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Unterwerfung des Innenarchitekten

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Sie betrachtete Tim genauer. Er war so gar nicht ihr Typ. Je länger sie sich ihn ansah, desto klarer wurde ihr das. Tim passte gar nicht auf so einen Campingplatz. Reclam-Hefte, Moral und Vegetarismus hatten hier nichts zu suchen. Genauso wenig wie sie selbst. Aber das bedeutete ja noch nicht, dass Tim und Alina an einen gemeinsamen Ort gehörten.

Zwischen Tim und Michael entschied sie sich also für Michael.

Alina war einfach zu alt für das hier. Und vielleicht war Michael zu alt für sie. Aber ihr schien, dass der ihr näher war als Tim.

Es war kompliziert, das mit dem Alter.

Aber was machte sie nun mit Michael und seiner heraus posaunten Liebe?

Nun, da war immer noch dieser Spruch mit dem Nüchternsein und den dann veränderten Prioritäten. Sie hoffte, dass das irgendwie auch auf Michael zutraf.

Aber nun hatte sie diesen Schlüssel, und sie konnte ihn schlecht einfach so zurückgeben. Nicht, dass sie das wollte. Sie war zufrieden. Im Moment. Aber wohin führte das alles noch?

Alinas Gedanken wurden unterbrochen. Die Vier kamen zurück. Sie waren schon von weitem zu hören. Alle schienen besoffen zu sein.

Als erstes sah sie Carsten, der grölend heran torkelte, innehielt, ein komisches Gesicht machte und dann lautstark vor ihr Zelt kotzte. Die drei anderen jubelten, Tim schüttelte den Kopf und Alina war so angewidert, dass sie den Kopf nicht abwenden konnte.

Sie war langsam wirklich...

Kapitel 28 VERKEHRTE ROLLEN

Michael war gerade wieder nachhause gekommen. Er hatte seinen wichtigen Termin mit einem Klienten vor Ort gehabt. Ein Bauherr wollte eine alte Scheune zu einem Restaurant umbauen lassen, und Michael sollte die Einrichtung übernehmen.

Es war einer der Jobs, die Michael ursprünglich hinausgeschoben hatte.

Alte Scheunen waren nicht so Ding. Er stand nicht auf Retro und hatte sich nicht viel Spannendes versprochen. Aber erstens war es ein lukrativer Job und zweitens stellte sich heraus, dass das kein gutbürgerliches Restaurant für konservative graue Rentner werden sollte, sondern irgendwas Hippes mit traditioneller deutscher Küche. Und der Bauherr hatte große Vorstellungen und ein ebenso großes Budget.

Michael hatte sich auf den Termin lange vorbereitet, hatte Ideen zu den Wänden, dem Boden, den Tischen und Stühlen, sogar zur Uniform der Kellner, obwohl das eigentlich nicht sein Resort war.

Das war das Schönste an seinem Job: Das Präsentieren von Entwürfen. Wenn man mit den Klienten gesprochen hatte, versucht hatte, ihre Ideen zu verstehen, sie umgesetzt hatte, und sie ihnen dann präsentierte.

Er konnte das, gut sogar.

Er konnte verkaufen und seine Vorstellungen rüberbringen. Das war sein Talent. Die Leute spürten, dass er es ernst meinte, dass er mit Herzblut dabei war.

Ärgerlich wurde es, wenn die Klienten Änderungswünsche hatten und man mit den Handwerkern sprach, die meinten, das ginge alles so nicht. Dann wurde alles kompliziert und hörte auf, spannend zu sein.

Aber das Vorstellen des fertigen Konzeptes, das war das, was seinen Job ausmachte. Es war toller, als am Ende das fertige Endprodukt zu sehen, das dann doch meist einen Kompromiss darstellte.

Gerade hatte er solch ein Konzept vorgestellt.

Aber mit dem verdammten Ding zwischen seinen Beinen hatte er es nicht so richtig genießen können. Seine Gedanken kamen immer wieder darauf zurück. Er hatte Schwierigkeiten sich zu konzentrieren, und als er durch die Räume ging, fühlte er immer den Blick der Frau des Bauherrn auf sich. Als ob sie wusste, was da unter seiner Hose war. Er spürte einfach, dass sie es wusste. Es war lächerlich und unwahrscheinlich, aber er konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass sie ihn durchschaut hatte.

Wie sie ihn anlächelte! Das war nicht das Lächeln, das ihm so viele Frauen entgegenbrachten. Ein anerkennendes Lächeln. Diese Frau lächelte anders.

Nun, obwohl er es nicht genießen konnte, hatte er einen guten Job gemacht. Der Klient war zufrieden. Er hatte offensichtlich keine Ahnung, die Großartigkeit seines Entwurfes zu würdigen. Aber im Gegenzug hatte er auch keine absurden Gegenvorschläge. Der Mann war vollkommen zufrieden, und damit war es Michael auch. Die Gäste würden sein Design schon zu würdigen wissen. Der Bauherr musste es da nicht unbedingt.

Den geschäftlichen Teil hatte er damit fast hinter sich gebracht. Für einen anderen Klienten war er noch auf der Suche nach einem Importeur von traditionellen japanischen Tapeten, aber nach nur wenigen Telefonaten hatte er auch hierfür eine Lösung gefunden.

Im Moment lief es recht gut mit dem Geschäft.

Er hatte ein wenig Zeit, sich um den komplizierten Teil zu kümmern.

Alina hatte ihm eine Aufgabe gegeben, bevor sie zu ihrem Wochenende aufgebrochen war.

Er sollte sich das nächste Spielchen zwischen ihnen ausdenken, es planen und vorbereiten. Planung und Organisation waren seine absoluten Stärken. In aller Bescheidenheit war sich Michael durchaus seiner überragenden Kreativität bewusst.

Sie hatte gemeint, dass sie sich immer so viele Gedanken gemacht hatte um ihre Spielchen, dass es nun einmal an Michael lag, sich Gedanken zu machen. Er konnte das recht gut verstehen.

Alina hatte wohl das Gefühl, dass sie bei dem ganzen Arrangement den Kürzeren zog, und so hatte sie ihm aufgetragen, ihre nächste Session zu planen und darauf zu achten, dass vor allem sie dabei nicht zu kurz kam und ihre Freude hatte. Diese letzte Sache zwischen ihnen hatte neue Möglichkeiten eröffnet.

Aber die Aufgabe, die sie ihm gegeben hatte, stellte sich als schwierig heraus.

Wie konnte denn der Devote eine Session planen, die die Dominante überraschte? Er war doch in dieser Sache der Passive und sie die Aktive.

Seine Aufgabe war es doch, zu genießen oder besser gesagt zu erdulden, und ihre war es auszuteilen. Wie konnte er derjenige sein, der handelte, obwohl er ertragen sollte? Solche Probleme waren genau sein Ding.

Michael war zunächst ziemlich ratlos gewesen, wie das funktionieren sollte. Er musste gestehen, dass er recht wenig von ihr wusste. Sie war diejenige, die immer einen Schritt voraus war. Sie wusste alles über ihn, aber er? Er konnte nur raten und musste dann feststellen, dass Alina ganz anders, viel krasser und extremer war, als ihre blonde Unbedarftheit vermuten ließ.

Natürlich hatte sie ihm eine Liste gegeben, und die schränkte ihn ziemlich ein. „Kein Sex zwischen uns!" stand beispielsweise darauf.

„Ich laufe nicht nackt vor dir rum!", war eine weitere Regel. „Es geht einzig um meinen Spaß! Du hast nichts zu melden." So ging es weiter: „Wenn ich ‚Feierabend' sage, dann bist du zu weit gegangen und das Spiel ist zu Ende."

Es ging noch weiter, die Liste war lang und manchmal ein wenig seltsam. „Kein Natursekt" stand da beispielsweise. Ehrlich gesagt konnte er sich nicht vorstellen, wer in diesem Arrangement auf wen urinieren sollte. Ihn irritierte, dass sie so etwas überhaupt in Erwägung zog, selbst wenn sie es in ihrer Liste ausschloss. Offensichtlich hatte sie sich mit dergleichen beschäftigt. Nun, er hatte es auch, er wusste, was man unter Natursekt versteht. Es war eklig. Meinte sie das also ernst?

Michael kam das alles sehr restriktiv vor. So konnte er nicht arbeiten!

Aber er musste sich eben was einfallen lassen.

Denn das alles hing an einem Versprechen:

„Wenn du gut bist, dann entlasse ich dich aus deinem Käfig! Und wenn du sehr gut bist, darf vielleicht auch noch was von deiner Lustmilch raus!"

Sie hatte dabei verschmitzt gelächelt, und er hatte den Kopf über das Wort „Lustmilch" geschüttelt.

„Ich bin ja kein Unmensch. Wir beide sollen doch unseren Spaß haben, findest du nicht?"

Er hatte das als Zeichen des Einlenkens gesehen, dass sie doch nicht so herzlos war. Und eigentlich wollte er sich ja auch nicht beschweren. Das hier war die geilste Sache, die ihm in seinem bisherigen Leben passiert war. Es war nur auch ein wenig schwieriger, als er sich das vorgestellt hatte.

Michael hatte den Tag am Telefon verbracht.

Sein erster Gedanke war, dass er ihr sowas wie einen Wellness-Tag bereiten wollte. Aber er konnte sie schlecht in ein Spa ausführen, denn ihre Spielchen mussten schließlich unter ihnen bleiben. Also musste er das selbst machen. Das mit der Fußmassage hatte er schon mal gut hinbekommen.

Und er selbst hatte es auch genossen, ihr so zu dienen.

Mit ein wenig mehr Vorbereitung stellte er sich vor, dass er durchaus in der Lage war, ihr eine Ganzkörpermassage zu verpassen. Wie schwer konnte das sein? Er schaute sich ein paar Massage-Pornos im Netz an, aber da nicht zu seinem persönlichen Happy End kam, war es eher eine Qual, zuzusehen und nichts davon zu haben.

Er hatte die letzten Tage relativ gut über die Bühne gebracht. Alina war auf ihrem Campingtrip mit einigen Kommilitonen, und damit gab es keine Hoffnung, dass er befreit würde. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als sein Schicksal zu akzeptieren und die Zähne zusammenzubeißen.

Immerhin hatte sie ihm ja Erlösung versprochen. Er klammerte sich daran, auch wenn er sich nicht sicher war, ob er ihr glauben sollte, dass das alles auch in seinem Sinne abging.

Er zehrte noch von ihrer letzten Begegnung.

So etwas hatte er noch nicht erlebt. Und ihm war klar, dass er diesen Satz in letzter Zeit häufiger gedacht hatte. Das hier war wirklich die geilste Zeit in seinem Leben. Erderschütterndere Höhepunkte hatte er noch nicht erlebt.

Aber zurück zu der Planung: Am Ende erinnerte er sich, wie er sich gefühlt hatte, als er von seinem ersten und einzigen Festival zurückgekommen war. Er war müde, verschwitzt, dreckig und missgelaunt gewesen.

Warum sollte es ihr anders ergehen?

Vielleicht konnte er da ansetzen.

Er stellte sich vor, dass er sie in Eselsmilch badete, während er ihr sanft den Rücken wusch mit einem Schwamm aus Nerzfell, wenn es sein musste. Sie sollte sich wie eine Königin fühlen.

Und das war nicht nur eine Floskel.

Er meinte das so. Wenn sie zufrieden war, dann war auch er zufrieden, und sein Glück und seine Zufriedenheit lagen in ihrer Hand. Es war ihm nicht so ganz klar, ob das Liebe war.

Er hatte gesagt, dass er sie liebe, daran erinnerte er sich noch, aber er war sich ziemlich sicher, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht aufnahmefähig gewesen war und seine Worte nicht registriert hatte. Vermutlich war das gut so.

Er hatte jetzt zum ersten Mal das vage Gefühl, dass der Begriff weiter reichte als bis zwischen die Schenkel einer Frau.

Mit den Rahmenbedingungen seiner Planung hatte er kein Problem. Er würde etwas zu essen besorgen, etwas Leichtes. Sushi von dem Edeljapaner am anderen Ende der Stadt.

Im Internet recherchierte er den Preis von Eselsmilch, kam aber ganz schnell wieder davon ab, denn Käse aus Eselsmilch sollte mit 1000 Euro das Kilo der teuerste der Welt sein. Vielleicht war es sogar etwas eklig, in echter Eselsmilch zu baden. Im Mittelalter sollten adlige Frauen ihre Haut gleichzeitig noch mit Honig gepflegt haben. Das wurde ihm alles zu heikel. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es sonderlich appetitlich war, noch ein Glas Honig in die Badewanne zu kippen. Er würde einfach in eine Parfümerie gehen und sich das teuerste Badesalz geben lassen, das sie hatten.

Aber er kam so nicht weiter. Er konnte nicht einfach nur Sachen ins Wasser kippen.

Das erkannte er spätestens, nachdem er nach den richtigen Kerzen, einem Kimono für sie und traditionell japanischen Teezeremonien gegoogelt hatte. Überhaupt, was hatte japanischer Tee mit Eselsmilch zu tun?

Ihm schien, dass er auf dem Weg war, ein Feuerwerk eklektischen Schnickschnacks abzubrennen, das keinerlei Stil hatte.

Und er war keinen Schritt weiter, was das Sexuelle betraf.

Er brauchte mehr, als ein Bad, um sie zufrieden zu stellen.

Er besann sich auf die Design-Philosophien seiner innenarchitektonischen Vorbilder. Wie hätte die Bauhaus-Schule eine Sado-Maso-Session geplant? Oder vielleicht eher der Architekt Antonio Gaudi? Das waren seine Vorbilder. Er würde sich an denen orientieren müssen.

Es wurde eine lange Nacht, bis sein Plan endlich stand.

Kapitel 29 WELLNESS

„Wann bist du wieder da?"

Das Piepsen der Whatsapp-Nachricht machte Alina wieder etwas wach.

Die Autobahnfahrt zog sich sehr lange dahin. Alina saß in der dritten Reihe des Familientransporters. Neben ihr war Tim vertieft in sein Reclam-Heftchen. Vor ihnen Michelle und Laura, die beide versucht hatten, eine Position zum Schlafen zu finden. Ganz vorne fuhr Manfredo und scherzte mit Carsten. Es schien, dass die beiden endlos Energie hatten (oder die paar Red Bull-Dosen von der Tanke wirkten wirklich).

Alina gab die Frage Michaels nach vorne weiter. Carsten äffte sie nach in der Stimme eines kleinen Kindes: „Wann sind wir endlich da?", aber Manfredo gab ihr eine Antwort:

„So in einer Stunde, wenn nichts dazwischen kommt!"

Es war Sonntagnachmittag, was sollte schon dazwischen kommen?

Die Stimmung war nicht mehr die beste. Alina hatte sich rausgehalten, soweit es ging, aber vor allem Laura und Michelle hatten sich über allesmögliche aufgeregt. Es ging darum, wann sie zurückfahren sollten und wer aufräumte und wie die Zelte zusammengefaltet wurden. Alina hatte nichts gesagt, sondern getan, was zu tun war. Aber die beiden Mädchen waren auf Krawall gebürstet, sie hatten zu wenig Schlaf und zu wenig Beauty-Produkte, um sich anständig waschen zu können. Ihre Haare sahen nicht aus, und überhaupt war alles Mist.

Alle wollten nur noch nachhause.

„Wie war's?" fiepte eine weitere Nachricht.

Das war eine gute Frage. Eigentlich war es totaler Mist gewesen. Aber das konnte sie schlecht sagen.

„ok", tippte sie.

„Gute Bands?"

Alina musste nachdenken. Sie war nur einmal an der Bühne gewesen. Sie stand nicht so auf Musik.

„Ein paar", tippte sie.

„Müde?"

„Warum?"

„Hört man."

„Ach! Hört man also." Sie richtete sich auf.

„Wie du schreibst"

„Frauenversteher oder was?"

„Alinaversteher!"

„So, so. Was macht dein kleiner Bursche?"

„Der ist entspannt"

„Du auch?"

„Ich bin auch entspannt"

„Kein Druck auf der Leitung?"

„Sehr romantisch!"

„Ach, bist du jetzt romantisch drauf?"

„Immer! Kennst mich doch!"

„Ich würde tippen, du willst nur deinen kleinen Bubi ein wenig strecken!"

„So egoistisch bin ich nicht!"

„Ach! Seit wann nicht mehr?"

„Dein Wohl liegt mir am Herzen!"

„Na dann! Ich hau mich noch ein bisschen aufs Ohr. Waren lange Tage und kurze Nächte. CYA!"

Alina legte das Handy beiseite, aber eine letzte Nachricht kam noch.

„Ich warte auf dich!"

Sie schaute auf die Nachricht, bis sie vom Bildschirm verschwand.

Das war nett!

Netter zumindest als die Stimmung im Auto.

Obwohl ihr nicht der Sinn nach Spielchen mit Michael stand. Erst brauchte sie eine Dusche und dann eine Menge Schlaf. Und dann was Richtiges zu essen.

Alina klemmte ihre Jacke gegen die Scheibe, lehnte ihren Kopf darauf und versuchte etwas zu schlafen.

Als sie aufwachte, bog das Auto gerade in ihre Straße.

Sie waren da.

Sie streckte sich. Ihr Körper fühlte sich steif und schwer an.

Sie stieg aus, bedankte sich fürs Fahren, sagte ein nicht ernst gemeintes: „Danke. Es war schön! Müssen wir mal wieder machen!", holte ihre Tasche aus dem Kofferraum und ging dann ins Haus.

Sie seufzte, als sie das Treppenhaus sah. Aber das würde sie auch noch schaffen. Mit müden Knochen stapfte sie die Stufen hoch.

Als sie im vierten Stock ankam, öffnete sich die Tür zu Michaels Wohnung.

„Da bist du ja endlich! Ich habe dich schon erwartet!"

Alina sah ihn an und versuchte dann sein Angebot abzulehnen.

„Du, mir ist nicht so nach Spielchen. Heute nicht. Das war echt stressig!"

„Verstehe ich doch, aber ich habe ein bisschen was vorbereitet!"

Sie seufzte, und im nächsten Moment hatte Michael ihr auch schon die Tasche aus der Hand genommen und zog sie in seine Wohnung.

„Na gut, na gut!", meinte sie. „Aber nur kurz!"

Im Flur brannten Dutzende von Kerzen, die wie die Befeuerung einer Landebahn den Weg wiesen.

Michael führte sie in das Wohnzimmer.

„Wow!", meinte Alina. „Da hast du dir aber Mühe gegeben!"

Die Rollladen waren heruntergelassen, und im Wohnzimmer standen Hunderte von Kerzen, die das Zimmer in ein warmes Licht tauchten.

„Nach all dem Stroboskop-Geflacker und der Lightshow dachte ich, dass deine Augen es im Moment eher gedimmt mögen. Unplugged quasi. Deswegen ganz analoge Kerzen."

„Sehr aufmerksam von dir!"

Er führte sie zur Couch, auf der sie sich seufzend niederließ.

„Sekunde!", meinte er und verschwand in der Küche, um einen Moment später mit einem Tablett zurückzukommen. Einige Sushi-Stücke waren auf einem Holzbrett drapiert, ein Glas Sekt und eines mit Orangensaft standen ebenso darauf wie eine weitere brennende Kerze."

„Noch eine Kerze!" Sie schmunzelte. „Lass mich raten: Damit meine entzündeten Augen nicht danebengreifen!"

„Ganz genau!"

„Und Sushi! Selbst gemacht?"

„Leider nicht. Es ist wohl nicht so leicht, den Reis richtig hinzukriegen und die Ausbildung zum Sushi Chef dauert wohl zehn Jahre. Ich hatte nur ein Wochenende!"

„Und du musstest ja noch die ganzen Kerzen aufstellen."

„Und die Orangen auspressen!"

Er hielt ihr das Tablett hin.

„Saft oder Sekt?"

„Ich denke, ich entscheide mich für den Saft. Vitamine kann ich jetzt brauchen."

„Sehr wohl!"

Sie nahm das Glas und einen tiefen Schluck.

„Ist es nicht zu kalt?"

„Perfekt!"

„Sehr schön. Wie sieht es mit ein paar Stückchen Sushi aus? Die Stäbchen habe ich hier, sie sind aus Bambus, aber ich habe sie nicht selbst geschnitzt."

„Oh, das ist schade! Vielleicht beim nächsten Mal!"

„Möchtest du selbst essen?"

„Meine ermatteten Finger würden sich freuen, wenn du die Stäbchen bedienen würdest."

„Sehr wohl, die Dame möchte gefüttert werden!"

Er fütterte sie mit einigen Stücken, die mal in Sojasoße und mal in Wasabi getunkt wurden.

+ + +

Alina hatte nicht so viel Ahnung von Sushi, aber es schmeckte. Sie fand es amüsant, wie sehr er sie umgarnte und hofierte. Sie hatte nichts vorbereitet, war auch zu müde, fühlte sich zu verschwitzt und abgespannt für irgendwelche Spielereien. Aber es war ja auch nicht ihre Aufgabe. Sie hatte ihm gesagt, dass er sich um sie kümmern sollte. Dann sollte er das auch. Im Hintergrund standen natürlich immer sein Keuschheitsgürtel und seine Befriedigung. Nun, wenn er sich ein wenig anstrengte, würde sie ihm diese vielleicht gewähren. Ihr war nicht nach Sex. Sie wollte sich nur ein wenig entspannen. Bisher gestand er ihr das ja zu. Das Sushi sättigte sie, ohne schwer im Magen zu liegen, und der Orangensaft war köstlich.

„Darf ich vorschlagen, dass wir unseren Aufenthaltsort verlagern?", meinte Michael in seiner dienenden Art, die sie an einen Butler erinnerte.

„Ach? Was schlägst du vor?"

„Das Bad, wenn ich bitten darf."

„Das Bad? Ist dieser Ort nicht ein wenig unkonventionell?"

„Lass dich überraschen."

„Nun gut!"

Er hielt ihr die Hand hin, und sie nahm sie als Hilfe an, aufzustehen.

„Ich habe schon sehr gut auf der Couch gesessen."

Der Weg ins Bad war wieder mit Kerzen gesäumt und auch im Badezimmer waren mindestens hundert aufgestellt. Michael hatte sich Mühe gegeben, das musste man ihm lassen. Alina wollte nicht wissen, wie viel Arbeit es war, die wieder wegzuräumen und den Wachs wegzukratzen. Nun, das war seine Sache.

Er hatte ein großes Bad. Michael hatte ihr erklärt, dass das jetzt modern war. Ein großes Bad zu haben: Das Badezimmer als Wellness-Bereich. Sie hatte schon gemerkt, dass er sehr stolz darauf war.

Es war geräumig, hatte eine separate, begehbare Dusche und eine riesige Wanne. Und diese Wanne war nun mit Wasser gefüllt, und weißer Schaum hatte sich auf der Oberfläche gebildet. Ein kleiner Beistelltisch stand daneben. Darauf lagen ein Schwamm, eine Augenmaske und eine mit einem Tuch abgedeckte Schale.