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Auch Dämonen lieben

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Erfrischt und wohlduftend schlenderte Jan zum x-ten Mal durch die Wohnung. Entdeckte immer wieder neue Details die ihn erfreuten und Bücher, die er am liebsten sofort verschlungen hätte. Sein Faible für Sprachen insbesondere den längst vergangenen, kannte keine Grenzen und die Bücher, die auch hier überall in den Regalen standen, waren alt. Sehr alt. Jan staunte als er bemerkte, dass nicht wenige Exemplare Originale waren. Er traute sich kaum die vergilbten Pergamentblätter zu berühren und konnte doch nicht widerstehen.

"Nicht mehr heute!", zwang er sich selbst, sich nicht an den gigantischen Schreibtisch zu setzen und zu lesen. Widerstrebend verließ er das Arbeitszimmer. Oder war es eine kleine Bibliothek?

"Ich habe eine eigene Bibliothek...", wurde ihm bewusst und er musste schmunzeln. Es war so irreal.

Langsam, aber sicher merkte er doch die Erschöpfung. Jetzt, wo der Stress und die Hektik sich gelegt hatten. Sich streckend löschte er das Licht im Rest der Wohnung, ging ins Schlafzimmer und warf sich müde in das übergroße Bett. Es hatte sogar ein Baldachin. Wie Hans ihm erzählt, war es ebenfalls ein Original, was Jan kaum glauben konnte. Nur die Matratze, die hatte er für Jan neu gekauft. Der Hygiene wegen. Augenblicke später versank Jan ins Reich der Träume.

Kapitel 4

Jan erwachte am nächsten Morgen frisch und ausgeruht. Die Sonne schien sanft durch den dünnen Stoff, welcher über dem Bett hing. Sich räkelnd stand er auf und schritt in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Erschrocken stellte er fest, dass er gestern etwas Grundlegendes vergessen hatte... Er war nicht einkaufen. Gar nicht. Er hatte überhaupt nichts an Lebensmitteln da!

"Oh man wie blöd kann man sein?", schallt er sich selbst, nicht sicher, ob er lachen, oder weinen sollte. Grummelnd zog er sich an und schaute auf seinem Handy nach der nächsten Einkaufsmöglichkeit. Nach anfänglichem Missmut begann er jedoch es positiv zu sehen. So konnte er gleich ein bisschen durch die Straßen ziehen und eventuell in einem Café, Bäcker oder Ähnlichem frühstücken.

Gesagt, getan. Minuten später sprang er aus der Haustür und schaute sich erstmal um. Der Eingang zum Ladengeschäft und damit zu seiner Wohnung waren in einer Fußgängerzone der Altstadt. Frühstück sollte also kein Problem sein. Nur der Einkauf würde wohl etwas komplizierter werden. Ein Auto könnte hier nicht parken und ein Fahrrad besaß er keines. Doch jetzt erstmal einen Schritt nacheinander. Ein erneuter Blick auf sein Handy veranlasste ihn sich nach rechts zu wenden. Laut Maps sollte ein Supermarkt etwa einen Kilometer entfernt sein.

Neugierig schlenderte Jan durch die Marktstraßen, bog hier und da in eine Gasse und erkundete die Gegend. Heute stand ja sonst nichts weiter an und so ließ er sich Zeit. In einem kleinen unscheinbaren Café nahm er Platz, genoss die warme Sonne im Gesicht, die Ruhe und atmete mit geschlossenen Augen die frische Morgenluft ein. Es war noch immer früher Morgen und die Passage war noch nicht stark besucht. Ein herrlicher Morgen.

"Guten Morgen! Was darf ich dir bringen?", riss ihn eine freundliche Stimme aus den Gedanken. Erschrocken öffnete er die Augen und schaute die junge Frau an, die ihn schmunzelnd beäugte.

Etwas überrumpelt bestellte Jan einen Cappuccino und erfragte, ob es hier auch etwas zum Frühstücken gäbe, was die Kellnerin bejahte. Sie reichte ihm die Karte und wollte schonmal das Getränk bringen, während er sich entschied. Die Auswahl überfliegend entschied er sich schnell für ein klassisches Frühstück mit Brötchen, Aufschnitt, Rührei und Orangensaft. Damit konnte man ja nie was falsch machen.

Der Cappuccino kam zügig und Jan bestellte das Essen. Während er wartete, nippte er vorsichtig an dem heißen Kaffee und beobachtete das stetig stärker werdende Treiben um ihn herum. Langsam, aber sicher erwachte die Stadt. Erfreut bemerkte er, dass hier mit einem Siebträge gearbeitet wurde und der,- oder diejenige sein Handwerk verstand. Es schmeckte vorzüglich. Keine zehn Minuten später brachte die junge Frau seine Bestellung.

"Also für den Kaffee kann ich hier definitiv öfter hinkommen.", dachte er sich und aß sein Frühstück.

Kurz darauf zahlte er, gab für den freundlichen Service und den exzellenten Cappuccino ein gutes Trinkgeld und schlenderte weiter. Diesmal wirklich mit dem Supermarkt als Ziel...

Heftig schnaufend und schwitzend kam er wieder in seinem neuen Zuhause an. Die schweren Tüten hatten sich auf dem Weg zurück schmerzhaft in seine Finger geschnitten. Mit zittrigen Fingern schloss er die Tür zum Buchladen auf und trat in die angenehme Kühle des Geschäfts. Sorgsam verschloss er die Tür wieder hinter sich. Heute würde es noch geschlossen bleiben. Mit Hans hatte er besprochen, dass er erst ab Montag anfangen würde zu arbeiten. Er wollte gerade die erste Stufe zu seiner Wohnung besteigen, als sein neuer Chef aus seiner eigenen Wohnung kam. Er strahlte, als er seinen neuen Mieter bemerkte.

"Ach, guten Morgen junger Mann. Du bist ja ein richtiger Morgenmensch, hm? Wie war deine erste Nacht in der eigenen Wohnung?", fragte er freundlich.

"Sehr gut, danke! Normalerweise schlaf ich gerne etwas länger, aber ich bin gestern sehr früh zu Bett gegangen. Ich hab nur dummerweise vergessen vorher noch einzukaufen. Also musste ich heute Morgen erstmal was besorgen.", lachte Jan und deutete auf die übervollen Tüten.

"Ohja, das ist leider ein großer Nachteil hier zu wohnen. Es gibt keine unmittelbaren Parkplätze. Ich besitze selbst kein Auto. Aber sag das nächste Mal einfach Bescheid. Der Markt hier in der Nähe hat einen Lieferdienst. Die Gebühr ist zu vernachlässigen. Damit lass ich einmal die Woche alles liefern, was ich brauche. Die nehmen sogar das Pfand mit! Gib mir einfach donnerstags eine Liste mit dem, was du haben möchtest und ich bestelle es mit. Das ist dann Freitag, oder samstags, je nach Lieferbarkeit, da."

Dankbar nahm Jan das Angebot an. Wieder ein Problem weniger. Da Jan auch Tiefkühlprodukte gekauft hatte, verabschiedeten sie sich schnell und er ging in seine Wohnung. Kurzerhand organisierte er sich in seiner neuen Küche. Durchsuchte die Schubladen und Fächer, um zu prüfen, ob er noch irgendwas besorgen müsste, sortierte seine Vorräte ein und dann stand er wieder mit den Händen in die Hüften gestemmt, etwas verloren in seiner Wohnung. Was sollte er jetzt tun? Musste er, jetzt, wo er einen eigenen Hausstand hatte, überhaupt noch etwas tun? Eigentlich nicht. Am Montag würde er erst mit seiner Arbeit beginnen und sein Studium würde erst eine Woche darauf starten. Er nahm sich fest vor, vorher bereits einmal den Campus zu besuchen und zu erkunden, damit er nicht am ersten Tag völlig hilflos durch die Gegend irren würde. Aber nicht heute.

Kurzum entschied Jan, sich heute in seine kleine Bibliothek zu setzen und mal eine Bestandsaufnahme der Bücher zu machen. Freudig rieb er sich die Hände, als er den kleinen gemütlichen Raum betrat. Mit den Fingern über die Buchrücken gleitend, ging er langsam das Regal entlang. Sog begierig den Duft des Leders und Pergaments ein. Überflog die Titel und Einbände. Zog hie und da einen der unzähligen Schätze heraus und blätterte voll Ehrfurcht darin, bevor er es behutsam zurück an seinen Platz stellte. Wie sollte er nur anfangen? Er wollte sie alle lesen. Ein leises Wispern schien durch den Raum zu klingen. Erzählte von unzähligen Geschichten aus unzähligen Büchern aus längst vergangenen Zeiten. Es war, als würden all diese Schriften wollen, Jan von sich zu erzählen. Das Wispern wurde kaum merklich lauter... aufgeregter... gieriger! Ungeduldiger!

Jans Blick fiel in eine Ecke des Bücherregals. Zwischen den Büchern lugte etwas hervor. Im ersten Moment hielt er es für eine falsch gestellte Buchstütze. Neugierig näherte er sich ihr. Der Sog wurde beinahe übermächtig. Nur noch wenige Zentimeter trennten seine Finger von dem Gegenstand seines Verlangens. Vorsichtig berührte er es. Sein erster Eindruck war falsch. Keine Stütze. Eine Steinplatte, nein, eine Tontafel. Bedächtig zog er sie aus dem Regal und hielt sie in seinen Händen. Das Wispern war verstummt. Vollkommen still. Gespannt...

Jan traute seinen Augen kaum. Das war nicht möglich! Latein, Altgriechisch, klar. Aber Sumerisch? Unmöglich. Jan hatte nie gelernt es zu lesen. Erkannte nur die Keilschrift als das, was sie war. 5000 Jahre. Vielleicht sogar noch älter! Wie einen unbezahlbaren Schatz, welches es auch war, legte er die die Tafel in aller Vorsicht auf den Tisch. Vollkommen fertig mit der Welt ließ er sich auf den Stuhl fallen. Jan starrte auf die Tontafel vor sich und konnte seinen Blick nicht abwenden. Es war fast so, als würde sie ihn anziehen und eine unsichtbare Hand ihn dazu zwingen, sie zu berühren. Als er seine Finger über die rauen Linien und Kurven der Keilschrift gleiten ließ, spürte er eine merkwürdige Energie, die von der Tafel auszugehen schien. Er murmelte Worte, die er nicht verstand, als ob er von einer unsichtbaren Kraft dazu gezwungen wurde.

Als er versuchte, sich von der Tontafel zu lösen, bemerkte er, dass seine Hand an ihr klebte. Panik stieg in ihm auf, als plötzlich der Spuk endete. Verwirrt und angsterfüllt entfernte er sich hektisch vom Schreibtisch. Polternd kippte dabei der reichverzierte Stuhl um.

„Was zum Henker war das?", fragte Jan laut sich selbst. Nichts deutete auf etwas Ungewöhnliches hin. Das hatte er sich doch nicht eingebildet? Oder doch? Langsam beruhigte sich sein Herzschlag wieder. Er stellte den Stuhl wieder auf. Dabei fiel sein Blick auf die Tafel. Sie war leer. Komplett leer! Kopfschüttelnd starrte er auf das Stück Ton und verstand die Welt nicht mehr. Sich für verrückt erklärend verließ er den Raum. Eine heiße Dusche und ein leichtes Mittagessen würden ihm sicher guttun. Den Schatten in der Ecke der Bücherei nahm er nicht wahr.

Kapitel 5

Nach der ausgiebigen Dusche und seinem Mittagessen hatte Jan sich wieder beruhigt und tat das Erlebte als Hirngespinst ab. Seine Fantasie und Sinne müssen ihm einen üblen Streich gespielt haben, so war er nun überzeugt. Der Rest des Tages verlief ereignislos, bis er irgendwann auf dem urgemütlichen Sofa, mit einem sehr interessanten Buch im Arm, einschlief...

Geräuschlos und leicht wie eine Feder berührten die zierlichen Hufe den hölzernen Boden. Frei! Endlich frei! Viel zu lange schon hatte Myrandastraza ihr Dasein in der Unterwelt gefristet! Viel zu lange schon hatte sie keinen Menschen mehr...keinen Mann mehr gehabt! Ausgehungert und kraftlos blickte sie sich in dem abgedunkelten Raum um. Viel hatte sich nicht geändert, seit sie das letzte Mal auf der Erde war, dachte sie sich. Das müssten jetzt um die 600 Jahre gewesen sein. Geräuschlos glitt sie um den Tisch herum und blickte durch das trübe Fenster hinaus. Ihr stockte der Atem. Offensichtlich ist doch einiges in der Welt passiert. Ihr Blick huschte über Lieferwagen, Fahrräder, Skateboards und E-Scooter. Über Lichtreklame, Schaufenster, riesige Gebäude, Flugzeuge und Hubschrauber. Beeindruckt über den rasanten technischen Fortschritt löste sie ihren Blick von der Außenwelt und kehrte ihr den Rücken. Sie war verwirrt. Eine unbekannte Welt da draußen...Und eine so vertraute hier drinnen. Leise schlich sie zur Tür. Kein Geräusch drang hindurch. War sie allein? Doch wer hatte sie dann befreit? Die Siegel konnten unmöglich von allein gebrochen sein!

Ihre Klauenartigen Hände ergriffen die Türklinke und drückten sie vorsichtig hinunter. Sie musste auf der Hut sein. Sollte es einer der Priester gewesen sein, wäre sie in ihrem geschwächten Zustand leichte Beute. Doch das Haus wirkte verlassen. So leise sie konnte schlich sie aus dem Zimmer. Rechnete jeden Augenblick mit einem hinterhältigen Angriff ihrer Peiniger. Doch der blieb aus. Als sie das Wohnzimmer betrat erkannte sie einen Menschen auf dem Sofa liegen. Im Bruchteil eines Augenblicks nutzte sie ihre verbleibende Magie, um mit den Schatten zu verschmelzen. Aus der Dunkelheit heraus beobachtete sie ihn argwöhnisch. Ein Jüngling. Kaum im Mannesalter und merkwürdig bekleidet, lag auf dem Sofa. Vermeintlich schlafend. Doch genauso könnte es eine List sein. Sie in Sicherheit wiegen und dann erneut verbannen. Doch nicht mit ihr! Niemals wieder würde sie dorthin zurückkehren!

Mehrere Minuten besah sie den Jüngling aus dem Schatten heraus. Er schien wirklich zu schlafen. Und ihr Hunger drohte sie zu überwältigen. Würde sie sich noch länger verbergen, das wusste sie, würde sie womöglich ihr Bewusstsein verlieren. Myrandastraza löste sich aus den Schatten und trat ins dämmrige Licht. Ihre blutroten Augen hatten ihre Beute fixiert. Es würde ein Kinderspiel werden. Sie bleckte ihre scharfen Zähne, konnte das Fleisch beinahe schon schmecken. Sie ließ ihren rechten Flügel nach hinten gleiten. Brachte den knöchernen Vorsatz in Position, bereit ihrem Opfer kurz und sauber das Leben zu entreißen. Eigentlich genoss sie es mit ihrer Beute vorher zu spielen, aber ihr Hunger war übermächtig!

Jan drehte sich im Schlaf grunzend um. Myrandastraza erschrak und wich mit einem Sprung zurück. Ihr Herz hämmerte wie verrückt. Als sie sich sicher war, dass er immer noch schlief, glitt sie bedächtig wieder auf ihn zu. Doch zu dem alles verzehrenden Hunger, kam nun noch Neugierde hinzu. Hatte er sie befreit? So muss es gewesen sein. Doch wie hatte er vollbracht, was nur die mächtigsten und erfahrensten Menschen vollbringen konnten? Ihre Neugierde wuchs mit jedem Schritt, dem sie sich näherte, bis sie letztlich direkt vor ihm stand. Myrandastraza hörte den ruhigen tiefen Atem. Nahm seinen dezenten betörenden Duft war...betörend? Wieso...? Sie kniete sich vor ihn hin. Ihre Gesichter trennten nur wenige Fingerbreit. Als Jan plötzlich die Augen aufschlug. Für einen Augenblick starrten braune Augen in rote. Bis Jan urplötzlich aufschrie. Vor Angst unfähig sich zu bewegen, starrte er nur mit weit aufgerissenen Augen in das Antlitz dieses Monsters und schrie. Schrie um sein Leben. Gleichzeitig sprang Myrandastraza mit einem Satz in die andere Ecke des Raumes. Kleine schwarze Schuppen bedeckten nun ihren Körper und fauchend drohte sie ihm. Bereit zu töten.

„Scheiße was bist du?", schrie Jan voller Furcht. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangt, kletterte ungelenk über die Sofalehne und nutzte diese als Barrikade, „was willst du hier?!"

Myrandastraza gab keine Antwort. Die Sprache war so ungewohnt, dass sie sie kaum verstand. Doch sie musste aufpassen, sonst würde die Situation außer Kontrolle geraten.

„Du...du bist ein Sukkubus, richtig?", überraschte er sie nun mit seiner Frage. Glücklicherweise brauchte sie nur eine Handvoll Sätze einer Sprache hören, um sie zu lernen.

Myrandastraza nickte. Sagte jedoch noch nichts.

„Du verstehst mich?", fragte Jan ungläubig. Noch immer fürchtete er um sein Leben. Doch eine gewisse Neugierde und Interesse schlichen sich den Gefühlen hinzu und er begann sie zu mustern. Wahrlich furchterregend. Hufe die in menschliche Beine übergingen. Ein langer Schwanz oberhalb ihres Pos. Lederne mit Krallen bewährte Flügel. Kleine Hörner auf ihrer Stirn und anstelle ihrer Haut, tiefschwarze Schuppen. Das konnte unmöglich wahr sein. Ein Traum?

„Wirst du mich nun töten?", fragte er und hatte bei der Frage Mühe, seine Stimme ruhig zu halten.

Als sie darauf nicht zu reagieren schien, schluckte Jan schwer. Das wars also mit seinem Leben. Nun, kürzer als gedacht.

„Nur, wenn Ihr mir einen Grund dafür gebt!", sagte sie mit tiefer, sinnlicher Stimme, die Jan einen Schauer über den Rücken trieb.

„Du wirst mir also nichts tun?", wollte Jan nun sicher gehen.

„Nein, werde ich nicht. Doch seid gewarnt, solltet Ihr versuchen mir Leid zuzufügen, werde ich Euch auf der Stelle fressen!"

Jan hatte den Impuls loszulachen, doch das blieb ihm im Halse stecken als er ihr in die Augen sah. Das war wohl kein Anflug von Humor.

Verunsichert hob er langsam die Hände, um zu zeigen um zu signalisieren, dass er keine Bedrohung war. Dann zeigte er, ohne den Blick von ihr zu lassen, auf einen der Sessel.

„Also, wenn ich dir nichts tun möchte. Und du mir nichts tun willst... sollten wir uns dann nicht vielleicht setzen und unsere Gemüter beruhigen? Ich glaube, wir hatten einen schlechten Start. Mein Name ist übrigens Jan."

Jan hatte keine Ahnung, was er da sagte, oder tat. Er hoffte einfach nur, dass es entweder ein übler Traum war oder aber zumindest lebend aus dieser Situation herauskam und nicht von diesem Monster gefressen werden würde. Langsam, ganz langsam, bewegte sich der Sukkubus in Richtung des Platzes, auf das der Mensch zeigte. Nicht eine Sekunde ließ sie ihn aus den rotglühenden Augen. Sie hatte keine zwei Schritte getan, als die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Eine Falle! Ein böser Zauber! Er hatte sie doch hereingelegt, waren ihre letzten panischen Gedanken, ehe sie in völliger Dunkelheit versank.

Kapitel 6

Wie aus weiter Ferne vernahm Myrandastraza eine leise Stimme aus der Dunkelheit. Sie fühlte sich schwach und benommen. Spürte eine sanfte Berührung an ihrer Hand.

„...ganz schönen Schreck eingejagt...", hörte sie die Stimme lauter werden.

Sie war hilflos. Unfähig sich zu bewegen, oder die Augen zu öffnen. Nur langsam erwachte sie aus ihrer Benommenheit. Ihr Herz machte vor Schreck einen Sprung, als ihr etwas Nasses und Kaltes auf die Stirn gelegt wurde.

„...hattest du irre hohes Fieber. Zumindest glaube ich das. Vielleicht ist das ja auch normal für dich...", sprach die Stimme nun deutlicher.

Langsam entspannte sich Myrandastraza. Die Kühle auf ihrer Stirn war eine Wohltat. Wer, oder was auch immer es war, schien ihr nichts Böses zu wollen. Nun, wo der Stress in ihr abfiel, nahmen ihre Sinne Details wahr, die ihr eben noch verborgen blieben. Um sie herum war es weich, warm und behaglich. Ein angenehmer Duft lag in der Luft. Dezent und doch würzig. Die Berührung an ihrer Hand, die sie spürte...jemand hielt die ihre. Sanft und dennoch mit einer gewissen Kraft, als hätte ihr Wohltäter Angst, sie könnte ihm entgleiten. Unwillkürlich beschlich Myrandastraza ein für sie neues Gefühl. Ein Gefühl, welches sie immens verwirrte. Ein Gefühl von Geborgenheit. Jemand umsorgte sie und wollte, dass es ihr besser ging.

Unendlich langsam schaffte sie es ihre Augen einen Spalt zu öffnen. Überrascht stellte sie fest, dass die verschwommenen Umrisse denen des Jünglings erstaunlich ähnelten. Sie hatte ihn für einen Feigling gehalten. Der die Chance nutzen, sofort um sein armseliges Leben rennen und die Stadtwache informieren würde. Da hatte sie sich wohl getäuscht. Über sich entdeckte sie einen Baldachin. Sie lag also tatsächlich in einem Bett.

„Du bist wach!", vernahm sie Jans euphorischen Ausruf und zuckte vor Schreck zusammen. „Oh nein, entschuldige! Ich wollte dich nicht erschrecken! Ich bin nur so froh, dass es dir endlich besser geht!"

„Was...", flüsterte Myrandastraza kraftlos.

„Was passiert ist?", ergänzte Jan, worauf sie nur leicht nickte. Jede Bewegung schmerzte.

„Nun,", begann Jan stockend. Irgendetwas schien ihm Unbehagen zu bereiten. „so viel gibt es da gar nicht zu erzählen. Eigentlich. Ich hatte dir einen Platz angeboten. Du bist auf den Sessel zugegangen, hast gewankt und bist ohnmächtig gestürzt. Und...", wieder zögerte Jan und errötete. Im beinahe selben Augenblick hast du dich, ähm, verwandelt."

Schnell ertastete Myrandastraza ihren Körper. Keine Schuppen. Keine Schwingen. Keine Hufe Und unter der Bettdecke fühlte sie ganz eindeutig keine Kleidung! Unverwandt fuhr er fort. Den verschämten Ausdruck in ihrem Gesicht nicht mitbekommend.

„Du hattest heftig geatmet, geschwitzt und gekrampft. Ich hab dich ins Bett gebracht und mich so gut es geht um dich gekümmert.", endete er, fügte aber noch, seines schlechten Gewissens halber hinzu, „Es war leider unvermeidbar dich dabei zu berühren. Das tut mir sehr leid. Aber ich versichere dir, dass ich dich nur ins Bett gebracht habe. Sonst nichts!"

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