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No-LIMIT-Rooms 01

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„Aber natürlich! Dort, gleich hinter ihnen befinden sich die Toiletten."

„Vielen Dank!"

Sofort verschwand ich durch die angezeigte Tür. Die Räume waren hell, sauber, und rochen gut, obwohl sie keine Fenster hatten. Ein großer Spiegel über einem großzügigen Waschbecken ermöglichte mir, mein Make-up zu erneuern. Leider hatte ich nicht an Wechselkleidung gedacht. Daher zog ich mir Bluse und BH aus, wusch meinen Oberkörper und trocknete mich mit Papierhandtüchern ab, bevor ich mich wieder anzog. Nach einem abschließenden, prüfenden Blick in den Spiegel, begab ich mich wieder in die Lobby.

Als ich wieder die Lobby betrat, stand eine schwarzhaarige, mittelschlanke Frau vor dem Empfang. Sie trug ein geschmackvolles, weißes Kostüm, Perlenkette, Perlenorhrringe und extrem hochhackige Schuhe, welche bestimmt genauso teuer wie ihr Kleid gewesen waren. Sie mochte ein wenig kleiner als ich sein, doch ihre Schuhe glichen das aus. Ich schätzte sie auf Anfang 40.

Sie trug ein perfektes Make-up, was ihr hübsches Gesicht zusätzlich betonte, sie aber trotzdem nicht mädchenhaft aussehen ließ. Sie hätte so in jeder Aufsichtsratssitzung eines großen Konzerns als Geschäftsführerin durchgehen können.

Mit geöffneter Hand kam sie mir entgegen, um mich zu begrüßen. „Ah, guten Tag Johanna! Ich bin Rebecca! Freut mich, dass du es pünktlich geschafft hast. Darf ich dir vor der Führung noch eine Erfrischung anbieten, Kaffee vielleicht?"

Ich ergriff die dargebotene Hand. Sie hatte einen überraschend festen Griff für eine Frau und drehte ihr Handgelenk etwas nach oben, als wir uns die Hände schüttelten. Eine Geste, die ich zu deuten wusste. Diese Frau war eine Domina!

Ihr dezentes Parfum, was sicher auch nicht billig gewesen war, drang mir angenehm in die Nase. Diese Frau strahlte Macht, Vermögen und Selbstsicherheit aus. Zweifellos war sie hier die oberste Chefin.

Ich war einen Moment lang verunsichert, denn ich hatte nicht erwartet, gleich von der Chefin persönlich begrüßt zu werden. War das hier so üblich?

„Guten Tag! Danke, nein. Ich habe gerade erst auf dem Weg hierher etwas gefrühstückt. Aber, werden denn alle Interessenten hier gleich von der Chefin persönlich begrüßt?"

Ihr glockenhelles Lachen erfüllte die Lobby.

„Was hätte eine Chefin denn sonst den ganzen Tag zu tun?" Sie blinzelte, um zu zeigen, dass sie einen Scherz gemacht hatte.

Pflichtschuldig lächelte ich. Trotzdem entging mir nicht, dass sie meine Frage nicht eindeutig beantwortet hatte.

„Nun komm, ich zeige dir die infrage kommenden Apartments. Und du kannst mir dann weitere Fragen stellen."

Mit einladender Geste deutete sie zum Aufzug.

Nachdem sie mir die normalen Apartments, die Freizeiträume und den Wellnessbereich gezeigt hatte, fuhren wir mit dem Aufzug überraschender weise in den Keller.

„Der Keller hat mehrere Untergeschosse," erklärte sie mir mit ruhigem Tonfall. „In der ersten Ebene findest du die Räume für die Wäsche, die Abfallbehälter, und alles was die Hausverwaltung so benötigt. Falls du ein Fahrrad besitzt, kannst du das da auch sicher unterstellen. Aber interessanter sind die Ebenen darunter."

Ich blickte auf die Knöpfe des Aufzuges, die nur eine Kelleretage und die Ebenen Erdgeschoss bis zur 5. Etage anzeigten.

Sie bemerkte meinen Blick. „Nein, für die tieferen Untergeschosse gibt es hier keine Knöpfe."

Fragend schaute ich sie an.

„Hast du dich nicht über die Verschwiegenheitserklärung gewundert, welche du zurücksenden musstest?"

„Etwas!", gab ich zu.

„Nun, unser Haus ist -- im Prinzip -- völlig legal. Wir vermieten Apartments, bieten unseren Mieterinnen technischen Service. Auch Anlage- und Steuerberatung. Drogenmissbrauch und Prostitution im Haus wird nicht geduldet, und führt zum fristlosen Ende eines Mietvertrages.

Ungeduldig winkte ich ab: „Ich kenne den Katalog, sonst wäre ich nicht hier. Außerdem bin ich weder neu, noch unerfahren im Webcam-Geschäft. Die Konkurrenz ist hart, die Gewinne sind niedrig, was also rechtfertigt die absurd hohen Preise für ein Apartment hier? Wenn mir eine Bekannte nicht den Tipp gegeben hätte, dass ich hier ein Vermögen verdienen kann, hätte ich darüber gelacht."

Dieses Mal zog sie eine Augenbraue hoch. „Dieses Haus ist auf Fetisch spezialisiert."

Ich wartete.

„Und SM."

„Ja", warf ich ungeduldig ein, „das ist mir bekannt."

„EXTREMEN Fetisch!", verdeutlichte Rebecca. „Wir haben eigene Ärzte im Haus, einen 24/7 Notfalldienst ohne Fragen zu stellen. Wir haben hier die Studios der No-LIMIT-Rooms!"

Überrascht sah ich sie an: DAS war es also? Natürlich kannte ich die Webseite. Ein Insex Nachfolger, harte BDSM-Pornos für zahlungskräftige Kunden. Eine Mitgliedschaft hatte ich mir bisher nicht geleistet, aber es kursierten Bilder und Videos davon frei im Netz.

„Ernsthaft? Hier in Deutschland?" Mein Tonfall verriet deutlichen Unglauben. „Und die Behörden dulden das?"

Rebecca lachte laut auf.

„Das Gesundheitsamt ist regelmäßig hier, Polizeirazzien hatten wir hier auch schon und die Steuerfahndung auch. Ich kann wirklich nur jedem Mieter empfehlen, die Bücher sauber zu halten. Von unserer Seite ist alles legal, bis...", sie zögerte, „...natürlich auf die Rooms. Die Existenz hier ist den Behörden nicht bekannt und sollte es denen bekannt werden, wäre das natürlich das Aus für diesen Standort."

„Diesen Standort?", warf ich fragend ein.

„Natürlich gibt es mehrere Standorte. Die Rooms sind international. Modelle aus anderen Ländern und Kontinenten müssen nicht unbedingt nach Deutschland reisen, um in den Rooms aufzutreten. Was natürlich auch die Geheimhaltung des Studiostandorts erleichtert."

„Aber es gibt doch Publik-Sessions mit live Gästen. Die müssen doch die Standorte kennen?"

Rebecca lachte. „Ok, ich sehe, du kennst die Rooms. Die Gäste kennen die Länder, bestenfalls die Regionen, nicht aber die genauen Standorte", erklärte sie. „Die werden stundenlang in geschlossenen Fahrzeugen herumgefahren, bevor sie am Ziel sind. Manche Sessions werden auch in extra angemieteten Räumen oder Theatern abgehalten. Der genaue Standort der Studios bleibt Eingeweihten vorbehalten."

Mir wurde ein wenig flau im Magen. Rebecca schaute mich an.

„Angst?", fragte sie. „Du fragst dich, warum ich dir jetzt den Standort einfach so verrate?"

Vorsichtig nickte ich.

„Du wurdest eingeladen. Hier wohnt keiner, der nicht eingeladen und durchleuchtet wurde. Ohne das hättest du nicht mal den Katalog bekommen."

Abwartend stand sie da. Ihr Blick war durchdringend.

„Was?" Meine Stimme überschlug sich vor Nervosität.

Übertrieben seufzend zog sie weitere Unterlagen aus der Mappe, die sie unter dem Arm trug. Inzwischen waren wir im Kellergeschoss angelangt und vor uns lag der übliche Miethauskeller. Rebecca schritt aus dem Aufzug und wandte sich nach rechts den Gang entlang. „Komm!", sagte sie nur.

2 Der Keller

Von links erklangen Schritte. Eine junge, brünette Frau, Anfang 20, mit grünen Augen, weitem, blauen Pullover, rosa Jogginghose und rosa Badelatschen kam mit einem vollen Wäschekorb den Gang herunter. Rebecca wandte sich um. „Hallo Fredi!"

Die Brünette legte den Kopf schief. „Frischfleisch?", fragte sie.

Rebecca lächelte, doch ihr Lächeln erreichte ihre Augen nicht. „Eine neue Mieterin, -- vielleicht. Das klären wir jetzt."

Die Brünette nickte und drängte sich an mir vorbei zum Aufzug. Plötzlich rutschte ihr der Wäschekorb aus den Händen. Schnell bückte ich mich, um ihr beim Aufsammeln der Wäschestücke zu helfen. Es waren kostbare Unterwäschestücke dabei.

„Wenn ich du wäre, würde ich jetzt umkehren und vergessen je hier gewesen zu sein!", raunte sie mir im Flüsterton zu, riss mir den schwarzen Seidenslip-Ouvert aus der Hand und betrat, ohne sich noch mal umzusehen, den Aufzug.

Ich richtete mich auf und betrachtete Rebecca, die in einigen Schritten Entfernung auf mich wartete. Sie wedelte ungeduldig mit den Papieren und deutete auf eine Tür. „Kommst du?" Sie schien nichts gehört zu haben. Zögernd folgte ich ihr. Wir betraten einen kleinen Raum, spärlich eingerichtet mit einem Tisch, drei Stühlen und einem TV. Rebecca schloss die Tür. „Hier kann man warten, wenn die Wäsche noch nicht fertig ist. Allerdings herrscht hier absolutes Rauchverbot." Sie deutete auf den Rauchmelder an der Decke.

„Ich rauche nicht", antwortete ich knapp.

Rebecca nickte. „Stimmt, ich vergaß."

Verwundert hob ich eine Augenbraue. Rebecca zog sich einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. Mit der Linken deutete sie auf den gegenüberliegenden Platz. Beiläufig erklärte sie: „Ich sagte doch, ohne durchleuchtet worden zu sein, erhält hier niemand eine Einladung. Und jetzt kommt der Punkt, an dem du die letzten, entscheidenden Fragen stellen kannst und auch mir meine Fragen beantworten musst!"

Mir schossen tausend Fragen durch den Kopf, und wusste nicht, welche ich zuerst stellen sollte.

„Na gut, dann stelle ich die Fragen", eröffnete Rebecca nach einer kurzen Wartezeit. „Die wichtigste Frage zuerst, möchtest du überhaupt mehr wissen? Du kannst jetzt einfach Nein sagen, aufstehen, wir schütteln uns die Hände, ich begleite dich zur Haustür und du vergisst, was ich dir die letzten fünf Minuten erzählt habe. Das habe ich nie gesagt und du wirst niemals jemandem davon erzählen. Alles andere darfst du natürlich gerne erzählen", sie deutete lächelnd nach oben.

„Das ist ja kein Geheimnis. Wenn du meinst, da wäre jemand an einem Apartment mit ‚Keller' interessiert, nur zu.", die Betonung des Wortes ‚Keller' klang seltsam aus ihrem Mund. „Kontaktiere mich, nenn mir ihren Namen, gib uns die Daten, und wir werden prüfen, ob du eine Empfehlung geben darfst oder nicht. Natürlich gibt es eine kleine Provision, falls ein Mietvertrag zustande kommt!"

Sie tippte mit dem Zeigefinger auf die Papiere vor sich.

„Das ist ein Vermittlungsvertrag, den ich dir dazu jetzt anbiete. Der kann dir eventuell etwas einbringen, aber nicht viel und ganz bestimmt nicht sicher."

„Müssen die für die Rooms auch infrage kommen, oder können es gewöhnliche Camgirls sein?"

Rebecca lächelte, als hätte ich einen Scherz gemacht.

„Natürlich können wir auch hoch in mein Büro gehen, du unterschreibst den Standard-Mietvertrag für dein Apartment, machst dein Ding und gut ist."

Ich lachte auf: „Das kann ich mir überhaupt nicht leisten, das bekäme ich als Camgirl niemals rein, was ihr da an Miete verlangt."

„Schwer, aber nicht unmöglich", gab Rebecca zu. „Du bist beliebt, hübsch, hast ausgefallene Vorlieben und weißt dich zu vermarkten. Mit unserem Service bleibt da was für dich übrig."

Sie machte eine kurze Pause und sah mir eindringlich in die Augen.

„Aber natürlich nicht mehr, als du schon jetzt verdienst. Deswegen wirst du kaum hierherziehen wollen. Obwohl, wir haben Mieter, die keine Shows im Keller machen, die arbeiten nur oben. Du hast eben eine angetroffen."

„Die Brünette?"

„Ja, Fredi", bestätigte Rebecca. „Sie kann tatsächlich davon leben, genießt den Rundumservice unseres Hauses, arbeitet aber auch bis zu 16 Stunden am Tag."

„Wäsche wascht Ihr aber nicht?", entfuhr es mir.

Rebecca lachte.

„Selbst das bieten wir an, aber jede Serviceleistung kostet. Wäsche ist ein Extra."

Ungemütlich schaute ich mich in dem kahlen Kellerzimmer mit den weiß gestrichenen Betonwänden um. Ich wedelte mit meiner rechten Hand herum. „Warum besprechen wir das hier, warum nicht oben im gemütlichen Büro alles Weitere klären? Das Ganze wirkt auf mich so..."

„Bedrohlich?", half mir Rebecca auf die Sprünge.

„Nein, unseriös, wollte ich sagen! Als solle ich ein Haustürgeschäft bei einem Drücker abschließen.

Völlig verblüfft sah sie mich an, bevor sie wieder herzlich zu lachen begann.

„Das hat mir noch keine gesagt, Johanna!", begann sie, als sie sich wieder eingefangen hatte. Doch schlagartig wurde sie wieder ernst.

„Um deine Frage von vorhin zu beantworten: Nein, es ist nicht üblich, dass ich hier die Hausführung übernehme und interessierten Bewerberinnen die Möglichkeit eröffne, in den Rooms aufzutreten. Normal wissen die Bewerberinnen vorher, dass wir die Rooms sind! Und ich habe wirklich viel zu tun. Daher möchte ich hier und jetzt eine Entscheidung von dir, ob du einen Vertrag anstrebst."

„Für die No-LIMIT-Rooms?", fragte ich vorsichtig.

„Wir nennen die intern nur Keller, oder Kellerstudios!", erklärte sie mir und nickte. Abwartend lehnte sich zurück.

„Wie läuft das ab?"

„Dir werden die Studios gezeigt und erklärt, wie die Shows ablaufen. Dann kommst du auf die Liste möglicher Models für die Drehs. Ein Mietvertrag in einem unserer Apartments ist nicht zwingend notwendig, aber erwünscht. In einer Probeshow darfst du dich beweisen. Kommst du bei den Zuschauern an, kannst du viel Geld hier bei uns verdienen. Sehr viel Geld! Deshalb bist du doch hier, oder"

Sie machte eine Kunstpause, blickte auf den Vermittlungsvertrag vor sich, schob ihn entschlossen zu mir rüber und lächelte mich unergründlich an: „Oder wählst du das hier, vergisst dieses einmalige Angebot und fährst zurück? Entscheide dich, jetzt!"

Ich schluckte nervös. Sie hatte recht, genau deshalb war ich offiziell hier. Einige Sekunden lang blickte ich auf den Vermittlungsvertrag, überflog das juristische Kauderwelsch. Im Grunde war der aber völliger Quatsch, gab einer Interessentin nur noch mal die Möglichkeit jetzt Nein zu sagen. Entschlossen schob ich ihn zu ihr zurück.

„Gut, ab in den Keller! Karten auf den Tisch, ich will sehen!"

Rebecca stand auf, sammelte mit einem Lächeln im Gesicht die Papiere vom Tisch und verstaute sie in ihrer Mappe. „Dass du pokerst, hat mich jetzt wirklich überrascht. Das stand nicht in deinem Dossier."

Es gab ein Dossier über mich? Holger hatte mit seiner Paranoia, was meine Vita betraf, recht behalten. Hier steckte wohl eindeutig noch mehr als die Rooms hinter. Beinahe zu spät beantwortete ich Rebeccas Bemerkung.

„Tue ich nicht. Ich schaue Filme!"

„Ah, natürlich." Sie öffnete die Tür und winkte mir, ihr zu folgen. Ohne zu zögern, ging sie den Gang entlang in einen anderen Kellerbereich. Vor einer Wand in einer kleinen Nische hielt sie an und drehte sich zu mir um. An der Wand waren Haken angebracht, an einem hing ein staubiger Hausmeisterkittel. „Tritt näher an mich ran!", befahl sie mir.

Ich trat in die Nische. Eine winzig kleine, grüne LED leuchtete über dem Haken auf. Rebecca streckte den linken Arm aus und hielt ihren Handrücken vor die Wand. Mit einem leisen Surren schwang die Betonwand vor uns weg und gab einen Gang frei, der zu einem weiteren Aufzug führte, eine Brandschutztür rechts daneben. Wir betraten den Aufzug, die Knöpfe zeigten die Ebenen 5, Erdgeschoss und 0 an, daneben befand sich eine Sensorplatte. Rebecca hielt ihren Handrücken vor die Sensorplatte, plötzlich leuchteten weitere Tasten auf einem kleinen TFT auf. Sie drückte -1. Die Aufzugtür schloss sich.

„RFID-Chip", erklärte sie kurz, „ohne entsprechende Berechtigung kommst du hier unten nirgends rein." Sie nickte nach oben, in die Ecke gegenüber der Aufzugtür. „Und natürlich ist hier alles kameraüberwacht."

Tatsächlich konnte ich eine kleine Linse in der Ecke erkennen.

„Wenn du den Sicherheitsleuten eine Freude machen willst, läufst du in deinen Arbeitsklamotten durchs Haus, ansonsten transportierst du deine Sachen in einer Tasche und wirfst dir einen Mantel über. Überwachungskameras in den Apartments sind per Gesetz verboten, das wird auch von der Polizei überprüft. Offiziell haben wir an den Eingängen Türkameras und im Parkhaus natürlich. Der 5. Stock ist die Büroebene, dort ist alles überwacht. Allerdings haben da normal nur die Hausangestellten was zu suchen. Mein Büro befindet sich ebenfalls dort. Dies ist der Expressaufzug, der bis zu meinem Büro fahren kann. Aber für dich fährt er nur von dieser Ebene bis zu den unteren Kellerebenen. Von oben kannst du nur mit besonderer Berechtigung direkt runter fahren."

Wieder stieg ein mulmiges Gefühl in mir auf, gleichzeitig war ich neugierig wie schon lange nicht mehr. Die Tür öffnete sich mit einem „Pling". Der Gang vor uns war etwa 3 Meter breit und hoch und hell erleuchtet, die Wände aus weiß getünchtem Beton. An der Decke liefen Lüftungsrohre und Kabelbrücken entlang. Der Bodenbelag war irgendein glatter Kunststoff.

„Industriebelag, lässt sich leicht und gründlich reinigen, egal was da drauf tropft", erklärte Rebecca.

Links und rechts gingen in regelmäßigen Abständen nummerierte verschiedenfarbige Türen ab. Über jeder leuchteten rote oder grüne Lampen. „Das sind die Studios: weiße Türen Klinik, schwarze Mittelalter, braune Nazi, graue Modern und blaue Future." Sie deutete in die andere Richtung: „Da hinten liegt der Fundus. Alle möglichen Outfits und Requisiten stehen zur Verfügung, vornehmlich für Gäste und Helfer. Von den Stars und Riggern erwarten wir, dass sie ihre eigenen Outfits und Toys mitbringen. Diese Studios sind nur für Online-Sessions mit maximal zwei oder drei Helfern geeignet. Deine normale Camshow wirst du wie gehabt in deinem Apartment abziehen, die Räume hier unten sind vornehmlich für die Rooms reserviert.

Als Producer eigener Shows kannst du die Studios für eigene Shows stundenweise buchen. Finanziell macht es natürlich einen Unterschied, ob du einfaches Model, Star einer Show, oder Producerin bist. Aber auch erfahrene Producer und Regisseure sind nicht frei, zu senden was ihnen gefällt. Ihre Show muss zu den Rooms passen. Jedes Script wird vorher von uns geprüft und genehmigt. Üblicherweise steigen die Mädels hier als Helferinnen oder Statisten ein. Bei größeren Shows werden viele Hände benötigt. Dafür gibt es aber keine Provisionen, sondern nur guten Stundenlohn. Sobald klar geworden ist, wie der Hase hier läuft, tritt man als Model auf. Du bekommst Prozente vom Umsatz, je besser du bist, desto mehr. Models, die bei Kunden besonders gefragt sind, heißen auch bei uns Stars. Sie bekommen die höchsten Provisionen, gleichauf mit den Producern. Wobei natürlich bei den kleinen Shows Star und Producer meist Personalunion sind."

Ich warf eine Frage ein, die mir durch den Kopf schoss: „Trete ich hier unten unter meinem Camgirlnamen auf?"

„Nein!", die Antwort von Rebecca kam bestimmt.

Jedes Model, was vor die Kamera tritt, bekommt für die Rooms einen eigenen Alias, den Roomnamen. Dieser darf nicht außerhalb der Rooms verwendet werden. Darauf haben wir das Ausschließlichkeitsrecht. Umgekehrt darf keine deiner normalen Camaktivitäten mit den Rooms in Verbindung gebracht werden!"

„Wie soll das funktionieren? Meine Kunden können mich doch erkennen, wenn sie mich in den Rooms sehen!"

„Völlig ausgeschlossen: Die Aufnahmen sind Deepfake, dein Gesicht wird in Echtzeit unmerklich verfremdet. Unsere Software arbeitet nach dem Prinzip umgekehrter Gesichtserkennungssoftware, du bestimmst, wie dein Gesicht aussieht, oder du trägst eine Maske. Echte Tattoos sind schon eher ein Problem, wenn sie zu groß sind. Die Kunden wollen Haut sehen."

Ich unterbrach sie: „Was kann ich hier verdienen?"

Rebecca drehte sich zu mir herum und schaute mir in die Augen. „Viel! Unsere Kunden zahlen gut, dafür erwarten sie aber echte Gefühle, Interaktion, Blut, Schweiß und Tränen. Deine Realmiete oben wird umso geringer, je mehr du hier unten arbeitest. Aber du sollst auch weiterhin oben arbeiten, für das Finanzamt. Das hier unten wird dein steuerfreier Nebenverdienst."

Mir schossen duzende weiterer Fragen durch den Kopf.

„Was ist mit den Ärzten? Wer bezahlt die?"

Rebecca schüttelte nur ihren Kopf, drehte sich um und schritt den Gang weiter hinab. „Lass uns weitere Einzelheiten kurz im Pausenraum besprechen, der ist gemütlicher."

Zögernd folgte ich ihr. Wir erreichten eine grüne Tür ohne Nummer, Rebecca klopfte, wartete kurz und öffnete dann die Tür. Vor uns breitete sich ein großer, relativ gemütlich eingerichteter Raum aus. Die Wände waren ordentlich verputzt und malvenfarben gestrichen. Statt einfacher Leuchtstoffröhren war indirekte Beleuchtung vorherrschend. Eine abgesetzte Küche, voll eingerichtet, sowie zwei weitere Türen mit WC-Zeichen waren zu erkennen.

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