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Böse Mädchen 02

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Als ich dann den zweiten erschütternden Höhepunkt erlebte, waren wir mit dem Stuhl bereits bis zum Bett vorgedrungen, das als Prellbock für meine Abfahrt diente. Und danach als Schauplatz für meine Revanche. Jara kannte sich selbst gut genug, um sich nicht auf ihre Hand als Schalldämpfer zu verlassen.

Auf ihre Anweisung hin versorgte ich sie mit einem Knebel in Form eines Seidenschals, den mir meine Oma mal geschenkt hatte. Dabei beließ ich allerdings nicht, erinnerte mich an eine Szene, die ich irgendwann gelesen hatte.

Band beide ihrer Hände am Bett mit einer langen und reißfesten Zugschlaufe fest, die ich im Paar für eine angerissene von meinem Rucksack als Ersatz besorgt hatte. Zum Schluss mit einem weiteren Schal ihre Augen, die vor Begeisterung und Geilheit zu glühen schienen.

Dann ging ich ans Werk. Leckte sie langsam und ruhig, zum Auftakt jedenfalls. Wollte, dass sie erst richtig auf Touren kam. Mittlerweile kannte ich den normalen Verlauf ihrer Erregungskurve, wusste genau, wie ich sie hochschaukeln konnte. Wusste, dass ich nicht nur die Macht, sondern auch das Vermögen hatte, ihr ein Erlebnis zu verschaffen, dass sie nie vergessen würde.

Steigerte die Geschwindigkeit und den Druck in einer flach ansteigenden Kurve, bis ihr Körper zuckte und bebte, sie sich in die Fesseln hängte, ihren Kopf immer wieder anhob und fallen ließ. Schaffte es, sie vielleicht fünf Minuten ganz dicht vor der Auflösung zu halten, ohne ihr diese zu erlauben. Als sie dann kam, lief ein kräftiges Zittern über ihren ganzen Körper, und trotz des Knebels war deutlich ein tiefer, erlöster Laut zu hören.

In dem Moment, wo sie sich entspannte, drang ich in sie ein, so wie sie es bei mir beim ersten Mal getan hatte. Erst ein paar Zentimeter, damit sie wusste, was ihr jetzt bevorstand. Schon mit meiner zum Keil geformten Hand. Wartete, bis sie es nicht mehr ertragen konnte. Drang dann langsam ein.

Sie war total nass, großartig dehnen brauchte ich bei ihr auch nie. Vollführte die Drehbewegungen, die sie mir beigebracht hatte, dann das ruhige, aber aktive Ficken, was sie so liebte. Oft hatte sie mir noch Anweisungen gegeben, meine Hand langsamer oder schneller zu bewegen.

Das konnte sie jetzt nicht. War mir völlig ausgeliefert. Und ich fühlte mich sicher und erfahren genug, sie ebenfalls mal an die Grenze des Erträglichen zu bringen. Beschleunigte, drang tiefer ein. Ich hörte dumpfe überraschte Laute, die nicht nach Protest klangen. Wurde immer wilder, immer härter, tobte mich in ihrem Innern aus, bis mir der Arm lahm wurde.

Und sie zwei weitere Male gekommen war. Sie hustete und schluckte, als ich ihr den Knebel aus dem Mund nahm. Ihr Mund wirkte sehr trocken, als ich küssend in ihn eindrang. Als ich von ihr abließ, hatte sich das normalisiert. Erst dann nahm ich ihre Augenbinde ab.

Ihre Augen glänzten und glühten, wie ich das selbst bei ihr noch nie gesehen hatte. Die Striemen an ihren Händen sahen brutal aus, sie hatte sich regelrecht wund gerieben, die Schlaufen waren vielleicht doch nicht so die beste Idee gewesen. Das schien sie nicht im Mindesten zu stören. Kaum kam sie frei, drückte und klammerte sie mich, bis ich kaum noch atmen konnte.

Wir lagen engumschlungen. Sie meinte, sie wolle sich nur kurz ausruhen, dann was überziehen und noch eine rauchen gehen. Schlief dann aber binnen Minuten in meinen Armen ein.

Als wir aufstanden, war mein Vater längst in seiner Kanzlei und meine Mutter auf dem Sprung zum Reiterhof, wo sie vormittags ihrer besten Freundin half, die Pferde zu versorgen. Sie hatte dort einige Jahre Vollzeit gearbeitet, obwohl sie das aus finanziellen Gründen nicht brauchte. Damals wie heute war es hauptsächlich ihre Liebe zu Pferden, die sie dorthin trieb.

Meine Mutter hatte den Frühstückstisch bereits vorbereitet, trank noch eine Tasse Kaffee mit uns und verschwand dann. Wir hatten das Haus für uns.

„Eh, zeig mal deine Handgelenke. Oh Mist, das sieht richtig ein bisschen entzündet aus. Da sollten wir nach dem Frühstück was draufmachen. Scheiße, das tut mir leid."

„Das tut dir leid? Mir nicht. Das war die geilste Abfahrt meines Lebens. Angie, da kam ja richtig das Teufelchen in dir hoch. Das hätte ich dir echt nicht zugetraut. Was war das, eine geheime Fantasie, oder..."

„Nein, einfach nur spontan. Habe sowas Ähnliches mal gelesen. Und als ich dich dann Knebeln sollte, kam mir halt dir Idee. Es hat dir also gefallen?", neckte ich sie, mein triumphierendes Grinsen konnte ich nicht mehr zurückhalten.

„Nein, überhaupt nicht. Darum bin ich auch gekommen wie blöd. Wart es nur ab, du wirst bald erfahren, wie geil das ist. Auf der empfangenden Seite."

„Aber diese Schlaufen waren bescheuert. Ich hab so schnell an nichts anderes denken können."

„Und ich an gar nichts mehr, als du mich in die Mangel genommen hast."

„Das war Sinn der Sache."

„Oh Angie, du bist echt eine Frau nach meinem Geschmack."

„Eine Frau zum Verlieben?"

„Hm. Das ist eine geladene Frage. Die ich nicht objektiv beantworten könnte. Aus bekannten Gründen."

„Öhm... was?"

„Weil ich dich bereits liebe, du Dummchen. Manchmal stehst du aber echt auf der Leitung."

Ich hatte das Gefühl meinen Körper zu verlassen. Ab in den Himmel zu schweben. Die Szene aus ganz großer Höhe zu verfolgen. Fassungslos starrte ich sie an. Konnte nicht glauben, diese Worte aus ihrem Munde gehört zu haben. Hatte mich bereits damit abgefunden, dass sie die niemals über ihre Lippen bringen würde.

Ich stand unter Schock. War völlig sprachlos.

„Angie? Weilst du noch unter uns?"

„Du liebst mich?"

„Ja, ich liebe dich. Jetzt. Das heißt aber nicht, dass wir zusammen in den Sonnenuntergang reiten werden. Wenn du verstehst, was ich meine."

Nein, tat ich nicht. War mir auch völlig egal. Genauso, wie wir auf dem Küchenfußboden gelandet waren. Ein absolut irrelevantes Detail. Nur diese Frau, die jetzt unter mir lag, und sich meiner leidenschaftlichen Küsse erwehren musste, zählte in diesem Moment.

Schwer atmend kamen wir irgendwann hoch.

„Wow. Bei dir muss man echt vorsichtig sein, was man sagt", meinte sie beeindruckt und hob den Stuhl auf, von dem ich sie wohl gerissen hatte. „Komm lass uns hier klar Schiff machen, bevor deine Mutter zurückkommt."

„Ja, und dann zusammen duschen. Oder baden? Im Badezimmer hier unten ist eine Badewanne."

„Echt? Wow, dann das. Hab ich bestimmt schon zwei Jahre nicht mehr. Ja, los, dann lass uns."

Das taten wir dann nach Abräumen, Abwaschen und ihrer obligatorischen Morgenzigarette. Es war herrlich. Als wir gerade in mein Zimmer zurückgekehrt waren, kam meine Mutter schon zurück. Demonstrativ ließ ich die Tür auf, damit sie wusste, dass sie uns nicht bei irgendwas unterbrach, wenn sie was wollte.

Auch als Bremse für uns, damit wir die Buchungen der Unterkünfte über die Bühne kriegten. Zwei von den Unterkünften, die ich am Vorabend rausgesucht hatte, waren tatsächlich schon weg. Wir fanden aber ansprechenden Ersatz.

Unsere geplante Route war ganz schön ambitioniert. Gut, die ersten zwei Wochen wollten wir ja von ein paar Tagesausflügen abgesehen stationär in Agadir bleiben. Von dort nach Marrakesch, dann quer durchs Land nach Ouarzazate, Fès, Chefchaouen, Tanger, die Küste hinunter nach Rabat und von dort nach Casablanca.

Nur in den großen Städten hatten wir Unterkünfte gebucht, an den kleinen Zwischenstationen würde man eher spontan relativ günstige Quartiere finden, hatte Jaras Kumpel Thomas ihr erklärt. Da war es besser flexibel zu sein, weil der Transport dort oft auf der Karte einfacher aussah, als er wirklich war. Besonders, wenn das Budget eingeschränkt war.

Meine Mutter setzte sich einige Zeit zu uns und schaute sich mit träumerischen Blick Bilder von den Unterkünften und unseren Reisezielen mit uns an. Vielleicht setzten wir da gerade bei ihnen etwas in Gang. Zumindest sie schien akutes Fernweh zu bekommen, als sie das alles sah. Mein Vater hatte ja schon bei Prag Anzeichen gezeigt.

Für den Moment schien sie allerdings hochzufrieden über diese kleine Teilnahme, und vor allem unseren Anblick. Wir gingen jetzt ganz offen miteinander um, küssten und streichelten uns. Konnten beide gar nicht anders, weil wir vor Glück zu bersten drohten. Sie strahlte mit uns.

Riet uns öfter zu etwas teureren Unterkünften, und reagierte auf meine Hinweise auf unser eher knappes Budget genau wie Jara. Darüber sollte ich mir keine Sorgen machen. Das würde sich finden. Und außerdem: Wozu hätte man schließlich Eltern. Einen ähnlichen Spruch kriegten wir später ebenfalls von meinem Vater.

Wir kehrten erst am Donnerstagvormittag nach Berlin zurück. Der Flug ging schon um sieben Uhr morgens am Freitag. Am Vorabend kriegte Jara noch ein überraschendes Geschenk von meinem Vater. Er war später als sonst nachhause gekommen, hatte das aber wohl mit meiner Mutter abgesprochen.

Jara staunte nicht schlecht, als er ihr eine kräftige Transportmappe mit Fächern, feinstes Zeichenpapier, Holzkohle und eine professionelle Zeichenstiftsammlung überreichte. Ihre Danksagung, die in einer heftigen Umarmung mit Küsschen auf die Wange bestand, war dann für ihn in ihrer Heftigkeit überraschend, aber sichtlich angenehm. Er war extra nach der Arbeit nach Berlin reingefahren, um ihr die Sachen zu besorgen.

Unsere Zeit in Berlin war dann nur noch von Reisevorbereitungen geprägt. Jara telefonierte nochmal kurz mit dem Typen, der am Nachmittag vorbeikommen und ihr einen Reiseführer mitbringen wollte. Ich holte uns in der Zeit etwas zu Essen, weil Jara keine Lust hatte, rauszugehen.

Als ich mit Dönerrollen und Salat zurückkehrte, war er schon da und im Begriff sich zu verabschieden.

„Na, dann wünsche ich euch viel Spaß, und seid um Gottes Willen vorsichtig. Da wollt ihr nicht im Knast sein, glaubt mir das. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frauenknäste wesentlich besser sind, als die für Männer."

„Vorsicht ist mein zweiter Vorname. Und jetzt verpiss dich, ich habe Schmacht."

Er lachte und umarmte sie noch kurz. Grinste mich an und verschwand.

„Was meinte er damit?"

„Ja, verdammt, das habe ich dir noch gar nicht gesagt. Dreh jetzt bitte nicht durch. Homosexualität steht in Marokko unter Strafe. Bis zu drei Jahren Gefängnis, wenn man Pech hat. Küssen und mehr in der Öffentlichkeit ist nicht drin. Nicht einmal Händchenhalten. Wir sind einfach nur Frauen, die zusammen reisen."

Uff. Das war allerdings ein Hammer. Ich war echt geschockt.

„Was uns nicht davon abhalten wird, in unseren Unterkünften zahlreiche Straftaten zu begehen. Ach so, dann ist es sicher schlau, Knebel und sowas mitzunehmen. Für die Unterkünfte, wo wir nur ein Zimmer haben."

„Okay", sagte ich schließlich und rollte mein Lahmacun auf. „Dann sind wir da eben in der Öffentlichkeit artig und nachts richtig böse Mädchen."

„Exakt. Ich weiß, das ist ein kleiner Wermutstropfen, und wird unsere Selbstbeherrschung auf harte Proben stellen. Ich hab das schon oft genug in anderen Ländern erlebt, wenn auch nicht so krass. Man gewöhnt sich dran."

Ich nickte nur, weil ich den Mund voll hatte. Oje, ich hoffte nur, dass sich mein Vater nicht noch über die Rechtslage dort informierte. Das war ihm zuzutrauen.

„Im Übrigen solltest du dich vielleicht auch dran gewöhnen, mich auf dem Trip Janka zu nennen. Klar, werden die meisten nicht wissen können, ob Jara irgendeine Ableitung oder Koseform davon wäre, aber das letzte, was wir gebrauchen können, ist unerwünschte Aufmerksamkeit. Das okay?"

„Klar."

Es wäre beinahe schon bei meinen Eltern zum Eklat gekommen, als ich unsere Tickets am Netzwerkdrucker meines Vaters ausgedruckt hatte, als meine Mutter unten herumwuselte. Gott sei Dank druckte ich zuerst die von Jara und dann meine, so dass die oben lagen, als ich beim Drucker ankam. Zeigte ihr kurz das obere Ticket, als sie fragte, was ich da gedruckt hatte.

Also gut. Wieder Angst und Nervenkitzel. Das war nichts Neues, und machte irgendwie auch den besonderen Reiz der Beziehung mit ihr aus. Ich hatte gelernt, damit umzugehen. War längst nicht mehr das naive, unschuldige Ding, das sie kennengelernt hatte. Und so furchtbar verliebt. Bereit, mit ihr alles zu riskieren, alles zu wagen. Für sie und mit ihr durchs Feuer zu gehen.

***

Obwohl wir diesmal nicht die Nacht wachblieben und mindestens eine Stunde vor Abflug, also um sechs am Flughafen sein wollten, bekamen wir das hin. Na ja, wir mussten Duschen und Frühstücken ausfallen lassen, letzteres holten wir nach dem Einchecken nach. Der Flug nach Basel verging wie im Flug. Der sechsstündige Aufenthalt dort zog sich hingegen wie Kaugummi.

Wir nutzten die Zeit, uns gemeinsam den Reiseführer von Lonely Planet anzuschauen und ausgiebig miteinander zu schmusen, sozusagen auf Vorrat. Ich rief meine Eltern an und teilte ihnen mit, dass wir gut in Basel angekommen waren und bedankte mich für ihre großzügige Beteiligung an unserer Reisekasse.

Mein Vater hatte mir nämlich noch einmal tausendfünfhundert Euro überwiesen. Nun brauchten wir uns aller Voraussicht nach wirklich keinerlei Sorgen um Geld machen, wenn wir reine Lebenshaltungs- und Reisekosten innerhalb Marokkos nicht völlig falsch einschätzten.

Da der Wechselkurs ziemlich genau eins zu zehn war, würde es uns auch leichtfallen, Preise in Dirham umzurechnen. In dem Reiseführer standen öfter Preise, die als Orientierungshilfen dienen konnten, auch wenn sich sicher seit der Veröffentlichung einiges geändert hatte. Denn der Führer hatte wohl schon einige Trips hinter sich gebracht und sah ziemlich mitgenommen aus.

Bei unserer Ankunft am Al Massira Flughafen waren wir von der kurzen Nacht und dem langen Trip ganz schön geschlaucht. Und leisteten uns den Luxus eines Taxis zum Zentrum, das über zwanzig Kilometer vom Flughafen entfernt lag. Eine Busfahrt hätte uns laut Reiseführer weniger als einen Euro gekostet, das Taxi war um einiges teurer.

Jara erprobte sich gleich im ortsüblichen Feilschen. Statt der dreihundert Dirham, die der Taxifahrer zunächst wollte, drückte sie ihn auf zweihundertzwanzig. Das kam mir für so eine lange Fahrt immer noch spottbillig vor, denn wir waren bestimmt eine Dreiviertelstunde unterwegs. Und wurden nach dem Versand einer SMS noch vom Taxi aus, direkt von unserer Gastgeberin vor dem Haus der Wohnung erwartet, die wir dort gemietet hatten.

Die Frau war vielleicht vierzig Jahre alt, sprach sehr gut Englisch und führte uns in das neu und sauber wirkende Haus, in dem sie zwei Wohnungen vermietete. In einer weiteren Wohnung wohnte ihre Mutter, die ebenfalls herbeieilte und anbot, neben der Zimmerreinigung, die im Preis mit drin war, gegen Aufpreis auch unsere Wäsche zu waschen. Ihr Englisch war ebenfalls ganz gut.

Die Wohnung im obersten zweiten Stock war noch schöner, als die Bilder hatten vermuten lassen. Es gab ein Schlafzimmer mit Doppelbett, eine traditionelle marokkanische Lounge, also weiche Teppiche und Sitzkissen am Boden, eine Küche, allerdings ohne Kühlschrank, und ein kleines Badezimmer mit Dusche.

Kein Fernseher, kein WLAN, wie sie noch einmal entschuldigend vorbrachte, obwohl wir das natürlich von der Anzeige her bereits wussten. Sie wollte uns zeigen, wie man sich am besten in der Lounge eine Bettstatt herrichtet, als Jara sie stoppte und meinte, wir wären Kusinen und würden gemeinsam im Doppelbett schlafen.

Das hatten wir nicht abgesprochen, war aber ein genialer Einfall, denn die Gastgeberin nickte sofort und schien sich nichts weiter dabei zu denken. Sie drückte uns noch Broschüren über Sehenswürdigkeiten und Kurztrips, sowie einen Stadtplan in die Hand. Zeigte uns darauf Regionen mit freiem WLAN und gab uns einige persönliche Empfehlungen für Restaurants und Strandabschnitte.

Die Auswahl war groß, denn der halbmondförmige Strand war fast neun Kilometer lang. Sie erklärte uns noch die Lage der nächstliegenden günstigen Shops und ließ uns dann in unserem kleinen Reich für die nächsten zwei Wochen allein.

Beim Eintritt hatte sie die orangenen Vorhänge des Schlafzimmers aufgezogen, die Jara nun als erstes wieder schloss. Dann sanken wir auf das Bett und küssten uns überglücklich.

„Oh, Kusinchen, wo fasst du mich denn da an? Du böses, böses Mädchen. So was macht man doch nicht mit Familienmitgliedern", witzelte ich herum. „Geniale Idee, nebenbei. Sollten wir beibehalten."

„Kam mir einfach in den Kopf, ist hier wahrscheinlich durchaus üblich. Wäre doch Quatsch, ein Alibi-Bett im Salon zu bauen, damit ihre Mutter sich keine unnötigen Fragen beim Putzen stellt. Die Wohnung ist total geil, findest du nicht?"

„Ja, und angenehm kühl, obwohl es keine Klimaanlage gibt."

„Na, die wissen, wie man Häuser am besten für ein solches Klima baut. Wollen wir dann langsam los, um die Gegend zu erkunden? Vielleicht sogar zum Strand runterlaufen? Nur zwanzig Minuten von hier, hat sie gesagt."

„Ja, lass mich nur schnell den Text an meine Mutter schreiben, dass wir gut angekommen sind und so. Ich hoffe, du hast das Internet abgeschaltet? Sonst hast du später eine Rechnung, die höher wird, als unsere ganze Reise."

„Habe ich, und außerdem natürlich Prepaid. Da wäre bei mir nur das Guthaben weg."

Die ersten Eindrücke waren überwältigend. Die ganze Stadt wirkte neu und relativ sauber. Wie wir dem Reiseführer entnommen hatten, hatte es 1960 ein schlimmes Erdbeben mit einem anschließenden Brand gegeben, der große Teile der Stadt komplett zerstörte und viele Todesopfer forderte.

Es war ordentlich was los, die Straßen voller hektischer Autofahrer und vielen Motorrädern, aber auch auf den Bürgersteigen traf man eine Menge Leute an. Einheimische wie Touristen, wobei die sich die Waage zu halten schienen, je näher wir dem Strand kamen.

Ein wirres exotisches Gemisch, einheimische Frauen mit Kopftüchern, manche mit Burkas und Gesichtsschleier, dann auch wieder in Jeans und T-Shirt. Touristen mit umgehängten Kameras, Gesprächsfetzen in Arabisch, Englisch, Französisch und sehr oft auch Deutsch. Überall Palmen und wunderschöne kleine Gärten mit exotischen Blumen.

Da es schon fast sieben war, war der Strand erstaunlich leer, beziehungsweise verloren sich Grüppchen von Einheimischen und Touristen in seiner enormen Weite. Verblüfft sah ich, wie einheimische Frauen komplett angezogen ins Wasser gingen, daneben Touristinnen mit knappen Bikinis.

Wir wurden sogleich angesprochen, ob wir einen Schirm oder Liegestuhl wollten. Verständigungsprobleme würde es hier nicht geben, denn es gab von den jungen Männern die Sprachauswahl Englisch, Französisch, Deutsch. Da wir gar nicht vorhatten, jetzt noch schwimmen zu gehen, lehnten wir dankend ab.

Auch alle weiteren Angebote, Früchte, Tücher, Bilder und was die anderen Männer und Frauen sonst noch feilboten, zum Teil in einer etwas nervigen Intensität. Wir zogen uns beide unsere Baumwollhosen bis zu den Knien hoch und gingen ein Stück über den warmen Strand am Wasser entlang, das eine herrliche Temperatur hatte.

Jetzt, schon nach sieben, war die Lufttemperatur bestimmt noch knapp unter dreißig Grad, aber ein angenehmer Wind umschmeichelte und kühlte uns. Herrlich, so in etwa hatte ich mir das vorgestellt und doch war es total anders. Wir setzten uns in den warmen Sand und ließen die Schönheit einfach einsickern.

Wie gerne hätte ich mich bei ihr angekuschelt, oder sie in den Arm genommen. Für einen Moment wurde ich traurig und nachdenklich. Ich brach gerade das Gesetz, nicht mit etwas, was ich tat, sondern einfach nur mit dem, was ich war. Etwas, was ich mir nicht ausgesucht hatte.

Wie mochte das für eine hier geborene lesbische Frau sein? Ein Leben in Angst und dem konstanten Verstecken der eigenen Identität? Unvorstellbar. Dass die Frauen hier den Konventionen folgend ihre Körper nicht zu zeigen wagten, war noch im Bereich des Nachvollziehbaren. Alles andere überstieg meinen Horizont.

„Woran denkst du?", wollte Jara wissen, die sehr wohl meinen Stimmungsumschwung mitbekam.

„An die einheimischen Frauen hier. Frauen wie wir."