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Servas 01: Die Schule Teil 07

Geschichte Info
Suche nach einer Schwester und eine Abschlussprüfung.
18.2k Wörter
4.68
5.6k
3
Geschichte hat keine Tags

Teil 7 der 33 teiligen Serie

Aktualisiert 06/11/2023
Erstellt 01/08/2022
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Entnervt beendete er das Gespräch und legte das Comm auf den Esstisch. Er sah zu Kira, die ihren Stift beiseite gelegt hatte und ihn fragend an sah. »Es tut mir leid. Die wollen nicht mal sagen das sie nicht bei ihnen ist.« Er sah ihr enttäuschtes Gesicht und hatte ein schlechtes Gewissen.

»Aber das Auto, du hast doch gesagt, dein Chef kennt jemanden der weiß wo es her kommt.« Sie sah ihn flehend an.

»Auch das bekomme ich nicht raus, ohne daß es einen Unfall gegeben hat.«

»Dann sag ihnen, das es mich angefahren hat, das stimmt ja sogar fast.«

»Du weißt genau, daß ich das nicht machen kann. Das wäre Vortäuschung einer Straftat. Das wäre für mich als Anwalt tödlich.« Er schloss die Augen und atmete tief durch. »Kira, hätte ich von diesem Prozess früher erfahren, hätte sie wenigstens eine ganze Horde von Anwälten gehabt. Alle meine Kollegen in der Kanzlei haben gesagt, sie wären mit Freuden mit gekommen. Aber so hatte sie nur einen jungen Pflichtverteidiger. Ich habe mit dem Kollegen gesprochen. Aber auch der weiß nur daß sie sich für die Schule entschieden hat und keine Ahnung, wo sie hin gekommen ist.« Als er die Augen wieder öffnete hatte Kira ihren Kopf in die Arme gelegt und weinte. Er stand auf, ging um den Tisch herum und nahm sie in die Arme. »Ich werde tun was ich kann Kira. Aber im Moment sind mir die Hände gebunden. Glaub mir, ich vermisse sie doch auch.«

»Ich weiß Papa«, sagte sie leise und unter Tränen. Sie stand auf und löste sich aus seiner Umarmung. Mit hängendem Kopf ging sie auf ihr Zimmer. Er hoffte, daß sie keinen Unsinn anstellen würde. Aber in den letzten drei Monaten hatte sie sich stark verändert. Sie war vorher oft unberechenbar und launisch gewesen doch seit der Begegnung in Frankfurt hatte sie sich verändert. Sie war stiller geworden, gab kaum noch Widerworte und half sogar im Haushalt mit. Er musste sie nicht einmal mehr daran erinnern, ihre Wäsche in den Wäschekorb im Badezimmer zu bringen. Statt dessen räumte sie selbst die Maschine ein und wusch auch seine Sachen mit. Sogar zu bügeln versuchte sie, wenn auch wenig erfolgreich. Er hoffte inständig daß sich diese Veränderung halten würde, selbst wenn es ihm nicht gelingen sollte, Mara zu finden. Daher ließ er sie auch in Ruhe als sie nach oben ging. Er ließ ihre Schulaufgaben auf dem Esstisch liegen damit sie morgen weiter machen konnte.

Kira hockte auf ihrem Bett und tippte auf einem Pad herum. Sie übertrug die Adressen, die sie bekommen hatte, auf ihr Comm und fragte sich dabei, ob sie das richtige tat. Doch sie konnte nicht einfach so herum sitzen und nichts tun.

Sie sah kurz aus dem Fenster, als sie das Auto ihres Vaters hörte, wie es die Einfahrt herunter fuhr. Schnell übertrug sie die restlichen Adressen zu ihrem Comm, zog die Lederjacke an und suchte ihre Schlüssel. Wenn sie Glück hatte, würde ihr Vater sie nicht vor morgen Abend suchen. Sie ging nach unten und hinterließ eine kurze Notiz auf dem Kühlschrank daß sie bei einer Freundin übernachten würde. Dann verließ sie das Haus und setzte sich in ihr Auto. Die Batterien waren voll geladen so daß sie die Strecke mit etwas Glück ohne nach zu laden schaffen würde. Sie klemmte ihr Comm in die Halterung auf dem Armaturenbrett und tippte die erste Adresse an. Das Navigationssystem zeigte etwas mehr als drei Stunden bis zum Ziel. Sie hatte sich für Straßburg entschieden weil das am nächsten lag. Wenn sie hier keinen Erfolg haben würde, würde sie nächstes Wochenende nach Hamburg und das darauf nach Montreux fahren.

Sie fuhr die Einfahrt herunter und lenkte ihren Kleinwagen den sie zum Geburtstag bekommen hatte, aus der Stadt heraus auf die nächste Autobahn. Am liebsten hätte sie die Schnellstraße genommen, aber dieses Auto war einfach zu langsam dafür. Also musste sie die normalen Straßen nehmen.

Nach etwa drei Stunden verließ sie die Autobahn und fuhr auf eine Landstraße. 15 Minuten später überquerte sie den Rhein und sah kurz darauf das Ortsschild von Straßburg. Als sie einen weiteren Fluss überquerte, das Navi ließ sie wissen, daß das der Ill war, sah sie zur Linken ein großes, von einer hohen Mauer umgebenes Gelände.

»Ein Gefängnis, wie passend«, dachte sie. Das Navi zeigte weniger als zwei Kilometer bis zum Ziel an. Sie bog nach links ab und befand sich nun vor einem weiteren, von einer Mauer umgebenen Gelände. »So sieht also eine Schule für Serva aus, auch nicht viel anders als ein Gefängnis«, fuhr ihr durch den Kopf. Sie hielt direkt auf der Straße neben einem großen Tor in der Mauer. Nun war sie also hier. Sie hatte sich bisher nicht überlegt, was sie hier eigentlich tun wollte, so einfach durch die Tür spazieren und nach fragen konnte sie vermutlich nicht. Aber versuchen konnte sie es ja. Also stieg sie aus und drückte die Klingel, welche sich neben dem großen Tor befand. Sie hoffte nicht darauf, daß sie um diese Uhrzeit, es war mittlerweile halb sieben Uhr abends, überhaupt noch in die Schule kommen würde. Um so erstaunter war sie, als sich die Tür öffnete, welche sich in dem Tor befand.

»Schönen guten Abend, kann ich ihnen helfen?«, fragte die Frau, welche heraus schaute, mit einem deutlichen Akzent. Sie war sicher nicht viel älter als sie selbst, hatte langes, blondes Haar und sehr helle Haut. Sie trug eine Beige Tunika und ein schwarzes Halsband, Kira hatte heraus gefunden daß Schülerinnen in ihrem zweiten Jahr solche Halsbänder trugen.

»Ich hoffe es«, sagte Kira und hielt der Frau Maras Foto hin, welches sie aus ihrer Tasche zog. »Ich suche meine Schwester. Sie heißt Mara. Ich weiß nicht, ob sie hier ist aber sie muss an irgend einer Schule sein.«

Die Frau schaute sich das Bild an und sah dann mit offenem Mund zu Kira. Sie schien etwas sagen zu wollen, deutete aber statt dessen, ihr zu folgen. Kira folgte ihr in das Gebäude rechts neben dem Tor, wo die Frau vor einer Tür stehen blieb und klopfte. Neben der Tür befand sich ein Schild auf dem stand: »Miss Wilhelmina, Schulleiterin«. Von drinne ertönte ein »Herein!« und die Frau öffnete die Tür. Sie knickste vor einer älteren Frau die hinter einem großen Schreibtisch saß. »Guten Abend, Miss Wilhelmina, diese Frau sucht jemanden«, sagte sie.

»Danke, dann geh jetzt wieder ans Tor«, sagte die Frau und die Blondine schloss leise die Tür hinter sich und ließ Kira mit der Schulleiterin alleine.

Frida verließ das Verwaltungsgebäude. Die erste Schülerin auf die sie traf, fragte sie »Hast du etwas Zeit den Tordienst zu übernehmen? Ich muss ganz dringend zu Herrin Isabella.«

»Wenn es nicht zu lange dauert, gerne.«

»Ich danke dir«, sagte Frida und rannte aufs Hauptgebäude zu. Sie lief am Eingang zu den Schlafsälen vorbei und rannte so schnell sie konnte, den Gang entlang zu Herrin Isabellas Zimmer. Dort klopfte sie wie wild an die Tür.

»Ich hoffe ja es ist wichtig«, hörte sie eine Stimme von drinne. Dann waren Schritte zu hören und die Tür wurde geöffnet. »Frida, wie siehst du denn aus? Ist was passiert?«

»Bitte, Herrin, kann ich kurz rein kommen? Ich muss gleich wieder ans Tor.«

»Mensch, lass das Herrin endlich sein, Frida. Was ist denn los?«

»Herr... Miss, da ist grade eine Frau bei der Schulleiterin. Sie sucht nach Mara. Es ist ihre Schwester«, sagte Frida und merkte erst jetzt wie sie zitterte.

»Bist du dir da sicher?«, fragte Miss Isabella.

»Ja, ganz sicher. Sie hat mir ein Bild gezeigt.«

Miss Isabella ging zum Schrank und zog sich eine Tunika an. Erst jetzt registrierte Frida, daß sie bisher nackt gewesen war. »Du bleibst hier bei Maja, bis du dich wieder beruhigt hast. Und dann sagst du den Anderen daß der Unterricht heute Abend ausfällt. Und kein Wort zu irgend wem. Verstanden?«

»Ja Herr... Ja Miss«, sagte Frida. Als Miss Isabella die Tür öffnete sagte Frida. »Bitte, ich will nicht, daß Mara irgend welchen Blödsinn macht.«

»Das will ich auch nicht.« Miss Isabella dreht sich noch einmal um »Und genau deswegen sollte sowas an den Schulen nie passieren. Wie nachher die Herrschaften das handhaben ist deren Sache. Aber an der Schule ist die Gefahr, daß eine Schülerin wegen sowas irgend eine Dummheit begeht, viel zu groß, deshalb sorgen wir hier auch dafür, daß ihr keinen Kontakt zu euren Verwandten habt.« Sie ging zu Frida, nahm sie kurz in die Arme und sagte »Mach dir keine sorgen. Ich mache das schon.« Dann ging sie hinaus und schloss die Tür hinter sich.

»Bitte Kira, nehmen Sie Platz«, sagte die Frau, nachdem sie sich Kira als Miss Wilhelmina vorgestellt hatte. Kira setzte sich und sah die Frau an. »Wen suchen Sie denn?«

Kira hielt ihr das Foto hin. »Das ist meine Schwester. Sie heißt Mara und sie muss an irgend einer Schule sein.«

»Und Sie dachten, sie kommen einfach mal hier her und fragen nach?«

»Ja, so ungefähr. Wir, also mein Papa und ich, wir wohnen in Wiesbaden. Und Straßburg ist am nächsten«, sagte Kira. Sie fühlte sich von der Frau reichlich eingeschüchtert.

»Es tut mir leid, selbst wenn ich wollte könnte ich ihnen nicht helfen«, sagte die Frau. »Ich kann und darf ihnen leider nicht sagen ob ihre Schwester als Schülerin hier ist oder nicht. Am Besten, sie fahren wieder nach Hause, bevor Sie vermisst werden. Glauben Sie mir, daß ist das Beste. An den anderen Schulen brauchen Sie es gar nicht erst zu versuchen, dort werden Sie die selbe Antwort bekommen. Wenn es an der Zeit ist, wird ihre Schwester sich selbst bei ihnen melden. Ich kenne nur wenige Serva die das nicht tun würden, wenn es ihnen ihre Herrschaft erlaubt. Aber im Moment ist es einfach noch zu früh dafür. An den Schulen versuchen wir aus gutem Grund, den Kontakt zu Verwandten zu vermeiden. Mehr kann und werde ich ihnen nicht dazu sagen.«

»Ich verstehe das nicht, sie ist doch meine große Schwester.« Tränen liefen Kiras Wangen hinunter. Sie sah die Frau flehend an, als es an der Tür klopfte.

»Herein«, rief die Schulleiterin und eine Frau trat ein. »Isabella, gut, daß du kommst. Würdest du die junge Frau bitte nach draußen bringen und Frida sagen, sie soll das Tor jetzt abschließen. Danach würde ich gerne noch etwas mit dir besprechen.«

»Gerne, Miss Wilhelmina«, sagte die Frau und knickste. Sie deutete Kira, auf zu stehen und führte sie nach draußen.

»Bitte, ich muss es einfach wissen«, sagte Kira. »Ist Mara hier?«

Die Frau schob sie recht unsanft aus dem Tor auf die Straße. »Um 21 Uhr«, sagte sie und drückte ihr einen Zettel in die Hand. Dann schloss sie ohne ein weiteres Wort die Tür. Kira konnte hören wie diese verriegelt wurde. Sie lehnte sich mit dem Kopf gegen das Tor und weinte leise. Nach einer Weile drehte sie sich um und ließ sich, ans Tor gelehnt, zu Boden sinken.

Isabella schloss die Tür und schickte die Schülerin im Pförtnerraum weg. Dann ging sie zurück zu Miss Wilhelmina. »Daß ausgerechnet Frida am Tor war als sie hier aufgetaucht ist ist äußerst ungünstig«, sagte sie, nachdem sie sich gesetzt hatte.

»Ja, allerdings. Aber es hätte auch schlimmer kommen können. Wenn sie gestern hier aufgetaucht wäre hätte Mara nämlich Tordienst gehabt«, sagte Miss Wilhelmina. »Ich hoffe, du hast Frida gesagt, daß sie kein Wort darüber verlieren soll.«

»Ja, das habe ich ihr eingeschärft. Wahrscheinlich sitzt sie noch in meinem Zimmer bei Maja. Ich werde sie mir gleich noch mal vornehmen«, sagte Isabella.

»Tu das Isabella. Ich will nicht, daß eine unserer Schülerinnen wegen so einem Vorfall weg läuft. Einmal ist mehr als genug. Ich will so etwas nicht noch einmal erleben müssen. Und dir und den Schülerinnen möchte ich so etwas auch ersparen.« Miss Wilhelminas Stimme war leise geworden als sie diese Worte sagte.

Isabella sah stumm auf den leeren Schreibtisch. Nach einer Weile reichte Miss Wilhelmina ihr ein Taschentuch, mit dem Isabella sich durchs Gesicht wischte.

»Du solltest jetzt gehen«, sagte Miss Wilhelmina.

»Ja, Miss«, antwortete Isabella, stand auf, knickste und ging zur Tür.

Als sie die Tür gerade öffnen wollte, sagte Miss Wilhelmina: »Ich nehme an, du wirst nachher zu deiner Großmutter gehen. Nimm das hier bitte mit.« Sie steckte etwas in einen Umschlag und klappte diesen zu. Dann stand sie auf und gab ihn Isabella. Aus einer Vase auf dem runden Tisch nahm sie eine Rose und gab ihr diese ebenfalls. Isabella sah sie nur an und nickte, als sie den Raum verließ. Langsam ging sie in ihr Zimmer, wo Frida tatsächlich noch auf ihrem Bett saß. Maja hatte einen Arm um ihre Schulter gelegt und sie hatte sich bei ihr angelehnt.

»Ich muss noch mal weg. Ihr beiden bleibt hier. Frida, hast du den Anderen schon Bescheid gesagt?«

»Ja, Miss«, sagte Frida »Ich war eben im Unterrichtsraum. Aber ich konnte einfach nicht zurück in den Schlafsaal. Was hätte ich denn sagen sollen?«

Isabella zog den Stuhl heran und setzte sich Frida gegenüber. »Du darfst auf keinen Fall etwas sagen. Ich kann verstehen daß es dir schwer fällt. Aber wenn sie es erfährt, wer weiß, was sie dann anstellt. Und ich will auf keinen Fall daß sie weg läuft. Du weißt, was dann passiert.« Sie hielt die Rose so daß Frida sie sehen konnte.

»Ja, Miss«, sagte Frida leise.

»Bleib noch hier wenn du möchtest und versuch dich zu beruhigen. Bei mir kann es länger dauern.« Isabella stand auf, gab Maja einen Kuss und umarmte beide kurz, bevor sie ging. Sie verließ die Schule und schloss das Tor hinter sich wieder ab. Dann setzte sie sich in ihr Auto und fuhr in die Innenstadt.

»Was mache ich hier eigentlich?«, dachte Isabella, als sie durch die Stadt fuhr. Sie schaute auf die Uhr, noch eine Stunde bis 21 Uhr. Sie lenkte den Wagen auf den Parkplatz und stieg aus. Anstatt zum Café zu gehen, lenkte sie ihre Schritte die Einkaufsstraße entlang und steckte sich einen Zigarillo an. Sie hätte das Mädchen einfach nach Hause schicken sollen. Doch dafür war es nun zu Spät. Sie wusste daß sie sich nun keinen Fehler erlauben durfte. Sie hatte das Gefühl, daß ihr im Moment nichts wirklich richtig zu gelingen schien. Erst die Sache mit Frida, sie hatte es einfach nicht geschafft, sie davon zu überzeugen nach der Schule erst einmal zurück zu ihrer Familie zu gehen. Nein, diese dumme Frau hatte tatsächlich Emylia angerufen und es geschafft sie davon zu überzeugen, daß ihrer Firma von ihr keine Gefahr drohte. Sie hatte sich sogar dazu bereit erklärt einen Nervenblocker zu tragen, damit sie sich dort auf dem Gelände nicht frei bewegen konnte. Andere Leute würden sowas nicht mal mehr ihrem Hund zumuten wollen und Frida wollte sich sowas freiwillig anlegen lassen. Und jetzt diese Geschichte. Wenn Mara auch nur ahnen würde, daß sich ihre Schwester gerade in der Stadt aufhielt, würde sie ganz sicher eine gewaltige Dummheit begehen. Und was machte sie? Sie lud diese Kira sogar noch zu Klara ein, um mit ihr zu reden.

Am Museum der schönen Künste setzte sie sich auf eine Bank, von der aus sie einen Blick auf die Kathedrale hatte. Sie schlug die Beine übereinander und betrachtete rauchend die hell erleuchtete Kirche. Was sollte sie dem Mädchen denn sagen? Daß ihre große Schwester in einem viertel Jahr versteigert wird? Daß es ihr gut ging? Ob es ihr wirklich gut ging wusste sie ja selbst nicht einmal. Sie wusste nicht, was in Maras Kopf vor sich ging. War ihre relative Lockerheit in den letzten Wochen echt oder überspielte sie, wie viele andere Schülerinnen so kurz vor der Versteigerung, damit nur ihre Angst vor einer ungewissen Zukunft? Wer außer ihr selbst konnte das schon sagen? Sie selbst musste diese Erfahrung ja nie machen. Ihr war klar daß sie nach ihrem Abschluss bleiben und Lehrerin werden wollte. Sie hätte studieren können und jetzt ihr Diplom oder sogar einen Doktortitel an der Wand hängen. Statt dessen hatte sie sich dazu entschlossen, anderen Schülerinnen zu helfen nicht so zu enden wie Sarah. In ein paar Monaten würde sie als Schulleiterin an eine Privatschule gehen, eigentlich ein Traumjob und auch noch gut bezahlt. Aber im Moment fiel es ihr sogar schwer morgens in den Spiegel zu sehen. Sicher, der schwere Teil der Ausbildung war nun vorbei, aber selbst wenn die Schülerinnen nur noch relativ leichte Dinge lernen mussten, war sie sich der Tatsache bewusst, diese in wenigen Monaten in eine ungewisse Zukunft zu entlassen.

Kurz vor 21 Uhr stand sie auf, schnippte den zweiten Zigarillo in einen der Mülleimer und machte sich langsam auf den Weg zu Klara. 'Wieso um alles in der Welt nenne ich sie eigentlich Klara? Sie ist meine Großmutter', ging es Isabella durch den Kopf, als sie kurz vor dem Café stehen blieb und klopfte.

Kira war nach einer Weile aufgestanden und ging zu ihrem Auto. Sie setzte sich hinein und schaute nun erst auf den Zettel, welchen ihr die Frau gegeben hatte. Die Adresse, die auf diesem Zettel stand kam ihr bekannt vor. Sie tippte sie in ihr Navi ein und sah, daß es eine der Adressen war die sie im Netz gefunden hatte. Es war ein Café in welchem sich wohl hauptsächlich Serva trafen. Sie schaute auf die Uhr die kurz vor acht zeigte. Sie startete den Wagen und fuhr zu der angegebenen Adresse. Da diese sich in einer Fußgängerzone befand, musste sie das Auto auf einem Parkplatz in der Nähe abstellen. Da sie nicht wusste, was sie so lange in dieser fremden Stadt machen sollte, ging sie langsam zu der Adresse. Diese befand sich in einer Seitenstraße. An der Tür gab ein keine Klingel also klopfte sie einfach. Nach einigen Augenblicken öffnete ihr eine Frau die Tür. Sie trug das Halsband einer Serva und eine hellgraue Tunika. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte sie.

»Entschuldigung, aber ich soll mich hier mit jemandem treffen.«

Die Frau musterte sie und fragte »Und mit wem wollen Sie sich hier treffen?«

»Ich weiß nur daß sie Isabella heißt«, sagte Kira schüchtern.

»Na sag das doch gleich. Komm rein«, sagte die Frau, die auf einmal freundlich lächelte. Sie führte sie eine schmale Treppe hinauf in einen freundlich eingerichteten Gastraum. Dort führte sie sie an einen kleinen Tisch in einer Ecke. Dieser war wie alle Tische hier nur etwa einen halben Meter hoch, es gab keine Stühle sondern nur Kissen, die um die Tische herum lagen. »Nimm Platz, was möchtest du denn trinken? Kaffee, Schokolade oder lieber etwas anderes?«

»Eine Schokolade bitte«, sagte Kira. Sie setzte sich im Schneidersitz an den Tisch und schaute sich um. An den Tischen knieten einige Frauen, die meisten zu mehreren an einem Tisch, einige aber auch zu zweit oder alleine. Alle trugen sie Halsbänder, stellte Kira fest. Und die Meisten waren mit Tuniken bekleidet. Kira kam sich hier in ihrer Jeans und ihrer Lederjacke wie ein Fremdkörper vor. Sie zog die Jacke aus und legte sie neben sich, was die Sache durch die leichte Bluse die sie trug nicht besser machte. Nach kurzer Zeit kam die Frau wieder und brachte ihr eine Tasse heißer Schokolade und einen kleinen Teller mit Keksen. »Hier, bitte sehr«, sagte sie freundlich und ging wieder. Kira schaute sich möglichst unauffällig um. Die Frauen an den Tischen unterhielten sich, mal mehr mal weniger laut, einige lachten.

Abgesehen davon daß die Tische viel zu niedrig waren und das die meisten Frauen ähnliche Kleidung trugen war dies offenbar ein ganz gewöhnliches Café. Sie schaute gelegentlich aus dem Fenster und beobachtete die Menschen auf der Straße. Sie drehte sich gerade um, um einen Schluck aus der mittlerweile dritten Tasse Schokolade zu trinken, da kam die Frau herein die ihr in der Schule den Zettel gegeben hatte. Die Ältere Frau, offenbar die Wirtin, zeigte zu Kiras Tisch und die Frau kam auf sie zu.

Kira wollte auf stehen. »Bleib sitzen«, sagte die Frau und kniete sich ihr gegenüber an den Tisch.

»Hallo, ich bin Isabella. Du musst dann wohl Kira sein«, sagte sie.

Kira sah sie verwundert an, woher kannte die Frau ihren Namen?

»Schau nicht so erstaunt. Deine Schwester hat mir von dir erzählt«, sagte die Frau.

Kira riss die Augen auf. »Sie kennen sie? Ist sie an der Schule?«

»Ich bin ihre Lehrerin«, sagte Isabella. »Ich denke, schon daß ich sie relativ gut kennen gelernt habe.«

»Aber warum hat die Schulleiterin dann gesagt, das sie mir nichts sagen kann? Wo ist sie jetzt? Geht es ihr gut? Kann ich zu ihr?« Kira überschlug sich beinahe mit ihren Fragen.