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Das Bangkok Syndikat 16

Geschichte Info
und es geht weiter...
25.6k Wörter
4.45
8.2k
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Teil 16 der 18 teiligen Serie

Aktualisiert 06/09/2023
Erstellt 10/23/2019
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50. Siebenundzwanzigster Tag, abends, Bangkok

Jasmin hatte lange nachgedacht, ob sie ihrem Peiniger noch einmal gegenübertreten wollte oder nicht. Als ihr aber Nori angekündigt hatte, Long heute aus seinem Schubfach im Leichenraum der pathologischen Abteilung herauszuholen, wollte sie unbedingt dabei sein. Es würde ihr eine Genugtuung sein, dieses Scheusal gebrochen vor sich liegen zu sehen, wimmernd und hilflos das Schicksal ertragen müssend, welches Frauen ihm auferlegt hatten.

Doktor Lubana an ihrer Seite, legte ihr den rechten Arm um die Schultern und folgte ihren Blick. Long war der zweitägige Aufenthalt in völliger Isolation denkbar schlecht bekommen. Er wirkte ausgelaugt und verzweifelt, war offensichtlich durch seine persönliche Hölle gegangen. Der in Ungnade gefallene Chinese zuckte am ganzen Körper, hatte sich mehrere Male erbrochen und schien nicht in der Lage zu sein, auch nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.

„Er ist ziemlich fertig. Ich werde ihm später noch eine Spritze verabreichen müssen, damit er wieder einigermaßen zu Kräften kommt."

Jasmin entzog sich dem Arzt abrupt und starrte ihn entgeistert an.

„Hast du etwa Mitleid mit diesem Scheusal? Er hätte verrecken sollen, mir wäre es ganz recht gewesen. Schau dir dieses Monster doch einmal an!"

Der Mediziner nickte, ging aber nicht weiter auf Jasmins Ausbruch ein. Jasmin hatte um seine Begleitung gebeten, vielleicht öffnete sie sich ja doch noch für ihn? Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu, während sie sich an dem gebrochenen Häuflein Mensch weidete, das vor ihr auf dem nackten Steinboden kauerte und immer wieder unkontrolliert zusammenzuckte.

„Mach dir keine Hoffnungen! Ich habe dir immer wieder zu verstehen gegeben, dass ich kein privates Interesse an dir habe."

Doktor Lubana war zutiefst gekränkt. Er hatte ihr seine Liebe anvertraut, sie umworben und ihr geholfen, sie hingegen reagierte nur mit Verachtung auf ihn. Nur in Momenten wie diesem, wenn sie ihn brauchte, war er gut genug für sie. Der Arzt blickte nachdenklich auf Long. Vielleicht war sie ihm gegenüber genauso abweisend und arrogant aufgetreten. Wenn ja, konnte er ihn vielleicht sogar verstehen.

„Ich gehe wieder nach oben. Vielleicht ist es besser, wenn wir uns in Zukunft aus dem Weg gehen."

Jasmin wandte sich zögernd von Long ab. Sie ärgerte sich, dass sie dem Arzt Aufmerksamkeit schenken musste. Möglicherweise würde sie ihn aber noch brauchen. Außer ihm hatte sie niemanden in diesem bizarren Haus, dem sie sich anvertrauen konnte. Vielleicht war sie wirklich zu weit gegangen und hätte ihn nicht so barsch zurückweisen dürfen?

„Hey! Jetzt warte bitte! Es tut mir leid. Aber ich will dich nicht immer vor den Kopf stoßen müssen. Meine Gründe habe ich dir doch schon mehrmals erklärt."

Doktor Lubana wandte sich zu ihr um.

„Ja, das hast du in der Tat. Wiederholt und ausführlich genug. Nein! Es bleibt dabei, Jasmin. Wir gehen getrennte Wege, ich will dich in Zukunft nur noch von Weitem sehen."

Jasmin eilte ihm nach, packte ihn an seiner rechten Schulter und drehte ihn zu sich um.

„Du hältst dich jetzt also für das Opfer, ist das so? Warum denn bitte? Weil ich mich von dir nicht flachlegen lasse? Weil ich dir gestanden habe, dass du nicht mein Typ bist? Wer von uns verhöhnt nun wen?"

Der Arzt blickte ihr missgelaunt ins Gesicht. Sie hatte recht, er wusste es. Es war ihr Körper, der ihn reizte, viel mehr hatte sie ihm auch nie von sich gezeigt. Ihm gegenüber hatte sie stets die Klub-Chefin gespielt, sich arrogant und unnahbar gegeben. Dennoch hatte er versucht, ihr näherzukommen und mehr von ihr zu erfahren.

„Es ist durchaus normal für einen Mann, eine Frau zu begehren, Jasmin. Und nur weil ich dich attraktiv finde, heißt das nicht, dass ich kein Interesse an dir als Mensch habe."

Er zögerte, fuhr dann aber fort.

„Ich wollte einfach nur eine Chance."

Jasmin starrte ihn an. Sie verstand seine Worte und empfand sogar etwas Mitleid für den Arzt. Dennoch, sie wollte nicht so weit gehen.

Er aber verstand ihr Zögern, wandte sich ab und ließ sie bei dem Mann zurück, der sie vor wenigen Tagen noch so schrecklich gequält hatte.

Es wurde seltsam still, als die Schritte des Arztes im Gang verhallt waren. Sie war nun mit dem gefesselten Ex-Mafioso allein.

Achtundzwanzigster Tag, morgens, Bangkok

Chai hatte schlecht geschlafen. Er war erst in den frühen Morgenstunden in sein Appartement zurückgekehrt und nicht an der Couch vorbeigekommen, ohne sich in sie hineinzufallen zu lassen und wohlig aufzustöhnen. Arlak und er hatten sich wieder blendend verstanden, den ganzen gestrigen Tag zusammen verbracht und auch noch den größten Teil der Nacht, auch wenn es dieses Mal keinen sexuellen Hintergrund gegeben hatte. Nach langer Zeit war die Spannung endlich wieder einmal aus Chais Denken und Handeln gewichen, frei und unbefangen hatte er sich gefühlt. Nur dem Bier hatte er wohl zu sehr zugesprochen.

Er rieb sich die Schläfen und versuchte seine Augen vor dem aufkommenden Licht der Morgensonne zu schützen. Ein paar Stunden Ruhe, dann würde er sehen, wie er in dem Fall weiterkommen könnte.

Bei diesen Überlegungen begann sein Gehirn auch schon wieder auf Hochtouren zu arbeiten, unliebsame Gedanken drängten in sein Bewusstsein. Nori, Christian, Tom und Alain. Ach ja, und Uaan ... Er stöhnte. Dass Nori ihn ausgerechnet dieser Frau zugeführt hatte ... wie war das nur möglich? Ein schrecklicher Zufall? Sein Gewissen ließ ihn keine wirkliche Ruhe mehr finden. Was hatte er noch dieser Yada versprochen? Immer noch glaube er, die enge Scheide der jungen Frau spüren zu können. Ihm schwindelte. Er durfte nicht daran denken, es machte ihn krank. Seine Aufgabe war es, Uaan und den Jungs zu helfen, stattdessen verging er sich auch noch an ihnen. Chai fasste sich an den Kopf. Er war doch sonst so professionell. Warum nur fixte ihn diese SM-Scheiße derart an?

Er plagte sich beinahe eine Stunde lang mit seinen Gedanken, bis er endlich in einen traumlosen Erschöpfungsschlaf fiel. Endlich schien er frei zu sein, wenn er auch das Gefühl hatte, dass sich alles um ihn herum zu drehen begann.

Wie lange er in diesem Zustand auf der Couch gelegen hatte, wusste er nicht. Wie aus der Ferne hörte er das verhaltene Klingeln eines Handys, dann endlich schob er seine rechte Hand in die Hosentasche.

„Ja?!"

Maria Silami sich mit lauter Stimme. Er hatte sich schon seit einigen Tagen nicht mehr bei mir gemeldet.

„Entschuldigen Sie, Sie haben recht."

Die Deutsche klang autoritär und ungehalten. Wahrscheinlich ging ihr Vertrauen in Chai langsam verloren. Er konnte es ihr nicht einmal verdenken.

„Doch, einiges. Ich würde aber ungern am Telefon darüber sprechen."

Chai stöhnte und blickte auf seine Armbanduhr.

„Ich weiß, dass Sie sich sorgen, aber würde nicht morgen ..."

Wie von einer Sturmflut wurde sein Einwand von der Rechtsanwältin hinweggeschwemmt.

„Gut ich, komme. Eine Stunde werden Sie sich aber dennoch gedulden müssen."

Auch er war gereizt und hatte in diesem Moment kein Problem damit, es Maria Silami spüren zu lassen. Soweit es den sozialen Umgang mit seinen Mitmenschen betraf, war Chai an sich ein überaus zuvorkommender Mensch, doch selbst er hatte eine Belastungsgrenze, die nun überschritten war.

Achtundzwanzigster Tag, mittags, Bangkok

„Kommen Sie rein, ich möchte Ihnen jemanden vorstellen."

Frau Silami begrüßte den Privatdetektiv mit einer herrischen Geste, die von ihrem mausgrauen, eng anliegenden Businesskostüm noch unterstrichen wurde. Auch reichte sie ihm nur flüchtig die Hand. Anscheinend glaubte sie ihm nicht, dass er in der Erfüllung seines Auftrages weitergekommen war.

„Das ist Herr Dr. Katanaa, ein Freund, Vertrauter und mein juristischer Vertreter in diesem Land. Er war mir sehr nützlich in den letzten Tagen, gerade wenn es darum ging, nicht den Verstand zu verlieren. Dieses Warten macht mich schier verrückt."

Chai betrachtete den hageren, elegant gekleideten Mann. Er glaubte ihn zu kennen, konnte sich aber nicht erinnern, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.

„Na Ajutthaja, es freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen."

Der Doktor zeigte die Andeutung einer Verbeugung und reichte dem Detektiv seine, in einem leichten Sommerhandschuh steckende Hand.

„Ein gesundheitliches Übel, verzeihen Sie mir bitte diese Unhöflichkeit."

Chai nickte verständnisvoll, während er Maria Silamis Angebot folgte und in einem bequemen Ohrensessel Platz nahm.

„Sie können Doktor Katanaa gegenüber ganz offen sprechen. Ich vertraue ihm und würde mich gerne mit ihm besprechen, wenn Sie mir Ihre ..."

Sie konnte einen zynischen Unterton nicht unterdrücken.

„... Neuigkeiten mitgeteilt haben."

Chai sammelte seine Gedanken. Er hätte sich zu gerne auf dieses Gespräch vorbereitet, musste er doch sorgsam abwägen, was er Alains Mutter anvertrauen durfte und was nicht. Es würde wohl ein nahezu unmögliches Unterfangen sein, sie weiterhin um Zurückhaltung zu bitten, wenn sie von ihm erfahren würde, dass er glaubte, ihren Sohn und dessen Freunde gefunden zu haben.

„Bevor Sie mit Ihrem Bericht beginnen, lieber Na Ajuttaja, möchte ich Ihnen versichern, dass ich Sie zu Ihren Erfolgen in der Vergangenheit beglückwünsche. Sie haben einige aufsehenerregende Fälle zum Abschluss gebracht, wenn ich auch überrascht bin, dass Sie eine derartige gesellschaftliche Zurückhaltung üben, soweit es das Auskosten ihrer Erfolge betrifft. Aber das wird wohl Ihrem Beruf geschuldet sein, nehme ich an, im Nachhinein ein dumme Überlegung meinerseits, verzeihen Sie."

Katanaa hüstelte in seinen Handschuh und fuhr mit einer prägnanten, melodischen Plauderstimme fort.

„Jedenfalls freut es mich sehr, Sie nun einmal von Angesicht zu Angesicht, kennenlernen zu dürfen. Vielleicht findet man ja auch außerhalb dieses Zimmers geschäftlich zueinander? Ich könnte mit Sicherheit hin und wieder einen tüchtigen Ermittler wie Sie gut gebrauchen."

Bevor Chai auf die Laudatio des Anwalts einzugehen vermochte, wurde Frau Silami sichtlich ungehalten. Sie hatte genug von den Plattitüden ihres Gesellschafters.

„Sie können sich gerne zu einer späteren Stunde gegenseitig Schmalz aufs Brot streichen, aber ich bin jetzt nicht Willens, noch länger zu warten. Wenn Sie nun bitte so lieb sein wollen, mir kurz und zusammengefasst von Ihren Ermittlungsergebnissen zu berichten."

Chai konnte nicht anders, strich mit den Innenseiten seiner Hände durch sein Gesicht, um seiner Müdigkeit Herr zu werden.

„Verzeihen Sie, aber die letzte Nacht habe ich mit einer langen Observation zugebracht. Ich hatte bisher kaum die Gelegenheit, mich etwas auszuruhen."

Während Doktor Katanaa sofort Verständnis zeigte, blieb der Blick der Deutschen hart und abwartend. Sie schien sich hinter ihrer professionellen Fassade verstecken zu müssen, um ihre Beherrschung zu bewahren.

„Ich darf Ihnen mitteilen, dass wir davon ausgehen können, dass Ihr Sohn und dessen Freunde noch am Leben sind."

Frau Silami starrte den Detektiv mit offenem Mund an. Er schien seine Aussage durchaus ernst zu meinen. Sie setzte bereits zu einer Frage an, als der Ermittler mit einer bittenden Geste die nötige Höflichkeit einforderte, sich näher erklären zu dürfen.

„Ich habe eine ungefähre Vorstellung der Örtlichkeit, in der Ihr Sohn und dessen Freunde befinden, doch die Umstände ihres genauen Aufenthaltes sind schwierig einzuschätzen und durchaus als sehr gefährlich anzusehen. Das organisierte Verbrechen hat auf jeden Fall Einfluss auf ihr Schicksal genommen, wenn ich auch noch nicht sicher sagen kann, inwieweit auch Freiwilligkeit zu dieser Abhängigkeit beigetragen hat."

„Sie wollen damit sagen, dass sich mein Junge bewusst in die Hände der Mafia begeben haben könnte?"

Chai schüttelte den Kopf und suchte nach passenden Worten, um Maria Silami nicht zu überfordern.

„Nein, aber in ein spezielles Milieu der Prostitution, das von ihr kontrolliert wird."

Doktor Katanaa stellte die naheliegende Frage.

„Und welches?"

Unsicher schweiften Chais Blicke zwischen seinen beiden Gesprächspartnern hin und her. Er zögerte noch einen kurzen Augenblick, dann rang er sich zur Antwort durch.

„Das des Sadomasochismus."

Der Rechtsanwältin wich augenblicklich die Farbe aus dem Gesicht, taumelnd versuchte sie am Fußteil des Doppelbettes Halt zu finden. Doktor Katanaa sprang aus seinem Sessel und stützte die entsetze Frau, auch Chai zeigte seine Sorge.

„Es tut mir leid, ich hätte ihn diese Offenbarung wirklich gerne erspart."

Unfähig, das Gehörte zu verarbeiten, nahm Maria Silami auf dem Stuhl vor dem kleinen Schreibtisch Platz. Natürlich hatte auch sie schon von dieser Szene gehört, doch wusste sie nahezu nichts darüber. War ihr Sohn vielleicht gestört? Hatte er ihr wirklich all die Jahre etwas vorgespielt? Doch wenn es so war, woher kam diese Störung?

„Sollte ich vielleicht einen Arzt kommen lassen, meine Liebe?", brach Doktor Katanaa das Schweigen.

Die Anwältin schüttelte den Kopf.

„Wie kommen Sie darauf? Erklären Sie mir das bitte näher."

Chai zeichnete in groben Zügen die letzten Tage nach, verheimlichte auch nicht, dass es eine Domina gewesen war, die ihn auf diese Fährte gelockt hatte.

„Und was gedenken Sie jetzt zu tun?"

Der Detektiv faltete seine Hände und zeigte einen Moment lang Anzeichen von Unsicherheit. Er schien schon selbst über diesen Punkt nachgedacht zu haben.

„Ich würde gerne etwas mehr über die Umstände des Aufenthaltes Ihres Sohnes und seiner Freunde in diesem Klub erfahren. Mit ein wenig Geduld kann ich vielleicht auch einen Kontakt zu ihnen herstellen und ..."

Frau Silami erhob sich und baute sich vor dem Ermittler auf. Sie war außer sich.

„Sie wissen, wo sich mein Sohn aufhält und wagen es von Geduld zu sprechen? Rufen Sie die Polizei an und sagen sie denen, sie sollen gefälligst mein Kind dort rausholen! Warum zögern Sie? Ich will nicht mehr warten müssen! Holen Sie ihn dort raus, verdammt noch mal!"

Doktor Katanaa, der das Gespräch aufmerksam im Hintergrund verfolgt hatte und bislang ruhig geblieben war, stellte sich an Maria Silamis Seite und legte ihr zur Beruhigung seine rechte Hand auf die Schulter.

„Bitte, meine Liebe, geben Sie dem Mann eine Chance, sich zu erklären. Er wird sicherlich seine Gründe haben, dass er die Behörden außen vor gelassen hat. Wir wissen doch beide, wie wichtig Geduld in heiklen Situationen ist und diese hier scheint wahrlich eine zu sein."

Chai sah zu der Frau hoch, die sich abwenden musste, um ihre Tränen vor ihm und ihrem Kollegen zu verbergen. Sie tat ihm leid, sehr sogar.

„Die Mafia reagiert sehr schnell auf Veränderungen, die sie als bedrohlich für sich und ihre Geschäfte erachtet. Diese Schattengesellschaft ist in Bangkok bestens vernetzt, man muss also damit rechnen, dass sie von ihren nahezu zahllosen Informanten gewarnt wird. Ihre Reaktion würde wahrscheinlich schlimmste Konsequenzen für die Jungen nach sich ziehen, Frau Doktor Silami. Diesen Umstand kann man nicht ernst genug nehmen.", fuhr der Ermittler in seinen Erklärungen fort.

Maria Silami wandte sich wieder um und blickte dem Ermittler nun ins Gesicht. Ein Teil der sorgsam in ihrem Gesicht aufgetragenen Schminke war verwischt.

„Aber wie kann man ihnen denn dann helfen? Bitte, Herr Na Ajutthaja, es muss doch eine Lösung geben. Können wir nicht ein Lösegeld anbieten?"

Ihre verzweifelten Augen hingen regelrecht an den Lippen des Ermittlers.

„Bitte, Herr Ajutthaja! Geben Sie mir irgendetwas, woran ich mich festhalten kann."

Der Detektiv überlegte, nickte dann aber schließlich.

„Ich habe Kontakt zu einer Schlüsselperson aufgenommen. Sie weiß noch nichts über mein eigentliches Anliegen, aber ich denke, dass man mit ihr verhandeln kann, wenn der Preis stimmt. Es wäre möglicherweise eine Chance, die Männer aus diesen Strukturen herauszulösen."

Doktor Katanaa warf Chai einen seltsamen Blick zu.

„Sie meinen diese Domina?"

„Ja. Sie scheint in diesem Haus eine wichtige Rolle innezuhaben. Außerdem scheint sie sehr auf Geld fixiert zu sein und somit ließe sie sich vielleicht in eine gewisse Richtung lenken. Es wäre ein erster, behutsamer Versuch."

Der Rechtsanwalt überlegte kurz und stellte dann die nächste Frage.

„Was meinen Sie mit erster, behutsamer Versuch? Und wie wollen Sie weiter vorgehen, wenn dieser scheitern sollte?"

Chai lächelte.

„Ich möchte nicht näher darauf eingehen, aber ich habe die ersten Maßnahmen bereits ergriffen."

Maria Silami schien ihre Beherrschung langsam wiederzuerlangen.

„Gut. Dann beeilen Sie sich damit. Und melden Sie sich täglich bei mir! In diesem Punkt haben wir eine Vereinbarung."

Chai gelobte Besserung.

„Es hat mich gefreut, mein lieber Na Ajutthaja. Ich denke, wir werden in Zukunft öfters voneinander hören. Schließlich wollen wir ja alle einen positiven Ausgang dieser unglücklichen Situation und das Nötige dazu beitragen. Darf ich Sie zur Tür begleiten? Ich werde dann zusehen, dass ich meine Mandantin wieder ein wenig aufbauen kann."

Der Detektiv hatte kein Problem damit, aus dem Hotelzimmer hinauskomplimentiert zu werden. Er sehnte sich nur noch nach seinem Bett und würde bis zum Abend durchschlafen.

„Er ist weg."

Maria nickte dem hageren Mann zu und griff nach seiner Hand.

„Bleibst du noch ein wenig?"

Doktor Katanaa nickte.

„Solange du willst."

Die Frau griff dankbar nach seiner Hand und führte sie an ihre Lippen.

„Ohne dich hätte ich die letzten Tage nicht ertragen."

Doktor Katanaa ging auf seine Knie und sah zu ihr auf.

„Ich mag dich sehr, Maria. Auch wenn es nicht richtig ist, aber ich habe deine Gesellschaft genossen, trotz der widrigen Umstände."

Sie zeigte ein verkniffenes Lächeln.

„Komm! Ich bring dich ins Bett. Ein wenig Ruhe wird dir jetzt guttun."

Maria Silami war nicht mehr Willens, ihn abzuweisen, ließ sich von ihm führen und auf das Bett drücken. Ihr Berufskollege war zuvorkommend und zärtlich, half ihr aus den hochhackigen Schuhen und legte ihre Beine vorsichtig auf dem Bett ab. Als er sich wieder von ihr entfernen wollte, hielt sie ihn zurück.

„Leg dich ein wenig zu mir, ich möchte jetzt nicht allein sein."

Der Anwalt schwindelte. Er mochte diese Frau, sehr sogar. Doch was bedeutete das für sie und ihn? Sie war verheiratet und er selbst ... Er dachte an seine Herrin. Würde Sie davon erfahren ... Er wagte nicht, diesen Gedanken zu Ende zu führen.

Achtundzwanzigster Tag, mittags, Bangkok

„Wach auf!"

Mühsam öffnete Christian seine Augen. Er war am Ende seiner Kräfte, hatte nach der grausamen Abstrafung, die er vor einigen Stunden durch Nori erfahren hatte, die ganze Nacht kniend vor ihrem Bett verbracht. Sie hatte ihm keinerlei Möglichkeiten gelassen, sich zu bewegen, Hand- und Fußgelenke aneinander gekettet und eine Distanzstange zwischen seinen Schulterblättern und der Spreizstange zwischen seinen Fußknöcheln fixiert, damit er, in diese schmerzhafte Haltung gezwungen, in einem ständigen Leidenszustand verblieb. Seine Haut, an vielen Stellen stark gerötet und mit breiten, tiefroten Striemen bedeckt, zeigte überdeutlich, wie sehr sie ihm zugesetzt hatte.

Ausgelaugt und mit vom Dauerschmerz zermürbten Gesicht blickte er zu ihr auf. Er war zu keinem klaren Gedanken mehr fähig, Schmerz und Qual verwehrten seinem Bewusstsein jeglichen Freiraum.

Nori ging vor ihm in die Hocke, hob ihre von schwarzem Leder bedeckten Hände und streichelte seine Wangen. Sie konnte durchaus zärtlich sein, wenn sie es wollte und hatte es ihm auch schon einige Male bewiesen. War das wieder einer dieser Momente, ein Zeichen vielleicht, dass er genug gelitten und sie ihm endlich verziehen hatte?

Nein! Er brachte nicht einmal mehr Angst auf, als er ihre rechte Hand ausholen und dann kraftvoll in sein Gesicht schmettern sah. Er stöhnte, wimmerte, biss sich auf die Zunge. Nori ließ ihre Hände im steten Wechsel in sein Gesicht schlagen, so fest, dass er beinahe zur Seite hin umkippte. Tränen liefen seine Wangen hinunter, die sich heiß und geschwollen anfühlten. Die Domina über ihm aber zeigte keinerlei Emotion. Sie schien in ihm nur noch einen Gegenstand zu sehen, den sie, ihren eigenen Wünschen entsprechend, bearbeitete, wie sie es für richtig hielt.

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