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Das Refugium - Complete 000 - 015

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Es schien aber nicht darauf hinaus zu laufen, denn die nächste halbe Stunde löcherte ihn der Buchhalter mit einer Reihe von Fragen zur Wartung von haushaltsüblichen Einrichtungen wie Heizung, Lüftung, Wasser und Strom. Er legte ihm eine Bedienungsanleitung für eine professionelles Bodenreinigungsgerät vor, ließ Manfred sie einmal durchlesen und stellte dann Kontrollfragen um zu sehen, ob er sich die wichtigsten Bedienungsschritte und Wartungsarbeiten gemerkt hatte. Mit der Zeit ging er immer mehr über zu Waffensystemen, Überwachungstechnik und Computeranlagen, wie man sie richtig pflegen und in einfachen Fällen sogar reparieren konnte, und endete mit einer Reihe von Fragen zu seinen Familienverhältnissen. Gab es nahe Verwandte, Ex-Frauen, Kinder, Kumpels, war er Mitglied in Vereinen? Gab es nicht, war er nicht. Manfred war früher von der Armee kreuz und quer durch die Brandherde der Welt geschickt worden, für Beziehungen fehlte einfach die nötige Zeit am selben Ort.

Am Ende schien der Buchhalter zufrieden, und lehnte sich nachdenklich zurück, offenbar rechnete sein Buchhalterhirn gerade die Soll- und die Haben-Spalte gegeneinander auf.

„Sie sind der ideale Bewerber," sagte er schließlich, „wenn Sie wollen, haben Sie den Job."

„Welchen Job?" fragte Manfred, „die Fragen die Sie mir gestellt haben, und die Umstände wie Sie mich hergebracht haben, das schaut nicht so aus als ob ich wirklich irgendwo den Hausmeister geben und in einem verstaubten Ministerium verstaubte Akten vom Keller in den Dachboden und vom Dachboden in den Keller umschichten soll".

„Das mit dem Ministerium ist gar nicht so weit daneben getippt", antwortete der Buchhaltertyp, „wenn Sie zusagen, werden Sie tatsächlich das technische Mädchen für alles in einer höchst speziellen Einrichtung der Regierung. Sie dürfen sich auch "Chief Engineer" oder so etwas nennen, wenn Ihnen das lieber ist. Mehr darf ich Ihnen nicht mehr verraten, oder ich müsste Sie nachher töten, paar Gummibärchen mehr, Sie verstehen", und Manfred fragte sich, wie ernst er das wohl wirklich meinte.

„Wo ist der Haken?" fragte Manfred gerade heraus.

„Nun", sagte der Buchhalter, „Sie werden aufhören zu existieren, auch für das Finanzamt übrigens, und ihr gesamtes Leben innerhalb jener Einrichtung verbringen, weitgehend unsichtbar für die anderen Bewohner dort, aber Millionen und Abermillionen teure und spannende neuartige High-Tech Apparate um sich haben und pflegen. Sie werden keinen Urlaub haben, aber sehr viel Freizeit. Und der Job erfordert kaum oder keine direkten Kontakte zu anderen Menschen."

Als Manfred den letzten Satz gehört hatte, sagte sofort zu, ohne auch nur einen Augenblick weiter darüber nachzudenken.

"Sie können sofort von hier aufbrechen, Sie brauchen nicht zu packen, es ist dort alles vorhanden was Sie je brauchen werden. Ihre paar Angelegenheiten hier werden wir für Sie regeln.", sagte der Buchhalter, und reichte ihm ein Gummibärchen.

Als Manfred wieder aufwachte, schien es ihm wieder, als wären nur Sekunden vergangen. Um sich hörte er das vertraute Geräusch eines Helikopters, sehen konnte er allerdings nichts, offenbar waren ihm die Augen verbunden worden. In seiner Umgebung hörte er durch den Lärm der Rotoren die Gesprächsfetzen zweier Männerstimmen, die sich über ziemlich belangloses Zeug unterhielten. Es hatte etwas mit "Stützpunkt" und "Versorgung" und „lauter Irre" zu tun, so viel verstand er.

Manfred wollte niemandem einen Grund geben, ihn doch noch zu erschießen, und hob die Hand um sich bemerkbar zu machen. "Die Schlafmütze ist aufgewacht", sagte einer der Männer. "Mach ihm den Sack ab,", sagte der Andere, "wir sind weit genug von jedem bekannten Ort weg." Jemand nestelte an einer Kordel unter dem Kinn, und dann wurde es hell, und Manfred blinzelte, und sah sich um.

Der Helikopter flog verhältnismäßig tief durch ein enges Bergtal, unter ihm schlängelte sich ein Fluss, am Ufer entlang sah er die dünne Linie einer Straße verlaufen. Es gab keine Lichter, keine Gebäude, keine Fahrzeuge und keine Menschenseele weit und breit.

"Ich denke, es macht wenig Sinn euch zu fragen, wo ich bin?", fragte Manfred, und die Männer grinsten breit und schüttelten bloß den Kopf. "Schauen wir aus wie Fremdenführer?", fragte der Eine, ein vierschrötiger Typ mit Bart. "Nein, tun wir wohl nicht,", feixte der Andere, der etwas kleiner und glatt rasiert war, "genieß den Flug, und halt die Klappe."

Manfred hielt es für klug, der Anweisung ohne Widerrede zu folgen. Die Talwände rückten immer näher zusammen, dann war das Talende erreicht. Es war eine Sackgasse, mit einer relativ großen ebenen Fläche am Ende, von der aus die Berge schroff anstiegen. In der dem Taleingang gegenüber liegenden Steilwand war unübersehbar ein gewaltiges, von zwei mit Kameras und Flutlichtern bestückten Masten eingerahmtes Tor eingelassen. Abgesehen davon war nirgendwo auch nur eine Menschenseele oder überhaupt eine Spur menschlicher Besiedelung zu erkennen.

Der Helikopter setzte zur Landung aus dem Plateau vor dem Tor an. Der Bärtige langte in seine Jacke und zog eine weiße, dünne Karte hervor, die aussah wie eine etwas zu groß geratene Scheckkarte. Er drückte auf eine Ecke, und ein rotes Feld leuchtete auf. „Drück da mal drauf", wies er Manfred an. Dieser presste den Daumen auf die rote Stelle, und die Farbe schlug um auf grün. Der Bärtige warf noch einen letzten Blick auf die Karte. „Aha, Du bist der neue Chief Technical Officer, Mister CTO, willkommen am Ende der Welt", sagte er ein wenig freundlicher, und reichte Manfred die Karte hinüber. „Pass gut auf auf das Ding, sie ist Dein Schlüssel zu allem."

In der Zwischenzeit hatte der Helikopter aufgesetzt, und der Glattrasierte bedeutete Manfred mit einer einladenden Handbewegung, dass er aussteigen solle. Manfred sprang gehorsam aus dem Helikopter und landete auf steinigem Untergrund, nur spärliches dürres Gras, Moose und ein paar stachelige Büsche konnte sich hier oben halten. Draußen stand eine flache Plattform mit einem Sitz, offenbar eine Art Transportsystem. Gerade wollte Manfred fragen, was er nun anfangen sollte, da heulte hinter ihm das Triebwerk des Helikopters auf, er hob sich in die Luft, drehte Richtung Talausgang und flog davon.

„Ja, ihr mich auch, und auch auf Nimmerwiedersehen", brummte Manfred. Dann näherte er sich dem TransportBot, beäugte ihn von allen Seiten, suchte nach einem Benutzerhandbuch und fand keins. Schließlich setzte er sich mangels Alternativen in den Sitz. Sofort leuchtete seine Scheckkarte auf, und es erschienen zahlreiche Symbole, deren Bedeutung er nicht kannte. Offenbar konnte man Fahrziele auswählen, ganz oben erkannte er ein Icon, eine Art Häuschen, wie es im Internet gewöhnlich für „Home" verwendet wird. Entschlossen berührte er es mit dem Finger.

Sofort klappte von hinten ein Sicherungsbügel, wie sie bei Fahrgeschäften auf Rummelplätzen verwendet werden, nach vorne, und fixierte ihn sicher im Sitz. Schon startete der TransportBot, und beschleunigte auf eine Geschwindigkeit die ihm die Luft um die Ohren pfeifen ließ. Der TransportBot stob geradewegs auf das gewaltige Tor zu, das sich quälend langsam öffnete. Schon befürchtete Manfred, wie eine Fliege an der Autoscheibe zu enden, da sah er zu seiner Erleichterung, dass ds Timing perfekt war. Die Öffnung war gerade breit genug für den TransportBot, als er auch schon hindurch geschossen war und sich der Eingang hinter ihm wieder automatisch und mit einem dumpfen Grollen schloss.

Im Inneren des Berges glitt der TransportBot mit atemberaubender Geschwindigkeit und dennoch fast lautlos lange, schwach beleuchtete Gänge entlang, passierte hin und wieder Kreuzungen und riesige, massive Tore. Von Geisterhand gelenkt bog er an Abzweigungen mal rechts, mal links, mal steil nach oben oder unten ab. Bald gab es Manfred auf, sich den Weg merken zu wollen, und ließ sich einfach fahren.

Er mochte etwa 10 Minuten so durch den Berg geflitzt sein, als die Gänge etwas freundlicher wurden, und das Licht besser. Der TransportBot setzte seine Geschwindigkeit herunter und glitt nun ziemlich gemächlich dahin. Hier lebten sogar Menschen, durchwegs in weiße Laborkittel gekleidet, er sah einige alleine oder in kleinen Grüppchen auf Gehsteigen seitlich am Gang entlang laufen, manche offenbar tief in Gedanken versunken, schweigend auf dem Weg irgendwo hin, andere mehr oder weniger heftig miteinander diskutierend. Keiner nahm irgendeine Notiz von Manfred oder seinem Transportmittel, und nachdem er Anfangs durchaus versucht hatte, freundlich zu winken, aber nie eine Reaktion bekommen hatte, gab er jeden Kontaktversuch auf.

Der TransportBot glitt noch einige Minuten weiter, bis er in einen Gang abbog und am Ende vor einer mit geometrischen Mustern verzierten, weißen Metalltüre anhielt. Der Haltebügel öffnete sich, und Manfred stieg von dem TransportBot. Ein dicker Teppich dämpfte jedes Gehgeräusch, als er zu der Türe ging, und seine Zugangskarte an das Lesegerät hielt, das sich einladend an der Stelle befand wo man normalerweise die Klinke findet. Wie erwartet glitt die Türe auf, und Manfred bemerkte, dass sich der TransportBot von selbst in Bewegung setzte und irgendwo im Gewirr der Gänge verschwand.

Manfred betrat das, was er völlig richtig für seine künftige Dienstwohnung hielt, die Türe schloss sich automatisch hinter ihm. Das Licht im Raum ging an, und er stieß einen bewundernden Pfiff aus, als er die Einrichtung sah. Sie stand einem sehr guten Hotelzimmer in nichts nach. Er befand sich in einer geräumigen Garderobe direkt hinter dem Eingang, daran schloss sich ein großzügiger Wohnraum mit Sitzecke und gediegen aussehender Einrichtung an. Hinter Türen rechts und links fand er ein chrom- und marmorglänzendes Badezimmer sowie ein im japanischen Stil eingerichtetes und mit viel Holz verziertes Schlafzimmer mit einladendem Futonbett vor.

Eine Küche gab es nicht, daraus schloss Manfred messerscharf dass er irgendwie bekocht wurde, oder dass es eine Kantine gab. So oder so hieß das, kein Abwasch. „Das ist schon mal ein guter Anfang", dachte er.

Die nächste halbe Stunde verbrachte Manfred damit, die Zimmer genauer zu inspizieren, er fand aber wenig Aufregendes. In der Garderobe gab es festes Schuhwerk und saubere Arbeitsklamotten, alle andern Schränkchen und Schubladen waren leer. Zufrieden nahm er in der Ankleide eine Klappe in der Wand zur Kenntnis und folgerte völlig richtig, dass er sich auch um die Wäsche nicht zu kümmern brauchte.

Irgendwie erwartete er, dass sich irgendwann ein Empfangskomitee sehen lassen würde, aber nichts passierte. Niemand in der Station schien sich auch nur eine Sekunde für den neuen CTO zu interessieren. So lümmelte er sich schließlich in seine Sitzecke, fragte sich, wo der Fernseher war, und fand keinen.

Hilfesuchend widmete er seine Aufmerksamkeit wieder seiner Scheckkarte, und siehe da, sie war jetzt plötzlich mit zahlreichen neuen Icons bestückt. Offenbar erschienen und verschwanden sie, je nachdem was der Raum, in dem man sich befand, an Möglichkeiten anbot. Er scannte die Symbole kurz durch, einige wie „Licht" und „Staubsauger" erklärten sich von selbst, und schließlich fiel sein Blick auf ein Symbol, das einen stilisierten Computerarbeitsplatz darstellte.

Er drückte drauf, und hielt unwillkürlich die Luft an. Vor ihm glitt ein großer Teil der Wand zur Seite und gab einen völlig leeren, runden, weißen Raum mit etwa 10 Metern Durchmesser frei. Als einziges Möbelstück befand sich in der Mitte ein riesiger, schwarzer, bequem aussehender Chefsessel mit überbreiten Armlehnen, der in einer kardanischen Aufhängung gelagert und über ein dickes Rohr an der Decke befestigt war. „Na, wenn das kein würdiger Chefsessel ist", dachte Manfred. Natürlich setzte er sich sofort hinein, und auf seinem Controller leuchtete unübersehbar ein „Power On/Off" Icon auf. Manfred drückte darauf, und die Wand, durch die er hereingekommen war, fuhr augenblicklich zu.

Rund um ihn herum flammten die Wände auf, und er sah, dass es sich um einen einzigen, riesigen Bildschirm handelte, der um den ganzen Raum herum reichte. Wenn Manfred mit den Augen eine bestimmte Stelle fixierte, drehte sich sein Sessel automatisch so, dass sie in die Mitte seines Sichtfeldes rückte. Im Moment zeigte das Bild allerdings nur sanft ineinander wogende, farbige Schlieren, doch mitten drinnen stand ein einziges, riesiges Fragezeichen-Icon. Manfred hatte viele Fragen. Entschlossen fixierte er es, die Schlieren wichen einem aufgeräumten Desktop, und einen Augenblick später befand er sich im Hilfe-System der Station.

Die nächsten Stunden, Tage und Wochen verbrachte Manfred damit, sich in die Dokumentation der Station einzuarbeiten. Und was er nach und nach herausfand, versetzte ihn in helle Aufregung. Der neue Job, den er so leichtfertig angetreten hatte, übertraf selbst seine kühnsten Erwartungen.

Ursprünglich war die Station hauptsächlich zu dem Zweck der Besiedelung lebensfeindlicher Planeten geplant worden. Dementsprechend war sie hermetisch abgeschottet und bis auf eine hinreichend starke Energiequelle völlig autark. Was auch immer gebraucht wurde, wurde in der Station hergestellt, seiner Bestimmung entsprechend genützt und am Ende seiner Lebensdauer zu praktisch 100% recycelt. Und umgekehrt wurde nichts gebaut, was nicht auch recycelt werden konnte.

Als Energiequelle konnte alles eingesetzt werden was mit einem bestimmten Planeten kompatibel war, vom Windkraftwerk über Brennstoff- und Solarzellen über Geothermie mit Ammoniak oder Schwefelsäure bis zu Kernreaktoren. Diese Prototyp-Station lag in den Bergen auf der Erde, und in ihrem Kern befand sich deswegen naheliegender Weise ein Wasserkraftwerk. Das notwendige Wasser wurde in unauffälligen Mengen aus den zahlreichen Bergseen des Gebirges, das sich über der Station auftürmte, abgezweigt, stürzte durch kilometerlange Bohrungen hinunter in die Kraftwerkskaverne und dort in die Schaufelräder riesiger Turbinen, deren Leistung ausgereicht hätte, eine Kleinstadt mit Strom zu versorgen

Die Station war mit einigen Hundert der fähigsten Forscher und Ingenieure des Landes besetzt worden. Hier zeigte sich, wozu die Menschheit fähig wäre, wenn man kreativen Könnern Priorität über die Erbsenzähler, Politiker, Militärs und Juristen gab. Die Spezialisten aus den verschiedensten Fachgebieten fanden sich spontan zu Projektgruppen zusammen und suchten gemeinsam die beste Lösung für die anstehenden Probleme. Alles erarbeitete Wissen wurde in eine zentrale Datenbank gespeist und stand allen zur Verfügung. Jeder konnte es abrufen, und nach eigenem Gutdünken in seinen Entwicklungen verwenden.

Hier lief auch die Internet-Technologie, befreit von fetten Javascript-Frameworks und nutzlosen Eye-Candies, zu wahrer Größe auf, samt einer Suchmaschine, die sich ausschließlich um das optimale Katalogisieren und Verschlagworten von Inhalten zu kümmern brauchte, statt um das möglichst umfassende Untermischen von Werbung. Praktisch das ganze Wissen der Menschheit konnte so von einem relativ kleinen zentralen Server verwaltet und allen Interessierten sauber geordnet und frei von der Verschmutzung durch Trolle, Verschwörungstheoretiker und selbsternannte Experten auf allen Fachgebieten präsentiert werden.

Zuallererst lernte Manfred alles zu seiner Zugangskarte. Sie war einem Smartphone nicht unähnlich, nur wesentlich moderner, frei von Ad- und Bloatware und dank super kleiner und energiesparender Mikroelektronik so dünn und biegsam wie eine Scheckkarte. Sie war Zugangskontrolle, Steuergerät und Kommunikator in Einem, und über einen Biosensor auf ihren Besitzer geprägt. Das Problem der Energieversorgung hatte man pragmatisch gelöst: die Scheckkarte diente meistens nur als Steuergerät. Der energiefressende Bildschirm war in der Regel aus, statt dessen war praktisch jede Wand innerhalb der Station mit einer Art Bildschirm-Tapete bestückt. Um sie als Anzeige zu nützen, hielt man einfach die Karte kurz an die Wand.

Überall waren empfindliche Antennen verlegt, die Scheckkarte musste also keine nennenswerte Sendeleistung aufwenden um dauernd mit dem Netzwerk der Station verbunden zu sein. Dennoch benötigte ihr Energiespeicher natürlich alle paar Wochen eine Aufladung, dies geschah aber automatisch: legte man die Karte ruhig irgendwo hin, richtete sich nach einigen Minuten automatisch ein Mikrowellenstrahler, von dem in jedem Zimmer mindestens einer verbaut war, auf sie und lud sie wieder voll. Für Notfälle verfügte sie auch über zwei vergoldete Ladekontakte wo man ihr praktisch jede denkbare Spannung direkt verfüttern und sie in einigen Minuten wieder vollständig aufladen konnte.

Mit diesem Controller hatte man Zugriff auf so ziemlich jede technische Einrichtung der Station. Das zentrale Element der Station war, neben dem vollautomatischen Wasserkraftwerk, der Fertigungstrakt, zu dem Manfred fast als Einziger direkten Zugang hatte. Reihe um Reihe standen hier in Felskavernen Fertigungsmaschinen, die fast allesamt riesigen 3D Druckern sehr ähnlich sahen. Man hatte das Prinzip allerdings verfeinert, und Drucker für so ziemlich jedes Material entwickelt, von Kunststoff über Stahl und Glas bis hin zu organischem Material ließ sich praktisch alles verarbeiten. Man spezifizierte das Teil, welches man haben wollte, auf einem der vielen Computer, lud es in die Fertigungs-Warteschlange und sobald es fertig war, wurde es automatisch von einer Transportplattform zum Bestimmungsort gebracht.

So funktionierte übrigens auch das Essen, man gab ein Rezept ein, oder ließ sich aus den umfangreichen Datenbanken eins heraussuchen, und wenig später bekam man es frisch zubereitet per Transportplattform zugestellt. Die Versuche, fertige Speisen mit Hilfe eines 3D Druckers herzustellen wurden aufgegeben, weniger weil es nicht schmeckte, sondern vielmehr weil man das Selbe mit herkömmlicher Landwirtschaft wesentlich effizienter erreichen konnte. Auf die Hilfe der Automaten wurde nur zurückgegriffen, wenn man sich etwas bestellte was auf natürlichem Weg nicht oder nicht schnell genug herstellbar war.

Die technischen Anlagen waren dank der ständigen Verbesserung durch Experten aus den verschiedensten Fachgebieten weitgehend störungsfrei. Ging aber trotzdem einmal ein Teil kaputt, kam Manfred ins Spiel. Er bekam einen Alarm auf seinem Controller angezeigt, und es war seine Aufgabe, das ausgefallene Teil durch ein Neues zu ersetzen. In der Regel musste er dazu mit einer Transportplattform zu der betroffenen Anlage fahren, wo das neu produzierte Ersatzteil bereits auf ihn wartete, und den Tausch vornehmen. Dabei zeigte irgendein bildschirmtaugliches Stück Wand in der Nähe die notwendigen Arbeitsschritte in Form von Bildern oder kurzen Animationen an.

Etwas erstaunt fragte er sich, wieso man eigentlich seinen Job nicht auch automatisiert hatte. In den Forschungsberichten der Station fand er auch die Antwort. Man hatte es durchaus versucht, war aber nach Jahren der Forschung mit künstlicher Intelligenz darauf gekommen, dass man auch unter höchstem Einsatz geballter Computerpower und nach jahrelangem Training neuronaler Netze kaum mehr als die Intelligenz eines Vorschulkindes erreichen konnte, und das auch nur in einem einzigen extrem eingeschränkten Teilbereich. Wenn man Energieeffizienz, Flexibilität und geringen Ressourcenverbrauch oben in der Prioritätenliste ansetzte gab es kein technisches System, das mit einem gewissenhaft arbeitenden und gut ausgebildeten Menschen auch nur annähernd mithalten konnte. Folgerichtig schufen die Erbauer der Station die Rolle des „CTO", und Manfred war nicht wenig stolz darauf, dass man genau ihn dafür ausgesucht hatte.

Die Anzahl der technischen Anlagen, die insgesamt in der Station arbeiteten, war gewaltig. Dennoch hatte Manfred recht wenig zu tun, das hing damit zusammen dass ausgefallene Teile nicht einfach nur getauscht und dann recycelt wurden, vorher wurden sie von den Entwicklern genauestens untersucht, die Ursache für den Ausfall festgestellt und ein verbessertes Teil entwickelt, oder auch die Gesamtkonstruktion verändert.