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Thao II - Teil 01

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Oben angekommen, drückte Aneliese kurz auf den Klingelknopf und hörte, wie Schritte sich der Tür näherten. Es konnte nicht Thao sein, wie Aneliese spekulierte, sie trug keine Schuhe mit hohen Absätzen.

Eine riesige Blondine öffnete die Tür, blickte überrascht auf die junge Inderin hinunter, reichte ihr aber unmittelbar darauf die Hand.

„Du bist Aneliese, richtig? Hi, ich bin Xena. Thao hat mir schon erzählt, dass du praktisch zu ihrer Familie gehörst."

Sie lachte und bat Thaos Nachbarin herein.

Aneliese folgte Xena in die Küche, wo sie Thao an der Anrichte hantieren sah. Es roch nach Nudeln und gebratenen Fleisch. Thao rief ihr „Hallo, Süße!", beugte sich zur Seite, ließ sich von Aneliese umarmen und auf die Wange küssen und wischte sich, das Messer noch in der Hand haltend, mit ihrem Handrücken den Schweiß von ihrer Stirn.

„Hast du Hunger mitgebracht?"

Aneliese zögerte. Sie wollte Ashna nicht zu lange alleinlassen.

„Ein bisschen schon, aber ich kann nicht lange bleiben."

Thao zeigte ihre Überraschung, aber auch, dass sie Anelieses Einwand nicht akzeptieren wollte.

„Warum? Du bist doch gerade erst gekommen?"

Aneliese wurde verlegen und drehte sich kurz zu Xena um, die Thao half Salat anzurichten.

„Der Hund ist noch unten."

Thao seufzte.

„Na dann holst du ihn hoch, Xena beißt ihn schon nicht, sie bekommt doch Nudeln."

Die große Blondine lachte, und stieß mit ihrem Ellenbogen in Thaos Seite.

Aneliese grinste, man konnte spüren, wie sehr sich die beiden Frauen miteinander verbunden fühlten.

„Okay. Dann bin ich gleich wieder da. Aber überleg dir etwas, wobei ich euch beiden helfen kann!"

Thao hob ihren linken Daumen.

„Kein Problem, Du darfst nach dem Essen den Abwasch machen."

Wieder erfüllte die Küche ihr Lachen, dann war die Nachbarin auch schon wieder verschwunden. Sie wollte sich beeilen, insgeheim neugierig darauf zu erfahren, was diese Xena für ein Mensch war.

Xena hatte anfangs nicht wirklich sympathisch auf Aneliese gewirkt. Zumindest was ihr Aussehen betraf. Hätte sie es in Worte fassen müssen, so hätte sie deren Wirkung mit arrogant, eingebildet und kalt umschreiben müssen, nicht gerade Attribute mit denen sie hätte etwas anfangen können. Aber jetzt, während des gemeinsamen Essens, erwies sie sich als aufmerksame Zuhörerin, bezog auch Aneliese immer wieder in das Gespräch mit ein, zeigte Interesse an deren Leben, vor allem aber auch an ihrer Herkunft und den Umgang mit den beiden Kulturen, die ja beide ganz offensichtlich eine Bedeutung für sie hatten und in ihr vereinten. Dabei schien Xenas Interesse nicht geheuchelt zu sein, sie interessierte sich wirklich dafür.

Aneliese hatte schnell herausgefunden, dass die große Blondine weder Thao, noch ihr selbst, in Sachen Bildung und Intellekt das Wasser reichen konnte, aber einfältig oder primitiv, wirkte sie dann auch wieder nicht auf sie. Vielleicht eher wie jemand, der bisher ein Außenseiterdasein geführt hatte und eher passiv mit seiner Umgebung umgegangen war. Eigentlich war es auch noch zu früh, um sich eine fertige Meinung über sie zu bilden.

„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt, Xena?"

Die blonde Frau warf Aneliese einen überraschten Blick zu, dann blickte sie zu Thao hinüber, die schließlich nickte.

„Meine Chefin hat mich damals darum gebeten, in einem Fotostudio, einer jungen Frau etwas unter die Arme zu greifen. Naja, du kannst dir denken wer das gewesen ist."

Aneliese stutzt, schon allein aus Thaos Gesichtsausdruck konnte sie herauslesen, dass weit mehr dahinter steckte. Sie wunderte sich selbst darüber, dass sie so keck nachfragte.

„Ist das die offizielle Version?"

Thao lachte los und auch Xena konnte sich nur schwer beherrschen.

„Ja, so könnte man das wohl nennen."

Thao winkte ab.

„Erzähl es ihr ruhig, sie weiß was ich nebenbei mache."

Xena blickte erstaunt zwischen den beiden hin und her. Sie hätte nicht gedacht, dass die junge Inderin ein Mensch war, den man mit so etwas wie Sadomasochismus konfrontieren durfte.

Aneliese hatte es schon geahnt, Thao gab ihr nun die Gewissheit. Auch Xena gehörte zu dieser Szene, von der sie nichts weiter wusste, als das wenige, das ihr die Nachbarin darüber erzählt hatte.

„Ich habe kein Problem damit, Xena. Wirklich nicht."

Die Blondine seufzte, ließ sich aber schließlich überreden.

„Ich habe damals als Domina in einem großen SM-Klub gearbeitet. Meine Chefin hat mir Fotos von einem Mädchen gezeigt, von dem sie glaubte, dass es Charisma und entsprechende Fähigkeiten hatte. Der Besitzer des Ateliers hatte schon vorher „Talente" entdeckt, gewisse Wünsche in ihnen geweckt und dann an unser Haus vermittelt."

Xenas Gesichtszüge wurden hart.

„Ach Scheiße, sie wurden von ihm regelrecht verkauft. Bernard war eigentlich nichts anderes als ein Menschenhändler."

Aneliese war schockiert.

„Und du hast das nicht verhindert?"

Xena verneinte.

„Ich habe es zu drastisch ausgedrückt, Aneliese. Auch wenn es im Grunde stimmt. Bernard ist ein gutaussehender Kerl, der es verstand hübsche Mädels Illusionen zu verkaufen, sie für sich einzunehmen und auch gekonnt zu besteigen. Du weißt, was ich meine. Als Beipack hat er sie auch gleich in den Sadomaso eingeführt, wurde praktisch ihr Herr und hat sie dann, seine „eifersüchtige" Frau und Sklavin als Grund dafür vorschiebend, in die Bordelle der Umgebung abgeschoben, damit sie dort ihre Neigungen weiter ausleben durften."

Aneliese konnte in diesem Moment ihren Zorn schlecht verbergen. Der Gedanke, dass es Thao hätte ähnlich ergehen können, war kaum zu ertragen für sie.

Thao schien es zu spüren und wollte Xena beistehen, die ja selbst Probleme damit hatte, von der gemeinsamen Vergangenheit zu erzählen.

„Sie hat es mir auszureden versucht, Aneliese. Ich habe aber damals nicht auf sie hören wollen. Ich wollte es lernen, für mich und Karl. Ich meine das Ficken war an sich super, aber es hat mir nicht gereicht. Ich wollte einfach alle meine Neigungen mit ihm ausleben."

Thao grinste breit. Das Provozieren machte ihr nach wie vor Spaß, wie Xena feststellte.

Aneliese blickte zwischen den beiden hin und her. Ihr Vorstellung von Partnerschaft und Liebe war ein gänzlich andere, auch was die Sexualität betraf.

„Ich habe die Menschen damals gemieden, Aneliese. Von daher war es mir erst einmal egal. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, in dem ich Thao besser kennengelernt habe. Sie wollte mich damals sogar verprügeln."

Xena lachte bei dieser Erinnerung.

„Du wolltest was?"

Aneliese war sprachlos.

Thao aber lachte schallend. Sie konnte sich noch gut an diese Szene erinnern.

„Babybitch! Ja, genau, das war deine Begrüßung. Eine Backpfeife hättest du dafür schon verdient gehabt."

Thao grinste zu der ehemaligen Domina hinüber.

„Aber was denkst du wie es mir ging, als ich unser Blondchen hier zum ersten Mal vorgeführt bekam? Von oben bis unten in Latex und Leder steckend, mit einem nackten Mann an der Hundeleine hinter sich herführend? Er hat so viel Angst vor ihr, dass er sich sogar eingestrullt hatte."

Thao weidete sich an Anelieses Entsetzten, aber auch Xenas Reaktion entging ihr nicht. Sie war nicht damit einverstanden, dass sie diese Erinnerung soweit ausgeführt hatte.

„Ich war eine sehr harte Domina, dass stimmt. Aber gut ging es mir damit nicht, Aneliese. Glaub mir das, bitte. Und ich habe auch eine andere Seite, vielleicht ist ja Thao so fair und erzählt auch davon etwas."

Thao spürte deutliche Xenas Zorn hinter ihren Worten. Sie durfte es nicht auf die Spitze treiben, dass spürte sie, auch wenn das Verlangen, genau das zu tun, in ihr sehr stark war. Es war genau der Punkt, den Karl ihr immer wieder vorgehalten hatte und den sie so schwer zu kontrollieren vermochte.

„Du wärst nicht hier bei mir, wenn es anders wäre."

Xena gab sich mit dem wenigen zufrieden, was ihr die ehemalige Punkerin in diesem Moment geben konnte.

Aneliese aber blieb neugierig.

„Du bist heute keine Domina mehr? Ich meine vorhin hast du gesagt, dass du es gewesen „warst"."

„Stimmt. Ich wollte einfach für mein Kind da sein und auch für meinen Mann."

Xena dachte an Thaos Feststellung vorhin.

„Und ich wollte mir auch selbst beweisen, dass ich die Domina nicht mehr brauchte. "

Aneliese verstand sie nicht.

„Du bist also nicht nur wegen dem Geldes Domina gewesen?"

Xena verneinte.

„Nein. Es gab auch andere Gründe. Ich möchte aber nicht darüber sprechen, einverstanden? Aber ich war sehr gut in dem was ich tat und meine Kunden sind sehr gerne zu mir gekommen."

„Obwohl du so grausam zu ihnen warst?"

Xena nickte.

„Gerade deshalb. Bei mir wurden ihre Wünsche zur Realität und ich habe meine Rolle nicht nur gespielt."

„Also hättest du mich genauso quälen können, wie all deine anderen Kunden, wenn ich dafür bezahlt hätte?"

Die große Blondine blickte sie schweigend an. Dann aber nickte sie.

Thao schien mit Anelieses Interesse an Xenas Vergangenheit nicht mehr einverstanden zu sein. Erstens waren ihre Reaktionen darauf bei weitem nicht so amüsant gewesen, wie sie es sich gewünscht hatte und zweitens spürte sie, dass ihre Nachbarin dabei war, sich das Besondere vorzustellen, was sie unbedingt verhindern wollte.

„Können wir nicht das Thema wechseln, es wird langsam langweilig."

Xena schien einverstanden zu sein, doch Aneliese hatte noch nicht genug.

„Wenn jemand zu dir kam, was hat ihm das genau gebracht? Ich meine jeder versucht Schmerz zu vermeiden. Ich meine das ist doch seine Funktion, oder? Er ist doch ein Warnsignal, dass uns die Natur mitgegeben hat? Was bringt es einem Menschen, sich dieses dann von einer Domina zufügen zu lassen? Ich kapiere das einfach nicht."

Xena lächelte.

„Ich könnte es dir zeigen, aber das willst du wahrscheinlich nicht."

Thao starrte Xena erschrocken an. Dann vermutete sie einen Scherz dahinter. Doch ihre Freundin blieb ruhig und bestimmt, sie schien es wirklich ernst zu meinen. Und Aneliese? Ihrer Nachbarin schien tatsächlich ihrer Neugierde nachgeben zu wollen.

„Tust Du mir weh dabei?"

Xena verneinte.

„Nein, eigentlich nicht. Aber angenehm wird es auch nicht für dich. Das ist ja der Kern des Ganzen."

Aneliese warf Thao einen fragenden Blick zu, die aber hob die Schultern. Wahrscheinlich glaubte sie nicht daran, dass Aneliese den Mut dafür aufbringen könnte.

„Versprichst Du es mir?"

Xena lächelte.

„Ja. Natürlich."

Aneliese fühlte, wie es in ihrem Bauch rumorte und sich ihr Herzschlag beschleunigte. Dabei hatte die ehemalige Domina ihr noch gar nichts getan. Es war ein Gefühl, ähnlich wie das auf dem Rummel, bevor sie dabei war in eine Achterbahn einzusteigen.

„Gut, okay. Ich muss aber vorher Ashna ins Schlafzimmer bringen."

Xena wartete, bis Aneliese wieder zurück war und sich gesetzt hatte, rutschte näher an die kleine Inderin heran und legte ihre linke Hand auf deren Oberschenkel ab. Schon allein diese ungewohnte Nähe zu einem anderen Menschen, fühlte sich für Aneliese unangenehm an. Es wollte ihr nicht gefallen, dass diese, für sie fast fremde Frau, so nahekam.

„Weißt Du eigentlich, dass ich, wenn es kein Gesetzt und Recht in diesem Land geben würde, alles mit dir machen könnte?"

Die junge Inderin sah erschrocken zu Xena auf, deren blaue Augen auf einmal etwas Stechendes und Unangenehmes in sich trugen.

„Ich könnte dich an deinen Ohren ziehen..."

Der Satz war noch nicht vollendet, das spürte Aneliese wie Xena sie an ihrem Ohrläppchen zog und ihren Kopf dabei in eine Drehung zwang. Kurz hielt sie dagegen, doch das Gefühl wurde schnell unangenehm für sie. Sie wollte die Hand an ihrem Ohr lösen, aber Xena war zu kräftig, als dass sie es vermocht hätte.

„Oder an der Nase packen ..."

Die andere Hand griff jetzt nach Anelieses Nase, quetschte sie und zog daran, während sich die Domina erhob und die junge Inderin mit sich zog.

Für Amelie brach in diesen Moment eine Welt zusammen. Sie wusste gar nicht, wie ihr geschah, aber Tränen stiegen in ihre Augen, Übelkeit breitete sich in ihrem Bauchraum aus, genauso wie ein drückendes Gefühl unterhalb ihrer Brust.

„Oder auch einfach mal ins Gesicht schlagen."

Xenas Rechte klatschte Aneliese ins Gesicht, es tat nicht wirklich weh, es brannte nicht einmal, aber die Demütigung daran wurde für sie zur Hölle. Zwei weitere Male schlug die Domina zu, schnell aber ohne wirkliche Intensität. Man spürte, dass sie ihre Kraft genau zu dosieren wusste.

Aneliese aber war in ihrem ganzen Leben noch nie so gedemütigt worden. Hilflos war sie der blonden Riesin ausgeliefert und hatte weder die Kraft noch die Entschlossenheit zur Gegenwehr. Diese schien mit ihr zu spielen, als ob sie eine Puppe wäre.

„Ich könnte dich zwingen vor mir zu knien ..."

Hörte sie Xenas sanfte Stimme, dann griff deren Faust auch schon in ihr Haar hinein. Mit deren Hilfe zog die Domina Anelieses Kopf nach hinten, sie eher dabei führend, als reißend, soweit, bis sie schließlich das Gleichgewicht verlor und gestürzt wäre, wenn Xena sie nicht aufgefangen hätte. So sackte sie vor ihr zusammen, dabei laut aufschluchzend.

„Hör auf! Bitte!"

Doch Xena dachte nicht daran.

„Psssst!"

Die Domina presste Aneliese die Hand auf den Mund, dann spürte sie auch schon wieder den Zug an ihrem Haar.

„...und Dich hinter mir her kriechen lassen."

Aneliese griff der Domina instinktiv mit beiden Händen ums Handgelenk, um deren Zug an ihrem Haar zu mindern, die aber ließ sich davon nicht stören und zog die junge Frau einfach hinter sich her, durch Thaos Wohnzimmer hindurch in den Flur hinein und wieder zurück, sie dabei einfach auf den Knien hinter sich her rutschen lassend.

Aneliese brach in Tränen aus, schluchzte und heulte, flehte Xena an, endlich damit aufzuhören. Tatsächlich zog die große, blonde Frau ihr Opfer an seinen Haaren wieder zu sich nach oben, bis es wieder zum stehen kam und schloss es in ihre Arme.

In Aneliese aber war ein Damm gebrochen, sie weinte herzzerreißend und war unfähig, sich wieder zu sammeln. Sie hielt Xenas Bauch umklammert, griff hinter deren Rücken in die schwarze Bluse hinein, außerstande ihre Gedanken wieder unter Kontrolle zu bringen. In den zwei Minuten hatte sie eine Vielzahl von Eindrücken durchleiden müssen, die sie so, in ihrem Leben, noch nie so intensiv zu spüren bekommen hatte.

„Geht's wieder?"

Aneliese löste sich langsam von Xenas Körper und wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie warf Thao einen vorwurfsvollen Blick zu, welche die beiden mit ausdruckslosen Gesicht beobachtet hatte, fand aber nichts von deren üblichen Spott oder Hohn darin.

„Komm! Wir gehen wieder zur Couch, dort beruhigst du dich erst einmal wieder."

Aneliese setzt sich und zuckte zusammen, als sich auch Xena neben ihr niederließ. Diese aber umarmte sie ein zweites Mal und streichelte sanft über ihren Rücken. Aneliese holte tief Luft, dann wurde ihr wieder leichter.

„Genau darum geht es. Das Fühlen auf einer ganz neuen Ebene. Einer wo unser Verstand keine Macht mehr über uns hat. Wo man nur noch in der Situation lebt, eigentlich vegetiert und alles was mit einem passiert, unverwässert zu spüren bekommt. Schmerz und Demütigung sorgten dafür, dass du dich auf mich einlassen konntest, alles andere für diesen Moment vergisst und schließlich als Belohnung die Erlösung aus dem Ganzen erfährst. Das ist der Kick und du hast jetzt nur eine Prise davon mitbekommen."

Xena streichelte Thaos Nachbarin noch einmal über den Nacken, wischte ihr vorsichtig die Tränen weg und ging dann auf Abstand.

„Alles wieder gut?"

Aneliese nickte zaghaft, immer noch unfähig etwas zu sagen. Sie fühlte Wut in sich, Scham, glaubte, noch nie in ihrem Leben Ähnliches durchlitten zu haben. Doch meinte sie jetzt auch zu verstehen, worauf Xena hinaus wollte.

„Kommst Du mit in die Küche, ich muss mit Dir reden."

Xena blickte überrascht zu Thao hinüber und zeigte einen besorgten Gesichtsausdruck. Sie hatte nicht das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben. Zögernd folgte sie Thao nach, bis ihre Gastgeberin an die Balkontür trat, diese geöffnet hatte und sie aufforderte mit nach draußen zu kommen.

„Bist Du sauer auf mich?"

Thao wandte sich zu ihr um, ihre braunen Augen musterten Xena nachdenklich.

„Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich habe es zugelassen, dass hätte ich nicht müssen."

Thao strich ihre Haare aus der Stirn.

„Warum hast du ihr das angeboten?"

Xena brauchte nicht lange zu überlegen.

„Ich wollte einfach, dass sie uns versteht."

Thao schien diesen Grund gelten lassen zu können.

„Weißt du was krass ist? Deine Domina, sie war nie weg, Xena. Das ist der Kern von dem, was gerade passiert ist. Du kamst mir vor, als ob du einen Wasserhahn in deinem Inneren aufdrehst und der Sadismus einfach so aus dir heraussprudelt. Danach schließt du ihn wieder und bist der liebste Mensch auf Erden. Und beides spielst du nicht. Du bist es einfach."

„Und bei dir ist das nicht so?"

Thao schüttelte den Kopf.

„Nein. Eben nicht. Daran hat auch Uni und Job nichts geändert. Und auch nicht die Trennung von Karl. Ich quäle und demütige gerne, vor allem dann wenn ich jemanden nicht leiden kann."

„Und gerade, mit Amelie? Du hättest es mir verbieten können."

Die junge Frau mit den kurzen schwarzen Haaren beugte sich über das Balkongeländer und spuckte hinunter.

„Lass uns reingehen, mir ist kalt."

Xena folgte ihr in die Küche hinein, dabei immer noch auf die ausstehende Antwort wartend.

„Und?"

Thao drehte sich zu ihr um.

„Ich hätte gerne mitgemacht. Scheiße, oder? Ich meine, das ist meine Freundin!"

Aneliese brauchte fast eine Stunde, um sich wieder auf die beiden einzulassen. Es war doch eigentlich nur ein Spiel gewesen, oder etwa nicht? Warum hatte sie solche Probleme damit? Xena hatte ihr, wie sie es versprochen hatte, nicht einmal weh getan.

Zögernd folgte sie den beiden in die Küche, wo sich die Freundinnen leise unterhalten hatten.

„Xena, es tut mir leid. Ich weiß nicht, was mit mir los war."

Die Blondine lächelte, kam ihr entgegen und drückte sie noch einmal an sich.

„Dafür weiß ich das umso besser. Es dauert ein bisschen, bis du das verpackt hast. Das ist völlig okay."

Aneliese rang sich ein Lächeln ab.

„Ich gehe mal wieder runter. Vielleicht sehen wir uns ja später noch."

Die junge Inderin verabschiedete sich von den beiden, Thaos sorgenvollen Blick dabei nicht übersehend. Sie schien sich Sorgen um Anelieses Zustand zu machen.

„Mit mir ist alles gut, brauchst dir keine Sorgen machen."

Vater, Mutter, Kind

Gerd war einfach nur todmüde, in diesem Moment und das, obwohl er sein freies Wochenende hatte. Er hatte sich auf die Couch gelegt, den Fernseher angestellt und folgte einer lebhaften, aber ziemlich geistlos wirkenden Diskussion einer Politiktalkrunde.

Mein Gott, was hatte ihn die Kleine auf Trab gehalten. Lisa hatte zwar nicht direkt darüber geklagt, dass die Mama nicht zu Hause war, aber dafür ständig an seinem Rockzipfel gehangen. Ob das Verlustängste waren? Xena war noch nie, schon gar nicht über Tage hinweg, von ihrer Tochter ferngeblieben, abgesehen von Tagen, an denen ihre Kleine bei den Großeltern geblieben war.

„Es gibt doch wirklich nur noch Mist!"

Er schüttelte, frustriert vom Programm, seinen Kopf, schaltete das TV aus, legte die Fernbedienung auf den niedrigen Glastisch ab und rollte sich auf die Seite. Einfach Ruhe, nichts weiter. Er schloss seine Augen, die Gedanken verblassten, endlich wurde alles zum nichts....

„Papi! Ich muss auf die Toilette!"

Gerd blinzelte, sich mühsam wieder an das Licht gewöhnend. Sein kleiner blonder Engel, blickte ihn mit ihren großen, blauen Augen erwartungsvoll an, ihre Karlson-vom-Dach-Puppe dabei in ihren Händen haltend.

„Aber Du weißt doch wo sie ist, mein Schatz. Du kannst das alleine. Und Du hättest dazu nicht mal die Treppen heruntersteigen müssen."

„Mami lässt immer das Licht an."

Gerd stutzte. Ihm war nie aufgefallen, dass Xena das Badlicht für Lisa angelassen hatte. Ach Scheiße! Er musste sich erst einmal wieder sammeln.

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