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Servas 05: Finale Teil 02

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Während des sehr guten Essens, unterhielten sich alle verhalten und das Interesse an dem Turnier, welches Noira im Fernsehen gesehen hatte, war ganz offensichtlich nicht nur gespielt. So unterhielten sie sich die meiste Zeit über das Turnier und den Ponysport.

Nach dem Essen schaute Noira zu Rebecca. »Und? Wollen wir?«, fragte sie.

Rebecca schaute sie an, und atmete einmal tief ein. »Wollten wir nicht noch die Burgführung mit machen?«, fragte sie.

Mara bemerkte, daß Rebecca angespannt war und fragte sich, was die Beiden machen wollten.

»Du willst es hinauszögern. Die Führung hast du doch bestimmt schon zehn Mal mit gemacht. Ich schlage vor, wir drei fahren mit dem Taxi und Silke, Ramona und Quinn schauen sich die Burg an, und kommen später mit dem Taxi nach«, schlug Noira vor.

Mara fragte sich, worum es wohl ging und was sie damit zu tun hatte, wenn sie nicht bei den anderen Dreien bleiben sollte.

Rebecca schloss kurz die Augen und nickte dann. »Ja, das ist vielleicht das Beste.«

»Gut. Dann lasse ich uns ein Taxi rufen.« Noira winkte den Kellner heran und bat ihn, ein Taxi zu rufen.

Sie standen auf und Noira bezahlte das Essen. Dann gingen sie nach draußen und sahen nach, wann die nächste Führung statt fand. Noira kaufte für Silke, Ramona und Quinn die Karten und gab ihnen etwas Geld, damit sie nachher in der Stadt noch etwas essen konnten, sowie für ein Taxi. Sie gab Silke eine Visitenkarte mit ihrer Adresse und dann stiegen sie, Rebecca und Mara in das Taxi, welches bereits auf sie wartete.

Während der Fahrt wurde Rebecca immer nervöser und als sie schließlich vor dem Haupttor der Firma hielten, zögerte Rebecca, auszusteigen. Doch dann schloss sie die Augen, schluckte einmal und stieg schließlich aus.

Zu dritt standen sie vor dem Tor und schaute auf das große Firmenschild, welches sich am Gebäude dahinter befand.

Noira ging zu dem Pförtner und meldete sie an. Sie kam mit zwei Plastikkarten zurück, die Rebecca und Mara sich an die Kleidung klemmen mussten. Rebecca und Mara folgten ihr der Straße entlang, bis diese vor einer großen Halle nach rechts abbog. Als sie an einem Tor vorbei gehen wollten, ertönte eine laute Hupe und einige hell leuchtende, blaue Linien aus Licht bewegten sich aus dem Tor heraus über den Asphalt. Noira wartete, bis das Transportfahrzeug, welches diese Linien auf den Boden projizierte, vorbei gefahren war und ging dann weiter.

Schließlich kamen sie an einer weiteren Halle an, die direkt an die erste angrenzte und betraten diese durch eine grüne Tür. Sie standen nun in einem kurzen Gang, von dem weitere Türen abzweigten. Als sie an einem Büro vorbei gingen, welches mit großflächigen Fenstern ausgestattet war, winkten einige Leute in Arbeitskleidung ihnen, oder vielmehr Noira, kurz zu.

Sie betraten eine Umkleide, wo Noira Rebecca und Mara schwere Arbeitsschuhe reichte, die sie anziehen mussten. Sie selbst zog ihre Schuhe mit den hohen Absätzen ebenfalls aus und zog sich solche Arbeitsschuhe an.

»Entschuldige Mara, ich fürchte, du musst dir etwas anderes anziehen«, sagte Noira und reichte ihr aus einem Schrank einen leuchtend roten Overall. Auch Rebecca bekam von ihr einen solchen Overall. Sie selbst zog sich einen gelben Overall über.

Mara musste ihre Tunika ausziehen, um den Overall anziehen zu können. Noira, die sie dabei beobachtete, schaute sie verwundert an, da Mara unter ihrer Tunika noch immer den Keuschheitsgürtel trug.

Die ganze Zeit über hatte keine der Drei viel gesagt, doch nun wurde Rebecca noch stiller und als sie die Umkleide verließen, nahm sie Maras Hand und drückte diese fest.

Mara ahnte, was nun kommen würde und hielt Rebeccas Hand, als sie die Halle betraten.

In der hell erleuchteten Halle herrschte reger Betrieb und an großen Schienen unter der Decke fuhren Krane hin und her, die irgend welche großen Teile transportierten. Auf dem Boden waren Geh- und Fahrwege mit gelben Linien markiert. Es gab sogar Zebrastreifen, auf denen man die Fahrwege überqueren konnte.

Überall standen große Maschinen, an denen Arbeiterinnen und Arbeiter standen, die diese bedienten, fertige Teile heraus holten und zu bearbeitende Teile mit kleinen Kranen, die an runden Säulen befestigt waren in diese hinein beförderten.

Als sie an einer dieser Maschinen vorbei gingen, schaute Mara durch die Scheibe in diese hinein und erschrak, als ein dicker Schwall einer weißlich trüben Flüssigkeit von innen gegen die Scheibe spritzte. Schnell ging sie weiter, wobei sie noch immer Rebeccas Hand hielt.

Sie gingen durch einen Vorhang aus durchsichtigen, schweren Plastikfolien, in einen anderen Teil der Halle. Dieser Teil der Halle wurde von mehreren, großen Flächen dominiert, auf denen anscheinend Maschinen montiert wurden. Ein Gerüst stand an einem großen Stahlgestell, an welchem Arbeiter mithilfe eines Kranes ein anderes, offenbar recht schweres Teil montierten.

Auf einer anderen Fläche stand eine offenbar schon fast fertige Maschine. Arbeiter montierten dort kleinere Teile und verlegten Kabel und Rohrleitungen.

Noira bat Rebecca und Mara, stehen zu bleiben, ging zu dieser Maschine und wechselte einige Worte mit einem der Arbeiter, dem sie etwas in die Hand drückte. Dieser redete, als Noira zurück kam, mit den anderen Arbeitern, die darauf hin alle irgend wo hin verschwanden.

Noira sah Rebecca fragend an und nickte dann. Sie nahm ihre freie Hand und so gingen sie zusammen zu dem Platz, auf dem die Maschine stand.

Rebecca schloss die Augen und sah es fast vor sich. Sie sah ihren Bruder und ihren Vater, wie sie auf sie zugerannt kamen und sie weg stießen. Sie sah das Metallteil, welches mit einem ohrenbetäubenden Donnern auf die Beiden herunter fiel, sie unter sich begrub und dann nach einem letzten Ruck liegen blieb. Sie wollte aufspringen und schreien, doch es kam kein Laut über ihre Lippen. Sie sah das Bein ihres Vaters unter dem Metallteil heraus schauen. Sie streckte ihre Hand aus, und schaffte es nicht, aufzustehen. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Als sie wieder zu sich kam, wähnte sie sich im Krankenhaus in einem Bett liegen, ihre Mutter und ihren Bruder neben sich sitzen. Doch als sie die Augen öffnete, sah sie die Fabrik, den Betonboden und Maschinenteile. Sie saß auf einem Stuhl, den jemand herbei geschafft hatte. Mara kniete neben ihr und hielt ihre Hand und ihre Mutter stand bei ihr und hatte den Arm um ihre Schulter gelegt. Und um sie herum standen Leute. Viele der Arbeiter kannte sie nicht, doch sie sah auch einige Gesichter, die sie wieder erkannte. Jemand reichte ihr einen Pappbecher mit Kaffee und alle machten betretene Gesichter.

»Danke, etwas Stärkeres wäre mir jetzt lieber«, sagte sie matt.

»Ich denke, dazu sollten Sie besser in die Kantine gehen. Hier ist Alkohol nicht erlaubt«, sagte einer der Arbeiter der die graue Kleidung der Vorarbeiter trug. Sie kannte diesen Mann. Er war dabei gewesen, als es damals passierte.

Sie trank einen Schluck Kaffee und stand langsam auf. Ebenso langsam ging sie zu der Stelle an dem sie, im Boden eingelassen, die Tafel sah. Auf dieser stand nur der Name ihres Vaters und das Datum.

»Achtzehn Jahre ist es jetzt her. Alle haben gesagt, daß mich keine Schuld trifft. Sie haben gesagt, niemand hätte den Fehler in der Kette sehen können. Aber vielleicht hätte ich es gesehen, wenn ich das teil selber angeschlagen hätte. Wer weiß das schon? Aber ich war damals für die Montage verantwortlich. Es tut mir so leid, was damals passiert ist.«

Rebecca schaute zu dem Mann, der neben sie getreten war und nickte ihm zu.

Sie blieben noch eine Weile stehen und schauten auf die Tafel.

»Kommt mit in mein Büro. Da können wir reden«, sagte ihre Mutter, die zu ihnen getreten war.

Rebecca und der Mann folgten ihr aus der Halle heraus.

Mara wollte mit ihnen gehen, doch ein Mann in grauer Montur hielt sie auf. »Ich denke, es ist besser, sie erst mal alleine zu lassen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Fabrik.«

Mara schaute hinter Rebecca, Noira und dem Mann her. Vielleicht war es wirklich besser, die Drei erst einmal allein zu lassen. Sie nickte und folgte dem Mann, der sich ihr als Valentin Auer vorstellte. Er war der Produktionsleiter und zeigte ihr die gesamte Produktion vom kleinsten Einzelteil bis zur Montage der Maschinen. Er wusste offenbar, wovon er sprach und konnte jeden Produktionsschritt sehr detailliert und verständlich erklären. Einige der Maschinen, die er ihr zeigte, hatte sie bei einer Führung auf Horizons bereits gesehen und wusste daher ungefähr, wofür diese gut waren, bei anderen hatte sie davon keine Vorstellung.

Besonders faszinierten sie die großen Fräsen, die computergesteuert aus einem großen Metallklotz mithilfe von verschiedenen Werkzeugen, die während die Maschine arbeitete, automatisch gewechselt wurden, glänzende und kompliziert aussehende Teile herstellten. Mehrere Minuten lang beobachtete sie eine dieser Maschinen. Unter einem Strahl Kühlmittel nahmen Fräsköpfe große Späne von dem Metallteil ab, die in der Maschine herum flogen und von einem Förderband unten heraustransportiert wurden.

Dann führte Herr Auer sie in eine Halle am anderen Ende der Fabrik. Bevor sie diese betraten, musste sie einen dicken Schutzanzug anziehen und einen Helm aufsetzen. Als sie durch eine Seitentür in die Halle kamen, schlug ihnen eine Welle heißer Luft entgegen. Im ersten Moment hatte sie das Gefühl, die heiße Luft würde ihre Lungen verbrennen und das Atmen fiel ihr schwer.

Im Gegensatz zu den anderen Hallen, in denen man beinahe vom Fußboden hätte essen können, war es hier staubig und der Boden und die Wände waren mit einer dicken Schicht Ruß bedeckt. Es war auch nicht so hell, wie in den anderen Hallen.

Herr Auer führte sie auf eine Empore in der Mitte einer der Längswände und erklärte ihr, was es zu sehen gab. In einem großen Ofen wurde Metall geschmolzen und in eine Form gegossen, die sich im Boden befand.

Es war gerade die richtige Zeit, erklärte er ihr, denn in wenigen Minuten würde ein großes Teil gegossen werden. Die Arbeiter, die allesamt silbern glänzende Schutzanzüge und Helme mit goldfarbenen Visieren trugen, waren dabei, letzte Vorbereitungen zu treffen, um dann das flüssige Metall in die Form zu gießen.

Dann war es soweit. Ein lautes Hupen ertönte und alle gingen auf ihre Plätze. Auf der anderen Seite der Halle, direkt ihnen gegenüber, auf einer Empore, stand ein Mann und beobachtete alles. Er gab über ein Comm Anweisungen und es begann eine hektische aber anscheinend gut geplante Aktivität in der Halle.

Unter Funkenstieben wurde flüssiger Stahl aus dem Ofen in einen Behälter gegossen, der mit einem Kran zu der Form gebracht wurde. Als dieser Behälter unter der Empore vorbei gebracht wurde, spürte Mara trotz der Entfernung die Hitze die von dem gelb glühenden, flüssigen Stahl ausging und sie hatte trotz des Schutzanzuges das Gefühl, ihre Haut würde verbrennen. Als ein Arbeiter Handzeichen gab, wurde der Behälter langsam gekippt und der Stahl floss in die Gussform, aus der an mehreren Stellen Meterhohe Flammen schlugen.

»Der Guss muss jetzt zwei Wochen auskühlen und dann sehen wir erst, ob alles gut gegangen ist«, sagte Herr Auer, nachdem sie die Halle verlassen hatten.

Mara erinnerte sich an etwas, was sie in der Oberschule lernen musste:

»In die Erd ist's aufgenommen,

glücklich ist die Form gefüllt,

wird's auch schön zutage kommen,

daß es Fleiß und Kunst vergilt?«, zitierte sie.

»Die Glocke, von Friedrich Schiller«, sagte Herr Auer lachend. »Es wundert mich, daß das heute überhaupt noch jemand lernt. Aber genauso wie damals vor mehr als 600 Jahren kann man trotz unserer modernen Technik einfach nur abwarten. Erst wenn man das Teil aus der Form heraus holt, sieht man, ob der Guss gelungen ist.«

Mara legte den Schutzanzug und den Helm ab und Herr Auer zeigte ihr auf dem Weg zu der Umkleide, in der sie den Overall und die Arbeitsschuhe wieder gegen ihre Tunika und die Sandalen tauschte, noch einige andere Abteilungen, dann brachte er sie ins Verwaltungsgebäude. Im Vorzimmer von Noiras Büro empfing sie deren Sekretärin.

»Hallo, ich bin Jackie. Sie sind sicher Mara. Wenn Sie wollen, können Sie gleich rein gehen. Aber am besten, ich melde Sie vorher an. Soll ich Ihnen etwas zu Trinken bringen? Kaffee, Tee oder Wasser?«, fragte die Frau.

»Hallo, Jackie. Ich glaube, ich nehme Wasser«, sagte Mara. Die Frau war ihr nicht ganz geheuer. Sie war ungefähr Mitte vierzig, klein und schien gerne und viel zu reden. Aber ihr Tonfall war freundlich und wie die Lachfalten um ihre Augen zeigten, schien sie viel und gerne zu lachen.

»Gerne. Nehmen Sie doch Platz. Wenn Sie einen Moment warten, bringe ich Ihnen das Wasser gleich.« Die Sekretärin stand auf und ging zu einem Schrank, der sich neben der Eingangstür befand. Während sie dort eine Flasche Wasser heraus holte, redete sie einfach weiter. »Darf ich fragen, in welcher Schule Sie waren? Ich war in Montreux. Wir hatten dort eine ziemlich strenge Lehrerin, Miss Helaine. Ziemlich blasse Haut und feuerrote Haare. Aber ich glaube nicht, daß das ihre natürliche Haarfarbe war.« Sie schenkte Mara ein Glas Wasser ein und reichte es ihr, ohne ihren Redefluss zu unterbrechen. »Bitte sehr. Ich melde Sie jetzt am besten Mal an.«

Sie ging zurück zu ihrem Schreibtisch, was zu Maras Verwunderung geschah, ohne daß sie etwas sagte. Die Pause nutzte sie, um die Frage zu beantworten: »Ich war in Straßburg.«

Die Frau tippte mit der Rückseite eines Bleistiftes auf dem Comm herum und sagte: »Hallo, Frau Winter? Mara ist jetzt hier. Soll ich sie gleich rein schicken?«

»Einen Moment noch bitte«, erklang Noiras Stimme aus dem Comm. »Geben Sie ihr etwas zu trinken. Ich sage dann Bescheid, wenn Sie sie rein schicken können«, sagte Noira.

Mara hatte bei der Vorstellung der Lehrerin mit der blassen Haut eine ziemlich klare Vorstellung im Kopf. Und aus irgend einem Grund deckte diese sich mit Helen.

»Straßburg? Wie war es da? War Ihre Lehrerin auch so streng?«, fragte Jackie.

Mara hatte gerade nicht richtig zugehört. »Knallrote Lippen?«, fragte sie, etwas abwesend.

»Was?« Jackie war einen Moment lang verwirrt. »Ja, knallrot«, sagte sie. »Kennen Sie sie etwa?«

»Oh. Nein. Ich denke nicht. Ich glaube, wenn jemand richtig blasse Haut hat, sehen die Lippen immer ziemlich rot aus«, sagte Mara. Aber das Bild, welches sie vor Augen hatte, ging ihr nicht aus dem Kopf.

»Waren die Lehrerinnen in Straßburg auch so streng?«, wiederholte Jackie ihre Frage.

»Streng? Ja schon. Aber eigentlich ist Miss Isabella ganz nett. Sie ist jetzt Schulleiterin auf Horizons.«

»Ich glaube, eine Lehrerin muss einfach streng sein«, plapperte Jackie weiter. »Wie sollen sie sich denn sonst durchsetzen und wie sollen die Schülerinnen sonst etwas lernen?«

Mara wollte etwas Antworten, doch da summte das Comm auf Jackies Schreibtisch. »Sie können Mara jetzt rein schicken«, erklang Noiras Stimme.

»Ja, Frau Winter«, antwortete Jackie. Sie deutete auf die Tür. »Sie können jetzt rein gehen«, sagte sie.

»Danke«, sagte Mara. Sie stand auf und ging zur Tür. Gerade als sie diese öffnen wollte, wurde sie von innen geöffnet und der Arbeiter, der vorhin mit Herrin Rebecca und Noira gegangen war, kam heraus. Er hielt ihr die Tür auf und schloss sie hinter Mara leise.

Hier wähnte Mara sich in einer anderen Welt. Das beste Wort um dieses Büro zu beschreiben, war 'gewaltig'. Es war zwar groß aber nicht riesig. Doch die gesamte Einrichtung schrie förmlich das Wort 'unbezahlbar'.

Die gesamte Einrichtung, Stühle, Tische, die offenen Bücherregale, sogar die Vertäfelungen der Wände und die Laibungen der Fenster bestanden aus rötlich braunem Holz und auf dem Boden aus dem selben Holz lagen sehr teuer aussehende Teppiche.

In der vorderen Hälfte stand, umgeben von halbhohen Schränken, ein runder Tisch, mindestens drei Meter im Durchmesser, dessen Platte ein filigranes Blumenmuster aus Furnier aufwies.

Der hintere Teil des Büros wurde durch einen Bogen, der sich zwischen der rechten und der linken Wand unter der Decke spannte, getrennt. Dieser zog den Blick automatisch nach oben, an die Decke. Die Unterteilungen der Kassettendecke bestanden aus dem gleichen, rotbraunen Holz und waren mit Schnitzereien reich verziert.

In der hinteren Hälfte stand, genau mittig, ein riesiger Schreibtisch. Als Mara sich diesem näherte, stellte sie fest, daß dieser mit dunkelgrünem Leder bespannt war. Auch dieser wies viele Schnitzereien auf und hätte in einem normalen Büro einfach nur unangemessen groß gewirkt, hier jedoch passte er genau hinein.

Auch die Details der Einrichtung passten zu dem Raum. Auf einem kleinen Schrank neben dem Bogen, stand eine uralte, mechanische Schreibmaschine und die Bücher in den Regalen wirkten, als wären sie genau für dieses hergestellt worden.

Das einzige Zugeständnis an moderne Büroeinrichtungen schien der Drehsessel zu sein, auf dem Noira saß. Dieser moderne Sessel wirkte hier einfach nur deplatziert und geradezu winzig, im Vergleich zu dem Sessel, der links hinter dem Schreibtisch in einer Ecke stand. Dieser war es, der offensichtlich einmal zu dem Schreibtisch gehört hatte.

Herrin Rebecca saß auf einem Ledersessel mit hoher Lehne schräg vor dem Schreibtisch.

»Setz dich«, sagte Noira und deutete auf einen zweiten Sessel dieser Art, der auf der anderen Seite vor dem Schreibtisch stand.

Mara nickte und setzte sich in den Sessel und hatte das Gefühl, in diesem zu versinken.

Noira drehte sich auf ihrem modernen Bürostuhl um und holte ein Glas und eine Flasche mit Limonade aus einem Schrank hinter sich. Sie schenkte Mara ein und stellte das Glas vor ihr auf dem Schreibtisch ab.

Von dem Büro und der Einrichtung förmlich eingeschüchtert, bedankte Mara sich und nahm vorsichtig, um ja nichts zu verschütten das Glas, während sie zu Herrin Rebecca schaute, die mit übereinander geschlagenen Beinen im Sessel lehnte, und ein Glas mit einer goldgelben Flüssigkeit in der Hand hielt.

»Schau nicht so schüchtern«, sagte sie und hob ihr Glas in Maras Richtung.

Mara prostete ihr ebenfalls zu und trank einen Schluck.

Noira sah Mara an und musste lachen. »Du siehst aus als würden wir dich fressen wollen. Aber genau dazu waren solche Büros auch mal gedacht.«

»Was?«, fragte Mara verwirrt. »Um jemanden zu fressen?«

Nun lachte auch Rebecca los, während Noira antwortete: »Nein, um Leute einzuschüchtern. Vorne am Konferenztisch ist der Eindruck ganz anders. Und wenn man die Sessel an die Seite schiebt und normale Stühle hin stellt«, sie deutete auf drei Stühle, die unauffällig an der Seite standen »dann ist der Eindruck auch viel Freundlicher. Aber den besten Platz hat man, wenn man in dem Sessel sitzt.« Sie deutete auf den großen Bürosessel in der Ecke.

Wieder stand Noira auf. Sie schob ihren Sessel an die Seite des Schreibtisches und zog den großen Sessel an seinen ursprünglichen Platz. »Komm, setz dich mal«, sagte sie und deutete auf den Sessel.

»Aber das geht doch nicht«, sagte Mara.

»Klar geht das.« Noira winkte sie heran.

Mara stand auf und setzte sich hinter den Schreibtisch. Dieser hatte zu beiden Seiten viele große Schubladen und auch unter der Platte befanden sich zwei Schubladen. Der Sessel schirmte den Blick durch die großen Seitenlehnen ab, so daß der Blick nach vorne gerichtet war.

Von hier aus hatte man einen sehr guten Überblick über das gesamte Büro, aber, wenn man sich mit dem Sessel drehte, auch einen guten Blick aus dem Fenster, fast über das gesamte Fabrikgelände. Wenn man nach vorne schaute, sah man direkt auf die mit Leder beschlagene Tür.

»Dieses Büro hat mal einem der letzten deutschen Großindustriellen gehört. Rebeccas Großvater hat es gekauft und restaurieren lassen. Den Raum hat er dann darum herum bauen lassen. Nebenan gibt es noch einen Konferenzraum im gleichen Stil«, erklärte Noira.

Mara rutschte etwas in dem Sessel hin und her um eine bequeme Sitzposition zu finden.