Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Servas 01: Die Schule Teil 05

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Nachdem im Bett der Beiden endlich Ruhe eingekehrt war, schlief auch Frida langsam ein.

- - -

»Wie siehst du denn aus?«

Sie hatte mit dieser Reaktion gerechnet, aber nicht damit, daß er dermaßen schreien würde wenn er ihre feuerroten Haare sehen würde.

»Geh das sofort wieder weg machen.« Er deutete in Richtung Badezimmer »Und dann mach die Sauerei gefälligst gleich mit weg. Oder denkst du ich soll hier alles alleine machen? Ich habe einfach auch andere Dinge zu tun als, nur hinter dir her zu räumen.«

Langsam ging ihr das Geschrei auf die Nerven. »Ich kann doch nichts dafür, daß sie weg sind«, schrie sie ihn an. »Wenn dir deine Arbeit nicht wichtiger gewesen wäre als wir, dann wäre das doch alles nie passiert.« Tränen der Wut stiegen in ihr auf. Sie rannte in ihr Zimmer und zog die dunkle Lederjacke an. Sie roch den Duft das Leders, klappte den gefütterten Kragen hoch und schmiegte die Wange in das weiche Futter.

Sie wischte die Tränen weg und ging nach unten. Er saß regungslos an dem runden Tisch, an dem sie um diese Uhrzeit alle zusammen gefrühstückt hätten.

Er sah auf und warf ihr einen Blick zu. »Zieh die sofort aus. Die gehört dir nicht.« schrie er sie an.

Sie schrie zurück »Du hast doch selber gesagt sie kommt nicht mehr wieder. Wen stört es dann wenn ich sie an ziehe?« Wütend nahm sie ihren Rucksack und stapfte in den Flur.

»Wo willst du denn jetzt wieder hin?«, fragte er. Sie konnte deutlich sehen wie schwer es ihm fiel, sich zusammen zu reißen.

»Ich gehe in die Schule. Wohin soll ich denn sonst gehen? Und nur damit du es weißt, danach gehe ich einkaufen. Sie hat morgen Geburtstag und ich will ihr ein Geschenk kaufen.« Mit diesen Worten schlug sie die Tür hinter sich zu. Sie atmete tief ein und spürte die Sonne, die warm auf ihre Haut und auf das Leder schien. Trotz der Sonne und trotz der warmen Luft fröstelte sie.

Er schaute hinter ihr her. Sie sah von hinten genau so aus wie ihre Schwester. Mit den rot gefärbten Haaren war diese Ähnlichkeit sogar noch größer als zuvor.

Als sie aus der Schule kam, stand sein Auto noch in der Einfahrt. Wenn er vor hatte, ihr ihre schlechten Noten vorzuwerfen, würde er eine ganz schöne Überraschung erleben. Sie würde ihm das Zeugnis auf den Tisch werfen und sie würde sich über sein blödes Gesicht freuen. Sie ging die Einfahrt hinauf, öffnete die Haustür und ging ins Haus. Als sie in die Küche kam, traute sie ihren Augen nicht. Auf dem Tisch stand eine Torte mit brennenden Kerzen. Zwanzig Stück zählte sie. Es war zwar eine fertige Torte, aber darauf stand in ungelenker Schrift mit Zuckerfarbe der Name ihrer Schwester. Daneben stand ein kleines Päckchen in Geschenkpapier verpackt und mit einer Schleife darum. Auf dem Anhänger stand ebenfalls Ihr Name. Sie griff in die Jackentasche und legte ihr Geschenk daneben. Sie spürte wie eine Träne über ihre Wange lief, einen Augenblick an ihrem Kinn hing und sich dann löste. Sie setzte sich an den Tisch, holte ihr Zeugnis aus dem Rucksack und legte es auf den Tisch. Weinend starrte sie auf die Kerzenflammen.

Er kam aus dem Wohnzimmer, setzte sich zu ihr und nahm sie in den Arm. Sie ließ es geschehen, lehnte sich an seine Schulter und weinte.

»Danke Paps«, sagte sie nach einer ganzen Weile leise.

»Du hast mir immer vorgeworfen, ich wäre Schuld daran, das sie weg gelaufen ist und das ich nicht versuchen würde sie zu finden. Kiki, du wirst nächste Woche 18. Und ich finde, es ist an der Zeit, dir das hier zu zeigen.« Mit diesen Worten gab er ihr sein Pad, auf dem einige Nachrichten geöffnet waren.

»Was ist das?« fragte sie.

»Lies es am besten selbst, vielleicht hilft es dir, zu verstehen. Glaub mir, ich vermisse sie genau so wie du. Und eure Mutter vermisse ich eben so. Vielleicht bin ich Schuld daran, daß sie weg gelaufen ist, vielleicht bin ich auch Schuld daran, daß eure Mutter uns verlassen hat, als sie das gelesen hat,« er deutete auf das Pad in ihrer Hand »aber ich kann es nicht mehr ändern. Was ich tun kann ist, dafür zu sorgen daß du alles hast, was du brauchst. Ich arbeite nicht aus Spaß so viel, sondern dafür um wenigstens dir alles geben zu können, was du brauchst. Ich weiß, es war ein Fehler zu glauben, es reicht, daß du dir alles kaufen kannst. Ich hätte viel mehr für dich da sein sollen, ich weiß. Aber im Reden und zuhören war ich noch nie sehr gut. Aber glaub mir Kiki, ich will dich nicht auch noch verlieren.«

Sie sah seine Tränen die auf sein weißes Hemd fielen und wusste nicht wie sie sich verhalten sollte. Es war das erste Mal daß sie ihn so sah, daß sie ihren Vater weinen sah, der sonst immer so distanziert und gefasst schien.

Sie öffnete die erste Nachricht. Es war die Kopie eines Gerichtsurteils. Sie las die Anklage, das Urteil und dessen Begründung. Die Behördensprache musste sie zwei mal lesen um zu verstehen was dort geschrieben stand. Aber den Schlusssatz verstand sie sofort.

»...die Angeklagte hat eingewilligt statt der Gefängnisstrafe die Schule für Serva zu besuchen.«

»Heißt das, sie ist jetzt eine Sklavin?« ihr Vater nickte nur. »Wo ist sie jetzt?«

»Ich weiß es nicht.« Er öffnete eine andere Nachricht.

»Aus rechtlichen Gründen können wir ihr Auskunftsersuchen nicht beantworten«, stand in jeder dieser Nachrichten.

- - -

Mara setzte sich hinters Steuer, während es Julian sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht hatte. Seit nun einer Woche gab es jeden Tag die selbe Routine. Morgens fuhr sie zu den Stellen, wo sie die Fahrschüler abholten und während diese fuhren, löste sie im Fond die Prüfungsfragen. Nachmittags fand meistens der Theoretische Teil statt. Während er den Fahrschülern im Hinterzimmer eines Geschäftes die Theorie erklärte, kniete sie in der Ecke neben der Tür und verfolgte den Unterricht. Dabei gewann sie den Eindruck, zwar vielleicht nicht die beste Schülerin zu sein aber die meisten Fragen, welche die Schüler stellten, konnte sie sich selbst recht einfach beantworten.

Abends kochte sie und räumte dann weiter die Wohnung auf. Mittlerweile sah sie so aus, daß man ohne schlechtes Gewissen Gäste einladen konnte. Auch die Schränke in der Küche waren so gut gefüllt, daß sie mit wenig Aufwand ein kleines Menü hätte zubereiten können. Insgeheim dankte sie Miss Lorena dafür, daß diese ihr einiges an Haushaltsplanung eingebläut hatte.

»Wo soll es denn hin gehen, Herr?« fragte sie.

Julian sah von seinem Pad auf »Erst mal gerade aus. Und dann auf die Schnellstraße Richtung Frankfurt«, sagte er, stellte den Fuß auf die Ablage vor sich und las weiter auf seinem Pad.

»Jetzt hier abbiegen?« fragte sie als sie an eine große Kreuzung kamen. Die grünen Schilder wiesen auf die Schnellstraße Richtung Norden.

Julian setzte sich wieder gerade in den Sitz. »Ja, da vorne rechts.«

Sie blinkte ordnungsgemäß und wartete an der Ampel. An der Kreuzung bog sie ab. Diese Straße führte direkt auf die Schnellstraße. Die Schilder wiesen nach Frankfurt, Köln, Hannover, Hamburg und Berlin. Ihr wurde etwas mulmig zu mute. Auf einer der Schnellstraßen war sie noch nie zuvor gefahren. Ein Auto mit fast 300 Kilometern in der Stunde über eine Straße zu fahren, auf der die Autos dicht an dicht fuhren, machte ihr trotz der automatischen Steuerung etwas Angst.

Julian bemerkte ihre Unsicherheit »Keine Angst, gib einfach Gas. Bei 200 schaltet sich die Automatik von selbst ein«, sagte er.

Mit einem beherzten Tritt aufs Gas beschleunigte Mara den Wagen. Die Elektromotoren gaben ein Brummen und piepsen von sich, welches selbst im Inneren noch zu hören war. Die Tachonadel kletterte stetig weiter. Bei 180 vibrierte der Wagen leicht und Mara wollte vom Gas gehen.

»Weiter drauf treten«, sagte Julian ruhig. Mara trat das Pedal weiter nach unten und als der Tacho auf 200 stand blinkte eine Anzeige im Armaturenbrett auf und signalisierte, daß sich die Automatik eingeschaltet hatte. Das Gaspedal gab weit nach und der Wagen beschleunigte zügig auf 300 Kilometer in der Stunde. Vollautomatisch fuhr der Wagen die nächsten zwei Kilometer weiter und fädelte sich in den Verkehr ein.

Mit nicht einmal 200 Metern Abstand zum vorausfahrenden Wagen bei 300 zu fahren machte Mara angst und sie wollte auf die Bremse treten.

»Stop. Mach das ja nicht«, sagte Julian ruhig. »Und nimm die Hände vom Lenkrad. Wenn du die Spur wechseln willst, einfach blinken, den Rest macht das Auto selber. Wenn du anhalten willst, blinkst du einfach nach rechts. Das Auto fährt dann von selber auf den nächsten Parkplatz. Genau so wenn du abbiegen willst. Einfach blinken. Auf der Ausfahrt musst du dann selber wieder übernehmen. Jetzt lehn dich einfach zurück und sieh auf die Straße.« Julian lehnte sich wieder in seinen Sitz und las auf seinem Pad weiter.

Mara schaute auf das Armaturenbrett wo die Anzeigen ihr zeigten, was gerade passierte. Zwei der vier Motoren waren ausgeschaltet und die Automatik zeigte die Abstände zu den Fahrbahnrändern, zum Vordermann und zum Hintermann an. Langsam entspannte sie sich und beobachtete die Straße und die Anzeigen.

Nach gut 40 Minuten tauchte vor ihr ein grünes Schild auf. Auf dem Armaturenbrett erschien das selbe Schild welches die Ausfahrt nach Frankfurt ankündigte.

»Herr, ich glaube, wir sind da«, sagte sie.

Julian öffnete die Augen, schaute aufs Armaturenbrett und sagte »Stimmt. Jetzt einfach blinken.« Mara blinkte nach rechts und der Wagen wurde ein klein wenig langsamer. Er fädelte sich automatisch auf die rechte Spur ein und bog nach wenigen Kilometern von selbst von der Schnellstraße auf die Ausfahrt und wurde langsamer.

»Einfach machen lassen«, sagte Julian. »Erst bei hundert nimmst du die Hände ans Lenkrad und musst dann wieder selber fahren.«

Mara tat was er gesagt hatte. Als der Tacho nur noch 100 anzeigte nahm sie das Lenkrad in die Hand und fuhr weiter auf eine Kreuzung zu. »Da fahren wir links«, sagte er.

Als der Wagen vor der Ampel stand beruhigte Mara sich langsam wieder. »Was passiert eigentlich wenn die Automatik kaputt geht?« fragte sie.

»Dann rollt der Wagen einfach aus und fährt hoffentlich gerade aus weiter. Aber ich hab von keinem Fall gehört wo das passiert wäre, jedenfalls nicht in den letzten 50 Jahren. Also glauben wir einfach mal, daß das nicht passieren kann.« Er zwinkerte ihr zu und wies ihr den Weg mitten in die Großstadt. Vor einem großen Behördenkomplex musste Mara einen Parkplatz suchen und den Wagen ab stellen.

Julian stieg aus und Mara tat es ihm gleich. »So, ich muss da rein, kann 'ne Weile dauern. Hier, kauf dir was zu essen oder geh shoppen.« Er gab ihr einige Scheine in die Hand, ging auf den Eingang des Gebäudes zu und ließ sie alleine stehen.

Mara kam sich gerade etwas verlassen vor und wusste nicht, was sie tun sollte. Also schaute sie sich um und ging langsam die Straße entlang auf ein großes Kaufhaus zu. Neben dem Eingang des Kaufhauses gab es eine Imbissbude und da sie seit heute Morgen nichts mehr gegessen hatte und es fast Mittag war beschloss sie, sich dort etwas zu Essen zu holen. Sie kaufte sich eine Bratwurst im Brötchen und eine Flasche Limo. Damit setzte sie sich auf eine Bank und aß.

»Nicht schon wieder.« Eine Serva setzte sich neben sie und deutete auf die Straße. Mehrere Hundert Menschen kamen, umsäumt von Polizisten auf sie zu.

»Was machen die da?« fragte Mara.

»Einmal in der Woche demonstrieren die gegen alles und jeden. Unter anderem auch für unsere Rechte.« Die Frau lachte. »Aber niemand hat uns dazu gefragt. Ich bin stolz darauf was ich bin und ich will es auch gar nicht anders. Und ich kenne keine Serva, die das anders sieht. Und wenn die endlich mal anfangen würden, die Gesetzte die es schon gibt auch richtig durchzusetzen, würde das vollkommen ausreichen. Aber die da« sie deutete auf die Menschenmenge die immer näher kam »würden die Schulen am liebsten sofort schließen und alle Serva frei lassen. Übrigens, ich heiße Bianca.«

»Hallo, ich bin Mara.«

»Ein schöner Name. Nicht aufstehen, einfach sitzen bleiben und warten bis sie vorbei sind. Ist das Beste«, sagte Bianca. Mara hatte nicht das geringste Bedürfnis in diese Menschenmenge hinein zu geraten und befolgte ihren Rat.

Vor ihnen hielt plötzlich ein großer, blauer Kastenwagen mit der Aufschrift eines Fernsehsenders. Eine Frau stieg aus und stellte sich mit einem Mikrofon bewaffnet mitten vor der Bank auf die Straße. Ein Mann mit Kamera kam hinten aus dem Wagen, stellte diese auf und hielt auf die Frau. Allerdings war die Kamera damit auch genau auf die Bank gerichtet. Keine zwanzig Minuten später war alles schon vorbei. Der Wagen mit samt Kameramann und Reporterin war verschwunden nachdem die Menschenmenge vorbei gezogen war.

Mara stand auf und verabschiedete sich von Bianca. Sie ging in das große Kaufhaus das sie vorhin gesehen hatte. Das erste Mal seit langem war sie in einem Laden und hatte sogar Geld um sich etwas zu kaufen dabei. Sie war erstaunt wie freundlich sie von den Verkäuferinnen und Verkäufern begrüßt wurde. Sie schaute sich in um und ging zielstrebig auf die Abteilung mit der Damenbekleidung zu. Doch dann fiel ihr ein, daß sie sich keine Kleidung zu kaufen brauchte. Zumindest für das nächste Jahr war sie ausreichend ausgestattet und was danach war wusste sie sowieso nicht. Außerdem fühlte sie sich in ihrer Tunika mittlerweile so wohl, daß sie sich nicht mehr vorstellen konnte, andere Kleidung zu tragen. Ihr Blick fiel auf einen Kalender der hinter einer der Kassen hing. In genau zwei Wochen würde sie ein Jahr an der Schule sein. Und noch etwas Anders fiel ihr ein als sie das heutige Datum sah.

Langsam ging sie zu den Rolltreppen und fuhr ins Untergeschoss. Dort kaufe sie sich einen kleinen Kuchen, etwa so groß wie ihre Hand und eine Geburtstagskerze. Sie ging wieder zu der Bank und setzte sich. »Na, wieder hier?« fragte Bianca, die noch immer hier saß.

Mara nickte. »Entschuldige bitte, aber hast du zufällig Feuer?« fragte sie diese.

»Zufällig ja, und lass mich raten, gleich fragst du mich auch nach einer Zigarette?« Bianca lachte.

»Nein«, sagte Mara, packte den Kuchen aus und steckte die Kerze darauf.

»Oh«, sagte Bianca etwas betreten. »Du hast Geburtstag?« fragte sie und steckte ihr die Kerze an.

Mara nickte während ihr eine Träne die Wange hinab lief.

Bianca nahm ihr den Kuchen aus der Hand und hielt ihn ihr vor. »Dann wünsch dir was«, sagte sie. Mara blies die Kerze aus, nahm sie von dem Kuchen herunter und legte sie auf die Bank neben sich. »Alles gute wünsche ich dir. Und das dein Wunsch in Erfüllung geht«, sagte Bianca.

Mara teilte den Kuchen in zwei Hälften und gab Bianca eine davon. »Du, das kann ich doch nicht annehmen.«

»Meine Mutter hat immer gesagt, wenn man teilt, schmeckt es gleich viel besser«, sagte Mara leise.

»Dann herzlichen Dank Mara«, sagte Bianca. Gemeinsam aßen sie den Kuchen. Als dieser aufgegessen war fragte Bianca »Hat dein Herr nicht daran gedacht?«

»Ich weiß nicht. Aber woher soll er das auch wissen? Ich bin ja noch in der Schule und nur für vier Wochen bei ihm.«

»Verstehe«, sagte Bianca.

Sie saßen noch eine Weile schweigend da, dann sah sie Julian auf der anderen Straßenseite entlang gehen. »Ich muss los«, sagte Mara. Sie stand auf und verabschiedete sich von Bianca die sie zum Abschied umarmte und ihr noch einen schönen Geburtstag wünschte. Sie ging zum Auto und wartete auf Julian. Sie stiegen ins Auto und als dieser gerade die Tür schloss, glaubte Mara wie jemand ihren Namen rief. Sie drehte sich um und schaute aus dem Seitenfenster. Aber sie sah nur eine junge Frau mit feuerroten Haaren die scheinbar ziellos auf der Straße herum lief. Sie kannte außer sich selbst niemanden mit roten Haaren. Und daß ausgerechnet hier jemand nach ihr rief, wäre wohl auch ein ziemlich großer Zufall gewesen. Sie schaute auf den Monitor, blinkte und fuhr langsam los. Dabei wäre ihr diese rothaarige Frau beinahe vor den Wagen gelaufen, so daß sie scharf bremsen musste. Sie hupte und zeigte ihr im Vorbeifahren einen Vogel. Die Frau schrie sie durch das Seitenfenster an, doch von Draußen drangen kaum Geräusche nach innen so das sie nicht hören konnte, was diese Frau ihr zu rief.

»Entschuldigung, Herr«, sagte sie.

»Schon in Ordnung.« Julian grinste breit. »Als Autofahrer musst du einfach immer aufpassen ob nicht jemand einfach auf die Straße rennt. Jetzt fahr uns wieder nach Hause. Heute hab ich keine Schüler mehr.«

»Ja, Herr«, sagte Mara erleichtert. Sie fuhr aus der Stadt heraus und wieder auf die Schnellstraße. Dieses Mal wusste sie was sie zu tun hatte. Auf der Auffahrt trat sie das Gaspedal durch und als der Tacho 200 anzeigte und die Automatik mit einem Blinken signalisierte daß sie nun übernommen hatte ließ sie das Lenkrad gehen und nahm den Fuß vom Pedal.

Als sie bereits eine halbe Stunde auf der Schnellstraße waren, Mara hatte sich mittlerweile etwas an die hohe Geschwindigkeit und daran, einfach nichts zu tun gewöhnt, klingelte Julians Comm.

»Fahrschule König«, meldete er sich »Hallo, Maike. Ja, prima, 18 Uhr? Prima. Was? Oh je. Aber dafür hab ich was gut bei dir. Bis nachher Schatz.«

Es dauerte nicht lange, bis sie zu Hause ankamen und Mara den Wagen in die Tiefgarage lenkte. Sie stiegen aus und fuhren mit dem Aufzug in die Wohnung.

»Du brauchst heute nichts zu Essen zu machen. Maike kommt nachher noch vorbei«, sagte Julian.

Mara lachte. »Um 18 Uhr, Herr?«

»Ja, genau. Bis da hin geh in dein Zimmer und sieh dir einen Film an oder so. Ich muss noch ein paar Papiere fertig machen.

»Mara, kommst du bitte mal her?« Mara lag auf ihrem Bett als Julians Stimme sie aus ihren Gedanken riss. Sie stand auf, richtete ihre Tunika und ging ins Wohnzimmer wo er zusammen mit Maike am Esstisch stand. Auf dem gedeckten Tisch stand eine Torte mit einer Kerze darauf.

»Alles gute, zum Geburtstag«, sagten beide.

Mara starrte auf die Torte. Sie hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken.

»Vielen Dank«, sagte sie leise. Es war das erste Mal seit drei oder vier Jahren daß jemand an ihren Geburtstag gedacht hatte.

»Naanaa, wer wird denn gleich weinen?« fragte Maike. Sie kam zu ihr und nahm sie in die Arme.

Nachdem sie sich beruhigt hatte, bedankte sich Mara noch mal bei beiden. »Dann komm, setz dich und schneid deine Torte an«, sagte Maike. Sie und Julian setzten sich. Auch Mara nahm nun Platz.

»Jetzt die Kerze aus pusten«, sagte Julian. Mara pustete die Kerze aus, die zweite an diesem Tag. Über diese hier konnte sie sich im Gegensatz zu der ersten richtig freuen.

Julian gab ihr ein Messer und sie schnitt die Torte an. Sie gab zuerst Julian ein Stück. »Nee du, so geht das aber nicht. Du bist das Geburtstagskind, das erste Stück ist deins«, sagte dieser und reichte ihr den Teller mit dem ersten Stück. Nachdem auch er und Maike ein Stück auf ihren Tellern hatten, aßen sie genüsslich, tranken Kaffee und unterhielten sich.

»So, jetzt ziehst du dir was anderes an und dann fahren wir ins Kino.« sagte Julian.

Mara schaute ihn groß an. »Aber ich habe nichts anderes, als die Tuniken.«

»Wie? Nur so was?« fragte Maike.

»Ich habe noch Sportsachen und einen Umhang, aber mehr gibt es an der Schule nicht«, erklärte Mara.

»Das ist ja nicht gerade viel. Aber praktisch stelle ich mir das schon vor. Du musst wenigstens nicht lange überlegen, was du anziehst«, meinte Maike lachend.

»Das wäre also genau das Richtige für dich.« Julian schaute sie grinsend an. »Dann lasst uns mal fahren.« Er öffnete die Tür und die beiden Frauen folgten ihm nach unten. Mara wollte sich ans Steuer setzen aber Julian meinte »Lass mal, ich hab jetzt auch frei. Also fahre ich selbst.« Er setzte sich hinters Steuer. Mara nahm im Fond platz und Maike wollte vorne einsteigen. »Nee, du bitte auch nach hinten«, sagte er grinsend und deutete auf die Pedale im Fußraum auf der Beifahrerseite. Mit einem Schmollmund stieg Maike zu Mara in den Fond.

Sie fuhren in die Stadt und Julian parkte in der Nähe eines großen Kinos. Er holte die vorbestellten Karten ab. Dann kauften sie Popcorn und Getränke. Da die Vorstellung gleich beginnen würde gingen sie in den Saal und setzten sich auf ihre Plätze. Bei dem Film, einer Komödie, hatten alle drei ihren Spaß und nach dem der Film zu Ende war, gingen sie noch in eine Pizzeria wo sie zu Abend aßen und sich während dessen unterhielten. Maike wollte alles über die Schule wissen und Mara erzählte ihr gerne was sie wissen wollte.