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Zwischen Lust und Liebe

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„Dann langweile ich mich eben in deiner Nähe und nicht allein", gebe ich Kontra.

„Wenn du es so haben willst, dann komm mit", lenkt er schließlich ein. „Raus aus den Federn!"

Ich beuge mich zu ihm hinüber und ziehe ihn im letzten Moment noch einmal zurück ins Bett, als er aufstehen will. Ich küsse ihn voller Leidenschaft.

„Jetzt kann der Tag beginnen", stelle ich klar.

Bob grinst, drückt mir noch einen schnellen Kuss auf die Lippen und schwingt sich auch schon aus dem Bett. Ich tue es ihm gleich, allerdings mit deutlich weniger Elan. Ich bin noch fix und fertig von gestern. Das wird mir erst bewusst, als ich aufstehe. Die Knie sind immer noch etwas wackelig. Der gestrige Abend war verdammt anstrengend.

Ich schleppe mich ins Bad. Beim Duschen erwachen die Lebensgeister dann doch. Bob beobachtet mich, während ich mir den Schaum vom Körper spüle. Ich genieße es eine ganze Weile, wie das Wasser meinen Körper herunterrinnt. Es kommt mir vor, als würde mich jemand liebkosen.

„Nicht trödeln!", ermahnt mich Bob.

Da er schelmisch grinst, ist mir klar, er neckt mich nur. Trotzdem drehe ich das Wasser ab und trockne mich ab. In Windeseile schminke ich mich, ziehe mich an und bin bereits wenig später fertig. Bob ist noch dabei, die Schuhe anzuziehen.

„Wer trödelt?"

Wir lachen beide. Es ist eine wunderbare Stimmung. Bob nimmt mich um die Taille und geht mit mir in den Frühstücksraum. Während ich uns alles Nötige vom Buffet hole, telefoniert er.

„Wir sind schon wie ein altes Ehepaar", necke ich ihn.

„Warum?", erkundigt er sich erstaunt.

„Ich weiß genau, was du zum Frühstück haben möchtest und bringe es zum Tisch während du am Handy hängst."

„Fühlt sich aber nicht schlecht an", kommentiert er. „Doch alt bist du ganz sicher nicht."

Wir grinsen beide und machen uns über das Essen her. Vor allem der Kaffee gibt mir den letzten Kick, um wieder voll da zu sein.

„Wir fliegen?", erkundige ich mich, als wir uns erheben.

„Die Maschine steht schon bereit."

---

Wir landen in London. An sich ist der Flug ähnlich verlaufen, wie der erste. Der einzige Unterschied besteht darin, dass uns heute ein Arbeitstag bevorsteht. Nun ja, Bob zumindest muss arbeiten. Meine Rolle besteht eigentlich nur darin, ihn zu begleiten. Natürlich hätte ich es mir im Hotel schön machen können. Bob hätte mir sogar seine Kreditkarte überlassen. Doch mir stand der Sinn nicht danach. Ich finde es einfach fair, ihn zu begleiten. Schließlich hat er für mich bezahlt. Außerdem hat er mir gestern einen wunderschönen Tag geschenkt. Allein das wären viele gute Gründe. Doch wenn ich ehrlich bin, gibt es nur einen ganz wichtigen Grund für meine Entscheidung, ihn nicht allein zu lassen.

Wir werden mit einer Limousine samt Chauffeur abgeholt. Der Fahrer schaut etwas überrascht, als er mich sieht, sagt aber kein Wort. Auf der Fahrt fällt mir auf, dass er uns immer wieder im Rückspiegel beobachtet. Ich lehne mich bewusst gegen Bobs Schulter und versuche zu kuscheln.

„Willst du nicht lieber shoppen gehen? Die Verhandlungen dürften extrem langwierig werden. Die dauern sicher ewig", erkundigt er sich.

„Ich möchte an deiner Seite belieben", stelle ich klar.

Bob beugt sich zu mir und küsst mich voller Leidenschaft. Der Fahrer schaut dermaßen fasziniert in den Spiegel, dass es, wegen seiner Unachtsamkeit, beinahe zu einem Unfall kommt. Da Bob darauf mit einem verschmitzten Grinsen reagiert, nehme ich an, dass auch ihm die Situation aufgefallen ist und gefällt.

Als wir vor einem riesigen Bürogebäude anhalten und aussteigen, wird mir erst bewusst, welche Dimension Bobs Unternehmen haben muss. Anhand der Bauweise und der Aufschrift ist mir sofort klar, dass alles zusammengehört. „Green Group" prangt in großen Lettern über dem Eingang. Durch die riesige Glasfront ist ein Schalter zu erkennen, an dem etwa fünf Frauen in einer schicken Uniform die zahlreichen Wartenden betreuen.

„Guten Morgen, Herr Green", grüßt der Portier am Eingang. „Guten Morgen Miss."

„Guten Morgen", antworten wir beide.

Bob geht voraus und an einer Art Sperrgitter vorbei in Richtung Aufzüge. Während der Sicherheitsmann ihn grüßt und vorbeilässt, stellt er sich mir in den Weg.

„Miss, Sie müssen sich vorher am Empfang anmelden", informiert er mich höflich aber bestimmt.

„Sie ist mit mir", bellt Bob, der mitbekommen hat, dass es Probleme gibt.

„Oh, Verzeihung!", meint der Mann und wird leicht rot.

„Kein Problem, Sie machen doch nur ihren Job", antworte ich höflich. „Guten Tag noch."

„Guten Tag", wünscht er auch mir.

Ich hole Bob an den Aufzügen ein, als gerade die Türen bei einem zur Seite gleiten. Wir steigen ein und er gibt einen Code in das Tastenfeld ein. Offenbar ist die Chefetage nur für Berechtigte erreichbar.

„Wir müssen dir einen Besucherausweise besorgen", brummt er. „Das soll meine Sekretärin machen."

Ich trete vor ihn, stelle mich auf die Zehenspitzen und küsse ihn. Bob schaut mich überrascht an.

„Sei entspannt. Die reißen dir nicht den Kopf ab", versuche ich ihn zu beruhigen.

„Kopf abreißen? Wenn dann passiert es umgekehrt", brummt er.

Ich lege meine Hände auf seine Wangen und halte seinen Kopf fest. Überrascht blickt er mich an.

„Hol einfach tief Luft", sage ich.

„Entschuldige. Ich hasse diese Art von Verhandlungen."

„Ich bin bei dir", beruhige ich ihn weiter. „Worum geht es?"

„Willst du die Verhandlungen führen?"

„Ich möchte nur wissen, worum es geht. Erklär´ s mir!"

„Gehen wir in mein Büro", meint er.

In dem Moment öffnen sich die Türen des Fahrstuhls. Bob nimmt mich bei der Hand und geht los. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Für Außenstehende sieht es vermutlich so aus, als hätte ich etwas ausgefressen und er würde mich hinter sich herziehen. Als er durch eine Tür in ein Vorzimmer stürmt, springen zwei Damen auf und starren uns an. Ich bin mir sicher, dass sie so etwas noch nie gesehen haben.

„Besorgen Sie Frau Iris Groß einen Besucherausweis", weist er die beiden an.

„Mit welchen Befugnissen?", erkundigt sich eine der beiden zaghaft.

„Alle", brummt Bob.

„Wie alle?", will die Frau wissen.

„Alle heißt alle."

Ich bin überrascht, dass der sonst so souveräne Bob plötzlich so fahrig und unsicher ist. Es liegt vermutlich an den bevorstehenden Verhandlungen. Bob stürmt weiter durch eine zweite Tür, schließt diese und schaut sich kurz um. Er blickt zum Schreibtisch, wendet sich dann aber einer Sitzecke zu und führt mich dorthin. Etwas geistesabwesend weist er mir einen Platz zu.

„Die Frau kann doch nichts dafür", tadle ich ihn.

„Scheiße, Iris. Ich will nicht verhandeln."

„Wo ist denn das Problem?"

„Ich bin in Urlaub und nicht vorbereitet. Das kann ich nicht leiden."

„Nun ja, jetzt sind wir schon einmal da. Also können wir die Gewerkschaften auch treffen. Worum geht es?"

„Ich muss im Rahmen einer Umstrukturierung etwa 200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen entlassen."

„Wow, das sind ganz schön viele."

„Die meisten könnten etwa zwei Monate später bei einem neuen Unternehmen, das ich gründen werde, wieder eingestellt werden", erklärt er.

„Wo liegt dann das Problem?"

„Ich will die zwei Monate nicht bezahlen."

„Braucht es eine Umschulung?"

„Ja, vermutlich schon."

„Was heißt, die meisten?"

„Vier Männer will ich nicht mehr übernehmen."

„Bei ihnen wäre es die Gelegenheit, sie zu entlassen?"

„Genau!"

In dem Moment klopft es an der Tür. Bob schaut mich unsicher an.

„Herein!", sagt er.

Die Tür geht auf und eine der Vorzimmerdamen kommt herein. Sie wird aber von fünf Männern überrumpelt und in den Raum geschoben.

„Wir wären jetzt da", sagt einer der Männer.

„Das sehen wir", antworte ich keck.

Mich ärgert, dass sich die Gruppe nicht an Gepflogenheiten und Benimmregeln halten. Die arme Frau so zu überfahren, ist nicht fair. Sie könnte Schwierigkeiten bekommen, so wie Bob im Moment drauf ist. Vermutlich aus Sorge darüber schaut sei verdammt sauer drein. Nach diesem Auftritt kann ich auch Bob besser verstehen, warum ihm dieses Gespräch dermaßen auf dem Magen liegt. Er ist dieses burschikose Benehmen nicht gewohnt. Ich würde sogar sagen, dass es ihm zuwider ist. Er schaut mich auch überrascht an, sagt aber nichts.

Ich stehe auf und Bob folgt meinem Beispiel. Die fünf Männer kommen auf uns zu und mustern mich von oben bis unten.

„Wer ist dieser heiße Feger?", will der Typ von vorhin wissen.

Er scheint der Rädelsführer der Gruppe zu sein. Bob streckt sich etwas. Trotzdem wirkt er unentschlossen.

„Frau Groß ist eine Freundin und ich würde Sie bitten, Ihr den nötigen Respekt entgegen zu bringen", meint er.

„Hat sie eine Funktion? Ist sie Anwältin?", will der Mann wissen.

„Ich bin nur Zuschauerin", winke ich ab. „Setzen wir uns doch."

Ich übernehme die Initiative, da Bob sich sichtlich unwohl in seiner Haut fühlt und mich hilfesuchend anschaut. Die Vorzimmerdame macht drei schnelle Schritte auf mich zu und reicht mir einen Besucherausweis. Inzwischen setzen sich die fünf Gewerkschaftsvertreter, wie von mir mit einer Handbewegung angedeutet, an den großen Besprechungstisch. Auf einen auffordernden Blick von mir hin, setzt sich Bob neben mir auf der anderen Seite des Tisches auf einen Stuhl. Damit sitzen wir uns gegenüber. Auf der einen Seite die fünf Gewerkschaftsvertreter, auf der anderen Seite Bob und ich.

„Wir können Ihre Entscheidung nicht hinnehmen!", stellt der Mann klar.

„Welche Entscheidung?", will Bob wissen.

„200 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu entlassen."

„Aber Herr Green schafft doch in einem anderen Unternehmen wieder neue Arbeitsplätze", halte ich dagegen. Mich ärgert, dass er dieses Detail nicht erwähnt.

„Zwei Monate später", wirft der Mann ein. „Und dann auch nicht für alle."

„Über Details wird man sicher noch reden können", werfe ich ein.

„Wir müssen nicht reden", bleibt der Mann stur.

„Müssen Sie nicht?", frage ich. „Das sind völlig neue Verhandlungsmethoden."

„Wir verhandeln nicht, wir streiken!", kontert er.

„Soweit ich das überblicke, muss Herr Green schon gar nicht mit Ihnen reden", gebe ich ihm Kontra.

„Wie meinen Sie das?"

Er wird zum ersten Mal unsicher. Seine Stimme ist nicht mehr so fest und sein Blick scheint mich zu durchbohren. Seine Atmung beschleunigt sich und zeigt mir, dass er nervös wird. Ich hingegen bin völlig ruhig.

„Herr Green muss das Unternehmen umstrukturieren. In einer solchen Situation hat er jedes Recht der Welt, Arbeitskräfte, die nicht mehr gebraucht werden, zu entlassen", erkläre ich. „Er möchte aber einen neuen Geschäftszweig eröffnen und könnte dort Arbeitsplätze schaffen. Ich kann mir vorstellen, dass er nicht ungern auf bewährte Mitarbeiter setzt. Aber wenn Sie ihm blöd kommen, dann lagern wir die neue Produktion nach Rumänien aus. Dort ist man froh, um jeden Posten."

Der Mann schaut mich aus großen Augen an. Auch Bob ist überrascht. Ich habe mit Rumänien geblafft. Scheine aber bei den Gewerkschaften ins Schwarze getroffen haben. Ihrer Reaktion nach hatten sie ähnliche Befürchtungen. Bob dagegen beugt sich zu mir her.

„Mach weiter so", flüstert er mir ins Ohr.

„Bin ich nicht vorlaut?", erkundige ich mich.

„Ganz und gar nicht. Du bist super!"

Bisher habe ich mir den Schlagabtausch mit dem Mann geliefert, weil ich ihm einfach meine Meinung sagen wollte. Außerdem mag ich seine Art und Weise, diese Verhandlungen zu führen, ganz und gar nicht. Dass ich von Bob die Zustimmung erhalte, mich weiter einzumischen, überrascht mich. Ich hatte Sorge, ich wäre zu weit gegangen und er könnte es mir übelnehmen.

„Wer sind Sie, dass Sie so mit mir reden", meint der Gewerkschaftsvertreter.

„Ich bin eine Freundin von Herrn Green, wie er Ihnen bereits gesagt hat. Allerdings habe ich keine Ahnung, wer und was Sie sind. Sie hatten nicht einmal den Anstand, sich vorzustellen."

„Ich bin der Vorsitzende der Gewerkschaftsvertretung und heiße Bond", sagt er nach kurzem Nachdenken.

„James Bond?", frage ich.

„Nein, Marc Bond", antwortet er.

„Sie sind also nicht im Auftrag der Queen hier", sage ich schmunzelnd. Dann werde ich wieder ernst. „Ich verstehe nicht, warum Sie nicht versuchen, ein konstruktives Gespräch zu führen."

„Mit uns hat auch niemand gesprochen. Herr Green hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt."

„Du meine Güte, die Herren spielen also beleidigte Leberwurst", werfe ich ihm geradewegs an den Kopf.

„So kann man das nicht sagen!", protestiert er.

„Kann man nicht?"

„Nicht direkt."

„Andere Gewerkschaftsvertreter wären froh, würden sie ein derart ausformuliertes Angebot auf den Tisch gelegt bekommen", halte ich ihm dagegen. „Sie kennen nun die Alternativen. Reden wir oder nicht?"

Erneut schaut er mich verblüfft an. Er weiß nicht, was er von mir halten soll. Das sehe ich an seinen Augen, die unruhig zwischen mir, Bob und seinen Begleitern hin und her huschen. Er hat keine Ahnung, wie er mich einschätzen soll. Ich bin ihm völlig fremd, ein junges Mädchen und doch ein harter Verhandlungspartner. So hat er sich das Gespräch mit Sicherheit nicht vorgestellt und das wirft ihn etwas aus der Bahn. Auch wenn ich zufrieden bin, wie das Gespräch bisher verlaufen ist, habe ich dennoch ein flaues Gefühl im Magen. Ich bin doch nur eine Medizinstudentin. Wie komme ich überhaupt dazu, um 200 Arbeitsplätze zu verhandeln. Doch Bob scheint zufrieden zu sein. Das sagt mir sein anerkennender Blick.

„Also! Reden oder nicht?", wiederhole ich.

Als ich erneut längere Zeit keine Antwort bekomme, stehe ich auf und gehe zur Tür. Sechs Augenpaare folgen mir. In den Augen der Gewerkschafter macht sich allmählich Panik breit.

„Nein, nicht gehen. Wir können doch reden", ruft mir Bond nach.

„Das freut mich", antworte ich zufrieden. „Dann sollten wir uns auf Verhandlungen einstellen."

Ich muss zufrieden grinsen. Meine Rechnung ist aufgegangen. Ich gehe aber trotzdem weiter zur Tür und öffne sie. Die beiden Vorzimmerdamen springen sofort auf und schauen mich gespannt an.

„Bringen Sie uns bitte Wasser und, wenn die Herren wünschen, auch Kaffee", sage ich. „Von mir aus auch Knabberzeug oder Kekse. Keine Ahnung, was man zu solchen Anlässen auf den Tisch stellt."

Ich lasse die Tür offen und gehe zurück in Bobs Büro. Ich setze mich hin und warte, bis eine der Sekretärinnen das Wasser auf den Tisch stellt und die Wünsche bezüglich Kaffee aufgenommen hat.

„Nun, Herr Bond, was sagen Sie zum Angebot?", ergreife ich sofort wieder die Initiative.

„Wir können nicht akzeptieren, dass zwei Monate kein Lohn bezahlt wird."

„Das ist ein vernünftiges Argument", sage ich, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. „Wäre es für sie akzeptabel, wenn ein Monat ohne Lohn ist, außer der betreffende Mitarbeiter hat noch Überstunden oder Urlaube abzubauen? Dafür werden die Mitarbeiter beim neuen Unternehmen, um einen Monat früher, als bisher geplant, eingestellt und absolvieren Weiterbildung."

Der Gewerkschaftsvertreter schaut mich nachdenklich an. Bob dagegen bekommt große Augen.

„Wäre das machbar?", frage ich auch ihn.

Ich sehe, wie es in seinem Hirn arbeitet. Offenbar hat er über diese Möglichkeit noch gar nicht nachgedacht.

„Eigentlich sollte die Einarbeitung im laufenden Arbeitsprozess erfolgen. Das müsste machbar sein", meint er nachdenklich.

„Machbar ist es sicher. Ist es aber auch ideal? Ich kann mir vorstellen, dass die Produktion viel besser anläuft, wenn die Einlernphase abgeschlossen ist."

„Es wäre eine Lösung", lenkt er ein.

Ich schaue Bond erwartungsvoll an. Er blickt nach seinen Begleitern, die zustimmend nicken. Sie habe ich bereits auf meiner Seite.

„Einige werden auf einen Monatslohn verzichten müssen", gibt er zu bedenken.

„Wer keine Überstunden und keinen Urlaub mehr hat", werfe ich ein.

„Du bist echt hart im Verhandeln", meint er anerkennend.

Er ist offenbar zum Du übergegangen. Während Bob dies mit einem tadelnden Blick zur Kenntnis nimmt und schon etwas sagen will, werte ich es als Beweis, dass er mich akzeptiert hat. Deshalb komme ich Bob zuvor.

„Ich habe die besseren Argumente", halte ich dagegen.

„Hast du auch den Boss hinter dir?"

„Ich will aber nicht alle Arbeiter übernehmen", wirft Bob ein. „Der Rest geht mir gut."

„Es müssen alle übernommen werden1", hält Marc dagegen.

„Alle nicht!", bleibt Bob stur.

„Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen!"

Die beiden sind ganz auf sich konzentriert. Ihre Blicke fixieren den anderen. Die Spannung ist beinahe körperlich spürbar.

„Von wie vielen Personen sprechen wir?", frage ich.

„Von vier", antwortet Bob.

„Vier von 200?", frage ich überrascht. „Daran wird es nun hoffentlich nicht scheitern."

In dem Moment kommt die Vorzimmerdame mit dem Kaffee. Sie schaut sich neugierig um und verschwindet wieder.

„Keiner wird entlassen!", beharrt Bond.

„Die vier will ich nicht!", antwortet Bob störrisch.

„Warum nicht?", werfe ich ein.

„Sie sind faul!", erklärt Bob.

„Niemand ist faul!", meldet sich der Gewerkschaftsvertreter.

„Doch!"

„Nein!"

„Meine Herren", werfe ich mich dazwischen. „Wir reden über vier Personen. Es sind nicht Hundert. Also können wir über jeden einzelnen von ihnen sprechen. Kann sein, dass Herr Green beim einen oder beim andren einen falschen Eindruck gewonnen hat."

„Ich will Ben, Mike, Clemens und Boris nicht mehr in meinem Betrieb haben", nennt Bob Namen.

„Bei Ben und Clemens kann ich Sie verstehen", mischt sich einer der Begleiter ein. „Bei den anderen beiden kann ich Ihnen nicht beipflichten."

„Sehen Sie, meine Herren, man kennt sich", resümiere ich.

„Clemens hat in den letzten Monaten viel zu oft gefehlt", erklärt Bob.

„Er hat gesundheitliche Probleme", wirft der Gewerkschaftsvertreter ein.

Langsam wird mir klar. Bond ist der oberste Chef der Gewerkschaft, während seine Begleiter der Betriebsrat sind. Damit kennen sie die Kollegen besser.

„Das ist ein Argument", stelle ich fest.

„Ok, da können wir noch reden", lenkt auch Bob ein. „Aber Boris ist unkonzentriert. Das ist indiskutabel."

„Er hat erst vor drei Monaten seine Frau verloren und muss sich allein um zwei Kinder kümmern", wirft der Gewerkschaftsvertreter ein.

„Den Mann sollte man entlasten und nicht feuern", werfe ich ein.

„Er hat es nicht leicht", bestätigt ein weiterer Begleiter. „Boris ist in meiner Abteilung."

„Clemens und Boris können bleiben?", frage ich Bob.

„Gut, ich bin kein Unmensch."

„Bond, wäre es möglich, dass die Kollegen Boris unterstützen, indem sie, zumindest für einige Zeit, einen Teil seiner Arbeitsstunden übernehmen? Sagen wir zehn pro Woche?"

„Rechtlich wäre das machbar", antwortet er, schaut dabei aber zu seiner Begleitung.

„Das ist eine gute Idee. Das machen die Kollegen bestimmt", antwortet einer von ihnen.

„Ich kann mir vorstellen, der Mann müsste zur Ruhe kommen. Dazu wären zwei Wochen Urlaub super", denke ich laut nach.

„Das kann er sich unmöglich leisten. Die Krankheit seiner Frau hat ihn auch finanziell schwer belastet", informiert einer der Betriebsvertreter.

„Warum schaust du jetzt mich dabei an?", will Bob wissen, weil ich mich ihm zugewandt habe.

„Weil ihm das Unternehmen diesen Urlaub bezahlen könnte?"

„Warum sollte ich?"

„Weil du ein guter Mensch bist?", stelle ich erneut eine Gegenfrage. „Nein, mal ehrlich. Wenn Boris ein guter Mitarbeiter ist, solltest du ihm helfen, diese schwere Zeit zu übertauchen. Nur, wenn Ihr ihm helft, sich zu fangen und mit der Situation fertig zu werden, wird er wieder voll arbeiten können. Das kommt dem Betrieb und der Familie zugute."

„Boris ist verdammt gut", bestätigt der Betriebsvertreter.

„Du zahlst den Urlaub und Ihr helft ihm mit den Arbeitsstunden. Das würde ihm sicher helfen, wieder auf die Beine zu kommen", ziehe ich Resümee.

„An uns soll es nicht scheitern", antwortet Bond.

„Ich will auch nicht so sein", pflichtet auch Bob mir zu. „Du suchst aus, wo er hinfahren soll."

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