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Alle Kommentare zu 'Das offene Herz – Pt. 01'

von EmaSen

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  • 2 Kommentare
Auden JamesAuden Jamesvor 8 Monaten
Nicht zu hart, zu ungereimt!

Der vorliegende Beitrag fängt mit einer persönlichen Du-Anrede an, die gleichweg verwirrt, denn wer wird hier angeredet: der Leser? ein unbekannter Empfänger? ein (fiktiver) Briefpartner? Als ob das nicht schon verwirrend genug wäre (eine eindeutige Auflösung folgt n i c h t), besteht diese Du-Anrede aus lauter, sagen wir es freundlich fremdwörtlich, kryptischen Fragen. So findet bespielsweise in einer sich die Wendung: „feucht verkammerten Aug in Auges“, welche natürlich die Frage aufwirft, was das nur bedeuten soll? Nun, das Wort „verkammern“ ist nicht einmal im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm verzeichnet! So wird wohl leider rätselhaft bleiben müssen, welche tiefe Bedeutung dem geneigten Leser hier entgehen mag.

Nach der fragereichen Du-Anrede übernimmt dann ein Ich-Erzähler, und die nachfolgende Handlung wird zwar etwas durchsichtiger, aber nicht unbedingt stimmiger – auch nicht in sprachlicher Hinsicht (was den geneigten Leser ob des Verfassers freilich nicht überrascht, siehe seine anderen Veröffentlichungen und ihre sprachlichen Besonderheiten). Was soll beispielsweise die Verwendung des veralteten „darnach“? Und was soll die ungefügige Mischung aus herkömmlicher und Reformschreibung, in deren Folge „daß“ unvermittelt neben „sodass“, „wusste“, „küsste“ und so weiter steht?

Der Ich-Erzähler greift offenkundig gerne zu Sprachbildern, die dann häufig so wie die in den folgenden beiden Sätzen ausfallen: „Das Sommerende hauchte uns aus dem Maul dieses Waldes fühlbar an. Die Kälte würde eines meine [sic] Mittel sein, ihre Mädchenfresse zum Schweigen zu bringen […].“ Ist das guter Stil? Anscheinend soll er es sein, zumindest scheint der Ich-Erzähler großen Wert auf ihn zu legen, aber das macht ihn nicht überzeugender. Nicht nur ist das Fürwort falsch gebeugt (richtig wäre „meiner“ gewesen), zwischen den Sätzen bzw. ihrem jeweiligen Sinn besteht schlechterdings kein Zusammenhang! Was hat das „Sommerende“ mit irgendeiner „Kälte“ als „Mittel“ des Zumschweigenbringens zu tun? Von was für einer Kälte ist hier überhaupt die Rede? Und was ist vom „Maul dieses Waldes“ zu halten und seiner Reihung zur „Mädchenfresse“? Ergibt das ein schönes oder überhaupt stimmiges Bild? Besagte „Mädchenfresse“ hat nämlich zu diesem Zeitpunkt der Geschichte noch nicht ein Wort gesagt! Die fehlende Schönheit und Stimmigkeit betrifft auch die äußerliche Beschreibung der weiblichen Hauptfigur (und Besitzerin jener „Mädchenfresse“), von der es heißt: „Ihre Taille war ähnlich reif, erntereif, von breitem, vollem, laszisem [sic] Wuchs […]. […] Ihr Hals war so schmal und fragil, daß er fast ganz in meine Hand passte […].“ Ein dicker Bauch und schmaler Hals passen jedoch nicht zusammen! Ganz zu schweigen von dem falsch geschriebenen Fremdwort „lasziv“, dessen Stimmigkeit im gegebenem Zusammenhang ebenfalls fragwürdig erscheint (aber unter Berücksichtigung des offenbar, sagen wir, verschrobenen Geschmacks des Ich-Erzählers vielleicht irgendwo gerechtfertigt werden könnte).

Am Ende tritt dann unvermittelt ein „Monster“ auf, das aber nur so vom Ich-Erzähler genannt wird, ohne tatsächlich eines zu sein; stattdessen endet dieser erste Teil mit einem blutigen Cliffhanger, der vielleicht zum Weiterlesen anregen könnte, wenn denn dieser erste Teil nicht bereits so verwirrend und unstimmig zu lesen gewesen wäre!

–AJ

Ludwig_v_ObbLudwig_v_Obbvor 8 Monaten

- halterlos -

Der ausführliche Kommentar eines geschätzten Mitlesers regt mich zum Versuch einer Deutung an:

Am plausibelsten scheint mir die Anlage dieses Textes als Groteske, mit einem merklichen Einschlag von Nonsens.

Eine solche Annahme könnte erklären, warum der Autor Passagen mit romantisch-schwärmerischen Anklängen („Mädchen, dessen Augen leuchten und dessen Lächeln klimpert wie Klaviertasten“) aufs heftigste kontrastiert mit brutalen Text-Schlägen (Arsch ohne Gleitgel, Mädchenfresse), abwechselnd auch Kitsch, wie beim „Efeu [der] in der Spätsommersonne dampfte“; später mengt der Autor Surreales dazu, das er im Einzelfall unnötigerweise noch betont („Unter dem surreal angestrahlten Blattwerk begann die Schwärze“), und bei der „weißen Hirschkuh im Mondlicht“ versucht ironisch zu brechen („...sie [sah] mit ihren Knickohren ein bisschen doof aus...“).

Grotesk wieder das Ende („ein Schuss ... ich quiekte, aber Marina machte: «Urghs»“) - solches kann der Leser auch dann nicht ernst nehmen, wenn der Erzähler kurz darauf ein „entsetzlich“, „Blut“, „so viel“ hinterherschickt.

Die sprachlichen Mängel hat mein werter Mitleser bereits ausreichend benannt.

Lassen wir's dabei bewenden.

Ludwig

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userEmaSen@EmaSen
Ich freue mich immer über Kommentare! Man spricht hier so wenig… [Profile Image courtesy to Saidmann, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=84763498]
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