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Triathlon Plus

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Eine geteilte Liebe führt zur gemeinsamen.
18.8k Wörter
14.7k
4
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Nun war es passiert. Sechzig Kilometer an der Spitzengruppe drangeblieben. Die fetten Steigungen überstanden. Die Abfahrten, wo ich mir mehr Sorgen gemacht hatte, weil ich mit meinem geringen Körpergewicht dort immer Probleme bekam, wenn ich nicht das Ganze mit waghalsigen Kurvenfahrten und eigentlichen viel zu hohem Risiko ausglich.

Es war alles gut gegangen. Ich hatte mich in dem Pulk der dreißig Fahrer festgebissen. Wir jagten zwei Ausreißer. Obwohl das bei Jedermann-Rennen nicht üblich war, stammten die und einige in unserer Gruppe aus einem Team. Das hatte an engen Passagen dichtgemacht, damit die zwei weg und Vorsprung rausfahren konnten.

Als wir wieder auf breitere Straßen kamen, ging die Hatz los. Bei der ich ob der ständigen Wellen beim Fahren am Anschlag immer weiter vom Mittelfeld ans Ende der Gruppe durchgereicht wurde. Den Anschluss und damit den Windschatten verlor. Und nun war es passiert.

Vielleicht war das auch ein bisschen zu ambitioniert gewesen. Von wegen, Hobby-Fahrer. Da waren ganz viele frühere Vereinsfahrer mit dabei, sogar richtige lokale Größen. Die sich verständlicherweise nicht völlig zurückziehen mochten, immer noch dieselbe Radsportbegeisterung hatten. Wie ich auch.

Nur kam ich aus der Leichtathletik, und hatte mit dem Radeln eigentlich nur mit Vierzig angefangen, weil ich nach mühelosen schlanken Jahren, ohne was dafür zu tun, plötzlich eine Plautze bekam. Machte Radtouren, mit einem Trekking-Rad. Kam damit keine echten Berge hoch. Holte mir ein Rennrad. Und dann packte es mich richtig.

Das war das zweite Jahr, dass ich Rennen mitfuhr, jetzt war ich dreiundvierzig. Fünfzehntausend Trainingskilometer im Jahr. Training nach Plan. Ich war so heiß auf dieses Rennen gewesen, das nur sechzig Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt stattfand. Alles war so perfekt gelaufen. Aber die Jungs, die nun immer ferner vor mir herfuhren, hatten einfach mehr drauf. Musste man auch eingestehen können.

Es dauerte eine ganze Weile, bis mich von hinten vereinzelte kleine Grüppchen einkassierten. Noch war ich zu platt, um zu versuchen, mich bei denen dranzuhängen. Von der Platzierung lag ich für meine Verhältnisse immer noch gut. Ein Einzelfahrer zog an mir vorbei. Alter Schwede. Das war hart. Der versuchte, an die kleine Gruppe davor ranzukommen. Viel Glück. Das kostete richtig Körner, in dieser späten Phase des Rennens.

Langsam erholte ich mich wieder. Da schoss noch ein Einzelfahrer an mir vorbei. Von wegen, Fahrer. Es war eine Frau. Natürlich waren wir mit denen zusammen gestartet. Nein, wurmte mich jetzt nicht. Das Trikot kannte ich, die fuhr für den örtlichen Verein dort. Voll im Saft. Führte die Damenkonkurrenz an. Vierziger Schnitt oder drüber fuhren die auch. Noch ein Einzelfahrer. Auch den ließ ich ziehen.

Aber mich schon mal animieren, wieder mit mehr Druck zu fahren. Ich fuhr meine Beine wieder locker, die einfach zugemacht hatten. Und dann war wieder eine Frau an meiner Seite, brauchte schon deutlich länger, um an mir vorbeizukommen. Ihr Trikot in strahlendem Orange war wie ein Magnet. Ich hängte mich sofort dran.

Ging ihr Tempo plötzlich mühelos mit. Und dann geschah es wie von selbst. Kreiseln. Zog an ihr vorbei, stellte mich in den stärker werdenden Wind, so lange es ging. Machte Platz, damit sie übernehmen konnte. War das irre. Das hatte ich noch nie erlebt, ich trainierte immer allein, und auch in Rennen hatte ich solche Situationen noch nicht erlebt. Bleib im Feld oder stirb, war immer die Devise gewesen.

Und mit dieser Frau funktionierte das, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Und nicht nur, dass wir uns Körner sparten, wir wurden immer schneller. Da hatten wir den Einzelfahrer schon eingeholt, den ich zuvor passieren ließ. Er versuchte sich natürlich an uns dranzuhängen. Wir waren zu schnell, er musste nach wenigen Metern abreißen lassen.

Das Ziel war jetzt nicht mehr weit entfernt, nur noch wenige Kilometer. Ich stand vorn im Wind, sah das Trikot der Vereinsfahrerin schon vor mir aufleuchten. Sie kämpfte sich in Unterlenkerhaltung weiter allein aufs Ziel zu. Ich machte Platz, damit meine Gefährtin sah, was vielleicht noch drin war. Sie trat tatsächlich gleich noch heftiger rein. Ich ging mit.

Wir redeten kein Wort, aber fuhren uns gemeinsam in einen Rausch. Wir waren nur noch zwanzig Meter hinter der Führenden, als wir auf die Zielgerade einbogen. Ich war kein Sprinter, sah gegen echte solche meist ganz schön alt aus. Aber jetzt spielte ich Zugpferd, spürte, dass sie selbst die Geschwindigkeit, die ich auf dem Tacho sah, aber gar nicht glauben konnte, in meinem Windschatten mitging.

Die andere Fahrerin richtete sich nicht weit vor der Ziellinie auf, schaute kurz zur Seite, sah nur mich zu ihr aufschließen. Reagierte nicht, auch nicht, als der orangene Blitz mit einer Irrsinns-Geschwindigkeit aus meinem Windschatten auftauchte, als ich Platz machte.

Sie durch den Geschwindigkeitsüberschuss mit einer ganzen Rad-Länge auf der Ziellinie schlug. Wow. Wow. Wow. War das geil. Meine orangene Partnerin warf mir einen begeisterten Blick zu, als wir ausrollten, dann war sie von Leuten umringt, wohl ihrem Privat-Tross.

Auch ich war nicht alleine da, suchte unter den Zuschauern am Rand meine zwei Freunde, die mich hierhergefahren hatten. Stieg ab, versuchte durch tiefes Atmen langsam meinen Puls zu beruhigen, der immer noch brutal hoch war. Da waren sie, Michael und Uwe kamen auf mich zu, und klopften mir auf die Schulter. Uwe hielt mein Rad, während ich den Helm abmachte, und die Fahrbrille abnahm.

Dann fühlte ich nur, wie mich eine Hand an der Schulter herumdrehte und im nächsten Moment sprang eine Frau in meine Arme. Sprang mich richtig an, hängte sich an meinen Hals, schlang ihre Beine um mich, und drückte mir einen fetten Kuss auf die Lippen. Ich wusste überhaupt nicht, wie mir geschah, aber das orangene Trikot klärte so einiges.

"Danke, danke, danke, danke, danke", stammelte sie mir noch ins Ohr, dann ließ sie sich absinken, und wurde gleich von zwei anderen Frauen in den Arm genommen, als sie mich losgelassen hatte.

Ich hatte nicht einmal ihr Gesicht richtig gesehen, jetzt, ohne Helm und Brille, die sie ebenfalls abgelegt hatte. Sah noch ihren blonden Haarschopf in der Menge verschwinden, und drehte mich wieder meinen Freunden zu.

Denen musste ich auf dem ganzen Rückweg den Rennverlauf und das irre Finale im Detail erzählen. Ich kriegte mich immer noch nicht ein. Der ganze Frust des Rennens ausgelöscht, hatte mir die Aktion mehr gebracht, als eine Platzierung weiter vorne das getan hätte. So zufrieden mit mir und der Welt als solcher war ich Ewigkeiten nicht mehr gewesen.

~~~

Keine zwei Wochen später. Endlich Wochenende. Bis zum nächsten Rennen waren es noch drei weitere Wochen. Aber an diesem Samstagmorgen stand meine zweitliebste Unternehmung mit dem Rad auf dem Programm. Eine Tour in den Harz, der ebenfalls nur knapp über fünfzig Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt war.

Und dort der Berg, der zu meiner Trekking-Rad Zeit mein weißer Wal gewesen war. Fünfzehn Prozent Steigung an den steilsten Stellen, wohlgemerkt, nachdem man schon kilometerlang Steigungen um die zehn meistern musste. Eine lange, brutale Rampe, bei der ich zum ersten Mal auf meiner Pulsuhr sah, dass mein Puls auch auf zweihundert gehen kann. Was mit dem Trekking-Rad meist der Punkt gewesen war, wo es eben nicht mehr ging.

Mit dem Rennrad hatte ich ihn dann bezwungen. Eine Herausforderung war es immer noch. Auf die ich mich freute. Geniales Wetter empfing mich auf den ersten Kilometern. Es war noch kühl, ich war selbstverständlich früh losgefahren, damit ich am Berg ankam, bevor die Mittagshitze das Ganze noch verschärfte.

Kaum Verkehr auf der Strecke, die ich fuhr. Ordentlich Rückenwind, das war jetzt schön, aber nicht das beste Omen für die Rückfahrt, wenn er sich nicht drehte oder nachließ. So schön es ist, in einem Feld zu fahren, das irre Geräusch der sirrenden Räder, die Mühelosigkeit in der Gruppe, so schön ist auch diese einsame Fahrt, durch ein landschaftliches schönes Gebiet.

Kein Fahren auf Zeit, reiner Genuss, und die Freude auf die Herausforderung. Und die Abfahrt. Beim letzten Mal hatte ich bei Tempo 65 Schiss bekommen, bei der Güte der Straße und den engen Kurven kein Wunder. Zwei Harztouren, und man brauchte neue Bremsbelege. Oder nur eine, zum Beispiel, wenn man den Brocken runterfährt.

"Hey", tönte es plötzlich hinter mir. Überrascht sah ich jemanden zu mir aufschließen, nahm das Tempo leicht raus.

Und dann war sie neben mir. Wie ich, in einer leichten Jacke, also ohne das Signal-Orange, das mich so angezogen hatte. Aber den Helm und das Rad erkannte ich sofort. Das erfreute Lächeln sprach zudem dafür, dass sie mich lange davor erkannt hatte.

"Kennen wir uns nicht, junge Frau?", fragte ich irgendwie blöde, weil mir nichts Besseres einfiel.

"Dich vergesse ich mein Leben lang nicht", gab sie zurück. "Wie das Rennen."

"Ich auch nicht. Glückwunsch nochmal, ich hatte nicht mal Zeit, dir zu gratulieren."

"Der Dank gebührt dir. Ohne dich wäre das nichts mehr geworden. Sie war mir fünf Kilometer davor weggefahren, alleine hätte ich sie nicht mehr eingeholt."

"Ja, das haben wir sauber hinbekommen, nicht? Dabei habe ich das zumindest gar nicht mit Absicht gemacht, war einfach nur eine Folge von unserem abgefahrenen Kreiseln."

"Lief traumhaft, stimmt. Was machst du jetzt, Trainingsrunde?"

"Auf dem Weg in den Harz. Kommst du hier auch aus der Gegend?"

"Na, genau aus dem Kaff, wo du auch herkommst. Ich habe dich schon öfter mal trainieren sehen. Und bei dem Rundenrennen in Harsum."

"Ernsthaft? Na ja, da waren ja getrennte Rennen, wenn du auch am Start warst. Soll ich mich geschmeichelt fühlen, dass ich dir aufgefallen bin? Bei dem Rennen habe ich ganz schön alt ausgesehen, mit den ganzen Sprintwertungen und so. Fast noch aufs Mett gelegt, als ich eine Kurve zu ambitioniert angegangen bin."

"Dein Rad. Sorry, dich da enttäuschen zu müssen. Dein Rad ist mir aufgefallen. Titanium, nicht wahr? Sieht man nicht so oft."

"Ja, eins von hundert, Koga. Sieht im Original noch viel besser aus, aber der Vorbesitzer kam auf die irre Idee, das Ding blau zu lackieren. Obwohl das auch nicht schlecht aussieht."

"Ich finde es schön. Ich sehe dich immer nur alleine fahren, hast du keine Trainingspartner, oder eine Gruppe?"

"Nee, ich bin ein Einzelkämpfer. Und du?"

"Auch meist alleine, ich mach hauptsächlich Triathlon und bin meist mit meiner Zeitfahrmaschine unterwegs. Deshalb hast du mich wohl nicht erkannt. Ich hab dir öfter schon mal meinen Hintern gezeigt auf ein paar von deinen Trainingsstrecken."

Das stimmte allerdings. Jetzt erinnerte ich mich sogar ganz deutlich. Eine schwarz-gelbe, richtig geile Zeitfahrmaschine, die vor allem Richtung Salzgitter öfter an mir vorbeigeschossen war. Meist so schnell, dass ich nicht mal ausmachen konnte, ob da Männlein oder Weiblein drauf saß.

"So, so. Du zeigst mir also gerne deinen Hintern. Ist auch sehr ansehnlich."

"Stimmt. Soll ich vorausfahren?"

"Du bist ja lustig. Nein, bleib ruhig hier. Wenn ich dich nicht einbremse, heißt das. Triathlon. Würde ich auch gerne machen. Vom Laufen wäre es nicht so das Problem, ich bin früher Lang- und Mittelstrecke gelaufen. Beim Schwimmen hört's dann auf. Kann nicht mal richtig kraulen. Mit Brustschwimmen kann man natürlich nichts werden."

"Gibt auch Duathlon. Probiere das doch mal."

"Das ginge natürlich. Aber das wären zusätzliche Trainingseinheiten. Aus dem Laufen bin ich lange raus. Aber sicher eine Überlegung wert. Und was hast du heute vor, nur eine lockere Runde?"

"Ja, nur ein bisschen rollen. Einfach, weil ich Lust hatte, ist sonst ein Ruhetag. Ist doch herrliches Wetter."

"Na, dann können wir sicher ein Stück zusammen rollen. Ich heiße Frank, nebenbei."

"Sandra."

Das wusste ich natürlich. Selbstverständlich hatte ich mir die Ergebnisliste im Internet angeschaut. Ihren Nachnamen wusste ich auch. Aber nicht, dass sie aus meiner Heimatstadt kam.

"Das war irre, wie gut wir uns ergänzt haben. Ich habe das vorher noch nie probiert, Kreiseln meine ich. Das war wie ein Rausch", sprach ich sie nach einer kleinen, aber gar nicht unangenehmen oder verkrampften Redepause an.

"Ich auch nicht. Und so war es auch für mich. Du hast dich richtig für mich gequält auf der Zielgeraden. Alles nochmal reingehauen, nicht wahr?"

"Ja, schon. Hast du mal auf den Tacho geschaut gehabt, was wir für eine Endgeschwindigkeit hatten? Sowas sehe ich sonst nur, wenn ich extremes Gefälle runterbürste."

"Gesehen nicht, aber gefühlt. Am nächsten Morgen aber auch. So kaputt bin ich nach den meisten Triathlons nicht gewesen. Ich bin eigentlich nicht so die Bergziege. Deshalb habe ich bei dem Rennen auch mit gar nichts gerechnet."

"Die kleinen Hügel da. Na, komm doch mal mit in den Harz. Ich steuere gerade meinen weißen Wal an, fünfzehn Prozent und auch davor richtig Freude."

"Bist du pervers. Ich würde tausend Tode sterben."

"Glaube ich nicht. Mich hast du jedenfalls nachhaltig beeindruckt."

"Ist das so? Warte. Wollen wir da vorne mal kurz anhalten? Hast du dein Handy dabei?"

"Nummer tauschen? Mal zusammen eine Runde drehen?"

"Ah, tauschen. Das ja. Ich dachte schon, du meintest was anderes, als du angesetzt hast. Ja, daran hatte ich gedacht. Dass wir uns für sowas verabreden."

Hoppla, junge Frau. Nicht auf den Mund gefallen. Und offenbar hatte sie nicht nur Sport im Kopf. An der Stelle, wo wir hielten, führte ein Wirtschaftsweg in den angrenzenden Wald. Neben dem sich gestapelte Baumstämme befanden, auf die sie zielsicher zuhielt. Wir stiegen ab und lehnte unsere Räder dagegen. Überrascht, aber auch erfreut, sah ich sie ihren Helm abnehmen.

Erfreut, weil sie offenbar ein richtiges Gespräch mit mir führen wollte. Und ich endlich sehen würde, wer sich da bei mir so stürmisch bedankt hatte. Sie schob die Fahrbrille auf ihren Kopf und setzte sich auf den dicken Baumstamm, der vor den anderen einladend auf uns wartete. Sah mich mit schräggelegtem Kopf aufmunternd an und zückte ihr Handy, das sie wie ich in der Rückentasche der Jacke mit sich führte.

Ihr wohl sonst lockiges blondes Haar hatte sie mit einem Gummi zum Pferdeschwanz gezähmt. Unzählige Sommersprossen und eine kleine Stupsnase, graue Augen, an denen kleine Fältchen waren. Ich schätzte sie auf Mitte Dreißig. Komisch, auf dem Rad und während des Rennens hatte ich sie eher jünger eingeschätzt.

"Ich höre?"

Ah, meine Nummer. Ich sagte sie folgsam an. Sie tippte sie rasch ein und drehte mir dann schnell den Kopf zu.

"Kriegst du auch keinen Ärger, wenn dein Eheweib die Nummer einer fremden Frau auf deinem Handy findet?"

"Da hat es sich schon lange ausgeweibt. Ehelich und darüber hinaus."

Ihr ohnehin schon vorhandenes Dauergrinsen schien sich zu vertiefen.

"So? Schwer vorstellbar. Da hast du meine", kommentierte sie das Absenden einer SMS, dessen Ankunft mein Smartphone mit einem "Bing" bestätigte.

"Ist so, völlig ungebunden. Schon einige Jahre jetzt. Mein letzter Kuss liegt allerdings erst knapp zwei Wochen zurück. Irgendein blonder Derwisch hat mich angesprungen. Dafür konnte ich nichts."

"Ich auch nicht. Das musste raus. Was hast du für ein Pedalsystem? Look? Geil, dann musst du mich irgendwann mal dein Prunkstück reiten lassen. Von der Größe passt es sicher prima, kleiner Mann."

Fuck. Ihr war natürlich völlig klar, wie zweideutig das klang. Wurde ich rot? Aber sie hatte Recht, zumindest mit Helmen hatten wir annähernd die gleiche Größe, als wir abgestiegen waren. Na gut, wenn ihr Spielen Spaß machte, sollte sie haben.

"Da müssten wir uns erst näher kennenlernen, bevor ich dich auf mein Prunkstück lasse. Obwohl ich dir zutraue, dass du damit gut umgehen kannst."

"Worauf du dich verlassen kannst. Näher kennenlernen würde ich mir auch wünschen, nebenbei. So einfach irgendwo aufsteigen und losreiten, tue ich nämlich auch nicht. Selbst wenn das jetzt so klingt."

"Du bist mir echt eine Marke."

"Ich hatte bis vor kurzem auch eine, wenn dich das beruhigt."

"Was?"

"Ich bin Polizistin. Jetzt aber nicht mehr im aktiven Dienst. Sondern bilde die Frischlinge an der Fachhochschule aus."

"Alles klar, Frau Kommissar. Bin ich jetzt verhaftet?"

"Ich nehme dich gern in Gewahrsam. Aber ich will dich nicht lange aufhalten. Du hast ja noch eine ganz hübsche Tour vor dir, nicht wahr?"

Die mich in diesen Minuten gar nicht mehr so lockte, wie sie das noch eine halbe Stunde zuvor getan hatte.

"Ich kann dich nicht dazu überreden, mitzukommen? Ich schieb dich notfalls an den steilsten Stellen auch an. Wir kommen gemeinsam auf den Gipfel", zahlte ich ihr das Ganze mit gleicher Münze zurück.

Was sie immens zu freuen schien.

"Lass man stecken, ist was für ein andermal. Ich starte nächste Woche bei einem Triathlon, in Kiel, da fahre ich in der Vorbereitung alles ein bisschen runter. Hm. Aber wenn dich nicht nur Brust, sondern Kraulen ebenfalls interessiert, ich wollte morgen ins Schwimmbad. Das Wetter ist doch völlig genial. Ein paar richtige Bahnen werde ich schon schwimmen wollen, aber Anfängern was zu zeigen, tue ich gern."

"Das ist eine großartige Idee. Mann, im Schwimmbad bin ich schon Ewigkeiten nicht mehr gewesen. Dann können wir da auch absprechen, was wir zukünftig alles miteinander anstellen können. Uns für einen gemeinsamen Ritt verabreden und so. Nicht ganz so lockere Runden drehen."

"Na, das klingt doch richtig vielversprechend", gab sie mit blitzendem Lächeln zurück.

"Nur so interessehalber: Bist du immer gleich so... aufgeschlossen?"

"So oft treffe ich keine Männer, mit denen ich sofort harmoniere. Und die sich ungefragt quälen, damit ich als Erste ans Ziel komme. Zusätzlich so ein Prachtstück haben wie du, das mich schon ganz fickerig macht. Ist dir zehn Uhr zu früh morgen? Ich würde dann schon um neun meine Bahnen schwimmen, da ist das Becken angenehm leer."

"Wunderbar. Wo finde ich dich da?"

"Am großen Becken, vor der DLRG-Hütte für gewöhnlich."

Sie fuhr noch ein kleines Stück mit mir gemeinsam, bevor sie abbog, um ihre Runde in Richtung Heimat fortzusetzen. Was für eine ungewöhnliche Frau. Ich kriegte bis zum Berg das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Der sorgte dann schon für angestrengtere Gesichtszüge. Aber ebenfalls ein großartiges Gefühl, weil es jedes Mal leichter wurde, da raufzukommen. Die Abfahrt war dann wieder die totale Abfahrt, sozusagen.

Die Rückfahrt aufgrund des Windes wie erwartet grenzwertig. Ich war ganz schön erschossen, als ich nachhause kam. Aber das Dauergrinsen war wieder da. Es war nun nicht so, dass mich Frauen nach meiner Ehe nicht mehr interessierten.

Ich traf allerdings kaum auf welche. Meine Arbeit machte ich von zuhause, meine Freunde lebten in Hannover, dreißig Kilometer weiter, und nur einer davon hatte eine Beziehung, Michael. Mit meiner Ex-Frau, wohlgemerkt. Was kein Problem war, wir kamen weiter gut klar. Einzeln, als Paar sah ich sie nicht oft. Meine Ex-Frau jetzt auch immer seltener.

Nach der Ehe hatte ich keine Beziehungen. Eine Weile ganz viel Sex, über eine einschlägige Seite gefundene schnelle Kontakte und schnelle Nummern. War am Anfang aufregend, aber nach vielleicht einem Jahr irgendwie unbefriedigend. Bei den letzten Kontakten stimmte die Chemie auch nicht mehr so richtig. Ich sah es als Abnutzungserscheinung, und wollte mir eine Pause gönnen.

In der ich eben anfing, viel faul vor dem Fernseher zu hängen, mich mit reichlichst Süßigkeiten und fast täglichem Pizza und Calzone-Konsum in die "Form" zu bringen, die letztlich zur Aufnahme des Hobbys führte, das mich so nachhaltig und extrem begeistert hatte. Meine freie Zeit erfüllte und bestimmte.

Und mir jetzt diese hochinteressante Frau ins Leben gespült hatte? Es spielte keine Rolle, ob da nun mehr draus wurde, oder nicht. Einfach, dass sie mich interessant genug fand, um Zeit mit mir verbringen zu wollen, tat mir unheimlich gut.