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Das Bangkok Syndikat 16

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Der Rechtsanwalt verstand nicht.

„Und dann bittest du mich, dass ich mich neben dich lege?"

Maria Silami erblasste.

„Ich weiß, das war sehr egoistisch von mir. Verzeih bitte."

Beide wussten nicht wirklich, wie sie sich verhalten sollten. Sie wünschten sich beide keinen Bruch, brauchten einander und doch hatten beide gewichtige Gründe, die gegen ihre Freundschaft oder gar eine Beziehung sprachen.

So schwiegen sie sich eine Weile an, keiner war im Moment bereit, ihr Verhältnis zu klären oder es gar zu beenden. Schließlich beugte sich Doktor Katanaa über das Gesicht der Frau, die er begehrte. Er wollte ein Zeichen setzen, für sie, letztlich aber auch für sich selbst.

Er sah ihren unsicheren Blick und auch die Angst in ihren Augen vor dem, was er zu tun beabsichtigte. Ein Wort der Ablehnung hörte er allerdings nicht. Wie schön sie doch war, trotz ihres Alters.

Ihre Lippen berührten sich, sie schmeckten einander, nie waren sie sich bisher derart nahe gewesen.

Maria zuckte erschrocken zur Seite, was hier passierte, durfte einfach nicht sein. Sie entzog sich ihm, raffte sich auf und setzte sich auf den Rand der Matratze. Was hatte sie soeben nur geritten? Warum hatte sie es so weit kommen lassen?

War es ihre Sorge, die sie weich werden hatte lassen? Ihre eigenen Wünsche, die ihr Mann schon seit vielen Jahren nicht mehr zu befriedigen wusste? Sie war jenseits der fünfzig und seit mittlerweile fünfundzwanzig Jahren mit Maurice verheiratet. Bilder tauchten in ihrer Erinnerung auf, von Alain, dessen Geburt, der ersten Geburtstagsfeier ..., warum nur waren so wenige von ihrem Mann dabei?

„Ich gehe lieber. Es tut mir leid, Maria, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.", flüsterte er mit trauriger Stimme.

Natürlich hatte sie seine Worte vernommen, blieb aber dennoch unverändert mit ihm zugewandten Rücken liegen. Er hatte sich also geirrt, die Gefühle zwischen ihnen waren nicht stark genug. Zumindest nicht die ihren.

„Ich möchte deine Gesellschaft nicht aufs Spiel setzen, Maria. Dazu habe ich sie in den letzten Tagen viel zu sehr genossen. Bitte lass es nicht enden zwischen uns, nur weil ich einen schrecklichen Fehler begangen habe. Mir reicht deine Freundschaft, das möchte ich dir versichern."

Maria drehte sich halb zu ihm hin, ohne ihn allerdings anzusehen.

„Geh jetzt bitte. Du trägst nicht mehr Schuld an dieser Situation als ich. Dennoch hast du recht damit. Ruf morgen an, wenn du kommen möchtest. Wenn ich in diesem Land nicht dem Wahnsinn verfallen möchte, werde ich deine Gesellschaft brauchen, wenn du sie mir weiterhin gewähren möchtest."

Dreißigster Tag, morgens, Bangkok

Verdammt! Was war nur los? Warum zögerte er denn? Er dachte an diese Nori. Seitdem er vor einigen Stunden aufgestanden war, ging sie ihm nicht aus dem Kopf. Es war nicht nur ihre Rolle in seinem Ermittlungsfall, die ihn beschäftigte, sondern auch die Art, wie sie bei ihrem zweiten Aufeinandertreffen mit ihm umgegangen war. So kalt und herzlos sie sich ihm gegenüber auch gegeben hatte, so intensiv waren die Eindrücke und Gefühle gewesen, die er durch sie hatte erleben dürfen.

Er blickte auf sein Handy, dessen Display die Nummer des Klubs anzeigte. Er musste nur noch die grüne Taste drücken, einen neuen Termin vereinbaren und die Verhandlungen konnten beginnen.

Noch einmal atmete er tief durch, dann glitt sein Daumen zur Wähltaste. Nach drei Freizeichen meldete sich die Chefin des Klubs.

„Club Bizarr, Sie sprechen mit Jasmin. Was kann ich für Sie tun?"

„Guten Morgen! Ich weiß nicht, ob Sie sich an mich noch erinnern können. Ich war vor zwei Tagen bei Ihnen und würde gerne einen neuen Termin vereinbaren."

Jasmin schien nachzudenken, anscheinend hatte sie Mühe die Stimme richtig zuzuordnen.

„Es tut mir leid, wir hatten vorgestern viele Besucher. Könnten Sie mir helfen und den Namen Ihrer Herrin nennen?"

„Nori! Es war aber auch noch eine ihrer Sklavinnen anwesend."

Ein munteres Lachen war zu vernehmen, die Stimme der Klub-Chefin wurde merklich herzlicher.

„Aber natürlich! Wie könnte ich unseren Onkel auch vergessen. Es freut mich, dass es Nori offenbar gelungen ist, Ihr Interesse zu wecken. Warten Sie bitte einen kurzen Moment! Ich schau schnell in ihrer Kartei nach. Kämen Ihnen ein gewisser Zeitpunkt oder zumindest ein Tag besonders gelegen?"

Chai überlegte. Er wollte nicht allzu lange warten. Die Zeit, die ihm eingeräumt wurde, war zu kostbar, als dass er sie mit sinnlosem Zuwarten vergeuden wollte.

„Morgen ist der einzige Tag, an dem ich dieser Woche noch nicht völlig verplant bin."

Jasmins Stimme klang enttäuscht.

„Das wird leider nicht gehen. Morgen hat sie keine Termine mehr frei."

Chai atmete tief durch, dann setzte er alles auf eine Karte.

„Schade. Aber da kann man dann nichts machen. Ich hätte ihre Spontanität natürlich entsprechend vergütet, habe aber natürlich volles Verständnis für ihre Situation. Wollen Sie ihr bitte meine Grüße bestellen?"

Jasmins Stimme drang aufgeregt und laut aus dem Lautsprecher von Chais Handy.

„Nun warten Sie doch mal! Fragen kostet ja schließlich nichts. Ich rede mit ihr und rufe Sie zurück. Einverstanden?"

„Gut. Ich warte. Richten Sie ihr aber bitte aus, dass ich sie außerhalb des Klubs treffen möchte. Im Palast-Hotel um sieben Uhr abends wäre mir recht, falls sich das einrichten ließe. Wie gesagt, es soll ihr Schaden nicht sein. Mir sind die Umstände, die ich ihr bereite, durchaus bewusst."

Jasmin seufzte.

„Einfach machen Sie es uns wirklich nicht. Aber ich werde mal sehen, ob ich ihr hartes Herz erweichen kann, mein Lieber. Bis gleich, ich tue für Sie, was ich kann. Hoffentlich behalten Sie das in Erinnerung."

Sie lachte herzlich, dann legte sie auf.

Chai musste sich etwa eine Viertelstunde lang gedulden, dann erklang der Rufton seines Handys. Er ließ es einige Male klingeln, bevor er schließlich abhob.

„Ja bitte?"

„Du kommst gefälligst zu mir, wenn du wieder bereit bist, mir zu dienen! Was soll diese Unverschämtheit? Bist du von allen guten Geistern verlassen, dass du nicht weißt, wie man sich einer Domina gegenüber zu verhalten hat? Denkst wohl, ich wär eine billige Nutte, die man sich einfach so ins Hotel bestellt?"

Der Detektiv zuckte regelrecht zusammen, als er die Stimme der Domina erkannte.

„Verzeihung, Herrin, ich ..."

Weiter kam er nicht.

„Stehst du etwa noch? Knie dich gefälligst hin, wenn du mit mir sprichst!"

Chai zögerte, dann ließ er sich tatsächlich auf den Boden sinken. War es etwa nicht nur ein Spiel zwischen ihnen?

„Also? Ich höre!"

Die Stimme der Domina klang ungehalten.

„Ich werde Euch sonst leider nicht treffen können, Mistress Nori. Ich habe nur eine Dreiviertelstunde Zeit, bevor ich wieder ins Ausland muss. Seid bitte zu einer Ausnahme bereit, Herrin. Ich würde mich sehr dankbar zeigen."

Die Domina dachte nicht im Entferntesten daran. Mit vor Zorn bebender Stimme blockte sie sein Ansinnen ab.

„Das ist mir vollkommen egal! du kommst zu mir und nicht umgekehrt! Selbst wenn es nur für eine einzige Minute sein sollte, werde ich schon dafür sorgen, dass du sie genießen wirst. Hast du das jetzt begriffen oder muss ich noch deutlicher werden?"

Der Ermittler schloss seine Augen, dachte einen kurzen Moment nach und fasste einen Entschluss. Seine Rolle weiterzuspielen erschien ihm nun nicht weiter sinnvoll. Zu deutlich hatte sie ihm ihre Position dargelegt.

„Gut. Dann tut es mir leid, Mistress Nori. Ich kann zwar mich selbst, nicht aber meine beruflichen Verpflichtungen Ihnen unterwerfen. Schade, mein letzter Besuch bei Ihnen ist schier unvergesslich für mich und ich hätte mich nur zu gern tiefer in diese Welt entführen lassen. Es reut mich sehr, Ihre kostbare Zeit verschwendet zu haben, bitte glauben Sie mir das. Ich darf mich jetzt verabschieden."

Er wartete ihre Antwort nicht ab und legte auf. Sie würde sich melden, dessen war er sich sicher.

Erwartungsvoll blickte er auf das Handy in seinen Händen, doch es blieb stumm. Die Minuten verstrichen, sie schien nicht bereit zu sein, ihre Würde an ihn zu verkaufen, indem sie von ihrer Einstellung abweichen würde. Er ärgerte sich sehr, dass er diese Frau derart falsch eingeschätzt hatte. Er legte das Telefon beiseite, als es erneut zu klingeln begann. Dreimal ließ er es wieder klingen, dann hob er ab.

„Hallo?"

Es war Jasmins Stimme, die aus dem Lautsprecher klang.

„Mistress Nori kommt zu Ihnen ins Hotel, ist aber sichtlich verärgert über Ihr Verhalten. Sie sollten sich schon mal auf eine harte Strafe einstellen, meinte sie noch. Hoffentlich haben Sie sich da nicht zu viel aufgeladen, mein Lieber."

Jasmin lachte herzlich, wünschte einen guten Tag und verabschiedete sich. Chai aber rieb sich die Hände. Diese Runde hatte er gewonnen.

Einunddreißigster Tag, nachmittags, Bangkok

„Chai? Kann ich reinkommen?"

Der Detektiv nickte Viktor zu, einem großen Kasachen mit überaus kräftigem Körperbau, der schon oftmals in heiklen Situationen für den notwendigen Schutz des Ermittlers gesorgt hatte.

„Du kannst ihn hereinlassen, er gehört zu uns."

Der zwei Meter große Muskelmann nickte und öffnete die Tür. Arlak staunte nicht schlecht, als er den Hünen erblickte. Er vergaß den Unbekannten zu grüßen und ging mit sichtlich verwirrtem Blick an Chais Leibwächter vorbei ins Zimmer.

„Was ist das denn für ein Schlagetot? Da weiß man ja gar nicht, ob man sich vor Angst einlullen oder vor Geilheit einen Steifen bekommen soll."

Chai lachte, während Viktor seinen Kopf ungehalten schüttelte. Der Leibwächter sprach selbst fließend thailändisch und hatte Arlaks Worte verstanden.

„Ich halte es für sinnvoll, entsprechende Maßnahmen zur Gewährleistung meiner Sicherheit zu treffen. Dieser Frau traue ich nämlich alles zu. Viktor ist da genau der richtige Mann für solche Fälle, hat mir schon einige Male den Kopf gerettet. Ich vertraue ihm vorbehaltlos."

Arlak verstand und warf noch einmal einen ehrfürchtigen Blick auf den großen Mann.

„Und was soll ich dann hier? Ich dachte, ich soll Deinen Leibwächter spielen?!?"

Arlak holte einen Elektroschocker aus seiner Tasche und zeigte ihn Chai voller Stolz. Viktor aber grinste sich eins im Hintergrund, dieser Junge schien doch tatsächlich zu glauben, Chai schützen zu können.

„Ich brauche dich, um die Lage unter Kontrolle zu halten. Ich rechne nicht damit, dass Mistress Nori alleine kommt. Sie wird sich, genauso wie ich, zu schützen wissen."

Arlak gab zu, nur Bahnhof zu verstehen.

„Erkläre mir einfach, was ich machen soll, Onkel. Ich bin neu in diesem Geschäft."

Chai lächelte, ging zielstrebig zu seiner Reisetasche, die auf dem kleinen Beistelltisch des Bettes stand, entnahm ihr eine großformatige Tageszeitung, faltete sie auseinander und reichte sie seinem „Neffen".

„Hier, für Deinen Einsatz in der Lobby. Du hältst dort bitte die Augen offen und gibst uns sofort Bescheid, falls sie nicht allein kommt."

„Ist das nicht ein wenig klischeehaft? Das läuft doch in jedem billigen Agentenfilm so."

„Möglich, aber es funktioniert und du kannst dir die Zeit mit lesen vertreiben. Schau einfach über den Rand der Zeitung, dann kannst du sehen, wer das Hotel betritt und wieder verlässt."

Arlak seufzte, er wäre gerne bei dem Gespräch mit der Domina anwesend.

„Ich komme mir ja fast so vor wie bei Casablanca. Du fängst aber keine Romanze mit ihr an, oder?"

Chai lachte, selbst Viktor musste nun schmunzeln.

„Ich denke nicht, dass mir eine nähere Beziehung mit dieser Frau so gut bekommen würde. Auch wenn mein letzter Besuch bei ihr durchaus seinen Reiz hatte."

Arlak verstand.

„Denk besser nicht mehr daran, es lenkt dich nur vom Wesentlichen ab."

Der junge Mann blieb an der Tür nochmals stehen und wandte sich zu seinem älteren Freund um.

„Was hat dich dazu bewogen, jetzt schon mit ihr zu verhandeln? Wolltest du nicht warten damit?"

Chai war diese Frage unangenehm, er fühlte sich von Arlak ertappt.

„Diese Frau versteht es einfach, sich im Kopf eines Mannes breitzumachen. Es würde mich bei der Erledigung meiner Aufgabe ziemlich behindern, wenn ich noch einmal als Kunde in diesen Klub gehen würde. Verstehst du?"

Arlak nickte seinem „Onkel" zu, er glaubte es zumindest.

Einunddreißigster Tag, später Nachmittag, Bangkok

Nori fühlte sich erschöpft und müde. Christians Zustand hatte ihr seit gestern jeglichen Schlaf geraubt. Es überraschte sie selbst, wie sehr sie sich um diesen Mann doch sorgte und wie stark sich ihr Gewissen gemeldet hatte, während sie neben ihm gelegen hatte.

Die Thailänderin versuchte sich an Christians Gesicht zu erinnern. Bevor sie zu dem Termin in diesem Hotel aufgebrochen war, war sie beinahe zwei Stunden lang nahezu regungslos neben dem jungen Deutschen in ihrem Bett gelegen. Seine Augen hatten wieder etwas mehr Glanz bekommen und waren ihr gefolgt, sobald sie sich bewegt hatte.

Die Domina holte tief Luft, warf einen Blick aus der Seitenscheibe des Busses auf die vorbeiziehende Stadtkulisse der Millionenmetropole und zwang sich an den vor ihr liegenden Termin zu denken. Katanaa hatte ihr Gewissheit gegeben, der Mann, den sie gleich treffen würde, war der Detektiv, der ihr gefolgt war und sie schließlich auch gefunden hatte. Sie mochte es selbst jetzt noch nicht recht glauben.

Nori klopfte an die Trennscheibe des Innenraumes, woraufhin der Beifahrer des Kleinbusses sie einen Spalt breit aufschob.

„Wie lange brauchen wir denn noch?"

Die Stimme der Domina klang autoritär und schneidend. Wangs Exempel an Long schien eine nachhaltige Wirkung bei seinen Schergen erzielt zu haben.

„Eine knappe Viertelstunde noch."

Nori nickte und versuchte sich auf ihren „Kunden" gedanklich vorzubereiten. Würde dieser Kerl tatsächlich eine Session mit ihr vollziehen wollen? Oder war es nur ein Vorwand, um mit ihr über die Deutschen zu verhandeln? Ein weiterer Gedanke kam ihr in den Sinn. Was wenn man die Polizei verständigt hatte? Oder sie festzuhalten suchte? Sie warf einen Blick nach vorne, wo die beiden Mafiosi saßen. Es war wohl nicht falsch, sich gerade von diesen beiden Männern fahren zu lassen.

Der Kleinbus fuhr bis vor den Haupteingang des Hotels und hielt dort an. Ein junger Page in Uniform öffnete die hintere Seitentür des Kleinbusses und half der jungen Frau beim Aussteigen, die in ihren eng anliegenden schwarzen Hosen, den hohen Stiefeln und dem die Figur betonenden, weißen Hemd etwas nuttig aussah.

„Ihr habt verstanden? Zehn Minuten! Die Nummer des Zimmers schicke ich Euch per SMS."

Der schmierige Kerl auf dem Beifahrersitz nickte der Domina zu. Sein Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken, doch insgeheim machte er diese Frau für das Unglück seines Kameraden verantwortlich. Doch was sollte es? In ihrem Geschäft machte man das Beste aus dem Tag und dachte nicht groß über das Morgen nach. Es hatte zu viele Schatten, in denen man sich verkühlen konnte.

Arlak hatte es sich nicht nur in der Lobby gemütlich gemacht, nein, seine Augen hatten längst einen jungen Hotelrezeptionisten entdeckt, der ziemlich niedlich zu sein schien. Kaum, dass er es sich auf einem der bequemen Sessel niedergelassen hatte, trafen sich auch schon ihre Blicke und mehr als nur ein Lächeln wechselte zwischen den beiden Gesichtern. Nur mit Mühe besann er sich auf seine Aufgabe, faltete die Zeitung auseinander, ordnete deren Blätter und versteckte sich hinter ihr, nach außen hin den vertieften Leser spielend. Noch einmal sah er über den Rand seiner Lektüre hinweg zur Rezeption, hinter deren Theke dieser unverschämt hübsche Kerl ihn schon wieder angrinste, kaum dass er seines Blickes gewahr wurde.

Arlak kannte die Zeichen der Szene, er würde sich im Anschluss an seinen Auftrag mit dem Mann verabreden. Er versprach sich einiges von ihm. Insgeheim sah er sich schon mit diesem Typen beim Liebesspiel, was eine sofortige Erektion seines Gliedes nach sich zog.

„Scheiße!"

Der eigentliche Grund seines Hierseins drängte in seinen lüsternen Gedanken. War diese Irre etwa unbemerkt an ihm vorbeigegangen? Arlak begann zu schwitzen und öffnete einen weiteren Knopf am oberen Ende seines modischen Hemdes. Vorsichtig senkte er die Zeitung und musterte die Menschen in der Lobby. Weit und breit war keine Frau zu sehen, die dieser Domina auch nur im Entferntesten ähnlich sah.

„Entschuldigen Sie?"

Der junge Mann schreckte auf und starrte die junge Frau an, die kurz zuvor noch an der Theke der Rezeption Broschüren in einen Aussteller einsortiert hatte.

„Ja?"

Die Kleine zwinkerte ihm zu und reichte ihm einen sorgsam zusammengefalteten Zettel.

„Ein Kollege von mir scheint dich zu kennen."

In diesem Moment fiel es Arlak wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Ihm war dieses Gesicht doch von Anfang an irgendwie bekannt vorgekommen.

„Ja, ich erinnere mich. Ein Freund von mir war mal mit ihm zusammen."

„Kanda würde dich gerne auf ein Bier einladen, wenn du magst? Vielleicht schreibst du mir deine Nummer auf den Zettel? Ich meine, falls du Interesse an einem Treffen hast."

Arlak grinste breit, griff nach dem von der jungen Frau gereichten Kugelschreiber und zwinkerte ihr zu.

„Kann das sein, dass du darin Übung hast?"

Das Mädchen lächelte verlegen, nickte aber dann.

„Nein. So direkt nicht. Aber ich finde es schade, dass Kanda schwul ist."

Daher wehte also der Wind. Arlak lachte ausgelassen und sah an der Hotelangestellten vorbei zur Theke, wo der junge Rezeptionist gerade eine junge, attraktive Frau bediente. Wieder trafen sich ihre Blicke, ein kurzes Lächeln, dann wandte sich Kanda wieder seinem Gast zu.

Diese aber folgte dem Blick des Rezeptionisten, so traf sich der ihre mit jenem von Arlak. NORI! Sie war da! Und sie hatte ihn erkannt.

Arlak wandte sich wieder der jungen Frau zu, die ihn fragend anblickte und dann ebenfalls zur Theke hinübersah.

„Ist das eine Freundin von dir?"

Arlak traute sich nicht noch einmal, zur Domina hinüberzusehen, verneinte aber.

„Nein, aber ich kenne sie."

„Gut. Dann lasse ich Euch mal lieber allein."

Bestürzt sah Arlak das junge Mädchen von ihm abwanden und Nori ausweichen, die geradewegs auf ihn zuhielt. Ein mulmiges Gefühl bereitete sich im Magen des Jungen aus, vielleicht hatte er nun alles verdorben.

„Was machst du hier?"

Der Tonfall ihrer Stimme klang anklagend und aggressiv, sie schien ziemlich gereizt zu sein. Arlak sah zu ihr auf und wurde sichtlich verlegen. Er ärgerte sich selbst, dass er sich ihr gegenüber derart unbeherrscht verhielt.

„Ich habe meinen Onkel gefahren, er wartet bereits oben auf sie."

Die Domina schien in seinen Gesichtszügen nach der Lüge zu suchen, blickte dann aber zu den Aufzügen.

„Komm! du kannst mich zu ihm bringen."

Arlak jedoch schüttelte entschieden den Kopf, musste er Chai doch anrufen und warnen.

„Tut mir leid, aber mein Onkel ..."

Er spürte ein heftiges Klatschen in seinem Gesicht, gefolgt vom heftigen Brennen auf seiner linken Wange.

„Das war keine Bitte. Oder willst du ihm erklären, warum ich wieder gegangen bin?"

Der junge Mann blickte die resolute Domina entsetzt an. Ihm war diese Szene mehr als nur peinlich, wusste er doch genau, dass er von Kanda und dessen Kollegin beobachtet wurde.

„Okay. Also gut. Aber wenn du mich ein weiteres Mal anfasst, vergesse ich mich."

Nori grinste breit und schien seine Ankündigung nicht wirklich ernst zu nehmen.

„Trag die Tasche und beeile dich! Ich will meinen Kunden schließlich nicht warten lassen."

Arlaks Gedanken rasten. Er hatte mit dieser Frau kein weiteres Wort gewechselt und war froh, als sich die Schiebetüren des Lifts endlich vor ihnen auftaten. Es empfand es als unangenehm, diese Frau hinter sich zu wissen, selbst wenn diese keine Peitsche oder gar einen Stock in ihren Händen hielt.

Nori folgte ihm mit drei Schritten Abstand durch den langen Hotelgang und näherte sich ihm erst wieder, als er vor einer der Zimmertüren stehenblieb und an diese klopfte.

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