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Carmen 12 - Himmel, Hölle und zurück

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Direkt an der hinter dem Tor lehnte ich mich an die Mauer und ließ mich zu Boden gleiten. Ich weinte und konnte nichts dagegen machen. Ich sah auf die Uhr und merkte jetzt erst, dass wir bereits Mittag hatten. Es war gerade der stillste Ort im ganzen Hotel. Plötzlich hörte ich ein lautes Lachen und nochmal. Ich hätte dieses Lachen aus Millionen herausgehört, es gehörte meiner Mutter. Mit einem Mal wurde ich komplett ruhig. Ich erhob mich und ging in die Richtung, aus der ich das Lachen vernahm. Ich schlich mich an. Als ich am ersten Haus vorbeilief, hörte ich Stimmen, die lauter wurden, je weiter ich an das zweite Haus kam. Nun wurde mir klar, warum ich sie nicht gefunden hatte.

Diese Häuser waren, wenn ich mich richtig erinnerte, dem Personal vorbehalten und waren mit einer etwa drei Meter hohen Mauer vom Rest der Anlage getrennt. Hinter dem Haus waren Terrassen, die von der Mauer vorne und von zwei relativ dichten Hecken seitlich abgedeckt waren. Und genau von da hörte ich Mamas und Mareikes Stimme. Ich schlich die Hauswand entlang und als ich den Anfang der Hecke erreichte, linste ich verstohlen ums Eck. Ich konnte nur schemenhaft erkennen, was dahinter passierte, allerdings konnte ich jedes Wort verstehen. Beide schienen an einem billigen Plastiktisch und noch billigeren Campingstühlen zu sitzen. Dann hörte ich Mama: „Glaubst du, ich habe mich richtig entschieden?" „Dafür ist es jetzt eindeutig zu spät meine Liebe, das hättest du dir früher überlegen müssen.", lachte sie zurück. Dabei beugte sie sich vor und ich hörte zwei Gläser klingen.

„Du brauchst dir gar keine Hoffnung machen, dass ich meine Meinung noch einmal ändern werde." Mareike antwortete darauf. „Na, ich habe von dir auch nichts anderes erwartet!" Dann schob sie nach. „Hast du denn schon darüber nachgedacht, wie Dominik mit all dem Umgehen wird? Ich meine es ist verrückt, was gerade bei uns beiden passiert. Heute verloben, am Freitag die Hochzeit. Und wenn er dann noch erfährt, dass ich bald bei euch einziehe." Mama schien zu überlegen. „Es wird sicherlich für uns alle drei eine Umstellung sein, aber ich hoffe, dass er damit klarkommt." Karin griff zu einem Glas: „Lass uns darauf anstoßen. Auf die Liebe und das alles so wird wie wir es uns die letzten Tage ausgemalt haben." Danach hörte ich Gläser klingen. Ich hockte wie versteinert an der Mauer. Mein Hals war wie zugeschnürt.

Als beide einen Schluck getrunken hatten, meinte Mama. „Ich hoffe, ich verbocke das am Abend nicht und mir fällt vor Aufregung der Ring ins Wasser oder ich vergesse den Text, den ich mir vorgenommen habe." Karin lachte und sagte: „Wenn du dich besser fühlst, kannst du es ja proben." Meine Mutter antwortete aufgeregt. „Meinst du? Aber das bringt doch Unglück oder nicht?" Karin schien sorglos zu sein und kudderte los. „Na hier kriegt das doch außer uns keiner mit. Außerdem kommt der Friseur erst in einer Stunde. Und Karin hat uns versprochen zu sagen, wenn Dominik im Zimmer verschwindet, damit sie alles vorbereiten können." Auch wenn ich wusste, was folgen würde, musste ich es mit eigenen Augen sehen. Ich schob ein wenig der Hecke zur Seite, um besser sehen zu können. Mama hatte ihre Hand auf einer Schachtel liegen. Sie stand auf, öffnete die Schachtel und stellte sich dann vor Mareike, die mittlerweile auch aufgestanden war. Dann ging meine Mutter auf die Knie. Sie hielt den Ring in einer Hand und blickte hoch zu Mareike.

„Mein Schatz, ich weiss, dass alles kommt, mehr als plötzlich, aber gegen die Wellen der Liebe komme auch ich nicht an. Du hast mir in den letzten Tagen gezeigt, dass du der Mensch an meiner Seite sein möchtest und auch ich kann mich meinen Gefühlen nicht länger verschließen. Nie wieder im Leben wollte ich mich abhängig machen, aber ich bin bereit, diesen Schritt noch einmal zu gehen. Für uns beide! Deswegen frage ich dich, ob du der Mensch sein möchtest, der an meiner Seite mit mir gemeinsam durchs Leben geht." Karin sah hinab und hauchte. „Nichts würde ich lieber machen. Ja ich will!" Das Letzte, was ich sah, war das Mama, Mareike den Ring ansteckte. Bei mir öffneten sich alle Schleusen, ich stand auf und rannte weinend davon. Nun waren meine schlimmsten Befürchtungen endgültig wahr geworden. Ich hatte die Frau, die ich so sehr liebte, verloren. Ich hatte es mit eigenen Augen gesehen. Ich rannte hinunter zum Strand, der voll belegt war, mit Shorts und T-Shirt rannte ich die Landzunge entlang. Ich rannte und schwamm zu dem Ort, wo meine Mutter und ich unsere intensivsten Gespräche geführt hatten. Ich setzte mich auf die kleine Sandbank. Stellte meine Beine auf und lies meinen Kopf, auf die Knie sinken.

Fast eine Stunde saß ich dort und überlegte, was ich tun sollte. In mir kehrte eine seltsame Ruhe ein. Mit jeder Minute mehr wurde mir klarer, was ich zu tun hatte. Ich hatte nicht das Recht, dem Glück meiner Mutter im Weg zu stehen. Ich hatte es ihr versprochen. Trotzdem musste ich nun das tun, was ich tun musste. Es war alles klar. Ich stand auf und schwamm zurück zum Strand, ging aus dem Wasser und lief mit gesenktem Kopf zu meinem Zimmer.

CARMEN

Kurz nachdem der Friseur bei uns gewesen ist und uns für diesen Abend zurechtgemacht hatte, bekam ich ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. Mareike fragte mich, was los wäre. Als ich ihr sagte, dass ich ein ungutes Gefühl im Bauch hatte, nahm sie mich in den Arm und meinte, dass dies die Aufregung wäre. Es wäre schließlich nicht alltäglich, um die Hand des eigenen Sohnes anzuhalten und es damit so weit eben möglich offiziell zu machen. Vermutlich hatte sie recht. Dann klopfte es an unserer Tür. Mareike öffnete die Tür und Jennifer kam ins Zimmer: Also er ist jetzt auf seinem Zimmer. Wir werden alles notwendige am Strand vorbereiten und erwarten Euch um 18 Uhr dort. Ich werde Dominik dann den Anzug bringen und ihn zu dir bringen. Mareike sagte: „Das klingt nach einem Plan." Dann ging Jennifer wieder.

Wir hatten jetzt noch zwei Stunden Zeit. Mit jeder weiteren Minute stieg das flaue Gefühl in meinem Magen ohne erkennbaren Grund. Ich setzte mich auf die Terrasse und dachte nach. „Was es richtig, was ich tat?" „Ohne Zweifel war es das. Es war verwerflich und verpönt, aber es war genau das, was ich wollte." Ich konnte nicht erkennen, worin der Grund in meinem Unwohl sein lag, und kam zu dem Schluss, dass es wirklich die Aufregung sein würde. Gott sei Dank war bald Schluss damit. Ich wünschte mir nichts sehnlich als meinen Sohn, der hoffentlich bald mein Mann sein würde in die Arme zu schließen. Die letzten Tage ohne seine Nähe waren schwer für mich und ich war mir bewusst, dass es für ihn nicht viel leicht gewesen war. Ich ahnte nicht im Ansatz, wie sehr ich ihn verletzt hatte.

Wir tranken noch etwas auf der Terrasse und dann war es Zeit, in mein Kleid zu steigen, das ich mir gekauft hatte. Der Trip nach Kairo, hatte sich wirklich gelohnt, mit all den anderen Dingen, die wir dort erledigt hatten. Aber das Highlight war trotzdem das Kleid gewesen. Wir mussten einige Zeit suchen, aber letztendlich fanden wir eines das sich sowohl zum heutigen Abend tragen ließ und mit wenigen Modifikationen wie Schleier, Tüll Rock und einem wunderschönen Bolero Jäckchen zum Brautkleid verwandeln ließ. Ich war mir sicher, den Geschmack meines Sohnes getroffen zu haben. Gerade als ich in mein Kleid gestiegen war, klopfte es energisch an der Tür. Es war Karin, die klopfte. Mareike schloss noch den Reisverschluss meines Rückens, bevor sie die Tür aufmachte. Karin stürmte mit Tränen in den Augen ins Zimmer. Wir sahen sie überrascht an, als sie mich ansah und meinte. „Wir haben ein großes Problem." „Was ist los?", fragte Mareike. Ich stand nur wie angewurzelt da und der folgende Satz, riss mir den Boden unter den Füssen weg. Karin kam auf mich zu, sah mir tief in die Augen.

„Dominik hat vor einer halben Stunde ausgecheckt und sich ein Taxi zum Flughafen bestellt. Er hat unseren Rezeptionisten gebeten, dir um 18 Uhr diese Nachricht zu geben. Nur weil ich gerade vorne war, gab er ihn mir und sagte mir, was passiert war." Wie erstarrt sah ich auf dem verschlossenen Umschlag. Zögerlich nahm ich Karin den Brief aus der Hand. Mir fingen an, die Tränen herabzulaufen. Ich setzte mich auf einen Stuhl und mit zitternden Fingern öffnete ich den Brief von ihm und begann zu lesen:

Hallo Mama,

Es tut mir leid, es liegt mir fern, dir diesen Tag zu ruinieren, aber ich kann leider nicht anders. Ich würde dich am liebsten anschreien und dir Vorwürfe machen, warum du das getan hast, aber eine der Dinge, die du mir gesagt hast, als das alles mit uns begann, war, das vielleicht eines Tages der Tag käme, wo wir jemanden finden würden in den wir uns verlieben. Ich hätte nur nicht gedacht, dass dieser Moment so schnell kommt. Das, was es für mich unerträglich macht, ist, dass du nicht mit mir geredet hast, und immer nur gesagt hast, ich solle dir vertrauen. Ich habe dir vertraut bis zum heutigen Morgen, als ich deinen Brief erhielt. Selbst als du mit Mareike reden wolltest und du dich mit ihr in der Lobby getroffen hast, habe ich dir vertraut. Sogar als ich sah, wie du ihr zugenickt hast und ihr Euch geküsst habt und du ihren Arm um sie gelegt hast, und ihr das Hotel verlassen habt, dachte ich, wir kriegen das auf die Reihe. Doch mit jeder Stunde, die verging, zerbrach mein Herz mehr. Alle waren sie für dich da, aber niemand für mich. Du hast mir von klein auf beigebracht, dass man um, dass, was man möchte, kämpfen muss, auch wenn man dann doch verliert, hat man es versucht. Leider hast du mir die Chance zu kämpfen niemals gegeben.

Ich bin sicher nicht perfekt und ich habe keinerlei Erfahrungen mit Beziehungen oder der Liebe. Aber wenn Liebe derart weh tut, wie sie es mir gerade antut, dann kann ich gerne darauf verzichten. Heute Morgen, als ich deine Nachricht erhielt, die du mit „Deine Noch-Mutter" unterschrieben hast, wollte ich einfach nur noch Klarheit. Ich habe dich 4 Stunden lang gesucht, aber nicht gefunden. Nur durch einen Zufall, habe ich mitbekommen, wo ihr seid. Ich habe Euer Gespräch gehört von wegen Verlobung und nächste Woche Hochzeit und dann gesehen wie du um ihre Hand angehalten und ihr dann den Ring angesteckt hast. Mein endgültiger Untergang war zudem, dass ich erfahren musste, dass sie bald zu uns zieht.

Mama, ich glaube, ich hätte das alles ertragen, wenn du ehrlich zu mir gewesen wärst. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, sagte ich dir, du sollst keine Spielchen mit mir spielen und ich würde dir alle Zeit geben, die du benötigst und immer für dich da sein. Daran habe ich bis vor ein paar Stunden geglaubt. Es tut mir leid, aber ich kann das Versprechen nicht mehr halten. Ich habe keine Kraft mehr, heute Abend neben dir zu stehen und dein Glück zu sehen, das ich dir aber trotzdem von Herzen gönne. Warum ich das tue, weiss ich nicht, denn gerade will ich dich nur hassen, für dass, was du getan hast. Das ist auch der Grund, warum ich abgereist bin. Ich werde die letzten Tage immer in meinem Herzen tragen, aber ich brauche Abstand. Abstand von dir, von euch allen.

Aber ich werde mein Versprechen halten, das ich dir gab. Egal wie deine Entscheidung ausfällt, ich werde immer den Respekt vor dir haben, den eine Mutter von ihrem Sohn erwarten kann. Du hast mir in den Tagen etwas vermittelt, das in mir einiges verändert hat. Vielleicht können wir nach deiner Rückkehr allein reden, denn ich denke, es sind viele Dinge unausgesprochen geblieben. Ich gehe nun, weil ich nicht unfair sein möchte. Du hast dir dieses Glück verdient, auch wenn ich kein Teil davon sein kann. Zumindest nicht in dem Sinne, wie ich es mir gewünscht habe. Daher bitte ich dich um einen letzten großen Gefallen.

Werde bitte mit Mareike glücklich. Du hast es verdient glücklich zu sein und ich weiss, dass ich dir das nicht ermöglichen kann, wenn ich jetzt bei dir bin. Alles andere wird sich zeigen. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben. Aber wie du geschrieben hast, glaub ich daran, dass wir das zusammen schaffen können, auch wenn es nicht leicht wird. Es benötigt nur Zeit.

In Liebe

Dein Immer-Sohn

Dominik

Ich ließ den Brief zu Boden fallen und alles, was ich rief, bevor ich von einem Heulkrampf gebeutelt wurde, war „DOMINIIIIIIIIIk". Während die anderen den Brief lasen, stand ich auf und bat Mareike, mir das Kleid wieder zu öffnen. Ich streifte es mir von meinem Körper, schlüpfte in mein Sommerkleid, das ich den ganzen Tag getragen hatte. Als sie den Brief fertiggelesen hatten, hatten sie auch Tränen in den Augen. Auch sie begriffen, was Dominik zu diesem Schritt bewogen hatte. Alles, was ich rausbrachte, war. „Ich muss zum Flughafen." Ich zog mir hastig die Schuhe an, griff nach meinem Handy und meiner Zimmerkarte und sagte: „Karin bitte schreibe mir, wann der nächste Flieger geht." Ohne eine Erklärung lief ich aus dem Haus und rannte, so schnell ich konnte, zu unserem Zimmer. Ich öffnete den Safe, holte das Etui mit den Reisepässen und meinen Geldbeutel heraus und verließ das Zimmer wieder. Ich lief an der Rezeption vorbei, zum Hotelbogen hinaus und hielt das erste Taxi an, das vorbeikam. Ich stieg ein und sagte zum Fahrer nur zum Flughafen.

Als sich das Taxi bewegte, nahm ich mein Handy und versuchte, meinen Sohn anzurufen. Doch ich erhielt nur die Ansage, dass der Teilnehmer gerade nicht erreichbar war. Dann tippte ich via SMS und WhatsApp eine Nachricht an meinen Sohn. Es enthielt nur einen Satz. „ICH LIEBE DICH ... DU BIST DER MANN IN MEINEM LEBEN ... lass es mich bitte erklären." Als ich beide abgesendet hatte, hielt ich permanent die Pfeile im Auge, um zu sehen, ob Junior die Nachricht gelesen hatte. Doch es geschah nichts. Nach 10 Minuten erhielt ich die Info von Karin, dass der nächste Flug in unsere Heimat in einer Stunde abheben würde. Ich sand sämtliche Stoßgebete gen Himmel, die mir einfielen. Die Fahrt zum Flughafen kam mir vor wie Stunden, dabei waren es nur 30 Minuten. Dort angekommen, zahlte ich den Fahrer und rannte zum Eingang.

Wie in Hurghada üblich, stand zuerst eine Sicherheitskontrolle an. Auf die Frage, wo ich hinfliegen wollte, versuchte ich zu erklären, dass ich nicht fliegen wollte, sondern jemand im Flughafen wäre, mit dem ich noch dringend reden müsste. Mir wurde der Zugang verwehrt mit dem Hinweis, dass ich nur mit gültigem Ticket Zutritt bekommen würde. In mir stieg Panik auf. Ich musste in den Flughafen, koste es, was es wolle. Ein Blick aufs Handy zeigte mir, das Dominik die Nachricht immer noch nicht gelesen hatte. Ich verließ den Vorraum wieder und überlegte mir, was ich tun sollte. Ich tigerte vor dem Flughafen auf und ab und stand auf einmal vor dem Ausgang. Da keine Sicherheitsleute zu sehen waren, schlich ich mich in das Innere des Flughafens. Dann kam auf einmal eine weibliche Sicherheitsdame des Flughafens auf mich zu und verlangte, meinen Reisepass. Ängstlich, was jetzt passieren würde, öffnete ich mein Etui und mit einem Schlag wurde mir bewusst, dass ich meinen Sohn finden würde. Er konnte nicht einchecken, sein Reisepass war im Etui. Ich zog meinen heraus und zeigte ihn der Dame und erklärte ihr, dass mein Sohn zurückfliegen musste, ich aber gesehen hatte, dass er seinen Pass im Hotel vergaß.

Ich prüfte meinen Ausweis, und auch den meines Sohnes. Dann sagte sie zu mir. „Die Check-In Halle ist dort hinten. Weiter kommt ihr Sohn ohne Ausweis nicht." Sie lächelte mich an. Ich scannte mit meinen Augen die Abflughalle, mit sämtlichen Check-In Schaltern ab, konnte Dominik aber nirgends entdecken. Also lief ich bedächtig in die Richtung in der Hoffnung, ihn entdecken zu können. Ich blickte zur Abflugtafel und sah, dass die Anzeige gerade umsprang, wo ich entnehmen konnte, dass der Flug gerade von der Liste verschwand und somit abgeflogen war. Somit war ich mir sicher, dass er noch hier sein musste. Doch im ganzen Bereich war Junior nicht zu entdecken. Im Anschluss an die Check-Ins befanden sich dann zahlreiche Schalter der Fluggesellschaften. Da ich nicht wusste, wie lange Dominik Zeit hatte, alles vorzubereiten, konnte es auch sein, dass er seinen Flug erst hier umbuchen wollte, und beschloss den Schalter unserer Fluggesellschaft aufzusuchen. Mir fiel auf, dass kein einziger Schalter mehr geöffnet hatte. Um sicherzugehen, suchte ich auch alle anderen Schalter ab. Aber von Junior keine Spur. Hatte er vielleicht bemerkt, dass er keinen Reisepass hatte, und war zurück am Weg ins Hotel.

Ich rief Karin an und sagte ihr, sie solle bitte veranlassen, an der Rezeption aufzupassen, ob Junior wieder auftaucht, da er nicht fliegen könne, da ich seinen Reisepass hatte. Karin war aufs Erste erleichtert und sagte, sie würde mir sofort Bescheid geben. Dann marschierte ich weiter, um meinen Sohn zu finden. Irgendwann war der Gang zu Ende und ich wollte schon umdrehen, als ich einen kleinen Durchgang sah, der zu einem Warteraum führte. Mein Herz fing an zu rasen, als ich darauf zuging. Dann sah ich ihn, zusammengekauert, saß er an einer Wand, seinen Koffer neben sich, das Gesicht in seinen Knien vergraben. Ich wünschte mir, nichts mehr, als das er aufsah und mich entdeckte, doch er verharrte regungslos. Ich atmete langsam tief durch und lief langsam auf ihn zu. Ich wusste in diesem Augenblick nicht wie ich ihn ansprechen sollte, denn mir war bewusst, wie sehr ich ihn verletzt hatte. Tränen liefen über mein Gesicht und ich tat einfach nichts anderes als mich neben ihm an die Wand zu stützen und ließ mich danach auf den Boden gleiten.

Ich wartete kurze Zeit und versuchte dann, nach seiner Hand zu greifen, die er mir aber sofort entzog. Er hob seinen Kopf an und blickte mich mit verheulten Augen an. In seine Augen konnte ich Schmerz und Wut erkennen. Dann ließ er ihn wieder auf die Knie fallen und weinte. In meinem ganzen Leben fühlte ich mich noch nie so hilflos wie in diesem Moment. Ich wollte ihm meine Liebe gestehen und ihm alles erzählen, aber mir fehlten die Worte. Ich legte einfach meinen Arm um ihn, um ihm zu zeigen, ich war da. So saßen wir da mindestens 30 Minuten ohne ein Wort. Dann blickte er auf, und sah mich an. Dann die ersten Worte von ihm. „Mama, und wie geht es dir jetzt?" Ich hatte mit allem gerechnet, dass er mich anschreit, mir Vorwürfe macht, aber er stellte nur diese eine Frage: „Wie fühlst du dich jetzt." Alles, was ich rausbrachte, war. „Ziemlich beschissen, ich wollte das alles so nicht. Das musst du mir glauben." Er fiel mir ins Wort. „Das waren jetzt eine halbe Stunde, willkommen im Club, so geht es mir, seit du mit Mareike das Hotel verlassen hast."

Er fing wieder zum Weinen, an als er sagte: „Mama, du hast meinen Segen, mehr kann ich dir im Moment nicht bieten. Du hast mir weh getan, und ich weiß nicht, ob dieses Gefühl je wieder aufhören wird." Dann tat ich etwas, wovon ich heute nicht mehr weiss, warum ich es tat, aber im Nachhinein betrachtet, war es wohl das Richtige, dass ich in diesem Moment tun konnte. Ich griff in meine Handtasche und zog seinen Reisepass hervor. Ich drückte ihm den Ausweis in die Hand und sagte. „Wenn man verliebt ist, macht man verrückte Dinge und mit Abstand war es wohl das verrückteste, was in den letzten Wochen nein was ich in meinem Leben getan habe." Ich kann nicht rückgängig machen, was geschehen ist, aber du hast mit einem Recht. Ich habe dir keine Chance gelassen, um mich zu kämpfen. Und das hatte einen ganz einfachen Grund." Ich machte eine Pause. „Du musstest nie um mich kämpfen." Deswegen habe ich so reagiert, wie ich reagiert habe. Ich werde dir alles erzählen und wenn von deiner Seite nur in einem kleinen Moment kein Vertrauen mehr da ist, kannst du aufstehen und gehen und ich werde dich ziehen lassen. Von deiner Geburt bis heute, wollte ich dir nie weh tun. Aber ich bitte dich um eines. Lass mich jetzt für uns kämpfen, auch wenn ich nicht im Ansatz erahnen kann, wie es dir geht." Dominik sah mich eindringlich an und sagte: „Mama, ich habe keine Kraft dafür. Glaube mir ich möchte das du glücklich wirst, also heirate einfach und wir klären das ein ander Mal." Dann überkam ihn wieder ein Weinanfall.

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