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"Kiel?"

"Ja, mein Wettkampf am Sonntag, hast du das schon wieder vergessen?", wurde Charlotte milde gerügt. "Im Gegensatz zu manch anderen will Frank es sich nicht nehmen lassen, mich dort zu unterstützen, auch wenn das mit viel Langeweile für ihn verbunden sein wird."

Wenn sie vorher bereits verblüfft, aber sichtlich erfreut über die mirakulöse Wandlung ihrer Tochter gewesen war, hob deren nächste Frage ihre Welt offenbar völlig aus den Angeln.

"Ich hab Sonntag keinen Dienst. Kann ich mit?"

Sandras Unterkiefer ging runter und sie starrte ihre Tochter völlig konsterniert einfach nur an. Ich wechselte einen schnellen Blick mit Charly, dann kicherten wir beide gleichzeitig albern los.

"Ich glaube, dieser Ausdruck der Verblüffung ist als klares Ja zu werten", bot ich Charly erstmals meine Übersetzerdienste an.

"Ja, natürlich mein Schatz, ja. Das ist wunderbar. Dann könnt ihr euch gleich besser kennenlernen", kriegte sie dann aber schnell die Kurve. Und wohl zumindest einen Teil des Hintergrunds dieser Eröffnung richtig eingeordnet.

Mir war klar, dass es um mehr ging. Das hatte ich mit meiner kleinen Anekdote bewirkt, ohne dass wirklich gewollt zu haben. Was auch immer sie bedrückte, sie konnte es offenbar weder ihrer Mutter, noch ihren Freundinnen mitteilen. Ob sie wirklich schon plante, das mir gegenüber anzubringen, oder einfach nur zu schauen, ob und wie sie mit mir reden konnte, war noch nicht abzuschätzen.

Aber dass ich sie verstanden hatte, signalisierte ich mit einem kurzen Blick, wie auch meine Bereitschaft dazu mit einem angedeuteten Nicken. Wir saßen noch eine ganze Weile länger am Tisch, und ich durfte die einen oder anderen Schwank aus meiner Jugend loswerden, bevor ich mich, viel später als geplant, verabschiedete.

"Was hast du denn mit meiner Tochter gemacht?", fragte sie mich noch an der Tür.

"Gar nichts. Einfach nur gezeigt, dass sie mit mir reden kann, wenn sie das will. Ist doch prima, dass sie mit nach Kiel will."

"Das ist mehr als nur prima. Weißt du wie lange ich mir das schon gewünscht habe? Dass sie überhaupt mal Interesse an mir und meinem Leben zeigt? Auch wenn das jetzt wohl mehr mit dir zu tun hat, ist mir völlig wurscht", gab sie bekannt und mir einen langen Kuss. "Und noch was: Weißt du, wann ich sie das letzte Mal so laut und fröhlich lachen gesehen hab?"

"Ich kann es mir denken. Wir telefonieren heute Abend nochmal, okay?"

Ich brauchte die Zeit, um über die so ungewöhnlich, wenn auch sehr erfreulich verlaufene Begegnung mit Charly nachzudenken. Beim Warmrollen hatte ich mehr als genug Zeit dazu.

Ich beschloss, Sandra zunächst nichts von meinen Vermutungen zu erzählen. Weil es durchaus auch sein konnte, dass mir ihre Tochter etwas sagen wollte, was sie nicht wissen durfte.

Wenn ich mich vorher schon durch Andeutungen Sandra gegenüber in Erklärungsnotstand begab, war es nur ein kleiner Schritt aus der Neutralität meiner Position heraus, die dann von Charlotte wieder als Bruch des vorgeleisteten Vertrauens empfunden werden konnte. Eigentlich hatte ich mit meinem Satz beim Abschied mehr als genug angedeutet.

Und hoffte, dass Sandra nicht nachbohren würde. Aber jetzt näherte ich mich dem imaginären Startpunkt der langgezogenen Steigung, die ich viermal an diesem Abend volle Kanne rauffahren wollte. Und ab davor. Ohne Fleiß keinen Preis.

~~~

"Sie ist richtig eingeschlafen", bemerkte Sandra nach einem längeren Blick in den Rückspiegel. "Am Wochenende schläft sie sonst immer bis in die Puppen, wenn sie nicht arbeiten muss."

"Kein Wunder, Altenpflege ist hart, körperlich hart, vor allem, wenn man noch nicht alle Griffe und Techniken beherrscht, die einem später dann das Leben erleichtern."

"Das hat sie dir erzählt? Ihr wart doch kaum zwanzig Minuten allein. Ich kann das immer noch nicht begreifen, wie ihr euch so blitzschnell angefreundet habt."

"Das war einfach. Meine Ex-Frau hat zufällig in demselben Altenheim gearbeitet, wo sie jetzt ihre Ausbildung macht. Das hatten wir herausgefunden."

"Hat? Also ist sie da nicht mehr?"

"Nein, sie war auch nur Pflegehelferin, war drei Jahre da, und sich dann überlegt, was sie wirklich machen will. Ursprünglich wollte sie Erzieherin werden, aber hat das verluscht. Die hatten damals ein Praxisjahr vorweg, und sie hatte sich nicht rechtzeitig bei der anschließenden Schule angemeldet. Hat dann einfach ein Jahr drangehängt, und danach keinen Bock mehr gehabt."

"Was macht sie jetzt?"

"Gartenbau und Landschaftspflege. Also völlig die Richtung gewechselt. War wohl ebenfalls sehr hart am Anfang, körperlich meine ich, aber jetzt geht es ihr richtig gut dabei."

"Seht ihr euch noch öfter?"

"Immer seltener. Sie wohnt auch in Hannover jetzt."

Auf der Rückbank fing Charlotte an, leise zu schnarchen. Wir sahen uns schmunzelnd an.

"Sie ist total niedlich. Dir nebenbei wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur deine lockigen Haare hat sie wohl nicht geerbt."

"Doch, hat sie. Nur glättet sie die, weil das heutzutage nicht mehr 'in' ist."

"Kann ich nicht verstehen. Dir stehen die leichten Löckchen auf jeden Fall total gut. Hehe, und das nachdem sich Millionen von Frauen über Jahrzehnte unter Trockenhauben garkochen ließen, um Locken zu bekommen."

"Danke dir. Sie hat dich schon total gern, nebenbei. Das hätte ich mir nie träumen lassen, dass sie so positiv reagieren würde."

"Das beruht auf Gegenseitigkeit."

"Liebst du sie noch?"

"Charly? Ehm..."

"Quatschkopp, deine Ex-Frau natürlich."

"Karen, ja, natürlich. Aber nicht mehr auf demselben Niveau, jetzt mehr wie eine Schwester, oder gute Freundin. Um die ich besorgt bin, wenn es ihr nicht gut geht, mich freue, wenn sie glücklich ist. Wir hatten eine wirklich schöne Zeit, und sind nicht im Streit auseinandergegangen. Wir haben uns hinterher anfänglich öfter getroffen, und stundenlang gequatscht. So, wie unsere Beziehung mal anfing. Aber wenn du wissen möchtest, ob da die Möglichkeit der Wiedervereinigung im Raum steht... nein. Ein klares Nein."

"Darf ich fragen..."

"Woran die Ehe kaputt gegangen ist? Natürlich, das ist allerdings eine längere Geschichte."

"Du hast noch 150 km Zeit."

"Also gut..."

Ich erzählte ihr die ganze Litanei wirklich ziemlich ausführlich. Erst gegen Ende wurde Charlotte wieder wach.

"Sex. Dadurch. Sie hatte mir erzählt...", hatte ich gerade auf eine Frage von Sandra reagiert, als sie ihre schlaftrunkene Tochter aufrichtete und räkelte.

"Na schau mal, wer da wach wird, wenn das Wort Sex fällt", kam Sandras schnippischer Kommentar.

"Hö? Was ist los?"

"Ich habe deiner Mutter gerade erzählt, woran meine Ehe gescheitert ist. Und war gerade dabei zu erklären, wie mir klar wurde, dass es zu Ende ging."

"Okay", meinte die junge Frau mit einem interessierten Gesichtsausdruck.

"Kannst du mir irgendwann zu Ende erzählen", sprang Sandra mir bei.

"Wieso, ich mach da kein Geheimnis draus. Du wirst natürlich den Zusammenhang nicht verstehen. Wenn es dich interessiert, kann ich dir irgendwann den Rest nachliefern."

"Doch, klar. Erzähl ruhig weiter."

"Ja, wo war ich? Sex. Genau. Wie das in den meisten langjährigen Beziehungen so ist, ging die Frequenz und Intensität natürlich im Laufe der Jahre zurück. Das empfand ich als völlig normal. Karen hatte mir erzählt, dass alle ihre Beziehungen auf ein und dieselbe Art und Weise endeten. Nämlich, dass sie irgendwann gar kein Bedürfnis mehr verspürte, mit ihren vorherigen Partnern zu schlafen. Sie hielt es dann trotz des bekannten Musters immer noch eine Weile aus, und das war's dann. Wie gesagt, wir hatten deutlich weniger miteinander geschlafen, vielleicht noch so einmal die Woche, und dann gab sie an, keine Lust zu haben. Das erste Mal habe ich noch keine Alarmglocken klingeln hören, beim zweiten Mal schon. Und dann war mir klar, was passieren würde. Ich wollte da nichts forcieren, habe ihr einfach gesagt, ich würde es vorziehen, wenn sie sich meldete, falls sie wirklich das Bedürfnis hatte. Das geschah dann über Monate nicht mehr."

"Aber sie hat nicht darüber gesprochen, oder aktiv das Ende der Ehe gesucht?", wollte Sandra wissen.

"Nein. Wir waren auch noch weiter zärtlich miteinander, küssten uns, bis auf diese Sache war eigentlich alles beim alten. Sie brauchte es nicht ansprechen, sie wusste selbstverständlich, dass ich mich an ihre Erzählungen erinnerte."

"Und du... hast trotzdem gehofft, dass es sich wieder ändern könnte?"

"Ja und nein. Es war komisch, als dieses Signal da war, war ich erst verzweifelt, dann wütend, dann traurig. Und irgendwann habe ich einfach nur darauf gewartet, dass es passiert."

"Das muss furchtbar gewesen sein."

"Am Anfang, ja. Ich hatte mir sogar vom Arzt ein schwaches, rein pflanzliches Beruhigungsmittel verschreiben lassen. Als es noch weh tat. Selbst das ließ nach. Wie gesagt, es war mir am Ende nicht egal, aber ich hatte gelernt, es zu akzeptieren."

"Und wer hat die Ehe dann beendet?", wollte Charly wissen, die sehr wohl aufmerksam zugehört hatte.

"Ich. Das wird jetzt dramatisch klingen, war es aber nicht. Sie hatte sich verliebt, in einen meiner Freunde."

"Oh verdammt", steuerte Sandra bei.

"Ein wenig geschockt war ich schon, als sie mir das gemeinsam gestanden. Aber irgendwie auch erleichtert, dass nun endlich der Anlass da war, ein Grund, warum es nicht mehr weitergehen konnte. Vielleicht hätten wir uns sonst Monate und Jahre noch weiter irgendwie mit der veränderten, durchaus freundschaftlichen und liebevollen Beziehung arrangiert."

"Also hast du sie gehen lassen."

"Nun, erleichtert oder nicht, es hat natürlich auch weh getan. Ich habe sie nach dem Geständnis gebeten, sofort unsere gemeinsame Wohnung zu verlassen, oder mit anderen Worten: Ich habe sie rausgeschmissen."

"Weil sie die Affäre begonnen hatten."

"Nein, das hatten sie nicht. Sie hatten ihre Gefühle füreinander entdeckt, aber zu diesem Zeitpunkt nichts angefangen. Das spielte aber keine Rolle mehr. Ich wollte, ich brauchte einen klaren Schnitt. Sie ist dann tatsächlich gleich bei ihm eingezogen, und sie waren eine Weile zusammen."

"Und sie wollte auch nicht mehr zurück, mit der neuen Beziehung?", schaltete sich Charly wieder ein, die sich offenbar sehr wohl hineindenken konnte.

"Am Anfang nicht. Natürlich, frische Beziehung, frisch verliebt. Nach vielleicht zwei Monaten rief sie mich dann wieder regelmäßig an. Wenn es ihr nicht gutging. Ich kannte sie eben so gut, wie niemand sonst. Es war selbstverständlich, dass ich ihr zuhörte, Trost spendete, Rat gab. Sie kam mit meinem Freund nach einiger Zeit nicht gut zurecht, ich glaube sie waren sechs Monate zusammen."

"Aber du hattest das Gefühl, sie wollte nicht nur Rat?"

"Manchmal schon. Ihre Mutter hatte mich beim Abholen eines Computers, das war so ziemlich zu Beginn der Trennung, richtig auf den Pott gesetzt, so würde das nicht gehen, ich müsse um sie kämpfen, sie würde mich immer noch total lieben und so. Eine Ehe lässt man nicht einfach so locker scheitern. Wollte ich nicht. Konnte ich nicht."

"Und als sie sich von deinem Freund getrennt hatte?"

"Nun, kurz davor wollten wir die Scheidung einreichen. Wir hatten natürlich beide keinen Plan, wie das ging. Ich hatte mal bei einem Anwalt ein Praktikum gemacht, also sind wir beide dort hin. Der hat uns dann die Sache mit dem Trennungsjahr erklärt, und dass sie sich selbstverständlich ebenfalls einen Anwalt nehmen müsste. Aber schon pro forma den Antrag gestellt, mit der Begründung, wie es so schön im Amtsdeutsch hieß, die Ehe wäre unrettbar zerrüttet. Das hat sie furchtbar getroffen, was eigentlich ja absurd schien, weil wir da saßen, um die Ehe zu beenden."

"Vielleicht hatte sie doch geglaubt, es gäbe noch eine Chance? Dass du vielleicht anfängst zu kämpfen, wie ihre Mutter wollte, wenn es sich so zuspitzt?", fragte Charly.

"Genau. Ich glaube, da ist es ihr erst klargeworden, dass es nicht auf eine zweite Chance hinauslief, es final war. Aber ich wollte und konnte es nicht noch einmal versuchen, hatte mich gedanklich und emotional zu weit entfernt. Wie gesagt, sie trennte sich von meinem Freund, kam mit zwei weiteren Typen zusammen, der letzte davon war ein echtes Arschloch. Der sie geschlagen hat und so. Als ich das erfuhr, waren sie schon wieder auseinander. Sein Glück, sonst hätte ich mich eingeschaltet. Einige Jahre später kam sie dann wieder mit meinem Freund zusammen, und ist das immer noch."

"Sprichst du immer noch mit ihr?", wollte Charly wissen.

"Ja, seltener jetzt, weil sie nach Hannover gezogen ist. Davor hatten wir uns immer noch mal ab und zu getroffen. Das habe ich deiner Mutter vorhin erzählt, sie ist immer noch wie eine Schwester, oder Freundin für mich. Das wird sich auch nie ändern. Nicht sie hat mir wehgetan, dass die Ehe gescheitert ist, hat wehgetan. Ich musste ihr nichts verzeihen, es gab kein böses Blut. Mann, jetzt habe ich euch aber vollgesülzt."

"Das haben wir beide nicht so empfunden, im Gegenteil. Und ein gutes Timing, da vorn kommt schon die Ausfahrt."

Wir begleiteten Sandra zur Ausgabe der Startunterlagen, ich kümmerte mich um ihr Rad. Ein Wahnsinnsteil, hatte bestimmt einige tausend Euro gekostet. Sie fing dann an, sich ein bisschen locker zu machen und ich blieb mit Charly alleine. Diese Wettkampfatmosphäre hatte es in sich, die Starts der Vereinsfahrer, hier wurde auch eine Landesmeisterschaft ausgetragen, standen kurz bevor.

Sandra würde in der offenen Klasse starten. Wie sie mir erklärt hatte, nur unwesentlich schwächer besetzt, als die jungen Wilden, die um die Titel kämpften. Einige ehemalige Größen.

"Ich fand das toll, dass du das alles so offen erzählst hast, vorhin", meinte Charly nach einer Weile.

"Ich kann aber nicht nur reden, ich kann auch zuhören."

"Ja, das glaube ich dir. Ich würde dir auch gerne was erzählen. Aber du musst mir versprechen..."

"Deine Mutter erfährt davon nichts, wenn sie nicht soll. Ich habe mir schon gedacht, dass es etwas ist, was du ihr nicht sagen kannst. Weil sie deine Mutter ist, so sehr sie sich das vermutlich wünschen würde."

"Ja. Ich... habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Es ist... eine verdammt große Sache... vielleicht."

Oh, fuck. Ich ahnte sofort, was nun kommen würde. Sie seufzte, atmete mehrmals tief durch.

"Ich habe einen Freund, Tobi. Wir sind über ein halbes Jahr zusammen. Was du über Jungen in meinem Alter gesagt hast... bei ihm trifft es voll zu. Er ist... irgendwie noch ein halbes Kind. Mit einer großen Klappe, macht auf cool und souverän, ist er aber nicht."

"Damit beschreibst du ein Drittel seiner Altersklasse."

Sie lachte leise.

"Kommt hin. Ja, kurz nach meinem achtzehnten Geburtstag... haben wir dann das erste Mal miteinander geschlafen."

"Du wolltest so lange warten?"

"Ich habe sogar noch länger warten wollen. Ich war mir nicht mal sicher, ob ich das mit ihm erleben wollte. Irgendwie ja, irgendwie auch wieder nicht. Aber ich hatte ihm gesagt, auf keinen Fall bevor ich achtzehn bin, um ihn am Anfang zu bremsen, denn er wollte immer gleich."

"Verstehe. Du fühltest dich verpflichtet?"

"Nein, so auch wieder nicht. Es war nach einer Party. Wir waren ganz schön... high. Hatten einiges genommen, verstehst du?"

"Jo. Ich war als Jugendlicher auch kein Kind von Traurigkeit, nachdem ich mit dem Sport aufgehört hatte."

Das schien sie zu erleichtern.

"Nun, so oft mache ich sowas nicht. Aber die Party war toll, und ich war richtig gut drauf. Hinterher... sind wir zu ihm. In dem Moment... wollte ich es auch. Es war schön, irre schön sogar. Nicht beim ersten Mal, da hat es noch etwas weh getan, aber das hatte eh nicht lange gedauert."

"Gleich noch einmal?"

"Ja, vielleicht eine Stunde später, da war es nur ganz am Anfang noch unangenehm, aber dann war's fantastisch. Nur... beim ersten Mal hatte er noch abgezogen... beim zweiten Mal nicht."

"Ihr habt nicht verhütet, in der Hitze des Moments. Verstehe. Du bist schwanger?"

Sie fischte eine Zigarette aus ihrem kleinen Rucksack und zündete sie zitternder Hand an. Schaute starr geradeaus, sah langsam verzweifelt aus.

"Ich weiß es nicht, ich bin überfällig, drei Wochen schon. Ich... habe es noch nicht gebracht, einen Test zu machen."

"Verstehe, du hast gehofft, die Regel kommt noch. Und Angst vor dem möglichen Ergebnis des Tests."

"Vor allem sind die doch gar nicht zuverlässig, die man in der Apotheke kriegt. Eine Freundin von mir hatte einen positiven, aber es war falscher Alarm."

"Besser wäre es beim Frauenarzt, das stimmt. Du möchtest, dass ich mit dir hingehe?"

"Echt, würdest du das machen? Ich... kann das nicht einmal meinen Freundinnen erzählen. Ich weiß nicht, warum... es ist... so ein verflucht... scheiß heftiges Ding."

"Natürlich. Komm her", sagte ich ganz leise, und nahm sie in den Arm. Sie hatte angefangen zu weinen.

"Mama darf es nicht wissen. Bitte...", brachte sie unter ihrem Schluchzen davor.

"Nein, wenn du das nicht willst, erzähle ich es ihr nicht. Aber es ist wichtig, dass du möglichst schnell Klarheit bekommst. Überfällig sein, heißt noch nichts. Bei einer meiner Freundinnen, und auch zweimal bei meiner Frau war es falscher Alarm. Im ersten Fall waren wir total erleichtert, im zweiten furchtbar enttäuscht, weil wir wollten ein Kind."

"Ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn das wirklich so ist. Ich kann doch jetzt kein Kind gebrauchen. Vor allem nicht mit dem Kind, mit dem ich da zusammen bin."

"Denk noch nicht zu weit. Schritt für Schritt. Erst einmal Klarheit verschaffen. Sollte es so sein, dass du wirklich schwanger bist, dann musst du anfangen, dir Gedanken zu machen. Da kann dir auch niemand helfen. Das wird ganz alleine deine Entscheidung. Deine Mutter nicht, Tobi nicht, ich auch nicht. Aber ich könnte dir im Zweifel helfen, dir das tatsächliche Ausmaß der Entscheidung begreiflich zu machen. Mit dir Pro und Contra diskutieren. Aber wie gesagt, das ist noch ein Schritt zu weit. Darüber sprechen wir, wenn es nötig wird."

Sie nickte nur und blieb eine Weile in meinem Arm, beruhigte sich langsam wieder. Gab mir dann plötzlich blitzschnell einen Kuss. Ganz die Mama.

"Danke. Dass du das für mich tun willst..."

"Das ist doch selbstverständlich."

"Hey. Das ist meiner", krähte Sandra, die unvermittelt hinzugekommen war. "Was geht denn hier ab?"

Offenbar hatte sie den Kuss aus der Entfernung mitbekommen.

"Nichts, worüber du dich sorgen müsstest. Das war nur ein danke fürs Zuhören. Scheint in der Familie zu liegen, das so auszudrücken."

Natürlich hatte sie das nicht ernst gemeint, und grinste sofort erfreut.

"Na gut. Hier, nehmt ihr die Unterlagen? Ich will mich noch etwas einrollen."

"Steigt der Puls langsam?"

"Ja, ich kann's kaum erwarten. Fühle mich fantastisch. Bist du okay, Charly?", fragte sie dann allerdings doch besorgt, als sie die leicht verweinten Augen ihrer Tochter bemerkte.

"Jetzt ja. Ich musste nur was loswerden."

"Du weißt, dass du auch mit mir über alles reden kannst?"

"Mach dir keine Gedanken. Es ist alles geregelt. Konzentrier dich auf dein Rennen. Und gewinn gefälligst. Schließlich wollen wir den Weg nicht umsonst gemacht haben", kam die dreiste und wahrscheinlich etwas unrealistische Forderung ihrer Tochter.

"Ansprüche hast du..."

"Ich auch. Los, mach dich warm, und dann gewinnst du das Ding", gab ich ihrer Tochter Rückendeckung.

"Mobbing. Verrat! Kaum lässt man euch zwei allein..."

"Los, ab!", befahl Charlotte, und Sandra machte sich tatsächlich über beide Ohren grinsend auf den Weg.

Wir folgten derweil dem ersten Rennen des Tages, und schauten uns nach guten Plätzen für Sandras Rennen um, da die Strecke für alle gleich war. Die Schwimmrennen war leicht zu überblicken, ein guter Punkt zur Beobachtung der 500 m Strecke zwischen Start und Ziel leicht zu finden.

Das Radrennen auf einem 5,5 km langem Rundkurs, den sie viermal bewältigen mussten, da bot sich der Wechselbereich als erster Anlaufpunkt an, bei der Laufrunde, die bei etwas über 1,7 km lag, würden wir erst zur Mitte, dann näher und näher an den Zielbereich rücken.