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Das Bangkok Syndikat 18

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Knapp neben der Fahrertür hielt das Motorrad an. Die sich im offenen Helm des Lenkers spiegelnde Sonne blendete Wangs Schergen und schürte seinen Zorn. Beabsichtigte der Biker, den Schaden zu klären? Wütend drückte der Malaie den Kippschalter des Fensterhebers. Kaum war die Scheibe im Türschacht verschwunden, spuckte ihm der Biker auch schon mitten ins Gesicht. Grinsend setzte der Fahrer die Maschine in Fahrt und hielt einige Meter vor dem Bus wieder an.

„Du Hurensohn!", brüllte der Malaie kochend vor Wut, drückte die Fahrertür auf und sprang aus dem Wagen.

Nori grinste. Beinahe hatte Wangs Lakai das Heck des Motorrades erreicht, als dessen Lenker schon wieder anfuhr. Drei Wagenlängen weiter brachte er die schwere Maschine erneut zum Stillstand. Schreiend und fluchend hetzte das Totenkopfgesicht hinterher, auch diesmal erfolglos. Dann verlor die Domina die beiden aus den Augen.

„Mach auf!"

Nori schreckte zusammen und sah jetzt das zweite Motorrad neben sich. Zwei Männer saßen darauf, der hintere gestikulierte mit beiden Händen.

„Mach auf!"

Die Domina dachte nicht im Entferntesten daran, dieser Aufforderung Folge zu leisten. Die Pisser sollten sich verziehen, sie hatte ganz andere Sorgen.

Der Mann auf dem Sozius nahm eine schwarze Sporttasche von seinem Rücken und öffnete den Reißverschluss ein Stück. Haufenweise Geldbündel waren zu sehen. Nori konnte es nicht glauben, der Onkel hatte es doch noch geschafft.

Wenig später kehrte das Totenkopfgesicht zum Wagen zurück, sichtlich frustriert und völlig außer Atem. Sein Blick fiel auf Nori, die scheinbar gelangweilt aus dem Fenster starrte. Wie gerne hätte er seine Wut an dieser Fotze ausgelassen.

„Mach das Fenster zu!", herrschte der Malaie sie an.

Tatsächlich betätigte die junge Frau den Schalter, worauf sich die Scheibe surrend hob.

Vor Noris geistigem Auge tauchte nochmals das Gesicht des Jungen auf, der ihr die Tasche gereicht hatte. Es war der Neffe gewesen, dem sie, ebenso wie seinem Onkel, vor einigen Tagen im Hotel so hart zugesetzt hatte.

Endlich, nach einer weiteren halben Stunde, fuhr der Bus die Auffahrt zum Krankenhaus hinauf. Noch ehe er ganz zum Stillstand gekommen war, öffnete Nori die Schiebetür und sprang aus dem Wagen. Wie immer ignorierte sie die auf Kundschaft wartenden Damen, nahm in weit ausholenden Schritten die Treppenstufen und verschwand durch die große Eingangstür.

Auf der Bühne wurden die letzten Vorkehrungen für die heutige Show getroffen. Jasmin stand auf dem Podium, dirigierte die Männer und schien sich ganz in ihrem Element zu fühlen. Trotz nicht zu knapp aufgetragener Schminke wirkte ihr Gesicht bleich, während ihre Züge eine unangenehme Härte aufwiesen.

Nori ignorierte ihren fragenden Blick, ging am Rand der Halle auf die schwere Brandschutztür zu, öffnete sie und verschwand dahinter in den weitläufigen Gängen. Sie musste die Tasche mit dem Lösegeld in Sicherheit bringen, noch bevor sie auf Wang oder Bonian stieß.

„Wo warst du, verdammt?"

Wangs Unterführer eilte ihr keuchend entgegen.

„Wang ist außer sich vor Wut. Du hast ihn warten lassen."

Nori sah am Unterführer vorbei auf den Paten, der, das Telefon am Ohr und mit seiner freien Hand wild in der Luft gestikulierend, in den Hörer brüllte. Die Domina drückte sich an Bonian vorbei zum Schreibtisch, blieb davor stehen und wartete, bis Wang ihr seine Aufmerksamkeit schenken würde. Sollte er sie ruhig schlagen oder sie benutzen, wenn sie sich darauf vorbereiten konnte, würde sie es auch diesmal ertragen.

Wang warf ihr einen kurzen Blick zu, zischte noch einige abschließende Worte in den Hörer und wandte sich dann an die Domina.

„Geh arbeiten! Ich will dich nicht sehen."

Erstaunt über die milde Reaktion des Paten lag Nori eine Erwiderung bereits auf den Lippen, doch Wang hatte sich bereits wieder von ihr abgewandt und klammerte sie demonstrativ aus seiner Wahrnehmung aus.

„Hörst du nicht, was er gesagt hat?"

Nori drehte sich zu Bonian um, der gerade im Begriff war, nach ihrem linken Arm zu greifen, um sie nach draußen zu bringen.

„Fass mich an und du bist tot!"

Ihre Augen blitzten gefährlich, doch Bonian grinste sie nur herablassend an. Noris Stern in Wangs Imperium schien zu sinken, sein eigener hingegen umso heller zu strahlen. Wenn er es vorsichtig anstellte, würde er Wang vielleicht sogar dazu bringen, diese Schlampe genauso zurückzulassen wie seine Männer. Doch selbst wenn nicht ... ihre Reise würde lange dauern, sehr sehr lange.

Nori verließ Jasmins Büro und nahm die Treppe nach oben. Es entsprach nicht Wangs Art, eine Verfehlung ihrerseits ungeahndet zu lassen. Er würde nach etwas suchen, womit er sie treffen konnte, und die Domina ahnte auch bereits, worum es sich handelte. Ihr Herzschlag und Atem beschleunigten im Gleichklang, in ihrem Bauch begann es unangenehm zu ziehen. Sämtliche Nerven in ihrem Körper schienen gleichzeitig Alarmsignale auszusenden.

Als die Domina ihr Appartement erreicht hatte, riss sie die Tür auf und eilte hinein. Christian! War er noch da? Sie lief durch den Flur ins angrenzende Wohn- und Schlafzimmer und ... blieb erleichtert stehen. Nach wie vor stand er gefesselt an der Wand.

Sie öffnete seine Fesseln, stützte seinen kraftlosen Körper, half ihm dabei, sich aufs Bett zu legen, und zog ihm anschließend die Maske vom Kopf.

„Du BESCHISSENER WICHSER!!!"

Long starrte sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht unverschämt an. Nori hätte es sofort bemerken müssen, Christians Körper war erheblich massiger, als jener dieses Dreckschweins. Die Domina aber war wie von Sinnen, holte aus und schlug dem Chinesen ihre geballte Faust mitten ins Gesicht, immer und immer wieder, bis ihre Hand zu schmerzen begann.

„Wo ist er? Sag mir, wo er ist, verdammt!"

Long kreischte vor Schmerz, Blut rann ihm aus Nase und Lippen, seine rechte Augenbraue war unter den brutalen Schlägen aufgeplatzt. Der Chinese jedoch verzog sein Gesicht erneut zu einer höhnischen Grimasse und dachte nicht im Traum daran, die Frage der Domina zu beantworten.

„Okay! Dann weiß ich schon, wohin du möchtest. Das Leichenschauhaus wartet auf dich."

Der Mann kreischte auf, doch die Domina nahm keine Notiz mehr von ihm und eilte aus dem Zimmer. Unten würde sie einige Sklaven suchen und den Chinesen dorthin bringen, wo er verrotten sollte. In einer der Schubladen, die er so hasste.

Wie in Trance eilte Nori die Treppen hinunter. Nur vor Wangs Büro verlangsamte sie ihre Schritte. Würde sie ihm zeigen, wie sehr er sie getroffen hatte, wäre vielleicht alles verloren. Sie musste ihn in dem Glauben belassen, dass Christian keinen wirklichen Wert für sie hatte. Nur so hatte sie eine Chance.

Sie zog die schwere Tür zur Vorhalle auf, stürzte auf Jasmin zu und zog die Klub-Chefin von der Bühne.

„Wo ist er? Sag es mir! Ich bin mir sicher, dass du es weißt!"

Jasmin wirkte verunsichert, Wangs Männer standen überall um sie herum.

„Er hat es verboten, Nori."

Die Wut der Domina entfachte sich erneut an diesen Worten und steigerte sich innerhalb eines einzigen Wimpernschlags beinahe ins Unermessliche. Nur mit Mühe gelang es ihr, einen neuerlichen Ausbruch zu unterdrücken. Jasmin fühlte es deutlich, doch der eigentliche Grund, Nori zu antworten, war ihrer panischen Angst vor dem Paten geschuldet. Die gleiche Angst, die auch die Domina vor diesem Scheusal empfand.

„Er wird an Longs Stelle an der Show teilnehmen. Bonian hat ihn in eine der Zellen gebracht. Sie wird bewacht, du wirst nicht zu ihm dürfen."

Nori verstand nur zu gut. Sie wandte sich von Jasmin ab, ging nach draußen in den Innenhof und befahl zwei der männlichen Sklaven, ihr zu folgen. Sie hatte jetzt nicht nur ein Opfer, nein, auch einen Grund sich abzureagieren.

„Jasmin!"

Die Klub-Chefin hob ihre rechte Hand, erbat sich damit bei Wanda einen Augenblick Geduld. Kurz überblickte die rothaarige Frau noch einmal die Liste in ihrer linken Hand.

„Hallo, Wanda. Viel los, hm?"

Die Begrüßte nickte.

„Wo ist Long? Ich muss unbedingt noch mit ihm üben und ihn für die Show fertigmachen."

Jasmin schüttelte den Kopf, ihre Gedanken kreisten bereits wieder um die Veranstaltung und deren Gäste.

„Er wurde durch einen anderen Sklaven ersetzt. Du bleibst aber in die Show involviert und wirst mit dem Neuen arbeiten. Hier ist deine Order, geh runter und bereite ihn vor."

Entgeistert blickte die Domina auf den Zettel und schien ein einziges Fragezeichen zu sein.

„Und wer hilft mir?"

Jasmin sah auf die Uhr, viel Zeit blieb ihnen nun nicht mehr.

„Gleich kommt eine Freundin. Ich schicke sie dann zu Euch runter."

„Was ist mit Long passiert? Warum habe ich jetzt einen Neuen?"

Jasmin zuckte mit den Schultern.

„Das weiß nur der Boss selbst, Wanda. Mach einfach das, was sie von dir verlangen."

Wanda stöhnte. Ihr wollte diese Planänderung nicht gefallen. Die momentane Stimmung in diesem Haus drückte bleischwer auf ihr Gemüt.

„Kannst du wenigstens den Kerlen unten im Gang sagen, dass sie aufhören sollen, den Boden aufzureißen? Sie machen mich noch wahnsinnig damit. Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr. Wie soll ich mich da um den Neuen kümmern?"

Neuerlich schüttelte die Klub-Chefin ihren Kopf.

„Tut mir leid, Wanda. Im Moment sind mir da die Hände gebunden."

Die Domina überlegte, ob sie nachhaken sollte, doch die Hausherrin schien ohnehin nichts preisgeben zu wollen, egal was sie auch fragen würde. Wie auch immer, sie musste jetzt erst einmal nach ihrem neuen Sklaven sehen. Vielleicht war er ja ganz schnuckelig? Sie dachte an Long. Zwar von eher bescheidener Attraktivität und zudem auch nicht gerade gut bestückt, hatten seine Aufsässigkeit und Widerstandskraft sie dann doch ziemlich gereizt.

„Okay. Ich kümmere mich dann mal um den Neuen."

In ihren Gedanken versunken stieg sie die Treppe hinab und suchte die Zelle, deren Nummer auf dem Zettel vermerkt war. Einer von Wangs Schlägern bewachte die Tür und blickte ihr grimmig entgegen.

„Ich soll zu dem Sklaven, um ihn auf die Show vorzubereiten."

„Wie heißt du?"

Die Domina sah den grobschlächtigen Kerl erstaunt an. Was für eine Rolle sollte ihr Name schon spielen?

„Wanda. Kann ich jetzt rein?"

Der Typ trat zur Seite und öffnete das schwere Riegelsystem.

„Ach du Scheiße!"

Die Domina erblickte einen jungen Mann auf dem Bett liegen, dessen starr zur Decke gerichteten Augen vollkommen leer und teilnahmslos wirkten. Obgleich nicht gefesselt, schien er völlig apathisch und reagierte überhaupt nicht auf sie.

Das Gesicht des Jungen zeigte deutliche Schwellungen, er musste vor Kurzem geschlagen worden sein. Ein dünnes, weißes Betttuch bedeckte seinen Leib und hielt ihn vor den Blicken der Domina verborgen.

„Hey! Sklave!"

Der Junge zeigte nicht die geringste Reaktion, starrte unverändert zur Decke, als ob er sein Körper kein Leben mehr in sich tragen würde.

Sie hielt ihre rechte Hand über seine Augen, bewegte sie langsam hin und her. Wenigstens darauf schien er verhalten zu reagieren.

„Was haben die mit dir bloß gemacht?"

Die Domina seufzte und setzte sich vorsichtig neben den Jungen aufs Bett. Nochmals wanderten ihre Augen über seinen Körper, dann hob sie die Decke vorsichtig an. Sein Körper wies zahlreiche Schlagmale auf, doch wirkten sie nicht so gravierend, um seinen momentanen Zustand erklären zu können.

Erst Long, jetzt dieser junge Mann. Irgendetwas stimmte nicht in diesem Laden. Dazu noch diese widerlichen Gestalten im Haus, wo war sie da nur hineingeraten?

Wanda war ratlos, in diesem Zustand konnte sie den Jungen jedenfalls nicht in der Show mitwirken lassen. Er schien völlig apathisch und seine Umgebung kaum noch wahrzunehmen, geschweige denn zu begreifen.

Nochmals griff sie nach der Decke und zog sie langsam von seinem Oberkörper. Vorsichtig ließ sie ihre Hände so lange über seine Haut gleiten, bis sich sein Atem beruhigte.

„Wie heißt du?"

Er antwortete nicht, nur seine Augen flackerten einen kurzen Moment in ihre Richtung. Wieder strich sie sanft und beruhigend über die Haut des Jungen, dann stand sie entschlossen auf und ging zur Zellentür.

„Mach auf!"

In der Vorhalle angekommen kletterte Wanda eiligen Schrittes über eine kleine, improvisierte Treppe auf die Bühne und fand Jasmin an einem schmalen Rednerpult, wo sie sich auf ihre Rolle als Gastgeberin des heutigen Abends vorzubereiten schien.

„Was soll ich mit dem da unten anfangen? Der kann doch nicht mal mehr richtig stehen, ist dir das eigentlich klar? Da ist ja jeder Junkie am Bahnhof noch in einem besseren Zustand, als dieses Häufchen Elend."

Nervös wanderten die Blicke der rothaarigen Frau durch den Saal, dann zog sie die Domina ein Stück beiseite. Die aber ließ sich nicht unterbrechen und fuhr mit ihrer Anklage fort.

„Was wird hier eigentlich gespielt? Das ist doch kein SM mehr! Hier werden Menschen zerstört, siehst du das nicht? Tickt Ihr überhaupt noch richtig? Sind in diesem Haus nur noch Psychopathen unterwegs?"

Jasmin unterbrach sie mit einer weit ausholenden, hektischen Bewegung ihres rechten Armes. Wieder sah sie sich suchend um, doch niemand schien von den beiden Frauen Notiz zu nehmen.

„Er muss teilnehmen, Wanda! Wang will es so. Weißt du eigentlich, wozu dieser Mann fähig ist? Der bringt uns alle um, mit einem einzigen Fingerschnippen, wenn ihm danach ist."

Die Domina glaubte kein Wort.

„Ach ja? Und deshalb kann ich zaubern, oder was? Der Junge ist fertig, kaputt, völlig am Ende. Begreifst du das nicht?"

Jasmin schüttelte ihren zierlichen Kopf und zeigte eine resignierende Geste.

„Du verstehst es nicht, Wanda. Der Junge dort unten ist Noris Leibsklave. Ich weiß nicht warum, aber Wang will sie bestrafen. Deshalb sollst du ihn in der Show mitwirken lassen. Verstehst du jetzt? Es ist sein persönlicher Wunsch! Kannst du dir vorstellen, was er mit uns machen wird, wenn wir dieser Anordnung nicht nachkommen? Wir haben doch keinerlei Bedeutung für ihn!"

„Nein! Ich kann das nicht! Ich werde mich doch nicht an einem Menschen vergehen, den ihr ohnehin schon so gut wie auf Eurem Gewissen habt. Wo ist Nori? Ich will mit ihr reden!"

Die Chefin des Klubs seufzte resigniert.

„Mach, was du willst, aber halte mich da raus. Sie ist vor Kurzem in die Pathologie gegangen. Wahrscheinlich will sie Long wieder einsargen, als Rache, dass Wang ihr das Spielzeug weggenommen hat."

Wanda ekelte sich vor dieser Frau. Jasmin schien genauso verkommen zu sein, wie alles andere in diesem schrecklichen Haus.

„Ich gehe zu ihr! du kannst diesen Verbrechern ja weiterhin in den Arsch kriechen."

Wanda beeilte sich. Long war sicherlich kein Engel, aber dieser Frau ausgesetzt zu sein, musste die wahre Hölle für ihn bedeuten. Sie hatte gestern selbst gesehen, wie brutal und menschenverachtend Nori an ihm gewütet hatte, wenn auch nur kurze Zeit. Hoffentlich kam sie nicht zu spät und konnte das Schlimmste noch verhindern.

Sie eilte die Treppe hinunter, bog in den langen Gang mit den Zellen ein und lief ihn entlang, bis sie die Tür des Operationssaales erreicht hatte. Es brannte Licht, sie waren also tatsächlich hier. Kaum dass sie die doppelflügelige Tür aufgedrückt hatte, hörte sie auch schon erstickte Schreie, die aus dem angrenzenden Leichenraum kamen. Long schien verzweifelt um sein Leben zu kämpfen.

„Verdammt! Was machst du mit ihm?!? Hör sofort auf damit!"

Überrascht drehte Nori ihren Kopf in Richtung ihrer Kollegin, während zwei stämmige, nackte Sklaven den Chinesen weiterhin auf die Liege drückten und die beiden Frauen abwartend beobachteten. Long war in eine Schublade gebettet und an selbiger festgeschnallt worden, eine Maske über den Kopf gestülpt, die schon halb verschlossen war. Zwei Schläuche steckten in seiner Nase, ein weiterer, mit einem dicken Ball versehen, war anscheinend für seinen Mund bestimmt.

„Was willst du hier? Lass uns gefälligst in Ruhe! Mit diesem Stück Scheiße hier hast du nichts mehr zu schaffen!"

Noris Stimme klang gereizt, voller Wut und Entschlossenheit. Sie war gefährlich, würde Wanda nicht die richtigen Worte finden, riskierte sie vielleicht selbst, dieser Wahnsinnigen zum Opfer zu fallen.

„Ich soll Deinen Sklaven in der Show vorführen! Weißt du das schon?"

Nori ließ augenblicklich von Long ab und wandte sich erstaunt zu ihrer Kollegin um.

„In seinem jetzigen Zustand kann er die Vorführung unmöglich überstehen. Keine Ahnung, was ihr mit ihm gemacht habt, aber er ist völlig apathisch und nicht ansprechbar. Ich weiß nicht, wie ich mit ihm arbeiten soll. Ihr habt ihn total kaputt gemacht."

Aus dem letzten Satz klang ihr Vorwurf überdeutlich heraus, Nori aber starrte sie an, als ob ihr ein Geist erschienen wäre. Wanda hatte sich ihre Aufmerksamkeit gesichert, jetzt würde jedes einzelne Wort zählen.

„Dieser Junge dort oben ... Er soll doch als Geisha verkleidet werden ... richtig? Wie die Zwangsprostituierten im Krieg. Ich soll ihn schlagen und vergewaltigen, wie es die japanischen Soldaten mit vielen Thailänderinnen getan haben. Gib mir Long an seiner Stelle, niemand wird es merken!"

Noris Augen blieben starr auf ihre Kollegin gerichtet, sie hatte jedes Wort in sich aufgesogen, reagierte aber nicht. Wanda wertete dieses Schweigen als Aufforderung, weiterzureden.

„Wir können Deinen Sklaven trotzdem mit auf die Bühne nehmen, für den Fall der Fälle, dass wir auffliegen sollten. Als Statist zusammen mit anderen Sklaven. Ich kann dann immer noch behaupten, dass ich ihn als nächstes drannehmen wollte. Verstehst du? Bitte, Nori! Dieser Junge ist total kaputt, tue nicht einem weiteren Menschen dasselbe an!"

Nori schwieg weiterhin, schien das Gesagte gedanklich abzuwägen. Hatte sie bisher nicht stets Glück gehabt? Was diese Frau von sich gegeben hatte, schien gut durchdacht zu sein. Selbst wenn der Pate die Täuschung durchschauen würde, bliebe ihm keine Zeit mehr für etwaige Racheaktionen, ohne dadurch seine eigenen Pläne zu gefährden, schon gar nicht in einem Saal voller Besucher. Und wenn er sie doch noch zwang, ihn zu begleiten? Dann würde sie alles auf eine Karte setzen und bereit sein, das erste Mal in ihrem Leben zu töten, sollte es die Situation erfordern.

„Und der Mann vor der Tür? Wie willst du da Christian gegen Long austauschen?"

Wanda überlegte kurz. Nori hatte recht, daran hatte sie nicht gedacht.

„Jasmin hat mir erzählt, dass jemand kommt, der mir bei seiner Verkleidung hilft. Stimmt das?"

Die Chefdomina nickte.

„Das heißt aber auch, dass wir einen Raum benötigen, in dem es zumindest ein Waschbecken, einen Spiegel und Schminksachen gibt."

Nori überlegte noch kurz, dann nickte sie zum Zeichen ihres Einverständnisses und wandte sich an die beiden Sklaven.

„Holt ihn raus! Legt ihm aber die Ketten wieder an! Und vergesst den Knebel nicht!"

Wanda fühlte eine tonnenschwere Last von ihren Schultern gleiten. Sie hatte das Schlimmste für die beiden Männer zu verhindern vermocht.

Vierzigster Tag, mittags, Bangkok

„Chai! Chai! Nun steh schon auf, verdammt! du hast jetzt genug geschlafen!"

Maria Silami rüttelte energisch an der Schulter des Ermittlers, der sich, so wie er war, in einen der Sessel ihres Hotelzimmers hatte fallen lassen und auf der Stelle eingeschlafen war.

Er schreckte hoch, rieb sich die Augen und sah sich verwirrt um. Schwindel und Übelkeit erinnerten ihn an die Strapazen der letzten Tage.

„Wie spät ist es?"

„Zwölf Uhr dreißig, mein Bester. Arlaks Freunde haben sich bereits unten in der Lobby angemeldet und werden gleich hier sein. Möchtest du einen Kaffee? Ich habe uns eine große Kanne bringen lassen. Du kannst natürlich auch etwas zu Essen haben."

Mit einiger Besorgnis musterte die Anwältin diesen ausgelaugten Mann. Wie hatte sie ihm nur derartiges Unrecht antun können? Er ging an seine Grenzen für ihren Sohn und dessen Freunde. Mittlerweile spürte auch sie, dass seine eigentliche Motivation, den Fall zu einem guten Ende zu bringen, nicht das Geld war, das er für die erfolgreiche Erfüllung seines Auftrages bekommen würde.

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