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Servas 04: Fügungen Teil 02

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Mara schaute sich die Liste an.

»Status, Anrede, Anweisungen, Allgemeines, Freizeit, Kleidung, Geld sowie Ausbildung und Arbeit« standen dort als Punkte.

»Und zu dem allem müssen wir einen Vertrag machen?«, fragte Mara und verzog das Gesicht. Natürlich erinnerte sie sich daran, was sie in der Schule zu diesem Thema gelernt hatte, aber obwohl das erst vor weniger als zwei Jahren gewesen war, schien es ihr schon eine Ewigkeit her zu sein, daß Miss Isabella ihr und ihren Mitschülerinnen all das erklärt hatte.

»Na ja, das sind die wichtigsten Punkte«, sagte Rebecca.

»Da fehlt aber noch was«, sagte Mara, nachdem sie sich diese Liste noch einmal durchgelesen hatte.

»Dann schreib es einfach dazu. Ich bekomme den Text dann auch auf mein Pad. Und dann überlegen wir uns, jede für sich, was zu diesen Punkten in den Vertrag muss. Und wenn wir fertig sind, fassen wir alles zusammen.« Rebecca nahm die Füße hoch und lehnte sich an die Seitliche Lehne des Sofas.

Mara tat das Selbe auf der anderen Seite und legte ihre Füße zwischen Rebeccas. Sie nahm das Pad und fügte noch einige Punkte hinzu.

Die Beiden saßen eine ganze Weile so auf dem Sofa und schrieben zu jedem der nun elf Punkte, was ihnen wichtig war auf. Immer wieder hob eine der Beiden den Kopf und wenn ihre Blicke sich trafen, lächelten sie, bevor sie den Blick wieder auf ihre Pads nahmen.

Zwischendurch kam Saphira mehrmals herein und brachte ihnen Tee und selbst gebackene Plätzchen.

Es dauerte fast den gesamten Vormittag, bis beide aufgeschrieben hatten, was ihnen zu diesen Punkten einfiel.

Nachdem beiden nichts weiter einfiel, beschlossen sie, eine Pause zu machen. Ohne daß sie sich abgesprochen hätten, gingen sie nach draußen und setzten sich auf die Bank vor dem Haus.

Nach einer halben Stunde kam Saphira heraus um ihnen zu sagen, daß das Mittagessen fertig war.

Sie gingen ins Esszimmer und aßen schweigend.

Rebecca bemerkte daß Maras Blick recht verträumt war, wenn sie zu ihr schaute und fragte sich, was sie wohl alles geschrieben hatte.

Nach dem Essen gingen Rebecca und Mara zurück in den Salon. Dort nahmen sie wieder die Pads und tauschten die Texte, die sie geschrieben hatten aus.

Rebecca war erstaunt darüber, wie viel Mara geschrieben hatte und als sie las, stellte sie fest, daß Mara Vorstellungen weitaus strenger waren, als sie sich das selbst hätte denken können.

In vielen Punkten war das, was Mara geschrieben hatte, so einschränkend daß sie darüber fast erschrak.

So wollte sie diesen Vertrag auf keinen Fall angehen, denn so wie Mara es formuliert hatte, hätte darüber auch etwas wie Sklavenvertrag stehen können, was Rebecca auf keinen Fall wollte.

Ihr selbst wäre es am liebsten gewesen, daß dieser Vertrag gar nicht erst nötig gewesen wäre, doch Mara war nicht davon abzubringen, Serva zu bleiben.

»Sag mal, das ist doch alles nicht dein Ernst«, sagte Rebecca, nachdem sie alles gelesen hatte, was Mara da verfasst hatte.

Diese schaut sie nur fragend an und nickte nach einer Weile stumm.

»Na gut«, seufzte Rebecca. Sie ahnte, daß es eine ganze Weile dauern würde, ihre so gegensätzlichen Auffassungen zusammen zu führen. »Dann wollen wir mal.«

Sie begann damit, die von ihr selbst und die von Mara geschriebenen Texte zusammen zu fassen und alles etwas zu ordnen. Doch damit war dann auch der leichteste Teil schon erledigt.

Für einen richtigen Vertrag mussten sie zu jeden einzelnen Punkt einen Kompromiss finden. Doch bereits beim ersten Punkt dauerte es eine ganze Weile, bis sie sich auf eine Formulierung einigen konnten.

So diskutierten sie bis in den späten Abend hinein und vergaßen darüber sogar das Abendessen. Als Saphira klopfte und herein kam, um ihnen mitzuteilen, daß das Abendessen fertig war, nahmen sie ihre Pads mit und berieten sich während dem Essen weiter.

Erst spät am Abend hatten sie einen Vertrag ausgearbeitet, mit dem beide zufrieden waren, wobei Rebecca das Gefühl hatte, weiter von ihrer Linie abgewichen zu sein, als Mara. Doch im Grunde genommen machte ihr das nicht viel aus, denn es hatte keinen Streit gegeben sondern sie hatten eine sehr lebhafte aber gleichberechtigte Diskussion geführt, während der Rebecca einiges darüber erfuhr, wieso Mara sich entschieden hatte, alles so aufzuschreiben wie sie es getan hatte.

Endlich hatten sie einen Vertrag ausgearbeitet, der beiden entgegen kam und dennoch ein gutes Maß an Gleichberechtigung beinhaltete.

Erst weit nach Mitternacht gingen sie ins Bett und schliefen, eng aneinander gekuschelt, schnell ein.

- - -

»Ich gebe auf. Ihr habt gewonnen. Schlaft halt aus.« Diese Nachricht stand sowohl auf Rebeccas als auch Maras Comm. Isabella hatte sie vor gut drei Stunden geschickt, als es Zeit für Maras Morgenlauf gewesen wäre. Doch beide hatten weder das Klingeln der Wecker gehört noch hatten sie mitbekommen, daß Isabella sie versucht hatte, zu erreichen.

»Wir sollen ausschlafen, sagt Miss Isabella«, sagte Mara, nachdem sie auf ihr Comm geschaut hatte.

»Ich hab es gelesen«, sagte Rebecca grinsend. Sie zog Mara zu sich und gab ihr einen Kuss. »Schönen guten Morgen, mein Schatz«, sagte sie.

»Dir auch einen guten Morgen, meine Herrin«, sagte Mara und erntete ein schiefes Grinsen.

Die Anrede 'Herrin' war ein Punkt in dem Vertrag den beide gestern zusammen geschrieben hatten. Während Mara diese Anrede nur angemessen fand, bestand Rebecca darauf, diese endlich abzulegen, da sie ihr viel zu unpersönlich war. Doch letzten Endes konnte Mara sich mit ihrer Ansicht durchsetzen, da sie Rebecca lag und breit erklärt hatte, wieso sie diese weder unpersönlich noch unangemessen fand.

Zusammen gingen sie ins Bad, wo sie sich wuschen und gingen dann ins Ankleidezimmer, wo Mara sich schnell eine Tunika anzog und Rebecca dann wie üblich beim Anziehen half.

Heute suchte sie für Rebecca bequeme Unterwäsche heraus, einen langen Hosenrock und eine dazu passende Bluse mit langen Ärmeln. Für kurze Kleider war es mittlerweile schon zu kalt geworden. Als sie fertig waren, gingen sie gemeinsam nach unten. Der Tisch im Esszimmer war gedeckt aber Saphira nicht da. Wie jeden Sonntag war sie bei Emylia. Eine der wenigen Gelegenheiten, an denen sie das Haus alleine verlassen durfte. Emylia würde sie erst gegen Abend wieder zurück bringen.

Mara schenkte zuerst Rebecca, dann sich selbst Kaffee ein und setzte sich dann auf ein Zeichen hin. Sie frühstückten ohne viel zu sagen und wurden nur langsam wach.

»Was machen wir heute?«, fragte Mara.

»Ich weiß nicht. Den Vertrag können wir erst morgen zu Helen bringen. Und wolltest du dich nicht mit den Anderen treffen?«, fragte Rebecca.

»Ich würde heute lieber bei dir bleiben.«

»Dann lass uns schnell den Tisch abdecken und dann gehen wir in den Salon. Du kannst was lesen und ich schaue mir einen Film an., Vielleicht fällt uns während dessen ja ein, was wir heute machen.«

Mara nickte. Sie genoss es jedes Mal, wenn sie mit Rebecca auf dem Sofa saß, in ihren Armen lag und las.

Sie stand auf und räumte den Tisch ab. Viel gab es nicht weg zu räumen, dennoch half Rebecca ihr dabei. So dauerte es nicht lange bis der Tisch wieder leer und abgewischt war, das Geschirr in die Spülmaschine geräumt und alles Andere in den Schränken verstaut war, wo es hin gehörte.

Kurz darauf saßen sie auf dem Sofa im Salon unter einer großen Wolldecke. Mara mit dem Kopf auf Rebeccas Bauch, hatte die Beine neben Rebeccas liegen und ein Buch in den Händen, während Rebecca sich einen Film an schaute.

Als die Uhr auf dem Sideboard elf mal schlug, seufzte Rebecca und schaute auf ihr Comm. »Gleich ist es wieder so weit«, sagte sie. Normalerweise kam der Anruf ihrer Mutter immer pünktlich um fünf Minuten nach elf. Zwar regten sie diese Anrufe nicht mehr auf, wie kurz nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen worden war, doch all zu glücklich war sie nicht darüber, daß ihre Mutter ihr immer wieder vorwarf sie ganz alleine zu lassen und sich nicht mal von selbst zu melden. Auch daß sie sie immer wieder mehr oder weniger direkt kritisierte gefiel ihr nicht.

Am Schlimmsten waren allerdings die Anspielungen darauf, daß ihre Mutter noch immer keine Enkelkinder hatte. Mehr als einmal hatte ihre Mutter versucht, sie dazu zu überreden wieder nach Nürnberg zurück zu kommen um sie mit dem ein oder anderen Sohn einer ihrer Bekannten zu verkuppeln.

Mara grinste als sie Rebeccas Gesicht sah. Sie hatte mehrmals mitbekommen, wie Rebeccas Mutter redete. Sie drehte sich um und legte ihren Kopf in Rebeccas Arme. »Soll ich ihr sagen, daß du nicht da bist?«, fragte sie.

»Das würde sie sowieso nicht glauben. Ich werde es wohl einfach über mich ergehen lassen, wie jeden Sonntag«, sagte Rebecca und verzog das Gesicht.

Beide schauten zur Uhr. Als der Minutenzeiger sich immer weiter der Eins näherte, setzte Mara sich auf, gab Rebecca einen Kuss und nahm wieder ihr Buch.

Doch als der Zeiger schon eine Minute weiter gewandert war, hatte sich Rebeccas Comm noch immer nicht gemeldet.

Statt dessen klingelte es an der Haustür. Mara schaute etwas erstaunt zu Rebecca. Als diese nickte, nahm Mara die Decke von den Beinen, legte ihr Buch auf den Tisch und ging in die Halle.

Während sie diese durchschritt, richtete sie ihre Tunika und öffnete dann die Tür.

Die Frau die vor der Tür stand, war ihr unbekannt, daher knickste sie und fragte höflich: »Guten Tag, was kann ich für Sie tun?«

Die Frau musterte sie mit einem durchdringenden Blick von oben bis unten. »Sie sind nicht meine Tochter«, stellte die Frau in einem Ton der keine Widerrede zuließ fest.

Mara schaute die Frau ebenfalls eingehend an und musterte sie gründlich.

Sie war hochgewachsen und sehr schlank, fast sehnig. Offenbar trieb sie viel Sport. Ihr Gesicht ähnelte dem von Rebecca, nur daß sich in diesem Gesicht viele Falten zeigten. Ihre pechschwarzen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden und fielen schwer über ihren Rücken.

Was Mara besonders auffiel, waren die vielen Ringe, die diese Frau trug. An jedem Finger, außer den Daumen, trug sie mindestens einen mit einem großen Stein oder einer Verzierung versehenen Ring. Auch an ihren Armen fanden sich jede Menge Reife und Kettchen. Der übertriebene Schmuck setzte sich an ihrem Hals in Form mehrerer goldener Ketten fort und endete an ihren Ohren, die mit mehreren glitzernden Steinchen verziert waren. In den Ohrläppchen hingen auf jeder Seite zwei unterschiedlich große, goldene Kreolen und sogar in ihren Augenbrauen glitzerten mehrere funkelnde Steine in kräftigem Rot, was ihren schwarzen Augen einen besonderen Glanz gab.

»Nein, Miss. Ich kenne meine Mutter ziemlich gut und bin sicher, sie sind das nicht«, gab Mara in einem ähnlichen Tonfall zurück. Die Art wie diese Frau sie ansah und redete, gefiel ihr nicht all zu gut.

Doch statt sich darüber aufzuregen, grinste die Frau und reichte Mara die Hand.

»Ich bin Noira Winter. Sie müssen dann wohl Mara sein«, sagte sie und bestätigte damit Maras Vermutung, daß sie Rebeccas Mutter sein musste. Ihr Händedruck war fest und energisch.

»Ja, Miss, das bin ich«, gab Mara zurück und erwiderte den festen Händedruck.

»Freut mich, Sie endlich kennen zu lernen«, sagte die Frau und zeigte Mara ihre nahezu perfekten Zähne. Sie zog sie zu sich heran und umarmte sie fest.

»Es freut mich ebenfalls, sie kennen zu lernen«, sagte Mara nachdem sie sie aus der Wolke teuren Parfüms entlassen wurde und wieder Luft bekam. Mara war von der Herzlichkeit dieser Begrüßung etwas überrumpelt, aber sie fand diese Frau sofort sympathisch.

»Um das gleich mal klar zu stellen, ich heiße Noira. Ich weiß, ein furchtbarer Name, aber der lässt sich nun mal nicht ändern. Und ich denke, nach allem, was Rebecca mir erzählt hat, sollten wir uns ruhig duzen.«

Mara konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie verstand nicht, was Rebecca gegen ihre Mutter hatte. »Mara«, sagte sie und reichte Noira noch einmal die Hand.

Diese erwiderte den Händedruck noch einmal. »Noira«, sagte sie.

Mit einem leichten Grinsen bat Mara Noira nun endgültig herein und brachte sie in den kleinen Salon. Sie verstanden sich auf Anhieb gut miteinander und auf dem kurzen Weg durch die Halle waren beide schon in eine angeregte Unterhaltung vertieft.

Sie nahm Noira den Mantel ab und bat sie, sich zu setzen.

Nachdem sie den Mantel zur Garderobe gebracht hatte, ging sie in den Salon. Rebecca schaute von ihrem Comm auf und sagte »So langsam mache ich mir etwas Sorgen. Sie hat sich noch immer nicht gemeldet. Vielleicht sollte ich sie mal anrufen. Wer war denn an der Tür? Du warst ziemlich lange weg.«

Grinsend sagte Mara »Ich denke nicht, daß es nötig ist, daß du deine Mutter anrufst. Sie sitzt im kleinen Salon und wartet da auf dich.«

Rebecca schaute Mara entgeistert an. »Sie ist hier?«, fragte sie.

Mara nickte nur, worauf hin Rebecca in eine bisher ungekannte Hektik ausbrechen ließ. Sie stand schnell auf und richtete ihre Kleider. »Tut mir leid, ich wollte sie dir eigentlich ersparen, so lange es geht.«

»Ich finde sie ganz nett«, gab Mara zurück. Sie verstand nicht, was Rebecca gegen ihre Mutter hatte.

»Hmm, stimmt. Du bist ja auch nicht ihre missratene Tochter die sie immer nur enttäuscht hat«, sagte Rebecca. Sie straffte sich und ging, gefolgt von Mara durch den Flur. Während Mara in die Küche ging, um Tee zuzubereiten, betrat Rebecca den kleinen Salon.

Mara setzte Wasser auf und holte ein Tablett. Auf dieses stellte sie zwei Tassen, Zucker, Zitrone und Milch. Aus dem Schrank holte sie die Keksdose mit den selbst gebackenen Keksen und stellte sie ebenfalls auf das Tablett.

Als das Wasser endlich kochte, goss sie den Tee auf und ließ ihn vier Minuten ziehen. Dann brachte sie ihn zu Rebecca und ihrer Mutter in den kleinen Salon, wo sie das Tablett auf den Tisch stellte.

»Danke, Schatz«, sagte Rebecca, nachdem Mara ihr und ihrer Mutter den Tee eingeschenkt hatte. »Du kannst meinetwegen weiter lesen. Wenn noch etwas sein sollte, rufe ich dich.«

»Ja, Herrin«, sagte Mara etwas enttäuscht.

Sie knickste und wollte gerade gehen als Noira sagte: »Bleib ruhig und setz dich zu uns.«

Mara schaute zu Rebecca und als diese leicht nickte, setzte sie sich zu ihr auf das Sofa.

Auch wenn Rebecca es sichtlich unangenehm war, entspann sich zwischen den Dreien eine angeregte Unterhaltung.

Rebecca allerdings fühlte sich nicht all zu wohl dabei, hier mit ihrer Mutter zu sitzen, was man ihr auch deutlich anmerken konnte.

- - -

Yanna gehörte nicht gerade zu den Menschen, die sich schnell einschüchtern ließen. Als sie jedoch vor dem Tor stand, welches trotz jeder Menge Blumen, die in Rabatten und Kübeln gepflanzt hier wuchsen, nicht besonders einladend aussah und dann auch noch die drei Frauen in ihren schwarzen Uniformen sah, fühlte sie sich schon etwas unwohl. Eine der Frauen, vielleicht auch zwei, würde sie im Notfall ausschalten können, aber spätestens die Dritte würde sicher jede Gelegenheit nutzen sie auszuschalten. Doch eine der Drei kam aus dem Häuschen heraus und begrüßte sie freundlich.

»Schönen guten Tag, was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.

»Entschuldigung. Peter schickt mich. Er hat gesagt, ich soll mich bei seiner Schwester melden. Sie hätte vielleicht Arbeit für mich«, erklärte Yanna. Mittlerweile hielt sie die Idee, gerade an einem Sonntag hier her zu kommen, nicht gerade für den besten Einfall, den sie bisher hatte, obwohl Peter ihr gesagt hatte, daß sie wirklich jeder Zeit kommen könnte.

»Verzeihung. Aber Sie müssten mir schon etwas genauer sagen, zu wem Sie jetzt wollen. Ich bin mir sicher, daß es hier viele Frauen gibt, die einen Bruder namens Peter haben.«

»Entschuldigung. Ich würde gerne zu Frau Kroll. Sie weiß Bescheid daß ich komme«, gab Yanna der Frau die fehlende Information.

»Und sie sind?«, wollte die Frau nun wissen.

»Yanna.«

»Danke«, sagte die Frau und verschwand in der Pförtnerloge. Sie tippte etwas auf ihrem Comm und sprach mit jemandem. Kurze Zeit später kam sie wieder heraus.

»Darf ich?«, fragte die Frau und hielt einen Scanner hoch. Yanna nickte, worauf hin die Frau ihren ID-Chip scannte.

»Danke. Gehen Sie schon mal rein. Ich bringe Sie gleich zu Frau Kroll.« Die Frau verschwand erneut in ihrer Pförtnerloge und eine Tür neben dem Gebäude öffnete sich und gab so den Weg hinter den Zaun frei. Yanna nahm ihre Tasche, in der sich ihre gesamte Habe befand und trat ein.

Die Frau kam kurz darauf zu ihr und führte sie zu einem Elektrowagen, der aussah wie ein Golfwagen. Sie setzte sich neben sie und sie fuhren über das Gelände. Obwohl es bereits Herbst wurde, spazierten noch einige Frauen über die Straßen.

Erst als sie durch einen dichten Wald fuhren, wurde es weniger Betriebsam. Mitten in dem Waldstück, bog die Frau von der Straße auf einen schmalen, geteerten Weg auf dem gerade einmal ein Wagen platz hatte. Gelegentlich gab es am Straßenrand einige Haltebuchten, die wohl dazu dienten, entgegen kommenden Wagen auszuweichen.

Nachdem sie ein gutes Stück diesen Weg entlang gefahren waren, tauchte vor ihnen eine kleine Halle mit mehreren Toren auf. Eines dieser Tore stand offen und man konnte einige Autos sehen die in dieser Halle standen. Einige dieser Autos wurden schon seit mehr als fünfzig Jahren nicht mehr gebaut, wie Yanna feststellte.

Hinter dieser Halle, umgeben von einem großen Stück Wiese, stand ein größeres, zweistöckiges Haus. Die Frau fuhr direkt vor dieses Haus und stieg aus.

Yanna folgte ihr und kurz, nachdem die Frau geklingelt hatte, wurde die Tür von einer jungen Frau geöffnet. Diese hatte rotblonde, schulterlange Haare und sah sehr weiblich aus.

Freundlich lächelnd bat sie Yanna herein.

Die Frau, die sie her gefahren hatte, verabschiedete sich und fuhr wieder weg.

»Hallo, ich bin Dana. Sie sind Yanna?«, fragte die Frau.

Soweit Yanna wusste, war Dana die Frau von Peters Schwester.

»Ja, ich bin Yanna. Es tut mir leid, daß ich gerade heute hier her komme.«

»Das macht nichts. Kommen Sie bitte mit«, sagte Dana. Yanna folgte ihr durch einen langen Flur in ein Zimmer, welches man am Besten als Wohnzimmer hätte beschreiben können.

Vier Frauen saßen auf Sesseln um einen niedrigen Tisch. Auf diesem lagen neben mehreren Gläsern und einer Schüssel mit Knabbereien mehrere Kartenstapel herum. Anscheinend hatte sie hier bei einem Kartenspiel gestört.

»Sie müssen Yanna sein«, sagte die Frau, die ihr genau gegenüber saß. Das konnte nur Peters Schwester sein, zwar hatte sie sie noch nie gesehen, aber die Beschreibung passte ziemlich genau. Dann mussten die anderen beiden Frauen, sie seitlich am Tisch saßen, ihre Töchter sein. Die Frau, die mit dem Rücken zu ihr saß, machte keine Anstalten, sich um zu drehen.

»Ihr Bruder meinte, Sie hätten vielleicht Arbeit für mich«, sagte Yanna.

»Ich denke, da lässt sich sicher etwas finden. Immerhin haben Sie ja mit geholfen, daß diese Sklavenhändler, die sich hier in meinem Bergwerk eingenistet hatten, ausfindig zu machen. Da ist es das Mindeste, daß ich Ihnen helfe, Arbeit zu finden. Bitte, setzen Sie sich doch.«

Yanna ging zu einem der beiden noch freien Sessel und grüßte die Anwesenden, bevor sie sich setzte. Seltsamerweise hatte die Frau, die eben noch mit dem Rücken zu ihr gesessen hatte, sich von ihr abgewandt und schien sie nicht ansehen zu wollen.

Frau Kroll stellte ihr nun die Anderen vor. Zuerst ihre beiden Töchter, dann ihre Frau Dana. Und zum Schluss deutete sie auf die Frau, die ihren Kopf noch immer von ihr abgewandt hatte. Diese trug eine einfache Tunika und hatte dunkelbraune, sehr lange Haare.

»Das ist Saphira, eine gute Freundin«, sagte Frau Kroll.

Doch es hätte dieser Vorstellung nicht bedurft. Sie hatte sie erkannt, obwohl sie ihr Gesicht nicht sehen konnte. Obwohl sie ihr selbst das Halsband angelegt hatte, erschrak sie sehr darüber, sie hier als Serva zu sehen.

Langsam drehte die Sarai sich zu ihr um. Als sie die Tränen in ihren Augen sah, konnte auch Yanna sich nicht zurück halten. Ohne daß sie es verhindern konnte, schossen ihr Tränen in die Augen. Langsam stand sie auf und ging zu ihrer ehemaligen Herrin, die nun selbst als Serva hier saß. Diese stand auf und die Beiden fielen sich weinend in die Arme. Keine der Beiden bemerkte, daß die Anderen aufstanden und den Raum verließen.