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Die Wahrheit siegt immer

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Das Taxi hielt vor dem Hotel. Lange brauchten sie, bis sie sich dann von einander lösen konnten. Sie winkten sich zu, bis sie sich aus den Augen verloren. Sie hatte ihm gesagt, dass sie gleich zum Flughafen weiterfuhr. Weinend bat sie den Taxifahrer „Bringen sie mich bitte nicht zum Flughafen, bitte fahren sie zum Bahnhof ...!"

Das Taxi hielt vor dem Haupteingang. Sophia, die sie jetzt wieder war, zahlte und gab ihm ein sehr hohes Trinkgeld. Sie bat ihn „Würden sie mir den Koffer zum Zug bringen? Ich glaube, mein Beine tragen mich nicht mehr richtig ...!" Er sah, dass sie überall zitterte und immer noch schluchzte. Sie hakte sich bei ihm unter und er zog ihren Koffer. Als sie am richtigen Gleis angelangt waren, setzte sie sich auf eine Bank und der Taxifahrer ging zu seinem Wagen zurück. Sie musste noch warten. Es war der von ihr schon zu Hause geplante und gebuchte Zug. Erst in einer Stunde wurde er bereitgestellt.

Sophia hatte jetzt viel Zeit zum Nachdenken. Immer wieder dachte sie an die so schönen Stunden. Sofort meldete sich aber immer gleichzeitig ihr schlechtes Gewissen „Mein Gott, Sophia, was hast du nur gemacht? Du hast ihn belogen und betrogen. Du hast ihn so ausgenutzt, nur ausgenutzt. Alles war nur gelogen. Nie kann er mich erreichen und nie kann er mich wiedersehen -- und ich ihn auch nicht. Was er sich wohl denkt, wenn er herausbekommt, dass alles falsch ist? Gott, der arme Junge. Dabei liebe ich ihn doch so sehr. Am liebsten würde ich sofort umkehren. Vor dem Bahnhof in ein Taxi, zu ihm und alles gestehen. Ich weiß nicht, ob ich das auf Dauer so aushalte? Ich muss es aushalten, auch wenn es so grausam ist ...! Wenn ich nicht schwanger bin, kann ich ja ...!"

Als Felix zu Hause war, setzte er sich sofort hin und schrieb ihr alle seine lieben und zärtlichen Gedanken. Als er den Brief schließlich in den Briefkasten geworfen hatte, fühlte er sich etwas besser. Er dachte „Dann bekommt sie ihn sicher bald, wenn sie wieder zu Hause ist ...!"

Als der Brief nach Wochen als unzustellbar mit dem Vermerk, dass es eine solche Straße in Melbourne nicht gab, zurück kam, war er fassungslos „Das kann nicht sein. Doris hat mir doch genau diese Anschrift aufgeschrieben. Am Nachmittag muss ich sowieso in die Bibliothek. Da schaue ich im Vorbeigehen einfach bei ihrem Hotel rein. Die wissen die richtige Anschrift ganz bestimmt ...!" Er tat es sofort. Das Warten bis zum Nachmittag hielt er nicht aus. Als er im Hotel die gleiche Anschrift genannt bekam, verstand er gar nichts mehr. Er warf sogar selbst einen Blick auf ihre Anmeldung.

Stutzig wurde er etwas, als der Portier meinte „Sie hatte leider keinen Ausweis dabei. Sie sagte uns, dass ihr im Zug von Stuttgart nach Hamburg die Handtasche gestohlen worden wäre. Und ihren Pass, sagte sie, hätte sie zu Hause vergessen.

Egal, wo er nachfragte, alle Auskünfte endeten im Leeren. Langsam ahnte er, dass sie ihn tatsächlich rundherum belogen, ihm in Allem ein richtiges Lügengebäude serviert hatte. Er konnte sich nur keinen Reim darauf machen. Nichts passte zusammen. Alles deutete darauf hin, dass sie alles schon vorher so geplant hatte. Immer wieder fragte er sich „Warum nur, warum ...!" Er fand keine Antwort.

Es dauerte ein paar Tage, bis er sein Gleichgewicht wieder etwas gefunden hatte. Er durfte sich allerdings nicht in heftigen Gefühlsduseleien verlieren. Alle seine Gedanken musste er auf die Promotion verwenden und diese zum Abschluss bringen. Es gelang ihm immer wieder trotz der schlechten Nachrichten, die ihn zu seinen Nachfragen erreichten, so recht und schlecht und er schaffte sogar ein ‚summa cum laude', also mit höchstem Lob. Für eine Anstellung standen ihm damit Tür und Tor offen. Sein Ziel war die Pathologie. Darauf konzentrierte er sich.

14.

Freud und Leid sind für sie nahe beieinander

Ihr eigentlicher Wunsch, ihr Ziel, die Sehnsucht nach einem Kind, war schon die ganzen Tage her für Sophia etwas in den Hintergrund getreten. Sie wollte ihm -- wie gesagt -- nicht mehr nur seinen Samen stehlen. Sie wollte ihn spüren und ihn lieben, weil auch sie ihm hoffnungslos und total verfallen war. Die Zugfahrt war für Sophia ein Fiasko. Immer wieder übermannten sie die Tränen und sie begann zu schluchzen. Erst als sie schließlich zu Hause und alleine in ihrer Wohnung war, beruhigte sie sich etwas. Sie bekam aber diesen ‚verdammten geliebten Kerl', wie sie ihn in Gedanken nannte, nicht aus dem Kopf. Das blieb auch so an den folgenden Tagen.

Schon an den folgenden Tag überlagerte die Hoffnung auf ein Kind von ihm alle traurigen Gedanken. Sie hatte Angst davor, den Test zu machen. Es dauerte Stunden, bis sie es schließlich doch machte. Lange hielt sie auf der Toilette ihre Augen geschlossen, bis sie sich dann den Teststreifen ansah. Und in dieser Sekunde fiel alles, was sie so sehr bedrückt hatte, von ihr ab. Sie konnte nur noch Eines denken, als sie sich ganz aufgeregt auf die Couch setzte und schon wieder heulte, diesmal aber Freudentränen „Mein Gott, mein Gott, ich krieg ein Kind von ihm, ich bin schwanger, in mir ist sein Kind! Ich hab ihn ja hier, hier unter meinem Herzen, meinen Liebling, meinen geliebten Felix ...!"

Die Zeit verging wie im Fluge. Sophia gebar Zwillinge, ein Junge und ein Mädchen. Als sie es während der Schwangerschaft erfuhr, wäre sie beinahe zusammengebrochen, so sehr freute sie das. Sie war glücklich, unvorstellbar glücklich. Und doch war sie oft auch sehr unglücklich und hatte große Sehnsucht nach Felix, den sie nicht vergessen konnte. Nach der Geburt ihrer Kinder mussten ihr ihre Eltern das Laptop in die Klinik bringen. Jetzt wollte sie sich stundenlang die Bilder, die sie von ihm gemacht hatte, ansehen und alles nachlesen, was sie sich über ihre Tage mit ihm notiert hatte. Mehrfach hatte sie schon in den neun Monaten davor danach gegriffen, aber immer wieder den Tränen nahe den PC zur Seite gelegt. Tausend Mal hatte sie überlegt, was er wohl dazu sagen würde, ob sie es ihm nicht sagen, ihm Fotos seiner Kinder schicken musste, zumindest mit einem anonymen Brief.

Sie ließ es bleiben. Schon bald nach der Geburt ihrer Kinder war sie wieder ganz die Alte. Während sie sich wieder engagiert um ihren Beruf kümmerte, versorgte ein Kindermädchen und ihre Mutter die Kinder. Es gelang ihr recht gut, den anstrengenden Job und ihre Mutterrolle unter einen Hut zu bringen.

Die Jahre vergingen. Die Kinder wurden ein, zwei Jahre. Sie wurden vier und sie waren schließlich fünf Jahre. Sophia hatte auf Wunsch der Universität für einen Pathologenkongress in Westdeutschland einen der Hauptvorträge übernommen und sie reiste dort hin. Schließlich war sie eine der namhaftesten Fachärztinnen und eine in Fachkreisen sehr bekannte und geschätzte Wissenschaftlerin. Es passte ihr überhaupt nicht. Ihre Kinder hatten am gleichen Tag ihren fünften Geburtstag und da wäre sie gerne bei ihnen gewesen. Da sie schon früh am Morgen das Haus verlassen und zum Zug musste, versprach sie ihnen, dass sie die Mutter gleich nach dem Vortrag am Nachmittag anrufen und ihnen den Hörer geben konnte. Sie sagte ihnen die Uhrzeit, ab der sie dann auf ihrem Zimmer erreichbar war, weil Anrufe von Außen nicht so teuer waren. Alles lief wie gewohnt. Mit dem Taxi zum Hotel, das Zimmer, frisch machen und so weiter. Gleich nach dem Mittagessen war im Anschluss an die Begrüßung und Einführung ihr Vortrag. Der Vortragssaal war im gleichen Hotel und sie machte sich, wie auch sonst immer, in sehr schicker Kleidung auf den Weg.

15.

Die Vergangenheit holt sie ein

Sie war bestens aufgelegt, hatte sich sogar noch zwei Stunden auf ihren Vortrag vorbereitet und war bestens präpariert. Das Hotel kannte sie schon von früheren Tagungen her. In der Hotelhalle, die sie auf dem Weg zum Vortragssaal durchqueren musste, traf sie zahlreiche bekannte Gesichter. Man freute sich über das Wiedersehen, begrüßte sich und scherzte. Als sie so in einem Kreis mit anderen Kollegen gerade beisammen stand, gesellten sich plötzlich von der Seite zwei weitere Personen zu dem Kreis.

Einen davon hatte sie von einem unendlich schönen Hamburgbesuch in allerbester Erinnerung. Sie erkannte ihn sofort. Es war ihr Felix. Mitten im Satz, den sie gerade lachend zu den Kollegen sagte, brach sie ab, drehte sich um und floh in Richtung Toiletten. Panisch dachte sie nur noch „Felix ... mein Gott ... Felix ... was macht er hier ...? Er darf mich nicht sehen ... ich muss weg ... ich muss weg ... weg ... weg ... mein Gott ... hier holt mich die Vergangenheit ein ...!" Felix hatte das gar nicht mit bekommen. Während er sich zu der Runde gesellte, hatte er sich gerade noch mit einem Kollegen unterhalten.

Sophia hatte einen regelrechten Schock erlebt. Panisch war sie einfach nur weggelaufen. Sie wusste nicht einmal, warum sie es genau tat. Es zitterten ihr die Beine. Gerade noch rechtzeitig kam sie zur Toilette und konnte sich hinsetzen. Ein paar Meter weiter noch und sie wäre zusammengebrochen. Die Angst stand ihr im Gesicht geschrieben. Unentwegt dachte sie „Felix ... Felix ... warum ist er hier ... warum ... das sind doch alles nur Kollegen. Sicher ist er auch einer ...?" Es dauerte etwas, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Sie schnappte sich ihre Vortragsunterlagen, stand jetzt vor dem Spiegel und schaute sich mit erhobenem Kopf an. Jetzt war sie wieder ganz die Alte „Egal ... was auf mich zukommt ... ich werde es durchstehen ... ich muss es durchstehen ...!"

Mit schnellem Schritt betrat sie gerade rechtzeitig zum Zeitpunkt ihres Vortragsbeginnes den nicht sehr großen Saal, schritt zum Podium und begann. Die vorherige Begrüßung und Einführung hatte der Tagungsleiter schon erledigt, während sie wie besinnungslos auf der Toilette saß und mühsam ihre Fassung wieder gewann. Sie schaute stur auf die Eingangstüre und vermied es die Anwesenden anzusehen. Diese Konsequenz hielt sie aber nur ein paar Minuten durch. Dann streifte ihr Blick immer wieder die Sitzreihen. Sie suchte nach Felix. Er war ihr sogar ziemlich nahe und saß in der zweiten Reihe.

Auch ihn traf der Anblick der auf das Podium zuschreitenden Doris wie ein Blitzschlag. Es war seine Doris, die jetzt hier der Ordnung halber nur noch Sophia genannt ist. So wie sie aussah, wie sie schritt und sich bewegte, machte das nur die Frau, mit der er so unendlich schöne Tage vor Jahren erlebt hatte. Als sie zum Reden anfing, war absolut alles klar. Es war auch ihre Stimme und ihr unverwechselbares Gesicht, das er die Sekunden, als sie zum Podium ging, nur im Profil gesehen hatte. Er war fassungslos und ließ sie keine Sekunde aus den Augen. Die ersten Minuten spürten alle Zuhörer, dass mit ihrer Kollegin, die sie ja, bis auf Felix und ein paar neuen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft, hier nicht zum ersten Mal sahen, etwas nicht in Ordnung war. Ständig verhaspelte sie sich, stotterte, wirkte hypernervös und mehrere Male musste sie, die ansonsten die personifizierte Selbstsicherheit war, sogar ihre Angaben korrigieren.

Sekundenlang trafen sich ihre Blicke und hakten sich in einander fest. Beider Herzen schlugen zum Bersten schnell. Beide hatten sehr ähnliche Gedanken. Sie, er ist unverändert. Ich liebe diesen Menschen mehr als je zuvor. Krampfhaft versuchte sie ihre Gedanken zu ordnen und sich auf den Vortrag zu konzentrieren. Es gelang ihr erst als sie nach ein paar Sekunden auf Felix Mund ein Lächeln sah, und er ihr mit der Hand dezent zuwinkte. Sie winkte zaghaft zurück und versuchte auch zu lächeln. Beide hatten sie sofort registriert „Kein Ring an der rechten Hand ...!" Beinahe heulte sie dabei laut los, so sehr freute sie das. Sie überbrückte die Rührung mit einem Griff zum Wasserglas.

Jetzt endlich war sie wirklich wieder die Alte und legte einen Vortrag hin, der sich gewaschen hatte. Wie gebannt hörten sie ihr alle zu. Immer wieder blieben ihre Augen in Felix Augen für Sekunden hängen. Jetzt verspürte sie nur noch wieder diese unendliche Sehnsucht und Liebe zu diesem Mann, die sie nie ganz losgelassen hatte. In ihrem Geldbeutel hatte sie Fotos von ihren Kindern und von ihm. Wenn sie sie betrachtete, kam unweigerlich immer gleich Wehmut und Sehnsucht auf. Das war nach fünf Jahren genau so, wie nach dem Abschied. Sie konnte diesen Mann nicht vergessen. Jeden Tag sah sie ihn in den Gesichtern der Kinder. Jeden Tag waren die Erinnerungen an diesen Mann ihr präsent geblieben.

Als sie mit ihrem Vortrag zu Ende war, wurde sie heftig beklatscht. Für die anschließende Diskussion meldete sich als erster Felix. Sofort nach dem Beifall war sein Arm nach oben geschossen. Ihn ritt jetzt der Teufel. Sophia blieb vor Schreck das Herz stehen. Er stand auf und fragte „Liebe Frau Professor, halten sie es für denkbar, dass eine kurzzeitige, sehr heftige Liebe, die ich mit einer unbeschreibbaren Intensität mit der wunderbarsten Frau dieser Welt erlebt, und nie vergessen habe, auch bei ihnen ein paar Spuren hinterlassen hat ...?" Er lächelte dabei. Sophia war nicht fähig ihm darauf zu antworten. Schluchzend sagte sie „Ja ... Felix ... ja ... diese Tage haben auch bei mir sehr tiefe Spuren hinterlassen ... die ich auch nach fünf Jahren jeden Tag vielfach vor mir habe ... und niemals vergessen kann ... ich liebe dich noch immer ... so sehr ...!" Sie heulte lauthals. Den Kollegen, denen man bei Felix Frage ihr Unverständnis regelrecht ansah, ahnten jetzt langsam, was sich hier abspielte. Das war eine Angelegenheit nur zwischen diesen beiden. Offensichtlich waren sie sich nach längerer Zeit hier im Hotel zum ersten Mal wieder begegnet. Es schien, als ob sie ein kleines Problem mit einander hatten, warum sonst fragte er und antwortete sie so.

16.

Ihre Beine tragen sie nicht mehr

Sophia konnte nicht mehr. Sie musste weg von diesem Podium. Schluchzend raffte sie ihre Vortragsunterlagen zusammen, entschuldigte sich und lief zum Ausgang. Felix, der immer noch stand, lief ihr schnell hinterher. In der Hotelhalle hatte sie sich auf eines der Sofas gesetzt. Weiter hatten sie ihre Beine nicht mehr getragen. Sie weinte immer noch und versuchte ihre Tränen abzuwischen. Mit einem leisen „Hallo Doris ...!" setzte er sich zu ihr. Flüsternd begrüßte sie ihn mit ihrer tränenerstickten Stimme „Hallo Felix ...!" Sie konnte ihn nicht ansehen. Sie schämte sich unsäglich. Die ganzen Dimension ihres schlechten Gewissens und all das, was sie immer wieder tun wollte, aber doch nicht getan hatte, überfielen sie jetzt. Sie ahnte es ja immer, das irgendwann doch ihr ganzes Lügengebäude zusammenbrach. Jetzt war es geschehen.

Bisher hatte sie allerdings immer nur Angst vor sich selbst gehabt, dass sie in einer schwachen Minute schließlich doch zum Telefonhörer griff und ihm alles sagte. Einzig der Gedanke, dass er bestimmt schon längst verheiratet war und sicher Kinder hatte, hielt sie davon ab, Näheres über ihn zu recherchieren und den Hörer schließlich in die Hand zu nehmen.

Die Wahrscheinlichkeit, dass er längst in festen Händen war, wurde mit jedem Monat, den sie zuwartete, größer. Immer wieder verschob sie ihren Anruf. Dass er ihr so unvermittelt als Kollege einmal begegnen konnte, hatte sie nicht im Traum angenommen. Dafür war dieses Land viel zu groß, dachte sie. Und doch war es geschehen, und sie saßen jetzt neben einander, genau so, wie damals in Hamburg. Sophia freute sich, fühlte sich unwahrscheinlich glücklich. Sie hatte aber auch Angst, Angst vor dem, was ihr Felix jetzt sagte und was er tat. Es war auch die Angst um ihre Kinder, die ihr schon bald vielleicht nicht mehr alleine gehörten. Sie dachte „Das darf er jetzt auf keinen Fall erfahren, zumindest nicht gleich. Dann ist es wahrscheinlich ganz aus, wenn er feststellen muss, dass ich ihn so schrecklich hintergangen, einfach nur skrupellos benutzt habe ...!" Es kam alles ganz anders, als sie dachte.

Immer noch rannen ihr die Tränen über die Backen und sie hielt sich die Hände vor das Gesicht. Nach etlichen Minuten, in denen er der schluchzenden Sophia nur hilflos zugesehen und mit Taschentüchern ihre Tränenbäche abzutrocknen versucht hatte, sagte er leise „Sollten wir nicht auf dem Zimmer weiterreden, was meinst du? Da sind wir alleine und können über alles reden, wenn du noch mit mir reden möchtest ...?"

Da schaute sie ihn lächelnd an und sagte leise „Jaaa .. Felix ... gerne ... ich muss froh sein ... wenn du überhaupt noch mit mir redest ... nach dem ... was ich getan ... was ich dir angetan habe ... nach meinen vielen Lügen und Täuschungen. Du hättest alle Gründe dafür mir sehr böse zu sein ... und mich mit deiner Verachtung zu strafen ... ich kann dir aber alles erklären ... alles ... verstehst du ... ich brauch dazu jetzt nur ein wenig Zeit ... bis ich deine Existenz neben mir richtig realisiert habe ... und wieder Luft bekomme ... verstehst du ...?"

Zärtlich lächelnd sagte er leise „O, und wie ich mit dir reden will ...! Ich hoffe sehr, dass mir meine kleine Sophia das Geheimnis um sie und den Krimi, den sie mir damals beschert hat, etwas lüftet. Doris, es ist aber nicht nur Neugierde. Ich bin so glücklich, dass ich dich endlich hier wieder getroffen habe, so unbeschreiblich glücklich ...!" Sophia hatte längst zum Schluchzen aufgehört. Leise sagte sie „Ich bin es auch ... so sehr ...! Eines war keine Lüge ... Felix das war, ist und bleibt immer Wahrheit ... dass ich dich unermesslich geliebt habe, dich liebe und immer lieben werde ... und zwar nur dich ... mein Liebster ...!" Sie sprach nicht weiter und legte eine Hand auf ihren Mund, so, als ob sie zu viel gesagt hatte, und sich selbst am Weiterreden hindern wollte. Felix hatte sie sehr genau verstanden und er spürte, wie sein Herz dabei hüpfte. Ihm erging es ganz genau so.

17.

Sie finden sich wieder

Sofort erhoben sie sich und Hand in Hand eilten sie zum Aufzug. Kaum war die Türe geschlossen, drehte er sie herum. Sie stand jetzt direkt vor ihm und er fragte sie „Liebst du mich denn noch ein Bisschen, oder hast du unsere so schönen Tage schon lange vergessen ...?" Sie streichelte ihm mit ihren Händen über seine Backen und brach erneut in Tränen aus, als sie sagte „Ich liebe dich noch mehr als je zuvor ... ich hab dich nie vergessen ... Felix ... niemals ... es hat nach dir nicht einen einzigen anderen Mann gegeben ... nicht einen einzigen ... nie ... nicht eine einzige Sekunde ... nicht einmal einen Kuss ... ich hätte es nicht gekonnt ... ich hätte es einfach nicht gekonnt ... verstehst du ... mein Liebling ...!"

Mit großen Augen sah er sie an „Auch für mich gab es nach dir keine andere Frau ... nicht eine einzige Sekunde ... ich liebe dich noch genau so ... so wie damals ... wie vor sechs Jahren ...!" Sophia flüsterte „Liebling ... es sind 5 Jahre und sehr genau 267 Tage ...!" Er wunderte sich „Na so was ... so genau weißt du das ...?" und lachte glücklich.

Jetzt fielen sie sich in die Arme und Felix küsste ihr die Tränen aus dem Gesicht. Der Aufzug war längst in ihrem Stockwerk angekommen. Sie hatten es nicht bemerkt. Erst als sich die dort wartenden Personen bemerkbar machten, schreckten sie wie zwei ertappte Teenager hoch, entschuldigten sich und Sophia ging an seiner Hand zu seinem Zimmer. Felix zog seine Jacke aus, und Sophia das Jäckchen, das sie zu ihrem Kostüm trug. Als sie sich jetzt erneut sehr nahe gegenüber standen, nahmen sie sich ganz langsam in den Arm und sahen sich nur an. Sophia streichelte über seine Haare und zärtlich sagte sie leise „Ich weiß ... ich hab dir sehr weh getan ... es hat auch mir furchtbar weh getan ... und ich kann dich nur immer wieder um Verzeihung bitten ... mein Felix. Was ich getan habe ... war gemein und hinterhältig ... es waren nur Lügen. Das Einzige ... was wirklich keine Lüge war ... das waren meine Gefühle und meine Zärtlichkeiten. Sie waren sehr echt ... und sind es immer noch ... noch sehr, sehr viel mehr. Sie sind über mich einfach so plötzlich hereingebrochen. Ich war machtlos gegen diese Gefühle ... dass ich mich so unbeschreiblich in dich verliebt hatte ... und ich bin immer machtlos geblieben ... jetzt ist alles noch tausend Mal schlimmer ... als es jemals war ...!" Ihr Kopf lag auf seiner Brust und sie schluchzte jetzt laut. Felix hielt sie ganz fest.