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Shooting Paula - Session 03

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Es fiel mir nicht leicht, mich zu beruhigen. Hey, Ramon hatte keine Ahnung, was wir getrieben hatten, zumindest dann nicht, wenn Paula dicht hielt. Und eigentlich hatte sie mehr zu verlieren als ich, wenn ich das richtig verstanden hatte. Also, cool down…

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Es gibt sie, die undenkbaren Zufälle. Situationen, die statistisch so absolut unwahrscheinlich sind, dass man ihre Existenz getrost ausschließen kann. Zumindest nach menschlichen Maßstäben, also innerhalb der kurzen Zeitfenster, die uns während unseres Lebens zur Verfügung stehen. Gerade als die Brennerlade aufsprang, läutete mein Telefon und ich hätte nicht auf das Display sehen müssen um zu wissen, wer das war. Unbekannter Teilnehmer. Der unbekannte Ramon.

‚Ja?’

‚Hallo Marc!’ Ich lehnte mich in meinem großen Stuhl zurück, fingerte die hundertste Zigarette aus der nie leer werdenden Packung. Ich zitterte! Bemüh dich, Marc, verrate dich nicht selbst, bleib ruhig!

‚Hallo… Ramon! Wie geht es Ihnen?’

‚Oh, Danke der Nachfrage! Aber das müssten Sie eigentlich ahnen können…’

Ich hatte ihn so noch nicht gehört. Ramon wirkte, als ob Paula vor ihm kniete und ihm einen blies, während er mit mir plauderte. Seine hypnotische Stimme vereinnahmte mich ganz, augenblicklich beruhigte ich mich, der kleine Schweißausbruch von vorhin ließ nach. Ich starrte in Paulas Gesicht auf dem Monitor vor mir und lachte leise in mich hinein, so als ob ich wüsste, was jetzt kommen sollte.

‚Naja, ich glaube fast, Sie sind zufrieden mit dem Ergebnis unseres letzten Shootings?’

‚Mehr als das, Marc! Ich habe mich also nicht getäuscht in Ihnen, Sie haben mir geliefert, was ich mir so sehnlich gewünscht habe.’

‚Tatsächlich?’

‚Tatsächlich! Und ehrlich gesagt sind Sie weit über das Ziel hinausgeschossen. Nicht dass ich Ihre Qualifikation je in Zweifel gezogen hätte, aber was Sie da mit Paula gemacht haben, grenzt an ein Wunder!’

Wow! Mein Kamm schwoll an, solches Lob war der echte Lohn eines Fotografen, nicht die Kohle. Meine Unsicherheit diesem Ramon gegenüber war wie weggeblasen.

‚Na, das freut mich aber sehr. Ganz ehrlich, ich kann all die Komplimente nur zurückgeben. Paula war großartig, ich habe keine Ahnung, wie Sie das gemacht haben…’

‚Was?’

‚Ihr Training! Vielleicht sollten Sie ins Modelbusiness einsteigen. Wenn es Ihnen gelingt, innerhalb von nicht einmal zwei Wochen aus einer grauen Maus den verbotenen Traum eines jeden Mannes zu machen, könnten Sie damit viel Geld verdienen.’

‚Denken Sie? Aber ich bin überzeugt, dass nicht jedes Model, auch nicht die bereitwilligsten, mit meinen Trainingsmethoden einverstanden wäre.’

‚Hm. Ich nehme an, Sie werden mir nicht erzählen wollen, was Sie damit im Einzelnen meinen?’

‚Nun, ich bin mir nicht sicher, ob Sie das wirklich hören wollen. Hat Paula denn nicht ohnehin geplaudert?’

‚Nein. Sie hat nur durchblicken lassen, dass sie sich Ihren Wünschen und Vorstellungen bedingungslos hingibt. Und dass Sie, was ihr Training betrifft, sehr… ähm, konsequent waren…’

Ein kurzes, dreckiges Lachen am anderen Ende der Leitung ließ mich wieder vorsichtiger werden.

‚Tja, Marc, Konsequenz ist nur ein Teil des Ganzen. Man muss heutzutage Härte zeigen, um das zu bekommen, was man möchte. Ich habe schon erwähnt, dass die gute Paula ein wenig leiden musste um so zu werden, wie Sie sie erlebt haben.’

‚Leiden? Meinen Sie etwa physisches Leiden? Sie werden sie doch nicht etwa mit Rohrstock und Peitsche so weit gebracht haben?’

‚Nein. Aber Sie haben recht, vielleicht möchte ich tatsächlich nichts über die Details ihrer Ausbildung sagen. Wichtig ist doch das Ergebnis…’

Ich tat, was ich bisher noch nie bewusst getan hatte und unterbrach Ramon.

‚Was haben Sie jetzt vor mit den Bildern? Lassen Sie Drucke anfertigen? Werde ich die fertigen Bilder irgendwann einmal sehen?’

‚Aber das tun Sie doch schon, wenn ich nicht irre?’

‚Was meinen Sie damit, Ramon?’

‚Eine Frage noch: wie viele Kameras haben Sie für die Aufnahmen eingesetzt?’

Ich fror ein. Etwas drückte mich in meinen Stuhl, als ob jemand ein riesiges Bleigewicht auf meine Oberschenkel gelegt hätte. Instinktiv sah ich mich in meiner kleinen Kammer um. Was zur Hölle sollte die Frage? Und warum war dieses Angstgefühl plötzlich wieder spürbar? Was für eine Macht war es, die der Typ auf mich ausübte?

‚Marc? Sind sie noch da?’

‚J-ja, ich bin noch… Was meinen Sie, wie viele Kameras ich…’

‚Marc! Die Frage war doch nicht so schwierig, oder?’

‚Nein, natürlich nicht! Aber…’

‚Wie – viele – Kameras, Marc?’

‚Eine! Eine Kamera! Im Studio habe ich ja genug Zeit, die Optiken zu wechseln!’

Ich zitterte am ganzen Körper. Alle Freundlichkeit war aus Ramons Stimme verschwunden, er flüsterte in mein Ohr und war dabei so präsent, als säße er in meinem Kopf.

‚Wie erklären Sie mir dann den Umstand, dass bei angenommener fortlaufender Nummerierung der Bilder einige fehlen?’

‚Wie… fehlen?’

ACH DU SCHEISSE! Mir wurde schwarz vor Augen, mein Herz stand still, ich stotterte wie ein Pennäler bei der mündlichen Prüfung. Was für ein entsetzlicher Fehler!

‚Nun, ihre Kamera nummeriert die Bilder offenbar fortlaufend, und deshalb ist für mich klar ersichtlich, dass da einige Bilder fehlen! Hatten wir nicht eine klare Abmachung diesbezüglich?’

‚Ich, ich habe… wahrscheinlich einige der Aufnahmen… gelöscht, und deshalb…’

‚MARC! Verarschen Sie mich nicht! Ihre Lage ist bereits schlimm genug! Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass ein Profi wie Sie Bilder am Set löscht, ohne die Dinger jemals auf einem Bildschirm gesehen zu haben? Und vor allem, nicht zwanzig, dreißig durchlaufende Bilder zugleich? Haben Sie nicht genügend Speicherkarten? Soll ich Ihnen welche besorgen?’

Ich brachte kein Wort hervor. All meine Kraft war nötig, um meinen Oberkörper so weit zu bewegen, dass ich an meine Zigaretten herankam.

‚Hören Sie, Marc! Tun Sie sich selbst einen Gefallen und bewegen Sie sich jetzt nicht! Widerstehen Sie dem Drang, nachzusehen, wer da gerade durch die Tür ihres Studios kommt! Der Mann, den ich Ihnen geschickt habe, mag hektische Bewegungen GAR nicht!’

Mann? Tür? Studio? MEINS? Tatsächlich. Bäng! Ich hörte nur einen lauten Knall, so, als ob Rübezahl einen riesigen Stein gegen die Studiotüre geworfen hätte. Ich erschrak so heftig, dass ich das Telefon fallen ließ. Ein lauter Schrei und ein neuerliches Knallen der Tür ließen mich zur Salzsäule erstarren. Erst nur ein Schatten, und dann…

‚NIMM DEINE VERSCHISSENEN HÄNDE HOCH, DU ELENDES SCHWEIN!!!“

‚Du bist tot, erledigt, Geschichte!’, schoss es mir durch den Kopf. Ich reagierte wie eine trainierte Maschine, riss die Arme hoch, die Kippe noch im Mund, der aufsteigende Rauch verätzte meine Augen, Tränen kullerten über mein Gesicht und mir wurde unendlich heiß. Ein Typ stand vor mir, ein Killer wie aus einem schlechten B-Movie, Pranken wie die von Marv aus ‚Sin City’ umklammerten eine riesige, silberne Kanone.

‚Wo ist das Telefon?’

‚Wa…?’

‚WO IST DAS SCHEISSTELEFON?!!!’

‚Da, da unten…’, lallte ich mehr als ich sprach und rollte meine Augen in die angegebene Richtung.

‚AUFHEBEN! NA LOS! UND LANGSAM!!!’

Die Knarre und die Hand dahinter hatten sich an mich herangeschoben, ich fühlte das kalte Metall an meiner Stirn und bewegte mich in Zeitlupe nach unten. Narben, überall in dem Gesicht, das mich gerade anschrie waren Narben. Der Typ war echt, so echt, dass ich mir eigentlich in die Hosen pissen sollte. Oder hatte ich das schon getan? Ramons Stimme kam von irgendwoher, ich suchte blind nach dem Telefon, meinen Blick starr auf das Gesicht und den Arm zwischen mir und ihm gerichtet.

‚O-okay, ich hab das Tele… fon…’

‚ZUHÖREN!’, brüllte der Riese und ich klemmte das Telefon zwischen Wange und Schulter, um wieder beide Hände heben zu können. Mein Gott, dachte ich bei mir, was für ein erbärmliches Bild du gerade abgibst!

‚… also provozieren Sie den Mann nicht!’, hörte ich Ramon jetzt sagen. ‚Tun Sie genau, was ich ihnen sage, dann geschieht Ihnen nicht allzu viel, haben Sie mich verstanden?’

‚Ja, hab ich. Ich tue nichts, was Sie mir nicht sagen, okay, aber ich glaube, dass mir das leichter fallen würde ohne Waffe an meiner Schläfe!’

‚Marc, ich bitte Sie! Mir liegt nichts an Ihrem Tod, aber Sie haben mich belogen! Das wagen nur sehr mutige Menschen, und mutige Menschen muss man manchmal eindringlich überzeugen, deshalb die Waffe. Sehen Sie, alles ganz einfach! Mein Mann wird ihnen jetzt eine DVD übergeben…’

Entweder hatte der Typ einen Empfänger implantiert und konnte unser Gespräch mithören oder sein Auftritt war perfekt choreographiert, jedenfalls zog seine freie Hand just in dem Moment die silberne Scheibe aus dem Sakko und hielt sie mir unter die Nase.

‚Sie werden die fehlenden Bilder auf diese DVD brennen und sie ihm dann zurückgeben. Und Vorsicht!, keine unnötigen Bewegungen. Tun sie nur das Nötigste!’

‚Okay, gut, ich fange an…’

Ich behielt meinen linken Arm in der Luft, die Pistole berührte immer noch meine Schläfe. Brennerlade auf, Rohling rein, Brennerlade zu.

‚Ich, ich werde jetzt die Maus benutzen.’, flüsterte ich den Typen zu, ‚Bitte tun Sie nichts unüberlegtes, ich verstehe, dass Sie wütend sein müssen, es war ein Fehler von mir, die Bilder zu behalten.’

Während ich das Brennprogramm startete, nahm ich Ramons Stimme wieder wahr. Er klang aufgeräumt, beinahe belustigt, was mich nur noch mehr irritierte.

‚Stimmt, Marc, das war ein Fehler. Aber vielleicht einer, den Sie wieder gut machen können. Warum haben Sie mir die Bilder nicht gleich gegeben? Was ist denn da so Schlimmes drauf zu sehen? Sie werden doch keinen Unsinn gemacht haben, Marc? Sind Sie meiner Paula zu nahe getreten?’

‚Ähm, ich weiß nicht, was ich sagen soll, die Bilder sind eigentlich, ACH SCHEISSE, RAMON! Was wollen Sie von mir?’

Die Reaktion von Ramons Gehilfen auf meinen Schrei rief mir lebhaft in Erinnerung, dass ich eigentlich nicht in der Position war, für zusätzliche Aufregung zu sorgen. Er griff nach meinen Haaren, verkrallte seine riesige Hand darin und stieß mir den Lauf noch fester gegen meinen Kopf.

‚Sorry, es… tut mir leid… ich wollte nicht…’

‚Nun, Marc? Die Bilder sind eigentlich was? Wollen Sie es mir erklären oder wollen Sie warten, bis ich sie selbst sehe?’

‚Okay, Ramon. Ich will versuchen, es Ihnen so zu erklären: Sie erinnern sich, ich hatte nach unserem ersten Shooting keinerlei Interesse, Paula je wieder zu sehen. Keine Ahnung, warum ich mich von Ihnen überreden ließ, es nochmals zu versuchen. Und dann taucht sie also wieder hier bei mir auf, völlig verändert.’

‚Und?’

‚Und! Was erwarten Sie von mir? Auch ich bin ihn erster Linie Mann, dann erst Photograph. Sie schicken mir des Teufels Gespielin hierher und glauben ernsthaft, dass ich ganz cool bleibe? Ich habe Ihnen sogar angeboten, bei den Shootings dabei zu sein, ich habe Sie gebeten, mein Team dabei haben zu dürfen, aber Sie wollten…’

Er unterbrach mich harsch.

‚Marc, haben Sie Paula gefickt?’

‚Um Gottes Willen, nein!’

‚Gut… es klang einen Moment lang so. Hat Paula versucht, Sie zu verführen?’

‚Nein, auch nicht…’ Mir brach der kalte Angstschweiß aus. Ich redete mich gerade um Kopf und Kragen, meine Situation erschien mir so absolut aussichtslos, dass ich versucht war, mit meiner Existenz abzuschließen. Wenn Ramon die Bilder zu sehen bekommen würde, war ich auf jeden Fall ein toter Mann. Und wenn ich mich weigerte, die Dinger rauszurücken, würde der Typ neben mir bestimmt abdrücken.

‚Was meinten Sie dann mit „in erster Linie Mann“ und „des Teufels Gespielin“? Marc, spannen Sie mich doch nicht so sehr auf die Folter! Sie sind nicht in der Situation, das zu tun, verstehen Sie?’

‚Ich, ähm, also… das Shooting ist ein wenig außer Kontrolle geraten. Sie hat mich nicht verführt, nicht aktiv, Paula war einfach die Verführung selbst, das können Sie auf den Bildern ja selbst sehen…’

‚Es war also Paulas Schuld?’

‚Neinnein, so kann man das keinesfalls sagen…’

‚Dann war es meine Schuld, weil ich euch beiden so sehr vertraut habe, dass ich Paula allein zu Ihnen schickte?’

‚Nein, auch nicht! Himmel, BITTE, Ramon! Sagen Sie Ihrem Gehilfen, er soll die Pistole von meinem Kopf nehmen, ich bin harmlos und werde nichts tun, was ich nicht tun sollte!’

‚Marc, der Mann neben Ihnen wird Ihnen ebenfalls nichts tun, solange ich ihm nicht entsprechende Anweisungen gebe. Versuchen Sie einfach nur ruhig zu bleiben und reden Sie mit mir, ganz so, als wären wir alleine, gut? Also, was genau ist da außer Kontrolle geraten, wie Sie es nennen?’

Meine schlimmsten Erwartungen waren Realität geworden. Ramon hatte mich an den Eiern wie noch niemand jemals zuvor.

‚Also gut. Es war definitiv meine Schuld. Ich hatte Drogen bei mir, während des Shootings. Irgendwo im Studio war Kokain aufgelegt, Paula hat das Zeug entdeckt und wollte auch was davon haben…’

‚Oh!’

‚Nein, eigentlich habe ich ihr gesagt, sie soll das Zeug nehmen…’ Ich beschloss, zu lügen. Vielleicht gab es wenigstens eine Chance, Paula sauber aus dem Schlamassel rauskommen zu lassen.

‚Ich, ich hab zu ihr gesagt, hey,… ALLE Models nehmen Drogen, ich wollte sie noch ein wenig auflockern, verstehen Sie?’

‚Ich kann Sie sehr gut verstehen, Marc! Ich weiß doch, wie das läuft…’

Er klang beinahe wieder versöhnlich, seine Stimmlage verlor an Ernst.

‚Also, und ich hielt ihr das Tablett quasi unter die Nase. Paula hatte mir gleich am Beginn gesagt, Sie hätten ihr aufgetragen, absolut ALLES zu tun, was ich von ihr verlangte und ich habe das wahrscheinlich ausgenutzt, okay? Es tut mir auch sehr leid, das war sehr dumm von mir.’

‚Sie haben ihr also befohlen, Drogen zu nehmen… Hat Paula denn versucht, sich zu widersetzen?’

‚Naja, JA, eigentlich schon! Sie sagte mir, dass Sie nichts von Drogen halten und dass es ihr nicht erlaubt wäre, etwas davon zu nehmen, aber ich habe sie trotzdem dazu überredet.’

‚Nun, wenn das so ist… Also hat sie schließlich eingewilligt?’

‚Es blieb ihr nichts anderes über. Ich drohte damit, das Shooting abzubrechen!’

‚Aber all das erklärt doch noch nicht die fehlenden Bilder, Marc!’

‚Hmm, nein, natürlich nicht. Also, Paula hat sich das Kokain reingezogen, es hat einfach alles gestimmt, Licht, Setting, es war ein perfektes Bild und so habe ich sie dabei photographiert. Und dann, dann waren wir also beide voll mit Koks. Keine Ahnung, ob Sie wissen, wie das Zeug wirkt, ich war völlig enthemmt, sie wahrscheinlich auch, und ich habe ihr gesagt,…’

Ich wusste, dass der entscheidende Moment in dieser Unterhaltung gekommen war. Ich versuchte, einen Blick auf das Gesicht des Typen links neben mir zu erheischen, aber der hielt mich immer noch mit eiserner Faust an den Haaren fest und zwang mich dazu, weiterhin in den Monitor vor mir zu starren.

‚… Ich habe Paula befohlen, mir ihre Brüste zu zeigen!’ Ich sprudelte den Satz nur so aus mir raus und schloss die Augen, in Erwartung eines Schusses, aber es passierte gar nichts. Totenstille. Luftleerer Raum. Vielleicht war ich schon tot? Aber nein, da war sie wieder, Ramons Stimme, und sie war eisig geworden.

‚Marc, Sie sind ein ganz und gar beschissener Lügner! Halten Sie mich wirklich für so dumm? Haben sie keine Sekunde daran gedacht, dass Paula mir vielleicht schon ihre Version der Geschichte erzählen musste?’

‚Ich, ich… was?’

‚Es ehrt Sie immerhin, dass Sie versucht haben, für Paula zu lügen. Aber sehr schlau war es trotzdem nicht. Und es hilft weder Ihnen noch der armen Paula!’

‚Was haben Sie mit ihr gemacht? Sie werden doch nicht…!’

‚Ich werde doch nicht was?’

‚Sie, Sie, hören Sie Ramon, jetzt ist der Spaß aber langsam vorbei! Ich will augenblicklich mit Paula sprechen, okay?’

‚Das tut mir sehr leid, Marc, aber Paula ist im Moment für niemanden zu sprechen, obwohl sie hier neben mir, nun, sitzt, und alles was Sie sagen mithören kann. Außerdem, was wollten Sie ihr denn sagen?’

Ein unglaublicher Zynismus ging von Ramon aus. Er hatte alle Fäden in der Hand, sogar solche, von deren Existenz ich bisher nichts geahnt hatte. Was war ich doch für ein Idiot gewesen, mich mit ihm einzulassen! Und was war ich für eine unglaubliche Null, dass ich die Situation so ganz und gar verschissen hatte.

‚Bitte, Ramon, tun Sie ihr nichts! Was immer Paula Ihnen erzählt hat, es war ganz allein MEINE Schuld, dass es so weit kam, wie es gekommen ist. Hätte ich das Koks nicht gehabt, es wäre nichts passiert! Meine Schuld, verstehen Sie?’

‚Beruhigen Sie sich, Marc! Noch ist niemandem etwas geschehen, was nicht wieder gut zu machen wäre. Noch sind wir alle ganz cool – vielleicht einmal abgesehen von dem kleinen Miststück hier neben mir, aber auch sie wird keine bleibenden Schäden davontragen. Wissen Sie, die Beziehung zwischen Paula und mir ist nicht gerade einfach zu erklären, aber wir sind beide Nutznießer und niemals nur Opfer! Paula wusste, was sie erwarten würde und glauben Sie mir, sie ist eine sehr intelligente Frau, die nur das tut, was sie vor sich selbst und vor mir vertreten kann, auch wenn es ihr manchmal schwerer fällt, als ihr lieb ist. Ich will mich nicht in Details verlieren, aber Ihre Sorgen sollten sich in Grenzen halten. Nebenbei, wie geht’s meiner DVD?’

Ich war wie gelähmt, paralysiert. Ich kapierte gar nichts, hoffte nur inständig, dass dieser Albtraum ein Ende finden würde. Irgendein Ende.

‚Die DVD… längst fertig!’

‚Gut, dann geben Sie das gute Stück meinem Mann! Und Sie sind auch ganz sicher, dass Sie kein Bild übersehen haben?’

‚Ganz sicher! Ich habe alles kopiert und werde die Originale jetzt sofort löschen! Versprochen!’

chekov
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