Swipe, um zu sehen, wer jetzt online ist!

Der Pate

ÖFFENTLICHE BETA

Hinweis: Sie können die Schriftgröße und das Schriftbild ändern und den Dunkelmodus aktivieren, indem Sie im Story-Infofeld auf die Registerkarte "A" klicken.

Sie können während unseres laufenden öffentlichen Betatests vorübergehend zu einem Classic Literotica® Erlebnis zurückkehren. Bitte erwägen Sie, Feedback zu Problemen zu hinterlassen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Klicke hier

Ich schaue ihn ein wenig schockiert an. Jetzt verstehe ich, was er meint und langsam wird mir auch klar, dass es mit etwas Schmusen wohl doch nicht getan sein könnte.

„Du meinst ...?", frage ich unsicher.

„Glaubst du, so ein Typ gibt sich mit ein bisschen an die Titten fassen zufrieden? Der will alles und das gleich am ersten Abend. Corrazza ist es gewohnt, zu bekommen, was er will und -- das kannst du mir glauben - ein Mann, wie er, will immer."

„Oh!"

„Ja oh!", äfft er mich nach. „Bist du wirklich so naiv?"

„Naja, ich habe nicht gut genug nachgedacht. Ich bin davon ausgegangen, dass es bei so einem Typen geht, wie bei einer normalen Beziehung. Ein paar Treffen, Essen gehen, Kino, etwas rummachen und bevor es richtig ernst wird, bin ich schon wieder weg."

„Ja genau! Mann, Mädchen, wie kann man nur so blauäugig sein? Bei einem Typen wie Corrazza funktioniert das völlig anders. Da läuft alles nach seinen Regeln. Entweder du machst mit oder ..."

„Oder was?"

„Dann gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten. Entweder du bist raus oder tot. Hängt ganz davon ab, wie viel du schon mitbekommen hast."

Ich muss schlucken. So habe ich mir die Sache nun wirklich nicht vorgestellt. Aber so genau habe ich mich mit dem Liebes- oder Sexleben von Pasquale Corrazza auch nicht beschäftigt.

„Wie willst du überhaupt an ihn herankommen? Er verkehrt doch meistens in dem Striplokal, wie heißt das noch?", erkundigt er sich.

„Pink Pussy."

„Genau, so heißt der Laden. Dir ist schon klar, dass der Name schon alles darüber aussagt, worauf dort Wert gelegt wird. Aber, das muss ich zugeben, es wäre tatsächlich das Einfachste, dich über diesen Weg ins Spiel zu bringen."

„Wie meinst du das."

„Du würdest dort als Stripperin, Kellnerin oder an der Bar anheuern müssen. Nur so wird er auf dich aufmerksam, wenn wir Glück haben."

„Oh Gott!"

„Ja, genau! Oh Gott! Du, wo du schon ausflippst, wenn dir einer nur mal an den Arsch fasst."

Sein süffisantes Grinsen könnte er sich echt sparen. Der Vorfall von heute früh scheint ihm echt in die Karten zu spielen. Aber, wenn ich ehrlich bin, muss auch ich zugeben, dass er damit nicht ganz falsch liegt. Wenn ich mir vorstelle, als Stripperin arbeiten zu müssen, dann wird mir ganz flau im Magen.

„Da bleibt dann wohl nur die Kellnerin", kehre ich ein wenig trotzig zum Thema zurück. „Cocktails mixen ist nicht meine Stärke und als Stripperin will ich nicht arbeiten."

„Du glaubst, als Kellnerin läuft es besser für dich?"

„Getränke durch die Gegend schubsen ist doch nicht schwierig."

„Warst du schon einmal im Pink Pussy?"

„Nein, ich gehe doch nicht in einen solchen Schuppen. Aber ich habe Fotos gesehen, von den Überwachungen."

„Hast du auf die Kleidung der Kellnerinnen geachtet?"

Ich denke scharf nach. Was stellt der denn für blöde Fragen? Wer -- bitte - achtet bei einer Observierung auf die Bedienungen. Doch, halt, da ist mir ja doch etwas aufgefallen. Ich versuche mich zu erinnern. Da Corrazza überwacht wurde, stand natürlich immer er im Mittelpunkt der Bilder. Ab und zu auch seine Gesprächspartner. Wer achtet schon auf die Bedienung, die interessiert ja keinen. Aber doch, einmal war eine Kellnerin zu sehen, daran kann ich mich erinnern, auch, wenn sie nur ganz am Rande des Bildes zu sehen war.

„Die haben doch so eine kleine, weiße Schürze an."

„Und sonst?", bohrt er nach.

„Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich eine gesehen habe und die war auch nur teilweise auf dem Foto zu sehen. Sie trug diese Schürze und -- ja genau -- sie war bauchfrei."

„Bauchfrei trifft es perfekt", lacht er laut auf. Ich schaue mich peinlich berührt um. Was hat er denn jetzt? „Außer der relativ kleinen Schürze, die du erwähnt hast, tragen die Mädchen im Pink Pussy nichts."

„Nichts außer der Schürze?", frage ich geschockt.

„Blanke Brüste, nackter Arsch und, wenn du als Kunde die Schürze hochhebst, dann hast du auch dort freie Sicht auf das gelobte Land."

„Das ist ja sexuelle Ausbeutung."

„Sexuelle Ausbeutung, in einem Stripclub? Dass ich nicht lache! Mädchen du hast Vorstellungen! Wir sprechen nicht über ein Nonnenkloster."

„Dann ist das sicher nichts für mich", antworte ich entschlossen.

„Genau das habe ich von Anfang an gesagt. Aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Dabei geht es nicht nur um die knappe Kleidung. Die Gäste fühlen sich von den winzigen Teilen und der vielen nackten Haut angezogen, wie die Maden vom Speck. Sie haben die Hände überall. Es gilt die Devise, Anfassen ist erlaubt, für Sex bezahlt man."

„Mit der Kellnerin?"

„Ja, auch mit der Kellnerin. So läuft im Pink Pussy das Geschäft. Ob Stripperin, Kellnerin, Empfangsdame, wenn ein Kunde ein Mädchen will und genug für sie auf den Tisch legt, dann bekommt er sie auch und sei es die Klofrau. So ist das Geschäftsmodell im Pink Pussy."

„Ich wäre dann praktisch eine Nutte?"

„So könnte man es nennen. Allerdings ist das noch kein Vergleich zu dem, was dir blüht, wenn du Pasquales Aufmerksamkeit tatsächlich erlangst. Dann bist du seine Sex-Sklavin. Was er sagt, hast du zu machen."

Mir wird ganz anders. So habe ich mir diese Undercover-Mission dann echt nicht vorgestellt. Florian scheint die Sachlage richtig eingeschätzt zu haben. Ich bin ja so dumm und naiv!

„Dann lassen wir das wohl besser", meine ich.

„Das wird jetzt schwierig. Dein Chef und vor allem der Polizeipräsident haben Blut geleckt."

„Aber sie können mich doch nicht zwingen."

„Direkt zwingen nicht, das stimmt."

„Wie meint du das schon wieder?", frage ich empört.

„Wenn du jetzt abspringst, dann bist du bei den beiden unten durch. Du bekommst nur noch die blödesten Fälle, machst Schreibtischdienst ohne Ende und alles solche Dinge."

„Das wäre ja Mobbing!", sage ich empört.

„Das sind alles notwendige Arbeiten und du bist mit deiner Erfahrung und deinen Fähigkeiten dafür bestens qualifiziert, werden sie argumentieren. Jemand muss schließlich auch diese Dienste übernehmen und wer teilt die Leute ein?", erklärt er mit übertrieben scheinheiligem Tonfall.

„Wo habe ich mich da nur hineinmanövriert?"

„Das habe ich von Anfang an befürchtet."

„Ich will aber nicht auf ewig zur Tippse auf der Wachstube werden. Ich war bisher immer bei den Einsätzen ganz vorne mit dabei, habe das gern gemacht und war immer gut, in dem was ich gemacht habe. Ich habe nicht eine einzige Aktion vermasselt."

„Das ist doch den beiden Herren egal. Die sind noch von der alten Schule. Wenn jemand nicht spurt, dann lassen sie es denjenigen deutlich spüren. In diesem Fall dich."

„Verdammt!", entkommt mir.

„Du steckst in einer Scheißsituation. Das gebe ich zu."

„Wie würdest du dich an meiner Stelle entscheiden?", frage ich.

„Das fragst du ausgerechnet mich, einen Mann?"

„Warum nicht?"

„Dir ist schon klar, dass sich Männer leichter damit tun, wenn sie im Dienst ein hübsches Mädchen vögeln sollen oder dürfen. Ich bin aber keine Frau und kann deshalb nicht sagen, wie es ist, wenn man die Beine breitmachen muss, nur für den Job."

„Ich bin erledigt", jammere ich.

„Der Schreibtischdienst wird dich schon nicht umbringen. Such dir einfach ein schönes Hobby, dann ist es nicht so schlimm."

„Nicht so schlimm? Du hast ja keine Ahnung."

„Natürlich ist Innendienst eine öde Sache. Aber immer noch besser, als die Nutte von Corrazza machen zu müssen."

„Das ist sicher ein Mann, mit dem man auch Spaß haben kann", werfe ich ein.

„Ja, einen Mordsspaß sogar."

„Seine bisherigen Freundinnen leben ja alle noch."

„Die, von denen wir wissen."

„Sei jetzt nicht so pessimistisch."

„Ich kenne genügend Typen wie diesen Pasquale."

Ich trinke einen Schluck von meinem Kaffee. Ich weiß beim besten Willen nicht, was ich tun soll. Ich kann mich mit keiner der beiden Möglichkeiten anfreunden.

„Ich will nicht am Schreibtisch versauern. Dafür habe ich bisher zu viel in meine Karriere investiert. Ich habe mich immer bemüht und hart dafür gearbeitet. Das kann doch nicht alles umsonst gewesen sein."

„Aber die Alternative ist noch schlimmer."

„Ja, ich weiß. Ich will auch nicht mit einem Mann schlafen, nur für den Erfolg des Polizeipräsidenten."

„Mit einem Kerl?"

„Wie meinst du das?"

„Ich tippe, dass es nicht bei einem bleibt."

„Du meinst ..."

„Sei doch ehrlich. Du würdest dich im Pink Pussy bewerben. So wie du aussiehst, wird es sich Bruno nicht nehmen lassen, dich auf Herz und Nieren zu testen."

„Wer ist Bruno?"

„Der Geschäftsführer im Pink Pussy."

„Oh, du kennst dich aber gut aus?"

„Ich bin schließlich ein paar Jahre länger in diesem Beruf."

„Also Bruno und wer noch?"

„Das hängt davon ab, wie schnell Pasquale auf dich aufmerksam wird und wie gut besucht das Lokal ist. Wenn es läuft, dann könnten es zwei Männer pro Abend sein und unzählige, die dich begrapschen."

„Dann muss ich versuchen schnell an Corrazza heranzukommen."

„Das hilft dir auch nur begrenzt. Er verleiht seine Mädchen manchmal. Außerdem hat er Spaß an Gruppensex."

„Gruppensex? Zwei Mädchen und er?"

„Auch, aber eher selten."

„Was dann?"

„Gangbang."

„Du meinst ein Mädchen und mehrere Männer?"

„Du hast es erfasst. Dabei macht er nicht immer mit. Manchmal begnügt er sich auch nur mit Zuschauen. Ich weiß nicht, was ihn daran so aufgeilt."

„Woher weißt du das alles?"

„Ich weiß es nicht, ich habe nur überlegt, wie es sein könnte."

„Du hast mich verarscht?"

„Naja, so würde ich es nicht nennen", meint er entschuldigend. „Ich wollte dir nur aufzeigen, wie es laufen könnte."

„Idiot!"

„Hast du auch überlegt, dass Italiener besonders auf Arschficks stehen?"

„Analverkehr meinst du?"

„Ja, so kann man es auch nennen."

„Mir wird das jetzt eindeutig zu blöd. Ich gehe und überlege zu Hause allein weiter."

„Ich halte dich nicht auf. Ich meine es aber nur gut mit dir, das solltest du wissen. Vergiss auch nicht, ein Schreibtisch hat keinen Schwanz."

„Aber viele Ärsche, die drum herumlaufen", gebe ich ihm Kontra.

Ich stehe auf, verabschiede mich und mache mich auf den Weg nach Hause. Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll. Aber ich muss jetzt allein sein, um mir alles noch einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen.

Kapitel 3 - Die Entscheidung

Ich betrete das Polizeipräsidium. Es ist noch früh und es sind nur wenige Kollegen in den Gängen. Der Präsident hat die Sitzung kurzerhand in sein Büro verlegt und es nehmen, außer ihm selbst natürlich, nur mein Chef, Weber und ich dran teil.

Als ich etwa fünf Minuten zu früh das Büro betrete, sind die drei Herren bereits anwesend und scheinen lebhaft zu diskutieren. Sie haben sich wohl etwas früher getroffen, um die Möglichkeiten und eventuelle Alternativen zu besprechen. Sie sind ins Gespräch vertieft und es dauert länger, bis die Herren auf mich aufmerksam werden. Während mir Weber zulächelt, als er mich erblickt, habe ich den Eindruck, als ob die beiden anderen erschrocken zusammenzucken.

„Guten Morgen, Frau Stromer, bitte nehmen sie doch Platz", begrüßt mich der Polizeipräsident leicht stammelnd. Trotzdem versucht er sich zuvorkommend zu geben.

Ich gehe etwas unsicher auf den Tisch zu, nicke den Herren zur Begrüßung stumm zu und setze mich auf den einzigen Stuhl, der noch frei ist. Alle schauen mich erwartungsvoll an.

„Na, Frau Stromer, wie haben sie sich entschieden?", will mein Chef schließlich wissen.

Er lächelt mich dabei an. Es ist aber ein gezwungenes Lächeln, das die Augen nicht erreicht. Ich kann mich nicht des Eindrucks erwehren, als würde etwas Drohendes in seinem Blick liegen. Erneut taucht das Bild vom Schreibtisch und einem riesigen Stapel Papierkram vor mir auf.

Ich hatte mich zu Hause eigentlich gegen den Einsatz entschieden. Aber jetzt, wo ich hier sitze und meine Entscheidung bekanntgeben soll, nagt erneut der Ehrgeiz an mir, er nagt sogar ganz gewaltig. In diesem Moment kann ich nicht anders. Mir wird überdeutlich klar, dass ich eines ganz bestimmt nicht will, in einem Büro verschimmeln.

Es entsteht eine längere Pause, weil ich noch einmal hektisch überlege. Die Herren schauen mich die ganze Zeit gebannt an, so als wollten sie mich drängen, endlich etwas zu sagen. Die Stille wird allmählich unangenehm. In den Augen von Flo erkenne ich eine unausgesprochene Warnung. Er scheint zu wissen, dass ich mit mir ringe.

Die anderen beiden schauen mich hingegen voller Erwartung aus eng zusammengekniffenen Augen an. Sie sind sichtlich angespannt und ich habe den Eindruck, in ihrem Blick liegt eine Warnung, ja fast schon eine Drohung. Mir wird in diesem Moment klar, dass sie keinen Moment zögern würden, mich auf das Abstellgleis zu schieben und dass ich meine Karriere an den Nagel hängen kann, wenn ich jetzt ablehne. Und das wäre schlichtweg eine Katastrophe.

Für mich würde Schreibtischarbeit bedeuten, dass es kein Vorankommen mehr gibt. Ich würde nie mehr eine Sonderkommission leiten, ich würde nie zum BKA wechseln, ich würde nie mehr die Anspannung während eines gefährlichen Einsatzes spüren und -- für mich besonders schlimm - ich würde nicht mehr glücklich werden, denn ich brenne für diesen Beruf. Ich hätte mir einen anderen Job gesucht, hätte ich am Schreibtisch sitzen wollen.

„Ich mach´s!", sage ich schließlich hastig. Jetzt ist es endlich raus!

Während mich der Polizeipräsident und mein Chef erleichtert und schmunzelnd anschauen, bekomme ich von Flo einen vernichtenden Blick zugeworfen. Ich kann in seinen Augen lesen, dass er mich für völlig verrückt hält.

„Ich habe jedoch zwei Bedingungen", füge ich rasch hinzu.

Damit habe ich erneut die Aufmerksamkeit der Herren. Während Flo sich zu fragen scheint, was ich zur Bedingung mache, schauen mich die anderen beiden etwas genervt an. Sie hatten bei meiner Antwort gedacht sie hätten gewonnen und waren glücklich über meine Antwort. Nun allerdings wird wieder alles in Frage gestellt. Sie sind sichtlich nervös. Für eine kurze Zeit sagt keiner ein Wort. Ich halte mich auch zurück, denn nun müssen sie auf mich zugehen.

„Die wären?", bricht schließlich der Polizeipräsident das Schweigen.

„Ich werde noch vor dem Einsatz befördert."

„Sie werden zur Polizeihauptkommissarin ernannt, da sehe ich kein Problem."

„Erste Polizeihauptkommissarin", halte ich dagegen. „So hatten wir das gestern vereinbart."

„Aber Frau Stromer, das können sie doch nicht verlangen?", mischt sich nun mein Chef ein. „Dann wären sie im Grad sogar über mir."

„Hätten Sie damit ein Problem?"

„Das nicht, aber das wäre ein doch zu großer Sprung. Was würden die Kollegen dazu sagen?"

„Wie sie wollen. Dann müssen wir erst gar nicht mehr weitersprechen. Ich bedanke mich für das Gespräch."

Entschlossen stehe ich auf. Ich blicke in zwei entsetzte Gesichter, ein drittes mustert mich amüsiert. Der Polizeipräsident und mein Chef schauen sich gegenseitig an. Man kann darin deutlich lesen, dass sie hektisch am Nachdenken sind. Es ist zu erkennen, dass sie meine Bedingung nur mit Widerwillen annehmen wollen. Ihnen ist aber auch klar, dass ich entschlossen bin und sie haben keinen Plan B. Als ich mich bereits zur Tür wende, zuckt der Polizeipräsident kaum merklich mit den Schultern. Mir ist sofort klar, sie ergeben sich.

„Warten sie, von mir aus kann es auch die Erste Kriminalhauptkommissarin sein", gibt der Polizeipräsident klein bei. „Hauptsache, sie haben Erfolg."

„Der Einsatz beginnt erst, wenn ich die entsprechende Ernennungsurkunde in Händen halte."

„Darauf können Sie sich verlassen", bestätigt der Polizeipräsident mit einem leicht genervten Unterton. „Und die zweite Bedingung?"

„Florian Weber wird mein Kontakt. Er hat sonst keine Aufgabe, als auf mich aufzupassen und mit mir Kontakt zu halten. Nur er!"

„Weber? Warum ausgerechnet Weber? Wir haben andere ...", hält der Polizeipräsident dagegen.

Ich sage nichts. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, stehe ich erneut auf. Sofort sind die beiden Herren wieder angespannt. Flo scheint alles nur noch mit sichtlicher Erheiterung zu beobachten.

„Warum Weber?", will mein Chef wissen.

„Er kennt sich im Milieu bestens aus und es ist eine Frage des Vertrauens. Ich begebe mich wortwörtlich in die Höhle des Löwen. Wenn ich das schon mache, dann will ich auch zu 100 Prozent sicher sein können, dass mein Kontakt da ist, wenn ich ihn brauche, sich bestens auskennt und genau weiß, wie er handeln muss, wenn es einmal brenzlig wird."

„Sie kennen Weber doch noch nicht so lange, um das von ihm sagen zu können."

„Ich kenne ihn gut genug. Außerdem würde ich die Person, die sie mir so nebenbei aufs Auge drücken wollen, ja noch viel weniger kennen."

„Der Kollege Steiner wäre doch ideal. Den kennen sie doch wesentlich länger als Weber."

„Steiner? Ausgerechnet Steiner?", bringe ich entgeistert hervor. Flo dagegen kann sich nicht mehr zurückhalten und prustet laut los.

„Steiner ist doch ein fähiger Kollege?", versucht es mein Chef erneut.

„Nein, nein und nochmals nein! Ich will Sicherheit. Der Auftrag ist schon schwierig genug und kostet mich verdammt viel Überwindung. Da brauche ich doch kein halbes Kind, wie diesen Steiner an meiner Seite! Entweder Weber oder wir lassen es bleiben."

„Von mir aus, aber ich muss vorher noch mit dem BKA sprechen. Weber untersteht mir nicht", gibt sich der Polizeipräsident erneut geschlagen.

Ihm ist deutlich anzusehen, dass ihm das nicht passt, er aber keine andere Wahl hat. Vermutlich hat er Sorge, das BKA könnte am Ende den Erfolg auf seine Fahnen schreiben, da die Aktion ja unter der Führung eines ihrer Beamten erfolgt ist. Das aber wäre nicht gut für den Polizeipräsidenten. Einen Vorteil hätte er allerdings doch, er wäre Corrazza los und der Druck der öffentlichen Meinung würde nachlassen.

„Gut, wenn Sie eine positive Antwort vom BKA haben, dann lassen Sie es mich wissen", sage ich und stehe auf. „Meine Herren, es war mir ein Vergnügen."

Damit drehe ich mich um und verlasse das Büro. Ich grüße die Vorzimmerdame und gehe dann auf direktem Weg zum Aufzug. Während ich dort warte, kommt Flo angelaufen und stellt sich neben mich.

„Kaffee?", erkundigt er sich.

„Whisky", antworte ich. „Ich brauch jetzt etwas Stärkeres."

„Verstehe! Dann eben Whisky", grinst er.

Da sich in dem Moment die Türen des Aufzugs öffnen, steigen wir ein und drücken auf den Knopf, um ins Erdgeschoss zu fahren. Im Aufzug sagt keiner von uns beiden ein Wort. Ich habe zwar das Bedürfnis, ihm zu erklären, warum ich mich im letzten Moment doch noch anders entschieden habe, dass ich eigentlich absagen wollte und warum ich ihn als Kontakt will. Aber der Aufzug scheint mir nicht der richtige Ort für ein solches Gespräche zu sein.

Flo scheint es ähnlich zu gehen. Ich kann ihm ansehen, dass er Fragen hat, sich aber nicht traut, sie zu stellen. Kann auch sein, dass ihm der Aufzug genauso wenig behagt, wie mir, um über unsere Probleme zu reden.

Kapitel 4 -- Auf Arbeitssuche

Eine Woche lang haben wir gemeinsam die Aktion geplant, überlegt, uns abgesprochen und uns verschiedene Vorsichtsmaßnahmen für unterschiedliche Szenarien ausgedacht. Ich soll ein rotes Tuch ins Fenster hängen, sollte ich in Gefahr sein, dann würde Flo mit seinen Leuten das Haus stürmen, hat er vorgeschlagen. Ich sage nichts dazu, habe aber meine Zweifel, ob ich im richtigen Moment ein rotes Tuch und das passende Fenster zur Hand habe. Bei anderen Vorschlägen geht es mir ähnlich. Ich habe den Verdacht, sie dienen nur dazu, mich in Sicherheit zu wiegen. Im Ernstfall sind die für die Tonne. Aber ich will keine langen Diskussionen über Dinge, die ich nicht voraussagen kann und stimme einfach allem zu. Was am Ende passiert, das muss wohl aus der Situation heraus entschieden werden.

Nun aber ist es so weit. Einerseits bin ich froh, dass es endlich losgeht, andererseits habe ich echt Bammel davor, was alles auf mich zukommen wird. Ich habe mir da echt einen Scheißjob eingehandelt. Es ist, wie es ist und ich bin nun auf dem Weg zum „Pink Pussy", um mich für eine Stelle als Kellnerin zu bewerben. Ich habe einen dicken Klumpen im Magen und frage mich zum wiederholten Mal, ob ich damals bei der ersten Sitzung nicht doch besser den Drückeberger hätte machen sollen, wie meine Kollegen.