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Zur Domina gemacht Teil 20 Band III

Geschichte Info
Marxdorfers Besuch bei einer Domina.
17.1k Wörter
4.81
7k
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Teil 20 der 22 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 06/18/2020
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14. Ein wenig Erholung

Kaum das die Kinder im Kinderzimmer verschwunden waren, drängte Katrin auch schon ihre Freundin zur Sitzgruppe.

„Jetzt erzähl schon!"

Anna lächelte. Sie hatten schon einige Nachrichten über das Handy ausgetauscht, aber jetzt wollte Katrin eben auch die Details erfahren.

„Der Typ ist gar nicht so verkehrt. Man muss sich zusammenreißen, dass man nicht zu lachen beginnt, wenn man ihn das erste Mal sieht, aber nach ein paar gewechselten Worten, respektiert man ihn."

„Wie sieht er denn aus?" Fragte Katrin interessiert, worauf Anna Marxdorfer kurz umschrieb.

„Ach, du Schande." Stellte Katrin überrascht fest. Anna nickte. Die Natur ging manchmal seltsame Wege. Behindert kam ihr der Mann vom Jugendamt nicht vor und dennoch sah er ein wenig danach aus.

„Und du kannst ihn benutzen? Ich meine ..." Katrin suchte vergebens nach den passenden Worten.

„Ich muss das gar nicht. Der Mann lässt sich in diesem Punkt nicht verbiegen. Das hat vor mir schon Laval vergebens versucht. Vielleicht würde es mir sogar gelingen, ich habe da ja andere Möglichkeiten, aber ich will das gar nicht. Er scheint von sich heraus helfen zu wollen, weil er die Situation von Ralf und mir nachvollziehen kann."

Katrin wirkte erleichtert.

„Perfekt! Besser hätte es nicht laufen können."

Anna zeigte sich einen Moment lang unsicher.

„Ich habe dennoch seine Wünsche mir gegenüber gespürt. Er hatte sie nicht geäußert, aber meine Wirkung auf ihn war kaum zu übersehen. Da habe ich ihn eingeladen, praktisch, um mich zu revanchieren."

Katrin massierte sich mit Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand die Stirn. Sie schien diese Entwicklung erst einmal verarbeiten zu müssen.

„Du schenkst dich ihm damit irgendwie, richtig?"

„Ich glaube, er hat mich nötig. Stimmt. Vielleicht wollte ich aber auch nicht, dass unsere ganze Mühe vergebens war. Ich nehme ihn unter meine Fittiche und er Ralf und mich unter die seinigen. Das ist schon okay."

„Hört sich so auf jeden Fall gesünder an, als das, was du gestern noch vorgehabt hast."

Anna pflichtete ihr bei.

„Wie sieht es bei dir aus? Hat Pierre noch irgendetwas in meiner Richtung vom Stapel gelassen?"

Katrin verneinte. Sie erzählte von dem Stress, dem der Chirurg zur Zeit ausgesetzt war. Er jagte praktisch von einem Termin zum nächsten und kam gar nicht dazu, seiner Leidenschaft zu frönen.

„Dafür macht er mir die Hölle heiß, sag ich dir. Ich werde das nicht mehr lange durchhalten, glaube ich."

„Bewirb dich doch woanders." Schlug Anna vor.

Katrin schien auf einmal unsicher zu werden und zupfte nervös an ihrem Kostüm herum.

„Das habe ich schon." Ihre Stimme klang verlegen in diesen Moment.

„Das ist doch gut. Warum bist du jetzt so komisch?"

Die Freundin wich ihren Blick aus und Anna spürte jetzt nur all zu deutlich, dass mit ihr etwas nicht stimmte.

„Ich habe Alexander gefragt, ob er mir helfen kann."

Anna blickte sie entgeistert an.

„Du meinst meinen Alexander?"

Katrin sah unsicher zu Anna auf.

„Ich kannte ihn ja schon von Pierre her, da habe ich ihn angerufen. Du hast ihm mal von mir erzählt, glaube ich. Zumindest wusste er sofort, wer ich bin."

Der jungen Blondine wurde schlecht.

„Du weißt schon, dass er jetzt glauben wird, dass ich dich zu ihm geschickt habe, oder?"

Katrin spürte deutlich den Groll der Freundin.

„Ich habe ihm erklärt, dass du nichts mit meinem Wunsch zu tun hast. Er hat mir das geglaubt. Anna! Du sagst, er ist ein guter Mensch und ich habe die Schnauze voll von Pierre. Vielleicht habe ich ja Glück? Er hat mir schließlich nichts versprochen."

„Wann hast du ihn gefragt?"

„Heute Morgen, nach dem ich mit dir fertig war."

Anna grübelte. Alexander hatte Katrins Wunsch mit keinem Wort erwähnt gehabt.

„Ist das jetzt so schlimm für dich?"

„Ich weiß nicht. Gefallen tut es mir jedenfalls nicht. Ich komme dauern mit meiner Scheiße zu ihm, das stört mich. Und jetzt auch noch du?"

„Soll ich das Vorstellungsgespräch absagen?"

Anna schüttelte ihren Kopf, lehnte sich zurück und blickte zu der hohen Decke hinauf.

„Nein. Aber es wäre mir lieb, wenn du mich das nächste Mal fragen würdest."

„Anna! Ich kannte ihn doch schon vor dir. Er bringt das gar nicht mit dir in Verbindung. Wirklich nicht. Ich habe mich ihm erklärt und er konnte mich verstehen. Ich werde ja auch nicht in seinem persönlichen Umfeld arbeiten, er hat mir da etwas anderes in Aussicht gestellt."

Anna gab sich schließlich zufrieden. Sie brauchte Katrin als Freundin und wollte ihr darum nicht böse sein. Auch wenn ihr Verstand in diesem Moment etwas anderes gebot.

„Also gut. Ich wünsche dir viel Glück. Aber wenn da etwas schief zwischen euch läuft, oder du merkst, dass es bei Laval doch nicht so Scheiße war ..."

„Es ist allein meine Entscheidung. Du hast Alexander als guten Menschen beschrieben und darauf baue ich. Zumal du ja auch eine Garantie dafür bist, dass er mich gut behandeln wird."

Annas Blick verfinsterte sich. Genau das war der Punkt, an dem sie sich störte.

„Hören wir jetzt damit auf. Ich werde sonst sauer auf dich und das möchte ich nicht. Gucken wir ein wenig fern? Vielleicht habt ihr auch Lust auf Pizza? Ich lade euch beide ein."

Katrin zeigte ihr Einverständnis. Auch wenn Anna ihrer Freundin ansah, wie schwer sie sich mit ihren offen ausgesprochenen Worten tat.

So wurde der Abend doch noch, was er von Anfang an hatte werden sollen. Ein bisschen Ausspannen mit Menschen, die man gerne um sich haben wollte. Kinderlachen, leckeres Essen und ein Film, der Freude bereitete. Katrin und Anna tauschten sich noch nebenbei in Punkto Mode aus, jede dabei etwas für die andere aussuchend. Bei Anna blieb die Kleidung Schwarz und figurbetont, bei Katrin farbenfroh und verspielt.

Sie kauften beide etwas von dem, was sie sich einander zeigten und schienen zufrieden und miteinander ausgesöhnt. Vergessen waren der Konflikt und die Sorgen, um sie herum.

„Kannst du das Wochenende Ralf nehmen?" Fragte Anna die Freundin.

„Wegen dem Jugendamttypen?".

„Ja. Langsam vergrößere ich meine Sammlung an Leibsklaven. Wenn ich ihn für mich gewinne, wären es dann schon drei."

„Was bedeutet es, dein Leibsklave zu sein?"

Anna überlegte einen Moment lang.

„Sie sind mir besonders wichtig. Ich denke, dass ist der Hauptunterschied zu meinen normalen Kunden."

„Und Alexander ist auch einer von ihnen?"

Anna bestätigte es ihr.

„Er ist mir der Wichtigste. Wie könnte es anders sein, nach allem was er für mich erreicht hat."

Katrin zeigte sich interessiert.

„Würde er wirklich alles machen, was du von ihm verlangst?"

Anna sah sie an und nickte schließlich.

„Ich denke schon. Das ist das Verhältnis, welches er sich von mir wünscht. Gerade weil er weiß, dass er mir dabei vertrauen kann. Ich würde sein Zutrauen niemals missbrauchen, auch bei meinen anderen Kunden nicht. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich ihnen gegenüber konsequent meine Spiele praktiziere."

Katrin schien in Gedanken zu sein. Sie stellte keine Fragen und starrte einfach vor sich hin.

„Was ist los? Alles gut bei dir?"

Katrin hob die Schultern.

„Ich weiß nicht. Einfach viel Frust im Moment."

Sie kam Anna zögerlich näher und flüsterte ihr schließlich ins Ohr.

„Ich will einfach mal wieder richtig gefickt werden. So ne ganze Nacht lang! Meinetwegen auch ein wenig härter. Selbst an mir rumzuspielen nervt mich einfach nur noch."

Anna war geschockt. Katrin hatte mit ihr noch nie so direkt über ihre Wünsche in dieser Richtung gesprochen.

„Du wolltest dir jemanden suchen."

Katrin nickte, ihr Gesichtszüge spiegelten aber dabei deutlich ihre Resignation wieder.

„Es sind aber nur noch die typischen Übriggebliebenen unterwegs und die anderen sind mir einfach zu hässlich oder haben sonst etwas an sich, was mich stört. Bisher war keiner dabei, obwohl ich mittlerweile jeden Abend am Tablet hocke. Ich war auch mit einer Freundin unterwegs, aber die Typen, die Interesse zeigen, sind wirklich nur zum Speien."

„Vielleicht bis du einfach zu wählerisch. Suche dir jemanden der nicht ganz so gut aussieht und dafür Herz hat, dann wirst du auch nicht enttäuscht."

„Du meinst jemanden wie Alexander?"

Anna nickte.

„Ja. Er ist ein schöner Mann, nur eben nicht optisch."

Katrin seufzte.

„Krass, dass du sie so sehen kannst. Ich würde niemals die Hand an einen Mann legen, den ich nicht äußerlich attraktiv finde."

„Dann trägst du selbst die Schuld daran, dass du unglücklich bist."

Anna folgte ein wenig dem Kinderfilm. Ihre beiden Mäuse waren hin und weg. Sie nahmen um sich herum nichts mehr wahr und schienen voll in der Handlung des Streifens eingetaucht zu sein.

„Bekommen deine Sklaven ihre Höhepunkte?"

Anna blickte, überrascht von dieser Frage, zur Seite.

„Nicht immer. Aber meisten schon. Es kommt auf das Spiel an."

„Und zahlen sie viel dafür?"

Anna runzelte ihre Stirn.

„Weshalb fragst du mich das jetzt?"

„Ach... , keine Ahnung." Katrin blickte auf ihre Hände herunter, räusperte sich und legte das Gerät zur Seite. Sie schien das Gespräch nicht mehr fortführen zu wollen.

Anna aber starrte die Freundin an, während ihr Verstand deren Absicht zu ergründen suchte. War es das jetzt wirklich gewesen, wonach es sich angehört hatte?

„Du wolltest mich jetzt nicht wirklich engagieren, oder?"

Katrins Gesicht wandte sich ihr langsam wieder zu.

„Und wenn es so gewesen wäre? Ich hab Druck, Anna. Mich nervt das, allein zu sein."

„Und wenn du dir ein One-Night-Stand suchst? Ist doch heutzutage kein Problem mehr."

Katrin schüttelte ihren Kopf. Du wärst mir lieber. Ich ekel mich vor mir fremden Menschen. Da ist mir dann sogar eine Domina lieber, als ein Kerl, von dem ich nichts weiß. Außerdem habe ich doch die Kleine. Ich kann doch nicht einfach so ein Risiko eingehen, in dem ich mit einem fremden Kerl in die Kiste steige.

„Wie schmeichelhaft, danke." Annas Gesicht gab deutlich ihren Ärger preis.

„Mensch. Jetzt sei doch nicht gleich wieder sauer auf mich. Anna! Ich vertraue dir meine Sexualität an. Verstehst du? Einfach ein wenig Geilheit ausleben. Du kennst dich aus, bist erfahren. Ich glaube du könntest mich da wirklich aus meinem Loch herausholen."

Anna war strikt dagegen. Es kam für sie einfach nicht in Frage. Sie war ja selbst in dieser Richtung gefrustet, da brauchte sie sich nicht noch die gleichen Sorgen anderer Frauen aufladen.

„Nimm es mir nicht übel, Katrin. Aber ich kann das nicht bei dir. Ich brauche auch ein paar Menschen um mich herum, die nichts mit der Szene zu tun haben."

Katrin antwortete ihr nicht. Blickte auf den Bildschirm des Fernsehers und nickte schließlich. Sie schien endlich aufzugeben.

Sie kam nicht zu Ruhe. Es funktionierte einfach nicht. Warum hatte sie jetzt ein schlechtes Gewissen? Weil sie keine Lust hatte, sich auch noch um die Muschi einer ihrer besten Freundinnen zu kümmern? Nicht auch noch eine Sklavin in ihrer Runde willkommen heißen wollte? Was faszinierte die Menschen so an ihrer Rolle? Warum reizte sie die Menschen als Domina nur so?

Sie kaute nervös auf ihrer Unterlippe. Es war wieder einer dieser Momente, in denen sie sich zutiefst verunsichert fühlte. Was blieb von ihr noch übrig, wenn sie die Domina wegließ? Ein einziger Minderwertigkeitskomplex! Ein langweiliges, ungebildetes Frauenzimmer ohne Schulabschluss und Ausbildung. Ein dummes Blondchen, welches außer ihrem Aussehen nicht mehr viel zu bieten hatte. Und Katrin bestätigte ihr das gerade auch noch.

Nein! Es kam einfach nicht in Frage für sie.

Der gemeinsame Abend endete für die Frauen, wie er angefangen hatte. Verstörend und mit dem belastenden Gefühl, dass künftig etwas zwischen ihnen stand. Immerhin würde Katrin sich um Ralf kümmern, während sie selbst Marxdorfer eine Welt zeigte, die er sich über alles wünschte.

15. Völlig vergessen

Marxdorfer meldete sich am Morgen bei Anna. Sie war gerade mit ihren Übungen beschäftigt gewesen und noch ziemlich außer Atem, als sie das Gespräch entgegennahm.

„Marxdorfer hier, Frau Pelzig. Sie haben mich darum gebeten, sie anzurufen."

Die Stimme der Domina klang hart und beherrscht.

„Ich habe dich ganz sicher nicht darum gebeten. Siehst du die E-Mailadresse auf meiner Karte? Schreib mir auf, was dich am SM interessiert, was deine bisherigen Erfahrungen sind, wie du deine Belastbarkeit einschätzt und ob du irgendwelche Beeinträchtigungen hast, durch die ich gezwungen werde, auf dich Rücksicht zu nehmen. Du darfst dann am Samstagmorgen um sieben Uhr bei mir anklingeln. Wir werden dann beide sehen, was wir miteinander alles anstellen können."

„Und sie sind sich auch wirklich sicher, Frau Pelzig? An meiner Arbeit für sie, wird sich dadurch nichts ändern."

Anna lächelte. Sie fühlte sich in diesem Moment an Alexander erinnert.

„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, was deine Arbeit anbelangt."

Anna lächelte. Die versteckte Message war offensichtlich angekommen.

„Sei pünktlich. Nichts macht mich wütender als Respektlosigkeit. Haben wir uns verstanden?"

„Ja, Frau Pelzig. Ich komme sehr gerne. Einen schönen Tag ihnen noch und bis morgen dann." Die Stimme des Mannes klang aufgeregt und hektisch. Wahrscheinlich hatte er sich an der Stimmung zwischen ihnen bereits erregt. Anna störte sich nicht daran, sie war es ja gewohnt.

Sie wollte gerade wieder auf das Laufband steigen, als ihr Handy erneut zu läuten begann. Genervt blickte sie auf das Display, wo eine ihr unbekannte Nummer auftauchte.

„Ja?" Ihre Stimme klang gereizt.

„Häger hier. Anna?"

War etwas mit Benny passiert? Sofort fokussierten sich ihre Gedanken auf ihren Ex. Der Stress mit ihrem Vater hatte wenigstens ihn aus ihrem Denken herausgehalten. Ein kleiner positiver Nebeneffekt in der sonstigen Hölle.

„Ist etwas mit Benny?" In diesem Moment machte sie sich wirklich Sorgen. Victoria schien ihr zu allem im Stande zu sein.

Der Cafébesitzer verneinte.

„Es gibt einen anderen Grund, warum ich dich stören muss. Eine Frau war bei mir, sie hatte gemeint, du wolltest dich bei ihr melden? Es ging um ihren Sohn."

Anna erschrak. Scheiße! Das musste die Alte gewesen sein, von der sie auf der Straße angesprochen worden war. Krass. Sie hatte das völlig vergessen.

„Gut, Clemens. Danke. Ich werde mich bei ihr melden. Geht es dir sonst gut?"

Sie wechselten ein paar Sätze miteinander und Anna musste dem Kneipier versprechen, ihn besuchen zu kommen. Kein Problem für sie, Ralf hatte gerne Zeit mit ihr zusammen im Café verbracht und würde sich sicher darüber freuen. Auch auf die Gefahr hin, dass sie sich beide an Benny erinnert fühlten.

Anna blickte unschlüssig rüber zum Laufband. Eigentlich hätte sie noch zehn Minuten gehabt, bevor sie mit dem übrigen Training begann.

„Ach." Ätzte sie. „Scheiße, was soll´s."

Sie suchte nach dem Eintrag der Frau, stimmt ja, Madlen hieß sie. Mutter von Linus. Sie tippte kurz entschlossen auf das Display, da hörte sie auch schon die ihr bekannte Stimme.

„Meyerisch?"

„Hier ist Pelzig. Sie haben mich auf der Straße angesprochen, erinnern sie sich?"

Die Stimme der Frau wirkte erleichtert.

„Ja. Mein Gott, ja! Endlich melden sie sich. Ich hatte schon Angst gehabt, dass sie uns vergessen haben."

Anna fühlte sich einfach nur belastet in diesen Moment.

„Habe ich auch. Es tut mir leid, ich habe viel beruflichen Stress und eigene Sorgen."

„Bitte! Sie sagen mir jetzt nicht ab. Das können sie nicht machen. Mein Sohn braucht etwas, woran er sich festhalten kann. Wir machen uns Sorgen um ihn! Bitte! Ich habe Angst, dass er ..."

„Hören sie auf damit! Ich muss mir so etwas nicht anhören. Das kann für mich kein Grund sein."

Die Frau entschuldigte sich in einem devoten Ton. Wahrscheinlich spürte sie selbst in diesem Augenblick, dass sie zu weit gegangen war.

„Ich werde mit ihrem Sohn sprechen. Mehr aber nicht. Sollte sich etwas daraufhin ergeben, verständige ich sie. Auch wie viel es sie kosten wird. Ist das soweit klar?"

„Ja! Natürlich. Wie kann ich ihnen nur danken?"

Anna versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Vielleicht war es an der Zeit aufzuhören, an ein Schicksal zu glauben. Sonst ging es ihr bald so wie dem Jungen dieser Frau.

„Gibt es einen Ort, den sie regelmässig mit ihrem Sohn aufsuchen?"

„Ja. Wir gehen zurzeit jeden Tag, an dem das Wetter schön ist, zu einem See in unserer Nähe. Ich kann ihnen die Adresse gleich schicken."

Die Domina zeigte sich einverstanden. Viel versprach sie sich allerdings nicht von diesem Treffen.

„Gut. Ich werde versuchen, mir nächste Woche Zeit zu nehmen. Ich muss das kurzfristig möglich machen, ich habe keine Termine mehr frei."

„Danke. Das ist so lieb von ihnen."

„Noch habe ich nichts bei ihrem Sohn erreicht."

„Das werden sie. Ganz bestimmt. Ich fühle das."

Anna wurde jetzt richtig wütend.

„Hören sie auf, mich unter Druck zu setzen. Sonst können sie das Ganze gleich vergessen."

Die Frau entschuldigte sich überschwänglich, doch Anna reichte es und beendete das Gespräch. Sofort kamen zwei Nachrichten hinterher, in denen die Frau sie noch einmal um Verzeihung bat. Anna antwortete kurzangebunden, bestätigte ihr aber noch einmal die Absicht, Madlens Sohn treffen zu wollen. Es kam ja auch darauf nicht mehr an. Einfach in den Tag hinein leben, das Beste daraus machen und ihre Rolle für die Menschen akzeptieren lernen. Und da gab es halt kaum noch eine Anna. War eben so. Sie wollte sich doch nicht mehr daran stören. Wütend trat sie an den Sandsack, hob ihre Arme in die Deckung und trat mit ihrem Schienbein gegen den glatten schwarzweißen Stoff. Schläge folgten, weitere Tritte, dann ein heiserer Aufschrei. Tränen traten aus ihren Augen heraus, während sie das Sportgerät umklammert hielt. Warum konnte sie ihr Leben nicht einfach akzeptieren?

Sie ging zu Füßen des Sacks in die Hocke, legte sich auf die Matratze und streckte sich schließlich, auf ihrem Rücken liegend darauf aus. Ihr Gesicht blieb weiterhin auf das Ziel ihrer Schläge und Tritte gerichtet, dass immer noch über ihr leicht hin und her pendelte.

Bestand ihr Leben wirklich nur noch daraus, die Wünsche und Erwartungen anderer zu bedienen? Sollte es nur noch Verpflichtungen und Arbeit für sie geben? Wo lagen ihre eigenen Ziele? Was wollte sie denn für sich selbst noch erreichen? Es war doch nicht normal, dass bei einer 22 Jahre alten Frau es nur der Bruder war, denn sie behütet aufwachsen sehen wollte und es einen dicken Mann gab, welcher es mochte von ihr gequält zu werden und in denen sie sich gleichzeitig zu verlieben begann? Und wo ist Benny bei all dem abgeblieben? Wie konnte ein Mensch sich so schnell aus den eigenen Gedanken verabschieden, wenn man ihn doch einmal geliebt hatte? War der Schmerz ihm gegenüber vielleicht zu groß gewesen?

Wieder surrte das Handy. War das noch zu glauben? Widerwillig griff sie nach dem Gerät und richtete ihren Blick auf dessen Display. Gülen hatte geschrieben. Ihr gemeinsames Spiel mit Mehmet schien gut verlaufen zu sein. Sie waren beide damit zufrieden gewesen und hatten viel miteinander ausprobiert. DANKE! Schrieb die Freundin ihr noch.

Anna starrte auf den kleinen Bildschirm. Gab es vielleicht irgendjemanden dort oben, der sie fertig machen wollte? Was war los? Das ist nicht mehr normal. Solch ein Leben gab es einfach nicht. Alle gaben sich ihren bizarren Wünschen und Trieben hin und sie, die Quelle, blieb dabei durstig und drohte auszutrocknen?

Sie lachte, es lag nur keine Herzlichkeit oder Freude darin. Gleichzeitig liefen Tränen über ihr Gesicht. Sie würde mit der Zeit verrückt werden, wenn sie keine Lösung fand. Es durfte einfach nicht so weiter gehen.

Sie musste sich ein Privatleben suchen, unbedingt. Ein Ziel vielleicht? Eine zusätzliche Aufgabe? Wollte sie nicht wieder zu Jargo? Wie sah es damit aus? Der Reitstall war sehr weit entfernt und mehr als zwei Besuche im Monat für sie nicht zu realisieren. Trotzdem. Sie brauchte einen Rettungsanker. Selbst dann, wenn sie es schaffen sollte ihre Rolle und das damit verbundene Leben irgendwann für sich zu akzeptieren.