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Nordlichter - Teil 01

Geschichte Info
Drei mal streichen hält besser.
19.8k Wörter
21.5k
4

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 01/02/2024
Erstellt 12/28/2022
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Ich bin wieder zurück und habe für Euch die nächste Story im Gepäck. Für ein gutes Verständnis der Geschichte Nordlichter solltet Ihr bereits „Sandstürme" gelesen haben. Ich wünsche Euch viel Spass. Für alle, die an dieser Stelle einsteigen möchten, eine kurze Einleitung:

Auf dem letzten Flug im Dienste einer Regionalfluglinie aus Köln/Bonn hat Pilot Martin die charmante Flugbegleiterin Sonja kennengelernt. Sie verliebten sich und Sonja besuchte ihn in seiner neuen Heimat Dubai. Sie begleitete Martin auf seinem ersten Langstreckenflug nach Thailand und erlebten zusammen verschiedene erotische Abenteuer. Eines Abends überredete Sonja ihren Freund leicht angetrunken zu einem Dreier mit einer ungarischen Flugbegleiterin namens Sza Sza. Während eines Abstechers auf eine einsame Insel nahe Koh Samui hatten sie zudem ungeschützten Sex mit einem russischen Pärchen während eines ungewollten LSD-Trips. Martin äusserte Bedenken sich mit HIV angesteckt zu haben und Sonja hatte während des Drogenrausches starke Gefühle für den russischen Tontechniker namens Rodion entwickelt und liess sich seinetwegen tätowieren. Das war zu viel für Martin und der Anfang vom Ende nahm seinen Lauf. Na ja, fast. Denn beinahe hätten sie sich wieder zusammengerauft, doch bei der Rückkehr in Bangkok konfrontierte Zsa Zsa die beiden mit dem Verdacht, dass Martin sie geschwängert haben könnte. Zu guter Letzt hatte sich dies aber nicht bewahrheitet. Sonja entschloss sich nach Singapur zu ziehen, um für die Firma ihres Vaters eine neue Aufgabe als Juristin wahrzunehmen und Martin blieb als frisch gebackener Junggeselle allein in Dubai zurück.

Und jetzt viel Spass bei der Fortsetzung.

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„Guten Tag, Doktor Bastaki. Engelmann mein Name", sagte ich vielleicht etwas angespannt, nachdem mich seine Praxisassistentin in das elegante Untersuchungszimmer geführt hatte.

„Guten Tag. Bitte nehmen Sie doch Platz. Was führt Sie zu mir?", fragte der Mediziner. Er wirkte entspannt und machte einen sympathischen Eindruck.

„Ich würde sagen, die Nachwehen eines erotischen Abenteuers", sprach ich etwas kryptisch, weil ich mich schämte, mit einem bodenständigen Moslem über ungeschützten Geschlechtsverkehr zu sprechen. Ich fühlte mich wie ein zügelloser Idiot.

„Oh, was ist denn passiert?", fragte er nun medizinisch interessiert, tappte aber noch völlig im Dunkeln.

„Na ja, ich musste beruflich nach Thailand und ..."

„Ahhhh", sprach Dr. Bastaki grinsend.

„Nein, es war nicht so, wie Sie denken ... also ..."

Er schaute mich skeptisch grinsend an und ich konnte förmlich spüren, wie mein Gesicht vor Scham errötet.

„Okay, es war vielleicht noch schlimmer als Sie denken", sagte ich und entlockte ihm damit ein herzhaftes Lachen. Er schien diesem Thema gegenüber doch tolerant zu sein.

„Was machen Sie denn beruflich, dass Sie nach Thailand müssen?", fragte er wohl eher persönlich interessiert. Er hatte eine unglaublich gewinnbringende Ausstrahlung.

„Ich bin Pilot", sagte ich zu dem über Fünfzigjährigen. Der Arzt, den ich willkürlich ausgesucht hatte, lachte laut auf und klopfte mit der rechten Hand auf den Tisch.

„Sie wissen, dass ich auch Fliegerarzt bin?", sagte er begeistert. Ich zuckte zusammen. Scheisse. Ich hätte besser die Excel-Liste mit allen Fliegerärzten gelesen und mir einen anderen Arzt ausgesucht. Da musste ich jetzt durch.

„Gut zu wissen. Na ja, ich war dort und habe eine hübsche Dame kennengelernt. Leicht bekleidet, es war heiss ... tja, und dann ... irgendwann ist es passiert ... ungeschützt. Darum bin ich hier. Ich möchte mich testen lassen", sagte ich verlegen.

„Was genau möchten Sie testen lassen? Ihren IQ?", scherzte Dr. Bastaki und entlockte mir ein Lachen. Sein Witz beruhigte mich in gewisser Hinsicht.

„Ich weiss, ich hätte ein Kondom verwenden müssen. Das war dumm von mir. Es ging alles so schnell und na ja ..., sie war eine Russin aus Sankt Petersburg ..."

„War? Ist sie tot?", fragte er lachend. Ein weiteres Grinsen blieb auf seinem Gesicht zurück.

„Ich glaube nicht, dass sie schon an AIDS gestorben ist", sagte ich etwas zynisch und kitzelte einen weiteren Lacher aus dem Mediziner. Er hatte wohl auch einen derben Humor. Das verbindet.

„Okay. Eine Russin also und kein Kondom", wiederholte Dr. Bastaki das Wesentliche und machte mit seinen Händen wohlüberlegte Kreisbewegungen, um gestikulierend die Bedeutung seines Resümees zu unterstreichen.

„Ja, und danach habe ich gelesen, dass es dort gerade ziemlich schlimm sei, was HIV angeht", ergänzte ich meine Aussage.

„Gut sind Sie hier. War vielleicht Alkohol im Spiel?", fragte er.

„Vielleicht ein Bier. Sie sah einfach zu gut aus. Ich wurde schwach. Das war das Problem. Nicht das eine Bier. Ich trinke nicht gerne", reimte ich eine Geschichte zusammen, die im Grunde eigentlich stimmte.

„Haben Sie irgendwelche anderen Rauschmittel konsumiert?", wurde es von seiner Seite äusserst direkt.

„Herrgott, nein. Ich bin nicht verrückt. Ich war in Thailand. Die verstehen diesbezüglich keinen Spass", sagte ich grinsend. Doktor Bastaki schaute mich zum ersten Mal ernst und nachdenklich an.

„Ich meine, egal wo ich bin. Ich konsumiere keine Drogen", sagte ich im Grundsatz die Wahrheit, auch wenn ich dort wegen Sonja aus Versehen auf einem fürchterlichen LSD-Trip war. Ob ich vielleicht HIV aufgegabelt habe, hatte nichts mit den Drogen zu tun.

„Hatten Sie ein paar Tage nach dem Geschlechtsverkehr irgendwelche grippalen Beschwerden oder Fieber?", wurde der einheimische Arzt konkreter.

„Nein, ich glaube nicht. Mir ging es gut", erklärte ich und sah, wie sich Bastaki Notizen machte. Der Stift quietschte laut. Plötzlich fiel mir ein, an wen er mich erinnerte. Er sah beinahe so aus, wie eine völligere Version von Mohamed ElBaradei, der früher die Atomenergiebehörde der Vereinten Nationen leitete.

„Also gut, Herr Engelmann. Das waren so die Standardfragen, um mein hohes Honorar zu rechtfertigen", sagte er wieder lachend. „Wir machen den HIV-Test und schauen, ob Sie sich vielleicht noch was anderes eingefangen haben. Dann können Sie bald wieder auf den Putz hauen. Ich rate Ihnen aber, dass Sie wegen solcher ‚Ausrutscher' nicht gleich Stammgast bei mir werden. Ich habe da so einen Schweden, den ich alle zehn Wochen bei mir habe. Das ist auf die Dauer etwas ermüdend", sagte Dr. Bastaki und ich bedankte mich bei ihm.

„Nicht so schnell, Herr Engelmann. Wie zuvor erwähnt; ich verdiene viel Geld mit meinen Patienten. Wann hatten Sie Sex mit der slawischen Schönheit?", fragte der Arzt.

„Vor sieben Wochen", sagte ich.

„Ah, ausgezeichnet! Sie haben gewartet. Dann kennen Sie das alles schon mit den Antikörpern und dem Zeugs?", fragte mich der Emirati.

„Ich weiss nur das, was ich im Internet darüber gelesen habe", erwiderte ich.

„Zum Glück ist ‚Das Internet' nicht Teil unserer Ausbildung", sagte er lachend und fuhr fort. „Wir nehmen jetzt Blut und schicken es ins Labor. In spätestens drei Tagen sollten wir den Bescheid haben", ergänzte er.

„Gut, dann hat das Warten bald ein Ende", sagte ich über die Aussichten erfreut.

„Ja, das war bestimmt der mühsame Teil. Sie hatten aber in der Zwischenzeit nicht ungeschützten Verkehr mit anderen Frauen?", wollte er wissen.

„Nein", log ich ihn an. Das mit Zsa Zsa wollte ich nicht preisgeben. Sollte ich positiv sein, würde ich mich bei ihr melden.

Nach dem Termin machte ich mich auf den Weg zu William an den Bootsanlegeplatz und segelte mit ihm den ganzen Nachmittag. Es war schön zu sehen, dass auch er und seine Frau in Dubai glücklich sind. Mit ihm zusammen habe ich meine Musterberechtigung für den Airbus A330 gemacht. Dank des Segeltörns konnte ich meine Erinnerungen an die Ereignisse auf der Insel nahe Koh Samui etwas verdrängen. Die ganze Situation mit Sonja hing mir noch immer nach.

Am Abend ging ich mit Moe aus, einer Flugbegleiterin, die ich auf einer Rotation nach Manila kennengelernt habe. Wir verstanden uns schon fast wie Bruder und Schwester. Moesha und ich besuchten ein Sea Food Restaurant, das Spezialitäten aus den Südstaaten anbietet. Allerlei frittiertes mit Saucen, eine leckerer als die andere. Dubai ist das Paradies für alle, die gerne und lecker essen.

Am nächsten Tag telefonierte ich endlich wieder mit Sonja. Wir texteten seit ihrer Abreise meist nur aufbauende Kurznachrichten, da die zauberhafte Brünette kein Zeitfenster für einen Anruf fand. Sie hatte vor einer Woche ihre neue Stelle in Singapur angefangen.

„Hey, Sonja. Wie geht es dir? Ich habe so richtig mit dir mitgefiebert", sprach ich in den Hörer.

„Martin, es ist so schön, dich zu hören. Es ist furchtbar. Furchtbar anstrengend. Die Typen im Vorstand sind nur auf sich selbst fokussiert und mein Team aus fünf Mitarbeitenden besteht momentan nur aus meiner Stellvertreterin Rebekka und mir. Es ist chaotisch und ich lese mich in die regulatorischen Anforderungen ein und habe schon schätzungsweise hundert Deadlines. Aber ja, abgesehen davon macht es unglaublich Spass", sagte Sonja und wurde im letzten Satz fast schon euphorisch.

„Schön, hast du es dir heute trotz all dem Stress einrichten können", sagte ich und freute mich, ihre Stimme zu hören. „Kommst du gut mit Rebekka klar?", wollte ich wissen.

„Ja, sie ist super. Bereits voll im Thema, top organisiert und orchestriert die Typen im Vorstand. Sie sollte die Chefin sein", sagte Sonja fast schon mit einer Portion Muffensausen.

„Hey, du packst das. Aller Anfang ist schwer. Du hättest mich nach meiner ersten Simulator-Session mit Stacy sehen sollen. Ich war ein Haufen Elend auf zwei Beinen", sagte ich, um sie aufzubauen.

„Wie geht es ihr, seit eurem Streit?", fragte Sonja.

„Ich habe nichts mehr gehört und sie auch nicht mehr gesehen", sagte ich ehrlich.

„Das ist jetzt schon sechs Wochen her. Vielleicht solltest du mit ihr darüber reden, nicht dass ihr mal zusammen fliegen müsst und ihr euch nicht ausstehen könnt", gab mir Sonja gut gemeinten Rat.

„Mir ging dieser Gedanke auch durch den Kopf. Aber ja, das alles ist nicht so einfach. Ich fliege diesen und nächsten Monat viele Turnarounds (Hin- und Rückflüge am selben Tag) in der Golfregion, bald gehts häufig nach Indien ..."

„Gib es zu, du hast Schiss", sagte Sonja mit einem Lachen.

„Ja, du hast recht", erwiderte ich und lachte mit ein paar Sekunden Verzögerung. „Sie war so unglaublich wütend, dass du und ich es nicht hinbekommen haben", sagte ich.

„Ja, es stösst mir noch manchmal sauer auf. Wäre der ganze Unmut und die mögliche Schwangerschaft rund um Zsa Zsa nicht gewesen, wären wir jetzt wahrscheinlich zusammen", sinnierte Sonja. Sie wirkte leicht wütend und enttäuscht, aber erzählte dies mit ihrer ruhigen Art, die ich vermisst habe. Es waren nur Nuancen in ihrer Stimme, die mir ihre tiefen Gefühle offenbarten. Ich hatte noch immer den Eindruck, sie durch und durch zu kennen.

„Wir waren quitt, bis zu diesem Abend an der Bar, wo ich den Red Hot Chili Peppers-Song gespielt habe", hauchte ich fast sentimental in den Hörer.

„Ja", hauchte Sonja zurück. „Gibt es bei dir eigentlich eine neue Herzensdame?", fragte mich die gebürtige Augsburgerin mit gespannter Stimme.

„Nein, es gibt niemanden. Ich traf neulich auf einem Flug nach Edinburgh eine nette Kollegin, aber da lief nichts. Wir waren ja nur eine Nacht dort. Kaum hatte man sich irgendwie gut verstanden, waren wir wieder in Dubai. Es ist gerade fast schon so wie bei uns damals in Köln, wo man sich beinahe wie ein Eunuch nur auf die Arbeit konzentriert", sagte ich schmunzelnd.

„Na ja, bei mir war es ja phasenweise ziemlich wild in Köln", sagte Sonja fast schon etwas prahlerisch. Ich erinnerte mich an ihre sexuell „aufregende Zeit" in Kölle. „Sag mal, du schreibst gerade viel über diese Moe. Was läuft mit der?", fragte Sonja leicht eifersüchtig.

„Moesha? Sie ist mein Buddy. Sie ist keine Affäre oder so. Wir sind wirklich nur Kumpel und lachen viel. Sie ist eine gute Seele", erklärte ich die Situation.

„Das sagen alle Männer", sprach Sonja wieder etwas lockerer, um mich zu necken.

„Gibt es bei dir und der Männerwelt etwas Neues zu berichten?", wollte ich wissen. Es blieb kurz ruhig.

„Ja, ich hatte letzte Woche Besuch. Mir hat jemand geholfen meine Wohnung einzuräumen", sagte Sonja verhältnismässig leise. Gegenüber dem vorherigen Teil des Gesprächs wirkte sie nun wie ein Schatten ihrer selbst.

„Kenne ich diesen Herrn? War es Arda?", wollte ich wissen. Irgendwie dachte ich, dass ich mit Arda ins Schwarze getroffen hätte.

„Nein, nicht ganz. Ja, du kennst ihn. Also ... nachdem ich wieder zu Hause war und wir uns getrennt hatten, war ich irgendwie voll durch den Wind. Weisst du noch, als ich dich auf LinkedIn zu meinen Kontakten hinzugefügt habe?", tastete sich Sonja an das wahrscheinlich unangenehme Thema heran.

„Jaaa?", sagte ich und modellierte das Wort in eine genervte Frage um.

„An dem Abend habe ich auch ... Bitte häng jetzt nicht gleich den Hörer auf, okay?", sagte Sonja.

„Okay", sagte ich und glaubte zu wissen, was sie getan hatte.

„Ich habe halt auch irgendwie nach Tontechniker und Rodion gesucht und da war er plötzlich mit Bild und Bangkok als Domizil. Und da habe ich wirklich, und das musst du mir glauben, aus Versehen auf ‚vernetzen' geklickt", sagte Sonja mit etwas Furcht in der Stimme. So, als ob die Lifttür aufgeht und sich darin ein hungriger Tiger befindet, den man um jeden Preis besänftigen möchte.

„Easy Tiger. Das ist für asiatische Verhältnisse ja praktisch ein Katzensprung. Dann kam er kurz rüber, hat dir beim Umzug geholfen und dich in deinem frisch gemachten Bett gebürstet. Aber natürlich auch nur aus Versehen. Liege ich richtig?", sagte ich überraschend ruhig.

„Es klingt gleich alles so derb, wenn du das so sagst. Etwas mehr Respekt, wenn ich bitten darf", forderte Sonja mit aufgelegtem Charme ein.

„Ist inhaltlich etwas falsch an meiner Aussage?", wollte ich wissen.

„Na ja ... also ... im Grunde genommen nur das ‚aus Versehen'", versuchte es Sonja jetzt mal humoristisch anmassend. „Als er halt so bei mir war, erinnerte ich mich daran, dass du es mit Zsa Zsa getrieben hast, noch bevor ich aus Dubai abgereist war. Irgendwie habe ich mich auch an dir rächen wollen. Klingt blöd, war aber so", toppte Sonja nach.

„Freut mich für euch. Was soll dann der ganze Scheiss mit unserem Telefonat jetzt gerade? Und warum hast du nie darüber auf WhatsApp geschrieben?", sagte ich etwas aufbrausender. Ich war verletzt.

„Ich wollte es dir persönlich sagen und, tja ... Rodion und ich sind auch nicht zusammen oder so", sagte Sonja etwas genervt und bestimmt.

„Klar, du hast nur starke Arme und Hände gebraucht, die fest anpacken können", sagte ich.

„Genau so ist es", sagte Sonja nun auch etwas schroff.

„Okay, gut! Dann alles Gute nach Singapur und dir weiterhin eine gute Eingewöhnungsphase", sagte ich und kam mit meinem Tonfall langsam zum Schluss des Gesprächs.

„War es das jetzt mit unserem Telefonat? Das kann doch nicht dein Ernst sein?", wollte Sonja wissen.

„Wieso nicht? Du hast Rodion zu dir nach Singapur bestellt und ihn gefickt. Was soll ich damit? Das wars! So einfach ist das. Das zwischen uns ist dir wohl nicht einmal mehr eine oberflächliche Freundschaft wert. So etwas macht man nicht unter Freunden", sagte ich nüchtern, obwohl ich innerlich kochte und am liebsten das Telefon an die Wand geschmettert hätte.

„Schade. Wirklich schade, dass du so denkst. Ich dachte, du gehst erwachsener damit um", sagte Sonja. Es wirkte fast so, als ob sie krampfhaft versuchen würde mit ihrer gesetzten und höflichen Art als moralischer Gewinner aus dem Gespräch zu gehen. Mich kotzte das an.

„Tschüss", sagte ich knapp und beendete das Telefonat. Ich blockierte augenblicklich Sonjas Kontakt auf WhatsApp und löschte ihre Kontaktdaten auf meinem Handy. „Diese blöde Fotze", verliess meine Lippen. Ich setzte mich an den Esstisch und trommelte kräftig mit den Fingern. Sekunden später stand ich wieder entnervt auf und schaute aus dem Fenster, so wie ein Falke, der nach Beute Ausschau hielt. Mein Blick sprang wild von einem Gebäude zum nächsten, ziellos. Ich überlegte dabei, ob ich Sonjas Schallplatten entsorgen soll, doch ich liess es bleiben. Um ihr Wesen nicht nur mit blanker Wut zu assoziieren, versuchte ich noch etwas Gutes an ihr zu finden, doch ich scheiterte in diesem Moment kläglich.

Ich konnte mein emotionales Engagement mit ihr nicht mehr erklären. Wie konnte sie mir das nur antun? „Die hat sich doch jetzt bestimmt seinen Schwanz auf die Stirn tätowiert", flüsterte ich zu mir selbst. Wenn sie sich seinetwegen damals schon eines auf den Oberarm hat stechen lassen, kommt das Zweite bestimmt. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sauer und enttäuscht ich über ihr Verhalten war. Irgendwie hallte noch ihre Aussage nach, dass ich das erwachsener hätte aufnehmen können. Bullshit, obwohl mein Gedanke an das fiktive Stirntattoo tatsächlich ziemlich kindisch war. Aber es amüsierte mich in diesem Moment. Am liebsten hätte ich jetzt meinen Frust mit jemandem geteilt. Mein Handy vibrierte.

„Bist du bereit, morgen das Zimmer meiner Mitbewohnerin zu streichen?", wollte Moe von mir per WhatsApp wissen. Ihre Nachrichten lasen sich immer sehr ernst.

„Wie bereits mündlich überliefert. Ich werde Punkt neun bei euch sein. Kommt Magnus auch?", wollte ich wissen und stellte fest, dass meine Nachricht noch ernster als ihre klang.

„Cool. Jepp", erklang die Antwort nur Sekunden später auf meinem Handy. Ich hatte ihre Mitbewohnerin nur einmal kurz flüchtig zu Gesicht bekommen. Es war eine blonde Dänin. Sie wirkte zwar gut gelaunt, aber irgendwie etwas keck und hatte laut Moe immer Ärger mit ihrem Freund.

Ich hatte Hunger und ging runter in die Lobby des Hochhauses und sah den jungen Bub Max, den ich vor ein paar Wochen kurz vor meinem Flug nach Manila kennengelernt hatte.

„Hallo, Martin!", sprach der Bub gut hörbar und begeistert. Er stand diesmal wohl neben seinem Vater.

„Hi Max. Wie geht es dir?", fragte ich ihn und empfand es als cool, dass er mich auch ohne Uniform erkannt hatte.

„Ich habe eine ganz wichtige Frage", entgegnete mir der Bursche und blieb mir die Antwort auf meine Frage allerdings schuldig.

„Ja, schiess los, Max", sagte ich angesteckt von seiner Euphorie. Sein Vater entschuldigte sich mit einem leisen „Sorry" aus dem Hintergrund.

„Fliegst du nur den A330 oder auch noch den etwas grösseren A340-300?", fragte mich der Bub.

„So so, mein lieber Max. Und das nächste Mal wirst du mir wohl schon Fragen über den APU stellen, was?", sagte ich lachend.

„Oh, hat der A330 den gleichen Auxilary Power Unit wie der A340?", fragte mich Max wie ein kleiner Klugscheisser und sein Vater und ich mussten wieder lachen. Er wusste tatsächlich, wofür die Abkürzung APU stand und stellte damit eine wirklich clevere Frage.

„Ja, dieses Hilfsstromaggregat ist bei beiden Typen vom selben Hersteller", beantwortete ich die Frage. „Und ich werde wohl in ein paar Monaten eine Weiterbildung machen und die Unterschiede der Flieger vertiefen. Dann darf ich beide Typen abwechselnd fliegen. Das dauert nur ein paar Tage, weil sie sich sehr ähnlich sind, aber doch kleine Unterschiede aufweisen. Der A340 hat zum Beispiel vier Triebwerke und nicht zwei wie der A330 und ..."

„Ich weiss, ich weiss das alles schon", unterbrach mich Max voller Begeisterung. „Du meinst dieses Cross Crew Dings da", fügte er hinzu.

„Oh Mann, woher weisst du das alles? Ja, die Cross Crew Qualifikation", sagte ich lachend und schaute seinen Vater an, der mich ebenso ungläubig ansah und dabei seine beiden Hände fragend anhob.