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Das Bangkok Syndikat 18

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Die Rechtsanwältin sah auf die Uhr, er musste jeden Moment eintreffen. Sie durfte nicht daran denken, welche Konsequenzen die Verweigerung ihrer Hilfe möglicherweise nach sich ziehen würde. Oder, schlimmer noch, hatte sie die Chance, Alain zu retten, vielleicht schon verpasst?

Sie ging zur Bar und schenkte Rotwein aus einer angebrochenen Flasche in eines der Gläser. Es war im Moment die einzige Möglichkeit, wenigstens etwas Ruhe zu finden.

Maria Silami wünschte sich sehnlich, die Zeit um einige Wochen vorwärts drehen zu können, diese Folter aus Ängsten, Hoffen, Bangen und diese an den Nerven zehrende Ungewissheit endlich hinter sich zu haben. Stattdessen hockte sie weiterhin in diesem Hotelzimmer, quälte sich von einem Tag auf den nächsten und wartete auf Neuigkeiten.

Sie zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte, stellte das Glas beiseite und erhob sich.

„Wer ist da?", rief sie auf dem Weg zur Zimmertür.

„Na Ajutthaja, Frau Doktor Silami."

Die Rechtsanwältin öffnete die Tür und ließ den Detektiv eintreten. Er wirkte müde und abgespannt, musste in der letzten Zeit wohl nur wenig Schlaf gefunden haben. Sah so ein Mann aus, der sie zu betrügen beabsichtigte?

„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich Sie zu so später Stunde noch stören muss, Frau Doktor Silami. Aber es ist die einzige Chance, die Sache in wenigen Tagen zu beenden."

„Wie meinen Sie das?"

Maria Silami deutete auf einen der Sessel, doch Chai winkte ab und blieb stehen.

„Die Situation ist eine völlig andere geworden. Die Domina, die mit uns in Verhandlung steht und direkten Einfluss auf das Wohl der Jungen hat, will sich von uns auszahlen lassen, um dann zu fliehen. Natürlich erst, nachdem sie Alain und Tom freigelassen hat."

Die Rechtsanwältin runzelte die Stirn. Dieser Mann wollte also doch wieder Geld von ihr.

„Wie viel soll es dieses Mal sein, Herr Na Ajutthaja? Wieder eine ähnlich hohe Summe, wie bei den letzten Malen?"

Chai musste sich beherrschen, um nicht in gereizten Tonfall zu verfallen. Dennoch sprach sein Blick Bände und er sah auch keinen Grund, seinen Unmut gegenüber dieser Frau hinter dem Berg zu halten.

„Immerhin habe ich sie gefunden, Frau Doktor Silami, und dafür gesorgt, dass sie nicht mehr misshandelt werden. Das ist meiner Meinung nach schon ein großer Erfolg und auch sicher den einen oder anderen Dollar wert, oder sehen Sie das anders?"

Die Rechtsanwältin schwieg, schien die derzeitige Situation erst einmal verarbeiten zu müssen.

„Frau Doktor Silami, Wang ist in diesem Klub, wo Ihr Junge und seine Freunde festgehalten werden. Der Pate steht momentan unter ungeheurem Druck und Mistress Nori befürchtet das Schlimmste. Ich nehme ihre Aussage ernst, denn, entgegen ihrer Art, war sie bei unserer letzten Verhandlung ungemein verunsichert, ja vielleicht sogar ängstlich. Auf jeden Fall scheinen sich die Dinge in diesem Haus rasant zu entwickeln, sodass wir nicht länger zögern dürfen. Wir dürfen jetzt wirklich keine Zeit mehr verlieren, sonst ..."

Die Rechtsanwältin fiel dem Ermittler ins Wort.

„Beantworten Sie mir endlich meine Frage, Herr Na Ajutthaja. Wie viel wollen sie dieses Mal?"

Chai atmete schwer, warum durfte er sich ihr nicht erklären? Warum schien sie an den näheren Umständen, in denen sich die Jungen befanden, kein Interesse zu haben?

„Mistress Nori will fünfundsiebzigtausend Dollar für Alain und Tom, die ich bis heute Vormittag um spätestens zehn Uhr überbringen muss."

Die Rechtsanwältin erbleichte augenblicklich. Sie blickte auf ihre Armbanduhr, es blieben weniger als zehn Stunden.

„Und wie stellen Sie sich das vor? Soll ich vielleicht meine Geldbörse öffnen und diese Unsumme hervorzaubern?"

Die Stimme der Anwältin klang hysterisch, sie schien mit ihren Nerven völlig am Ende zu sein.

„Die Banken sind geschlossen, Herr Na Ajutthaja, das ist Ihnen doch bewusst. Woher soll ich diesen ungeheuerlichen Betrag also nehmen?"

Der Ermittler blickte die Deutsche nachdenklich an. Auch er konnte eine derartige Summe nicht innerhalb dieses kurzen Zeitraumes auftreiben.

„Und wenn Sie sich an den Botschafter wenden und ihn um Hilfe bitten?"

Maria Silami schien darüber nachzudenken.

„Was ist, wenn diese Wahnsinnige mit dem Geld abhaut und unsere Jungen einfach zurücklässt?"

Auch Chai hatte diese Möglichkeit schon in Erwägung gezogen.

„Ich lasse das Haus rund um die Uhr überwachen. Ich habe mir die Baupläne besorgt und jeden Aus- und Eingang berücksichtigt. Sollte sich Mistress Nori also auf den Weg machen, ohne ihr Versprechen eingelöst zu haben, werde ich sie entsprechend zur Verantwortung ziehen. Darauf können Sie sich verlassen."

Chai sah Alains Mutter in die Augen, sie schien kein Vertrauen mehr in ihn zu setzen.

„Es ist der wirklich letzte Betrag, um den ich Sie bitte, Frau Doktor Silami. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort."

Maria Silami ging zum Sekretär und holte ihr Handy.

„Ich rufe jetzt Doktor Katanaa an und bitte ihn, augenblicklich hierherzukommen. Ich möchte mir seinen Rat einholen, selbst wenn auch er mir nicht dabei helfen können wird, das Geld aufzutreiben. Ich habe keine Ahnung, wie ich das schaffen soll."

Der Ermittler wurde blass, sah Maria Silami auf der Tastatur ihres Handys herum tippen, zögerte aber, sie dabei zu unterbrechen.

„Es gibt da etwas, was Sie vorher noch wissen sollten."

Die Anwältin hielt das Mobiltelefon an ihr Ohr und blickte den Detektiv fragend an.

„Und was soll das sein, Herr Na Ajutthaja?"

Der Ermittler überlegte, ob dies der richtige Zeitpunkt für diese Offenbarung war, doch ließ ihm die Situation keine andere Wahl.

„Doktor Katanaa steht nicht auf Ihrer Seite!"

Verblüfft ließ die Anwältin ihr Handy sinken und versuchte den tieferen Sinn hinter Chais Worten zu ergründen.

„Sie meinen ... Kommen Sie! Jetzt gehen Sie wirklich zu weit! Der Doktor ist ein angesehenes Mitglied der hiesigen Anwaltskammer und genießt zudem das volle Vertrauen der deutschen Botschaft. Die Mafia mag ja vielleicht weit verzweigt und tief verwurzelt sein, aber bisher war sie doch gar nicht so tief in die Sache involviert, als dass sie einen Grund ..."

Chai unterbrach Maria Silamis Ausbruch.

„Er war ja auch nicht im Auftrag der Mafia bei Ihnen, Frau Doktor Silami. Doktor Katanaa ist ein Masochist."

„Sie wollen damit sagen, dass diese Domina ...?"

Der Ermittler bestätigte Maria Silamis Verdacht mit einem Nicken.

„Ja. Genau das. Ich habe ein Handy von ihr bekommen, unmittelbar bevor ich Sie angerufen und um diesen Termin gebeten habe. In diesem Mobiltelefon habe ich unter den Notizen Einzelheiten gefunden, an wen und wo das Lösegeld zu übergeben ist. Der Übergabeort ist Doktor Katanaas Haus."

Maria Silami starrte den Ermittler fassungslos an. Sie glaubte ihm nicht, so sehr konnte sie sich in einem Menschen nicht geirrt haben.

„Das ist aber noch nicht alles, was ich gefunden habe. Im SMS-Ordner ist der gesamte Schriftverkehr zwischen den beiden nachzulesen. Auch wenn er vielleicht nicht direkt etwas mit der Entführung Ihres Sohnes und seiner Freunde zu tun gehabt haben mag, so hat er doch, vielleicht auch unbeabsichtigt, dabei geholfen. Der gesamte Schriftverkehr ist natürlich in der hiesigen Landessprache verfasst. Wir können aber jemand Unabhängigen bitten, Ihnen die einzelnen Nachrichten vorzulesen, falls Sie mir nicht glauben."

In Maria Silamis Kopf tauchten jene Bilder auf, in denen ihr thailändischer Berufskollege ihr nahegekommen war. Sie hatte sogar ein körperliches Verlangen verspürt, den Wunsch gehegt, diesen gebildeten und höflichen Mann an sich heranzulassen ... und jetzt stellte sich heraus, dass er sie verkauft und verraten hatte? Sie konnte und wollte es einfach nicht glauben. Sie verfügte doch über jede Menge Erfahrung und eine umfassende Menschenkenntnis, wie konnte sie sich nur so sehr getäuscht haben?

„Hören Sie, Frau Doktor Silami. Ich war gestern mit Doktor Katanaa bei dieser Domina. Er hat derart furchtbare Dinge durchgestanden, wie man sie nicht einmal seinem ärgsten Feind wünschen möchte. Er ist ihr absolut hörig und völlig in ihren Händen. Mit Sicherheit hat sie aber auch genügend Material gesammelt, um seine Leidenschaft im Bedarfsfalle gegen ihn zu verwenden. Wie dem auch sei, Doktor Katanaa ist eine Person, auf die wir in dieser Situation nicht zählen können."

Maria Silami schwieg, überwältigt von der gegebenen Situation. Sie hatte mit diesem Paukenschlag alles verloren, was ihr noch Zuversicht und Halt gegeben hatte, nur Misstrauen und Angst waren geblieben.

Chai legte seine Hände beruhigend auf die Schultern der konsternierten Juristin. Sie zögerte einen Augenblick, dann umarmte sie den Ermittler. Er schien der letzte Mensch zu sein, der wirklich auf ihrer Seite stand.

Vierzigster Tag, morgens, Bangkok

„Wang?"

Der Pate öffnete die Augen. Nori stand neben dem Bett und war bereits fertig angezogen. Langsam streckte ihr der Alte seine rechte Hand entgegen, um sie sich küssen zu lassen.

„Wie spät ist es?"

„Es ist sieben Uhr, deshalb habe ich dich geweckt, so wie du es mir aufgetragen hast."

Der Pate raffte sich auf.

„Zieh mich an, ich habe es eilig! Frühstücken werde ich unten."

Nori drehte sich kurz zu Christian um, der, immer noch eingeschlossen und geknebelt, an der Wand stand. Wangs Blick folgte ihr, er ahnte was jetzt kommen würde.

„Wang! Ich ..."

Sie fragte wie ein Kind, das seinen Stoff-Teddy mit auf die Reise nehmen wollte.

Der Pate lächelte. Wieso sollte er sie ihrer Illusion berauben? Dieser Junge schien ihr viel zu bedeuten, der Pate würde sie bis zur Abreise in dem Glauben belassen, dass sie diesen Farang behalten können würde.

„Wir nehmen ihn mit, wenn du so viel Freude an ihm hast, ..."

Mitten im Satz kippte der Tonfall von freundlich und sanft zu aggressiv und böse.

„... aber du weißt hoffentlich, wem du gehörst und wer dich als Einziger berühren darf, richtig?!?"

Nori sah zu ihm auf und nickte.

„Ich gehöre nur dir, Wang."

Der Alte starrte sie an, schien in ihrer Gesicht nach Lüge und Trotz zu suchen. Doch er fand nichts von alldem in ihren beinahe schwarzen Augen, die totengleich oder zumindest bewusstlos wirkten.

„Nori! Nori! Jetzt bleib doch bitte stehen!"

Widerwillig drehte sich die Domina zu Jasmin um, die hinter ihr aufgetaucht und ihr trippelnden Schrittes gefolgt war.

„Was willst du? Ich habe keine Zeit."

„Ich wollte dir nur schnell erzählen, dass Doktor Lubana die Deutschen und den Chinesen mit Präparaten verpumpen soll, damit sie bei der Show belastbarer und benommen sind."

Nori blickte die Klub-Chefin gelassen an und wartete darauf, dass sie endlich zum Punkt kam. Das konnte doch noch nicht alles gewesen sein, was ihr die rothaarige Frau zu berichten hatte.

„Alle, Nori. Auch Christian!"

Die Augen der Domina zuckten. Wang würde sie also betrügen, so oder so. Dass aber auch Christian an der Show teilnehmen sollte, war ein Schlag ins Gesicht. Wang wollte sie testen, weiter provozieren und letztendlich prüfen, wo sie in Wahrheit stand.

„Nori, was passiert hier? Du weißt doch etwas, richtig? Lubana sorgt sich ebenso, man hat ihn heute Früh nicht außer Haus gelassen, als er in seiner Praxis vorbeischauen wollte."

Die Domina wandte sich von Jasmin ab, die aber überholte sie und stellte sich ihr in den Weg. Sie hatte Tränen in den Augen und schien ziemliche Angst zu haben.

„Wangs Männer verhängen die ganze Empfangshalle mit großen, schwarzen Vorhängen. Ich habe mich dagegen verwehrt, diese Dinger e schauen grässlich aus und stinken erbärmlich."

Nori konnte sich den Sinn dieser Adaptierungen nicht erklären. Dass Wangs Schergen selbst etwas in die Hand nahmen, was auch nur im Entferntesten nach Arbeit roch, sah ihnen eigentlich nicht ähnlich. Sie musste Jasmin recht geben, da stank etwas gewaltig zum Himmel und das war mit Sicherheit nicht nur diesen mysteriösen Vorhängen geschuldet.

„Sind die Einladungen rausgegangen?"

Die Chefin des Club Bizarr nickte eifrig.

„Wir werden bis auf den letzten Platz voll sein. Jeder möchte den Chinesen und die Farang leiden sehen. Für viele unserer Gäste wird es eine persönliche Genugtuung sein."

„Gut! Und jetzt hau ab und lass mich in Ruhe. Wenn ich etwas weiß, sage ich es dir."

Jasmin trat sofort aus dem Weg und lächelte aufgesetzt.

„Tust du, ja? Bitte, Nori. Ich mache mir solche Sorgen."

Die Domina antwortete nicht und setzte ihren Weg fort, während die Club-Chefin ihr unsicher nachblickte. Unter normalen Umständen eine von Jasmin gehasste Demütigung, schien es sie dieses Mal zu beruhigen. Wenigstens Nori schien von all den seltsamen Vorgängen im Haus unbeeindruckt zu sein.

Sowohl Uaan als auch Tom spürten, dass heute etwas im Busch lag. Immer wieder waren Schritte am Gang vor ihrer Zelle zu vernehmen, während Nori sich heute offenbar Zeit ließ, ihnen etwas zu Essen zu bringen und Uaans Sucht zu bedienen. Die junge Asiatin litt fürchterlich und marterte Tom mit ihrem Geheul. Sie hatte Krämpfe und starke Bauchschmerzen, ihre Gesichtszüge waren durch den Schmerz und die Gier nach der Droge verzerrt. Er nahm sie in seine Arme, versuchte ihr wenigstens Wärme zu geben, sie aber ließ sich durch nichts beruhigen. Tom versuchte seine Kräfte zu sammeln, lange würden seine Nerven wohl nicht mehr mitspielen.

Ein Zucken ging durch den Körper seiner Freundin. Hatte sie etwas gehört? Es war erstaunlich, wie sehr sich ihre Sinne sensibilisiert hatten, wenn sie auf die Domina warten musste. Ein Knacken im Schloss und Uaan stieß Tom mit aller Gewalt von sich weg, kroch zur Tür, und begann augenblicklich zu flehen, als dieses Ungeheuer endlich auftauchte.

„Bitte, Herrin, ich brauche es ganz dringend."

Nori beugte sich zu ihr hinab, schlug der jungen Frau mit der flachen Hand brutal ins Gesicht und drückte sie mit der Sohle ihres rechten Stiefels zur Seite.

„Du bekommst gleich was, aber erst, wenn ich mit Euch gesprochen habe."

Sie warf einen Blick auf Tom, der sie hasserfüllt ansah. Sie aber ließ ihren Gummiknüppel in die offene Hand klatschen, bereit, jeden seiner Angriffe, ob körperlich oder verbal, sofort und mit aller Gewalt im Keim zu ersticken.

„Wenn alles wie geplant abläuft, seid Ihr in den nächsten drei Tagen frei."

Tom glaubte nicht richtig gehört zu haben. Niemals hätte er so etwas zu hoffen gewagt, glaubte sich und seine Freunde vielmehr längst verloren, vielleicht sogar schon aufgegeben und vergessen.

Nori aber fuhr fort, forderte die Aufmerksamkeit der beiden ein, indem sie den Knüppel nochmals in ihre Hand klatschen ließ.

„Ihr gehorcht mir, dann wird alles gut. Keine Aufsässigkeit, jeder Befehl wird umgehend befolgt."

Uaan starrte bestürzt zu ihr hoch, dann wanderte ihr Blick zu Tom.

„Die bringen mich doch um, wenn Tom nicht mehr da ist. Bitte, Herrin, ich bin dann so gut wie tot."

Sie umklammerte Noris Stiefel, die es dieses eine Mal zuließ, ohne die Verzweifelte gleich brutal zur Räson zu bringen.

„Nein! du wirst mitgehen, sei ohne Sorge. Auch für dich wurde bezahlt."

Uaan glaubte einem Trugbild aufzusitzen. Sie würde tatsächlich freikommen? Sie dachte an ihren Schuss, den sie morgens und abends benötigte. Wie sollte sie auf der Straße die dafür notwendigen Drogen auftreiben können?

„Bitte, Herrin Nori! Lasst mich bei Euch bleiben. Ich werde Euch gut dienen. Bitte! Verstoßt mich nicht."

Nori grinste breit. Egal, wie sich die Dinge für Uaan entwickeln würden, der Hölle konnte dieses Mädchen nicht entrinnen.

„Wer hat uns freigekauft?", wollte der junge Deutsche wissen.

Die Domina schüttelte ihren Kopf, war nicht bereit, ihm die näheren Umstände seiner Befreiung zu erklären.

„Du und Alain, Ihr beide werdet heute noch einmal viel über Euch ergehen lassen müssen. Kein Widerstand! Hörst du? Ihr würdet sonst alles gefährden."

Tom glaubte, die Domina jetzt durchschaut zu haben.

„Ach so? Du willst doch nur, dass wir dein Theater mitspielen, oder? In Wirklichkeit hast du gar nicht vor, uns freizulassen, sondern willst uns damit nur anködern."

Ein dumpfer Schlag, dann ausbreitender Schmerz auf seiner linken Schulter, die Wirkung dieses Gummiknüppels war unbeschreiblich.

„Alains Eltern! Und jetzt genug davon! Ihr gehorcht, dann wird alles gut. Aber heute müsst Ihr noch einmal mitspielen, verstanden?"

Sie hielt den Gummiknüppel erneut über Toms Körper, jederzeit bereit, ihn erneut zu prügeln, sollte er nicht genau das tun, was sie von ihm verlangte.

Alains Eltern hatten also gezahlt? Tom glaubte Nori. Woher sollte sie auch wissen, dass die Salamis begütert und wohlhabend waren.

„Ich werde dafür sorgen, dass es für dich und Alain zu ertragen sein wird. Außerdem wird Euch Lubana etwas spritzen. Ihr solltet Euch trotzdem mit Schmerzensäußerungen nicht zurückhalten, das Publikum darf auf keinen Fall enttäuscht werden."

Die Domina blickte Tom erwartungsvoll an, der ihr immer noch nicht so wirklich glauben wollte.

„Ja. Ich habe verstanden."

Nori senkte ihren Arm und gab sich zufrieden. Sie befahl Uaan, ihr zu folgen, die, sichtlich erleichtert, es jetzt eilig hatte. Gleich würden ihre Qualen mit der nächsten Spritze das so sehr herbeigesehnte Ende finden.

Nori hatte ihre Morgenrunde beendet. Doktor Katanaa war wieder einigermaßen bei Kräften, sah aber äußerst ramponiert und mitgenommen aus. Es würde für Wang reichen, hoffte Nori, auch wenn er sie für ihre Maßlosigkeit gegenüber diesem Gast vielleicht bestrafen würde, wenn sie ihn von ihrer Absicht unterrichtete, den Anwalt nach Hause zu begleiten.

Der Pate hockte wahrscheinlich gerade in Jasmins Büro, das er sich zu eigen gemacht hatte, brütete über seinen Fluchtplänen und was er sonst noch alles zu beschicken hatte. Nori glaubte nicht, dass er ohne großes Tam Tam verschwinden würde. Zu sehr war er von sich und seiner Bedeutung überzeugt, als dass er es seinen Feinden so leicht machen würde. Immer noch verfügte er über ausreichende finanzielle Möglichkeiten und andere Mittel, um seine treuesten Leute an sich zu binden, die immer noch bereit waren, sein Spiel mitzutragen, das im Grunde doch schon verloren schien.

Wie recht Nori mit ihrer Vermutung hatte, stellte sie fest, als sie sich dem Büro näherte, vor dessen Tür die zwei Malaien Wache hielten. Drei weitere Männer verließen das Büro und eilten an der Domina vorbei, ohne sie zu beachten. Deren angespannte Gesichter zeugten von einer gewissen inneren Unruhe und heller Aufregung.

Die beiden Malaien ließen die Frau in ihrem schwarzen Lederoutfit passieren, wussten sie doch um deren Bedeutung, nur im Büro selbst nahm niemand auch nur die geringste Notiz von ihr.

Wang, mit Bonian über den Tisch gebeugt, betrachtete eine Landkarte Thailands. Wahrscheinlich bereiteten die beiden ihre Fluchtroute vor, um möglichst sicher ins Ausland zu gelangen. Mit Laos und Kambodscha lagen zwei Länder in unmittelbarer Nachbarschaft, die Abenteurern und Kriminellen immer noch weitreichende Möglichkeiten boten. Wenn es auch keinen offiziellen Krieg gab, der sie nährte, waren nach wie vor weite Landstriche unkontrolliert und kaum bewohnt. Beste Möglichkeiten also für den Anbau von Opium und dessen Schmuggel.

Nori stellte sich ein wenig abseits, sie würde wohl warten müssen, bis die beiden ihre Tätigkeit beendet hatten. Bonian schien sich dabei immer wichtiger zu nehmen und sprach mit Wang mittlerweile auf Augenhöhe, als wäre er sich seiner besonderen Stellung geworden wäre.

Erst nach etwa einer halben Stunde griff Bonian zum Telefon, während der Pate Nori endlich seine Aufmerksamkeit widmete.

„Was willst du, kleine Nori? Ich habe jetzt keine Zeit für dich."

Er wollte sie mit dieser Bemerkung abspeisen, doch Nori trat an ihn heran, selbst auf die Gefahr hin, seinen Zorn zu erregen.

„Ich habe es gestern bei einem Kunden übertrieben, Wang. Er kommt alleine nicht nach Hause, obwohl ich ihn über Nacht hier behalten habe. Sag bitte einem Deiner Leute, dass er uns fahren soll."

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