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Neugier

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Ein Einzug mit unerwarteten Folgen.
25.4k Wörter
27.1k
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"Na, wenn du kein Bargeld hast... hübsche Braut wie du, kannst mir fürs Rauftragen auch einen blasen... fürs Aufbauen musste dann schon mehr leisten...", kriegte ich mit, als ich zu einer relativ bizarren Szene stieß.

Vor unserem Hauseingang standen etliche große Pappkartons, wahrscheinlich mit Möbeln, denn auch eine große Matratze und passender Lattenrost waren unter Klarsichtfolie sichtbar. Dazwischen stand eine junge rothaarige Frau, die mit hängendem Unterkiefer das "Sonderangebot" des dummdreisten Fahrers vernommen hatte.

Ich wollte schon einschreiten, aber da hatte sie sich bereits gefangen.

"Natürlich, welche Frau träumt nicht davon, von einem schwitzigen, bier-bäuchigen Halbaffen zu sexuellen Handlungen erpresst zu werden. Jetzt verzieh dich, sonst kriegst du außer der Beschwerde, die so sicher wie das Amen in der Kirche ist, noch ein paar Schellen, du Vogel."

"Du blöde Schlampe..."

"Ehm... die Dame wünscht deinen Abgang, guter Mann", mischte ich mich ein, während ich von inneren Lachkrämpfen geschüttelt meinen Briefkasten aufschloss. "Den ich dringend empfehlen würde. Wie von weiteren Aussagen, jetzt vor Zeugen, abzusehen."

Der Typ dreht seinen aus welchen Gründen auch immer roten Kopf nun in meine Richtung, und dachte wohl einen Moment darüber nach, was er tun sollte. Er suchte nach Worten, fand sie nicht, machte dann vor sich hin fluchend tatsächlich den gewünschten Abgang.

Schwang sich in seinen kleinen Lkw und brauste davon. Sie schüttelte sich, und sah mich dankbar an.

"So etwas habe ich auch noch nicht erlebt. Ich danke Ihnen... ich... wir sind wohl Nachbarn, ich ziehe gerade ein...", begann sie.

"In den dritten Stock? Dann in die Wohnung genau neben meiner. Herzlich willkommen, ich bin der Fabian."

"Doro, angenehm. Das war echt unglaublich... ich dachte, ich bin im falschen Film."

"Das Kleingedruckte nicht gelesen? Das 'nur bis zur Haustür' ist leider mittlerweile Standard. Für ein ordentliches Trinkgeld lässt sich das natürlich umgehen."

"Ja, das hat er auch gesagt, bevor ich gestehen musste, dass ich kein Bargeld im Haus hatte, außer dem Fünfer, den ich ihm geben wolle. Ich habe das Ganze noch in Amerika übers Internet bestellt und bin ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass alles im Preis mit drin war. Oh Gott... und was mache ich jetzt mit dem ganzen Krempel..."

"Kein Thema, das kriegen wir schon rauf. Bei der Matratze müsstest du mit anfassen, den Rest bekomme ich alleine hin."

"Wirklich? Das kann ich doch nicht annehmen... und selbstverständlich fasse ich bei den anderen Sachen mit an. Es ist doch eine ganze Menge."

Ich musste schmunzeln. Gut, ich war nicht gerade Schwarzenegger, aber dieses vielleicht eins fünfundfünfzig große, zarte Persönchen wollte ich nun nicht einer solchen Schlepperei aussetzen.

"Schauen wir mal. Ich habe schon ganz andere Sachen bewegt. Hast du die Tür oben offengelassen? Die Haustür hat so einen Klemm-Mechanismus, musst du nur ganz weit aufmachen und runtertreten."

"Ja, habe ich, ich ging davon aus, dass mindestens zwei Burschen die Möbel rauftragen würden. Ich finde das ja toll, dass du mir helfen willst, aber... ich weiß gar nicht, wie ich dir danken soll."

"Oh, mir würde schon ein Hand-Job reichen. Öffnest du die Tür?"

Sie sah mich für einen Moment konsterniert an, und fing dann an zu lachen, als sie begriff, dass ich das selbstverständlich nicht ernst gemeint hatte.

"Du bist ja lustig. Im Ernst, du bist ein Lebensretter. Ich habe hier in Berlin gar keine Freunde oder Bekannte. Ich hätte nicht einmal gewusst, wen ich fragen könnte."

"Amerika, hm? Klingt interessant. Kannst du mir gerne erzählen, aber erstmal sollten wir die Sachen hochbekommen. Lass uns am besten gleich mit der Matratze beginnen. Ich würde sagen, wir nehmen sie hochkant und du gehst voraus. Sag Bescheid, wenn du eine Pause brauchst. Das Treppenhaus ist Gott sei Dank gut für solche Aktionen."

Sie nickte und wir machten uns frisch ans Werk. Na, da hatte ich sie wohl doch ein bisschen unterschätzt. Einen Schwächeanfall bekam sie nicht, obwohl es eine Doppelbett-Matratze war und wir über das Geländer hieven mussten. Pausen wollte sie ebenfalls nicht.

Warum macht man das als Mann bloß, dass man den Helden rauskehren muss, bei solchen Geschichten? Am nächsten Tag würde ich sicher vor Kraft kaum laufen können. Ich lehnte ihre Hilfe selbst bei langen Teilen ab und quälte den ganzen Schmadder die Treppen hoch.

Sie nahm milde protestierend dann kleinere Pakete, und betrachtete sorgenvoll mein sicher stark gerötetes und verschwitztes Gesicht. Die Wohnung war tatsächlich bis auf zwei Koffer komplett leer. Hatte ein Zimmer mehr als meine.

Sie erzählte, dass am Folgetag, also dem Freitag, die Küchenteile und Elektrogeräte geliefert werden sollten, allerdings von einem anderen Händler. Dort hingegen hatte sie nicht vergessen, den Aufbau zu organisieren. Sitzmöbel und ähnliches sollten dann am Samstag kommen.

Was wir hochgeschleppt hatten, waren im Grunde ihr Schlafzimmer und Regale für das Wohnzimmer, sowie einen Schreibtisch. Einen sehr soliden Schreibtisch, der mir auf den letzten Treppenstufen schon die Knie weich werden ließ. Gute Güte.

"Fertsch. Alles in der guten Stube", stellte ich befriedigt fest.

Betrachtete sie zum ersten Mal richtig. Relativ schnieke Hose und Bluse, ziemlich geschminkt, das rote Haar zu einer kunstvollen Steckfrisur drapiert. Echtes rotes Haar, wie an den Augenbrauen, dem hellen Teint und den unzähligen Sommersprossen abzulesen war.

Über einen der Koffer hatte sie die Jacke des Hosenanzugs gelegt. Auch sie sah leicht verschwitzt aus.

"Nochmal danke. Ich wüsste echt nicht, was ich ohne dich gemacht hätte."

"Ich weiß aber, was wir jetzt machen. Nämlich gehen rüber in meine Wohnung, trinken erstmal was Kühles, und hinterher setze ich gerne einen Kaffee auf, wenn du möchtest."

"Das... würde ich unter normalen Umständen nicht annehmen wollen, aber jetzt könnte ich ein Wasser oder so gut gebrauchen. Ja, danke. Du bist echt ein Schatz."

"Das ist doch selbstverständlich. Ich freue mich, jetzt so eine nette Nachbarin zu haben. Ich helfe dir gern, wo ich kann. Völlig ohne sexuelle Gegenleistungen."

"Das ist ja beruhigend. Das wäre auch... nun gut, lass uns ruhig rüber. Ich bin ja neugierig, wie deine Wohnung aussieht."

"Kleiner, nur zwei Zimmer. Aber das Wohnzimmer ist vielleicht sogar etwas größer als deins. Wirst du ja jetzt sehen."

Ich führte sie in mein Reich und war ganz happy, dass ich am Vorabend den ganzen Abwasch gemacht hatte. Da ich in der Regel nicht so viele Besucher hatte, konnte ich das sehr ökonomisch gestalten. Geschirr hatte ich auf jeden Fall mehr als genug. Lust zum Abwaschen eher nicht.

Für einen Geschirrspüler hatte der knappe Platz in der Küche nicht gereicht, wohl aber für einen ansprechend großen Kühlschrank, aus dem ich nun vorsorglich gleich zwei Flaschen kühlen Mineralwassers in das Wohnzimmer brachte, wo Doro es sich bequem gemacht hatte.

Dankbar nahm sie das Wasser entgegen.

"Wann machst du deinen Hauptumzug?"

"Das ist er. Ich richte mich komplett neu ein. Ich habe zwar noch Sachen bei Freunden in Bielefeld untergestellt, aber die hole ich nach und nach mal, oder sie bringen was mit, wenn sie mich besuchen. Ich habe vier Jahre im Ausland gelebt, zuletzt eins in Washington."

"Journalistin?"

"Nein, ich war bei der deutschen Botschaft beschäftigt. Ich habe hier jetzt aber eine richtig gute Stelle beim Auswärtigen Amt bekommen, in der Europaabteilung, und so bin ich halt wieder in Deutschland. Ist ein ganz schöner Kulturschock, vor allem nach solchen Erlebnissen wie dem eben."

"Na, an schrägen Vögeln mangelt es den Amis doch wohl ebenfalls eher nicht. Verstehe, du hast bisher in einem Hotel gewohnt, oder bist du gerade erst angekommen?"

"Ja, im Hotel. Da bin ich heute ausgecheckt, das war vielleicht ein bisschen zu optimistisch."

"Wieso, es ist doch jetzt alles da. Wenn du willst, helfe ich dir beim Aufbauen auch. Meine Möbel kamen hier schließlich genauso an."

"Schön hast du's hier. Zwei Bildschirme? Gamer?"

"Nee, ich arbeite von zuhause aus. Schon seit vier Jahren."

"Das werde ich auch. Jetzt in der Einarbeitungszeit muss ich natürlich noch ins Büro, aber danach soll es ebenfalls ein reiner Heimarbeitsplatz werden."

"Es ist hier wunderbar ruhig im Haus, von der Straße kriegt man bei der Lage unserer Wohnzimmer kaum was mit. Zieht denn noch ein Partner oder eine Partnerin ein, oder hattest du das dritte Zimmer als Arbeitszimmer gedacht?"

"Genau, so ist das geplant. Ein Arbeitszimmer", erklärte sie. "Und eine Partnerin habe ich derzeit leider nicht."

Ah, richtig getippt.

"Echt, würdest du das machen... ich wäre dir echt dankbar. Ich habe zwar selbst schon das eine oder andere Ikea-Regal zusammengeschraubt, aber ich entsinne mich sehr deutlich, selten so viel in meinem Leben geflucht zu haben wie dabei."

"Das kenne ich, es ist eine Wissenschaft für sich. Aber mittlerweile bin ich nicht mehr so ungeduldig, wie ich in jungen Jahren war, organisierter, und dann flutscht das irgendwie besser. Boah. Ich war ganz schön ausgetrocknet. Soll ich uns jetzt einen Kaffee machen?"

"Oh, gerne sogar. Sind hier alle so nett im Haus?"

"Die unten wohnen kenne ich nur vom Sehen und Grüßen. Über uns wohnt ein ganz ruhiger Typ, der ist soweit ganz nett, wir nehmen immer gegenseitig Pakete füreinander an. Das ist so das Ausmaß der Hausgemeinschaft, wie ich sie bis jetzt kennengelernt habe. In deiner Wohnung hat vorher ein Paar mit zwei Kindern gewohnt. Die waren auch ganz lustig, besonders die Kinder."

"Halte ich dich jetzt eigentlich von der Arbeit ab?"

"Nee, du hast Glück, ich habe mir heute einen Tag Urlaub genommen, ich musste einen neuen Personalausweis beantragen. Meiner war tatsächlich schon mehr als ein Jahr abgelaufen. Das hat gleich ordentlich gekostet. Nimmst du Milch und Zucker?"

"Weder noch. Du lebst allein?"

"Ja, ich bin seit sechs Jahren Witwer."

"Oh, das tut mir leid."

"Es ist wie es ist. Kuchen oder so habe ich nicht da, aber solche Waffeln, die man in den Toaster schmeißen kann. Kann ich dich damit locken?"

"Mach so weiter, und du kriegst mich hier nie wieder weg. Ja, gerne."

"Die schmecken natürlich am besten mit Nutella oder Marmelade drauf, ich habe aber auch Puderzucker."

"Nutella. Wunderbar. Ich muss nachher erstmal einkaufen gehen. Nur habe ich nicht wirklich bedacht, dass ich noch gar keine Küche habe, oder einen Kühlschrank, wo ich was reinpacken könnte. Irgendwie ist mir mein legendäres Organisationstalent in den letzten Jahren abhandengekommen."

"Auch da helfe ich dir gerne aus. Lade dich heute Abend zum Essen, und morgen früh zum Frühstück ein."

"Sechs Jahre sind eine lange Zeit für einen Mann wie dich, allein zu sein", meinte sie lächelnd. "Eigentlich kaum zu glauben."

"Nicht, wenn man seine Frau so sehr geliebt hat wie ich. Immer noch liebt."

"Verstehe. Das muss wirklich schwer für dich gewesen sein. Das klingt jetzt sicher völlig unsensibel, aber davon träume ich. Von einer Frau, die mich so sehr liebt wie du deine. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Und es ist Berlin. Ich bin in Berlin. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie ich mich darauf gefreut habe, hier leben und arbeiten zu können."

"Ich drücke dir die Daumen, dass du sie findest. Wollen wir denn langsam mit dem Zusammenschrauben beginnen? Du hast da doch einiges, was zusammengesetzt werden will."

"Ja, da hast du Recht. Ich muss mich natürlich umziehen, in den Klamotten möchte ich das nicht tun. Ich hatte heute Morgen eine kurze Orientierungsveranstaltung."

"Empfiehlt sich. Na, heute abend wirst du die Sachen schon in deinen Kleiderschrank hängen können, verlass dich drauf. Und in deinem schönen, neuen Bettchen schlafen. Hast du Werkzeug da? Einen Box-Cutter, um die Dinger aufzumachen und hinterher die Pappe gleich klein zu machen?"

"Absolut nichts. Ich schäme mich ja langsam."

"Ach Quatsch. Ich hab alles da, nur darum ging's, wollte wissen, was ich mitnehmen sollte."

Ich holte meine Werkzeugkiste und nahm sie dann kurzentschlossen komplett mit. Man wusste ja nie, was man brauchen würde. Wir beschlossen, mit den Schlafzimmermöbeln zu beginnen. Sie stand bei ihren Koffern und fing an, sich die Bluse aufzuknöpfen.

Ich drehte mich also artig von ihr weg und öffnete die Schrankteilpakete. Machte wie angedroht gleich die Pappen klein, sichtete schon mal die Schrauben und Verbindungsstücke, mit denen ich es zu tun bekommen würde. Dann tauchte Doro neben mir auf.

Sah in T-Shirt und Leggins gleich ein paar Jahre jünger aus. Und lockerer. Wir wurden ein hervorragendes Team, die Arbeit ging total gut von der Hand. Wir unterhielten uns dabei durchgängig, ich erzählte ihr von Mareike.

Sie von Washington und der letzten Frau, mit der sie zusammen gewesen war. Als wir schließlich gegen sechs in meine Wohnung rübergingen, war das Schlafzimmer komplett aufgebaut. Einen guten Geschmack hatte sie auch, wunderbares helles Naturholz, das traumhaft duftete. Schade, dass sich dieser Geruch so schnell verlor.

"Hast du eigentlich Bettzeug?", fragte ich sie, während ich den Reis aufsetzte.

"Nein, ich habe so ein Reisekissen und eine Campingdecke, das sollte für heute Nacht reichen. Morgen muss ich dann richtig fett einkaufen gehen. Es ging zeitlich vorher nicht, ich habe erst gestern den Schlüssel bekommen."

"Unsinn, die erste Nacht im neuen Bett soll es richtig kuschlig sein, ich leih dir was."

"Langsam bin ich froh, dass ich so luschig bin. Sonst hätten wir uns nie so schnell angefreundet."

Ja, da hatte sie absolut Recht. So fühlte sich das an. Als ob wir alte Freunde wären. Eigenartig. Normalerweise war ich Fremden gegenüber reservierter. Aber sie hatte eine wunderbar direkte und natürliche Art, die mich in ihrer Nähe entspannen ließ. Das schien ihr genauso zu gehen.

"Das bin ich auch. Du kannst jetzt gerne weiter so luschig sein, wie du möchtest, du weißt, wo du mich findest. Lampen waren auch noch nicht dran, wenn ich mich recht entsinne?"

"Nur im Bad. Stimmt. Wahnsinn, an was man alles denken muss. Ich habe meist möbliert gewohnt, oder in einer bereits etablierten WG."

"Du kannst eine Schreibtischlampe von mir mitnehmen. Und jetzt vielleicht mal Teller aus dem Hängeschrank holen, und Besteck aus der Schublade hier? Ich bin gerade an der Pfanne gefragt."

"Klar. Mmh. Das riecht gut."

Sie tauchte neben mir am Herd auf, kam ganz dicht an mich heran und küsste mich auf die Wange.

"Danke dir für alles."

"Vorsichtig. Ich verwöhne gerne Frauen. In jeder Beziehung."

"Du wirst lachen, ich auch."

"Ja, Frauen sind klasse. Wenn ich eine Frau wäre, wäre ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch eine Lesbe."

"Das glaube ich dir aufs Wort."

"Wollen wir nach dem Essen noch den Schreibtisch angehen?"

"Ach Fabian, du hast den ganzen Tag schon mit mir gewühlt. Ich denke, wir haben für heute genug getan, oder?"

"Ganz wie du möchtest. Et voilà. Lass es dir schmecken."

Das tat es nach ihrem Bekunden und auch augenscheinlich. War das schön, mal wieder jemanden verwöhnen zu dürfen. Jemanden zum Lachen zu bringen. Mit jemandem ein Stück Gegenwart zu teilen. Mareike fehlte mir. Nicht ein anderer Mensch. Aber das hier und der hier waren gerade mehr als nur willkommen.

"Auch wenn wir nichts mehr tun, brauchst du nicht allein in der leeren Wohnung rumzusitzen", gab ich ihr zu verstehen, nachdem wir ihr Bett bezogen und die Lampe angeschlossen hatten.

"Ich will dir doch nicht schon gleich am ersten Tag auf die Nerven gehen."

"Dazu fehlt dir jegliche Kapazität. Mein Sofa ist bequem. Ich habe keinen Alkohol im Haus, aber eine größere Auswahl feinster Teesorten, wenn dich sowas begeistern könnte."

"Auf jeden Fall. Keinen Fernseher, übrigens?"

"Einen Beamer. Unter der Decke, hast du den nicht bemerkt? Ich schaue allerdings kein Fernsehen, nur Netflix und so."

"Oh, ich habe das Gefühl, ich werde öfter in deiner als in meiner Wohnung sein."

"Damit würdest du mir sehr viel Freude bereiten."

"Aber nicht mit meinem augenblicklichen Körpergeruch. Vielleicht könnten wir beide eine Dusche vertragen, was meinst du?"

"Du musstest schließlich unbedingt Naturholz bestellen. Aber ja, das ist eine gute Idee. Brauchst du ein Badetuch?"

"Nein, das habe ich tatsächlich mal dabei. Ich komme dann so in einer halben Stunde rüber?"

"Das passt ganz gut in meinen Terminplan."

Wir schauten einen Film auf Netflix. Mein Sofa hatte eine L-Form, weil man es in ein großes Doppelbett verwandeln konnte. Ich saß auf dem kürzeren, sonst nur als Fußteil genutzten Teil, und sie auf dem längeren. Zunächst mit den Füßen zu mir, während wir uns beim Film schlapplachten.

Gegen Mitte des Films drehte sie sich anders herum und kuschelte sich an meiner Schulter an. Ich legte ganz automatisch den Arm um sie. Sie schnüffelte an mir.

"Alles okay?"

"Ich liebe den Geruch frischgeduschter Menschen. Ich bin ein bisschen seltsam, daran musst du dich gewöhnen."

"Das ist überhaupt nicht seltsam. Ich mag den Geruch deines Shampoos. Kokos?"

"Ja, genau. Hihi, der Film ist echt gut. Kanntest du ihn schon?"

"Nein, ich schaue eigentlich mehr Serien."

"Oh, das hast du jetzt nicht gesagt, oder? Noch ein Serientäter. Ich werde hier nie mehr rauskommen."

"Hier ist Platz genug, wie du siehst. Du bist immer willkommen."

Sie lächelte mich an, und dann kriegten wir wegen einer lustigen Szene einen kleinen Lachanfall. Es wurde ein schöner ruhiger Abend, wir unterhielten uns noch vielleicht eine Stunde nach dem Film, und lachten weiter viel.

Dann verabschiedete sie sich, und strebte der ersten Nacht im neuen Zuhause entgegen. Ich war schon fast entschlummert, als es an der Tür klopfte. Nicht klingelte, klopfte. Ich stand auf und ging zur Tür. Doro stand im Nachthemd vor meiner Tür.

"Hey. Alles okay? Brauchst du irgendwas?"

"Ja. Kommst du mit rüber? Ich will die erste Nacht da nicht allein verbringen."

"Ach so? Ehm... ja klar, warum nicht. Ist es dir unheimlich?"

"Nein. Aber es kann noch schöner sein. Ich fühl mich unbeschreiblich wohl mit dir. Ich sag doch, ich bin etwas seltsam."

"Dann sind wir es wohl beide, denn das geht mir nicht anders. Okay, ich hole dann meinen Schlüssel und mein Handy."

Eine Minute später kuschelten wir in diesem herrlich nach dem frischen Holz riechenden Schlafzimmer unter der geliehenen Bettdecke. Nichts weiter, wir kuschelten, redeten nicht, streichelten uns nicht, gar nichts. Schlummerten einfach so zusammen ein.

Ich erwachte doch halbwegs desorientiert. Das grinsende Gesicht, das über mir auftauchte, brachte aber schnell die Erinnerung zurück, wo und mit wem ich mich da befand.

"Morgen. Du schnarchst nicht."

"Das freut mich zu hören. Guten Morgen."

"Ich wusste jetzt nicht, wann du aufstehen musst. Ich habe ja noch nicht angefangen zu arbeiten, erst Montag geht es los."

"Ich hab Gleitzeit. Wie spät ist es?"

"Halb acht."

"Oh, zu der Zeit habe ich meist schon eine Stunde gearbeitet. Spielt aber keine Rolle, wie gesagt. Also, in deinem Bett schläft es sich wirklich wunderbar. Das war ein guter Kauf."

"Ne? Finde ich auch. Das ist auch toll, hier nicht alleine aufzuwachen. Danke nochmal, dass ich dich hierher entführen durfte."

"Aber gerne doch. Ich würde sagen, dann mach ich uns mal Frühstück. Oder möchtest du erst unter die Dusche?"

"Nö, wir haben doch relativ spät abends geduscht", meinte sie und kletterte aus dem Bett.

Wühlte kurz in dem geöffneten Koffer. Und zog sich dann das Nachthemd über den Kopf. Oh. Nackt war sie nicht, sie trug einen kleinen Baumwollslip. Und drehte mir den Rücken zu. Einen ausgesprochen hübschen Rücken allerdings.

Vielleicht schaute ich deshalb nicht gentlemanlike zur Seite.

"Ich muss das nach dem Frühstück alles einräumen", meinte sie, als sie sich mir zudrehte.

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