Rücken legte und sie kurz leicht an sich zog. Nachdem sich beide wieder voneinander gelöst hatten, fuhr Susanne fort:

„Weißt du, ich mach mir halt Sorgen um Roxy. Sie ist absoluter Engel, wahnsinnig klug, unheimlich engagiert, immer warmherzig und hilfsbereit. Und selbst ist sie zu stolz, um irgendetwas anzunehmen."

Marion nickte wissend, während Susi weitersprach.

„Sie lässt auch kaum jemanden richtig an sie ran." Sie schüttelte leicht den Kopf. „Ich meine, niemand weiß, wo sie herkommt, was sie sonst so macht und wovon sie lebt. Sie war auf einmal da, und ich habe Angst, dass sie irgendwann einmal genauso schnell auf nimmer wiedersehen verschwunden sein könnte."

Dieser Gedanke versetzte Marion einen heftigen Stich ins Herz. Susi schien es zu bemerken, und legte jetzt ihrerseits die Hand auf Marions Oberarm.

„Marion, ich weiß, ich bin nicht gut darin, anderen Menschen eine verlässliche Partnerin zu sein. Deshalb hoffe ich sehr, dass du der Kleinen den nötigen Halt geben kannst."

„Ja, das hoffe ich auch sehr" gab Marion zuversichtlich zurück. „Sie hat sich mir ein wenig geöffnet, und schon das Eine oder Andere über sich erzählt. Aber so richtig schlau werde ich ehrlich gesagt auch nicht aus ihr. Ich hab ihr angeboten, bei mir einzuziehen. Bislang schlägt sie es aus. Aber ich wünsch mir sehr, dass es eines Tages klappen wird."

„Das macht mir etwas Mut, dass sie sich dir ein wenig anvertraut. Ich würde mich wahnsinnig für euch freuen, wenn ihr zusammenziehen und ein richtiges Paar werden würdet."

„Danke, das bedeutet mir sehr viel. Und ich glaube, du bist Roxy trotz allem auch eine wichtige Bezugsperson."

„Meinst du?" gab Susi etwas hoffnungsvoller und leicht geschmeichelt zurück.

„Doch, ich glaube schon, so viel, wie sie von dir spricht."

„Na, das freut mich doch!" strahlte Susi, und nahm jetzt einen langen genussvollen Zug.

Nachdem sie den Rauch wieder ausgeatmet hatte, setzte sie die Unterhaltung fort. „Du hast die Kleine ja offensichtlich schon besser kennen gelernt als ich. Aber wenn ich dir trotzdem einen Rat geben darf: Roxy ist ein Wildfang. Bitte lass ihr ihre Freiheit. Sei einfach da, wenn sie dich braucht. Sei ihr sicherer Hafen, den sie bisher nicht hat."

Jetzt wurde Marion warm ums Herz. Genau das war ja auch ihre Erkenntnis. Deshalb nickte sie eifrig und versprach Susi und sich selbst: „Ja, das habe ich mir ganz fest vorgenommen."

Susi lächelte sie jetzt an, nahm ihre Hand und drückte sie. Ihre Hand fühlte sich recht kalt an. Es wurde hier draußen wirklich langsam frisch. Kaum hatte Marion das gedacht, drückte ihre Gesprächspartnerin die größtenteils gerauchte Zigarette im bereitstehenden Aschenbecher aus. „Komm, Mari-Schatz, wir gehen wieder rein zu unseren zwei Süßen."

Als sie an den beiden Türstehern vorbeikamen, lachte Susi Torben provozierend an. Der Hüne meinte daraufhin grinsend zu ihr:

„Na, Susi. Siehst heute Abend mal wieder ziemlich untervögelt aus. Wenn du was dagegen unternehmen willst, weißt du ja, wo du mich findest."

Marion wäre fast das Herz stehen geblieben, hätte Torpedo ihr nicht gleich flachsend zugezwinkert. Jetzt konnte sie sich gut vorstellen, weshalb Roxy damals zugetreten hatte! Vergnügt lachte sie auf.

Susi stimmte gleich mit ein und sagte lachend zu Marion:

„Wie nett! Der Süße meint, er könnte in unserer Liga mitspielen..." Sie wandte sich nun direkt an Torpedo. „Aber sag mal Kleiner, hast du denn überhaupt schon Haare am Sack?"

Marion prustete auf. Susi und die beiden Türsteher lachten laut mit. Überall anders wäre das Geplänkel höchst peinlich gewesen. Aber unter diesen netten Leuten fand sie es einfach nur erfrischend lustig.

Susi knuddelte Torben kurz und klopfte Alex auf die Schulter, bevor sie mit Marion den Weg nach drinnen antrat. Torpedo zwinkerte ihr noch mal zu. Ja, sie wusste, das war alles nur Spaß, zwinkerte sie zurück.

Nachdem sich die zwei durch die mittlerweile zur Technomusik tanzenden Menge nach oben durchgearbeitet hatten, steuerten sie wieder auf ihren Tisch zu. Roxy und Anja unterhielten sich angeregt, wie Marion von Weitem sehen konnte. Doch als ihre junge Geliebte die beiden kommen sah, unterbrach sie ihre Unterhaltung und beobachtete die beiden Rückkehrerinnen aufmerksam.

Es war ihr wohl wichtig, zu sehen, ob sich die beiden Frauen unter vier Augen gut verstanden hatten. Aus einem tiefen Bedürfnis heraus legte Marion deshalb ihrer Begleiterin die Hand auf den Rücken, während sie noch den Bistroraum durchquerten. Dabei beugte sie sich an Susis Ohr und flüsterte:

„Schau mal, unsere zwei Süßen scheinen sich genauso gut zu verstehen wie wir beide." Susi nickte und lächelte Marion an, welche zurücklächelte. Als sie dann wieder zu Roxy schaute, strahlte auch diese über beide Backen. Anja hatte sich derweil umgedreht und stand dann auf, um in etwas altmodischer Höflichkeit solange stehen zu bleiben, bis die an Lebensjahren älteren Freundinnen wieder Platz genommen hatten.

Die vier saßen eine weitere Viertelstunde lachend zusammen, bis Susi und Anja jeweils ihr zweites Bier geleert hatten und Roxy vorschlug, runterzugehen um eine Runde Billard zu spielen. Die beiden anderen Frauen waren gleich begeistert, also stimmte auch Marion zu.

Glücklicherweise musste man sich auf dem Weg von der Treppe zum Billardzimmer nicht durch die Tanzfläche kämpfen. Vielmehr lag er rechts des Ganges, der vom Vorraum in den Hinterhof zu führen schien. Gegenüber lagen die Toiletten.

Auch das Billardzimmer war gut besucht, und alle vier Tische belegt. „Schade..." rief Roxy, aber zeigte im gleichen Moment schon in die gegenüberliegende Ecke. „...wie wär's mit Tischfußball?"

„Klar, warum nicht?" rief Susi. Marion und Anja stimmten auch zu.

Es musste weit über zwanzig Jahre her sein, dass Marion zuletzt Tischfußball gespielt hatte. Damals im Freibad mit den Schulkameraden. Sie wusste gar nicht, dass es die Dinger heute noch gab. Wo doch überall Videospielkonsolen Einzug gehalten hatten.

Fast wie auf Kommando riss sie Roxys Frage aus den Erinnerungen:

„Mari-Schatzi, hast du das schon mal gemacht?"

„Ja, ist allerdings schon eine ganze Ecke her. Ich glaub, ich muss mich da erstmal wieder reinfinden."

Schnell waren zwei Mannschaften gebildet. Natürlich spielten Roxy und Marion gegen Susi und Anja. Wie nicht anders zu erwarten war, stellte sich ihre unvergleichliche Geliebte auch hier als absolutes Talent heraus. Nur weil Susi viel Übung zu haben schien, konnte sie Roxys gnadenlosen Angriffen ein wenig Paroli bieten. Und während Marion überraschend schnell die längst verloren geglaubte Spielpraxis zurückerlangte, war Anja mit ihren beiden Stangen und dem flinken Ball heillos überfordert.

Die erste Partie endete zehn zu null. Marion freute sich bei jedem Tor wie eine Teenagerin und fiel der johlenden Roxy um den Hals. So viel Spaß hatte sie schon ewig nicht mehr. Auch wenn es ein sehr unfaires Kräfteverhältnis war, gaben ihre beiden Gegnerinnen ihr Bestes und freuten sich als faire Verliererinnen mit.

Nach einem langen, tiefen Trostkuss von Susi für ihre Anja, schlug sie vor, die Mann- bzw. Frauschaften für die nächst Partie umzustellen. „Jung gegen alt, okay?" rief sie, und die beiden jüngeren johlten umgehend ihre Zustimmung.

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