Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Das Bangkok Syndikat 18

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Nori aber fühlte sich jetzt besser. Immer noch hatte sie den hohlen Klang des stählernen Türchens im Kopf, die sie diesem Idioten so brutal vor den Kopf geschlagen hatte. Den Stiefeltritt hätte es vielleicht nicht mehr gebraucht, doch wollte sie sicher gehen, dass er auch wirklich liegenblieb.

Und wenn er bei Wang petzen ging? Die Domina grinste. Dann würde sie eben behaupten, lediglich das Eigentum des Paten verteidigt zu haben und dessen Besitzanspruch an sie, letztlich gegen ihn verwenden.

Vierzigster Tag, Bangkok, nachmittag

Maria Silami kümmerte sich rührend um „ihre" Männer. Beinahe stündlich drehte sie ihre Runde, versorgte die Jungs mit Sandwiches und Getränken, versuchte dabei unauffällig zu sein und bei den Menschen auf den Straßen so wenig Aufsehen wie möglich zu erregen. Nur Chai und die drei Kasachen mussten in ihren Autos hocken und darauf warten, dass sich im Klub etwas rührte. Eine nervenzermürbende, einschläfernde Tätigkeit.

„Hören Sie mich, Chai? Geht es Ihnen gut?"

Der Detektiv musste lachen. Die Deutsche schien überall zu sein. Welches Funkgerät hatte sie denn nun in Beschlag genommen? Das von Arlak oder eines von dessen Freunden?

„Ja, mir geht es gut, Maria. Danke der Nachfrage. Wie sieht es bei Euch aus? Dass mir ja keiner einschläft, hört Ihr? Eine Sekunde nicht aufgepasst und wir verlieren unser Spiel. Denkt daran und bleibt wachsam!"

Arlak antwortete mit fester Stimme.

„Mach dir keine Sorgen, wir sind so brav, du hättest deine helle Freude daran. Ich habe sogar Preecha in Waranya umgetauft, damit ich die Finger von ihm lassen kann."

Geschimpfe wurde im Hintergrund laut, dann herzhaftes Gelächter. Dann funkte Viktor dazwischen.

„Funkdisziplin!"

Abrupt verstummten die Jungs, keiner wagte mehr auch nur einen einzigen Ton von sich zu geben. Chai aber war stolz auf seinen Haufen. Jeder seiner Freunde war mit ganzem Herzen bei der Sache.

Vierzigster Tag, früher Abend, Bangkok

Der Detektiv seufzte, wischte sich den Schweiß aus der Stirn und blickte, zum gefühlt tausendsten Male in den Rückspiegel seines Wagens. Eine junge Frau, mit grell geschminktem Gesicht und in ihrem pinken Mantel sehr auffällig gekleidet, schien vor dem Tor auf etwas zu warten. Sie sah auf die Uhr und zündete sich eine Zigarette an. Wäre sie nicht so schrill gekleidet gewesen, hätte er ihr wahrscheinlich keine Aufmerksamkeit geschenkt, doch ihre bunte Erscheinung bot dem Ermittler eine willkommene Abwechslung zur Tristesse der stundenlangen Observation.

Binnen weniger Minuten gesellten sich weitere bunte Vögel dazu. Sie schienen miteinander näher bekannt zu sein, begrüßten sich mit Küsschen und Umarmungen und schienen ungezwungen darauf los zu plappern.

Der Ermittler runzelte die Stirn. Bislang hatte er nur Frauen erkennen können, die, immer zahlreicher geworden, vor dem Tor des Klubs auf Einlass warteten. Der Detektiv war verwirrt, was war der Grund für diesen Auflauf? Doch nicht die Show, die heute aufgeführt werden sollte? War sie etwa nur Frauen vorbehalten?

Vielleicht fürchtete Wang eine Infiltration durch Polizei oder seine Feinde? Möglicherweise glaubte der Pate nicht daran, dass man Frauen in die Höhle des Löwen schicken würde? Egal, welcher Grund auch dahinterstecken mochte, das Spiel begann und ab jetzt hieß es mit allem zu rechnen.

„Der Tunnel? Habt Ihr ihn auf den Schirm?"

Arlak bestätigte. Eine der von Viktor installierten Kameras wurde auf den engen Ausgang der Kanalisation gerichtet, wo der einstige Notausgang des Krankenhauses zu Tage trat.

„Alles ruhig, Chai. Nichts zu sehen."

Der Detektiv seufzte. Seine Müdigkeit wurde immer quälender, lediglich sein eiserner Wille hielt ihn noch wach.

„Maria? Würdest du dich zu mir in den Wagen setzen?"

Seine Stimme klang müde und ausgelaugt. Die Deutsche aber ahnte, worum es ihm ging, und reagierte sofort. Ihre Stimme klang besorgt und eifrig.

„Ich bin gleich bei dir. Gib mir fünf Minuten."

Im Äther wurde es wieder still. Chai gähnte und starrte weiterhin in den Rückspiegel des Wagens. Leise öffnete sich die Beifahrertür, dann ließ sich Maria Silami in die Polsterung des Beifahrersitzes fallen.

„Mach die Augen ruhig zu, Chai. Ich passe auf."

„Tom! Mensch, Tom!"

Alain wollte zu seinem Freund, ihn umarmen und an sich drücken, um seiner Wiedersehensfreude Ausdruck zu verleihen. Doch kaum, dass er einen Schritt in Richtung des auf einer Liege Gefesselten gewagte hatte, hielt ihn Kim mit einem energischen Zuruf zurück.

„Bleib hier!", herrschte sie ihn an, während sie einen besorgten Blick auf Nori warf, die Alains Ausbruch mit steinerner Miene verfolgt hatte.

Hart zog die blonde Domina an der Kette, die mit seinem Halseisen verbunden war, während Tom in seinen Knebel brüllte, ohne dabei einen verständlichen Ton herauszubringen.

„Schnall ihn fest, damit unser Doktor den beiden ihre Spritze geben und sich anschließend gleich wieder verziehen kann."

Doktor Lubana hörte den herablassenden Ton in Noris Worten, unterließ es jedoch, sich zu äußern. Er konnte sich noch gut an jenen Moment vor einigen Wochen erinnern, als sie ihn so lange ebenso ungehemmt wie brutal geprügelt hatte, bis er keine andere Möglichkeit mehr gesehen hatte, als sich an Wang zu wenden, der diese Verrückte dann zur Rechenschaft gezogen hatte.

Mit einiger Sorge sah Kim den Mediziner die erste Spritze aufziehen und an Toms linker Armbeuge eine Vene suchen.

„Was gibt er ihnen da? Tom ist gesund, er braucht nichts."

Nori amüsierte Kims Sorge, vielleicht dachte sie ja, man würde den Deutschen Drogen verabreichen? Unter anderen Umständen wäre es ein probates Mittel gewesen, deren Glaubwürdigkeit zu zerstören, jetzt aber sah das anders aus. Sie waren Teil eines Geschäftes und sie hatte für ihren Zustand garantiert.

Ihre Augen wanderten über die zahlreichen Tätowierungen, mit denen sie die beiden Männer versehen hatte lassen. Peitschen schwingende Dominas waren zu sehen und Parolen, die Alains und Toms „Freude" am Dienen und Leiden für jedermann sichtbar werden ließ.

„Ein Mittel zur Beruhigung! Halt jetzt die Klappe und lass ihn machen."

Kim blickte Nori verstört an, gab sich aber, sich an deren letzte Worte erinnernd, zufrieden. Nori sprach nichts aus, was sie nicht auch so meinte.

„Das wird jetzt einige Stunden anhalten. Sie werden ansprechbar sein, sicher auch noch auf Schmerz reagieren, diesen aber sehr gedämpft wahrnehmen. Mehr kann ich im Moment nicht für sie tun."

Nori näherte sich dem Mediziner und schob ihn energisch aus dem Untersuchungsraum, ohne ein weiteres Wort an ihn zu verschwenden. Er hatte seine Aufgabe erledigt und somit auch keinerlei Bedeutung mehr für sie. Dass er seine Arzttasche stehen gelassen hatte, schien sie nicht weiter zu stören. Als er sie bat, selbige holen zu dürfen, zog sie ihren Schlagstock aus der Halterung am Gürtel und drohte ihm.

„Du gehst jetzt nach oben und spielst den Braven, sonst ..."

Doktor Lubana hob seine Arme, er hatte verstanden. Wenn dieser Tag endlich vorbei war, würde er nie wieder hierher zurückkommen, das hatte er sich geschworen. Und Jasmin? Sie auch nicht, dafür würde er sorgen.

Nori durchsuchte die Tasche des Arztes, fand die Flasche mit jenem Mittel, das den Deutschen verabreicht worden war, ebenso eine Kanüle samt Spritze.

„Was machst du da?"

„Was schert es dich? Mach gefälligst Alain fertig und komm mit nach oben! Vanida erwartet uns!"

„Wo ist Wanda?"

Vanida zuckte mit den Schultern.

„Sie ist mit den Sklaven wieder nach unten gegangen."

Nori zeigte ein besorgtes Gesicht.

„Und habt Ihr ...? Du weißt schon."

Die Visagistin nickte.

„Ja, wir haben den Rollenwechsel vollzogen, falls du das gemeint hast."

Die Domina drückte der jungen Frau einige Geldscheine in die Hand.

„Zu keinem ein Wort darüber! Hörst du!?!"

Vanida nickte nochmals. Schon allein wegen Wanda würde sie die Klappe halten. Im Gegensatz zu Nori schien diese ein Mensch geblieben zu sein und hatte ihr Herz am rechten Fleck.

„Wir haben nicht mehr viel Zeit. Los, Vanida! Kümmere dich um die beiden! Kim wird dir dabei helfen. Ich gehe wieder nach unten und sehe nach, wie weit die Vorbereitungen fortgeschritten sind.

Kim blickte ihrer Kollegin hinterher. Sie ahnte, dass dies nicht Noris einzige Absicht sein konnte. Die Spritze war für Christian bestimmt, daran hegte sie keine Zweifel. Doch weshalb wollte sie ihm dieses Mittel denn verabreichen, wenn er doch an der Show gar nicht teilnehmen würde? Kim schwor sich, Nori im Auge zu behalten. Wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war, würden Alain und sie bereit sein.

Vierzigster Tag, abends, Bangkok

„Mein lieber Doktor! Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir."

Der Mediziner quetschte sich durch die enge, lange Stuhlreihe, bis er den Sitzplatz neben Wang erreicht hatte. Was war das bloß für eine seltsame Veranstaltung? Neben Wangs Männern waren beinahe ausschließlich Prostituierte als Gäste erschienen, allesamt ebenso bunt wie bizarr gekleidet, die Gesichter grell geschminkt. Das nicht zuzuordnende Gewirr aus zahllosen Stimmen, untermalt von ausgelassenem Gelächter, erzeugte eine eigenwillige Stimmung, die dem Mediziner geradezu skurril und dem Anlass alles andere denn entsprechend erschien.

Wang hatte sich inmitten seiner Leuten in die letzte Stuhlreihe gesetzt, Bonian zu seiner Rechten, Doktor Lubana zu seiner Linken. Er zeigte einen munteren Gesichtsausdruck und schien in freudiger Erwartung zu sein.

„Hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal Zuschauer in einer SM-Show sein würde."

Bonian an seiner Seite lachte heiser auf.

„Und Sie, Herr Doktor? Sie waren doch schon öfters in diesem Haus. Noch nie den Wunsch gehabt, sich einer unserer Damen hinzugeben?"

Die Miene des Paten wandelte sich binnen einer Sekunde in puren Hohn.

„Ich meine, von Noris unfreiwilligem Zuspruch einmal abgesehen?"

Doktor Lubana fasste sich in den Kragen seines Hemdes, als würde er um Atemluft ringen. Wenn er den ganzen Abend Wangs Opfer spielen sollte, würde diese Zeit nichts als Folter bedeuten. Er blickte über die Stuhlreihen hinweg zum Rednerpult, von dem aus Jasmin die letzten Vorbereitungen auf der Bühne beobachtete.

„Nein, Herr Wang. Ich habe es nicht so mit dem Abartigen."

Der Pate legte seinen Arm auf die rechte Schulter des Mediziners und neigte seinen Kopf in dessen Richtung.

„Das heißt also, wenn ich mich meiner Domina hingebe, dass ich abartig bin?"

Doktor Lubana schloss die Augen und versuchte, die aufkommende Übelkeit zu ignorieren.

„Aber nein, Herr Wang, so war das doch nicht gemeint. Aber Sie müssen doch selbst sehen, dass dieser Sadomaso nicht in die gesellschaftliche Norm passt."

Wang lachte schallend und wandte sich Bonian zu, der prompt in die Belustigungsäußerungen seines Chefs einstimmte, wenn er auch nicht wusste, worum es ging.

„Na ich doch auch nicht, mein lieber Doktor. Wäre ja auch noch schöner, nicht?"

Der Arzt lächelte gekünstelt und starrte wieder zur Bühne hinauf. Wenn Wang ihn doch endlich in Ruhe lassen würde.

„Wissen Sie, mein lieber Herr Doktor, es ist schön, dass wir uns auch einmal außerhalb ihrer beruflichen Tätigkeit treffen und uns näher kennenlernen. Immer von jungen Männern und Frauen umgeben, vermisse ich den Dialog mit meinem Semester. Verstehen Sie?"

„Das glaube ich Ihnen gerne, Herr Wang."

Der Pate grinste.

„Ist Ihnen eigentlich schon mal aufgefallen, wie sehr wir uns ähneln? Selbe Größe und Statur, das gleiche Alter ..., wo kommen Sie eigentlich her, mein Lieber?"

„Kunming, Herr Wang. Mein Vater ist nach dem großen Krieg vor den Kommunisten hierher nach Bangkok geflohen."

„Sie scheinen einen intelligenten Vater gehabt zu haben, Herr Doktor. Hat seiner Familie mit dieser Entscheidung einiges an Leid erspart."

Wieder lächelte der Mediziner gequält.

„Er lebt noch, aber sie haben schon recht. Es war sicher der richtige Weg."

Wang blickte zur Bühne, dann auf seine Uhr. In wenigen Minuten würde die Show beginnen.

„Wissen Sie, Doktor Lubana, erst wir Chinesen haben Kultur in dieses Land gebracht. Die Thailänder mögen das anders sehen, aber ihr Land wäre heute ein anderes, ohne den Fleiß und die Selbstlosigkeit unserer Landsleute."

Der Mediziner stimmte zu, in seinem Innersten den Beginn der Veranstaltung herbeisehnend, der dieses Gespräch hoffentlich beenden würde.

„Sagen sie, mein lieber Doktor, ... bei Ihnen zu Hause weiß man Bescheid?"

„Der Arzt verneinte.

„Ich lebe allein, Herr Wang. Meine Arbeit war mir bisher wichtiger als mein Privatleben."

„Tja, da geht es mir wohl ähnlich. Wie ich schon festgestellt habe, mein lieber Herr Doktor, wir sind vom selben Schlag. So ein stolzes Gewächs, wie unsere Generation, gibt es heute gar nicht mehr. Unsere Leistungen haben das alles hier erst möglich gemacht, die Jugend weiß das gar nicht zu schätzen."

Das Licht im Saal wurde langsam abgedunkelt.

„Oh, es geht los. Aber eines noch, Herr Doktor, in der Praxis haben Sie gesagt, dass Sie hier sind. Richtig?"

Der Arzt verneinte abermals.

„Ich möchte möglichst wenig mit dem Klub in Verbindung gebracht werden, Herr Wang. Ich hoffe, Sie verübeln mir das nicht, aber meine Patienten sind eher bodenständig und konservativ. Würde es sich herumsprechen ..."

Wang lachte.

„Aber bitte, mein lieber Lubana! Sie brauchen sich doch nicht rechtfertigen."

„Chai! Chai! Wir sehen etwas! Am Notausgang tut sich was!."

Der Ermittler erwachte aus seinem Halbschlaf und blickte sich erstaunt um. Maria Silami reichte ihm das Funkgerät und schien gespannt auf seine Reaktion zu warten.

„Gut, Arlak. Verstärkt Eure Aufmerksamkeit auf diesen Punkt. Viktor?!?"

„Ja, Chef?"

Chai lächelte, dann sprach er wieder ins Mikrofon.

„Geh mit Deinen Männern dort in Stellung, aber haltet genügend Abstand. Ein Stück vom Ausgang entfernt ist der Abwassergraben, dort könnt Ihr in Deckung gehen."

„Verstanden!"

„Arlak? Sind sie noch da?"

„Nein, Chai, sie sind wieder im Tunnel verschwunden und haben sogar die Absperrung hinter sich verschlossen. Was kann das bedeuten?"

„Sie werden geprüft haben, ob es weitere Hindernisse gibt und die Luft rein ist. Auf jeden Fall wissen wir jetzt, welchen Weg sie nehmen werden. Viktor! Schau dich nach Beobachtern um! Seid vorsichtig! Lieber etwas mehr Abstand halten, bevor Ihr noch entdeckt werdet."

„Verstanden!"

„Was sollen wir machen, Chai?"

Arlaks Stimme klang aufgeregt.

„Ihr passt weiter auf! Was sonst? Hab Geduld, Arlak."

„Sollen wir nicht Viktor helfen? Sie sind doch nur zu dritt."

Chai konnte nicht anders, er musste laut auflachen. Drei Ex-Elitesoldaten führen eine Gruppe schwuler Jugendlicher in den Kampf gegen die Mafia, wahrlich ein heroisches Bild.

„Chai?"

„Nein, Arlak! Ihr bleibt, wo Ihr seid! Jemand muss für Verstärkung sorgen, wenn es hart auf hart kommt."

Maria Silami saß noch immer an seiner Seite und hatte das Gespräch aufmerksam verfolgt.

„Der Junge ist ganz schön eifrig, oder?"

Der Detektiv nickte.

„Das ist die Jugend, meistens jedenfalls. Zumindest so lange, bis etwas anstrengend oder eintönig wird."

Die Rechtsanwältin lächelte, sie wusste genau, was er meinte.

„Ich habe Angst vor dem Moment, wo er wieder vor mir steht."

Chai blickte die Deutsche erstaunt an.

„Du meinst Deinen Sohn?"

Alains Mutter nickte.

„Weißt du, ich liebe ihn über alles, wirklich. Aber dass er seinen Vater und auch mich so angelogen hat ... und dann noch sein Interesse an ..."

Sie schien Mühe zu haben, Chai ihre Gedanken preiszugeben.

„Er wird seine Sexualität leben, Maria. So oder so. Das wirst du nicht verhindern können. Dazu ist dieser Trieb in uns viel zu stark. Bei uns Männern wahrscheinlich noch sehr viel stärker als bei den Frauen. Verurteile ihn bitte nicht, sonst läufst du Gefahr, dass er dich weiterhin belügt und zu meiden beginnt."

„Du scheinst da selbst einige Erfahrungen zu haben, kann das sein?"

Chai schien tatsächlich rot zu werden.

„Sagen wir es so, Maria. Mein Weg hat, was das betrifft, einige ziemliche Wirrungen genommen. Aber wie sagt man so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt."

Die Rechtsanwältin sah ihn eindringlich an.

„Bist du auch schwul, Chai?"

Der Detektiv wich ihrem Blick aus und blickte verlegen zur Seite.

„Ja und nein."

Die Deutsche schien nicht zu begreifen.

„Wie meinst du das? Bist du bisexuell?"

Chai seufzte.

„Können wir bitte das Thema wechseln, Maria?"

Die Anwältin nickte, erkannte sie doch, wie unangenehm dem Ermittler dieses Thema war.

„Entschuldige bitte meine Aufdringlichkeit. Es tut mir leid, wenn ich dich verärgert habe."

Der Detektiv winkte ab.

„Dass ich in diesem Punkt so unsicher bin, liegt ganz sicher nicht an dir."

Er lächelte gezwungen.

„Gib Alain eine Chance, Maria! Stehe zu ihm und sei für ihn da. Dann wird sein Leben auch eine Bahn finden, die du für dich akzeptieren kannst. Und er muss Deinen Mann und dich dann nicht mehr anlügen."

Maria legte ihre Hand auf die seine und drückte sie.

„Danke, Chai. Danke. Für alles."

„Meine sehr geehrten Damen und Herren! Herzlich willkommen im Club Bizarr, dem Haus der bösen und dunklen Leidenschaften!"

Jasmin stand hinter dem Rednerpult und fühlte sich ganz in ihrem Element und bot den Anwesenden eine imposante, selbstbewusste Erscheinung. Vanida hatte ihr ein neues, schwarzes Kostüm mitgebracht, in dem sie nun vor dem Publikum stand, das sie mit ihrer wohlklingenden Stimme und professionellen Ausdrucksweise sofort für sich einnahm.

„Ich darf Sie im Namen unseres Klubs herzlich zu unserer heutigen Show begrüßen! Wir möchten Ihnen ein ganz besonderes erlesenes Programm zeigen, das sie nicht nur von Ihren Stühlen aus verfolgen, sondern aktiv daran teilnehmen können."

Ein Raunen ging durch den Saal, angesichts der auf der Bühne stehenden Gerätschaften schien sich keiner der Gäste vorstellen zu können, in welcher Art und Weise er an der Show teilhaben sollte.

„Ich sehe die Fragezeichen in Ihren Gesichtern, liebe Gäste, und da nicht Sie es sind, die wir auf die Folter spannen wollen, möchte ich Ihnen auch gleich den Ablauf des heutigen Abends erklären."

Jasmin drehte sich zur Seite, zeitgleich betrat eine Domina die Bühne, einen Transvestiten an dessen Halsband hinter sich herziehend, der, obgleich mit einer schlichten, traditionellen, thailändischen Frauentracht bekleidet, dennoch auffallend männlich wirkte.

„Begrüßen Sie bitte Domina Wanda und ihre Zwangsprostituierte Araja!"

Das Publikum klatschte und vor allem Wangs Männer schienen sich über diese lächerliche Kreatur auf der Bühne zu amüsieren und lachten ausgelassen. Jasmin bat um Ruhe und wandte sich der nächsten Domina zu, die mit einer in Lumpen gekleideten und in martialischen Handgelenk- und Knöcheleisen gefesselten „Sklavin" die Bühne betrat. Auch sie war grell geschminkt und trug einen auffällig gepushten BH unter ihren Stofffetzen.

„Begrüßen wir Domina Nori und ihre Lustsklavin Dalika!"

Wieder klatschte das Publikum ausgelassen, begleitet von Pfiffen und lautem Gelächter.

„Und zu guter Letzt Domina Kim und ihre Phuket-Hure Dao!"

Die letzte „Sklavin" trug ein die Figur betonendes, neongrünes Kleid und, ebenso wie Noris Sklavin, eine mächtige Brustattrappe. Zudem musste sie sich in hochhackigen Schuhen auf die Bühne hinauf quälen. Auch sie war gefesselt, wenn auch nicht so auffällig, wie die beiden Sklavinnen zuvor.

„Und jetzt, meine lieben Gäste, möchten Sie sicherlich wissen, welche Rollen wir Ihnen in unserem Spiel zugedacht haben. Habe ich recht?"

Jasmin lächelte in die Menge und hob ihren linken Arm, woraufhin sich ein Schild im Hintergrund der Bühne herabsenkte. Mit einem Raunen wurden die in golden, grell blinkende Ziffer von der Menge zur Kenntnis genommen.

„Fünfzigtausend, meine Freunde. Fünfzigtausend Bath kann der von den drei Kandidaten gewinnen, der bereit ist, als japanischer Soldat, holländischer Plantagenbesitzer oder deutscher Sextourist unsere braven Mädchen hier zu quälen und zu vergewaltigen."

1...456789