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Thao II - Teil 12

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„Scheiße!"

Sie hasste dieses Gefühl Menschen zu verlieren, die sie mochte oder sogar liebte.

„Was hast du gesagt?"

Thao lächelte.

„Na Scheiße!".

Anelise kam aus der Küche, wo sie für Thao und sich selbst eine Suppe kochte.

„Und warum?"

„Passt schon, ist egal."

„Wann kommen die beiden denn?"

„Sie werden uns gegen zwanzig Uhr abholen."

Anelise zeigte große Augen und winkte ab.

„Ich habe dir gesagt, dass ich nicht mitgehe."

Thao seufzte.

„Gut, dann gehe ich auch nicht, hocken wir halt hier herum, mir egal."

Anelise stöhnte auf. Thao manipulierte sie und das völlig ungeniert.

„Das ist gemein! Du kannst mir doch nicht die Verantwortung dafür geben, nur weil ich nicht mitgehen möchte. Das ist halt nichts für mich."

„Warst du überhaupt schon mal auf einem Konzert?"

Thao dachte an die Frauenrockgruppe Naughty Wet Pussy´s. Diese Damen waren schon eine harte Nummer, allein von ihren Texten her. Steven hatte sich ziemlich daran gestört, ausgerechnet für diese Veranstaltung Karten besorgen zu müssen. Sie grinste. Dabei war er ja selbst schuld, schließlich hatte er sich unbedingt für ihre Hilfe revanchieren wollen.

„Nein, natürlich nicht. Das ist so überhaupt nicht meins."

„Kennst du denn ihre Lieder?"

Anelise schüttelte hektisch den Kopf.

„Um Gottes Willen!"

Thao lachte heiser.

„Anelise, du warst noch nie auf einem Konzert und das wäre halt mal eine Prämiere für dich. Was ist schon dabei? Allein mit zwei Männern gehe ich jedenfalls nicht hin, das habe ich schon festgemacht."

Anelise trat auf der Stelle. Sie fühlte ihre Wut auf Thao. Es war gemein, was sie hier abzog.

„Gut, dann bleibst du halt mit mir zusammen hier."

Thao runzelte die Stirn.

„Oh Mann! Jetzt bitte! Ich mag nicht mit den zwei allein hingehen. Dann kommst du auch mal raus, das wird bestimmt cool. BITTE!"

Die kleine Inderin seufzte. In diesem Moment ging ihr Thao einfach nur auf den Nerv. Aber sie spürte, wie sie weich wurde, und ärgerte sich jetzt auch noch über sich selbst. Thao hatte mit einem recht, sie hatte anderen Menschen nicht viel Widerstand entgegenzusetzen. Komisch, seit jenem Moment, da sie wusste, dass sie aus einem, für sie völlig neuen Beweggrund nach Indien reisen würde, hatte sie den festen Vorsatz, in diesem Punkt an sich zu arbeiten.

Thao blickte sie missmutig an, Anelise kannte das schon von ihr. Sie schien sich über ihren Widerstand zu wundern und suchte jetzt wahrscheinlich selbst nach einem Grund, nicht mit den jungen Männern auf das Konzert zu müssen. Dies war jedoch schlecht möglich, zumal dieser Steven ja erst auf ihr Geheiß hin die Karten besorgt und so ihr böses Spiel mitgemacht hatte.

Anelise stellte einen dampfenden Teller vor Thao auf den niedrigen Wohnzimmertisch und reichte ihr dazu frisch aufgebackenes Baguette. Thao dankte und blickte zu ihrer Freundin auf.

„Wenn ich dir sage, dass ich einfach noch ein wenig Zeit mit dir verbringen möchte? Nicht nur hier in der Wohnung, sondern überhaupt. Momente, an die man sich später zurückerinnern kann, verstehst du? Das wäre so einer."

Anelise blickte auf sie hinab und seufzte.

„Thao! Ich komme doch wieder. Das habe ich dir versprochen."

Ihre Freundin rührte lustlos in der Suppe herum und strich sich die in ihr Gesicht hängende Strähne zur Seite.

„Ich glaub nicht daran. Ich habe das schon zu oft erlebt. Menschen, die ich liebe, verschwinden einfach. "

Thao starrte auf den Teller vor sich. Anelise wusste nun, dass es ihr ernst war. Die Freundin versuchte, die Tränen vor ihr zu verstecken.

„Dafür kommen doch andere wieder hinzu. Es ist ein Kommen und Gehen, das macht das Leben doch aus. Und ich komme wieder! Mein Gott, wie oft soll ich dir das denn noch versichern?"

„Versprichst du mir das?"

Anelise nickte, setzte sich neben Thao und schloss sie in ihre Arme.

„Ja, das tue ich."

Für einen Moment herrschte zwischen den beiden Schweigen, dann aber hörte Thao Anelises zarte Stimme die ersehnten Worte sprechen.

„Oka, ich komme mit."

Sofort schlug Thaos Stimmung um.

„ECHT?!!"

Anelise nickte.

Steven war in Sorge. Neben Erik wollte nun auch Hans unbedingt mit auf das Konzert. Ihm war es egal, ob es sich dabei um eine Frauenband handelte, deren emanzipierte Texte so überhaupt gar nicht zu ihnen passen wollten, ihm war nur wichtig, selbst eine Beziehung zu Thao aufbauen zu können, um vielleicht so an eine ihrer Kolleginnen heranzukommen. Immer wieder redete Steven deshalb auf seinen Freund ein und nahm ihn in die Pflicht, die Domina mit seinen Wünschen nicht zu nerven.

Erik ging neben den beiden her, währenddessen er immer wieder auf sein Handy blickte. Auch er schien sich ziemliche Sorgen zu machen.

„Was ist los?", fragte ihn Steven und löste sich damit widerwillig aus der Diskussion mit Hans heraus.

Erik blickte zum Himmel, der, klar und sonnengeflutet, schöner eigentlich nicht sein konnte.

„Der Wetterbericht hat Sturm vorausgesagt, der sich sogar zur Orkanstärke auswachsen könnte. Es scheint noch nicht ganz klar zu sein, ob er uns treffen wird oder westlich an uns vorüberzieht."

Steven dachte sofort an das Konzert.

„Hast du geschaut? Nicht, dass es deshalb abgesagt wird."

Hoffnung klang aus Stevens Stimme, doch Erik verneinte zu seiner Betrübnis. Bisher war davon nichts auf der Webseite des Veranstalters nachzulesen.

Eine Viertelstunde später standen die drei jungen Männer vor dem Miethaus, in dem Thao wohnte. Erik drückte auf die Klingel. Erwartungsvoll lehnte sich Steven gegen die Haustür und wandte sich nochmals an Hans.

„Du lässt sie in Ruhe! Das hast du mir versprochen."

Der winkte nur ab und enthielt sich eines Kommentars.

Steven wunderte sich, dass Thao nicht öffnete. Noch einmal drückte er den Knopf und hörte die Klingel durch das gekippte Küchenfenster schallen. Wieder warteten sie vergebens auf das entsprechende Echo. Nach zwei weiteren vergeblichen Versuchen zückte er sein Handy und rief sie an.

„Seid ihr da?"

Thaos Stimme klang beiläufig.

„Ja, wir stehen vor deiner Haustür."

„Okay, ich mache euch auf. Ich bin unten bei einer Freundin."

Der Summer ging, die drei jungen Männer betraten das Mietshaus und wurden schon vor dem ersten Treppenabschnitt von der jungen Frau in Empfang genommen.

„Bist auch dabei, Hans? Wundert mich ehrlich gesagt nicht."

Sie grinste zweideutig und zwinkerte Steven zu.

„Schön, dass wir von so schneidigen jungen Männern auf ein Emanzen-Konzert eingeladen worden sind. Da werden sich die ganzen gefrusteten Mädels sicher freuen."

Sie lachte heiser, während sich Steven und Erik gequälte Blicke zuwarfen.

„Kommt rein! Zieht aber bitte eure Schuhe aus."

Thao stellte den drei Männern ihre Freundin vor, die aufwendig geschminkt und gekleidet in schwarzer Jeans, Top und Lederjacke so ganz anders wirkte als sonst. Anelise war nicht glücklich mit ihrer Verwandlung, sie bevorzugte eigentlich ihre lockere, elegantere und vor allem farbenfrohe Garderobe. Die Haare betreffend hatte sie sich aber ihrer Freundin gegenüber durchzusetzen vermocht und trug sie wie üblich offen.

Steven, Erik und Hans warfen sich irritierte Blicke zu, auch sie schienen mit dem Namen der jungen Frau ein gänzlich anderes Bild erwartet zu haben.

Die junge Inderin verlor schnell ihre anfängliche Unsicherheit den drei Neuankömmlingen gegenüber, führte sie in ihr Wohnzimmer, hieß sie Platz nehmen und bot ihnen Getränke an, während es sich Ashna, kaum dass Erik Platz genommen hatte, auf dessen Schoß gemütlich machte.

„Hast du den Wetterbericht gehört, Thao? Es könnte Sturm geben."

„Bis jetzt wurde nichts abgesagt, oder? Ihr wollt euch doch nur drücken."

Nachdem Thao Anelise mit den Getränken geholfen hatte, entbrannte zwischen ihr und Erik nun eine heftige Diskussion über die Frauenrockgruppe und deren Lieder. Die meisten schienen dem jungen Mann viel zu provokant und realitätsfern zu sein, während Thao gänzlich anderer Meinung war. Sie empfand die Songtexte einerseits als Satire, andererseits auch als deutlichen Spiegel, den Frauen sich selbst vorhalten sollten.

Anelise und Hans beschäftigte ein völlig anderes Thema. Die beiden klinkten sich von den anderen aus und sprachen über Indien und seine Kultur. Hans war mit seinen Eltern dreimal in diesem Land gewesen und hatte viele Eindrücke mitgenommen, von denen er Anelise nun zu erzählen wusste. Sie begeisterten sich an seinen Schilderungen und schließlich zeigte ihm die junge Inderin noch einige englischsprachige Bücher zu dieser Thematik, die er unbedingt lesen sollte.

Steven musterte die beiden immer wieder. Hans hatte einen sehr manipulativen Wesenszug an sich und es könnte durchaus sein, dass er über Anelise an Thao heranzukommen beabsichtigte. Doch wenn diese Hans´ Vorhaben durchschaute, würde nicht nur sein Freund die Konsequenzen zu tragen haben, sondern auch er selbst. Thao würde ihm berechtigterweise vorhalten, dass er Anelise nicht vor seinem Kumpel beschützt hatte, zumal die sich immer mehr für seinen Freund zu erwärmen schien. Eingedenk dessen kam es ihm nun sehr entgegen, dass sie nicht mehr allzu viel Zeit hatten und aufbrechen mussten.

„Kommt! Wir müssen los, der Bus fährt gleich", mahnte er die Freunde.

Beinahe zweitausend Menschen hatten sich auf den Elbwiesen eingefunden, ein kleiner Veranstaltungsort, auf dem sonst auch Jahr- und Flohmärkte, sowie kleine Agrarmessen veranstaltet wurden. Schon von Weitem konnte man die Vorgruppe spielen hören, man hatte eine Viertelstunde früher begonnen, vermutlich sorgten sich auch die Veranstalter um die unklare Wetterlage an diesem Tag.

Nachdem sie am Eingang ihre Karten gezeigt hatten, quetschten sie sich durch den engen Zugang, der in einem provisorisch errichteten Bauzaun eingelassen war, und drängten durch die Menschenmasse. Steven hielt Hans dabei zurück und nahm ihn zur Seite.

„Das mit der Anelise ... Was soll das?"

Hans´ Gesicht zeigte Erstaunen, er schien gar nicht zu wissen, worauf Steven anspielte.

„Ich verstehe mich gut mit ihr. Ich mag ihre Art, sie hat etwas Originelles an sich, so wie Thao auch."

„Du machst dich nicht an sie ran, versprich mir das! Wenn wegen Anelise zwischen mir und Thao etwas verkehrt läuft ... das würde ich dir nie verzeihen."

Hans stöhnte.

„Sag mal, tickst du noch richtig? Thao macht dich richtig fertig, kann das sein?"

Steven winkte ab.

„Bau einfach keine Scheiße."

Hans sah seinen Freund ernst an, dann schüttelte er seinen Kopf.

„Du hast das ganz großes Problem, mein Freund, nicht ich."

Anelise gefiel das Konzert außerordentlich gut, wenngleich sie sich auch an den seltsamen Texten störte. Refrains wie „Frauen sind Schlampen, Männer sind Helden" oder „Kerl, gib dir Mühe!" überforderten sie regelrecht, andere Lieder wiederum begeisterten sie über die Maßen. „Geburt von Mutter und Kind" oder „Dürfen Männer wieder Väter sein?" stimmten versöhnlich und zeigten ihr, dass sich die Songschreiberin der Gruppe durchaus auch kontrovers zum eigenen Geschlecht geben konnte.

Auch die drei jungen Männer fanden durchaus Gefallen an diesem Konzert, das Publikum war wesentlich entspannter und lockerer als gedacht, auch zahlreiche Männer waren unter den Zuhörern zu finden. Wahrgenommen wurden die drei von den vielen Frauen dennoch, immer wieder flackerten kurze Gespräche auf und vor allem Steven hatte Mühe, sich der Aufmerksamkeit des anderen Geschlechts zu erwehren. Thao indessen klammerte alles aus, sang die Texte mit und tanzte verhalten auf der Stelle.

„Wenn Männer Schweine sind, dann lasst uns auch wie Säue sein ..."

Thao sprang mit erhobenem, rechtem Arm im Takt auf der Stelle. Erstmals seit dem Beginn des Konzerts nahm sie von Steven Notiz, der seitlich von ihr stand und sie die ganze Zeit verstohlen gemustert hatte. Sie zwinkerte ihm zu, stieß ihn mit der Schulter an, konnte ihn aber nicht zum Mitmachen animieren. Dennoch war sie glücklich und tanzte ausgelassen weiter. Sie hatte sich viel von diesem Abend versprochen und war bislang nicht enttäuscht worden.

„Das sieht nicht gut aus."

Erik deutete auf die düstere Wolkenfront, die hinter der Bühne aufzog. Erste kräftige Windböen erreichten die Wipfel der um den Platz stehenden Pappeln und auch die Plane, mit der die Bühne verkleidet worden war, begann nun lautstark zu knattern. Irritiert hielten die Sängerinnen inne, eine von ihnen sprang von der Bühne. Augenblicklich waren zwei Männer bei ihr und redeten wild gestikulierend auf sie ein.

„Scheiße! Die brechen ab."

Thaos Vermutung bewahrheitete sich bereits nach wenigen Minuten. Ein Knacken in den verstummten Lautsprechern, dann war die Stimme der Bandleaderin zu hören.

„Tut uns leid, Leute. Das Wetter spielt nicht mehr mit. Wir holen das nach, versprochen."

Aufgeregtes Murmeln, enttäuschte Rufe, dann aber begann sich die Menschenmenge auch schon zu verlaufen. Erik blickte auf seine Uhr. Der nächste Bus würde erst in einer Stunde kommen. Abgesehen von einigen Gehöften gab es hier nichts, wo man sich unterstellen konnte.

„Wir fragen, ob uns jemand mit zurück in die Stadt nimmt, bei solch einem Unwetter hilft man sich doch."

Anelise wartete Thaos Vorschlag erst gar nicht ab, sondern drängte sich durch die Menschen in Richtung Parkplatz, während die ersten Regentropfen vom Himmel fielen.

Ein Windstoß riss jetzt mit voller Gewalt an der schwarzen Abdeckplane der Bühnenbauten und riss einen großen Teil aus deren Halterung. Dazu noch ein paar weiße Plastikcampingstühle, die wie durch Zauberhand nun ebenfalls vor dem Wetter zu flüchten schienen und rücksichtlos durch die Menschen ihren Weg suchten.

Anelise hatte sofort Glück. Zwei ältere Pärchen waren bereit, sie mitzunehmen. Doch für mehr war nicht Platz und so blieb sie vor dem Kleinwagen stehen, während sie mit ihren, vor einigen Stunden neugewonnen Freunden darüber diskutierte, ob sie mitfahren sollte oder nicht. Doch vor allem Hans überzeugte sie schließlich, drückte sie zum Abschied ungeniert an seinen Körper und öffnete ihr dann die Tür. Zumindest sie war nun dem aufziehenden Unwetter entkommen.

Thao fragte indessen weiter, doch sämtliche Fahrzeuge schienen bereits voll besetzt zu sein. Hektisch suchten auch die Jungen nach einer Mitfahrgelegenheit, fragten, bettelten, doch nach einer halben Stunde standen die vier jungen Menschen, zusammen mit zwei Dutzend weiteren Gästen, verloren auf dem geleerten Parkplatz, während der Wind jetzt mit brachialer Gewalt über die Ebene fegte und ihnen den Regen in die Gesichter peitschte.

„Also, wie sieht der Plan aus?"

Steven blickte Hans und Erik fragend an.

„Ich habe mit jemandem aus der Band gesprochen. Sie haben zwar auch keinen Platz in ihren zwei Bussen, aber sie organisieren etwas, damit man uns Gestrandete von hier abholt. Aber das wird dauern."

Thao runzelte die Stirn und trat auf der Stelle, während sie hinter Stevens Rücken Schutz vor dem Wind suchte. Sie fror, Wasser tropfte aus ihrem Haar, Wattejacke und Hose sogen immer mehr Nässe auf. Ein kläglicher Zustand.

Hans deutete auf die abgelegenen Gebäude.

„Kommt, wir stellen uns dort unter. Sind nur ein paar hundert Meter."

Steven versuchte zu witzeln.

„Tja, das Emanzentum ist heute wohl vom Sturm hinweggefegt worden."

Erik und Hans lachten, während Thao ihm einen Tritt in den Allerwertesten verpasste.

„Ne, das ist noch aktiv."

Steven stöhnte und drehte sich abrupt zu ihr um. Sie war ziemlich grob gewesen.

„Dass du mir immer wehtun musst."

Ihre braunen Augen schienen in dem Moment zu funkeln, während ihre weißen Zähne zwischen ihren breiten, roten Lippen hindurchblitzten. Wie gerne hätte er sie jetzt geküsst. Ihre vorher so sorgsam hoch gegelten Haare hingen jetzt in losen Zotteln über den rasierten Seiten herunter, was ihre Wirkung auf ihn jedoch nicht im Geringsten beeinträchtigen konnte. In diesem Moment hätte er sich gewünscht, dass sie ihm gehörte.

Erik und Hans waren bereits vorausgelaufen, während ihnen Thao und Steven in langsamerem Tempo folgten. Sie hatte mit ihren schweren Schnürstiefeln im nassen Wiesenboden zwar keine Probleme, er hingegen trug lediglich einfache Sneakers, die zudem bereits völlig durchgeweicht waren. Der Boden wurde zusehends schlammiger, zudem hatten sich zahllose große Pfützen gebildet.

Instinktiv hatten sich ihnen auch die anderen Konzertbesucher angeschlossen, zusammen mit einem gleichaltrigen Paar, erreichten sie das mittelgroße Gehöft. Die Bauern zeigten sich überaus freundlich und baten die Wetterflüchtigen in ihr kleines Wohnhaus, in dem die zwei Dutzend Konzertbesucher gerade noch Platz fanden. Dicht gedrängt standen, hockten und saßen sie im kleinen Flur, der Küche und dem Wohnzimmer, während der Sturm noch an Stärke gewonnen hatte und sich wie ein Rowdy auszutoben schien. Immer wieder klapperte und knallte etwas draußen, gehört von dem Bauern, der am kleinen Türfenster stand und die Schäden an seinen Besitz zu kalkulieren versuchte.

„Ein paar Schindeln sind schon runtergekommen.", stellte er trocken fest.

Steven hockte neben Thao und sah, dass sie zitterte. Eigentlich mussten die nassen Kleider umgehend von ihrem Körper, doch sie würde das niemals zulassen, so viel Schamgefühl hatte sie dann doch.

„Komm her zu mir, ich wärme dich."

Sie blickte ihn an und zögerte, wollte Stevens Hoffnungen nicht noch schüren. Doch auf der anderen Seite hatte er recht, sie fror wirklich und zitterte am ganzen Leib.

„Steven ..."

Er winkte ab, griff nach ihrem Unterarm und zog sie einfach an sich heran, nahm sie zwischen seine Beine, drückte ihren Rücken gegen seine Brust und verschränkte die Arme über ihrem Bauch. Er konnte ihr Haar riechen, betrachtete die nackte Haut an ihrem Hals, vernahm den leichten Druck ihres Gesäßes an seinen Schenkeln ...

Was hatte diese Frau nur an sich, was alle anderen nicht hatten? Warum fiel es ihm nur so schwer, ihre Ablehnung zu akzeptieren? Hatte Erik recht damit, dass er sie nur erobern wollte? Er hatte oft über diese Frage nachgedacht, war aber zu keinem, für sich schlüssiges Ergebnis gekommen. Sie hatte durchaus einige Facetten in ihrer Persönlichkeit, die sie zu etwas Besonderem werden ließ. Doch würde das genügen, um sich auf eine Beziehung mit ihr einzulassen? Wie sollte sie ihm vertrauen, wenn er es selbst nicht vermochte?

Ein Knall ließ die Menge aufschrecken, etwas hatte mit voller Wucht gegen die Eingangstür geschlagen. Oben im Dachgeschoss splitterte Glas, während der Sturm jetzt mit einem grellen Pfeifen, Donnern und Knattern seinen Höhepunkt anzukündigen schien. Die Leute wurden unruhig, einige falteten sogar ihre Hände und begannen zu beten. Nur der Bauer stand weiterhin an der Tür und strahlte die Ruhe selbst aus.

„Das zieht sich noch, Leute. Else, schau, was wir an Kleidung haben, und schür den Ofen an! Die holen sich sonst den Tod."

Die beiden um die sechzig Jahre alten Eheleute trugen zusammen, was sie hatten, verteilten Handtücher und Decken, reichten Tee und wollten sogar ihr Essen mit den vielen unerwarteten Gästen teilen. Die halfen mit, so gut sie konnten, wechselten die Kleidungsstücke, die durchgeweicht waren, und warfen sie in einen großen Wäschekorb. Im Keller stand ein Trockner, den man sogleich für die Gäste anwerfen wollte.

„Ich würde beim Fernseher und den anderen elektronischen Geräten die Stecker rausziehen. Es gibt in dieser Gegend noch einige Oberleitungen ... ich kann mir nicht vorstellen, dass die bei diesem Wetter unbeschädigt bleiben."

Der alte Hausherr überlegte, dann nickte er seiner Frau zu. Der Junge hatte nicht unrecht.

Indessen hatte Steven Thao beim Umziehen beobachtet, die sich nun wieder zwischen seine Beine setzte und sich an ihn schmiegte. Abgesehen von ihrer Unterwäsche und einem alten, groben Arbeiterhemd war sie unbekleidet, hatte aber eine Decke bekommen, die sie nun über sich und Steven ausbreitete.

„So ein roter Flanell steht dir ausgezeichnet."