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Das Bangkok Syndikat 18

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„Kaffee gerne, Maria. Vielen Dank!"

Ihre Blicke trafen sich, Wohlwollen und Akzeptanz lagen darin. Chais Besuch bei der Deutschen hatte an Anstrengung verloren, wenigstens etwas.

„Hat sich Viktor schon gemeldet?"

Arlak, der an Maria Silamis Notebook saß, nickte.

„In einer Viertelstunde will er hier sein."

Maria Silamis Blicke pendelten zwischen den beiden Männern hin und her.

„Und wer ist das jetzt schon wieder? Auch ein Freund von dir, Arlak? Ein seltsamer Name für einen Thailänder. Viktor hört sich für mich eher nach einem Russen an."

Arlak grinste.

„Er ist Kasache, Frau Doktor Silami. Darauf besteht er."

In diesem Augenblick klopfte jemand an die Tür. Arlak sprang auf und beeilte sich zu öffnen. Sieben junge Männer betraten das Zimmer, begrüßten Arlak mit Küssen und Umarmungen, schüttelten anschließend Maria Silami und dem Ermittler mit überschwänglichen Bewegungen die Hände und stellten sich vor.

Chai ersuchte die Anwesenden, sich um den Tisch zu gruppieren, und bat Maria Silami, ihm beim Freiräumen desselben zur Hand zu gehen. Arlak holte indessen eine große Papierrolle aus seinem Rucksack, breitete sie auf der Tischplatte aus und klebte deren Ecken mit durchsichtigen Klebestreifen an den Kanten des Tisches fest.

Das Telefon klingelte, auch Viktor hatte es geschafft, pünktlich zu erscheinen.

„Wir warten noch auf ihn, dann brauche ich es nicht zweimal zu erklären.", meinte Chai beiläufig und blickte in die Runde, deren Mitglieder mit gespannten Mienen den ausgedehnten Grundriss eines Geländes sowie des darauf befindlichen Gebäudekomplexes betrachteten.

Endlich klopfte es an der Tür. Arlak eilte durch den Flur, um sie zu öffnen. Drei riesige, mit schwere Taschen und Rücksäcken bepackte Gestalten beraten das Zimmer.

„Viktor! Schön, dass du es rechtzeitig geschafft hast."

Der Kasache lächelte, umarmte seinen Freund, hob den rechten Arm, dessen Umfang eher an einen Oberschenkel erinnerte, und grüßte in die Menge. Die Schwulen aber schienen fasziniert von der Erscheinung des Kasachen, stießen sich gegenseitig in die Rippen und tuschelten sich in die Ohren voll.

„Jurij und Altay.", stellte Viktor seine beiden Begleiter vor, die, ähnlich gebaut wie er selbst, interessiert auf die Anwesenden hinab blickten.

„Hallo Arlak! Wieder erholt?", brummte der Hüne und lächelte den Jungen an, der sichtlich errötete.

„Ja, danke!"

Mit Unbehagen dachte Chais „Neffe" an die Domina, die ihn auf solch brutale Art und Weise vor dem Kasachen bloßgestellt hatte.

„Kommt jetzt, Kinder! Fangen wir an, wir haben nicht mehr viel Zeit."

Nochmals bat Chai die Anwesenden, um den Plan herum Aufstellung zu nehmen, griff nach seinem Kugelschreiber und erklärte den Grundriss des Gebäudes.

„Wir haben hier ein ehemaliges Krankenhaus und Katastrophenschutzgebäude. Deshalb auch die hohe Außenmauer. Sie wurde errichtet, um im Ernstfall für Not- und Einsatzkräfte einen Rückzugsort sicherzustellen. Zwischen der Mauer und dem Gebäude selbst ist ein ungefähr zehn Meter breiter Streifen angelegt. Auf Höhe des Erdgeschoßes befinden sich keine Türen oder Fenster, einzig eine Treppe führt hinauf zum Haupteingang."

Viktor unterbrach ihn.

„Ist das nicht ungewöhnlich, Chai, dass ein Krankenhaus keine Notausgänge besitzt?"

Der Detektiv nickte und deutete auf gestrichelte Linien.

„Wir haben vier verschiedene Etagentypen, die vom Grundriss her deutlich voneinander abweichen. Zwei im Keller, das Erdgeschoß und dann die darüber liegenden Etagen, die alle dieselben Abmessungen aufweisen. Notausgänge gab es früher in Form von zwei Tunneln, ich habe vor Tagen schon nachgeforscht. Einer davon wurde im Zuge diverser Arbeiten am Kanalisationsnetz verbaut, der andere zugemauert. Anscheinend reicht der Haupteingang jetzt aus, da sich der Verwendungszweck des Gebäudes geändert hat."

„Und wenn wir versuchen, den zweiten Tunnel freizubekommen?"

Chai seufzte und sah Viktor mit ernstem Blick an.

„Ich weiß, woran du denkst. Aber Wang hat mehr als zwei Dutzend Männer, vergiss das nicht. Es wird Tote geben, wenn ihr einzudringen versucht. Auch würden wir den Tunnel mit Sicherheit nicht ohne Lärmentwicklung öffnen können, richtig?"

Der Kasache nickte und beschloss, den Vortrag des Ermittlers nicht mehr zu unterbrechen.

„Nichts für ungut, mein Freund. Wir kommen trotzdem noch auf den zweiten Tunnel zu sprechen, allein schon, um auch diese Möglichkeit nicht unberücksichtigt zu lassen. Okay!?!"

Chai lächelte und blickte in die Runde, um sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu versichern. Erst dann fuhr er fort.

„Ich habe an jeder Gebäudeseite in den angrenzenden Häuserzeilen Zimmer gemietet. Zwei davon liegen leider recht ungünstig, man müsste sich aus dem Fenster lehnen, um die jeweilige Seite des Krankenhauses ganz überblicken zu können. Diesem Problem wird Viktor mit zwei Kameras Abhilfe verschaffen. Er wird sie so in den Fenstern installieren, dass sie nicht weiter auffallen und man aus den Zimmern heraus sowohl die Straße als auch die Mauer überwachen kann. Bei den beiden anderen Zimmern, die ich gemietet habe, gibt es keine Probleme."

Der Vortragende nahm einen großen Schluck aus seiner Tasse und wandte sich anschließend an seinen Neffen.

„Arlak! du und deine Freunde übernehmen die Observierung. Immer zu zweit in einem der Zimmer. Löst Euch ab! Aber sorgt dafür, dass immer einer von Euch die Straße im Auge hat. Bitte! Keinen Spaß zwischendurch, keine Ablenkung, kein Fernseher, Videospiel oder sonst irgendetwas. Ihr müsst Euch die nächsten Stunden zusammenreißen und konzentriert bleiben! Es hängen Menschenleben davon ab, also keine Fehler! Okay!?!"

Er blickte die jungen Schwulen eindringlich an. Man sah die Spannung in seinem Gesicht, aber auch, dass die Jugendlichen ihn ernst nahmen und sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein schienen.

„Viktor! du bereitest dich mit Deinen Jungs auf das Eingreifen vor, sollte es erforderlich sein. Parkt Euren Wagen hier an dieser Stelle. Ihr könnt dann innerhalb einer Minute jede Seite des Gebäudes erreichen. Ich warte währenddessen in einem Kleinbus vor dem Haupteingang. Sollte sich etwas tun, werde ich ihn blockieren, indem ich so tue, als wollte ich wenden. Ihr habt dann Zeit, Stellung zu beziehen und anzugreifen. Ist das okay?"

Viktor schien einverstanden zu sein, Maria Silami hingegen brachte eine Frage vor.

„Was genau hast du vor, Chai?"

Der Detektiv nickte und blicke die Anwältin an, die auf der ihm gegenüberliegenden Tischseite stand. Bedächtig schien er nach den richtigen Worten zu suchen.

„Ich denke, Wang wird heute die Show dazu nutzen, um seine Flucht aus Bangkok einzuleiten. Jedenfalls hat Mistress Nori das gestern angedeutet. Zudem hat sie erwähnt, dass der Pate Vorbereitungen für sein Abtauchen trifft. Näheres zu seinen Absichten konnte sie leider nicht in Erfahrung bringen. In solchen Fällen bleibt mir nur eines übrig, nämlich mich in die Lage des Gegners zu versetzen und mir überlegen, wie ich es versuchen würde, wäre ich an seiner Stelle. Wang ist ein mächtiger Mann, Maria, der unzweifelhaft alles andere als dumm ist, sonst hätte er es wohl kaum geschafft, ein derart einflussreiches Syndikat aufzubauen. Meiner Ansicht nach wird er die Show nutzen, um von seiner Flucht abzulenken. Und so stellt sich die Frage, was genau er beabsichtigt."

Chai setzte ab und blickte nochmals in die Runde.

„Ich an seiner Stelle würde versuchen, meinen eigenen Tod zu inszenieren. Es wäre die einzige Möglichkeit, um unbehelligt die Früchte meiner langjährigen Arbeit irgendwo im Ausland genießen zu können. Der Pate hat dabei einen großen Vorteil, denn er hat es bisher zu vermeiden gewusst, in irgendeiner Form von staatlichen Behörden erfasst zu werden. Man nimmt an, dass er nach dem Vietnamkrieg illegal eingereist ist und mit dem Geld aus dem Drogenhandel sein Kartell aufgebaut hat. Er wurde nie registriert und ist praktisch staatenlos. Nur einige, wenige, zudem noch unscharfe und alte Bilder gibt es von ihm. Erschwerend kommt hinzu, dass er angeblich ziemlich alltägliche Gesichtszüge hat, eine Identifizierung ist also nahezu unmöglich."

Maria Silami konnte die Spannung nicht mehr ertragen.

„Was bedeutet das, Chai? Komm bitte endlich auf den Punkt!"

„Er wird Tabula Rasa machen, Maria. Vielleicht eine Bombe zünden oder einen Brand legen lassen. Auf diese Weise könnte er sich von allem trennen, was ihm in der Zukunft noch gefährlich werden könnte, und sich vor allem jener Menschen entledigen, die in der Lage wären, ihn zu identifizieren."

Die Anwältin erbleichte augenblicklich und schien kurz vor einem Kollaps zu stehen. Das würde ja bedeuten, dass Alain ... Nein! Diesen Gedanken konnte sie einfach nicht ertragen.

„Unser Plan ist, Wang zu stellen, bevor er Abstand zum Gebäude gewinnen kann. Er wird auf seine eigene Sicherheit bedacht sein und sich nicht unnötig selbst in Gefahr bringen wollen. Gelingt uns das, haben wir eine realistische Chance, unsere Jungs zu befreien."

Vierzigster Tag, früher Nachmittag, Bangkok

„Los! Gehen wir ihn holen."

Wanda nickte der jungen Thailänderin zu, die vor wenigen Augenblicken von Jasmin in den Keller gebracht worden war. Sie würden Christian in die erste Etage bringen, in der sich, neben Toiletten und Baderäumen, ein kleines Umkleidezimmer mit integrierter Garderobe befand.

„Wie heißt du noch mal? Sorry, ich war vorhin in Gedanken, als Jasmin uns einander vorgestellt hat."

Die junge, zierliche Thailänderin lachte.

„Vanida heiße ich, Wanda. Ist nicht schlimm, wenn du noch mal fragst. Ich habe selbst auch so meine Probleme, mir Namen zu merken."

Die Domina lachte und hielt dem jungen Mädchen die Tür zum Treppenhaus auf.

„Christian geht es nicht gut. Nimm es einfach hin, wenn er nicht redet oder sonst irgendwie reagiert, wenn du ansprichst, okay!?! Vor allem dann nicht, wenn der Typ dabei ist, den wir gleich treffen werden."

Das Mädchen warf der Domina einen unsicheren Blick zu. Die aber bat das Mädchen, einfach abzuwarten.

„Hey! Wir sollen den Sklaven holen, um ihn für die Show vorzubereiten."

Der Typ vor der Tür blätterte in einem Magazin, kaute lässig auf seinem Kaugummi und sah die beiden Frauen nun herablassend an.

„Wer sagt das?"

Wanda warf ihre Hände in die Luft und wandte sich wieder um.

„Komm, .... ääääh ... Scheiße!"

Die junge Thailänderin lachte.

„Vanida!"

„Ach ja. Wir gehen jetzt zu Wang und sagen ihm, dass ich recht hatte. Soll er eben selbst herunterkommen und den Jungen holen."

Der Mann vor der Tür ließ die Zeitung sinken und sah den beiden Frauen hinterher. Er schien plötzlich ziemlich verunsichert zu sein.

„Jetzt wartet doch mal! Kommt zurück!"

Wanda nickte Vanida zu, dann blieben die beiden Frauen stehen und drehten sich um.

„Sei mir nicht böse. Ich habe einfach keine Lust auf Macho-Spielchen, okay!?! Lass uns einfach arbeiten, dann sage ich Wang, dass du ein lieber Junge warst."

Mit voller Absicht trat Wanda diesem ungehobelten Mann nun provokant gegenüber. Genau damit schien sie sich ihre Position diesem Lakaien gegenüber aber zu festigen. Überhaupt schien er nicht gerade der hellste Stern in Wangs kleinem Universum zu sein.

Er beeilte sich, die Tür zu öffnen, und folgte den beiden jungen Frauen in die Zelle, in der der junge Weiße noch immer auf dem Bett lag und mit leerem Blick an die Decke starrte.

„Und der soll an einer Show teilnehmen?", zweifelte die junge Thailänderin.

Der Typ auf dem Bett schien völlig fertig zu sein und erweckte den Eindruck, eine Überdosis Drogen konsumiert zu haben.

Wanda nickte und stieß Vanida unauffällig in die Seite. Die verstand und hielt augenblicklich den Mund.

„Hilf uns! Wir müssen ihn soweit bringen, dass er zumindest einmal stehen bleibt."

Der Mafioso griff Christian unter die Arme und stützte ihn, bis sie ihn mit vereinten Kräften aufgerichtet hatten. Vorsichtig und langsam gingen sie den Flur entlang zum Treppenhaus, dann hinauf in den ersten Stock, wo Long bereits in der Garderobe auf sie wartete.

„Gut, setzen wir ihn neben den anderen."

Der Mafioso half noch mit, Christian auf die Bank zu setzen, dann trat er etwas beiseite.

„Was ist das da für einer?"

Wanda seufzte und schien sich zu einer Erklärung aufraffen zu müssen.

„Es wird nicht nur ein Sklave an der Vorstellung teilnehmen. Richtig?"

Der Mafioso schien zu kapieren und grinste.

„Los jetzt! Tu mir einen Gefallen und störe uns jetzt nicht mehr länger, okay!?! Stell dich einfach vor die Tür und sorge dafür, dass wir unbehelligt arbeiten können."

Der Chinese öffnete bereits wieder seinen Mund, als Wanda entnervt ausbrauste.

„Boah, bist du wirklich so schwer von Begriff? Na gut! Lass mich vorbei! Ich rede mit Wang! Er hat sicher Verständnis dafür, dass wir bei unseren Vorbereitungen Ruhe und Konzentration benötigen."

Der chinesische Scherge des Alten hob entschuldigend die Hände, um die Domina erneut davon abzuhalten, ihn beim Paten anzuschwärzen.

„Hey! Jetzt beruhige dich! Ist schon okay! Ich gehe ja schon."

Wanda lächelte, schob ihn einfach nach draußen und schloss die Tür hinter ihm. Dann aber stürzte sie zu Christians Stuhl und bat Vanida um deren Mithilfe.

Nori würde zufrieden sein, es war geschafft.

Vierzigster Tag, nachmittags, Bangkok

Nori hielt sich von Christian und Long fern. Unter keinen Umständen durfte sie riskieren, dass Wang Verdacht schöpfen und vom Tausch erfahren würde. War eine Flucht mit ihrem Sklaven denn überhaupt noch möglich? Zunächst kaum merklich, dann immer deutlicher spürte sie eine Gefahr auf sich zukommen, die von Stunde zu Stunde bedrohlicher wurde. Je weiter die Tageszeit voranschritt, desto näher kam der Moment, da Wang sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Und dieser Plan hatte mit dieser Show zu tun, dessen war sich die Domina jetzt sicher.

Nachdenklich durchquerte sie die Vorhalle, in der Jasmin und einige Mädchen des Klubs damit beschäftigt waren, das Büffet aufzubauen und Sektgläser bereitzustellen. Die rothaarige Frau schien in ihrem Element zu sein und, wohl dank ihrer Arbeit, die letzten Stunden und Tage ausblenden zu können.

Zwei von Wangs Männern verschoben das Rednerpult an den linken Rand der Bühne und fluchten laut, als einer von ihnen sich mit seinem Bein im Kabel des Mikrofons verfing und beinahe der Länge nach hingeschlagen wäre, hätte es nicht nachgegeben. Als sie das Pult endlich weisungsgemäß positioniert hatten, eilte der kleinere der beiden Schergen über die Bühne und verschwand durch eine Öffnung, die im Bühnenboden eingelassen war, während sich der andere eine Zigarette zwischen die Lippen steckte und in seinen Taschen nach einem Feuerzeug suchte.

„Was machst du da, du Idiot? Willst du uns alle umbringen?"

Bonian schoss heran, schlug dem unvorsichtigen Lakaien die Zigarette aus dem Mund und zog ihn von der Bühne.

„Nori?"

Die Domina drehte sich um, während Jasmin noch die letzten Schritte auf sie zueilte.

„Wir sind jetzt soweit fertig. Wann willst du Tom und Alain holen? Sie müssen ja noch eingekleidet und geschminkt werden."

Noris Miene wirkte gelangweilt. Was kümmerte Jasmin die Vorbereitung der Sklaven? Diese Aufgabe oblag ihr mit Sicherheit nicht. Überhaupt, diese Frau nahm sich zu wichtig. Zudem blieben bis zum Beginn der Show immerhin noch vier Stunden.

Anstatt zu antworten, beobachtete die Domina Wangs Unterführer Bonian, der überall zu sein schien und die Vorbereitungen mit geschäftiger Miene überwachte. Jasmin folgte Noris Blicken, während sich die Miene der Klub-Chefin mehr und mehr verfinsterte.

„Dieses verdammte Schwein. Er ist überall, mischt sich in meine Arbeit ein, hebt Anweisungen auf, die ich erteilt habe, und stellt mich vor seinen Männern bloß. Er ist noch schlimmer als Wang, glaub mir!"

Nori schien dieses Mal auf die Worte der rothaarigen Frau eingehen zu wollen. Nicht, weil Jasmins Meinung teilte, vielmehr erstaunte sie dieses Engagement, das Wangs Männer für diese Show an den Tag legten. Körperliche Arbeit war diesen Männern eigentlich verpönt und ohne wichtigen Grund rührten sie sonst keinen Finger, es sei denn am Abzug einer Pistole.

„Und was er alles verbrochen hat! Siehst du die letzte Stuhlreihe? Jeder Sitzplatz ist verkauft und er kommt vorhin zu mir und beansprucht sie für seine Männer. Was soll ich denn den Gästen sagen? Sie wieder ausladen?"

Jasmin wartete vergeblich auf Noris Zustimmung. Immerhin schien die Domina dieses Mal zuzuhören und hatte sie nicht mitten im Satz stehen gelassen, wie sie es üblicherweise zu tun pflegte.

„Und diese grässlichen Vorhänge? Die machen doch das ganze Bühnenbild kaputt. Ich habe mir mit der Deko so viel Mühe gegeben und er lässt diese Fetzen aufhängen, um die Halle abzudunkeln? Aus welchem Grund denn? Wir haben doch Jalousien vor den Fenstern."

Nori schien nun genug von ihrem Geschwätz zu haben und wollte sich abwenden, doch Jasmin hielt sie zurück.

„Warte, Nori! Ich bitte dich! Weißt du, was Wang vorhat? Ich habe von seinen Männern gehört, dass er aus der Stadt verschwinden will, anscheinend in den Süden. Weißt du etwas davon? Morgen schon soll er abreisen ..."

„Tue einfach, was dir gesagt wird. Alles andere wirst du schon sehen."

In diesem Augenblick trat Bonian an die beiden Frauen heran, schob Jasmin rücksichtslos zur Seite und wandte sich dann an die Domina.

„Geh runter in den Keller, Nori! Lubana soll jetzt zwei von unseren Schaustellern Schmerzmittel verpassen. Wang ist ja kein Unmensch."

Die Domina schloss die Augen und atmete tief durch. Sie wusste, wer nicht in den Genuss dieses Vorzuges kommen sollte. Wang demonstrierte ihr seine Macht, selbst ohne seine Gegenwart.

„Na los! Beeile dich! Hast du nicht gehört, was ich dir befohlen habe?"

Jasmin blickte zwischen den beiden hin und her. Selbst sie konnte nicht glauben, wie viel Nori von jener Gunst eingebüßt hatte, die ihr der Pate jahrelang gewährt hatte. Früher wäre sie froh gewesen ob dessen und hätte es ihr von Herzen vergönnt, jetzt fühlte sie, wie die Grundfesten des Klubs erschüttert wurden und sich Veränderungen abzeichneten, die möglicherweise all das, was man über Jahre hinweg aufgebaut hatte, gefährdeten.

Nori hatte sich indessen durch die schweren Vorhänge gequält und gegen die Brandschutztür gestemmt, froh darüber, der Gegenwart Jasmins und Bonians entkommen zu sein. Ihre Gedanken rasten, genährt durch intensive Angst um das eigene Leben und jenes von Christian. Wie konnte sie jetzt noch mit ihm zusammen fliehen und irgendwo auf dieser Welt ein neues Leben beginnen?

„Hey du Lederschlampe! Soll ich nicht eben schnell auch bei dir eine Leitung verlegen?"

Die Domina drehte sich nochmals zur Brandschutztür um, sie hatte beim Betreten des Ganges niemanden bemerkt. Doch jetzt sah sie jenen Kerl, der vor einigen Minuten auf der Bühne über das Kabel gestolpert war, seinen Kopf aus einer Wartungsklappe stecken. Höhnisch grinsend winkte ihr dieser unverschämte Typ zu und ließ seine Zunge im offen stehenden Mund kreisen.

Zu seinem Erstaunen kehrte Nori tatsächlich um, hockte sich vor die Klappe und blickte dem hageren Chinesen in die Augen. Keine Regung, kein Anzeichen verriet ihre Gedanken, selbst ihr Gesicht ließ keine Rückschlüsse auf ihre Empfindungen zu.

Langsam hob die Domina ihre rechte Hand, streichelte über die linke Wange des Mannes, während sie ihren Oberkörper leicht nach vorne beugte und mit der freien linken den Reißverschluss ihres Overalls etwas nach unten zog und ein Stück ihres Ausschnittes freilegte.

Ließ sie sich wirklich darauf ein? Hatte dieses geile Stück wirklich Lust auf einen kleinen Fick? Der Kopf dieser kleinen Schlampe näherte sich tatsächlich dem seinen. Ein wenig knutschen bevor es zur Sache ging? Warum auch nicht? Konnte sie gerne haben.

Wangs Lakai grinste breit und streckte ihr sein Gesicht entgegen. Kurz bevor sich ihre Lippen berührten, schlug etwas hart gegen seinen Kopf. Stechender Schmerz fraß direkt in sein Gehirn, dann spürte er auch schon den nächsten Einschlag. Immer wieder, bis auch seine Nase frontal getroffen wurde, die nachzugeben schien. Während er noch röchelnd zusammenbrach und sich seinen Schmerzen hingab, hörte er die Stiefelabsätze dieser Frau auf dem Gang verhallen.

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