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Das Leben des Paul Miller 01

Geschichte Info
Teil 01
20.1k Wörter
4.7
35.6k
19
Geschichte hat keine Tags

Teil 1 der 3 teiligen Serie

Aktualisiert 06/10/2023
Erstellt 07/15/2021
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Liebe Leserinnen und Leser!

Diese mehrteilige Geschichte hat eine in sich geschlossene Handlung.

Ich empfehle zum besseren Verständnis dennoch, zuerst die Teile der Story „Die Geschichte des Paul Miller" zu lesen.

Viel Vergnügen bei der Lektüre!

******

(1)

Pling!

Pling!

Das helle, glockenähnliche Geräusch ertönte mit der Gleichmäßigkeit eines Metronoms.

Pling!

Pling!

Es stelle beinahe mein ganzes Universum dar, mein Dasein, meine Existenz.

Pling!

Pling!

Kardiomonitoring!

Ich konnte nicht sagen warum mir diese Bezeichnung geläufig war, aber ich wusste, dass sie in Zusammenhang mit diesem hellen Ton stand, der mich Tag und Nacht begleitete wie ein guter Freund. So wie das rhythmische Pfeifen einer Beatmungsmaschine, die regelmäßig Luft über einen Schlauch in meine Lunge pumpte!

Ich verspürte keinerlei Schmerzen. Und ich empfand auch keine Angst vor all den Gerätschaften, die mich irgendwie am Leben hielten.

Ich existierte einfach, künstlich beatmet und ernährt. Meine Empfindungen reichten gerade weit genug, um zu realisieren, dass ich am Leben war. Eine simple Feststellung, die Akzeptanz dieser Tatsache, nicht mehr und nicht weniger! Ich wusste zwar, dass ich in einem Körper steckte, doch ich fühlte ihn wie durch eine Wolke aus Watte hindurch. Ebenso gut hätte ich aus der Luft bestehen können, die mich umgab.

Pling!

Pling!

Seltsamerweise war mir meine Diagnose geläufig. Ein großflächiger, rechtshemisphärischer Ausfall, hervorgerufen durch eine intrazerebrale Hirnblutung!

Eigentlich hätte ich längst tot sein müssen! Doch auch dieser Umstand berührte mich nicht. Ich fühlte weder Emotion noch irgendwelche Wünsche oder Verlangen!

Niemand -- nicht einmal die weltführenden Neurologen -- konnten sich das Phänomen erklären, warum ich noch am Leben war. Sie waren schon reihenweise an meinem Bett gestanden und nicht ein einziger hatte auch nur den Hauch einer Erklärung dafür. Offenbar war ich sogar zum Star internationaler, wissenschaftlicher Publikationen avanciert, in denen immer wieder dargelegt wurde, warum ich aus medizinischer Sicht nicht mehr existieren durfte und welch unerforschtes Gebiet das menschliche Gehirn trotz aller Forschung immer noch war.

Eigentlich hätte ich mir die Frage stellen müssen, woher mir all diese Details bekannt waren, doch diese Neugierde tauchte kein einziges Mal in meinem Bewusstsein auf. Ich nahm das Wissen darüber als gegeben hin, ebenso wie alle anderen Dinge rund um mich.

Pling!

Pling!

Das war beinahe alles, woraus mein Tagesablauf bestand. Minute für Minute. Stunde für Stunde. Ungefähr fünfundvierzigtausend Mal am Tag!

Nur wenn fremde Personen mein Zimmer betraten, sorgte das für ein wenig Abwechslung. Ich hatte die Existenz anderer Individuen in meiner Nähe am Anfang als störend empfunden, mich schließlich damit abgefunden und irgendwann verspürte ich sogar so etwas wie Freude darüber, wenn jemand an meinem Bett saß oder stand.

Einige waren gekommen. Menschen, die oft stundenlang in dem kleinen Zimmer blieben und mich einfach nur anzusehen schienen. Einige weinten die ganze Zeit über, doch nach und nach wurden die Tränen seltener und irgendwann auch die Anzahl Besuche. Ich konnte nicht sagen, wie lange das zurücklag, denn mir fehlte jedes Zeitgefühl.

Somit blieb irgendwann nicht viel mehr das mich behandelnde Personal. In seiner mehr oder weniger regelmäßigen Gegenwart bildete es einen Teil meines überschaubaren Kosmos, der gerade mal dann durcheinandergebracht wurde, wenn ein neuer Arzt die Zuständigkeit übernahm oder es zu Umbesetzungen bei den Pflegekräften gekommen war.

Obwohl mein Sehzentrum seinen Dienst versagte und meine Augen die ganze Zeit über geschlossen blieben, kannte ich jeden und jede Einzelne von ihnen. Ich wusste eine ganze Menge über all die Mediziner und Krankenschwestern, als würde mir ein unsichtbarer Geist diese Dinge einflüstern. Meist konnte ich die unterschiedlichen Personen schon erkennen, wenn sie den Raum betraten und diese Momente stellten die wenigen Ausnahmen dar, in denen mein Bewusstsein aus seiner Lethargie erwachte.

Da gab es zum Beispiel Doktor Nurshaw, den Leiter der Abteilung für Neurologie und Gehirnforschung und einen jungen Arzt namens McMahen, der laufend Untersuchungen an mir durchführte. Er war ein klassischer Frauenheld, der nicht nur einmal eine junge Kollegin oder eine Krankenschwester während dem Dienst in einer der abgelegen Materialkammern vernascht hatte. Die immer streng dreinblickende Stationsleiterin Melanie Crawford wäre ihm mit ihren siebenundvierzig Jahren viel zu alt gewesen und er flirtete dann und wann nur deshalb mit ihr, weil es sich schaden konnte einen guten Eindruck beim Pflegepersonal zu hinterlassen. Mrs. Crawford hatte eine hässliche Scheidung hinter sich und ich wusste von Schwester Bradshaw, dass sie -- ohne dass dies hier publik geworden wäre - mit einer Frau zusammenlebte. Theoretisch -- und wenn mein Gehirn entsprechend stimuliert gewesen wäre -- hätte ich die Biografie jeder einzelnen Person wiedergeben können, die in letzter Zeit an meinem Bett gestanden war. Und das, ohne jemals auch nur ein einziges Wort mit diesen Menschen gewechselt zu haben.

Schwester Jenna Cross war noch nicht lange in dem Krankenhaus beschäftigt. Man hatte sie unmittelbar nach der Ausbildung der Station zur intensivmedizinischen Betreuung zugewiesen und so kümmerte sie sich in ihren Schichten um mich und zwei andere Koma-Patienten. Irgendwann drang die Erkenntnis zu mir vor, dass ich diese junge Frau gegenüber den anderen Pflegekräften bevorzugte. Und das lag nicht an ihren warmen, zärtlichen Händen, deren Berührungen ich ohnehin nur sehr spärlich fühlte. Auch die Tatsache, dass es ganz einfach war, eine Art von Verbindung zu ihr herzustellen, die mich ein wenig aus meinem bewegungslosen Körper fliehen ließ, unterschied sie nicht von ihren Kolleginnen.

Die junge Schwester mochte mich! So verrückt es klingen mag, ich spürte ihr tiefstes Mitleid für meinen Zustand und empfand ihre -- im Grunde genommen unprofessionelle - Anteilnahme als zutiefst berührend. Jenna Cross war noch nicht so abgebrüht wie viele andere der hier Beschäftigten, die persönliche Schicksale von Patienten gar nicht erst an sich heranließen. Während sonst kaum jemand im Umgang mit mir irgendwelche Gefühlregung zeigte, stand diese Frau jedes Mal knapp davor in Tränen auszubrechen, wenn sie über mein Schicksal nachdachte.

Heute war ein warmer sonniger Tag und nachdem Jenna an das Fenster getreten war, um ein wenig zu lüften, kontrollierte sie meinen Blutsauerstoffgehalt und wechselte die Filter am Beatmungsgerät, während ich das eigenartige Gefühl wahrnahm, ein Teil von mir wäre gerade in ihren Körper gewechselt.

Im Zuge ihrer routiniert ausgeführten Tätigkeiten hielt sie immer wieder kurz inne, seufzte und sah mich an.

Vor ein paar Tagen (oder waren es Wochen?) war Jenna völlig aufgelöst nach draußen gestürmt und hatte den diensthabenden Arzt in mein Zimmer gezerrt, weil sie angeblich eine Bewegung meines Armes wahrgenommen haben wollte.

Absichtlich war mir das bestimmt nicht passiert und nachdem mir Doktor McMahen mit einer Taschenlampe in die Augen geleuchtet hatte, meinte er in tadelndem Unterton, dem auch eine gewisse Portion Spott angehaftet war:

„Miss Cross, dieser Patient hat gerade mal einen Punkt auf der Glasgow Skala! Er wird nie wieder aufwachen und es ist vollkommen unmöglich, dass er bewusste Bewegungsreaktionen zeigt. Denken sie ein wenig daran, was sie in ihrer Ausbildung gelernt haben, ehe sie mich das nächste Mal von meinem frisch gebrauten Kaffee wegholen!"

„Mein Gott, Mr. Miller, machen sie das nicht noch einmal!" murmelte Jenna jetzt in Erinnerung an diese peinliche Situation und stellte etwas an dem kleinen Elektromotor um, der mein Bett laufend entlang der horizontalen Achse hin und her bewegte. „Zumindest nicht wenn ich gerade im Dienst bin!"

Viele Schwester sprachen mich immer wieder an, wenn sie zu mir kamen. Meist war es sinnloses Zeug, auf das ohnehin keine Antwort erwartet wurde. Jennifer Pulica fragte immer noch meinem Befinden und Alica Jeudy warf regelmäßig einen Blick auf das Trikot, das hinter meinem Bett an der Wand hing und erzählte, dass sie meinen einzigen Interception Touchdown Return seinerzeit live im Stadion miterlebt hatte. Ich wusste zwar was Football bedeutete, doch der Umstand, dass ich selbst einmal gespielt haben sollte, erschien mir vollkommen ausgeschlossen! Nicht mit diesem bewegungsunfähigen Körper!

Jenna Cross seufzte leise, zog den Schlauch vom Venentropf, spritzte ein Medikament hinein und steckte ihn wieder zurück.

Der gleichmäßige Herzschlag einer fremden Person hatte etwas Beruhigendes an sich, wie eine willkommene Abwechslung von der Monotonie des eigenen Rhythmus. Ebenso wie die Tatsache, ein wenig an ihren Gedanken und Empfindungen teilhaben zu können. Viele davon erschienen mir zwar unverständlich und nicht nachvollziehbar, doch andere waren so konkret, als würde ich sie selbst erleben.

Ich hatte mir nie den Kopf darüber zerbrochen, warum ich in den Gedanken anderer Menschen lesen konnte wie in einem Buch. Unterschiedliche, oft recht klare Bilder erschienen mir ebenso wie Erinnerungen aus deren Vergangenheit oder Eindrücke, die ihnen aus der einen oder anderen Situation geblieben waren.

Ohne dass ich etwas sehen konnte (ich hatte nicht einmal Dr. McMahens Kontrolle meiner Pupillenreaktion optisch registriert!) besaß ich daher eine ziemlich konkrete Vorstellung von Schwester Jennas Aussehen.

Sie war nicht besonders groß, musste sie sich doch in den flachen, weißen Sandalen, die sie während ihrer Arbeit trug, auf die Zehenspitzen stellen, um den oberen Teil des Fensters wieder zu schließen als sie ihre Arbeit beendet hatte.

„Auf Wiedersehen, Mr. Miller!" murmelte sie. „Bis später!"

Jenna hatte ein hübsches, fast ein wenig zu blasses Gesicht, das durchaus mehr frische Luft und Sonne vertragen hätte. Doch nach den Zwölf-Stunden-Schichten eilte die junge Frau stets nach Hause, fütterte dort zwei Katzen und kümmerte sich um ihre kranke Mutter. Da blieb nicht genug Zeit für Hobbys oder ausgedehnte Spaziergänge im Freien.

Wenn sie den Zopf nicht ordentlich gebunden hatte, fielen manchmal einzelne Strähnen ihres dunkelblonden Haares auf meinen Bauch, während sie sich während ihren Tätigkeiten über mich neigte und. Ich hätte das Kitzeln eigentlich nicht richtig fühlen dürfen, denn dazu reichten die neuronalen Fähigkeiten nicht aus. Dennoch empfand ich stets ein angenehmes Gefühl dabei, ebenso wie wenn beim Waschen oder dem Säubern einer Sonde die Last ihrer vollen Brüste auf mir lag.

Jenna Cross besaß ziemlich üppige Dinger, die in krassem Gegensatz zu ihrem schmalen Schultern und der schlanken Figur standen und damit noch beeindruckender wirkten. Sie wölbten das Shirt allzu deutlich und wären - hätte mein Gehirn diese Reize verarbeiten können -- wohl zusammen mit einem süßen, runden Hintern im Mittelpunkt meines Interesses gestanden.

„Ach Mr. Miller!" meinte sie jetzt. „Sie sind doch kaum älter als ich! Sie haben doch noch ein ganzes Leben vor sich!"

Ich fühlte ihren rasenden Herzschlag, ebenso wie ich ahnte, dass die Umrisse ihres weißen BHs unter dem gleichfarbigen Shirt deutlich erkennbar waren. Wie oft hatten schon Männer auf diesen ansehnlichen, gerundeten Balkon gestarrt, was Jenna jedes Mal verlegene Röte ins Gesicht zauberte.

Sie schob einen Stuhl an mein Bett heran und setzte sich. Wenn es so etwas wie besondere Momente in meinem eigenartigen Kosmos gab, dann waren es jene, in denen ich die intensiven Emotionen anderer Menschen fühlen konnte.

„Ich weiß einfach, dass sie mich hören können!" flüsterte die junge Krankenschwester.

Sie kaute nervös an ihrer Unterlippe, senkte den Kopf ein wenig und griff zögerlich nach meiner Hand, die vollkommen unbeweglich an der Kante der Matratze ruhte. Jennas Herz raste weiterhin wie verrückt, als sie damit begann, meine Finger zu streicheln.

Ich fühlte mich überwältigt von diesem Ausmaß an Herzenswärme. Falls mein Gehirn so etwas wie Rührung verarbeiten konnte, dann setze sich dieser Prozess genau in diesem Moment in Gang.

Konnte es sein, dass ich jetzt tatsächlich Emotionen empfand? Oder war es nur das angenehme Gefühl, die Regungen einer fremden Psyche so deutlich fühlen zu können, als wären es meine eigenen?

„Wollen sie nicht doch wieder aufwachen?" murmelte sie leise und ich spürte die siedend heiße Anspannung, die Jenna Cross jetzt befiel. „Ich weiß, dass alle sagen es wäre medizinisch unmöglich. Aber ich glaube dennoch daran!"

Ich wusste, dass sie jetzt noch ein paar Minuten so sitzen bleiben würde. Jenna Cross hielt jedes Mal meine Hand wenn sie ihren Dienst verrichtete und hoffte auf ein Wunder!

Pling!

Pling!

(2)

„Sehen sie mal hier! Man erkennt eine leichte Anhebung der Aktivität!"

Doktor McMahens Finger wanderte über das Diagramm auf dem Klemmbrett.

„Aber wir sind natürlich weit davon entfernt, von einer messbaren Verbesserung des Zustandes zu sprechen. Alles liegt noch in dem Bereich, von dem wir ohnehin wissen, dass es sein Gehirn noch leisten kann." Er seufzte leise. „Und das ist nicht mehr besonders umfangreich!"

Ich konnte ihn nicht ausstehen. Der junge Neurologe hatte mich immer nur als faszinierendes Forschungsobjekt angesehen. Ein Objekt, das als Basis für seine international anerkannten wissenschaftlichen Arbeiten diente. Allerdings stand schon seit längerer Zeit fest, dass mein cerebrales System derart beschädigt war, dass keinerlei Hoffnung auf Veränderung seines Zustandes bestand und so empfand McMahen die wöchentlichen Analysen inzwischen als unnötigen Zeitaufwand. In seinen Augen war ich nur mehr ein Fall für die Statistiken.

Er hätte die heutige Routineuntersuchung wohl auch jemandem anderen überlassen, wäre nicht Doktor Susan Dermott im Dienst gewesen. Der Neurologe seine Schwäche für die rothaarige Assistenzärztin entdeckt und versuchte schon seit Wochen, die junge Frau ins Bett zu kriegen.

„Starren sie nicht so hin!" Er grinste breit. „Das ist die ganz normale physische Reaktion eines Mannes!"

McMahen wäre es lieber gewesen, sie hätte auf seinen Schwanz gestarrt, anstatt auf den meinen, der gerade dabei war, das dünne Leinentuch anzuheben. War er doch bisher bei jedem Versuch abgeblitzt, Susan auf privatem Wege näher zu kommen.

Hätte er diesen Zustand nicht erwähnt, wäre mir selbst die deutliche Wölbung in dem Laken gar nicht bewusst geworden und obwohl ich es nicht sehen konnte - wusste ich, dass die helle, fast durchsichtig wirkende Haut in Doktor Dermotts Gesicht tiefrot anlief. Natürlich war es ihr peinlich, aber es war ihr unmöglich gewesen, da NICHT hinzustarren. Gleichzeitig spürte ich McMahens verächtlichen Gedanken, sie möge ihr Interesse doch auf einen gesunden Penis richten, anstatt auf den eines Halbtoten.

„Der arme Teufel wird ihn nie wieder verwenden können!" witzelte er, weil ihn die Verlegenheit seiner Kollegin amüsierte. „Aber angeblich hat er ohnehin reichlich Gebrauch von seinem Schwanz gemacht! Als er seinerzeit die Gehirnblutung erlitten hat, war er angeblich mit drei Frauen gleichzeitig zusammen!"

Die Assistenzärztin räusperte sich nur und senkte den Blick zu Boden.

„Haben sie das auch schon einmal erlebt, Susan?" fragte er schmunzelnd. „Mit einer Frau und einem anderen Mann? Das kann richtig Spaß machen!"

Es gelang mir, ein wenig von dem Anblick zu erhaschen, den Doktor Dermott bot. Der Neurologe blickte neugierig auf ihren schmalen Hintern, an dem durch die weiße Hose die hellen Umrisse eines Slips durchschimmerten. Sie war schlank und recht zierlich gebaut. Vereinzelte Sommersprossen verteilten sich auf den Oberarmen und der geflochtene Zopf aus langem, rotem Haar reichte bis weit auf den Rücken hinab.

James McMahen bevorzugte eigentlich vollbusige Frauen und ich konnte in seinen Gedanken lesen, dass ihm in dieser Hinsicht die neue, junge Schwester Jenna Cross weit lieber gewesen wäre. Ihre Dinger stellten die aller anderen Frauen hier in den Schatten! Doch er wollte dieser rothaarigen Assistenzärztin unbedingt an die Wäsche und hätte sich auch mit deren kleinen Brüsten begnügt, die unter dem dünnen Shirt gerade mal als schwache Erhebungen erkennbar waren.

„Also noch keinen Dreier?" bohrte der Arzt weiter und grinste angriffslustig. „Sollten sie mal versuchen! Das bringt ein wenig Abwechslung in den Alltag!"

Doktor Dermott antwortete nicht, drückte ihre Unterlagen wie einen Schutzschild gegen den Oberkörper und wünschte sich nichts mehr, als endlich wieder aus dem Zimmer rauszukommen. McMahens Anmache war ihr peinlich und unangenehm.

Ich hatte keinerlei Erinnerungen an eine andere Zeit, als an jene in der ich hier in diesem Bett lag. Es schien schwer vorstellbar, dass ich auch mal draußen herumgelaufen sein, ein normales Leben geführt und Sex gehabt haben konnte.

Und ich begann mich ernsthaft zu fragen, wie der Doktor das wohl gemeint haben konnte, als er davon sprach, ich wäre mit drei Frauen zusammen gewesen. Ein paar unzusammenhängende Rückblenden tauchten plötzlich auf. Dann und wann hatte ich fremde Gedanken in diese Richtung aufschnappen können. In meinen getrübten Gedanken erschien ein Zeitungsartikel, der über meinen Zusammenbruch bei einer Orgie anlässlich der der Feier zur Prom-Night berichtet hatte. Irgendeine Schwester hatte ihn gelesen und sich gefragt, ob das Ganze nicht reichlich übertrieben dargestellt worden war.

„Ich denke nicht, dass wir hier über unser Sexualleben diskutieren sollten!" meinte die Assistenzärztin jetzt trocken. „Ich wäre dankbar, wenn wir unsere Gespräche auf die fachlichen Dinge beschränken würden!"

„Dann notieren sie einfach noch die ganzen Werte!" befahl McMahen jetzt mit eiskalter Stimme. „Wir sehen uns nebenan!"

Er empfand Enttäuschung und tiefe Verachtung für die -- in seinen Augen frigide und verklemmte -- Kollegin, die ihrerseits erleichtert war, als er ohne ein weiteres Wort nach draußen eilte.

Susan Dermott blickte wieder auf die Erektion zwischen meinen Beinen. Es war ein eigenartiges Gefühl, diese völlig unbekannte Art von Aufmerksamkeit an mir zu realisieren. Noch nie zuvor hatte mich eine Frau so angesehen. Ohne Mitleid, Trauer oder Bedauern, sondern mit einer deutlichen Portion Neugierde und Interesse.

Ein nackter Mann stellte für die Medizinerin üblicherweise keine Besonderheit dar, auch nicht wenn er sich in einem Zustand befand wie ich gerade. Umso verrückter erschien ihr selbst die unerwartete Neugierde. Fast ein wenig beschämt und verunsichert stand Doktor Dermott da und trommelte mit den Fingern auf den Papieren herum. Es war dämlich und in hohem Maße unprofessionell einen Patienten derart anzustarren!

Sie zögerte kurz und trat ganz nahe an mein Bett heran. Jeden Funken Vernunft zurücklassend schlug sie das Laken zurück. Mein Ständer ragte kerzengerade in die Luft und mit immer noch knallrotem Gesicht betrachtete die Ärztin die pilzförmig geschwollene Eichel.

Auch ich konnte mir dieses unerwartete Interesse nicht erklären und fühlte gleichzeitig die heftigen Skrupel der Frau für diese ungebührliche Aktion, die -- für den Fall jemand wäre unerwartet eingetreten und hätte sie dabei ertappt -- bestimmt einige unangenehme Fragen aufgeworfen hätte.

Und dennoch raste ihr Herz und der Blick hing fasziniert auf meinem Teil, während die Schneidezähne aufgeregt über die Unterlippe schabten.

Meine Wahrnehmung war eine gänzlich andere als bei der liebevollen und reichlich naiven Herzenswärme von Jenna Cross. Ich registrierte ein warmes, angenehmes Kribbeln irgendwo im Bauch und ich konnte nicht wirklich bestimmen, ob diese Empfindung überhaupt von Susan Dermott und nicht von mir selbst ausging.

Und ich wusste ich plötzlich , dass diese Frau seit Wochen keinen Sex mehr gehabt hatte. Ihr letztes diesbezügliches Erlebnis -- ein One Night stand nach der Geburtstagsfeier einer Bekannten -- war auf allen Fronten enttäuschend gewesen. Zusammen mit McMahens Erwähnung meines Kollapses während dem Sex mixte diese Tatsache in unseren Gedankenwelten einen eigenartigen Cocktail.