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Triathlon Plus

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Weiter kam ich nicht. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals und küsste mich. Kein Schmatzer diesmal, nichts Eiliges. Ihre Lippen pressten einfach sanft und weich auf meinen, kein Zungenkuss. Und doch so wunder wunderschön. Oh mein Gott. Lass diesen Moment niemals enden. Sie löste sich nur langsam.

"Noch Klagen?"

"Nein. Schlag mich gern nochmal."

"Das könnte dir so passen. Sag mal, kriegst du auch langsam Hunger? Hast du was mitgenommen?"

"Ehm... nein. Das hat einen besonderen Grund. Ich war hier eigentlich nur in meiner Kindheit und frühen Jugend. Dann meist auf der anderen Seite des Sees. Woran ich vor allem erinnere, ist, dass mir hier die Pommes irgendwie immer besser als irgendwo anders geschmeckt haben. Weiß nicht warum."

"Weil sie dazu gehörten und trotzdem etwas Seltenes und Besonderes waren. Das ganze Ritual, die Vorfreude, das lange Warten in der Schlange, der Duft von der Pommes-Bude... der Geruch vom Sonnenöl der anderen beim Warten..."

"Ich sehe, wir verstehen uns nicht nur beim Radfahren. Magst du? Haben die jetzt überhaupt schon auf?"

"Wir waren ziemlich lange im Wasser. Klar hat die schon auf. Es ist bald zwölf. Komm, kleiner Mann. Die liebe Tante spendiert dir Pommes... mit Mayo oder Ketchup?"

"Selbstverständlich beidem. Liebe Tante? Wenn du mir so kommst, musst du mich ans Händchen nehmen, wenn wir da hingehen."

"War klar, dass du das sagst. Na dann komm."

Sie fischte ihre Börse aus der Sporttasche und nahm mich tatsächlich an die Hand.

"Kleiner Strahlemann. Dir geht es richtig gut, hm?"

"Bei so einer lieben Tante. Die einem Pommes kauft. Händchen hält. Und noch dazu so gut küsst. Das war mir allerdings als Kind immer ziemlich unangenehm."

"Das wirkte eben nicht so."

"Nein, das schmeckte nach mehr."

"Nicht gierig werden, kleiner Mann. Alles zu seiner Zeit. Jetzt gibt's Pommes."

"Ja, gleichgroße Strahlefrau. Dir scheint es auch nicht unbedingt schlecht zu gehen."

"Ich kann mich nicht beschweren. Siehst du, sogar eine Schlange. Alles, was dazugehört."

"Ja, diesmal wirklich. Nur wusste ich das damals noch nicht."

Wir waren am Ende der Schlange angekommen. Zwei junge Mädchen drehten sich kurz zu uns um, und fingen an zu kichern. Ja, lacht ihr nur über meine angesetzten Arme und Beine. Ihr habt nicht die mindeste Ahnung, wie sehr sich das gelohnt hat. Oder lachten sie etwa über unser Händchenhalten?

Kein Grund damit aufzuhören. Das schien Sandra ähnlich zu sehen. Die Schlange rückte schnell auf. Selbst einfach nur still nebeneinander zu stehen, fühlte sich großartig an.

War das alles irre. Ich fühlte mich wie ein frisch verliebter Teenager. Der gerade Kindheitserinnerungen neu erlebte. Mit der erwachsensten Frau, die mir je begegnet war.

Erst als sie zahlte, und wir dann unsere Hände auch fürs Tragen brauchte, ließen wir einander los. Aßen gemeinsam auf ihrer Decke, lachten viel, gingen bald darauf noch einmal ins Wasser.

Ich musste dort meinen "toten Mann" vorführen, und wurde von einer darüber gleitenden Frau mit einem kurzen Kuss wieder zum Leben erweckt, bevor ich unterging.

Diesmal hatte sie sich nicht umgezogen, sondern den Bikini angelassen. Wir legten uns nebeneinander auf den Rücken und ließen uns von der Sonne trocknen. Schon nach kurzer Zeit griff sie meine Hand. Hielt sie einfach nur in inniger Verbindung fest.

Auch zum späteren Kaffeetrinken im kleinen Café dort gingen wir Hand in Hand. Und gönnten uns danach ein Eis, genossen für einen kurzen Moment den Schatten, den die dort aufgestellten Schirme spendeten.

"Ich muss bald los", kam von ihr der Satz, den ich eigentlich nicht hören wollte.

"Du musst?"

"Ja, ich muss. Mein Töchterchen wird bald nachhause kommen, und wie immer schlechte Laune und Hunger haben."

"Wie kann man in deiner Gegenwart schlechte Laune haben? Unvorstellbar."

"Es hat tatsächlich nichts mit mir zu tun. Ich sag ja, sie wird langsam erwachsen. Probleme mit ihrem Freund, über die sie nicht mit mir sprechen will. Nur stundenlang mit ihren Freundinnen am Handy."

"Ist sie auch sportlich aktiv irgendwie?"

"Nein. Als Kind hat sie geturnt für ein paar Jahre, aber dann hatte sie keine Lust mehr. Nicht mal an den Radtouren, die wir ganz früher gemacht hatten, hatte sie wirklich Spaß. Ganz der Vater, der war am glücklichsten vor dem Fernseher. Oder vor dem Grill, wenn's unbedingt draußen sein musste. Selbst hierher waren sie nur unter Androhung von Liebesentzug zu kriegen."

"Auch das kann ich nicht nachvollziehen. Und kann mit Fug und Recht behaupten, meinen absolut schönsten Tag hier gerade mit dir erlebt zu haben."

Wie sie mich ansah. Ging mir durch und durch.

"So geht mir das auch. Es muss ja nicht unser letzter sein."

"Ich freue mich auf jeden Fall auf die Fahrt nach Kiel mit dir. Obwohl..."

"Obwohl?"

"Ich kann mir gerade nicht vorstellen, die Zeit bis dahin völlig ohne dich auszuhalten."

"Ist dir das nicht auch ein bisschen unheimlich? Ich meine..."

"Wie schnell wir gemeinsam Fahrt aufnehmen? Ja, klar, irgendwie schon. Andererseits genieße ich das viel zu sehr, um mich davon irritieren zu lassen."

"Das tue ich auch. Obwohl ich mich selbst gar nicht wiedererkenne. Wenn du glaubst, heute die "normale" Sandra erlebt zu haben, täuscht du dich. Du löst irgendwas in mir aus, setzt irgendwas in mir frei... wie soll ich das sagen, ja, was ich auch bin. Oder immer gern gewesen wäre. Aber irgendwie nie sein konnte. Das geht mir dir alles so leicht... und das ist mir ein bisschen unheimlich."

"Das geht mir exakt genauso. Auch das ist unheimlich. Dass wir selbst im Empfinden auf einer Wellenlänge liegen. Das habe ich noch nie mit einem Menschen erlebt. Und, das zur Warnung: es macht mich schon jetzt süchtig. Nach deiner Nähe, deinem Lachen, deinem wunderbaren Humor."

"Das trifft sich gut. Trotzdem... wir sollten langsam zurück, und zusammenpacken. Du kennst das sicher noch, es sollten wenigstens zwei Stunden nach einer größeren Mahlzeit vergangen sein, bevor man läuft."

"Du wolltest wirklich nur joggen?"

"Na ja, schon etwas engagierter, aber nicht über Puls 120. Wieso, willst du mit?"

"Wollen schon, aber ich würde dich sicher einbremsen."

"Ach Quatsch. Ich laufe vor dir her, wenn dir die Luft ausgeht, und meine Hinteransicht wird schon die nötigen Kräfte mobilisieren."

"Da könntest du Recht haben. Wo willst du laufen?"

"Hier in der Gegend sind doch schöne Strecken, wenn das nicht zu weit für dich ist. Ich wohne hier in der Nähe. Wir könnten uns auf der anderen Seite am Parkplatz treffen, so um halb acht?"

"Das machen wir."

Wahnsinn. Die Perspektive, sie später noch wieder zu sehen, ließ den Abschied erträglich werden. Ein letzter kurzer Kuss, nach dem Verlassen des Schwimmbads. Wieder so ein irres Ding ohne Zunge, wie ich das gar nicht kannte, aber diesmal lagen wir uns richtig in den Armen. Alles nur kurz, wohl dosiert.

Ich flog trotzdem nachhause. Konnte es irgendwie gar nicht begreifen, was da passiert war. Ich hatte sie erst das dritte Mal gesehen. Ich hatte es vorhin beinahe ausgesprochen, irgendwie war ich schon leicht verliebt.

Selbst das war nicht so, wie das kannte. Keine Schmetterlinge im Bauch, keine Angst, nur ein unglaubliches Vertrauen in sie, und allem, was die Zukunft für uns bereithielt.

~~~

Ich war vorbereitet. Nicht nur auf sie. In meinem Schuhschrank lagen die fast unbenutzten teuren Laufschuhe, die ich bei irgendeinem Sale mal mitgenommen hatte, auf die Hälfte reduziert. Weil ich es eben immer vorgehabt hatte, doch noch mal aktiv zu werden.

Nur hatte ich da schon Trainingserfolge beim Radfahren gehabt, lief da schon alles glatt, und der erste viel zu schnell begonnene Lauf zeigte mir an, dass ich eben wieder fast bei Null anfangen müsste.

Verschob das auf dem Winter, wo die Straßen zu glatt waren. Vergaß es dann aber, als ich mir stattdessen eine Trainingsrolle kaufte, und drinnen radeln konnte.

Es war noch immer ziemlich warm, als wir uns auf dem Parkplatz trafen. Sie trug eine von diesen modernen, engen Laufhosen, die Radfahrhosen nicht unähnlich sahen, und tatsächlich ein Lauftrikot in leuchtendem Orange. Okay, gewohnte Reize, das konnte mir nur helfen. Ich konnte jede kleine Hilfe gebrauchen.

Beim letzten Versuch hatte sich mein Körper einfach an meine früheren Möglichkeiten erinnert, ich war dementsprechend losgeschossen und nach kurzer Zeit eingebrochen. Sandra bestimmte das Tempo, und das tat sie gut. Wir fingen wirklich im Jogging-Tempo an, unterhielten uns dabei, ohne dass ich außer Atem geriet.

Mir war völlig klar, dass sie sich mir zuliebe total zurücknahm. Sie warf zwischendurch kurz einen Blick auf ihre Puls-Uhr und schmunzelte. Dann zog sie langsam das Tempo an, so graduell, dass ich es erst gar nicht merkte. Irgendwann war es dann plötzlich kein Joggen mehr, sondern hatte richtig was mit Laufen zu tun.

Da hatten wir den Punkt erreicht, von wo aus sie in einem großen Bogen zurücklaufen wollte. Eine wunderschöne Gegend, selbst an so einem herrlichen Abend nur wenige Spaziergänger unterwegs, aber andere Leute, die entweder mit Trekking-Rädern, oder Mountainbikes dort langbürsteten, oder wie wir liefen.

Und eben solche ließen wir immer öfter hinter uns, wir fegten zwar nicht an ihnen vorbei, aber waren schneller unterwegs. Verblüfft bemerkte ich, dass die keineswegs am Joggen waren.

Das nebenbei Reden hatte ich zwar einstellen müssen, und ihre angekündigte Hilfe musste ich immer öfter in Anspruch nehmen, nämlich sie vor mir herlaufen zu lassen, aber ich blieb dran.

Gegen Ende der Runde war ich ziemlich am Ende meiner Kräfte, aber ich hielt eisern durch, auch wenn ich langsam Sternchen sah.

"Siehst du, das ging doch prima", wurde ich auf dem Parkplatz gelobt. "Joggen klappt schon mal. So weit unter Puls 120 war ich auf dem letzten Stück gar nicht mehr."

Nur konnte ich erst einmal nicht antworten, weil ich völlig außer Atem war.

"Alles okay?", kam nach kurzer Zeit ihre besorgte Frage.

"Geht... schon... gleich", kriegte ich mühsam über meine Lippen.

"Komm, wir setzten uns eine Weile ins Gras", schlug sie vor. "Oje, habe ich dich kaputtgemacht? Das wollte ich nicht."

"Brauch nur'n Moment."

Ja, Sitzen war gut. Mein Atem beruhigte sich langsam wieder. Auch mein Puls kam langsam runter. Zudem hatte sie ihren Arm um mich geschlungen. Und wartete geduldig, dass ich mich erholte.

"Puh. Das war... nicht ganz so schlimm, wie es mir vorgestellt habe. Dein Verdienst. Nur gegen Ende wurde es bisschen hart", erklärte ich, als sich soweit alles normalisiert hatte.

"Du warst ganz tapfer", meinte sie, und strich zärtlich durch mein verschwitztes Haar. Ihr Blick brachte meinen Puls dann gleich wieder ein bisschen rauf. Der folgende Kuss dann richtig.

Wie gerade unser Lauf begann er ruhig, verspielt, sanft. Lernten unsere Zungen sich richtig kennen. Wurde langsam etwas intensiver, unmerklich fast, dann kurz davor, leidenschaftlich zu werden.

Verweilten wir an dieser Grenze, beide jeweils eine Hand bewegungslos auf den Rücken des anderen gelegt. Ich könnte nicht einmal sagen wie lange. Lehnten unsere Köpfe aneinander, als sich unsere Lippen schließlich trennten. Erlebten den Moment in wunderbarer Stille.

Relativer Stille. Der See war noch immer gut besucht, auch wenn jetzt nur noch wenige ins Wasser gingen. Die hier noch rumhingen, hatten andere Dinge im Kopf, kleine Grillpartys, große Gelage, und zwischendrin immer wieder Pärchen, die wie wir vollauf mit dem Ambiente und sich selbst zufrieden waren.

Einige bolzende, und offenbar reichlich angesäuselte junge Männer verlagerten ihr vermeintliches Spielfeld etwas nervig immer mehr in unsere Richtung. Das schien auch Sandra langsam zu stören.

"Wollen wir langsam? Vielleicht nochmal um den See?"

"Im Ernst? Ob ich jetzt nochmal laufen kann..."

"Hihi, nee, nur spazieren gehen. Vielleicht gar nicht mal um den See, sondern drüben in den Park, hier wird's mir gerade etwas zu laut."

"Das klingt machbar", meinte ich zuversichtlich und wollte aufstehen. Tod und Teufel. Erst einmal blieb es bei dem Willen. Da erreichte mich schon ihre helfende Hand und ein amüsiertes Grinsen.

"Wenn du zu kaputt bist, brauchen wir natürlich nicht", gab sie zu bedenken.

"Das geht schon. Wahrscheinlich kommen die weichen Knie zu fünfzig Prozent von dem Kuss eben."

"Ja, der war schön. Wie der ganze Tag heute, ein Traum. Ein wunderschöner Traum."

"Dann warte erst einmal die Nacht ab."

"Die für dich wahrscheinlich früh kommen wird, mein tapferer kleiner Held. Aber mit Sicherheit ohne mich. Außer in deinen Träumen vielleicht."

"Da ganz bestimmt."

"Ich hoffe, das ist okay, wenn wir es ruhig angehen lassen?"

"Na ja, bis morgen kann ich mich notfalls noch gedulden. Dann bist du fällig."

"Auch das klingt mir mehr nach einem Trauminhalt."

"Okay, einigen wir uns auf übermorgen."

"Einigen wir uns darauf, wenn wir es beide wollen?"

"Doch jetzt schon?"

"Du hast mir nicht richtig zugehört, es kein Sprint, es ist ein Etappenrennen."

"Ja, das hast du gesagt. Aber hattest du dabei geglaubt, dass wir die erste Etappe heute schon hinter uns bringen?"

"Nein, auf keinen Fall. Du hast Recht. Übermorgen klingt durchaus realistisch."

"Oho. Das klingt vielversprechend."

"Jetzt mal ernst: Ist es okay, wenn wir uns Zeit lassen?"

"Natürlich. Ich habe mein ganzes Leben auf dich gewartet, ohne zu wissen, dass es dich überhaupt gibt. So fühlt es sich jedenfalls an. Was, wann, wie passiert, ist völlig bedeutungslos. Nur los wirst du mich jetzt nicht mehr."

"Ja, genauso fühlt es sich an", sagte sie ganz leise und schlang ihren Arm um meine Hüfte. "Und außerdem..."

"Und außerdem?"

"Du bist gestern deinen weißen Wal hochgefahren, bist heute Morgen geschwommen, heute Abend gelaufen, das ist schon eine beeindruckende Leistung. Jetzt brauchst du dir das Ganze nur auf wenige Stunden komprimiert vorstellen..."

"Dann habe ich einen Triathlon, klar."

"Nein, dann hast du in etwa, was dir in einer Nacht mit mir bevorsteht."

~~~

Wir verabredeten uns für den folgenden Tag zum Essengehen. Eigentlich war der Sonntag in meinem Trainingsplan der Ruhetag gewesen, aber die am Montag vorgesehenen zwei Stunden moderates Rollen fand ich ausreichend durch den Lauf am Vortag kompensiert.

Ich hatte zudem einen ganz schön heftigen Muskelkater, man sollte gar nicht glauben, wie unterschiedlich die Beinmuskulatur von Laufen und Radfahren beansprucht wird.

Sollte ich mir vielleicht einen Trainingsplan für andere Dinge machen, damit ich die von ihr angesprochene Belastung aushielt? Sie hatte mich tatsächlich sprachlos gemacht. Und ich hatte in der Folge nicht herausfinden können, ob sie da einen Scherz gemacht hatte, oder nicht.

Sie hatte ihren Ruhetag, also war es der erste Tag, beziehungsweise das erste Treffen, das keinen sportlichen Hintergrund hatte. Es fiel mir schwer, mich bei der Arbeit auf den Text zu konzentrieren, den ich vom Deutschen ins Französische übersetzte. Den ganzen Tag hatte ich das Gefühl, mich selbst kneifen zu müssen, um sicherzustellen, dass ich nicht doch alles nur geträumt hatte.

Ihre WhatsApp-Nachricht vom Mittag, wo sie mit Küsschen und Herzchen nur kurz schrieb, dass sie sich auf den Abend freute, war allerdings schon eine gewisse Rückversicherung. Und sie erhielt eine entsprechende Antwort. Verabredet hatten wir uns zum Essen in einer Kneipe in der Innenstadt, wo man auch essen konnte.

Was heißt auch essen, der Bekannte von mir, der dort Chefkoch war, war ein begnadeter Künstler, der neben einigen deutschen Standardgerichten auch feinste französische Küche anbot.

Er hatte zuvor in einigen hochklassigen Restaurants gearbeitet, aber zog diese weit weniger stressige Beschäftigung in seinem Heimatort exotischen Lokalitäten und industrieller Arbeitsteilung in Großküchen vor.

Das Essen war tatsächlich wieder göttlich, verblasste aber neben dem Anblick meiner neuen Freundin, die ihr recht lockiges Haar offen trug, und auch durch das leichte Sommerkleid völlig verwandelt wirkte. Nur beim Verlassen des Schwimmbads hatte ich sie kurz in Shorts und einem Spaghetti-Träger Top gesehen, sonst immer nur in Sportklamotten.

Zu meiner Freude hatte sie keinerlei Bedenken, Wein zu trinken, denn es gab einige Freizeitsportler, von Leistungssportlern inspiriert, die sich da einer in meinen Augen unangemessenen Askese unterwarfen.

"Du hast nicht übertrieben, das schmeckt ganz hervorragend. Wirklich deliziös. Und das Fleisch zergeht richtig auf der Zunge. Mmh."

Das konnte sie später auch dem Koch selbst mitteilen, der sich kurz an unserem Tisch begab, um mich zu begrüßen. Und sich natürlich seine Komplimente abzuholen.

"Was lächelst du so still in dich hinein?"

"Ich erinnerte mich daran, wie deliziös ich gestern deine Zunge empfand. Außerdem bin ich noch immer fassungslos, hier mit dir zu sitzen. Und in deinen Augen genau das zu lesen, was ich selbst empfinde. Ganz frei von der Angst, das entweder alles nur geträumt zu haben, oder dass du es unter einer momentanen Verwirrung abtust und unser Date absagst, war ich nicht."

"Keine Bange, meine deliziöse Zunge bleibt dir erhalten. Und sehnt sich nach deiner, nebenbei. Wir sollten im Anschluss spazieren gehen. Und knutschen. Wenn du Lust hast, heißt das."

"Lust... oh ja. Davon habe ich mehr als genug. Du siehst nebenbei umwerfend aus. So umwerfend, dass ich dringend empfehle, unseren Spaziergang nicht in zu einsame Gegenden zu verlagern. Wenn du weiterhin an deinem Etappen-Plan festhalten möchtest, meine ich."

"Vor allem möchte ich dich festhalten. Und nicht mehr loslassen."

"Vielleicht sollten wir das Thema wechseln, sonst wird es mir schwerfallen, das Essen nicht runter zu schlingen, damit wir dazu möglichst bald Gelegenheit haben. Was wirst du morgen trainieren?"

"Morgens eine kurze Runde laufen, und abends aufs Rad. Intervalltraining, nicht zu intensiv, aber schon mit Belastungsspitzen. So gerne ich auch mit dir gemeinsam fahren würde, das geht glaube ich leider nicht so gut zu zweit. Sonst würde ich anbieten, das zusammen zu machen. Donnerstag würde das gehen, da fahre ich nur wieder eine ruhige Runde, dann auch nicht auf dem Zeitfahrrad."

"Stimmt, das würde mit meinem für morgen vorgesehenem Bergtraining kollidieren. Vielleicht sollten wir unsere Trainingspläne in Zukunft abstimmen."

"Können wir gerne machen, ich bin da eigentlich sehr flexibel und fahre gar nicht mehr so strikt nach Plan, nur vor Wettkämpfen halte ich mich an ein bestimmtes, für mich optimales Muster. Hast du eigentlich heute Muskelkater?"

"Ja, mehr vom Laufen, so intensiv war die Schwimmstunde trotz der ungewohnten Armzüge ja nicht. Aber es war schon ein tolles Gefühl... es kann sehr gut sein, dass deine Lockungen erfolgreich sind. Alle, meine ich. Dann muss ich meinen Trainingsplan ja wohl ohnehin um zwei Disziplinen erweitern."

"Drei", kam die Ansage, die mir eine Hitzewelle bescherte. "Obwohl die dritte auf Plänen nichts zu suchen hat."

"Huh... ja, mach mich nur heiß. Dann nützt dir nachher wahrscheinlich nicht mal die Öffentlichkeit was."

"Vorsicht. Als Polizistin beherrsche ich selbstverständlich einige Kampfsportarten. Es würde mir ausgesprochen leidtun, dir körperliche Verweise erteilen zu müssen. Was anderes: Wie viele Rennen hast du in diesem Jahr noch auf dem Programm?"

"Nur noch das in drei Wochen, ein Bergzeitfahren in Nordhessen. Mein allererstes übrigens. Wahrscheinlich werde ich ganz schön alt aussehen, aber das macht nichts. Ich freue mich total drauf. Und du?"

"Für mich ist Kiel der Abschluss. Mein Saisonhöhepunkt war auf den Juni abgestimmt, da waren zwei für mich wichtigere Rennen. Obwohl... eigentlich wurde der ganz ungeplant das Rennen in Braunschweig. Aus bekannten Gründen. Na, zu deinem Bergzeitfahren möchte ich dann auch mit. Nicht starten, aber mich für deine Unterstützung revanchieren."