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No-LIMIT-Rooms 04

Geschichte Info
Hat sich Johanna in eine ausweglose Situation manövriert?
27.2k Wörter
13k
4

Teil 4 der 8 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 03/12/2021
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25 Gnadenfrist

Nachdem wir uns Rebecca unterworfen hattenwar sie sogleich wieder zufrieden hinaus stolziert. Sie hatte einen scheinbaren Sieg auf ganzer Linie erzielt und uns klargemacht, wer hier die Chefin im Haus war.

Isabell hatte hinter ihr die Tür geschlossen und war mit gesenktem Kopf zu mir zurückgekehrt.

„Es tut mir leid", begann sie sich zu entschuldigen. „Ich hatte nicht darüber nachgedacht, dass sie dich dafür zur Verantwortung ziehen würde."

Mittlerweile hatte ich mich auf das Sofa gesetzt und klopfte auf den freien Platz neben mir.

„Komm her, Sklavin!", befahl ich, allerdings im freundlichen Tonfall.

Sofort huschte sie zu mir rüber und kniete sich mit gesenktem Kopf vor mich hin. Sie begann am ganzen Körper zu zittern.

„Es tut mir wirklich leid!", schluchzte sie.

Zärtlich fasste ich ihr unters Kinn und hob ihren Kopf, damit sie mir in die Augen blicken konnte und wischte ihre Tränen fort.

„Was tut dir leid, dass wir uns ineinander verliebt haben?"

Sie schüttelte heftig den Kopf.

„Dass du mich zu Anfang belogen hast?"

Sie begann den Kopf zu schütteln, hielt aber dann inne. „Nein, ich meine: Ja, schon. Aber ich kannte dich ja noch nicht und musste tun, was Rebecca befahl."

„Dann, dass wir unsere Webcamshows nur noch auf Anweisung Rebeccas zu machen haben?"

Wieder ein Kopfschütteln.

„Dass wir jetzt zusammen Rebeccas Sklavinnen sind?"

Sie zögerte. „Das war nicht meine Absicht! Ich wollte dich da nicht reinziehen! Keinen Moment lang hatte ich geglaubt, dass sie dich, ich meine uns rauswerfen würde, nur weil ich mich widersetzt habe."

„Oder, dass ich dich jetzt praktisch von Rebecca gekauft habe?"

Sie riss vor Erstaunen die Augen auf.

Ich weiß nicht, ob es am Schlafmangel lag, aber offensichtlich hatte sie noch gar richtig begriffen, was eben passiert war.

„Ich habe geglaubt, es ginge um meine Freilassung und dass du deinen Job behältst?"

„Nein, sie hat dich in meine Obhut verkauft. Deine Freilassung stand überhaupt nicht zur Verhandlung", klärte ich sie auf.

„Aber ...", begann sie. „Sie hat doch gesagt, wir können dann ohne Verpflichtungen gehen, wenn wir wollen?"

Ich zeigte ihr die zweite Seite meiner Abrechnung und deutete auf die entsprechende Stelle im Kleingedruckten:

‚Die Sklavin geht mit Begleichung der Rechnung der Eigentümerin übergangslos in den Besitz der Käuferin über. Inklusive aller, im Einzelnen benannten Rechte und Pflichten an und gegenüber der Sklavin. Außerdem hat die Käuferin die Pflicht, die Sklavin mindestens fünf Jahre im Besitz zu halten. Andernfalls fällt sie in den Besitz der ursprünglichen Eigentümerin zurück. Eine Freilassung innerhalb dieser Zeit, außer aufgrund des Ablebens einer der beteiligten Parteien, ist ebenfalls ausgeschlossen.'

Das hieß nichts anderes, als dass sie meine Sklavin zu sein hatte oder zurück an Rebecca fiel.

Sie las es sich mehrfach durch und versuchte, es zu verstehen. Dann sah sie mich betrübt an.

„Sie glaubt nicht daran, dass es mit uns klappt", stellte sie fest.

Ich wusste nicht mal, ob ich es selbst glaubte. Das war alles so neu für mich. Ich war keine Herrin, ich war masochistisch, chaotisch und hieß nicht mal Johanna. Ich musste mir unwillkürlich vorstellen, wie ich dem BKA Isabell und unsere Beziehung zueinander erklären würde.

Völlig entgeistert sah Isabell mich an, als ich plötzlich den Kopf in den Nacken warf und hysterisch anfing zu lachen.

Ich schob wieder mein Fahrrad durch den Wald und telefonierte mit dem sicheren Telefon. Es war Freitagnachmittag und ich hatte mich abgesetzt, um Meldung machen zu können. Isabell zurückzulassen war nicht ganz einfach gewesen, denn sie wollte gerne die letzten Tage in Freiheit ununterbrochen mit mir verbringen. Mir ging es nicht anders, doch ich konnte sie ja schlecht mitnehmen, wenn ich mit meinen Auftraggebern und dem BKA sprach.

Zuerst rief ich Walter vom BKA an und erstattete Bericht. Ich erklärte in knappen Worten, was ich bisher gesichert herausgefunden hatte, ohne jedoch die versteckten Studios im Keller zu erwähnen. Allerdings verriet ich, dass im Apartmenthaus Teile der Webseite No-LIMIT-Rooms gedreht wurden und viele Mieterinnen dort Models waren. Außerdem, dass die Abrechnung über die Caymans erfolgte und dadurch halblegal Steuern gespart wurden. Bisher hatte ich auch keinerlei Anhaltspunkte finden können, die den Verdacht bestätigten, dass das Apartmenthaus der sizilianischen Mafia gehörte.

Die verschwundenen Mädchen lebten und waren bei bester Gesundheit, allerdings zurzeit in einer art privaten Sekte untergebracht. - Sie beim BKA als BDSM-Sklavinnen zu bezeichnen, schien mir nicht ratsam.

„Walter, ich werde auf Probe der Sekte beitreten, um so Zugang zu weiteren Informationen zu erhalten."

„Warum wollen sie unbedingt in die Sekte hinein? Und wie nennt die sich überhaupt?"

„Sie hat keinen Namen. Zumindest keinen offiziellen. Wenn sie einen Namen für ihre Akten brauchen, nennen sie sie vorläufig die Ponyranch."

„Ponyranch? Ist das ihr Ernst? Laura, sie verarschen mich doch gerade!"

„Die Sekte hat keinen Namen, das ist die Wahrheit. Aber ich hatte auf der Ranch von Rebecca den ersten Kontakt zu ihr. Dort traf ich auch die verschwundenen Mädchen. Es gibt übrigens sogar fünf von denen ich weiß. Moment, ich habe ihre Namen hier. Sie können das ja überprüfen." Ich hatte mir die Namen der Mädchen am Morgen noch mal eingeprägt und gab sie jetzt durch.

Nachdem er sie offensichtlich notiert hatte, bestätigte er mir, dass zwei davon in der Akte standen.

„Und wo sind die Mädchen jetzt untergebracht?"

„Das weiß ich nicht mit Sicherheit", behauptete ich. „Zumindest nicht auf der Ranch. Dort hielten sie sich nur letztes Wochenende auf."

„Und geht es ihnen gut, konnten sie mit ihnen sprechen?"

„Optisch scheint es ihnen gut zu gehen, doch zu den Regeln gehört ein absolutes Redeverbot gegenüber Außenstehenden. Deswegen muss ich ja unbedingt Mitglied werden, weil ich weiß, dass eine von den Mädchen Informationen über meine Schwester hat", log ich ihn teilweise an.

„Und woher wissen sie das?"

„Weil ich für diese Informationen sehr viel Geld ausgegeben habe. Ich werde einige Zeit nur sehr eingeschränkt erreichbar sein und vermutlich einige Monate auch nicht mehr mit ihnen telefonieren können. Aber ich werde Lebenszeichen über Facebook senden. Anhand der Codewörter könne sie ja erkennen, ob es mir gut geht oder Gefahr für mich besteht."

„Werden sie umziehen, oder auch einfach verschwinden?"

„Ich kann es noch nicht genau sagen, aber ich habe einen weiteren Notfallkontakt, der mich covert. Wenn etwas ungeplant laufen sollte, wird er sie informieren."

„Er weiß von mir? Sind sie noch ganz bei Trost?" Walter bemühte sich sichtlich, mich nicht anzubrüllen. „Sie haben die Geheimhaltungsklausel unterschrieben, dafür können sie aus dem Programm fliegen!"

„Ganz ruhig, er weiß nichts vom Zeugenschutzprogramm oder meiner neuen Identität, nur dass er sich bei ihnen melden und alles sagen soll, was er über meinen Aufenthaltsort weiß. Ich habe behauptet, sie seien ein entfernter Verwandter, der dann helfen kann", log ich ihn abermals an.

Es blieb einige Zeit ruhig in der Leitung, in der Walter wohl die ganze Sache durchdachte. „Ich könnte ihnen mit Equipment helfen. Einem Ortungssender, beispielsweise."

Damit hatte ich nicht gerechnet und musste nun meinerseits darüber nachdenken. „Wie groß sind die und wie funktionieren sie?"

„Wir haben verschieden Modelle in unterschiedlichen Größen. Alle verfügen über GPS und eine Simkarte. Ist ein Empfangsmast in der Nähe, kann es recht genau geortet werden."

„Und wie verstecke ich das? Ich rechne damit, dass ich mich komplett ausziehen muss und untersucht werde."

Wieder Schweigen am anderen Ende der Leitung.

„Wir sind nicht der CI5 und ich bin nicht M. Unsere Geräte sollen Fahrzeuge oder Gegenstände orten. Sie können nicht implantiert werden. Und man sieht ihnen ihren Zweck an. Sie könnten in kleinen Schachteln versteckt oder in Kleidung eingenäht werden, aber das wäre es schon."

„Und wie sieht es mit der Sendedauer aus?"

„Maximal 4 Wochen ab Einschalten, bei den kleinsten."

„Würdet ihr eine Meldung erhalten, wenn ich es aktiviere?"

„Ja."

„Und wenn ich dann im Ausland bin?"

„Wo im Ausland?"

„Zypern?"

Er sog die Luft ein. „Die Sekte lebt auf Zypern? Nadine auch?"

„Ich vermute es."

„Da wären sie auf sich alleine gestellt. Wir bräuchten konkrete Hinweise und müssten dort zum Agieren um Amtshilfe bei den örtlichen Behörden bitten."

„Das dachte ich mir. Dann nützt es mir nichts. Trotzdem Danke für das Angebot." Mir war völlig bewusst, dass Walter da gerade seine Befugnisse ziemlich ausgereizt hatte, indem er mir ein Ortungsgerät anbot.

„Walter, im schlimmsten Fall bin ich von jetzt an, fast ein Jahr lang in dieser Sekte. Aber ich hoffe, meine Schwester schneller zu finden und mich bei Ihnen melden zu können. Mir ist aber sehr wichtig, dass sie mir in der Zeit nicht meine Identität sperren."

Wieder ein langes Schweigen in der Leitung. „Laura, sie verlangen da sehr viel von mir! Wir können ihnen auf Zypern nicht helfen."

„Bitte", flehte ich. „Ich habe Beweise, dass Nadine lebt. Und das ist die einzige Möglichkeit, sie zu finden. Ich werde es so oder so durchziehen, mit oder ohne ihre Unterstützung. Aber ohne wird es sehr viel gefährlicher für mich."

„Das ist fast schon Nötigung! Ich kann sie in Schutzhaft nehmen, ist ihnen das klar?"

Ich hatte vergessen, dass ich mit einem deutschen Beamten sprach. „Hören sie, Walter, wenn ich ihnen gesicherte Informationen liefern soll, gibt es keinen anderen Weg. Als Informantin muss ich wohl das Risiko selbst einschätzen können. Sie zeichnen unser Gespräch doch bestimmt auf, oder?"

„Nein, bisher nicht", widersprach er.

„Dann tun sie es jetzt!"

„Hiermit erkläre ich, Laura Zamora, dass ich Walter Schmitt, Kommissar im BKA, von jeglicher Verantwortung für mein Handeln freispreche. Ich habe mich selbst angeboten, als Informantin in eine private Sekte einzutreten, welche vermutlich deutsche Staatsbürgerinnen, darunter meine eigene Schwester Nadine Zamora, gegen ihren Willen gefangen hält. Mir ist das Risiko voll bewusst und gehe es gegen den ausdrücklichen Rat von Herrn Schmitt ein!"

„Moment, das kann ich nicht alleine entscheiden, ich rufe in 15 Minuten zurück."

Ich setzte mich auf eine Bank und wartete ab. Ich war ja schon froh, dass er nicht eine Woche später sein ok geben wollte.

Es dauerte fast 25 Minuten, bis er zurückrief: „Also gut! Wenn sie tatsächlich Nadine auf Zypern finden, wenden sie sich an unsere dortige Botschaft in Nikosia. Die können mich dann anrufen. Sollten sie mit Nadine die Botschaft erreichen, sind sie in Sicherheit. Aber, Laura, sie geben Statusmeldungen wann immer möglich, ist das klar? Sie haben die Unterstützung des BKA. Und halten sie sich von der Mafia fern. Von allen Mafias, der Russischen wie der Sizilianischen, klar?"

„Ich werde es versuchen. Danke Walter!"

„Passen sie auf sich auf, Laura! Viel Erfolg!"

Damit war das unangenehme Gespräch beendet gewesen. Das Gespräch mit Holger sollte deutlich angenehmer verlaufen, weil ich bei der vollen Wahrheit bleiben konnte und keine Sekte erfinden musste. „Holger, es gibt eine überraschende Entwicklung!", begann ich unser Gespräch und erklärte, was geschehen war.

„Du hast was gemacht?", fragte Holger ungläubig. „Du hast dich bereit erklärt, neun Monate lang die Sexsklavin von Rebecca zu spielen?"

Ich hatte die Einzelheiten, wie es dazu gekommen war, verschwiegen. Stattdessen stellte ich es als meine eigene Idee dar, mit der ich Zugang zu Insiderinformationen bekommen würde. Die Bedingungen stellte ich als Vorteil dar, da ich zumindest zweimal im Monat die theoretische Gelegenheit bekäme, mit ihm Kontakt aufzunehmen.

„Wie stellst du dir das vor? Wenn du woanders untergebracht wirst, möglicherweise in einer anderen Stadt, wie sollst du an das Telefon kommen? Und wie sollen wir dir dort eines zur Verfügung stellen?"

Das hatte ich nicht bedacht.

„Warum sollte Rebecca das machen? Ihre anderen Sklavinnen leben alle im Apartmenthaus."

„Was weiß ich. Aber wir müssen mit allem rechnen."

Das sah ich durchaus ein. Holger war vermutlich bestens ausgebildet und hatte entsprechende Erfahrung.

„Auf jeden Fall scheint Vladimir Morosov einer der VIP Kunden zu sein, wenn nicht sogar stiller Teilhaber. Und wenn meine Schwester bei ihm auf Zypern ist, komme ich so an sie ran."

„Johanna, wie soll ich dich beschützen, wenn ich nicht weiß, wo du bist? Du kannst mir ja noch nicht mal was über die dritte Kellerebene sagen."

„Noch nicht, aber bald. Und falls ich woanders untergebracht werde, würde das vermutlich eher Rebeccas Ranch sein."

Er dachte einen Moment lang nach. „Das wäre sogar gut, dort könntest du uns Zugang zum Intranet verschaffen", bemerkte Holger.

„Wie das?"

„Du müsstest die Netzwerkanschlussdose zu ihrem Router dort austauschen."

„Und wie soll ich das machen? Ich habe keine Ahnung von so etwas."

„Wir werden dich schulen."

„Ganz toll. Wie soll das bis Montag klappen?"

„Entspann dich. Was hältst du davon, wenn du morgen Abend einfach mal in einen Klub tanzen gehst?", meinte Holger heiter.

Himmel, manchmal würde ich die ganze Bande am liebsten zum Mond schießen: Holger, Walter und alle, die hinter ihnen standen und mich ausnutzen wollten. Ich hatte mir tatsächlich eingeredet, das Gespräch mit Holger würde einfacher werden? Ein einfaches ‚In Ordnung, halte uns weiter auf dem Laufenden!', war das zu viel verlangt? Gut, er hatte eine nicht ganz schlechte Idee gehabt, und Isabell würde es bestimmt gefallen, am letzten Wochenende unserer Gnadenfrist, noch mal in einen Klub mit mir tanzen zu gehen. Aber der Abend an sich würde ihr und auch mir, ganz bestimmt nicht gefallen. Nein, korrigierte ich mich: er gefiel mir jetzt schon nicht!

Ich musste mich beeilen, wieder zurück ins Apartmenthaus zu kommen. Die Telefonate hatten länger als geplant gedauert und die wenigen Einkäufe konnten schlecht als Alibi herhalten. Isabell hatte so schon nicht verstanden, dass ich unbedingt alleine mit dem Rad loswollte, statt jetzt bei ihr zu sein. Einkäufe waren als Ausrede völlig unglaubwürdig. Ich bestand darauf, dass ich einfach noch mal alleine raus musste, fort von der totalen Überwachung im Haus. Einfach über alles noch mal nachdenken. Natürlich hatte sie das auf sich bezogen und war beleidigt in ihr Apartment zurückgegangen. Immerhin hatte ich mich mit ihr für den späten Nachmittag wieder verabredet. Ich überlegte, ob wir heute wieder vor die Kamera sollten. Doch ich entschied mich dagegen. Zum einen, weil wir noch immer Spuren vom Wochenende trugen, zum anderen, weil ich wirklich die Nase voll von der ständigen Beobachtung hatte. Zumindest dieses Wochenende sollten wir noch mal unbeobachtet verbringen dürfen. Unsere Wochenendshow im Keller war ja schon Montagabend umbesetzt worden, und es war zu umständlich gewesen, die Planung jetzt kurzfristig wieder zu ändern. Und natürlich wäre es auch nicht fair gegenüber meinen Kolleginnen gewesen, die auch auf das Geld aus den Shows angewiesen waren.

Hatte ich zunächst geglaubt, dass alle Darstellerinnen wöchentlich im Keller zum Einsatz kamen, wusste ich nun, dass die meisten nur ein bis zwei Shows im Monat bestritten. Das machte natürlich Sinn, denn die Zuschauer stumpften schnell ab.

Wie Rebecca mir am ersten Tag schon gesagt hatte, fanden viele Aufnahmen auch für andere Webseiten statt, die an die Rooms angegliedert waren. Die Models waren selbst für die Planung und Durchführung verantwortlich und mieteten quasi das entsprechende Studio. Dafür gehörten ihnen auch die Rechte an den Aufnahmen.

Nur zwei Shows pro Woche wurden in den Rooms selbst veröffentlicht. Während die Rooms sehr viel einbrachten, wurden die anderen Produktionen finanziell eher schlecht vergütet. Klar, war man gut, hatte eine große Fangemeinde, kam da schon einiges rum.

Aber die Models waren an die Rooms gebunden. Sie konnten die Fans nicht mitnehmen, oder ihre Fans aus dem Webcamgeschäft mit in die Rooms ziehen, denn das wurde durch das Deepfake verhindert. Nach wenigen Jahren waren die Models ausgebrannt und wurden ersetzt. Manchmal schon nach wenigen Monaten.

Wer gut war, hielt drei Jahre durch. Sechs Jahre, wie Isabell hatte außer dem Trio, Thomas und einige wenige andere, hier keiner durchgehalten. Und alle, die fortgingen, hatten ein ureigenstes Interesse, die Rechte und Einnahmen aus ihren Aufnahmen im Keller zu behalten. Sollten die Rooms auffliegen, wären ihre Einnahmen daraus futsch. Sie konnten nicht mal beweisen, dass sie auf den Aufnahmen zu sehen waren.

Aber es mangelte seltsamerweise nicht an Bewerberinnen. Die meisten im Haus hatten selbst zu den Rooms gefunden, durch Mundpropaganda oder schlicht durch eine Bewerbung auf der Seite selbst. Aber von 100 Bewerberinnen schaffte es größtenteils nur eine, hier aufgenommen zu werden.

Es gab drei Studios weltweit: Deutschland, USA und Russland. Sie alle produzierten unabhängig und auf eigenen Seiten. Deutsche Shows waren für Westeuropa bestimmt, Russische für Osteuropa, die USA für den Rest der Welt. Nur wenige Shows wurden auf allen Seiten präsentiert.

Kumiho war von Anfang an eine Ausnahme gewesen. Eigentlich war es ein absoluter Zufall, dass ich zunächst nur den deutschen Darstellerinnen begegnet bin. Die Mehrheit der Mädchen kamen aus anderen Ländern. Sehr viele aus den neuen Ost-EU-Staaten, wie Bulgarien, Polen, Rumänien und Ungarn, aber auch aus allen anderen EU-Staaten.

Grundbedingungen für alle Models war eine EU-Staatsbürgerschaft und einigermaßen ausreichende Deutschkenntnisse. Wer die nicht erfüllte, musste auf die anderen Studios ausweichen.

Der Durchschnittsnettoverdienst lag hier bei etwa 10.000 € im Monat, die Apartmentkosten schon abgerechnet. Selbst Edelprostituierte kamen da wohl nicht auf viel mehr. Ich gehörte schon jetzt zu den absoluten Spitzenverdienern, was besser nicht bekannt werden sollte, denn dann würden einige hier auf die Barrikaden gehen.

Kaum zurück, beeilte ich mich, meine Einkäufe im Apartment zu verstauen, bevor ich mich noch mal etwas frisch machte und umzog. Eine Kühltasche parkte ich im Eisfach zwischen, bis ich fertig war. Dann packte ich eine kleine Sporttasche mit Wechselsachen, warf die Kühltasche dazu und verließ meine Wohnung.

Isabell wartete schon ungeduldig auf mich.

„Warum nimmst du niemals dein Handy mit, wenn du einkaufen fährst?", warf sie mir vor, kaum dass sie mir die Tür geöffnet hatte.

„Weil ich das auf dem Rad verlieren könnte und ich beim Radeln sowieso nicht telefonieren kann", schwindelte ich sie an. „Ist was passiert oder hattest du schon wieder Sehnsucht nach mir?"

„Nein, passiert ist nichts, du hättest mir nur noch etwas mitbringen können. Eis wäre nicht schlecht gewesen. Sehnsucht hatte ich trotzdem." Sie gab mir einen Kuss.

Ich schloss die Tür nach hinten tretend mit dem Fuß, die Sporttasche mit Wechselsachen ließ ich zu Boden fallen und wir umarmten uns. Wegen meiner Erkältung hatten wir die letzten Tage auf intensive Küsse verzichtet. Offensichtlich nahm sie nun an, dass ich jetzt wieder gesund war, da ich ja Radfahren konnte. Und wenn ich ehrlich war, hatte auch ich ihre Küsse vermisst. Minutenlang spielten unsere Zungen miteinander, bis ich mich daran erinnerten, dass ich noch etwas in der Tasche hatte, was nicht warm werden durfte.

„Mist, das Eis ist fast geschmolzen", bemerkte ich, als ich mich von Isabell gelöst hatte und die Packung aus der Kühltasche in meiner Sporttasche genommen hatte.

Sie betrachtete das Elend und seufzte. „Woher wusstest du, dass du Tiramisu-Eis mitbringen solltest? Allerdings in etwas festerer Form hätte ich es mir schon gewünscht."

Sofort füllten wir das Eis in Schalen um und machten wir uns über die halbflüssige Köstlichkeit her. An einem heißen Sommertag tat so ein Eis immer gut und hob die Stimmung.

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