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Servas 03: Veränderungen Teil 08

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Sie stand auf, ging ins Badezimmer und machte sich fertig. Irgend wie waren die Drei ja zu beneiden. Sie mussten auf jeden Fall nicht jeden Morgen überlegen, was sie anziehen sollten.

Nach einer halben Stunde war sie fertig angezogen und sie hörte Stimmen und Gelächter auf dem Flur, als die Drei von ihrem Morgenlauf zurück kamen. Es dauerte noch eine weitere halbe Stunde bis sie wieder zu hören waren. Nun öffnete sie ebenfalls die Tür und sah sie, Rebecca, Vivians Eltern und Petra auf dem Flur.

»Schönen guten Morgen«, sagte Mara lächelnd, als sie sie sah.

»Guten Morgen«, sagte Kerstin ein wenig verlegen. Sie fragte sich noch immer, ob es nur ein Traum gewesen war oder ob sie Mara und Rebecca tatsächlich in diesem seltsamen Kellerraum gesehen hatte.

Zusammen betraten alle das Esszimmer. Saphira stand neben der Tür und knickste.

Mara schob Rebecca den Stuhl zurecht und setzte sich, so wie auch Steffi und Ellen, erst auf ein Zeichen von dieser auf ihren Stuhl.

Dann begannen sie zu frühstücken, während Saphira ihnen Kaffee einschenkte.

»Eine außergewöhnliche Tischdekoration«, sagte Vivians Mutter. Nun betrachtete Kirsten diese eingehend. Sie nahm ein Stück davon, welches direkt vor ihr lag, in die Hand. Es war ein breiter Streifen aus blauem Wachs, wie sie feststellte.

»Die Idee hatte Herrin Rebecca. Ich finde, es sieht toll aus«, sagte Mara, die ihr schräg gegenüber saß. Kirsten schaute zu ihr und erntete ein breites Grinsen. Mit einem Finger strich Mara sich unauffällig und so daß nur sie es sehen konnte, von der Schulter aus über ihre Brust.

Kirsten starrte sie an, verschluckte sich und ließ den Streifen Wachs fallen.

»Ist etwas nicht in Ordnung, Kirsten?«, fragte Rebecca und schaute sie besorgt an.

Kirsten schüttelte nur den Kopf und winkte ab.

»Dann bin ich ja beruhigt. Was sagst du zu der Idee mit dem Wachs?«, wollte Rebecca von ihr wissen.

»Ähm... ich... ähm... das ist interessant«, sagte sie und spürte wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Am liebsten wäre sie jetzt im Boden versunken, aber dieser tat ihr nicht den Gefallen, sie einfach zu verschlingen.

- - -

Mara war schon vor einer Stunde aus dem Laden zurück gekommen und fand das Haus fast leer vor. Alles war ordentlich geputzt, die Betten waren gemacht und in der Küche saß Saphira am Tisch und las ein Buch, während auf dem Herd ein Topf mit Kartoffeln vor sich hin dampfte.

»Soll ich dir helfen?«, hatte sie gefragt, doch Saphira hatte dankend abgelehnt. Mittlerweile war sie beim Kochen sicher genug um einfache Gerichte, wie die Bratkartoffeln und den Blumenkohl, die es heute geben sollte, alleine auf den Tisch bringen zu können.

Herrin Rebecca hatte Mara geschrieben, daß sie erst zum Abendessen zurück sein würde. Sie war zusammen mit Scarlett zum Zentrum gefahren wo sie den Aufbau der Pavillons kontrollieren und zusammen mit der Gärtnertruppe die Blumendekoration aufstellen wollten.

Nun lag sie, mit einer bequemen Tunika bekleidet, die Beine weit von sich gestreckt und in der einen Hand ein Buch, in der anderen einen Löffel mit dem sie Schokoladeneis aus der Schale löffelte, auf dem Sofa. Sie war hier zu Hause und hatte genau das selbe Recht, sich hier aufzuhalten wie Herrin Rebecca auch, hatte diese ihr erklärt, nachdem sie sie vor einiger Zeit im Ankleidezimmer gefunden hatte, wo sie auf dem Stuhl in einer Ecke saß und gelesen hatte. Es hatte allerdings noch mehrere Aufforderungen gebraucht, bis sie sich das zu Herzen genommen hatte. Das erste Mal war sie noch verstohlen in den Salon geschlichen und hatte sich ganz vorne auf die Kante des Sessels gesetzt um zu lesen. Doch mittlerweile fühlte sie sich hier wirklich zu Hause. Und solange niemand es sah, fläzte sie sich, so wie jetzt, auf das große und bequeme Ledersofa um zu lesen oder um sich einen Film anzusehen.

»Eine Serva ist auch ein Mensch. Also benimm dich doch bitte auch mal so«, waren Herrin Rebeccas Worte.

Sie steckte sich gerade einen weiteren Löffel Eis in den Mund als es an der Tür klingelte. Einem Reflex folgend stellte sie die Schale Eis auf den Tisch und wollte aufspringen. Doch dann hörte sie, daß Saphira bereits die Tür öffnete.

Verdrossen nahm sie die Schale wieder zu sich und aß noch einen Löffel.

Das wäre doch ihre Aufgabe gewesen. Sie sollte die Tür öffnen, wenn es klingelt. Sie sollte jetzt in der Küche stehen und kochen. Ihre Aufgabe wäre es gewesen, das Haus in Ordnung zu halten und die Betten zu machen. Das im Schlafzimmer genauso wie auch die in den Gästezimmern. Sie hätte die Dusche sauber machen sollen und das Bad putzen.

Und es wäre auch IHRE Aufgabe gewesen mit Gummihandschuhen und Scheuerbürste die Toiletten sauber zu machen. Aber das alles hatte Saphira heute Morgen schon erledigt, während sie selbst im Laden gestanden und Sexspielzeuge verkauft hatte.

Erschrocken über sich selbst, legte sie das Buch auf den Tisch und stellte die nun leere Schale daneben. Was war das? War sie eifersüchtig darauf, daß Saphira ihr all diese Dinge nun abnahm?

Nein, Eifersucht war das nicht. Aber was war es dann?

Sie grübelte darüber nach und plötzlich fiel es ihr ein. Sie war neidisch. Neidisch darauf, daß Saphira diese Aufgaben hatte, während sie selbst nichts weiter zu tun hatte als faul auf dem Sofa zu liegen, Eis zu essen und zu lesen.

Als es an der Tür klopfte, schaute sie auf. Sie stand auf und rief »Herein!«

»Ist alles in Ordnung Miss?«, fragte Saphira als sie eintrat und sie vor dem Sofa sehen sah.

Mara nickte nur. Aber es war nicht alles in Ordnung, fand sie.

»Entschuldigung daß ich störe. Aber es ist ein Brief gekommen«, sagte Saphira und hielt ihr den großen, braunen Umschlag mit dem knallgelben Rand hin.

»Am Besten, du legst ihn ins Büro. Wenn Herrin Rebecca kommt, sage ich ihr, daß er da ist.«

»Nein, er ist für Sie, Miss«, sagte Saphira.

Mara schaute unverwandt auf den Brief. Wer sollte ihr denn so einen offiziell aussehenden Brief schicken?

Sie nahm ihn Saphira ab und bedankte sich. Diese knickste, drehte sich um und verließ den Salon wieder.

Er war adressiert an:

Mara Dorscher

c/o Rebecca Winter

Darunter stand die Adresse

'Seit wann schreibt denn jemand meine vollen Namen und nicht meine Nummer auf einen Brief?', fragte sich Mara und schaute auf den Absender.

'Strafgerichtshof Frankfurt' und darunter eine Adresse in Wiesbaden, standen als Absender dort. 'Was für ein Oxymoron', dachte sie. Sie wunderte sich darüber daß ihr dieser Begriff gerade jetzt einfiel und fragte sich ob er in diesem Fall überhaupt passte.

Mit zitternden Händen öffnete sie das Kunststoffsiegel und riss den Umschlag auf.

Dabei überlegte sie krampfhaft, was sie angestellt haben sollte.

Sie holte den mehrseitigen Brief aus dem Umschlag und begann zu lesen.

Nachdem sie die drei doppelseitig bedruckten Blätter gelesen hatte, las sie ihn noch einmal und versuchte zu verstehen, was dort stand.

Sie las ihn noch zweimal. Zwar verstand sie nun, was dort stand, begriff es aber nicht.

Wie in Trance tippte sie auf ihrem Comm und wählte einen Kontakt, den sie anrief.

»Hallo?«

»Papa? Ich brauche einen Anwalt«, sagte Mara mit zitternder Stimme.

»Mara? Was ist denn passiert?«, wollte Bernd wissen.

Melissa, die sich gerade mit dem Staubsauger durch das Wohnzimmer arbeitete, stellte diesen aus und schaute ihn fragend an. Doch er winkte nur ab und deutete ihr, sich zu setzen.

»Ich habe einen Brief bekommen. Ich soll am 20. Oktober in Frankfurt zum Strafgericht kommen«, sagte Mara mit zitternder Stimme.

Es dauerte eine ganze Weile, bis er sie soweit beruhigt hatte, daß sie ihm den Brief vorlesen konnte.

Er bat sie, von dem Brief Bilder zu machen und ihm diese zu schicken.

Während er weiter beruhigend auf sie einredete, las er den Brief und sagte dann freudig: »Wenn ich das meinen Kollegen erzähle, bekommst du mindestens fünf Anwälte mein Schatz. Keine Sorge, das bekommen wir schon hin.«

Als Mara nicht antwortete, fragte er »Ist deine Herrin in der Nähe?«

Mara schüttelte den Kopf.

»Mara? Bist du noch da?«

Mara nickte nur abwesend.

»Mara? Ist alles in Ordnung?«

Wieder nickte Mara. Ganz langsam begriff sie nun die Bedeutung dessen, was in diesem Brief stand.

»Mara! Sag doch was!«

Sie schaute noch einmal auf die erste Seite des Briefes und las die Zeilen.

»Verdammt Mara, ist alles in Ordnung?«

Ihr wurde schwindlig und sie spürte, wie der Boden auf dem sie stand, plötzlich verschwand und sie sich im Kreis drehte.

»Mara?«

-

Atemlos stürmte Rebecca ins Haus und lief in die Küche. Dort saß Saphira mit einem Buch in der Hand am Tisch und sprang erschrocken auf.

»Wo ist sie?«, fragte Rebecca.

»Wer denn, Herrin?«, fragte Saphira, noch zu erschrocken um wirklich nachzudenken.

»Mara. Wo ist sie?«

»Ich habe sie zuletzt im Salon gesehen, Herrin.«

Bevor Saphira begriff, was los war, war Herrin Rebecca auch schon wieder verschwunden.

Im Salon sah Rebecca Mara vor dem Sessel auf dem Boden liegen. Ihre Arme hatte sie von sich gestreckt und in der Hand hielt sie einige Papiere.

Rebecca kniete sich neben sie und tätschelte ihre Wangen.

»Mara, aufwachen!«, sagte sie.

»Was ist denn passiert?«, fragte Saphira, die nun ebenfalls das Wohnzimmer betrat.

»Genau deshalb werde ich ihr nur dann einen Antrag machen, wenn sie sitzt oder noch besser, schon liegt«, sagte Rebecca trocken.

Saphira sah sie verständnislos an.

»Bring bitte mal ein Glas Wasser«, sagte Rebecca, schob ihre Arme unter Maras Schultern, fasste ihren linken Unterarm mit beiden Händen und zog sie aufs Sofa. Sie tätschelte erneut Maras Wangen.

»Aufwachen«, sagte sie »Los, mach die Augen auf.«

Langsam öffnete Mara die Augen. »Was ist passiert, Herrin?«

»Das würde ich auch gerne wissen. Dein Vater hat mich angerufen. Er hat gesagt, du hast einen Brief bekommen und mit ihm darüber geredet, dann hast du auf einmal nicht mehr geantwortet.«

»Ein Brief?« Mara schaute sie verwirrt an. »Ja, Strafgericht Frankfurt. In Wiesbaden. Das ist ein Oxymoron.«

»Was?« entfuhr es Rebecca.

»Ein Oxymoron ist eine Formulierung aus zwei Begriffen die nicht zusammen passen«, erklärte Mara.

»Was? Bist du übergeschnappt?«

»Das hat uns unser Lehrer in der Oberschule so erklärt.« Mara machte ein beleidigtes Gesicht und versuchte, sich hin zu setzen.

»Bleib du besser mal liegen. Anscheinend bist du auf den Kopf gefallen.« Rebecca drückte Mara wieder auf das Sofa.

»Was stand denn in dem Brief?«, wollte sie wissen als Mara wieder lag.

Mara drehte sich um und deutete auf die Papiere die auf dem Boden vor dem Sessel lagen.

Rebecca beugte sich vor, nahm die Papiere auf und begann zu lesen.

»Wegen schweren Verfahrensfehlern bla bla bla, wird ihr Fall vom ... Strafsache Staat gegen Mara Dorscher wegen Raub, Körperverletzung, Diebstahl, Drogenbesitz und Widerstand gegen die Staatsgewalt vom ... zur Neuverhandlung aufgerufen. Daher werden Sie aufgefordert am ... um 9 Uhr in Saal ... in Gebäude ... mit ihrem Rechtsbeistand zu erscheinen ... Sollten Sie sich keinen Rechtsbeistand leisten können ... weisen wir Sie darauf hin, daß sie Verfahrenskostenunterstützung beantragen können«, las Rebecca die wichtigsten Teile des Briefes leise vor sich hin.

»Was heißt das denn Herrin? Ich will nicht ins Gefängnis gehen«, sagte Mara bedrückt.

Rebecca setzte sich neben sie, zog sie zu sich heran und nahm sie in die Arme. »Das heißt, daß das Gerichtsverfahren, wegen dem du Serva geworden bist, noch mal neu aufgerollt wird. Und dieses Mal mit einem vernünftigen Anwalt«, erklärte Rebecca. Schlimmstenfalls bleibt alles, wie es ist und bestenfalls wirst du frei gesprochen«, umriss Rebecca grob die Möglichkeiten. »Aber ich vermute, das, was wirklich dabei heraus kommt, liegt irgendwo dazwischen, je besser dein Anwalt ist desto weniger hast du zu befürchten.«

Rebecca schaffte es, Mara wieder zu beruhigen und brachte sie nach oben ins Bett.

Sie bleib noch einige Minuten bei ihr und hielt sie im Arm, wobei sie ihr sanft über die Wangen streichelte. »Mach dir keine Sorgen. Was soll denn schon passieren? Das Schlimmste was passieren kann ist doch, daß ein anderer Richter die Strafe betätigt. Mehr kann es ja nicht werden.«

Mara lehnte ihren Kopf in Rebeccas Hand und schloss die Augen.

»Meinst du, ich kann dich noch etwas alleine lassen? Ich muss wieder zu Scarlett, sie muss sonst alles alleine machen«, sagte Rebecca.

Ohne die Augen zu öffnen nickte Mara.

Als Rebecca wieder gegangen war, lag Mara noch eine Weile im Bett und schlief dann irgendwann ein. Sie wachte kurz auf, als Rebecca sich zu ihr legte, kuschelte sich bei ihr an und schlief weiter.

- - -

Am nächsten Tag, einen Tag vor Vivians Hochzeit, kam Mara etwas früher als üblich aus dem Laden nach Hause.

Im Haus herrschte einige Aufregung. Der Reinigungsdienst war anwesend und putzte das Haus unter Saphiras Aufsicht von oben bis unten komplett durch.

Da Herrin Rebecca und die Gäste nicht da waren, ging Mara in die Küche um eine Kleinigkeit zu essen.

Auf der Arbeitsplatte standen mehrere große, mit Tüchern abgedeckte Platten. Nachdem sie ein Schinkenbrot und einen Joghurt gegessen hatte, schaute sie unter die Tücher. Auf den Platten befanden sich Schnittchen, Appetithäppchen und Käsespieße mit Weintrauben.

Sie stibitzte sich einen Käsekräcker und einen Käsespieß und ging durch Herrin Rebeccas Büro und den kleinen Salon in die Halle, wo gerade vier Leute dabei waren, den Boden zu schrubben.

»Bitte nicht hier durch gehen, hier wird gerade gewachst«, rief ihr eine Mann zu, der eine Poliermaschine vor sich her schob.

Saphira, die auf der Treppe stand und die Putztruppe beobachtete, warf ihr einen entschuldigenden Blick zu und zuckte mit den Schultern.

In den großen Salon konnte Mara auch nicht gehen, da auch der Flur gerade geputzt wurde.

Also ging sie zurück in die Küche. Da sie auch dort nichts tun konnte, und auch kein Pad auf dem Küchentisch lag, überlegte sie, was sie tun sollte. Kurzerhand ging sie in den Keller und schaute sich um. Im Spielzimmer standen noch die Kerzen und einige andere Dinge herum, die sie und Herrin Rebecca vorgestern benutzt hatten. Sie nahm die Spielzeuge und ging damit in die Waschküche, wo sie diese säuberte. Dann putzte sie mit einem Tuch die Lederoberflächen der Möbel ab und ging wieder nach oben. Aber nun war die Putztruppe in der Küche und schrubbte den Boden, so daß sie nicht einmal mehr den Keller verlassen konnte. Zwar hätte sie durch die Waschküche nach draußen gehen können, aber was hätte sie da tun sollen?

Nach einigem Überlegen ging sie in den Fitnessraum. Sie legte ihre Tunika ab und ging in Ermangelung ihrer Sportsachen einfach nackt, nur mit ihrem Keuschheitsgürtel bekleidet zum Laufband. Dieses schaltete sie ein und begann zu laufen. Doch schon nach wenigen Minuten stieg sie wieder herunter.

In einem der Regale lagen schwere Ledermanschetten herum. Diese wand sie sich um Fuß- und Handgelenke und befestigte sie mit den Klettverschlüssen. Sie klebte sich noch die Elektroden auf die Brust die ihren Puls überwachten, dann stellte sie das Laufband in eine etwas steilere Position und begann von neuem zu laufen.

'Auf vier Schritten einmal einatmen und auf vier Schritten einmal ausatmen', hatte Charlotte ihr vor einer Weile erklärt, wäre eine gute Grundlage zum Trainieren. Sie hatte festgestellt, daß sie bei einem Tempo bei dem sie so atmen konnte, auch recht entspannt und sehr lange laufen konnte. Also stellte sie das Laufband immer schneller bis sie dieses Tempo erreicht hatte. So lief sie eine ganze Weile und driftete dabei immer mehr in ihre eigene Welt ab, in der nichts außer Laufen eine Rolle spielte. Ein Bein vor das Andere, einen Schritt nach dem Anderen. In einem gleichmäßigen Takt. Immer weiter.

Allerlei Gedanken schwirrten ihr durch den Kopf.

Sie versuchte, diese zu ordnen und immer wieder musste sie über den Brief nachdenken.

'Es kann alles so bleiben wie es ist oder du wirst frei gesprochen', hatte ihr Herrin Rebecca erklärt.

Sie versuchte die Konsequenzen die sich daraus ergaben zu erfassen und zu verstehen.

Wenn sich nichts an dem Urteil ändern würde, würde sie bei Herrin Rebecca bleiben, bis ihre Strafe endete, danach wäre sie frei. Das waren noch 24 Jahre. Aber was sollte sie danach machen? Würde sie bei Herrin Rebecca bleiben dürfen?

Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was wohl wäre, wenn nicht.

Aber was wäre, wenn sie freigesprochen würde? Dann wäre sie auf der Stelle frei und könnte machen was sie will. Aber was wollte sie eigentlich?

Sie wollte auf keinen Fall noch einmal irgend etwas verbotenes machen. Aber was sonst?

Sie könnte ihre Ausbildung sicher trotzdem beenden. Dann könnte sie irgendwo in einem Laden arbeiten. Aber wo? Und was wäre mit Herrin Rebecca? Sie wollte hier doch gar nicht weg. Sie wollte bei ihr bleiben. Aber dürfte sie das dann überhaupt noch?

Andere Serva waren doch auch bei ihren Herrschaften geblieben, obwohl sie eigentlich nicht mussten. Sie war sich sicher, daß Herrin Rebecca sie nicht einfach weg schicken würde. Sie müsste sie bitten, als ihre Serva bei ihr bleiben zu dürfen.

Nach einer ganzen Weile hatte sie ihre Gedanken so weit sortiert, daß sie die Folgen dessen, was passieren könnte, ungefähr abschätzen konnte.

Wenn das Urteil so bliebe, wie es war, war für die nächsten 24 Jahre alles in Ordnung.

Auch wenn sie weniger lange als Serva dienen müsste, wäre doch auch alles in Ordnung, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Nach ihrer Zeit müsste sie Herrin Rebecca darum bitten, weiterhin als Serva bei ihr bleiben zu können.

Doch wenn sie freigesprochen werden sollte, oder wenn sie eine Strafe bekommen würde, die kürzer als fünf Jahre war, war sie dann überhaupt noch eine Serva? Müsste sie ins Gefängnis gehen, wenn sie eine kürzere Strafe bekommen würde? Das wollte sie auf keinen Fall.

Aber könnte man einen Richter darum bitten, eine längere Strafe zu bekommen?

Und wenn nicht?

Bei alle dem, was in dem Brief gestanden hatte, Diebstahl, Raub, Körperverletzung, Drogenbesitz, wie wahrscheinlich war es dann, freigesprochen zu werden oder zu weniger als fünf Jahren verurteilt zu werden?

Und wenn doch? Sie könnte immer noch sagen, daß sie Autos gestohlen, zu Sebastian gebracht und dafür Geld bekommen hatte. Oder daß sie ab und zu in Häuser eingebrochen war, deren Besitzer verreist waren um dort zu schlafen, wenn es draußen zu kalt wurde.

Sollte sie das Alles nicht am Besten gleich sagen? Sie wollte nichts mehr verheimlichen oder lügen.

»Was machst du denn hier?«

Diese Worte rissen Mara aus ihren Gedanken. Sie kam kurz aus dem Tritt und geriet ins Straucheln. Dadurch verlor sie für einige Schritte das Gleichgewicht und wurde vom Laufband herunter gerissen. Zwar schaffte sie es, auf dem Rücken zu landen, blieb dann aber auf dem Boden liegen.

Als sie sich umsah, bemerkte sie, daß Frida, Larissa und Veronica um sie herum standen und lachten.

Überrascht sie hier zu sehen, stand sie langsam auf und hielt sich den Allerwertesten.

»Was soll ich hier schon machen? Ich warte auf den Zug«, sagte sie und verzog das Gesicht.

»Scheint ja nicht gekommen zu sein, dein Zug. Wir sollten schon vor einer halben Stunde bei Vivian sein und sie abholen«, sagte Frida.

»Blödsinn. Die sollen wir doch erst um sechs abholen gehen«, sagte Mara verärgert über diese Unterbrechung.

»Dann schau mal auf die Uhr. Es ist schon halb sieben. Wie lange läufst du denn schon hier?«, fragte Frida.

Larissa war zu dem Laufband getreten und hatte es abgeschaltet. »Seit zweieinhalb Stunden auf hundertzwanzig«, sagte sie nach einem Blick auf die Anzeige des Laufbandes. Sie schaute genauer hin und stellte fest, daß die Linie, die Maras Pulsfrequenz anzeigte, die ganze Zeit über ziemlich genau bei 120 verlief und nur kleine Abweichungen zeigte. Beeindruckt sagte sie »Also so lange könnte ich nie laufen.«

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