Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

No-LIMIT-Rooms 03

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Isabell schenkte sich und mir ein, aber gab auch was an unsere direkten Tischnachbarn weiter. Kurz darauf hatte jeder ein Glas in der Hand.

„Auf unseren ersten erfolgreichen Millionen-Dreh! Und Danke an Rebecca für den Schampus!", hob Isabell das Glas. „Und auf die unbesiegbare Kumiho!"

„Auf Kumiho!" Riefen die anderen und die Gläser klirrten.

Oh, Rebecca hatte das ausgegeben? Ich probierte den Champagner. Er war sehr gut, sofern ich das mit meinen ungeübten Geschmacksnerven feststellen konnte.

Eigentlich war ich nicht so der Sekttyp. Seit meinem Absturz vor einiger Zeit hatte ich Alkohol völlig gemieden. Nachdem ich in Russland in die Sackgasse mit meinen Nachforschungen gelangt war und sich in mir Hoffnungslosigkeit breitgemacht hatte, versuchte ich mich mit Alkohol zu betäuben. Das führte letztlich zu meinem Unfall bei der SM-Liveshow, bei der ich mich schwer verletzte. Seitdem hatte ich Alkohol ganz gemieden, auch weil meine neuen 'Freunde' mich eindringlich ermahnten, nicht in eine Abhängigkeit zu rutschen. Sie lasen mich an meinem Tiefpunkt auf, kurz bevor ich in die Prostitution geraten wäre. Gut, nach Ansicht mancher Zeitgenossen war Pornografie auch Prostitution, doch ich sah das differenzierter. Ich musste nicht mit jedem ins Bett hüpfen und konnte auch Nein sagen. Außerdem wusste ich vorher, wer mit mir Sex haben würde, und alle wurden regelmäßig gesundheitlich untersucht.

Nun machte ich mich doch mit Heißhunger über mein Essen her. Es war sehr gut und ehe ich mich versah, war mein Teller leer. Auch Isabell hatte aufgegessen und wir gingen wieder gemeinsam zum Buffet, wo wir unvermutet auf Linse trafen, der sich einen Teller mit einem ganzen Berg voll Essen aufgetan hatte.

„Hey ihr beiden, war ne tolle Show! Ich bin im Regieraum gewesen, da schneiden wir noch für die Downloads und Pornhub-Promos. Hatte nur eben Hunger und wollte mir was sichern, bevor abgeräumt wird."

Ich betrachtete seinen bedenklich hohen Essensturm. „Möchtest du nicht vielleicht zwei oder besser drei Teller nehmen?"

„Nein passt schon. Ich bin auch gleich wieder weg."

„Wo sind denn deine Frau, Jelena und Rebecca? Feiern die nicht mit uns?"

„Nein, Rebecca und meine Frau sind auch im Regieraum. Wir feiern mit Charly. Nur an Essen hat da oben keiner gedacht."

„Na du Ärmster, dann guten Appetit! Setzt du dich zu uns?"

Er blickte zu unserem Tisch. „Scheint kein Platz für mich zu sein."

„Unsinn, Platz schaffen wir. Was ist los, weichst du uns aus, oder gehört es sich nicht, mit dem Fußvolk zu feiern?"

Ich sah einen kurzen, gequälten Gesichtsausdruck aufblitzen. Das war es also. Von wegen Team. Wir anderen waren austauschbare Gesichter und Körper, nicht der innere Kreis.

„Nein, das ist es nicht. Aber wegen meiner Verbindung zu Diana könnte meine Anwesenheit die Stimmung dämpfen. Sie ist schließlich die Betriebsleiterin, wenn man es so bezeichnen will."

Weshalb wusste ich das nicht?

„Betriebsleiterin? Nie was von gehört. Ist das hier alles ein Geheimbund, in denen nur Eingeweihte über die Grade der Großmeister informiert werden?"

„Johanna, als Spionin wärst du wirklich eine Niete. Die Informationen zu unserer Firma sind doch im Intranet zu finden. Unter Struktur und Vorstellung. Normalerweise hätte Diana dich die letzten drei Wochen eingewiesen und geführt, nicht Rebecca. Das war völlig unüblich und hatte den Grund, dass meine Frau was anderes zu tun hatte. In Zukunft wirst du wohl weniger mit Rebecca zu tun haben und Diana wird deine Chefin sein."

Wie konnte ich das übersehen haben? Ich hatte doch alles durchforscht und auch bei meinen Gesprächen hatte ich das nicht erfahren.

„Und, weil ich die Info darüber nicht im Intranet gefunden habe, wäre ich als Spionin eine Niete? Da muss Kumiho wohl noch viel lernen?" Meine Stimme klang verärgert, was mich selbst überraschte.

Thomas hatte sich inzwischen einen Bissen in den Mund geschoben und kaute auf einem Filet Mignon. Mit großen Augen schaute er mich an und bemühte sich, schnell zu schlucken.

„Dasch scholte keine Beleidigung sein", antwortete er, den letzten Bissen herunter schluckend. „Du weißt ja, hier wird sehr auf Verschwiegenheit Wert gelegt und jede Neue streng überprüft. Wir hatten dich schon in Verdacht, dass du eine verdeckte Ermittlerin wärst. Aber das hast du ja mit Bravour widerlegt."

Ich stand mit offenem Mund da. „Ich, eine verdeckte Ermittlerin? Seid ihr noch ganz dicht? Wie seid ihr denn auf die Idee gekommen?", fauchte ich los, als ich meine Fassung wiedererlangt hatte.

Er zuckte sichtlich zusammen und sah sich um, ob uns noch jemand beachtete oder mich gehört hatte. Isabell stand offensichtlich auch sehr erstaunt neben mir, sonst war wohl gerade niemand in Hörweite gewesen, denn ich hatte meine Stimme sehr gedämpft.

Er beugte sich zu mir hinüber und flüsterte mir ins Ohr. „Ich hätte dir das nicht sagen sollen, aber sei doch froh, dass du es nicht bist. Hier steht Zunächstmal jeder unter Verdacht, bis das Gegenteil erwiesen ist. Und kein Bulle würde jemals so etwas erdulden, nur um an Informationen zu gelangen. Glückwunsch, du bist jetzt offiziell im Team. Aber das hast du nicht von mir, klar? Und jetzt feiert schön!"

Den letzten Satz hatte er schon wieder lauter und zu uns beiden gemeinsam gesagt, dann wandte er sich ab und verließ den Raum. Ließ uns völlig verdattert stehen.

„Was hatte das denn zu bedeuten?", wandte ich mich zu Isabell.

Sie zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung. Du scheinst bei ihm Eindruck zu hinterlassen. Ich würde fast sagen, dass er ein wenig in dich verknallt ist."

„Das meine ich nicht, und das weißt du. Was sollte das mit der verdeckten Ermittlerin?"

Ihr Blick wich mir aus.

„Isabell?"

„Nicht hier und nicht jetzt, ja? Ich werde dir später alles erklären."

„Jetzt sofort!" Meine Stimme klang eiskalt.

Sie sah sich um. „Wir können hier nicht reden."

Ich nahm ihr den Teller aus der Hand und stellte ihn zusammen mit meinen auf dem Buffet ab, dann zog ich sie in eine stille Ecke des Raumes. Ihr Blick deutete zu einer Kamera in der Ecke. Ich zog sie an mich und gab ihr einen Kuss, dann umarmte ich sie und flüsterte in ihr Ohr: „Du hast mich also ausspioniert? War es das, was du mir auf der Ranch sagen wolltest?"

Sie nickte. Ich bemerkte, wie sie anfing zu schluchzen.

„Rebecca hatte mich angewiesen, deine Nähe zu suchen und mich mit dir anzufreunden. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich Hals über Kopf in dich verlieben würde.", flüsterte sie in mein Ohr, während wir uns immer noch umarmten.

Meine Gedanken überschlugen sich. Ich war erschöpft und müde, konnte kaum noch klar denken. Alles, was ich jetzt sagen würde, könnte mir zum Verhängnis werden. Andererseits musste ich davon ausgehen, dass es ihr nicht besser ging. Gab es hier keinen Ort, wo ich mich ungestört mit ihr unterhalten konnte?

„Wir werden uns jetzt von den anderen verabschieden und nach oben gehen. Dann reden wir, ungestört und unbeobachtet, klar?"

„Können wir nicht, hier gibt es keine unbeobachteten Orte, Johanna. Nicht mal in unseren Apartments!"

„Wie bitte?", tat ich überrascht. „Das ist nicht dein Ernst?"

„Doch, es stimmt. Aber das wissen nur die wenigsten. Das ganze Gebäude wird lückenlos überwacht. Und jedes Gespräch kann abgehört werden."

„Und woher weißt du davon?"

„Johanna, bitte."

„Woher?"

„Weil ich Rebeccas Eigentum bin! Ich bin ihre Sklavin, schon seit fünf Jahren."

Das entsprach wohl der Wahrheit. Was konnte ich ihr noch entlocken?

„Es gibt Gerüchte von verschwundenen Mädchen, was stimmt davon?"

Sie versuchte den Kopf nach hinten zu nehmen und mich anzusehen, doch ich hielt ihn eisern fest an meine Wange gedrückt.

„Johanna, was soll das?"

„Arbeite ich hier für die Mafia? Bin ich in Lebensgefahr, wenn ich aus der Reihe tanze?"

Sie entspannte sich merklich.

„Nein, nicht in Lebensgefahr. Aber wenn du hier Scheiße baust, wird die Firma dir dein Leben zur Hölle machen. Finanziell und privat. Deine Aufnahmen landen mit deinem Klarnamen und Wohnadresse im Netz und du wirst von Anwälten mit allen möglichen Forderungen und Mahnungen überhäuft. Die Mädchen sind nicht wirklich verschwunden. Sie leben und es geht ihnen gut. Sie haben Mist gebaut und bekommen die Gelegenheit, es wieder gutzumachen. Du hast sie auf der Ranch gesehen. Sie machen das freiwillig, na ja, zumindest zur Hälfte. Mit der Mafia haben wir nichts zu tun, im Gegenteil. Wir fürchten nicht irgendeine Polizei oder Behörde, sondern die Mafia. Deswegen die Geheimhaltung, totale Überwachung und bewaffnete Security."

Mir war nicht entgangen, dass sie auf 'Wir' umgeschwenkt war. Ich beschloss das gefährliche Thema zu wechseln.

„Rebecca, was will sie von mir, was sind das für Pläne?"

„Sie will dich als Sklavin!"

„Quatsch! Warum? Hat sie dir das gesagt?"

„Ich kenne sie seit 6 Jahren und weiß, wie sie denkt. Das muss sie mir nicht sagen, ich kann ihre Blicke und Andeutungen lesen wie ein Buch. Du hast ihren Jagdtrieb geweckt und bist ein Wild, welches sie für ihre Trophäensammlung wünscht. So wie ich eine Trophäe bin."

„Liebst du sie?"

Sie schwieg so lange, dass ich schon annahm, sie hätte mich nicht verstanden. Ich wollte meine Frage bereits wiederholen, da antwortete sie.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich brauche sie, begehre sie, aber es ist was ganz anderes als bei dir. Vor Rebecca kannte ich gar keine Liebe. Ich dachte, das, was ich für sie empfand, sei Liebe. Aber bei dir verstehe ich zum ersten Mal, was Schmetterlinge im Bauch wirklich bedeutet."

Ich schloss die Augen und atmete tief durch. In was hatte ich mich hier hineingeritten? Die Wut und Enttäuschung über Isabells Verrat nagten immer noch an mir. Auf der anderen Seite hatte ich selbst ein schlechtes Gewissen, weil ich sie belog und ausnutzte. Und ja, ich liebte sie auch.

„Ich liebe dich auch!" Meine Stimme war fast ein Hauch und Tränen liefen mir übers Gesicht.

Wir nahmen beide unsere Köpfe zurück und sahen uns in unsere Tränen feuchten Augen. Dann begannen wir uns innig zu küssen. Die Zeit stand still und nichts spielte eine Rolle. Ich spürte keine Schmerzen mehr, dachte nicht an meine Schwester, die Mafia, das BKA oder meine neuen 'Freunde', in deren Auftrag ich hier war. Nur Isabell war wichtig und ich wünschte, dieser Moment würde nie enden.

„Hey, ihr beiden! Nehmt euch ein Zimmer oder macht das auf der Bühne, dann können wir wenigstens Geld damit verdienen!", rief Tina plötzlich quer durch den Raum.

Wir unterbrachen unseren Kuss und sahen uns lächelnd an.

„Klappe, Augra, sonst trifft dich mein Kumiho-Fluch!", rief ich zurück.

Eine Sekunde lang war Ruhe im Raum, dann fing alles zu Lachen an.

„Das hast du jetzt davon, Tina, jetzt hat sie dir auch einen Spitznamen verpasst!", rief irgendwer.

Sofort tönte der ganze Tisch: „Augra, Augra, Augra!"

„Augra?", frug Isabell.

„Eine einäugige Gelehrte in dem Film 'Der Dunkle Kristall'. Keine Ahnung, wie ich darauf gekommen bin."

„Ah, ich glaube, den kenne ich. Könnte auf Tina tatsächlich passen, die hat studiert. Aber lass uns zurückgehen, sonst bauen die doch noch die Kameras auf."

Mehr war im Moment nicht zu klären, doch in meinem Kopf kreisten Hunderte von Fragen. Nicht zuletzt die, wem Isabells Loyalität galt. Mir oder Rebecca? Klar, sie hatte mir gerade Rebeccas Pläne verraten, doch das waren Spekulationen, keine Aussagen von ihr selbst.

Ich folgte Isabell zum Buffet und wir nahmen uns neue Teller. Zurück am Tisch musste ich mich um eine sichtlich angepisste Tina kümmern, die alles andere als glücklich über ihren neuen Spitznamen war.

„Augra? Ernsthaft? Wir kennen uns doch gar nicht, dass du so was zu mir sagen kannst!"

„Tut mir leid, das ist mir spontan so rausgerutscht, ich habe keine Ahnung warum. War wirklich nicht böse gemeint."

Sie schnaubte, offensichtlich nicht überzeugt.

Isabell mischte sich ein. „Sie es mal so Tina, als Kamerafrau hast du immer ein Auge auf uns und kennst alle unseren intimen Details. Vermutlich besser als wir selbst. Das ist schon ein wenig ...", sie suchte das passende Wort zu finden.

„Bizarr?" Mischte sich jetzt Edward ein.

Verblüfft starrten wir ihn alle an. Nicht nur wegen seiner Bemerkung, sondern auch, weil der Tontechniker äußerst selten sprach. Offensichtlich hatte er schon einiges intus, denn sein Blick war leicht glasig.

„Nein, das wollte ich nicht sagen", widersprach Isabell schnell. „Sondern intim!"

„Wir sind die ganzen Jahre ohne weitere Spitznamen hier ausgekommen. Dann kommt dieses Wunderkind, krempelt alles um und verteilt Spitznamen.", lallte er.

Ich war ehrlich überrascht, warum er auf mich sauer war. Aber das konnte ich nicht so stehen lassen. Ich fühlte mich angegriffen.

„Sag mal, spinnst du? Zunächst hat lediglich Thomas einen Spitznamen von mir erhalten. Und was habe ich dir getan, dass du mich jetzt hier angreifst?"

„Du kommst unter dem Schutz von Rebecca hier runter, bekommst deinen Trailer innerhalb der ersten Woche und verdienst schon beim dritten Dreh mehr Geld als andere, die hier schon mehrere Jahre arbeiten."

René versuchte zu beschwichtigen. „Was kann denn Johanna dafür? Sie ist kurzfristig eingesprungen und hat einen großartigen Einstand gehabt. Die Zuschauerzahlen sind hochgeschnellt und unser Einkommen ist abgesichert. Statt dich zu freuen, dass unser Job weiter sicher ist, greifst du sie jetzt an? Wir haben gerade den aufwendigsten Dreh unserer Webseite beendet. Und er ist ein riesiger Erfolg! Was wirfst du, Johanna vor?"

„Sie wird unser Ende sein, das werfe ich ihr vor!"

Am ganzen Tisch breitete sich Schweigen aus. Ich blickte betroffen in die Runde. Was sollte das? Doch offensichtlich war er der Einzige, der es so sah, denn sofort regte sich Widerspruch von allen Seiten. Selbst Tina begann mich zu verteidigen.

„Hey, ich wollte bestimmt nie eine Kamera bei Pornoproduktionen führen, aber wenn die Produktionen aufwendig werden, dann soll es mir Recht sein. Dann kann ich wenigstens zeigen, was ich kann. Ich würde mich freuen, wenn wir weitere aufwendige Filme produzieren, dann darf sie mich auch gerne Augra nennen. Was ist dein Problem damit?"

Edward hob die Hände. „Ihr seht nur das schnelle Geld. Aber wenn die Produktionen aufwendiger werden, wird auch das Risiko größer. Diese Produktion hat eine Million gekostet. Was kostet die Nächste? Ich bin schon lange im Geschäft und habe mehrere Produktionsfirmen erlebt, die sich übernommen hatten und von heute auf morgen weg waren. Und dann? Ich habe Kredite abzuzahlen und eine Familie zu ernähren. Ich brauche diesen Job."

Betroffenheit machte sich breit. Doch nun mischte sich Isabell ein.

„Du hast zu viel getrunken, Edward. Das siehst du viel zu düster. Du solltest deine privaten Probleme nicht auf die Firma projizieren. Rebecca leitet den Laden schon recht lange und mit wirtschaftlichem Erfolg. Sie wird das alles schon gut durchkalkuliert haben. Wenn es uns finanziell schlecht gehen würde, bekämen wir hier nicht diese Spitzenvergütungen. So gut wie hier wirst du sonst nirgends bezahlt."

Die anderen stimmten zu.

„Glaubt was ihr wollt, aber wir feiern hier gerade den Anfang vom Ende! Ich muss nach Hause, Tschüss." Edward erhob sich und wankte zum Ausgang Tiefgarage, verfolgt von den Blicken aller Anwesenden, die seinen letzten Ausbruch mitbekommen hatten.

Nun richteten sich die Blicke auf mich. Ich fühlte mich ertappt und betroffen. So viele Menschen hier im Raum, die alle das Geld brauchten, Vertrauen in mich setzten -- und die ich verraten würde. Ich sprang auf und rannte aus dem Studio.

Kurz vor dem Aufzug holte Isabell mich ein. „Warte, er war betrunken. Das war völliger Quatsch, was er da gebrabbelt hat. Es ist allgemein bekannt, dass er zu Hause Probleme hat. Seine Frau ist tierisch eifersüchtig und wirft zum Ausgleich das Geld zum Fenster raus."

Sie fasste mich an den Schultern und drehte mich zu sich um. Ich konnte meine Tränen nicht mehr verbergen.

„Hey, Füchschen, nimm dir das nicht so zu herzen, hast du gehört? Das hatte nichts mit dir zu tun. Kein anderer denkt so."

Ich hob abwehrend meine Hand. „Es war einfach zu viel, dein Geständnis, der Dreh, die Überwachung hier und jetzt das. Ich brauche Ruhe."

Sichtlich verletzt sah sie mich an. „Und das eben? Schon alles wieder vorbei, so plötzlich?"

Versöhnlich zog ich sie an mich und umarmte sie: „Bitte Isabell, mir geht es wirklich gerade nicht so gut. Lass uns morgen reden, ja?"

„Wirklich, Johanna, ich werde aus dir nicht schlau. Mal glaube ich, wir sind im Siebten Himmel, und im nächsten Moment stößt du mich vor dem Kopf und weist mich zurück."

Die Aufzugtür öffnete sich und ich löste mich aus der Umarmung.

„Morgen, ja?

Ohne auf ihre Antwort zu warten, drehte ich mich um und betrat ich den Aufzug. Dort wählte ich den oberen Keller als Ziel aus und drehte mich noch mal zu ihr um.

Sie sah mich traurig an, als die Tür sich schloss. „Ich liebe dich", vernahm ich noch, bevor der Aufzug sich in Bewegung setzte.

23 Sommergrippe

Mir blutete förmlich das Herz, Isabell so stehenzulassen. Ich fühlte mich wirklich müde und erschöpft, nicht bloß körperlich, sondern auch mental. Zusätzlich fühlte ich ein Magengrummeln. Die Session war nur zum Teil daran schuld, es war der ganze Monat.

Erst als ich das Studio verlassen hatte, war mir wirklich die Konsequenz dessen, was es für mich bedeutete, in Isabell verliebt zu sein, völlig zu Bewusstsein gekommen. Diese Erkenntnis traf mich zusätzlich mit der Wucht einer Ohrfeige. Es wäre so viel einfacher, wenn sie mir egal wäre oder noch besser, wenn ich sie hassen könnte.

Im oberen Keller blieb ich einen Moment unentschlossen, ob ich erst beim Empfang vorbeischauen, ob schon ein Umschlag für mich da lag oder ob ich gleich nach oben in meine Etage fahren sollte. Weil ich mich nicht fühlte, entschied ich mich für Letzteres.

In meinem Apartment angekommen wurde ich von der Sonne geblendet. Meine Rollladen waren oben und die Gardinen hatte ich nicht zugezogen gehabt. Nach zwei Tagen im künstlichen Scheinwerferlicht erschien mir die Sonne geradezu unnatürlich. Ich brauchte frische Luft. Daher öffnete ich die Tür zum kleinen Balkon. Mit einem Stuhl vom Esstisch setzte ich mich nach draußen. Von nebenan erklang ein lustvolles Stöhnen. Meine Nachbarin war wohl online. Ich war jetzt fast einen Monat hier, aber kannte noch nicht mal alle meine Flurnachbarinnen, von den Mieterinnen insgesamt gerade mal die Hälfte.

Müde schloss ich die Augen und versuchte die warmen Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht zu genießen. Die Geräusche der Stadt, das vereinzelte Vogelgezwitscher, die Gerüche und der Wind, alles zusammen holte mich wieder in meine Realität zurück.

Ich lebte eine Lüge in einer Scheinwelt.

Nichts, aber auch wirklich gar nichts in diesem Haus hatte mit dort draußen zu tun. Die Japaner nannten die Welt der Unterhaltung und des käuflichen Sex: Die Schwimmende oder Fließende Welt, und das traf es eigentlich recht gut.

Dort draußen, in der Realität, litt meine Schwester. Nur deshalb war ich hier.

Und Isabell? Wenn ich meinen Weg weiter verfolgte, gefährdete ich sie und alle hier im Haus. Belog ich meine Auftraggeber, setzte ich Nadines Freiheit aufs Spiel. Ich wollte aber nicht wählen.

Wieso jetzt?

Wieso hier?

Liebe hatte in meinem Leben noch nie eine große Rolle gespielt. Bisher konnte ich mich bei diesem Thema immer bequem zurücklehnen und interessiert zuschauen: Mich betraf das ja nicht!

Pustekuchen, es hatte mich voll erwischt. Das musste ich mir eingestehen. Ich wünschte, ich hätte mehr Champagner getrunken, oder wenigstens was Alkoholisches im Haus, mit dem ich mich betäuben könnte.

Ein Schatten fiel auf mein Gesicht und ich öffnete die Augen. Vorüberziehenden Wolken verdeckten die späte Nachmittagssonne. Von dem angedrohten Gewitter war aber nichts zu sehen, es waren Schäfchenwolken. Mit leichten Magenschmerzen erhob ich mich vom Stuhl und ging wieder hinein. Die Balkontür ließ ich offen, um weiter frische Luft hineinzulassen.

1...345678