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Schicksal eines Handlungsreisenden

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Eine Auslieferungsfahrt verläuft anders als geplant.
18.3k Wörter
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Joachim wusste zwar dank des Navis, wo er abbiegen musste, aber schon längst nicht mehr, wo er eigentlich war. Dieser Auftrag hatte ihn in eine wirklich abgelegene Gegend verschlagen. Der Kofferraum seines Kombis war vollgepackt mit Weinkisten, darunter auch durchaus hochpreisiges. Da lohnte sich der Weg. Er pfiff gutgelaunt vor sich hin, während er über enge Sträßchen kurvte. Im Wartehäuschen einer Bushaltestelle sah er eine junge Frau mit einem Laptop auf dem Schoß, die zu ihm hinüberblickte und ihm zulächelte, während sie etwas eintippte.

Joachim fuhr weiter, als sich plötzlich sein Navi verabschiedete. Er fluchte einmal kurz, beruhigte sich jedoch schnell wieder, das Gerät führte automatisch einen Reset aus. Er nahm den Fuß vom Gas, und wartete darauf, dass es sich wieder beruhigen würde. Wie, um seine gute Laune nicht zu beeinträchtigen, tat ihm die Elektronik den Gefallen.

Kurze Zeit später dachte er schon nicht mehr an den Vorfall, sondern an das Geschäft, für das er gerade unterwegs war. Eigentlich war es üblich, dass Kunden, bevor sie einkauften, eine Weinprobe machten und danach bestellten. Hier hatte irgendjemand, den sein Weinhandel noch nicht kannte, großzügig per Internet bestellt. Ein lohnendes Geschäft. Noch lohnender könnte es werden, diesen Kunden als Dauerkunden zu werben. Deshalb hatte er sich mit einigen zusätzlichen Kostproben selber auf den Weg gemacht, der nun immer verschlungener wurde. Hätte er genauer auf die Route geachtet, statt über das bevorstehende Geschäft zu sinnieren, wäre ihm möglicherweise aufgefallen, dass die Wegweisung nicht nur immer verschnörkelter wurde, sondern ihn auch in eine ganz andere Gegend führte.

Unterdessen tippte die junge Frau an der Bushaltestelle eine Zeile in den Laptop, drückte den „Senden"-Button und klappte das Gerät zu. Sie ging damit hinter das Wartehäuschen, wo ein Motorrad stand, verstaute das Notebook in der Packtasche, setzte sich den Helm auf und fuhr los - auf einem direkteren Weg als jenem, auf dem Joachim gelotst wurde. An ihrem Ziel angekommen, machte sie sich nicht mehr die Mühe, ihr Motorrad zu verstecken. Sie stellte es offen an den Straßenrand, setzte sich mit ihrem Laptop auf einen Felsbrocken daneben und startete ein Programm. Als Joachims Fahrzeug aus der Kurve auftauchte, drückte sie die „Enter"-Taste. Schlagartig fiel die gesamte Elektronik aus, die Bremsen blockierten und nach wenigen Metern kam Joachim mit seinem Auto zum Stehen. Ohne Sicherheitsgurt wäre er glatt mit dem Kopf auf das Lenkrad geknallt.

Überfall

Nach einer Schrecksekunde stieg er verwirrt aus, ums sich anzusehen, was da eigentlich passiert war. Zu seiner Freude war er sogleich von hilfsbereiten Menschen umringt. Ihn beschlich gerade eine Ahnung, dass irgendetwas faul war, als er einen Stoß im Nacken spürte, ein schnappendes Geräusch hörte und unversehens einen merkwürdigen Gegenstand um den Hals hatte. Ein Eisenring hatte sich darum herum gelegt. Auf seine Kehle zeigte eine bedrohliche, zweigeteilte Spitze.

Er begriff schlagartig. So einen Gegenstand hatte er mal in einem Museum gesehen. "Abführmittel" hatte ein Mitglied der Reisegruppe gefeixt. Der Eisenring war vorne offen, wo sich die beiden Enden zurückbogen und spitz zugeschliffen waren, wie sie sich jetzt auf seinen Adamsapfel richteten. Das Ganze war an einer etwa anderthalb Meter langen Holzstange befestigt. So ließ sich das Gerät von hinten über den Nacken einer Person schieben, wonach sich der Ring federnd wieder schloss. Die Büttel in mittelalterlichen Städten hatten so etwas.

Als er die Hände heben wollte, um den Ring zu betasten, zog jemand von hinten nur leicht an dem Gerät. Das reichte, um ihm die Spitze in die Haut zu pieken und ihm klar zu machen, dass das eine unerwünschte Handlung war. Er ließ die Hände wieder sinken. "Brav", hörte er es hinter sich, "und jetzt schön mitkommen." Es war wohl eine Frauenstimme, wie es sich anhörte. Joachim versuchte ruhig zu bleiben. Keinen Widerstand leisten, aber sich alles, wirklich auch jede Kleinigkeit genau einprägen, nahm er sich vor. Jetzt hatte er keine Chance, aber irgendwann würde er schon frei kommen. Kleine Hinweise könnten später helfen, seine Entführer zu ermitteln. Er war froh, mit solchen Überlegungen die Nerven behalten zu können.

Aber was konnten die von ihm wollen? Lösegeld war nicht zu erwarten. Er hatte nun wirklich keine reichen Angehörigen. Wenn es nur darum ging, die Weinladung zu rauben, dann wäre das schon ein gewisser Verlust, aber sie war gut versichert. Außerdem wäre dazu das Ganze hier nicht nötig gewesen. Er ließ sich von dem "Abführmittel" notgedrungen in die gewollte Richtung dirigieren.

Wenige Schritte neben der Straße wurden ihm erst mal die Hände auf dem Rücken gefesselt und die Augen verbunden. Das gehörte bei einer Entführung wohl dazu. Blind wie er war, konzentrierte er sich ganz auf die anderen Wahrnehmungen. Der Boden war weich und federnd. Die Luft roch würzig nach Wald, passend dazu raschelten Blätter im Wind. Er versuchte sich auf die Richtung zu konzentrieren, aber das misslang ihm, weil sie so oft wechselte, dass er die Orientierung allmählich völlig verlor. Ebenso versagte sein Zeitgefühl. Er hätte unmöglich sagen können, wie lange sie gegangen waren, als sich die Umgebung änderte.

Sie mussten aus dem Wald herausgetreten sein, er spürte, wie die Sonne ihn wärmte. Sie kam deutlich von links. Sie mussten jetzt also Richtung Norden gehen, denn es war Abend und die Sonne stand zur Zeit des Überfalls schon recht tief. Der Boden unter seinen Füßen hatte sich verändert, es ging nun über einen Kiesweg. Ein kurzer Halt, ein Quietschen wie die Angeln eines alten, eisernen Tores und weiter ging es. Vielleicht eine Minute später ging es eine Treppe hinauf und anscheinend durch eine Tür. Es wurde kühler, die Geräusche hallten. Es musste sich um einen recht großen, wohl steinernen Vorraum eines Gebäudes handeln. Der Wege müsste bald zu Ende sein.

Er spürte, wie das Halseisen entfernt wurde. Dann dirigierte ihn jemand eine Treppe hinauf, offensichtlich schmaler als die erste. Es ging um einige Ecken und durch einige Türen, dann sollte er stehen bleiben. Mit einem hallenden Klang schloss sich hinter ihm offenbar eine Gittertür. Die Augenbinde wurde ihm abgenommen und er blinzelte ins Licht. Das Licht kam aus einem hohen Fenster, etwa zehn Meter vor ihm. Dazwischen ein Gitter aus soliden, schwarzen Eisenstangen, die vom Boden bis zu der wohl vier Meter hohen Decke reichten. Vor ihm stand eine junge Frau, deren Gesicht durch eine schwarze Maske von der Stirn bis zur Nase verdeckt war. Hinter dem Gitter stand eine weitere Frau mit ebenso einer Maske.

Er wurde mit dem Gesicht zur Wand gedreht, die Handfesseln wurden entfernt. „Bleib so stehen!" kommandierte sie. Er hörte ihre sich entfernenden Schritte, eine Tür fiel mit metallischem Klang ins Schloss. Die Stimme: „Jetzt kannst du dich umdrehen." Beide Frauen waren jetzt durch die Gitterstäbe von ihm getrennt. „Du kannst dich jetzt in Ruhe in deinem neuen Zuhause umsehen, vielleicht ruhst du dich auch ein bisschen aus, du wirst es brauchen." Damit verschwanden sie durch eine Tür. Er hörte wie der Schlüssel sich zweimal im Schloss drehte, dann war er allein.

Joachim sah sich um. In einen großen Raum, fast ein Saal, war ein Käfig aus soliden Eisenstäben gebaut. Darin befand er sich. Alle Fenster und die Eingangstür waren außerhalb des Käfigs gelegen. In einer Ecke stand ein Bett, ein Tisch, Stühle und sogar ein Sessel. Ein abgeteilter Raum befand sich in dem Käfig, er sah hinein: Eine komplettes Bad. Es hätte ihn schlimmer treffen können. Für eine Entführung war dies eine Luxusvariante. Er hatte schon befürchtet, in einem Keller an ein Eisengestell gekettet zu werden und nichts als einen Eimer für die Notdurft zur Verfügung zu haben.

Er wurde in seinen Betrachtungen unterbrochen. Die Tür gegenüber öffnete sich und eine bisher unbekannte Frau trat ein. Eine schlanke Erscheinung in einem Laborkittel, einen Laptop unter dem Arm. Ihr halblanges, honigfarbenes Haar war hinter dem Kopf zusammengebunden. Als sie näher kam entdeckte Joachim Sommersprossen auf ihrer Nase, die gerade verhinderten, dass ihr Gesicht im landläufigen Sinne schön gewesen wäre. Ein Paar verwirrend blaue Augen richteten sich auf ihn. Im Vorübergehen hatte sie das Paar Handfesseln, welches er vorhin schon getragen hatte, von einem Haken genommen.

„Wenn ich zu Dir reinkommen soll, musst du die Handfesseln tragen. Komm hier ΄ran ans Gitter und dreh' dich mit dem Rücken zu mir", befahl sie. Schnell und geschickt legte sie ihm die Fesseln an, zog dann einen Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Käfigtür. Sie bugsierte ihn auf einen der Stühle, wo sie mit wenigen Handgriffen seine Hände hinter der Lehne fixierte. Sie setzte sich ihm schräg gegenüber. „Jetzt können wir in Ruhe reden, durch die Gitter finde ich es immer irgendwie doof."

Joachim nutzte die Gelegenheit, sie zu taxieren. Sie musste älter sein als es auf den ersten Blick schien, jetzt aus der Nähe waren einige Lachfältchen um die Augen zu sehen, auch wirkten ihre Hände nicht so jugendlich wie ihr Erscheinen beim Hereinkommen. Sie musste verdammt auf sich achten. Sie bewegte sich elastisch wie eine Katze. Sportlich schien sie zu sein. Unter ihrer Haut an Armen und Beinen, die aus dem Kittel herausschauten, spielten die Muskeln.

Sie lächelte ihn an und die Sonne ging auf. Hatte sie vorher einen eher strengen Gesichtsausdruck, so änderte sich mit diesem Lächeln alles. Joachim vergaß, dass er entführt worden war und sie eigentlich auf die andere Seite gehörte. Sie strahlte ihn an, dass ihm warm um's Herz wurde. Dabei zog sie die Nase kraus, was ihr einen verschwörerischen und spitzbübischen Ausdruck verlieh. Sie zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihm schräg gegenüber. „Du bist", begann sie mit fragendem Unterton, „Joachim Karup, 36 Jahre alt, Single, Filialleiter einer mittelgroßen Weinhandlung. Stimmt das soweit?" „Ja, aber was soll das Ganze hier, bei mir ist doch nichts zu holen und ...". „Halt!", unterbrach sie ihn, „hier stellen wir die Fragen, wie es im Film immer heißt. Du bist hier zwar nicht im Film, aber es ist trotzdem so."

Joachim überlegte einen Moment. Wahrscheinlich hatte es keinen Zweck, widerspenstig zu sein, er würde damit seine Lage nur verschlechtern. Also beschloss er, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und bestätigte die Angaben. Er beobachtete sich selbst und war schon fast verwundert, wie gelassen er bleiben konnte. Immerhin handelte es sich um eine Entführung, so viel war nun mal klar. Andererseits - er hatte irgendwie ein Gefühl, als ob ihm hier nichts Ernsthaftes geschehen würde.

Die Entführerin, die ihm gegenüber saß, wirkte so gar nicht bedrohlich, eigentlich sogar richtig nett. Vielleicht würden sie ihn bald wieder laufenlassen, wenn klar würde, dass da nichts zu holen war. Er könnte das ja klar machen, dann würde sich das alles hier als ein Missverständnis erweisen. Er konnte nicht derjenige sein, der gemeint war. Also fügte er zu seiner Antwort noch schnell hinzu: „Aber bei mir ist nichts zu holen, Vermögen habe ich keins und mein Job ist nicht einmal besonders gut bezahlt."

„Darum geht es auch gar nicht", fing sie an, „du wirst es ohnehin irgendwann rauskriegen, dann kann ich dir gleich erzählen, warum wir dich hier haben." Sie machte eine Pause und taxierte Joachim unverhohlen. „Wir wollen weder von dir noch von deinen Angehörigen Geld", fuhr sie fort, „es ist ein, nennen wir es mal wissenschaftliches, Interesse, das wir an dir haben. Du hast vorigen Monat im Volkslauf über die Marathonstrecke eine Zeit geschafft, die für Amateursportler eher ungewöhnlich ist. Unsere Recherchen haben außerdem ergeben, dass du kein spezielles Training absolviert hast. Das ist merkwürdig, und wir werden der Sache nachgehen." - „Dafür hättet ihr mich doch nun wirklich nicht entführen müssen", wunderte Joachim sich. „Du weißt ja noch nicht, was wir genau mir dir vorhaben, und du ahnst nicht, wie aufwändig es ist, dafür Genehmigungen zu kriegen, wenn sie überhaupt zu bekommen sind." Damit, das machte sie klar, war das Gespräch für sie beendet.

Untersuchung

Joachim blieb allein in seinem Käfig und hatte Zeit, sich umzusehen. Es mutete schon merkwürdig an. Es war praktisch der Standard einer Ferienwohnung hineingebaut. Nur eine Küche fehlte sowie (natürlich!) Geräte zur Kommunikation. Ihm war geraten worden, sich schlafen zu legen, weil die nächsten Tage recht anstrengend werden könnten. Er wusste immer noch nicht, was da auf ihn zukommen würde, aber da er nichts anderes zu tun hatte, befolgte er einfach mal den Rat. Trotz einer gewissen Unruhe war er bald eingeschlafen.

Als er am nächsten Morgen nach einer ausgiebigen Dusche unschlüssig vor seinen Klamotten stand und überlegte, wie das nun werden solle, tönte eine Stimme aus der Decke: „Lass das, du bleibst nackt solange du hier bist." Er hätte damit rechnen können, aber er fühlte sich schon unbehaglich, dass er offensichtlich ständig überwacht wurde. Wenig später erschien sie - die Frau ohne Namen - warf ihm einen Beutel durch das Gitter und forderte ihn auf, seine Kleidung darin zu verstauen. Joachim genierte sich, ihr so ganz im Adamskostüm gegenüber zu treten. Das reizte sie zum Lachen, wobei sie wieder ihr krauses Näschen zeigte und Joachim ganz warm ums Herz wurde. Als er registrierte, was gerade mit ihm geschah, schalt er sich insgeheim einen Idioten: Da war er Opfer einer Entführung und statt sich über das Verbrechen zu empören, vor Angst zu schwitzen und zu hoffen, dass die Polizei bald dahinter käme, entzückte ihn eine der Täterinnen.

Er hatte nicht lange Zeit, darüber nachzudenken, da kam schon der Befehl, rückwärts ans Gitter zu treten und die Hände auf den Rücken zu legen. Im Nu waren ihm die Hände mit einem Paar Ledermanschetten zusammengebunden. Sie öffnete die Käfigtür und trat ein. „Ach ja, wenn du mich irgendwie ansprechen willst, nenn' mich einfach Julia", erklärte sie, wobei sie ihm mir routinierten Griffen ein Hundehalsband mit Leine umband. „Nimm den Beutel mit deinen Klamotten", forderte sie ihn auf. Und als er zögerte, weil er nicht glaubte, das mit gefesselten Händen machen zu sollen, gab sie ihm mit der flachen Hand einen Klaps auf die entblößte Kehrseite. „Nun stell' dich nicht so an, du bist doch sportlich", erklärte sie.

Er trat seitlich neben den Beutel, ging in die Hocke und nach einer kleinen Drehung konnte er tatsächlich den Beutel ergreifen und wieder hochkommen. Die Tüte baumelte hinter ihm, aber er konnte sie so mühelos tragen. „Siehst du, nette Kniebeuge", lachte sie ihn an und schob ihre Hand unter den Beutel, um ihn dort zu tätscheln, wo es eben den Klaps gegeben hatte. „Du solltest dir lieber gleich angewöhnen zu tun, was ich dir sage", erklärte sie mit Nachdruck. Als er wohl einen zweifelnden Blick aufsetzte, ergänzte sie: „Du wirst ohnehin alles tun, was ich dir sage. Wenn du es nicht glaubst, probier' es ruhig aus, ich kann dann viel Spaß haben." Dabei knetete sie genüsslich seinen Gesäßmuskel durch. „Süßer Arsch" schnurrte sie dazu. Joachim beschlichen gemischte Gefühle. Einerseits fand er es entwürdigend, so nackt und gefesselt neben ihr zu stehen und betatscht zu werden, andererseits fand er sie reizend und genoss ihre Gegenwart.

Jedoch ehe er sich darüber weiter Gedanken machen konnte, schnappte sie die Leine und zog ihn hinter sich her. Peinlich war ihm, dass er die ganze Zeit über unbekleidet war. Nun merkte er, dass er nicht nur ein normales Hundehalsband trug, sondern dass es sich um ein Würgehalsband hatte, wie es dazu benutzt wird, große und aggressive Hunde zu bändigen. Es ging ins Treppenhaus und abwärts. In diesem Stockwerk gab es einen langen Flur, den sie ihn entlang führte. Vor einer geschlossenen Tür ließ sie ihn den Beutel abwerfen und ging mit ihm im Schlepptau in einen anderen Raum. Darin sah es aus wie eine Mischung aus Fitness-Center, Arztpraxis und Technologiepark.

Bevor er sich hätte umsehen können, fand er sich auf einer Untersuchungsliege auf dem Rücken liegend festgeschnallt wieder. Julia und die beiden Frauen mit der schwarzen Halbmaske hatten das flink und routiniert hingekriegt, bevor er etwas begriffen hatte. Eine der beiden machte sich nun an seinem rechten Handgelenk zu schaffen, stach eine dicke Kanüle hinein und schob durch sie hindurch etwas Langes, Dünnes in seinen Arm. Gleichzeitig pflasterte die andere ihm die Brust mit Elektroden voll und verband sie mit einem EKG-Monitor. Was noch geschah, konnte Joachim nicht so genau registrieren, jedenfalls war er nach wenigen Augenblicken so verkabelt und verschlaucht wie ein Patient auf einer Intensivstation. Sein rechter Arm wurde auf eine Schiene gelagert, die mit einer Binde festgewickelt wurde, so dass er ihn nicht mehr beugen konnte. Sogar in Nase und Mund steckten Schläuche, sodass er nur noch durch diese hindurch Luft bekam und ausatmen konnte.

Julia tippte auf den Geräten ein wenig herum, wobei sie konzentriert auf die Bildschirme sah. Als sie ihr OK gab, wurde er von der Liege wieder losgeschnallt, wobei ihm eine der beiden maskierten Frauen sagte: „Pass' bloß auf, das hier ist ein Arterienkatheter, wenn du den rausreißt, blutet es wie Sau." Mit dem Würgehalsband wurde er zu einem fahrradähnlichen Gerät geführt. Mit den ganzen Strippen war es nicht so einfach, auf den Sattel zu kommen, aber schließlich ging's. Die Leine wurde an einer Öse in der gegenüberliegenden Wand befestigt, einfach wegrennen wäre nicht drin gewesen.

Julia und eine der beiden anderen wandten sich wieder den zahlreichen Monitoren und Knöpfen an den Geräten zu, während die dritte Frau ihn kommandierte, wobei sie ihm ermunternd leicht mit einem Rohrstock auf den Rücken klopfte. Schritt für Schritt musste er die Geschwindigkeit steigern, sie erhöhte dafür entsprechend den Widerstand. Sie blickte auf die Anzeige des Geräts und rief den anderen beiden irgendwelche Zahlen zu.

Nach einer halben Stunde war Joachim schweißgebadet, als ihm eine Pause gegönnt wurde. Aber nur, um ihn zu einem Laufband zu führen. Nun ging es auf ähnliche Weise von vorne los: Das Laufband unter ihm setzte sich in Bewegung, während die Leine ihn auf der Stelle hielt. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als zu laufen, sonst wäre er recht schmerzhaft auf die Nase gefallen. Julia sagte in einigen Abständen etwas an, woraufhin die Geschwindigkeit des Laufbandes jedes Mal ein wenig erhöht wurde. Irgendwann frage die Gerätebedienerin, ob das nicht allmählich zu schnell würde. Julias Antwort kam prompt: „Der ist noch weit von der Laktatschwelle entfernt, wir probieren gleich noch mal weiter." Kurz darauf die Anweisung, die das Laufband nochmals schneller werden ließ.

Diesmal dauerte das Ganze deutlich über eine Stunde, bis das Band langsam auslief und Joachim wieder auf die Untersuchungsliege befördert wurde. Einige Minuten kontrollierten die drei Frauen noch konzentriert die Geräte, währenddessen Joachims Atem sich beruhigte. Julia setzte sich an einen Computer in der Ecke des Raumes, während die beiden anderen ihn von Kabeln und Schläuchen befreiten. Aus dem Arterienkatheter entnahmen sie dabei einige Röhrchen Blut. Julia sah sich die Daten auf dem Bildschirm an und meinte zufrieden: „Wir haben wohl den Richtigen erwischt, machen wir noch die Biopsie und warten die DNA-Untersuchung ab, dann sind wir sicher."

Kaum hatte sie das gesagt, eilte eine der beiden anderen mit Desinfektionsmittelspray und einer Spritze herbei und betäubte ihm einen Teil seines Oberschenkels. Der wurde dann mit einer kalten, braunen, nach Alkohol reichenden Lösung satt eingestrichen. Julia setzte sich ein Häubchen auf und band sich einen Mundschutz vor, zog sich extra verpackte Handschuhe an und deckte sein Bein mit einem Lochtuch zu. Was folgte, konnte Joachim nicht mehr sehen. Er beobachtete nur das konzentrierte Gesicht Julias, die irgendwann mit einer Pinzette ein winziges Stück blutigen Fleischs in ein bereitgehaltenes Röhrchen fallen ließ. Als sie alles wieder wegräumte, hatte er einen Verband am Oberschenkel und einen am Handgelenk und etliche Pflaster an seinem Körper.