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Tintenblau Teil 01

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Er schaute frohen Mutes in ein vergnügtes Gesicht.

»Hast du mich gern, Vanessa?«

»Ja, das weißt du doch«, flüsterte sie sanft. »Hat sich wohl nichts geändert. Was sind schon 6 Jahre, Yannick.«

Yannick nickte ihr nachdenklich zu. »Ich weiß nicht, Vanessa.«

Sie schaute ihn mitfühlend an.

»Was weißt du nicht, Yannick?« »Ist anders und auch wieder nicht.«

»Wir werden sehen, Yannick. Das ist kein kleines Problem. Stell es dir nicht so einfach vor.«

Yannick nickte gedankenvoll. »Ja, ist es.«

*

Am frühen Morgen erreichten sie den Jachthafen. Die Sonne stand über der Kimmung. Das sanfte Auf und Ab des Bootes und der ablandige Wind ließen ein Gefühl gespannter Erwartung in ihnen aufsteigen.

Yannick verließ nach einem kurzen Check der Funkanlage und der Seenotausrüstung die Kajüte und schaute nach Vanessa. Sie stand am Vorsteven und blickte zwischen den schaukelnden Masten der vertäuten Segelboote gen Horizont.

»Alles klar mit der Takelung, Matrose?«, fragte er, schmiegte sich an ihren Rücken und legte seine Arme um ihre Taille. Vanessa legte ihr Hände an seine Unterarme, lehnte ihren Kopf zurück und holte tief Luft.

»Aye. Kaptein.«

»Geht's dir gut?«, murmelte er wohlig.

»Und wie. Es ist herrlich, Yannick«, seufzte sie und schloss die Augen.

Er gab ihr einen zärtlichen Kuss an die Wange.

»Wir stehen auf dem Präsentierteller, Yannick.«

»Ich halte dich bloß im Arm. Damit erregen wir doch keine Aufmerksamkeit.«

»Schau mal dort hinüber. Die alten Hansens sind auch da. Noch nicht bemerkt?«

»Ja. Na und? Die wissen, dass wir uns schon immer gut vertragen haben, uns sehr mögen«, erwiderte er und schmiegte seine Wange an ihren Kopf.

»Solange du deine Hände lässt, wo sie sich im Moment befinden, ist es o. k.«

»Wohin sollten sie sonst wollen?«, fragte er neckisch, hob seine Arme an und streichelte mit der Daumenspitze an ihrem Brustansatz.

»Hör auf damit. Geh unter Deck und beschäftige dich mit dir selbst.«

Yannick genoss eine aufkommende leichte Brise, die ihm Vanessas Haar ums Gesicht wehte.

»Du warst und bist mir das Wichtigste in meinem Leben, Vanessa. Das wird sich nie ändern.«

Sie atmete zittrig aus.

»Ist dir etwa kalt, Vanessa?«

»Nein.«

Er zupfte mit den Fingerspitzen den Stoff ihrer Bluse und zog sie etwas strammer nach unten. »Hör auf jetzt, lass das«, nörgelte sie.

»Wie ich schon sagte, hat sich nichts verändert.«

»Verstehe dich schon, Kleiner«, hob sie an, »es fühlt sich halt im Moment gut an, Yannick. Es ist einfach schön hier. Daran liegt es.«

Eine Weile schwiegen sie.

»Hast so was lange nicht mehr von einem Mann gehört, von dem du weißt, dass er es ehrlich mit dir meint.«

»Ich war mir bei dir immer im Klaren. Lukas hat so etwas zweimal zu mir gesagt. Das erste Mal vor der Hochzeit. Es klang beim zweiten Mal nicht mehr überzeugend. Auf meine Frage, warum er dann mit einer anderen rummacht, hat er mich nur irritiert angekuckt und sich dann zu ihr davongeschlichen.«

»Der Kerl hatte noch nie einen Arsch in der Hose.«

»Lasse uns an etwas anderes Denken, Yannick. Es ist wunderbar hier mit uns und der Wind steht gut.«

»Ja. Du hast recht. Es geht weiter. Wir haben uns. Die See. Etwas Wind in den Segeln. Mehr braucht es nicht. Das war schon immer so, Vanessa.«

»Es war damals schon abenteuerlich. Wir werden darüber reden müssen.«

»Das werden wir, Vanessa. Deshalb sind wir doch hier.«

»Ja, deswegen sind wir hier.«

*

Sie machten das Boot seeklar, legten ab, ließen den Hafen hinter sich und setzten volle Segel.

»Geht doch prima, Vanessa!«

»Ja! Wie ich das vermisst habe!«

Eine schlagende Böe zerzauste ihr langes Haar, das ihr wild ums Gesicht flatterte, als sie vom Bug auf Yannick zustakte.

»Halse, Vanessa?« »Ja, Yannick!«

»Hast du das noch drauf?« »Was denkst du denn? Gib Kommando!«

»Klar zur Halse!«

»Ist klar!«

»Falle ab. Fier auf die Schoten!«

»Hol dicht die Großschot!«

»Rund Achtern!«

»Hol über Fock!«

»Fier auf die Großschot!«

»Neuer Kurs Nordost!«

Der Wind schlug heftig ins Segel. Sie nahmen wieder Fahrt auf und schauten sich voller Freude an.

»Wir haben es noch drauf, Yannick!«, jubelte Vanessa. »Ja, haben wir, wer will das Gegenteil behaupten! Sagte ich dir doch! So was verlernt man nicht. Ich schwöre dir, wir werden das öfter machen. Nur wir beide, Vanessa!«

Vanessa hielt geschickt Balance, als sich das Schiff mit dem Wind neigte, nahm Yannicks Gesicht zwischen ihre Hände und drückte ihm einen Kuss auf. »Ja, wir beide und jetzt lass sie gehen.«

Er schaute Vanessa fragend an, ahnte jedoch, worauf sie damit anspielte.

»Wen meinst du genau?«

Vanessa zwinkerte ihm freudig zu. »Na, 'sie'.«

Er hielt mit der Pinne am Wind und warf Vanessa ein verstehendes Lächeln zu.

»Schon geschehen. Es gab übrigens nicht den geringsten Zoff. War mit uns schon zu lange aus dem Ruder. Nie wieder Flaute und ein neuer Kurs, Vanessa!«

Vanessa setzte sich frohen Mutes neben ihn und legte verträumt ihren Kopf an seine Schulter.

Sie kreuzten eine Weile in Sichtweite der Küste.

Vanessa spannte nach einer Wende das Vorsegel, zurrte es fest und machte sich auf den Weg unter Deck.

»Es ist gleich Mittag«, rief sie ihm nach einer Weile aus der Kajüte zu. Sie kam die Treppe hinauf. »Ankern wir?«

Er schaute sie neugierig an. »Du meinst, in der Nähe der Landzunge?«

»Ja, daran hab ich gedacht. Ist nicht weit bis dorthin. Nur ein wenig dort abhängen, Yannick«, erwiderte sie spitzbübisch.

»O. k., Vanessa. Ankern wir. Kein Problem.«

»Sehe ich auch so. Das verlernt man nicht.«

*

Er fühlte mit der Hand die Spannung der Kette. Die See ging in Nähe der Landzunge ruhiger, jedoch war dort die Strömung stark. Der Anker lag fest am Grund und hielt das Boot auf der Stelle.

Vanessa stieg in die Kajüte.

»Hunger, Yannick?«, rief sie herauf.

»Ja.«

»Gibt nur kalte Küche«, meinte sie, als er an der Lukentür auftauchte. »Komm runter. Der Tee ist noch heiß.«

Sie öffnete die Thermoskanne und goss Tee in zwei große Tassen.

»Der Wind ist doch recht kühl am Vormittag«, meinte er. »Ja, aber jetzt in der Sonne, ist es warm genug.«

Vanessa reichte ihm eine Tasse, schob ihre Sonnenbrille an die Stirn, zog ihre Segeljacke aus und warf sie auf eine Koje.

Sie tranken einen Schluck Tee. »Ah, das tut gut, schön heiß«, meinte sie genießerisch.

»Gefällt dir der Turn, Vanessa?« Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen. »Ja, sehr. War eine gute Idee, Yannick.«

»Schmeckt salzig.«

Sie stellte ihre Tasse ab, leckte sich die Lippen, legte eine Hand an seine Wange, und drückte ihm einen festen Kuss auf.

»Immer noch? ... magst du ein belegtes Brötchen?« Sie drehte sich dem Tisch zu und öffnete die Kühlbox. Yannick setzte sich und schaute sie innerlich aufgescheucht an.

»Hier, extra für dich, eines mit Lachs.«

Vanessa setzte sich ihm gegenüber an den Tisch. Sie beäugte ihn, schnupfte mit der Nase und leckte sich Remoulade aus einem Mundwinkel. Yannick lächelte in sich hinein. Wir ankerten oft hier, erinnerte er sich, aßen zu Mittag, lagen auf Deck in der Sonne, vertrieben uns mit Lesen oder Musikhören die Zeit. Vater ließ manchmal zur Übung das aufblasbare Dingi zu Wasser. An einer langen Leine mit dem Boot verzurrt, saßen wir darin und ließen uns in Rettungswesten gezwängt, wie Schiffbrüchige auf dem Meer treiben, was Mutter nie so recht gefiel. Oder wir ließen uns abtreiben, zogen uns dann an der Leine zum Boot, spielten Entern und stritten uns, wer der Piratenkapitän sein und das Kommando führen durfte. Abends fielen wir zwei total k. o. in die Kojen.

»Ist irgendwie komisch«, holte Vanessa ihn aus seinen Gedanken.

»Was?«

»Dass wir beide hier ganz allein sind, Yannick. Nur wir zwei. So vom Gefühl her. Findest du nicht?«

»Was ist daran für dich komisch?«

»Wir beide wieder in der Piratenbucht, mit unserem Schiff im Orkan gestrandet und in unserer ärmlichen Hütte aus Palmwedeln auf einer einsamen Insel wieder beisammen, so kameradschaftlich vereint im Kampf gegen die Kannibalen«, meinte sie und biss in ihr Brötchen.

Yannick schaute vergnügt. »Ja, ist verdammt lange her. Das war eine schöne unbeschwerte Zeit. War spannend mit uns. Eine geile Zeit.«

»Geht mir auch so«, meinte sie salopp.

Sie aßen schweigend, schauten sich neugierig an.

»Hätte nie gedacht«, hob Vanessa mit neutraler Stimme an, während sie auf einem Bissen kaute, »dass wir beide so viele Jahre später ... genau an dieser Stelle ankern werden ... um miteinander zu ficken.«

Yannick, der seine Tasse ansetzte, um einen Schluck Tee zu trinken, hielt in seiner Bewegung inne, schaute sie verdutzt an und stellte die Tasse bedächtig auf den Tisch zurück.

»Du willst mit mir hier ... was?«

Vanessa schluckte ihren Bissen herunter und blickte ihn gelassen an.

»Sex, Geschlechtsverkehr, eine Nummer schieben ... Ficken Yannick. Sag's mir ruhig, wenn du lieber was anderes machen willst. Kein Problem für mich.«

»Du kommst vielleicht auf Ideen.«

Vanessa stand auf, leckte sich Remoulade von den Fingern, griff nach einem Hygienetuch und wischte sich die Finger sauber.

»Was spricht dagegen? Es ist ein schöner Tag, wir sind allein unterwegs, haben Zeit und hier unsere Ruhe. Deine Schwester hat Lust dazu. Überleg es dir. Ich lege mich jetzt auf Deck in die Sonne. Könntest übrigens auch etwas Sonne vertragen. Kannst ja mitkommen.«

Sie schlüpfte aus ihren Segelschuhen und entkleidete sich.

Vanessa setzte sich ihre Sonnenbrille auf, schnappte sich zwei Nackenkissen von der Backbordkoje und warf ihm eines zu. »Und? Was ist?«

»Ja. Ich komme gleich nach, esse noch zu Ende.«

Vanessa verließ die Kajüte.

Oh Mann, was ist denn jetzt los, sinnierte er. Das kommt echt unerwartet. Sollte mich bei ihr ja eigentlich nicht wundern. Entweder ist das von ihr nur vorgeschoben ... so als Test ... oder ... Irgendwie kommt mir das bekannt vor. Sie hat sich nicht verändert. Und ... mein Gott ... sie sieht immer noch so verdammt knackig aus. Nahtlos braun. Hat die Terrasse bei sich zu Hause ausgiebig genutzt. Auf dem Boot? Das war im Jachthafen, wenn ich mich recht erinnere ... das erste Mal zwischen uns passierte allerdings woanders ... meine Güte, schon so lange her. Was das Ankern hier angeht, hat sie allerdings recht. 'Kameradschaftlich', betonte sie. Ich kann mir ungefähr vorstellen, was du damit bezweckst, Schwesterchen. Ging damals irgendwie los mit uns. Na ja, wohl nicht irgendwie. Das war Scheiße von mir. Und noch viel länger her. Ja, ist schon komisch. Hab auch darüber nachgedacht, Vanessa. All die Jahre. Über so vieles in letzter Zeit. Ich will es ja auch, war immer total schön zwischen uns. Aber hier? Und so schnell? Wir sollten vorher darüber reden. Was uns wirklich wichtig ist.

Er aß zu Ende, zog sich aus, nahm das Kissen, seine Sonnenbrille und ging zu ihr an Deck. Sie lag ausgesteckt auf dem Vorschiff. Er begab sich neben sie und legte sich das Kissen in den Nacken.

Yannick schloss seine Augen, vernahm das ferne Geschrei der Möwen, und überließ seine Gedanken dem Wiegen des Bootes. Ein blasses Gefühl, welches allmählich in ihm aufschwebte, ließ vergangene Ereignisse wieder aufleben und für einen Augenblick dachte er über die Option nach, sanft ihre Hand zu ergreifen, sich zu ihr zu drehen, Vanessas Gesicht zu betrachten, darin wie in einem Buch zu lesen, um sich schlüssige Antworten auf seine nagenden Fragen zu geben. Besonders jetzt, da es ihm schien, Vanessa durchkreuzte mit ihrem Gebaren vorsätzlich seine Taktik, die er sich für diesen Urlaub zurechtgelegt hatte. Er entschied, die weitere Entwicklung vorerst Vanessa zu überlassen und sich in Geduld zu üben.

»Die Sonne tut gut, aber etwas ungemütlich, wenn man lange hier liegt. Recht hart, wenn es dann so rollt«, merkte er nach einer Weile an, als das Boot über eine lange Woge taumelte.

Vanessa drehte sich zu Yannick, schmiegte ihren Körper an ihn und legte einen Arm an seine Brust.

»Nicht wirklich«, murmelte sie entspannt. »Ich setzte mich dazu auf deinen Schoß.«

»Schön für dich. Im Übrigen kann man uns hier beobachten. Jedenfalls mit einem Fernglas.«

»Seit wann zierst du dich deswegen?«, erwiderte sie schläfrig.

Vanessa kuschelte sich wohlig an ihn und streichelte mit der Hand über seine Brust. Er genoss es, ihren warmen Körper an sich zu spüren, die verspielten Berührungen ihrer Fingern.

»Das ist es nicht.«

»Ist doch nichts dabei? Wir sind erwachsene Menschen, müssen uns nicht verstecken, Yannick?«

»Trotzdem, Vanessa.«

»Es ist so schön mit dir hier zu sein«, schnurrte sie. »Noch ein bisschen an der frischen Luft dösen ... von mir aus verziehen wir uns dazu diskret nach unten in unsere abgeschiedene Hütte, wenn's dir so peinlich ist, mich zu lieben«, setzte sie nörgelig hinzu.

Dieser Turn mit uns wird nie ein Ende nehmen, sinnierte er. Ja, ich liebe dich Vanessa. Was ist daran beschämend. Obwohl es uns zuweilen nur um den Sex ging, merkte er selbstkritisch an. Auf eine Art war es für uns eine Entdeckungsreise ... trotz unserer Erfahrungen, die wir längst gemacht hatten.

Er erinnerte sich an einen der vielen denkwürdigen Tage, die sie in den Sommerferien verbrachten.

Beide hatten wir unseren Schulabschluss in der Tasche. Es sollten für Vanessa und mich die letzten großen Ferien sein. Im Anschluss daran stand eine Berufsausbildung an, ein neuer Lebensabschnitt.

Wenn es nicht zum Strand gehen sollte, hielten wir uns zusammen mit Freunden im nahen Freibad auf, spielten Volleyball, lungerten auf unseren Decken herum oder hüpften waghalsig von hohen und höchsten Sprungbrettern ins kühle Wasser des tiefen Springerbeckens.

Unsere Freundinnen schauten am Beckenrand sitzend zu, feuerten uns Jungen an, wenn wir uns auf den höchsten Absprungpunkt des Turmes wagten, auf den sich die Mädchen nie trauten. Sie sahen hinauf, johlten uns zu, sobald wir uns dort oben auf den Sprung konzentrierten. Wir ließen es dramatischer aussehen, als es war, und schauten zögerlich auf das tintenblaue Wasser hinab, sobald wir an der Kante standen. Die Mädels schrien und jubelten, wenn das Wasser beträchtlich aufspritzte, und gaben uns im Anschluss Noten.

~ Yannick ~

'Geiler Sprung', rief sie mir damals zu, nachdem ich tauchend den Rand des Springerbeckens erreicht, mich rücklings mit den Unterarmen lässig auf den Rand gestützt hatte und zu den Mädels hinüber schaute, die mir ihre Notenvergabe mit ausgestreckten Fingern anzeigten. Vanessa ließ sich ins Wasser gleiten, schwamm zu mir und hielt sich neben mir am Beckenrand fest.

Ich sei der Beste, meinte sie. Und im selben Atemzug fragte sie mich, ob ich nicht Lust hätte, mir vor ihr einen runterzuholen. Um mir zu zeigen, wie Ernst es ihr in jenem Augenblick damit war, legte sie unauffällig eine Hand an meinen Schritt.

Sie ging manchmal sehr direkt mit mir um und konnte ziemlich rebellisch sein, sobald sie sich etwas Abenteuerliches in den Kopf gesetzt hatte. Besonders aufregend wurde es, wenn wir uns - wie an jenem Tag - dem Risiko aussetzten, belauscht oder beobachtet zu werden.

Dass es über die Jahre hinweg so weit mit uns gekommen war ... es war nicht vorherzusehen, aber auch kein Sprung ins kalte Wasser. Wir spielten ein Spiel, dass keines war, sinnierte Yannick. Unterschwellig war uns damals schon klar, worauf wir uns als Geschwister einließen.

»Hey, was machst du da, wenn das einer mitbekommt«, raunte ich ungehalten. »Keine Bange. Sieht doch keiner so schnell im Wasser. Wer achtet schon darauf, wo ich bei dir meine Hand habe?«, tuschelte sie verschworen.

Ich schaute sie entgeistert an. Vanessa grinste unverschämt. »Ja oder nein?«

»Wie bist du denn heute drauf? Hier? Das geht nicht. Schau dich mal um, bist du verrückt?«, erwiderte ich halblaut.

»Nein, selbstverständlich nicht hier im Becken, du Heini. Wir gehen dazu in die Umkleide, hab ich mir gedacht«, säuselte sie und fühlte dabei aufreizend an meiner Scham. »Ist doch nicht das erste Mal.«

»Nicht im Freibad, hier ist zu viel los, Vanessa. Später, auf dem Weg nach Hause ... irgendwo«, versuchte ich ihr diese schräge Idee auszureden. »Ines ist übrigens mit mir hier, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest«, hielt ich ihr pikiert vor.

»Ach ja? Ist mir schon klar, worum es dir dabei geht. Na und? Ich bin auch nicht alleine hier. Ich sehe außerdem keine andere Möglichkeit, uns heute noch miteinander beschäftigen zu können. Das mit später, kannst du vergessen. Ich habe Lust darauf. Mit dir. Jetzt.« Sie schaute sich nach den anderen Mädchen um, die Ollis gelungene Arschbombe bejubelten.

»Die merken schon nichts, wenn wir beide kurz von der Bildfläche verschwinden. Wir tun so, als gingen wir zu unserer Liegefläche zurück oder zum Kiosk. Das Wasser hier im Becken ist mir eh viel zu kalt. Aber daran liegt es nicht allein, verstehst du?« Vanessa hob sich etwas aus dem Wasser.

Ich kam nicht umhin, einen Blick auf ihre Nippel zu werfen, die sich unter dem nassen, lichten Stoff deutlich abzeichneten.

»Mann, du kommst vielleicht auf Gedanken.«

»Komm schon, zierst dich doch sonst nicht so. Ist wie immer eine Sache nur zwischen uns und auch ganz was anderes. Sei jetzt kein Spielverderber«, turtelte sie mild und fühlte mit einer flüchtigen Handbewegung über die Konturen meines Schambereiches. »Dein kleiner Freund scheint jedenfalls nicht abgeneigt zu sein. Wird dir gerade heiß?«

»Hör auf damit, Vanessa, ich bin generell nicht abgeneigt, aber ausgerechnet im Freibad ... du bist bescheuert. Muss das jetzt sofort sein?«

»Hätte es jetzt gern auf meine Titten von dir«, flüsterte sie aufreizend. Sie kam dicht an mich heran. »Mir ist kalt. Fühlt sich sicher geil an das heiße Zeug. Ich will's mir auch vor dir machen, Yannick. Ich bin einfach geil ... auf dich, auf uns beide, verstehst du? Es funktioniert auf die Art nur zwischen uns. Ist dir und mir längst klar. Hat nichts mit irgendeiner Ines oder einem meiner neuen Verehrer zu tun ... geht dann einfach nur um uns Yannick und es ist immer antörnend und irgendwie interessant, denkst du nicht?«

Ich schaute sie unsicher an. Sie legte eine einnehmende Miene auf und fühlte wieder mit der Hand. »Dir bleibt nicht mehr viel Zeit, Yannick.«

»O. k. Lass uns für ein paar Minuten von hier abhauen. Wir gehen aber nicht das geringste Risiko ein. Klar?«

Vanessa lächelte und hob sich am Beckenrand aus dem Wasser.

Wir schlüpften in unser Badelatschen und machten uns zielstrebig auf den Weg zur Außenumkleide des Freibades.

Mir klar darüber zu sein, was Vanessa sich in solchen Momenten ausmalte, musste ich mich sputen. Es war mir äußerst peinlich, dass man mir meine Gedanken kinderleicht ansehen konnte. Es war ein recht weiter Weg, den wir bis zu den Außenkabinen zurücklegen mussten. Ich schaute sie immer wieder skeptisch an, gab ihr halblaut zu bedenken, dass es darin wohl etwas eng zuginge, während sie mir als Antwort nur ein neckisches Lächeln zuwarf.

Man hielt Vanessa auf den ersten Eindruck für ein eher zurückhaltendes, besonnenes Mädchen, obwohl sie unbeirrt ihre Interessen verfolgte, sich klug, aber auch recht eigensinnig durchzusetzen vermochte, sobald sie sich etwas in den Kopf setzte, resümierte Yannick in Gedanken.

Sie konnte allerdings sehr spontan und unberechenbar sein, hatte schon immer eine rege Fantasie. Ich kannte das ja nicht anders von ihr. Dass sie auch in Sachen Sex nicht unerfahren war, darüber war ich mir zu dem Zeitpunkt längst im Klaren. Aber erst seit Kurzem sprachen wir offen miteinander über Sex und unsere Erwartungen an eine Beziehung, die wir im Allgemeinen damit verbanden. Was mich bei ihr faszinierte, war die Art und Weise, wie sie sich dabei gab und agierte, sobald wir beide intim zusammen waren. Es konnte mit einem flirtenden Blick beginnen, sich über Tage hinauszögen, oder sich nach einer direkten Ansage von ihr abspielten. Ich war alles andere als unerfahren. Aber mit Vanessa erlebte ich Sex auf besondere Weise. Er war anders, irgendwie intensiver.