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Tintenblau Teil 01

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»Ich versuche es ja einzusehen, und er auch. Aber wir brauchen uns nur in die Augen zu schauen ... Es tut so verdammt weh, ihn nicht mal in den Arm nehmen zu dürfen. Allein nur daran zu denken, er könnte irgendwann eine Frau kennenlernen, mit ihr fest zusammenbleiben, obwohl ich genau weiß ... es passt einfach perfekt mit uns. In allem, Mareike. So einen Mann gibt es nicht zweimal. Kann ich mir einfach nicht vorstellen. Denk einmal an Olli und dich. Ihr habt euch nach einem Jahr getrennt und seid nach 2 Jahren Pause wieder fest zusammen. Es läuft seit über einem Jahr harmonischer zwischen euch, als das jemals der Fall war. Ihr denkt sogar darüber nach, zusammenzuziehen und ihr dürft es ...«, schluchzte ich.

Mareike seufzte schwermütig auf. »Ja, ich liebe diesen Knallkopf. Ich kann nachvollziehen, wie es in dir aussieht«, sinnierte sie vor sich hin.

Sie schaute mich an, drückt mich an sich und gab mir einen Kuss an die Schläfe. »Wenn du magst, kannst du heute bei mir übernachten, Vanessa.«

Ich lächelte sie weinerlich an. »Ja, du bist echt lieb. Im Moment geht's mir wirklich beschissen. Ich möchte nicht alleine sein.« »Ich hab dich auch lieb, kannst immer auf mich zählen. In guten wie in schlechten Zeiten«, erwiderte sie, lächelte aufmunternd und strich mir über die Wangen. »Du bleibst heute bei mir und erzählst mir alles von Anfang an. Irgendwie ist das echt süß mit euch beiden.«

Ich nickte und nahm einen Schluck Bier.

»Sag mal, Vanessa, du warst doch damals eine lange Zeit mit Sören zusammen.« »Ja, warum?« »Das lief doch super zwischen euch beiden.«

Ich nickte. »Ja, im Großen und Ganzen lief es ganz gut zwischen uns.«

»Und Yannick war mit dieser, wie heißt sie noch ...? Die Tussi hat sich, so weit ich mitbekommen habe, von ihrem Chef schwängern lassen.«

»Du meinst Tabea. Die war schon immer eine durchtriebene Schlampe. Das Flittchen hat für jeden die Beine breitgemacht, wenn sie sich davon einen Vorteil versprochen hat. Das wusste doch jeder. Dass sich Yannick damals auf diese dreckige Votze einließ, verzeih ich ihm nie.«

Mareike schaute mich vergnügt an.

»Genau, Schätzchen. Das wusste jeder. Jetzt mal ganz ehrlich, Vanessa. So ganz unter uns: Hast du jemals was mit Olli gehabt?«

»Nein. Nie. Höre auf damit. Wie kommst du bloß darauf?«

»Hat Olli dich mal angemacht, hat er irgendein Interesse an dir gezeigt?« »Nein. Wir mögen uns, sind gute Freunde. Mehr war und ist da nicht. Das weißt du doch!«, erwiderte ich empört.

»Nur mal angenommen, du hättest dich in meinen Freund total verliebt, würdest du versuchen, ihn mir auszuspannen?« »Na hör mal ... nein, auf keinen Fall. Olli ist ein lieber, süßer Kerl. Ich war nie in Olli verliebt und werde mich auch nicht in ihn verlieben. Ich finde es schön, dass ihr wieder zusammen seid. Ihr passt so gut zusammen. Ihr liebt euch und seid glücklich miteinander. Wir beide haben uns doch darüber unterhalten, als zwischendurch mit euch Schluss war. Hab dich immer unterstützt und dir gesagt, wie bedauerlich ich es fand, dass ihr euch getrennt hattet. Wieso fragst du mich das alles?«

Mareike lachte vergnügt und drückte mich. »Ich weiß. Gute Freunde halten zusammen.«

»Ja. Ganz normal. Wofür hat man eine gute, enge Freundin? Der spannt man nicht den Mann aus, auch wenn es einem schwerfallen sollte. Man hält zusammen und unterstützt den anderen.«

»Ich bin froh, dass ich dich als Freundin habe, Vanessa. Ja, ich liebe Olli. Und ich bin dir sehr dankbar, dass du mir in allem beigestanden und mir Mut gemacht hast, nachdem Olli und ich uns getrennt hatten.«

Ich schaute gespannt in Mareikes schelmisch grinsendes Gesicht, da ich ahnte, dass sie über etwas Bestimmtes nachdachte und es mir wohl gleich sagen würde.

»So langsam wird mir einiges klar«, sinnierte Mareike mit verschlagener Miene. »Olli, du kleiner, süßer Mistkerl. Ich hätte jetzt Lust mich zu betrinken, Vanessa.«

»Wieso?«

»Mir hat mal eine ehemalige Klassenkameradin zugesteckt, was Olli in nicht mehr ganz nüchternem Zustand auf einer Party von sich gegeben haben soll: Du seist zwar ein absolut heißes Zuckerstück, er würde aber an seiner Stelle einen Teufel tun, etwas mit dir anzufangen. Selbst, wenn er eine Chance bei dir hätte. Und auf Dauer könne er sich das sowieso abschminken. Du seist viel zu gut für ihn. Das würde er schon bald merken. Da gäbe es nämlich noch eine ganz andere Option. Gegen die könne er gar nicht anstinken.«

»Olli soll das gesagt haben?«

»Ja, hat er wohl«, sinnierte Mareike bedeutungsvoll. »Ich weiß auch,« hob sie vergnügt an, »mit wem er sich da unterhalten hat, wem diese 'Ansage' galt, Vanessa.«

»Wem denn?«

»Sören.«

Ich machte große Augen. »Sören? Wann war das?«

»Genau weiß ich das nicht mehr, jedenfalls warst du zu dem Zeitpunkt noch nicht mit Sören zusammen.« Mareike schaute mich vorwitzig an. »Das ist wirklich so süß mit euch. Ihr habt euch aber auch Sachen einfallen lassen ...«

»Was für Sachen? Worauf willst du hinaus? Guck mich jetzt nicht so affig an ...«, erwiderte ich gallig, konnte mir jedoch ein verschämtes Lächeln nicht verkneifen.

»Du kannst manchmal ein echtes Miststück sein, Herzchen. Sieht man dir gar nicht an. Und niemand hat auch nur im Ansatz geahnt, was wirklich da abläuft. Wenn ich daran denke ... Vanessa. Echt süß«, säuselte Mareike.

»Was denn schon ...«, erwiderte ich wie ertappt.

»Höre mir auf«, meinte Mareike amüsiert. »Ich erinnere mich genau ... 'Hey, schaut mal Mädels, da drüben geht gerade ordentlich die Post ab.' Du standest mit Sören vor einem Spiel am Sportplatz und hast dir von ihm die Zunge in den Hals stecken, dich von ihm fast auffressen lassen. Hätte dir sicher nichts ausgemacht, wenn er dir dabei seine Hand unter die Bluse geschoben hätte, oder besser noch in die Hose. Das wäre dann echt die Krönung gewesen. War schon fast Porno. Und Yannick macht sich auf dem Platz warm und muss sich das alles anschauen. Das war nur ein Beispiel von vielen, Schätzchen.«

»Ich war verknallt in Sören.« »Oh ja. Glaub ich dir gerne«, erwiderte Mareike süffisant und trank einen Schluck Bier. »Kurze Zeit später lässt sich Yannick mit dieser supergeilen Tabea ein, obwohl sie vom Aussehen her überhaupt nicht sein Typ ist und ein arrogantes Flittchen noch dazu. Da ist dir die Galle übergelaufen. Dann machst du plötzlich mit Sören Schluss und Yannick mit Tabea ... er war ja auch so verliebt in Tabea, von der jeder wusste, dass sie gerne in den Spagat geht. Wirklich jeder, Herzchen.«

Ich knibbelte mit den Fingernägeln am Etikett meiner Bierflasche und warf Mareike einen verstohlenen Blick zu.

Mareike schaute mich schmunzelnd an. »Ist auch eine Weise einander zu zeigen, in wen man wirklich verliebt ist. Und ich gehe jede Wette ein, dass ihr kurz darauf zusammengekommen seid, euch verliebt in den Armen lagt, ihr zwei Turteltäubchen.«

»Was du wieder denkst. Wir haben erst sehr viel später miteinander geschlafen.«

Mareike lachte vergnügt auf.

»Oh, Schätzchen, du musst mir das alles erzählen, das ist so eine schöne Geschichte ... wenn ich das damals schon geahnt hätte«, knurrte Mareike aufrührerisch. »Diese kleine Schweinebacke. Aber es macht mich auch irgendwie stolz auf ihn.«

»Auf Yannick?«

»Nein. Auf meinen süßen Olli, Vanessa.«

»Wieso Olli?«

Es klopfte an Mareikes Zimmertür. Mareikes Mutter kam herein.

»Hallo Mama.«

»Hallo ihr Lieben. Habt ihr beide Appetit auf Kuchen? Wir haben im Garten Erdbeeren gepflückt. Ich hab mir gedacht, ich mache schnell einen Erdbeerkuchen und ihr möchtet vielleicht mit uns Kaffee trinken?«

Mareike schaute mich an und nickte mir zustimmend zu. »Ja, gerne Frau Riemke«, antwortete ich.

»Ihr könnt auch hier oben essen, wenn es euch lieber ist.« »Wir kommen gerne zu euch in den Garten, Mama. Vanessa übernachtet übrigens heute bei mir.«

»Ach, wie schön, dann können wir ja ein wenig miteinander schnacken«, meinte sie und schaute mich an. »Alles in Ordnung mit dir, Vanessa?«

»Eine Männergeschichte, Mama.«

Frau Riemke schmunzelte. »Dafür bin ich Gott sei Dank zu alt. Mir reicht schon das Unkraut im Garten.«

Mareike und ich brachen in Gelächter aus.

»Ich rufe euch dann nach unten, Kinder.«

»Ja, Mama. Danke.«

Mareike rutschte nahe an mich heran. »Ich weiß schon, wie ich dich heute abend auf andere Gedanken bringen kann«, flüsterte sie mir vergnügt ins Ohr. »Es gibt so viele tolle Männer, die außerdem einen süßen Arsch in der Hose haben. Wir besorgen uns wie früher ein heißes Magazin, kuscheln uns ins Bett, ziehen uns die Decke über den Kopf und schauen uns mit der Taschenlampe wieder Bilder von knackigen Männern ... und schlimmen Frauen an«, erinnerte sie konspirativ.

»War eine schöne Zeit, Mareike«, sinnierte ich erheitert und putzte mir mit einem Taschentusch die Nase. »Ist lange her, war witzig mit uns.«

»Ja. Das war es, Vanessa. Weißt du noch, wie wir als Hausarbeit für Bio die Geschlechtsmerkmale von Mann und Frau abzeichnen sollten?« »Ja, kann ich«, lachte ich ausgelassen.

Mareike hielt mit den Fingern ein fiktives Zeichenblatt in die Höhe und brachte uns unsere Lehrerin in Erinnerung: »'Vanessa hat den schönsten Penis von allen.'«

Wir schauten uns an und lachten aus vollem Halse los.

»Biologie fand ich halt faszinierend. Woran das wohl lag?«, meinte ich beschwingt, legte meinen Arm um ihre Schulter und schaute Mareike vertraulich an. »Bin echt glücklich, dass ich in dir eine so gute Freundin habe, Mareike.«

Mareike schaute mich schelmisch an. »Wegen dir weiß ich, dass ich auf Männer stehe.« »Und ich wegen dir.« »War trotzdem irgendwie schön uns zu streicheln«, kicherte Mareike.

»Ja, das war gar nicht so schlimm. Gib mir einen lieben Kuss, Süße.«

»Ich werde dir alles über Yannick und mich erzählen und danach sagst du mir, wie du darüber denkst.« »Ja, das werde ich, Vanessa. Garantiert.« »Aber du musst mir auch erzählen, warum du so stolz auf Olli bist?«

~ ~

Gut, dass ich es ihr damals gebeichtet habe, sagte sich Vanessa. Sie hielt ihr Handy in der Hand, schaute versonnen darauf und legte es auf den Gartentisch. Sechs verdammte Jahre. Und was hat es gebracht? Das wird nie ein Ende nehmen. Sie seufzte, schaute auf das Rosenbeet, stand auf und griff sich die Gießkanne.

Yannick klingelte mehrmals, wartete ungeduldig.

Nach ein paar Minuten hörte er eilige Schritte im Foyer.

Vanessa öffnete die Tür.

»Entschuldige, Yannick, ich war im Garten, hab die Blumen gegossen und das Schellen nicht sofort gehört. Komm rein.«

Vanessa schloss die Tür hinter ihm. »Bist etwas früher als geplant.« »Ich habe mich beeilt, die Autobahn war frei. Du siehst übrigens umwerfend aus.«

Er nahm sie in den Arm und schaute sie glücklich an.

»Schön, dass du da bist, Yannick.«

»Geht es dem Lütten gut?« »Ja. Lukas hat ihn übers Wochenende bei sich. Der Kleine hat übrigens oft nach dir gefragt.«

»Nach seinem Onkel 'Aniz'?«

Er schaute in ihr unbeschwert lächelndes Gesicht.

»Ja, er hat dich sehr ins Herz geschlossen. Er hat halt seinen Onkel in letzter Zeit öfter gesehen, als seinen Vater.«

»Das soll auch so bleiben.«

»Ja, das sehe ich auch«, meinte sie nachdenklich.

»Dir geht es gut, Vanessa?« »Ja, mir geht es gut.«

Sie schauten sich weltvergessen an.

»Komm, du hast sicher noch nicht zu abend gegessen.« »Nein, bin gleich nach der Arbeit los.« »Ich hab etwas zu Essen gemacht und Bier kaltgestellt. Wir setzten uns auf die Terrasse,« sagte sie sanft und gab ihm einen zarten Kuss an die Wange.

Sie begaben sich ins Wohnzimmer. Vanessa ging in den Küchenbereich, entnahm dem Kühlschrank vorbereitete Speisen und stellte sie auf die Esstheke.

»Wenn du magst, habe ich auch Wein für dich zum Essen?« »Nein danke, lieber ein kühles Bier, Vanessa.«

Er trat an die Esstheke. »Warte, ich helfe dir.«

»Du kannst die Schale mit dem Salat und die Getränke nehmen. Ich muss noch Baguette aufbacken. Das ist aber schnell fertig.«

»Du hast die Wohnung gemütlich eingerichtet. Habt ihr euch hier gut eingelebt?« »Ja, sehr. Die Erdgeschosswohnung ist ideal für mich und den Kleinen. Vor allem die Terrasse mit dem kleinen Garten. Die Nachbarn sind auch alle nett und hilfsbereit. Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich und Jörn so lieb unterstützt hast.«

»Für dich und den Kleinen tue ich alles, weißt du doch.« »Trotzdem, Yannick, was würde ich ohne dich machen.«

Sie schaute Yannick einen Moment abwartend an.

»Sag mal, wie geht es dir und Marie, alles in Ordnung bei euch?« »Im Moment geht's mir gut. Wie es ihr geht, keine Ahnung. Sie ist mit ein paar Freundinnen übers Wochenende unterwegs. Spielt keine Rolle, wo sie ist.«

Vanessa schaute ihn zaghaft an. »Wird schon wieder.«

»Ich weiß nicht, Vanessa. Vielleicht trifft sie ja deinen Ex, die beiden würden gut zusammenpassen. Dann wäre es für uns beide auch in Ordnung, nicht wahr?«

Vanessa verbiss sich ein herbes Lächeln.

»Komm, wir bringen schon mal das Essen auf die Terrasse. Das Baguette ist in wenigen Minuten fertig.«

»Ich hab übrigens noch zwei Wochen Urlaub und du, Vanessa?« »Ich hab noch etwas mehr als eine Woche. Einige Urlaubstage habe ich für den Wohnungswechsel opfern müssen. War halt viel zu erledigen«, seufzte sie leidig auf. »Wieso fragst du?«

Yannick goss sich Bier in ein Glas, setze sich an den Tisch und nahm einen Schluck. »Hast du deinen Resturlaub schon verplant?«

»Nein.«

Vanessa gab sich Salat auf den Teller und warf ihm einen neugierigen Blick zu.

»Was hältst du davon, wenn wir beide mit dem Kleinen ein paar Tage an die See fahren. Was Marie angeht, da mach dir mal keine Sorgen, die registriert gar nicht, dass ich weg bin. Wir nehmen uns eine Ferienwohnung und machen mit Jörn vorher einen Abstecher bei Tante Anne und Onkel Peter. Die beiden haben ihren Enkel ja lange nicht gesehen und werden sich sicher freuen. Die erste Nacht könnten wir ja bei ihnen verbringen. Danach fahren wir drei weiter.«

Vanessa schaute ihn überrascht an, legte dann eine nachdenkliche Miene auf.

»Ja. Das wäre wirklich schön. Gerade für Jörn. Allerdings werden sie uns fragen, warum wir uns dazu eine Ferienwohnung gesucht haben. Ist ja nicht weit von zu Hause bis an die Küste«, gab sie zu bedenken und trank einen Schluck Wein.

»Weil dir dein oder mein Bett für uns beide zu klein geworden ist.«

Vanessa begann zu hüsteln und hielt sich die Hand vor den Mund.

»Entschuldigung, Vanessa, aber was sollten wir ihnen sonst darauf antworten.«

»Hör auf mit diesen Bemerkungen, Yannick, das ist nicht witzig«, räusperte sich Vanessa.

»Aber der Gedanke mit dem Kurzurlaub gefällt dir.« »Ja. Ein paar Tage in der alten Heimat zu verbringen, ist eine schöne Vorstellung. Ich vermisse die weite Landschaft, die Küste und die Seeluft.«

Von wegen, dachte Yannick vergnügt, ich kenne dich genau, Schwesterchen.

»Mehr vermisst du nicht, Vanessa?«

Vanessa schaute vorwitzig.

»Wenn, dann fahre ich mit dir dorthin, um einfach mal abschalten zu können. Es hat sich so vieles in meinem Leben verändert. Das wäre für mich eine Gelegenheit in Ruhe darüber nachzudenken, wie es in Zukunft weiter gehen soll.«

»In Ruhe nachdenken ... um was anderes geht's mir auch nicht, Vanessa.«

Ein stetes Piepsen erklang aus Richtung Küche.

»Das Baguette ist fertig.« Vanessa stand auf und ging in die Wohnung.

Yannick nahm den Kronkorken seiner Bierflasche in die Hand, drehte und wendete ihn zwischen den Fingern und dachte nach.

Vanessa kam zurück, stellte einen Brotkorb und ein Schälchen mit Butter auf den Tisch.

»Gib acht. Das Brot ist noch recht heiß.«

Er nahm sich Brot und schaute Vanessa bedeutungsvoll an.

»Im letzten halben Jahr haben wir uns öfter gesehen, als in den 6 Jahren davor.«

Vanessa nippte an ihrem Wein.

»Ja, kann durchaus sein.«

»Meine Beziehung mit Marie ist den Bach runter und du bist geschieden. Wir telefonieren oft und reden lange miteinander. Wann immer es geht, komme ich zu euch. Wenn wir beide zusammen sind, Vanessa, hat aller Ärger um uns herum keine Bedeutung mehr. Wir verbringen immer eine wunderbare Zeit miteinander. Bin ich Mal übers Wochenende hier, sitze dann am Sonntag mit dir und Jörn am Frühstückstisch, werde ich unruhig bei dem Gedanken, mich kurz darauf wieder ins Auto setzen zu sollen, zurückfahren zu müssen. Es ist ein verdammtes Scheißgefühl, dich und den Kleinen zurückzulassen. Ich wünschte, ich könnte mit euch jeden Tag verbringen und ich vermute, dass es dir ähnlich wie mir ergeht.«

»Worauf willst du eigentlich hinaus? Sag es mir, Yannick.«

»Marie und ich werden uns über kurz oder lang trennen. War doch abzusehen, Vanessa.«

»Ich weiß nicht, Yannick. Sechs Jahre.«

»Ja, sechs verdammte Jahre. Ich kann nicht sagen, dass es keine schönen Momente in unserer Beziehung gab. Weißgott, es gab einige, aber ich hätte diese Zeit lieber mit dir verbracht. Wir brauchen beide mehr als eine Verschnaufpause. Was mir in all den Jahren gefehlt hat, das bist du,« meinte er und sah sie abwartend an.

»Ich weiß, dass es dir wieder um mehr geht. Dieser Kurzurlaub ... dein Vorschlag kommt nicht von ungefähr.«

»Es wäre mal eine unbeschwerte Zeit, für dich, den Kleinen und für mich. In der Nebensaison, in den ersten beiden Wochen nach den Sommerferien, dachte ich. Hab schon was ausgekungelt. Eine Woche auf Norderney. Wie denkst du darüber?«

»Ja, das wäre schön. Eine Woche die Seele baumeln lassen. Kurz nach den Sommerferien ... das könnte ich einrichten.«

»Es geht also für dich in Ordnung?« »Ich freue mich halt auf Zuhause.«

Er nickte verständnisvoll.

»Wenn wir an einem Freitag aufbrechen, eine Nacht bei unseren Eltern verbringen und am übernächsten Sonntag wieder zurückfahren, hätten wir für uns 8 volle Tage.«

»Auf andere Gedanken kommen«, sinnierte Vanessa vor sich hin, »ja, dass haben wir beide wohl nötig. Ein Wendepunkt für uns beide. So was in der Art. Du willst den Geburtstag zuhause mit mir feiern.«

»Ja. So kann man es sagen, ein Wendepunkt. Den Kompass quasi wieder einnorden. Dabei fällt mir ein, wir könnten segeln gehen«, meinte er vorsichtig.

»Segeln, das ist lange her. Mir ist das ... allerdings mit dem Kleinen zu gefährlich, Yannick.«

Er vermutete, dass sie in Erinnerung einer unvergleichlich schönen Jugendzeit, seine Idee reizvoll fände. Das Problem mit dem Steppke ist im Grunde keines, sinnierte er. Dieses 'allerdings' schien ihm vorgeschoben.

»So was verlernt man nicht. Vanessa. Es gäbe auch eine Lösung, was Jörn angeht. Ist lediglich ein Vorschlag, Vanessa.«

»Na erzähl schon. Was für eine Lösung hast du parat?«

»Vielleicht nehmen sie den Kleinen für ein paar Tage zu sich. Die beiden sind doch ganz vernarrt in Jörn. Der Schietbüdel wird sich bei Oma und Opa sicher nicht langweilen. Wir hätten Zeit für uns, könnten in aller Ruhe segeln, auf dem Boot übernachten für ein oder zwei Tage. Danach holen wir Jörn ab und fahren weiter nach Norderney. Was denkst du?«

Vanessa biss in ein Stück Baguette und schaute ihn mit gelupften Augenbrauen an.

»Brauchst jetzt gar nicht so zu kieken, ist mir gerade erst eingefallen, Vanessa.«

»Wer's glaubt? Der Vorschlag hätte allerdings auch von mir kommen können, Kleiner.«

Er lachte ihr zu. »Hast auch daran gedacht?«

»Der Gedanke ist naheliegend.«

»Wir beide kommen über kurz oder lang immer auf den gleichen Nenner. Da hat sich nichts geändert, Schwesterherz.«

Vanessa schmunzelte. »Wir hätten ja mit dem Boot nach Norderney segeln können. Damit erübrigte sich auch die Begründung, was die Übernachtungen in einer Ferienwohnung angeht. Genügend Raum böte die Kajüte. Aber mit Jörn ist es mir zu gewagt, Yannick, selbst bei leichtem Wind und ruhigem Seegang. Schließlich müssten wir mit dem Boot auch zurück. Wir beide müssen es eh schon vom Wetter abhängig machen, ob wir segeln können.«

»Wieder mal ein Beweis, warum ich dich so sehr mag, Vanessa.« »Liegt nur an dir, Kleiner. Ein paar Tage ohne Jörn halte ich mit dir schon aus.«